Reisebericht: Königreich Saudi–Arabien – ausführliche Rundreise

20.10. – 30.10.2023, 11 Tage Rundreise im Königreich Saudi–Arabien mit Riad – Tabuk – Wadi Al Lawz – Jibal Hisma – Wadi Disah – Al–'Ula – UNESCO–Welterbe Mada'in Saleh (Hegra) – Jabal Ikmah – Oase Chaibar – Medina – Dschidda (Jeddah) – Riad


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Es ist die erste Reise einer Eberhardt-Gruppe nach Saudi Arabien. Jeder ist gespannt, was ihn im bis vor kurzen für Touristen verschlossenen Königreich erwarten wird. Ich selbst war bereits zweimal im Land und freue mich nun, diese Reise führen zu dürfen.
Ein Reisebericht von
Frank Nimschowski
Frank Nimschowski

1. Tag, 20.10.2023: Flug nach Riad in Saudi Arabien

In der Mittagszeit trifft sich unsere kleine Gruppe von 12 Personen in Frankfurt/Main. Mit einem Airbus A 330 der Lufthansa fliegen wir in fünfeinhalb Stunden nach Riad. Der israelische Luftraum wird weitläufig umflogen, die Flugroute führt südlich vorbei über den Sinai und Golf von Aqaba.
In Riad zeigen wir unser 150 EUR Visum vor, geben unsere Fingerabdrücke ab und werden fotografiert. Dann ist es auch schon geschafft. Salam aleikum Saudi Arabien! Fawaz, deutsch sprechender Reiseleiter aus dem Sudan stammend, erwartet uns mit Eberhardt-Schild. Nachdem wir Geld getauscht haben, geht es in die saudische Hauptstadt ins Hotel. Für Hungrige steht hier noch das Abendbuffet zur Verfügung.

2. Tag, 21.10.2023: Riad und Weiterflug nach Tabuk

Ab heute heißt es jeden Morgen „salam aleikum“ ??
Pünktlich um 9.00 Uhr kommen wir zur Öffnung des saudischen Nationalmuseums. Das Museum spannt einen weiten Bogen von der Erdgeschichte mit Meteoritenfunden, der Steinzeit, altarabischen Königreichen über die Entwicklung des Islam bis zur Gründung des saudischen Königreiches. Bei diesen vielen Themen braucht Fauwaz mit der Museumsführung länger als geplant. Schnell ist es 12.00 Uhr. Um 14.00 startet unser Flieger nach Tabuk und wir brauchen eine Stunde bis zum Flughafen. Also jetzt „jallah“, das wird eng. Letztendlich bekommen wir noch unseren Flug. Pünktlich erreichen wir Tabuk im Nordwesten. Beim Landeanflug auf Tabuk sind sehr schön Bewässerungskreise zu sehen. Die riesigen grünen kreisförmigen Flächen entstehen durch die künstliche Bewässerung.

Am Flughafen Tabuk empfängt uns Muhammad (Ägypten). Er wird ab jetzt bis zum Ende der Reise unser lokaler Reiseleiter sein.
Abends treffen wir uns in der Hotellobby zu einer Vorstellungsrunde zum besseren kennenlernen. Jetzt weiß (theoretisch) jeder, wie er den anderen am besten anspricht.
Unser Abendessen haben wir im Restaurant Lobani außerhalb des Hotels. Bei sommerlichen Temperaturen im Freien genießen wir wir ein leckeres libanesisches Tischbuffet.
Muhammad möchte uns noch zeigen, was die Saudis abends so machen. Deshalb unternehmen wir noch einen Abstecher zur Park Tabuk Mall.

