Reisebericht: Schottland aktiv erleben – Großbritannien

31.07. – 12.08.2022, 13 Tage Kultur– & Wanderreise in Schottland: Glasgow – West Highland Way – Glen Nevis – Jacobite Steam Train – Great Glen Way – Loch Ness – Orkney–Inseln – Edinburgh – Hadrianswall


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Zum zweiten Mal erst findet diese schöne neue Wanderreise durch Schottland statt, auf der wir die geheimnisvolle Heimat von Haggis und Kilt von Glasgow bis Edinburgh, vom Hadrianswall bis zu den Orkney-Insel an 13 abwechslungsreichen Tagen erkunden.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 31.07.2022): Anreise nach Glasgow – Kelvingrove Art Gallery & Museum – West End und Stadtzentrum

Für die Berliner Hälfte meiner Reisegruppe läuft alles super am BER. Die Koffer sind schnell aufgegeben, bei der Sicherheitskontrolle kann ich meine Technik gar nicht so schnell auspacken, wie wir abgefertigt werden. Warteschlange? Fehlanzeige! So kann es auch zugehen an einem Flughafen — und das ausgerechnet in Berlin! Umso entspannter kommen wir in Glasgow an, wo im Laufe des Nachmittags vier weitere Gäste zu uns stoßen. Nach dem Einchecken in unserem Hotel im Glasgower Westend spazieren wir hinüber zur schon von außen imposanten Kelvingrove Art Gallery. Im Inneren werden wir mit einem kostenlosen Orgelkonzert in Schottland begrüßt! Nachdem wir die Vielzahl und Vielfalt der Bilder und Exponate im Museum gebührend bewundert haben, schlendern wir weiter über den Fluss Kelvin zum altehrwürdigen Hauptgebäude der Universität von Glasgow, das eher an ein Märchenschloss erinnert — oder an eine Zauberschule. Durch die Kneipenmeile Ashton Lane, in der sich abends die Studenten tummeln, geht es zur U-Bahn-Station Hillhead. Wir steigen wagemutig in die wohl kleinste U-Bahn der Welt und fauchend und ruckelnd wie ein Ungetüm bringt sie uns in die Fußgängerzone in der Innenstadt, die Buchanan Street. Nebenan liegt gleich der George Square mit den City Chambers. Auf dem Weg den Hügel hinab zur St. Enoch Station werfen wir einen Blick in die Willow Tearooms des berühmten Architekten und Designers Charles Rennie Macintosh sowie das Einkaufszentrum Princes Square. Dann müssen wir die Innenstadt auch schon wieder verlassen, denn die letzte U-Bahn geht sonntags kurz nach 18 Uhr. Und überhaupt sind wir inzwischen auch schon etwas hungrig nach dem langen Anreisetag und freuen uns auf das Abendessen im Hotelrestaurant.


2. Tag (Montag, 01.08.2022): Loch Lomond – Wanderung auf dem West Highland Way

Für unsere erste Wanderung auf dieser Reise haben wir uns einen der schönsten Flecken in Schottland ausgesucht: einen Abschnitt des West Highland Way am östlichen Ufer des Loch Lomond. Eine gute Stunde Fahrt ist es von Glasgow bis in den Nationalpark. In Tarbet wartet schon ein Ausflugsboot, das nur für uns bestimmt ist. Was für ein Luxus! Es bringt uns quer über den größten schottischen See zum Startpunkt unserer Wanderung. Für eine Wanderung ist das Wetter ideal: bewölkt, aber kein Regen, und zwischendurch immer mal wieder ein Stück blauer Himmel und Sonnenschein. Frohen Mutes ziehen wir los in Richtung Süden. Unterwegs begegnen wir stets freundlich grüßenden Wanderern, die den Fernwanderweg in die Gegenrichtung und meist sogar komplett bis Fort William laufen. Der Weg verläuft mal aufwärts, mal abwärts, aber stets in Sichtweite des Sees, bis er schließlich abbiegt und durch ein kleines Wäldchen führt, indem wir auf eine typisch schottische Bothy treffen, eine spartanische Schutzhütte, in der man mit dem Schlafsack übernachten könnte. Ein Stückchen weiter treffen wir wieder auf den Loch Lomond und machen an einem schönen Uferabschnitt unsere Mittagspause. Leider schaffe ich es heute nicht bis ins Ziel, da es einen kleineren medizinischen Notfall gibt und ich mit der betroffenen Frau in den Genuss einer kostenlosen Speedboot-Fahrt über den See komme, denn wir werden vom Rettungsdienst abgeholt. Uns beiden fliegt fast die Brille weg, als der Bootsführer den Gashebel umlegt. So ähnlich muss es sich anfühlen, wenn Mr. Sulu auf der Enterprise den Warpantrieb aktiviert! Sowohl die Parkranger als auch die vier Jungs von der Küstenwache kümmern sich sehr freundlich und fürsorglich um uns und stellen sogar sicher, dass alle anderen Gäste wohlbehalten die Jugendherberge in Rowardennan erreichen, wo sie von der Lomond Princess abgeholt werden. Derweil haben wir zwei in Tarbet bei Tee und Kuchen auf die Gruppe gewartet, die sogar mit Dudelsackmusik empfangen wird! Also, meine Gäste bekommen bisher richtig was geboten auf dieser Reise! Auf den heftigen Regenschauer während der Rückfahrt nach Glasgow hätten wir zwar gern verzichtet, aber immerhin blieben wir während der Wanderung verschont. Ich bin gespannt, welche Abenteuer uns am nächsten Tag erwarten!