3. Tag, 22.10.2023: Ausflug ans Rote Meer – Al Sharma (Neom) – Nabatäer Gräber von Al Bada´in – Wadi Tayib Ism – Maqna Springs

Neben unserem sudanesischem Fahrer Eldou und lokalen Guide Muhammad aus Ägypten kommt heute zusätzlich noch ein saudischer Begleiter mit uns. Er heißt Shahir und ist sonst in einer Sonderschule als Lehrer tätig. Heute verdient er sich etwas dazu. Er wird mit seinem Wissen eine gute Bereicherung sein. Es ist Vorschrift, dass in dieser sensiblen Region mit diversen Straßencheckpoints, viel Militär und der Nähe zu Ägypten und Jordanien ein Saudi mit an Bord kommt. Shahir kennt in den Bergen eine interessante Stelle, welche er uns gern zeigt – der Jabal Safina (deutsch „Schiffsberg“). Es handelt sich um einen Berg im Form eines Schiffes. Früher verlief hier eine Karawanenroute. Bei den Inschriften im Felsen handelt es sich um wichtige Nachrichten für Karawanen, die diese Route nutzen.

Über die sehr gut ausgebaute Fernstraße passieren wir eine faszinierende Bergwelt.
An der Küste bei Sharma angekommen, sind vielerorts rege Bauarbeiten zu beobachten, die Arbeiten für das saudische Megaprojekt Neom.
Wir beginnen mit unseren Besichtigungen:
Die Nabatäer Gräber bei Al Bada´in (arab. mugha'ir shu'ayb – die Gräber des Shuaib), Zeugnisse der Hochkultur der Nabatäer sind einen kurzen Besuch wert, wenn gleich sie nicht mit den prächtigen Anlagen in Petra oder Madain Salih (bei Al Ula) zu vergleichen sind.
Die Geschichte von Moses, der nach seiner Flucht aus Ägypten in dieser Region 10 Jahre gelebt haben soll, spielt bei den Besichtigungen immer wieder eine Rolle. Am Mosesbrunnen (arab. B´ir assa´idni), soll sich Moses mehrfach unter einem Baum meditierend aufgehalten haben. An einer anderen Stelle nahe des Roten Meeres befinden sich die Moses Quellen (Magna Springs), deren Ursprung auf Moses zurückgehen sollen. Hier soll er auch seine Frau Zippora (mit ihr 2 Söhne) kennengelernt haben.
Nachdem wir zwei Checkpoints passiert haben, erreichen wir direkt an der Küste den Zugang zu der 25 km langen Schlucht Tayib Ism. Natürlich war auch hier Moses – nach hiesiger Überzeugung kam Moses nach seiner Flucht aus Ägypten durch das Rote Meer genau an dieser Stelle an Land.

Am Nachmittag treten wir die Rückfahrt nach Tabuk an. Mit der tief stehenden Sonne im Rücken haben wir noch einmal schöne Perspektiven auf diese tolle Bergwelt. Während eines Halts vor Tabuk können wir einen schönen Sonnenuntergang erleben. Es ist damit auch Gebetszeit. Gern geben wir unseren Begleitern die Zeit für´s Gebet. Da es sich um einen Gebetsplatz im Freien handelt, können wir ihr Gebet auch gut verfolgen.

4. Tag, 23.10.2023: Hedschasbahnhof in Tabuk und Wadi Dissah – das einzigartige Naturwunder Saudi Arabiens – Fahrt in die Region Al Ula

Am Morgen beladen wir den Bus mit unserer Picknickausrüstung, welche Muhammad für uns noch schnell organisiert hat.
Bevor wir Tabuk verlassen, halten wir noch am historischen Bahnhof der Hedschasbahn. Im Lokschuppen gibt es eine kleine Ausstellung mit einer Originaleisenbahn. Tabuk war zu osmanischer Zeit eine wichtige Station der Pilgerbahn mit Versorgungseinrichtungen und sogar einem Gefängnis. Die Bahnstrecke verlief von Damaskus (mit Anschluss nach Norden an die Bagdadbahn) bis nach Medina. Der 1. Weltkrieg und regionale Konflikte führten allerdings zum schnellen Ende der Hedschasbahn.

Wir verlassen Tabuk Richtung Wadi Dissah. Unterwegs begegnen wir öfters Kamelen. Auch bieten sich immer wieder schöne Aussichten auf die Bergwelt, besonders als wir eine imposante Serpentinenstraße hinunter fahren. Die Mittagszeit verbringen wir im Wadi Dissah, welches zu den spektakulärsten Landschaften in Saudi Arabien zählt. Es handelt sich um eine ca. 15 Kilometer lange Schlucht. Einzelne Klippen ragen bis zu 500 Meter in die Höhe. Stetig fließendes Wasser sorgt für eine üppige Vegetation im Wadi.
Am Ende der Asphaltstraße steigen wir auf zwei klapprige uralte Toyota Cruiser um. Sie bringen uns sieben Kilometer ins Tal hinein. Dabei queren wir öfters den Wasserlauf und fahren durch drei bis vier Meter hohe Gräser. Wir kommen an die Quelle des Baches, wo sich eine markante Felsformation in Form eines Herzens befindet. Das ist natürlich ein beliebtes Fotomotiv. Es ist auch ein schöner Platz für unser Picknick im Schatten der hoch aufragenden Felsen.

Nachmittags, während der Fahrt nach Al Ula erleben wir zwei Wetterphänomene: einen Regenschauer in der Wüste und einen Sandsturm, beides zum Glück lokal begrenzt. Als wir am Abend im Sahary Resort in Al Ula ankommen, ist das Wetter wieder freundlich.
Unser Abendessen finden in toller Kulisse am Fuße mächtiger Felsen statt. Leider war für unsere Gruppe (wie für andere auch) kein eigener Tisch vorgesehen, wir müssen uns auf verschieden Tische aufteilen. Da wir abends im Dunkeln im Resort angekommen sind, haben wir noch keine Vorstellung von der umgebenden Landschaft. Ich bin sicher, morgen früh wird jeder von diesem Ort fasziniert sein.

5. Tag, 24.10.2023: Felsengräber von Hegra – Altstadt Al Ula – Felsenbogen von Madachil

Heute Vormittag besichtigen wir einige der imposanten Monumentalgräber der Nabatäer von Mada´in Saleh (Hegra). Bevor wir mit anderen Besuchern in den Bus von Experience Al Ula einsteigen, lassen wir es uns im Besucherzentrum gut gehen. Hier gibt es kostenfreie Getränke und Naschereien und eine Souvenirshop, wo es sogar Postkarten angeboten werden.
Auf der weitläufigen 52 Hektar großen UNESCO Weltkulturerbestätte steuern wir mit dem Bus vier Stationen an:
1.) Jebel Al Ahmar (roter Berg). In einem der hiesigen Gräber wurde 2014/2015 ein weitgehend vollständiges Frauenskelett entdeckt. Die nabatäische Frau hieß laut Grabinschrift Hinat. In einem aufwendigen Computer gestützten Verfahren wurde ihr Gesicht rekonstruiert (wird im Besucherzentrum gezeigt). Im gleichen Grab haben die Archäologen Überreste von weiteren etwa 80 Individuen entdeckt.
2.) Qasr Al Farid (Tomb of Lihyan son of Kuza). Als größte und sehr markante Grabfassade avancierte dieses Grab zum Symbol von Mada´in Saleh. Es wurde nicht vollendet.
3.) Qasr Al Bint (Jebal Al Banat). Eine der größten Ansammlungen von Gräbern, insgesamt 29. Hier können wir uns ein Grab im Inneren anschauen.
4.) Jabal Ithlib. Es handelt sich um die höchstgelegene Stelle über der antiken Stadt. Hier befinden sich ein sakraler Ort sowie der sogenannte Diwan, also eine Art Versammlungsraum der Nabatäer, wo wichtige Männer zusammen kamen, um wichtige Themen zu besprechen.