3. Tag (Dienstag, 02.08.2022): Bannockburn – Stirling – Glencoe – Wanderung im Glen Nevis

Auf Wunsch meiner Gäste machen wir einen Fotostopp am Riverside Museum, bevor wir Glasgow verlassen. Es wurde von der bekannten Architektin Zaha Hadid entworfen und beherbergt das Transportmuseum. Wie in der Vergangenheit für lange Zeit ist auch für uns die Stadt Stirling das Tor zu den Highlands. Außerhalb dieses hübschen Städtchens fanden während der Befreiungskriege gegen England zwei wichtige Schlachten statt, die untrennbar mit den Namen der zwei größten schottischen Nationalhelden verbunden sind: William Wallace gewann die Battle of Stirling Bridge, Robert the Bruce die Battle of Bannockburn. Wir besichtigen heute als erstes das Reiterdenkmal auf dem ehemaligen Schlachtfeld, das an den berühmten König der Schotten erinnert. In der Ferne können wir bereits das Stirling Castle sehen, das oberhalb der Stadt auf einem Hügel vulkanischen Ursprungs thront. Das Castle ist unser nächstes Ziel. Von hier aus können meine Gäste die Altstadt erkunden und notwendige Einkäufe erledigen. Anschließend fahren wir Richtung Norden und machen unterhalb der Burg einen weiteren Fotostopp. Durch hübsche kleine Ortschaften und den östlichen Teil des Loch-Lomond-and-the-Trossachs-Nationalparks fahren wir immer tiefer in die Highlands hinein. Dabei sehen wir mehrmals neben uns sowohl den West Highland Way als auch die Eisenbahnstrecke nach Fort William. Das beeindruckende Tal von Glencoe mit den Three Sisters ist dann auch wirklich der letzte noch fehlende Beweis, dass wir in den Highlands angekommen sind. Wir fahren nun zunächst an unserem Hotel vorbei und durch Fort William hindurch in das Glen Nevis. Hier steht eine kleine Wanderung auf dem Programm, während der wir versuchen, einen Blick auf den Gipfel des Ben Nevis, des höchsten Berges Großbritanniens zu erhaschen. Doch er hüllt sich beharrlich in Wolken. Schlimmer noch: der Wettergott schickt immer wieder Regenschauer durch das Tal, bei denen immerhin mein neuer schicker Regenhut zum Einsatz kommen kann. Und wir treffen auf zwei freundliche Angus-Rinder, die uns unter ihrem zotteligen Fell allerdings kaum bemerken. Am Ende eines ereignisreichen Tages erreichen wir unser malerisch gelegenes Hotel am Rande des Loch Linnhe.


4. Tag (Mittwoch, 03.08.2022): Fahrt mit dem Jacobite Steam Train – Fahrt mit der Fähre von Mallaig nach Armadale – Eilean Donan Castle

Wir sind alle ganz aufgeregt und freuen uns auf den heutigen Tag. Die anstehende Fahrt mit dem Jacobite Steam Train weckt sowohl bei Harry-Potter- also auch Eisenbahn-Fans gleichermaßen Begeisterung. Rob fährt uns geschwind zum Bahnhof von Fort William, wo unsere reservierten Sitzplätze im Waggon E bereits auf uns warten. Vor Abfahrt knipsen wir natürlich noch ein paar Fotos von der Dampflok und den historischen Eisenbahnwaggons des Museumszugs. Gemütlich tuckelt er schließlich pünktlich um 10:15 Uhr los und schlängelt sich an der Küste entlang und durch die herrliche Highland-Landschaft zum Höhepunkt der Fahrt: der Überquerung des Glennfinnan Viaduct. Dort werden wir schon von vielen Schaulustigen erwartet, die oberhalb am Hang oder unten im Tal auf ein gelungenes Foto des Zuges hoffen. Wenige Minuten später machen wir dann eine Pause im Bahnhof von Glennfinnan, der ein kleines Museum beherbergt. Endstation der Fahrt ist der Ort Mallaig, wo meine Gäste eine Stunde Freizeit für einen Spaziergang oder ein Mittagessen haben, bevor wir mit der Autofähre zur Isle of Skye übersetzen. Während der Überfahrt haben wir einen tollen Blick auf die vorgelagerten Inseln mit steilen Klippen und die Berge der Highlands. Wir überqueren die Isle of Skye, bis wir bei Kyle of Lochalsh wieder das schottische „Festland“ erreichen. Dort wartet ein weiterer Höhepunkt der Reise auf uns: das Eilean Donan Castle. Es ist das wohl beliebteste und am häufigsten abgedruckte Fotomotiv Schottlands, denn es ziert die Titelseiten unzähliger Reiseführer, Kalender, Postkarten und Zeitschriften. Zurecht, liegt es doch malerisch am Treffpunkt dreier Salzwasser-Lochs. Mit Audioguides ausgestattet betreten wir die rekonstruierte Burg und erleben ihre Geschichte. Gegen Ende unseres Besuchs reißt sogar die Wolkendecke auf und die Burg erstrahlt regelrecht im Glanz der Sonne. Durch malerische Täler fährt uns Rob am späten Nachmittag an Wasserfällen und vielen Lochs vorbei zurück zu unserer Lodge on the Loch.


5. Tag (Donnerstag, 04.08.2022): Neptun’s Staircase – Fort Augustus – Wanderung auf dem Great Glen Way – Urquhart Castle – Inverness

Wir haben bereits wunderschöne Teile der Highlands gesehen, doch es zieht uns noch weiter in den Norden. Deshalb durchqueren wir heute den Great Glen, durch den auch der vom schottischen Meisteringenieur Thomas Telford geplante Caledonian Canal führt. Wer ihn mit dem Schiff befahren will, muss unweigerlich die Schleusentreppe Neptun’s Staircase mit ihren acht Schleusenkammern hinauf oder hinunter. Bei unserem ersten Stopp des heutigen Tages können wir zumindest das Fluten und Öffnen einer Schleuse beobachten. Für die gesamte Schleusentreppe braucht ein Boot 90 Minuten. Und dafür ist uns unsere Zeit dann doch zu kostbar, schließlich wollen wir heute auch noch am Loch Ness ein Stück auf dem Great Glen Way wandern. Die Etappe, die ich mir ausgesucht habe, beginnt in Fort Augustus, einem hübschen kleinen Dorf mit einer weiteren Schleusentreppe mitten im Ortskern. Hier mündet auch der Kanal in den Loch Ness. Seeungeheuer entdecken wir allerdings nur in den Schaufenstern der Souvenirläden. Mit ausreichend Verpflegung ausgestattet, beginnen wir unsere Wanderung, die zunächst durch einen verwunschenen Zauberwald führt. Ein kurzer Regenschauer hält uns nicht davon ab, den oberen Weg zu wählen, der uns nach einem Aufstieg auf eine Höhe von bis zu 330 Metern mit einer unbeschreiblichen Aussicht auf fast den gesamten Loch Ness und das Great Glen belohnt. Und meine Reisegäste haben sich nun ihre Mittagspause redlich verdient. Zwar trübt während der zweiten Hälfte der Wanderung immer mal wieder ein kleiner Regenschauer den Gesamteindruck, aber er geht stets schnell vorüber und die Aussicht bleibt fantastisch. Erst nach dem Abstieg durch einen weiteren Waldabschnitt schüttet es plötzlich wie aus Eimern. So erreichen wir den Bus in Invergordon zwar ziemlich nass, aber trotzdem überglücklich. Und 20 Minuten später sind wir auch schon an den imposanten Ruinen des Urquhart Castle am Ufer des Loch Ness. Die Sonne ist auch zurück und schenkt uns einen schönen Regenbogen. Nur Nessie will sich einfach nicht zeigen. Am Abend erreichen wir dann Inverness, die Hauptstadt der Highlands. Hier beziehen wir im altehrwürdigen Royal Highland Hotel Quartier. Es wartet nicht nur mit einer eindrucksvollen Lobby und einer gut ausgestatteten Bar auf. Chefkellner Ismael bringt uns mit seiner charmant-humorvollen Art zum Lachen. Den Abendspaziergang am River Ness verschieben wir aber lieber auf unseren zweiten Aufenthalt in Inverness in drei Tagen.