Mittags erkunden wir als nächstes die Altstadt von Al Ula. Wir konzentrieren uns auf die Fußgängerzone während im stark gefährdeten Winterlehmdorf unterhalb der Fußgängerzone umfangreiche Rekonstruktionsarbeiten durchgeführt werden.
Wir haben unser geplantes Programm im zeitlichen Ablauf umgestellt und damit Zeit für einen zusätzlichen Ausflug gewonnen. Nachdem wir noch eine vergessenen Sonnenbrille in der Altstadt abgeholt haben, fahren wir zum Felsenbogen im Madachil-Tal. Der Felsenbogen, ein Wunder der Natur, ist auch für uns ein willkommenes Fotomotiv. In der Nähe haben wir Kamele in einem Gatter entdeckt. Also besuchen wir noch Kamele. Der sudanesische Aufpasser lässt uns ins Gatter hinein und damit ganz nah an die Kamele heran. Wir haben viel Spaß…?? Inzwischen senkt sich die Sonne am Horizont. Ein weiterer Tag mit schönen Eindrücken geht zu Ende.

6. Tag, 25.10.2023: Löwengräber von Dadan – Felsinschriften am Jabal Ikmah – Konzerthalle Maraya – Mittagessen im Luxusresort – Elephant Rock

Heute ist jener Tag, auf den ich mich persönlich sehr gefreut habe.
Ähnlich wie gestern, gibt es auch hier in Dadan ein Besucherzentrum, wo kostenfreie Getränke und kleine Naschereien angeboten werden. Das Wahrzeichen von Dadan, zwei Löwenreliefs über einem Felsengrab, ist schwer zugänglich, weshalb Ferngläser bereit liegen, um sie deutlich sehen zu können. Dadan bietet für Archäologen ein großes Betätigungsfeld. Bisher haben sie über 1.200 Gräber identifizieren können. An einer Stelle in Dadan finden gerade Ausgrabungen statt. Hier wurde ein Brunnen, ein Wasserspeicher, ein Tempel und Wohnbereiche freigelegt.
An anderer Stelle, zu Füßen des Berges Jabal Ikmah widmen wir uns alten Inschriften
und Petroglyphen. Beeindruckend ist die mehrere hundert Meter senkrecht fallende Felswand des Jabal Ikmah. Offensichtlich zog diese markante Stelle schon in früheren Zeiten die Menschen an. Sie hinterließen hier in den Felsen Nachrichten von ihren Reisen, zeichneten verschiedene Tiere wie Rinder, Kamele und Strauße sowie an einer Stelle Musikinstrumente. Man vermutet, dass hier Karawanen rasteten, bevor sie sich in die Oase von Al Ula begaben.

Anschließend begeben wir uns in ein Seitental der Al Ula Oase, in das landschaftlich wunderschöne Ashar-Tal. Die Saudis wünschten sich in dieser faszinierenden Kulisse einen Konzertsaal, ohne dass die Landschaft zerstört wird. Der ausgewählte italienische Architekt kam auf die Idee, die Fassade des Konzertsaals „Maraya“ zu verspiegeln. Je nach Standort ergeben sich für den Betrachter bei Maraya (arab. „Spiegel“) sehr interessante Perspektiven…eine tolle Idee. Nach diesem außergewöhnlichen Erlebnis bleiben wir noch im Ashar-Tal, um in einem der beiden Luxusressorts Mittag zu essen. Das Restaurant befindet sich am Pool, eingebettet in bizarre Felsen.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir am sogenannten Elephant Rock, ein riesiger Fels in Form eines Elefanten und Wahrzeichen von Al Ula. Im Boden vor dem Elephant Rock gibt es originelle Sitzmöglichkeiten in kreisförmigen Vertiefungen, genug Platz für unsere kleine Gruppe. Wir erleben hier den Sonnenuntergang und später die abendliche Atmosphäre mit dezenter Beleuchtung.

7. Tag, 26.10.2023: Weiterreise über Khaibar nach Medina – Stadtbesichtigung in Medina

Nach der wunderschönen Zeit in Al Ula reisen wir jetzt nach Medina weiter.
Wir haben kurzfristig erfahren, dass die Koran-Druckerei in Medina ihre Öffnungszeiten geändert hat und wir deshalb nicht die Möglichkeit für einen Besuch haben. So werden wir die Zeit in Medina für andere Besichtigungen nutzen.