6. Tag (Freitag, 05.08.2022): Glenmorangie Distillery – Stacks of Duncansby – Überfahrt auf die Orkney–Inseln

Am sechsten Tag unserer Reise wird es nun aber wirklich Zeit für eine Whisky-Verkostung! Deshalb steuern wir gleich am Vormittag und als erstes Ziel die Glenmorangie Distillery an. Wir erhalten eine sehr informative Führung durch die Produktionsanlagen und das Lagerhaus, wo mein Plan zur Entführung eines Whiskyfasses leider an der praktischen Umsetzung scheitert, nicht zuletzt daran, dass ich ihn vorher verraten habe. Immerhin bleibt uns ja noch die Verkostung. Wir dürfen zwei Gläser des kostbaren Lebenswassers probieren (und gegen Aufpreis sogar noch weitere). Es muss auch am Whisky liegen, dass der Einkaufsstopp am Lidl-Supermarkt in Wick mit großer Begeisterung aufgenommen wird. Wir kaufen Verpflegung für die Mittagspause in John o‘Groats, dem nördlichsten Ort auf dem schottischen Festland. Bei unserer Küstenwanderung zu den Stacks of Duncansby sehen wir einen traumhaft schönen Sandstrand, begegnen einheimischen Vierbeinern mit Wollfell und vielen Seemöven und erblicken bereits die ersten Inseln der Orkneys. Besser könnten Wetter und Sicht heute kaum sein. Umso beeindruckender erscheinen deshalb auch die beiden Felsnadeln am Ziel unserer Wanderung. Nun geschwind zurück nach John o‘Groats und zum Fährhafen von Scrapster, denn auf uns wartet ja noch die Überfahrt nach Stromness auf die Orkney-Insel Mainland sowie unser 3-Gänge-Abendessen auf der Fähre. Ein bisschen ruckelt und schaukelt es schon während der Fahrt, was meine Gäste aber eher mit Humor aufnehmen. Besonders schön ist die zweite Hälfte, die an den steilen Klippen der Insel Hoy vorbeiführt. Einsam hält der Old Man of Hoy Wache und begrüßt uns schweigend. Er hat schon viele Seeleute und Landratten vorbeiziehen sehen. Von Stromness nach Kirkwall ist es dann nur ein Katzensprung und wir beziehen für zwei Nächte unsere Zimmer im Orkney Hotel unweit der Kathedrale St. Magnus.


7. Tag (Samstag, 06.08.2022): Churchill Barriers – Kirkwall – Skara Brae

Dank der Churchill Barriers, die von Winston Churchill während des zweiten Weltkriegs in Auftrag gegeben worden waren, um den britischen Flottenstützpunkt Skapa Flow vor deutschen U-Booten zu schützen, gelangen wir von der Hauptinsel Mainland auf einige benachbarte Inseln der Orkney-Gruppe. Die kurze Panoramafahrt mit Fotostopps läutet unsere heutige Erkundungstour der Orkney-Inseln ein. Vom leichten Regen lassen wir uns nicht die Stimmung verderben, schon gar nicht bei unserer Besichtigung der St.-Magnus-Kathedrale, die nordische, gotische und romanische Elemente vereint. Die als „Licht des Nordens“ bezeichnete Kirche beeindruckt uns sehr. Die Mittagspause verbringen wir anschließend in der zwar beschaulichen, aber quirligen Innenstadt von Kirkwall und treffen uns danach zur Zeitreise in die Steinzeit wieder. Die Orkneys beherbergen erstaunlich viele Kulturschätze der Menschheit aus jener Zeitepoche, darunter die „Standing Stones of Stenness“ und den riesigen Steinkreis „Ring of Brodgar“, einen Vorläufer von Stonehenge. Höhepunkt ist dann die Steinzeitsiedlung Skara Brae, eine Ansammlung von Steinhäusern samt Inneneinrichtung, die nach einem Sturm unter einer Düne zum Vorschein kam. Hier regnet es sich leider richtig ein, sodass wir uns relativ schnell ins benachbarte, im Eintrittspreis inkludierte herrschaftliche Anwesen „Skaill House“ und später das Museum und die Caféteria flüchten. Im Bus feiern wir dann auch schon stilecht mit Whisky aus der einheimischen Destillerie aus Kirkwall das Bergfest unserer Schottland-Rundreise und freuen uns auf viele weitere schöne Momente.


8. Tag (Sonntag, 07.08.2022): Rückfahrt nach Scrapster – Dunrobin Castle – Schlachtfeld von Culloden – Spaziergang in Inverness

Wir müssen etwas zeitiger aufstehen und frühstücken – und das ausgerechnet an einem Sonntag! Nützt alles nichts, denn wir wollen schließlich die Fähre von Stromness zurück nach Scrapster bekommen. Und dort an Bord können wir uns immerhin noch ein zweites Frühstück gönnen, auch wenn das Porridge, auf das ich mich soooooo gefreut hatte, leider viel zu salzig ist. Die erneut schöne Aussicht auf die Klippen von Hoy entschädigt für die kleine kulinarische Katastrophe. Und Dunrobin Castle ist sowieso einfach ein traumhaftes Märchenschloss mit einer wunderschönen Gartenanlage. Da wollen wir gar nicht wieder weg und gern gleich einziehen. (Nur die zu erwartenden enormen Heizkosten im Winter schrecken uns ab.) Das Wetter ist wieder traumhaft, die kurze Regenunterbrechung unserer Reise am gestrigen Tag haben wir hinter uns gelassen. Wenig später sind wir zurück in der Nähe von Inverness. Wir machen noch einen Abstecher zum Schlachtfeld von Culloden, an der sich die Hoffnungen der Jakobiten auf eine Restauration der Stuart-Monarchie innerhalb kürzester Zeit zerschlugen. Ein traumatisches Ereignis, das viele Schotten offenbar immer noch sehr beschäftigt, zumal die Engländer wie oftmals keine Gnade walten ließen. Hier liegen die Vorfahren vieler schottischer Familien begraben, auch Clan Fraser aus der Outlander-Saga ist darunter. Um auf andere, heitere Gedanken zu kommen, verabreden wir uns nach dem Abendessen im Royal Highland Hotel noch zu einem Spaziergang entlang des River Ness, der für ein spontanes Auftauchen von Nessie leider viel zu flach ist. Stattdessen bestaunen wir hübsche Häuser, die schöne Parkanlage und das in der Abendsonne rot leuchtende Inverness Castle.


9. Tag (Montag, 08.08.2022): Wanderung um den Loch Morlich – Wanderung zu den Birks of Aberfeldy – Dunkeld Cathedral – Ankunft in Edinburgh