Auf der Fahrt nach Medina unternehmen wir einen Abstecher zur Altstadt von Khaibar. Hier lebten früher viele Juden und zu Lebzeiten des Propheten Muhammad gab es Spannungen zwischen ihnen und den Muslimen. Aktuell scheint es so, dass das für die Saudis ein sensibler Ort ist. Als wir fotografieren möchten, erscheint sofort Polizei. Ich spreche mit ihnen, sie meinen, fotografieren ist verboten, Gründe nennen sie (wie üblich in diesem Land) nicht. Aber wenn ich ein Erlaubnis vom König vorlege, ist das kein Problem…

In Medina angekommen, checken wir zunächst im Hotel ein, weil ich bis in die Abendstunden in der Innenstadt mit Euch unterwegs sein möchte. Auf dem Weg zur Prophetenmoschee halten wir am Dattelmarkt. Hier gibt es unzählige Sorten und man natürlich auch gern probieren. Als wir aufbrechen wollen, kommen drei Busse mit Pilgerreisenden aus Usbekistan an. Jetzt wird es im Laden voll und wir können weiterziehen.
Nun nehmen wir uns ausgiebig Zeit für die Prophetenmoschee Masjid an Nabi. Wir befinden uns an jenem Ort, wo der Prophet Muhammad mit seiner ersten Gemeinde lebte und begraben ist. Es ist nach Mekka der heiligste Ort für Muslime. Noch vor kurzer Zeit war es undenkbar, dass man sich hier als Nichtmuslim aufhalten darf. Die Ausmaße der Masjid an Nabi sind unbeschreiblich. Die Prophetenmoschee bildet das Stadtzentrum und kann vom Betrachter als Ganzes nicht überblickt werden. Tausende von Pilgerreisenden und Muslimen strömen in die Moschee, denn gleich ist Sonnenuntergang und der Muezzin wird zum Abendgebet rufen, was für eine Atmosphäre! Aus gebührenden Abstand können wir das Abendgebet jener Muslime verfolgen, die sich auf dem Vorplatz der Moschee eingefunden haben. Noch eine Weile genießen wir die tolle Abendstimmung an der Moschee.
Zum Abendessen im Hotelrestaurant wird uns ein üppiges und abwechslungsreiches Tischbuffet geboten. Etwas später nimmt am Nachbartisch die Fußballmannschaft von Al Ula Platz.

8. Tag, 27.10.2023: Besichtigungen in Medina und Fahrt mit dem Schnellzug von Medina nach Jeddah

Unser Bus mit Fahrer Eldou und unseren Koffern fahren am Morgen nach Jeddah. So können wir bequem die geplante Bahnfahrt mit Handgepäck antreten. Bevor es soweit ist, besichtigen wir in Medina der „erleuchteten“ wie man hier sagt, verschiedene für den Islam historisch bedeutende Stätten:
1.) Masjid Al Quiblatain (Moschee der 2 Gebetsrichtungen)
hier wurde zu Zeiten des Propheten während eines Gebetes die Gebietsrichtung von Al Kuds (Jerusalem) nach Mekka geändert;
2.) Jame Al Khandaq (Khandaq-Moschee), auch Ort der 7 Moscheen genannt, welche den 7 engsten Gefolgsleuten von Muhammad zugeordnet werden;
3.) Die Bilal ibn Rabah Moschee, welche nach einem äthiopischen Sklaven benannt ist, der vom Propheten Muhammad zum Muezzin auserwählt wurde. Die Moschee wurde ihm zu Ehren errichtet.
4.) Die Quiba´a Moschee, welche die erste Moschee in Medina und damit in der islamischen Welt war (außer der in Mekka, die nach islamischen Glauben Abraham gebaut haben soll…).
5.) Der Jebal (Berg) Uhud gilt als einer jener Orte, an denen Kämpfe der Truppen des Propheten gegen die Quraisch aus Mekka stattfanden.
Für die Männer unserer Gruppe gibt es bei den Aufenthalten an den Moscheen eine Überraschung. Unser Guide erlaubt uns, die Moscheen zu betreten!
Schließlich legen wir noch einen Fotostopp an der Koran-Druckerei ein, damit wir sie zumindest einmal von außen gesehen haben.