Auf dem Weg von Inverness nach Edinburgh stehen heute gleich zwei kleinere Wanderungen auf dem Programm. Am Vormittag wandern wir um den Loch Morlich bei Aviemore im Cairngorms-Nationalpark und erfreuen uns an dem herrlichen Panorama, das die Berge im Hintergrund bieten. Im Winter ist dies ein Skigebiet und die Pisten sind an den Hängen des namensgebenden Berges Cairn Gorm zu sehen. Vom Ortskern des hübschen kleinen Städtchens Aberfeldy wandern wir dann am Nachmittag zu den von Robert Burns in einem Gedicht verewigten Birks of Aberfeldy, die in einer grünen Schlucht liegen, an dessen Ende ein Wasserfall auf uns wartet. Auch Robert Burns sitzt still auf einer Bank und wartet auf unsere Gesellschaft. Die Kathedrale von Dunkeld können wir dann leider nur mit Abstand sehen, da das altehrwürdige Gemäuer gerade vor dem weiteren Einsturz gesichert wird. Doch der Stopp in Dunkeld kommt uns auch als Kaffee- und Eispause sehr gelegen. Die Brücke über den Fluss Tay, an dessen Ufern das kleine Städtchen liegt, wurde von einem alten Bekannten entworfen: Thomas Telford. Am frühen Abend erreichen wir den Firth of Forth und sehen neben uns die berühmte rote Eisenbahnbrücke Forth Bridge. Bis zu unserem Hotel direkt an der Princes Street im Herzen Edinburghs ist es nun nicht mehr weit. Beim Abendessen im Hotelrestaurant blicken wir direkt auf die Altstadt mit ihren hohen Häusern und das Edinburgh Castle. Das schöne Wetter nutzen wir anschließend noch für einen Erkundungsspaziergang bis zur berühmten Victoria Street, die sich in der Nähe der Burg auf zwei Ebenen erstreckt.


10. Tag (Dienstag, 09.08.2022): Stadtrundfahrt in Edinburgh – Edinburgh Castle – Military Tattoo

An diesem Tag können wir einerseits ein bisschen verschnaufen und länger schlafen, andererseits ganz viele Eindrück der quirligen schottischen Hauptstadt aufsaugen. Dazu haben wir mit Iris eine ebenso kompetente wie angenehme Stadtführerin bekommen, die uns auch viel aus ihrem Auswandererleben in Edinburgh erzählt. Nach einem Abstecher durch die Neustadt erklimmen wir gemeinsam den Calton Hill mit seinen Monumenten. Während im Hintergrund mit einem Tänzer des Nationalballets auf dem Nationalmonument ein Video gedreht wird, laufen wir von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt, um möglichst viel von der Stadt zu sehen: Castle und Altstadt, Neustadt, Arthur’s Seat, den Firth of Forth. Der zweite Teil der Stadtrundfahrt führt uns dann vom Holyrood Palace und dem gegenüberliegenden Parlamentsgebäude die Royal Mile hinauf bis zum Edinburgh Castle, wo wir uns von Iris verabschieden. Nach der Mittagspause können wir dann die mächtige Burg samt aller Museen und der Kronjuwelen in aller Ruhe besichtigen. Vor dem Castle sind die großen Tribünen aufgebaut, auf denen ich mit fast allen Gästen am Abend mit vielen anderen Menschen aus aller Welt Platz nehme, um das Royal Military Tattoo zu erleben. Die Show ist abwechslungsreich, spannend, unterhaltsam und reißt uns am Ende, dem großen Finale mit hunderten Dudelsackspielern und Trommlern, alle von den Sitzen. Ein kleines Feuerwerk über dem Castle bildet den krönenden Abschluss eines tollen Tages.