Es ist Freitag. Mittag steht das wichtigste muslimische Gebet der Woche an, deshalb sind die meisten Geschäfte und sonstige Einrichtungen zumindest bis mittags geschlossen. Glück haben wir, dass Starbucks geöffnet hat. Dann geht´s weiter zum Bahnhof, ein imposantes modernes Gebäude. Mit dem "Haramain High Speed Railway“ benötigen wir für die etwas mehr als 400 km lange Strecke nach Jeddah knapp zwei Stunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 300 km/h. „Haramain“ bedeutet „zwei Heiligtümer“, gemeint sind Mekka und Medina. Der Zug verbindet diese beiden wichtigsten islamischen Stätten. So befinden sich in unserem Zug auch viele Pilgerer, welche nach Mekka weiter fahren. Sie sind leicht an den zwei weißen Baumwolltüchern, welche sie tragen, zu erkennen.
Am Bahnhof in Jeddah kommt uns die schwül heiße Luft entgegen. Das ist Jeddah. Eldou fährt uns erst einmal ins Hotel. Abends wollen wir noch einmal los, zur Fontäne und einem Fischrestaurant am Rande der Stadt. Doch das Wetter hat etwas dagegen. Gerade als wir uns die welthöchste Fontäne ansehen wollen, wird sie aufgrund starker Sturmböen abgeschaltet. Den Sturmböen folgen Gewitter und Regen, was wiederum zu langen Staus auf den Straßen führt. So brauchen wir eine gefühlte halbe Ewigkeit bis zum Fischrestaurant. Das Abendessen selbst ist sehr schmackhaft, es gibt Papageifisch und gegrillte Riesengarnelen.

9. Tag, 28.10.2023: Entdeckungen in der Hafenstadt Jeddah – Altstadt (UNESCO–Welterbe) – Flug nach Riad

Der Morgen beginnt holprig. Zunächst mag ein Schließfach die Wertsachen nicht mehr hergeben, ein Techniker muss ran. Dann meinen Staatsgäste, dass sie heute das Abdul Raouf Khalil Museum ganz für sich allein haben sollten. Wir kommen also heute nicht in dieses Museum…das ist Saudi Arabien. Wenigstens schauen wir uns das imposante Museumsgebäude noch von draußen an und widmen uns dann ausgiebig der historischen Altstadt und machen dort das „XXL-Programm“.

Unser heutiger saudischer Begleiter erläutert uns die für die Altstadt so charakteristischen Roshan (pers. Licht). Roshan sind an den Gebäuden vorspringende Erkerfenster mit geschnitzten Holzgittern. Anmerkung von meiner Seite: Roshan ist ein Synonym für Mashrabiya, der Begriff Mashrabiya wird für dieses architektonische Element vorzugsweise in Nordafrika verwendet.
Traditionell wurden Roshan/ Mashrabiya zum Einfangen des Windes genutzt. Beispielsweise wurden Tonkrüge mit Wasser darin platziert, um eine Kühlung durch Verdunstung zu bewirken. Darüber hinaus erlaubten sie den Frauen, Beobachtungen nach draußen anzustellen, ohne dass man sie von außen sehen konnte.
Nach einem Blick in eine Gemäldesammlung mit historischen Motiven der Region legen wir einen Halt im Museum Bait Salum ein. Es handelt sich um ein renoviertes historisches Altstadtgebäude. Wir werden typisch mit arabischem Kardamomkaffee und Datteln begrüßt, bevor wir uns die verschieden Räume ansehen.
Seit Jahrhunderten ist Jeddah das Tor zum nur 79 km entfernten Mekka. Pilgerer versorgten sich in Jeddah mit dem Nötigsten. Das prägte die Altstadt mit ihren vielen Händlern. Wir besuchen den bekanntesten Markt, den Souk Al Alawi, der sich vom Bait Nasif bis zum Bab Makka (Mekka-Tor) zieht. Das Bait Nasif selbst zählt zu den größten und bekanntesten Altstadtbauten. Das 1881 fertiggestellte Gebäude diente als Gästehaus und königliche Residenz.