11. Tag (Mittwoch, 10.08.2022): Melrose Abbey – Wanderung am Hadrianswall – Dumfries

Noch ganz berauscht vom gestrigen Tag und Abend verlassen wir die schottische Hauptstadt. Durch die Grenzlande wollen wir uns heute bis nach England durchschlagen, am Hadrianswall wandern und dann geordnet den Rückzug nach Schottland antreten. Mit der Melrose Abbey besichtigen wir eine der drei alten Abteien an der schottisch-englischen Grenze, die auch immer wieder Ziel von Überfällen und Plünderungen wurden. In Melrose waren es die Zisterzienser, die ein gewaltiges Gotteshaus und Kloster mit Kreuzgang errichteten, von denen heute leider nur noch Ruinen zeugen. Diese besichtigen wir gemeinsam mit einer CSU-Reisegruppe, die sogar ein Alphorn dabeihat. Dieses stört zum Glück die friedliche Atmosphäre in Melrose nicht. Auch die süßen Kaninchen, die die Abteiruine als ihr Zuhause gewählt haben, geben sich unbeeindruckt. Wenig später erreichen wir die schottisch-englische Grenze und machen natürlich einen kleinen Fotostopp am Grenzstein. Nach einer Mittags- und Besichtigungspause am Housesteads Roman Fort starten wir zu unserer letzten Wanderung auf dieser Reise. Sie führt entlang des Hadrianswalls durch die eindrucksvolle Schichtstufenlandschaft. Das Gelände erlaubte es den Römern, alle von Norden heranrückenden Feinde schon frühzeitig zu erkennen. Wir können die Aussicht zum Glück ohne Angst vor Feinden genießen. Gegen Ende der Wanderung erreichen wir den Sycamore Tree, der als Kulisse für eine Szene des Kevin-Costner-Films „Robin Hood – König der Diebe“ diente. Den Fotostopp am Cardiff Castle kürzen wir notgedrungen ab, da die Burg von Baugerüsten verdeckt ist. Dafür ist unser Hotel in Dumfries ebenfalls ein schönes Fotomotiv. Es liegt im Grünen auf dem Campus der Universität. Das Abendessen gibt es als Buffet, was natürlich dazu verleitet, von allem zu probieren und viel zu viel zu essen. Nach dem Schokoladenkuchen zum Dessert bin ich dann auch wirklich im „Food Coma“ und falle erschöpft aber glücklich auf mein riesengroßes Bett.


12. Tag (Donnerstag, 11.08.2022): Robert Burns Cottage – Culzean Castle – Strandpromenade in Ayr – Glasgow

Schottland zeigt sich an diesem herrlichen Morgen noch einmal von seiner schönsten Seite. Unglaublich, wie blau der Himmel heute ist! Wohl oder übel müssen wir Abschied nehmen von unserem Hotel in dieser friedlichen Umgebung. Für den letzten Programmtag habe ich mir noch einmal ein paar schöne Höhepunkte überlegt, die der Reise zu einem würdigen Abschluss gereichen sollen. Nachdem wir Robert Burns bereits in Aberfeldy begegnet sind, besichtigen wir heute in Alloway sein Geburtshaus und das zugehörige Museum. Es gewährt uns einen Einblick in das romantisch verklärte, in der Praxis aber immer noch beschwerliche Leben des 18. Jahrhunderts. Burns starb schon im Alter von 37 Jahren an den Folgen einer heute gut heilbaren Krankheit. Viel Zeit haben wir anschließend zur Erkundung des Culzean Castle und seiner weitläufigen Parkanlagen. Es liegt direkt an der Küste am Firth of Clyde auf einer Steilklippe. Seine eleganten Räume werden heute vor allem von Legomännchen und - frauen bewohnt, die einen tollen Blick auf die Isle of Arran und die Kintyre-Halbinsel haben. Die Aussicht begleitet uns auch bis zur Strandpromenade von Ayr, an der heute dank des schönen Wetters natürlich viel Betrieb herrscht. Nachdem auch ich mir ein leckeres Eis gegönnt und dem bunten Treiben eine Weile zugeschaut habe, fahren wir zurück nach Glasgow und kehren für eine letzte Nacht in das uns bereits bekannte Hotel zurück. Mit dem Abendessen feiern wir das Ende eines schönen Urlaubs und erinnern uns an die besten Momente.


13. Tag (Freitag, 12.08.2022): Rückflug nach Deutschland

Müssen wir wirklich schon so zeitig aufstehen? Und ist unsere Reise jetzt wirklich zuende? Es ist noch dunkel, als wir vom Hotel abgeholt und in nur 15 Minuten zum Flughafen gefahren werden. Immerhin erleben wir nach dem zügigen Einchecken und der Sicherheitskontrolle vom Wartebereich aus einen schönen Sonnenaufgang über dem Flughafen. Mit etwas Verspätung und vielen tollen Eindrücken von einer schönen Reise und einem wunderbaren Land landen wir nach fast zwei Wochen Schottland wieder in Berlin.


Schlusswort

Liebe Gäste, ich danke euch allen für diese schöne Wanderreise. Ihr wart eine harmonische, sehr rücksichtsvolle Gruppe und habt euch immer gegenseitig unterstützt und ausgeholfen. Das fand ich toll und bewundernswert. Es war mir eine große Freude, euch kennenlernen und die schönsten Ecken Schottlands zeigen zu dürfen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich euch bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen darf.

Herzlichst,

Euer Andreas Wolfsteller

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