Auf dem Weg zur Corniche legen wir einen Halt am Fischmarkt ein. Auf dem Markt herrscht den ganzen Tag geschäftiges Treiben. Wir können zwei Fischauktionen verfolgen. Und wir suchen nach Papageifischen – weil wir gestern welche gegessen hatten, wollen wir sehen, wie sie aussehen.
Nach einem Fotostopp am Skulpturenpark fahren wir weiter zur weiter nördlich gelegenen Corniche. Ich bin vor zwei Jahren diese Corniche über mehrere Kilometer abgelaufen und möchte nun an einen schönem Abschnitt der Strandpromenade halten. Von der Island Mosque (arab. Masjid alwajiha albahriya = die dem Meer zugewandte Moschee) wandern wir die Strandpromenade bis zum riesigen Schriftzug JEDDAH, der sich natürlich für ein gemeinsames Foto anbietet.

Nach einer Pause in der Red Sea Mall endet unser Aufenthalt in Jeddah. Vor unserem Abflug nach Riad ziehen wieder Gewitterwolken auf. Deshalb starten wir mit mehr als einer Stunde Verspätung. In Riad erreichen wir unser Hotel kurz nach 23.00 Uhr. Im Restaurant ist man so lieb und wartet auf uns. So kann sich jeder nach diesem langen und erlebnisreichen Tag noch stärken.

10. Tag, 29.10.2023: Höhepunkte in Riad – Diriyah – The Line Experience – Kingdom Tower – Masmak Fort

Unser erstes ziel am Morgen ist Diriyah (arab. ad diri´ya), historische Heimat der Al Saud Dynastie und Geburtsort des saudischen Königreiches. Hier befand sich die erste saudische Hauptstadt. Im auf das 15. Jahrhundert zurückgehenden Stadtteil At Turaif entstand über Generationen der Familienpalast. At Turaif ist ein repräsentatives Beispiel für die frühere Lehmarchitektur der Najd Region und steht deshalb auf der UNESCO Weltkulturerbeliste. Die Geschichte von Diriyah ist maßgeblich verbunden mit dem Aufstieg des Wahhabismus, einer strengen Form der Auslegung des Islam, die bis heute in Saudi Arabien vorherrschend ist.
Wir verbringen zwei Stunden in diesem riesigen Freilichtmuseum einschließlich diverser Ausstellungen. Die Saudis haben hier bei der Pflege ihres Familienerbes nicht gegeizt und im Rahmen der „Vision 2023“ sind noch zweistellige Milliardenbeträge für den Ausbau als Tourismusmagnet, Kulturzentrum und weitere Restaurationen vorgesehen…wer hat der hat.

Nach einem Blick in die jüngere Geschichte der Saudis folgt ein Blick in die Zukunft – als Überraschung für heute besuchen wir „The Line Experience“. Bei „The Line“ handelt es sich um das ambitionierteste Projekt Saudi Arabiens. Im Rahmen des Neom-Projektes soll The Line eine 170 km lange, 200 Meter breite und bis 500 Meter hohe Stadt werden. Von außen ist The Line vollständig nach dem Vorbild von Maraya verspiegelt. Wir bestaunen die Ausstellung mit Staunen, Kopfschütteln, Fragen, Zweifeln… Unter dem Motto „Neue Wunder für die Welt“ soll diese Zukunftsstadt für 9 Millionen Menschen frei von Autos, Straßen und Emissionen sein. Ihre Energieversorgung soll zu 100% auf erneuerbaren Energien basieren. Bei Energie fällt mir ein, dass nach dem Verständnis hier Atomkraft als erneuerbare Energie betrachtet wird und Saudi Arabien bis 2040 dutzende Atomkraftwerke bauen will….The Line bietet jedenfalls viel Gesprächsstoff und egal ob man Optimist, Visionär, Realist, Bedenkenträger oder Pessimist ist – es wird spannend was die Zukunft bringen wird.

Anschließend besuchen wir die Skybridge des 302 Meter hohen Kingdom Tower, Wahrzeichen Riads. Die Aussicht auf die 9 Millionen Metropole ist, wie meistens, etwas diesig, aber bis zu den Wolkenkratzern des Finanzdistriktes im Norden und der Skyline im Süden mit dem markanten Faisaliyah Tower (der Turm mit der großen goldenen Kugel, Architekt Norman Foster) kann man schauen.
Bevor wir abends ins Hotel zurückkehren, halten wir noch am Masmak Fort. Auch hier geht es vor allem um die jüngere Geschichte der AL Saud Familie. Insbesondere wird die Eroberung des Forts 1902 durch eine Handvoll Saudis unter Führung des späteren Staatsgründers glorifiziert.
Muhammad zeigt uns nebenan den Sitz der inzwischen von MBS entmachteten und einst gefürchteten Religionspolizei. Schließlich verbringen wir noch etwas Freizeit im angrenzenden Souk.

Nun geht unsere Reise mit großen Schritten zu Ende. Im Hotel sitzen wir noch einmal beim letzten gemeinsamen Abendessen zusammen, dann geht´s am späten Abend zum Flughafen. Damit müssen wir uns nun auch von unserem lokalen Guide Muhammad verabschieden, der eine tolle Arbeit geleistet hat und uns viel Wissen vermittelt hat.

11. Tag, 30.10.2023: Rückflug von Riad

Am internationalen Flughafen von Riad brauchen wir noch etwas Geduld, der Flieger von Bahrain kommend verspätet sich. Die Lufthansabesatzung und das Bodenpersonal sind aber flink und können Zeit gewinnen, so dass wir letztendlich am frühen Morgen pünktlich im verregneten Frankfurt landen.

Damit endet eine wunderschöne und erlebnisreiche Reise durch Saudi Arabien.
Mit uns bringen wir viele schöne Erlebnisse. Wenn einerseits verschiedene geplante Programmpunkte aus den verschiedensten Gründen nicht durchgeführt werden konnten, öffneten sich andererseits neue Möglichkeiten für andere interessante Besichtigungen. An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank für Euer Verständnis und Flexibilität. Und da wir gerade bei Danksagungen sind, möchte ich allen an dieser Stelle danken, die zum Gelingen dieser Reise beigetragen haben, insbesondere unserem lieben Guide Muhammad und den Busfahren, die es auch nicht immer einfach haben. Ich selbst bin sehr dankbar für das Privileg, die erste Eberhardt-Reise nach Saudi Arabien führen zu dürfen. Noch vor wenigen Jahren war es undenkbar, dass Touristen dieses Land besuchen dürfen.

Ich bedanke mich bei Euch ganz herzlich für eine unglaublich schöne gemeinsame Zeit und ich hoffe, dass wir uns mal wiedersehen auf einer meiner Reisen, insha´allah.

Alles Gute, bleibt gesund und ma´assalama

Euer Frank

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Lieber Frank, ich war schon sehr gespannt auf Deinen Bericht und habe mich sehr über die präzise Beschreibung der Reise mit all den Namen der besuchten Orte gefreut, erleichtert das doch ganz sehr die Benennung der vielen eigenen Fotos. Vielen Dank auch für Deine sehr schönen Fotos (Ortsangaben), vor allem auch die vom Inneren der Moscheen, in die wir Frauen ja keinen Zutritt hatten. Diese Reise war wirklich ein großes Erlebnis - mit so vielen verschiedenen Eindrücken. Und man hat auf Schritt um Schritt auch Deine Begeisterung gespürt, uns das alles zu zeigen. Shukran, Shukran!

Elgard Blaschka
06.11.2023