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Advent in Schottland

Reisebericht: 09.12. – 16.12.2025

Schottland ist nicht nur im Sommer eine Reise wert - die Vorweihnachtszeit wird im Norden des Vereinigten Königreichs herrlich zelebriert und wir genießen die gemütliche Stimmung in vollen Zügen.

Sinah Witzig

Ein Reisebericht von
Sinah Witzig


09.12.2025 Anreise nach Rotterdam und Fährüberfahrt nach England

Schon früh am Morgen startet unsere gemeinsame Adventsreise in Kesselsdorf. Um halb sechs Uhr morgens rollt unser blauer Eberhardt-Reisebus auf die Autobahn. Über Chemnitz und Gera geht es dann weiter über die A4 und A44 in Richtung Kassel. Durch Hessen und das Ruhrgebiet geht es dann auf die A3 in Richtung der Niederlande. Der Verkehr meint es heute gut mit uns und pünktlich ist unsere kleine Reisegruppe vollständig. Am frühen Nachmittag überqueren wir dann die Grenze, doch bis Rotterdam sind es noch einige Kilometer. Bei einer letzten Kaffeepause können wir uns schon ein wenig auf unser Reiseziel einstimmen, denn eine liebe Mitreisende hat selbstgebackenen Whisky-Kuchen mitgebracht - so lecker! Nun nur noch ein paar letzte Kilometer...
Rechtzeitig erreichen wir am frühen Abend den Check In der P&O in Richtung Hull. Gemeinsam gehen wir an Bord der großen Fähre und können wenig später das leckere Abendbuffet genießen. Pünktlich verlässt das Schiff den Hafen in Richtung Großbritannien und unsere Reise kann endlich so richtig beginnen.

10.12.2025 Reise durch Nordengland nach Schottland

Schon früh am nächsten Morgen fahren wir in das Mündungsgebiet des Flusses Humber und legen wenig später an am Fährhafen von Kingston upon Hull. Die Einreise verläuft schnell und unkompliziert uns wenig später sitzen alle wieder vollzählig in unserem Reisebus. Es ist noch fast dunkel, als wir das Hafengebiet verlassen, aber die Vorfreude auf den Tag ist schon groß. Durch sämtliche Wetterlagen geht es für uns heute zunächst gen Norden. Unzählige Regenbögen versüßen uns dabei den Vormittag und sind Vorboten für magische Reiseerlebnisse.
Unser erstes Ziel heute liegt noch im Norden Englands. Durham wurde einst von den Wikingern als „dun-holm“ (Hügelinsel) gegründet, und die Altstadt liegt verkehrstechnisch günstig für die Schifffahrt auf einer Halbinsel im Fluss Wear. Im 11. Jahrhundert waren es dann die Normannen, die den Hügel weiter befestigten und nicht nur eine beachtliche Kathedrale, sondern auch über eine Burg errichteten, welche zur Verteidigung gegen die Schotten dienen sollte. Der schottische Nationaldichter Sir Walter Scott hat Durham mit folgenden Worten beschrieben: „Half Church of God, half castle 'gainst the Scot“ – („Zur Hälfte Kirche für Gott, zur anderen Burg gegen den Schotten“).
Besonders berühmt ist die Kathedrale von Durham, denn sie ist eine der herausragendsten normannischen Kathedralen Großbritanniens und sie diente bei verschiedenen Filmproduktionen als Kulisse. Im Kreuzgang des angegliederten Klosters finden wir beispielsweise zahlreiche Szenen aus den ersten Harry Potter Verfilmungen wieder.
Nach einem Bummel durch die hübsche Altstadt von Durham geht es für uns durch die Grafschaft Northumberland in Richtung Newcastle. Entlang des römischen Hadrianswalls geht es nun weiter nach Westen in die Provinz Cumbria. Am frühen Nachmittag erreichen wir Carlisle, das während der Jakobitenaufstände eine der wichtigsten Bastionen der Engländer gewesen ist und wo zahlreiche junge Schotten ihren Tod gefunden haben. Heute sind die Borderlands zum Glück relativ friedlich und feierlich können wir die Grenze zu Schottland überqueren. Unseren ersten Stopp machen wir ganz traditionell in Gretna Green, einst Zufluchtsort heiratswilliger junger Engländer, die ohne Zustimmung ihrer Eltern nicht unter 21 Jahren heiraten durften. Das Hochzeitsritual, das von jedem offiziell Werkstätigen durchgeführt werden durfte, wurde in Gretna vom Schmied übernommen. Sodass die alte Schmiede aus dem 18. Jahrhundert heute noch immer ein Pilgerort für Hochzeitsgesellschaften ist und jährlich über 2000 Trauungen durchgeführt werden. Wir kommen hier in den Genuss allerhand Klischees und können die Anlage ganz für uns alleine beanspruchen - Im Sommer wäre das undenkbar.
Als wir uns auf den Weg weiter in Richtung Norden machen, wird es auch bald schon dunkel. Eine gute Stunde später erreichen wir dann südlich von Glasgow unser schönes Hotel für die nächsten Tage. Wir beziehen unsere Zimmer und freuen uns auf ein leckeres Abendessen um den ersten Tag in Großbritannien gebührend abzuschließen.

11.12.2025 Edinburgh: Die Hauptstadt im weihnachtlichen Glanz

Der erste Tag in Schottland ist heute der glanzvollen Hauptstadt gewidmet. Nach einer zügigen Fahrt erreichen wir das ca. 60 Kilometer entfernte Edinburgh von Westen. Vorbei am Flughafen und am berühmten Edinburgh Zoo geht es über den Verkehrsknotenpunkt Haymarket direkt ins Zentrum. Mit der Stadtrundfahrt starten wir in der Edinburgher Neustadt, die jedoch älter als so manche Stadt in den USA ist. Erbaut wurde sie im 18. Jahrhundert, als die Altstadt aus allen Nähten zu platzen drohte und viele wohlhabende Bürger begonnen hatten aus Angst vor Krankheiten und Baufälligkeit ihrer Häuser die Stadt zu verlassen. Konzipiert wurde die New Town als reines Wohnviertel ohne gewerbliche Nutzung, das führt bis heute dazu, dass hier tatsächlich viele (wenn auch wohlhabende) Menschen wirklich mitten in der Stadt wohnen. Wir überqueren die prächtige Princes Street und haben einen guten Blick auf das Ehrenmonument für den Nationalliteraten Sir Walter Scott und das Balmoral Hotel, wo J.K. Rowling den letzten Band ihrer Harry Potter-Reihe zuende geschrieben hat.
Wir fahren nun entlang der einzigen Frischwasserquelle der Stadt, dem Water of Leith durch die ehemaligen kleinen Vorstädte, die heute zwar selbstverständlich mit der Stadt verwachsen sind, sich aber ihren dörflichen Charakter bewahren konnten. Einen Stopp legen wir ein am Fettes College, einst gegründet als Schule für Waisenjungen, heute eine Talentschmiede für die künftige Elite. Es geht nun weiter zum Botanischen Garten und dann zurück ins Zentrum.
In der hügeligen Altstadt geht es für uns zum befahrbaren Teil der Royal Mile, die die Burg mit dem Palace of Holyrood House verbindet. Über uns thront nun der Arthur's Seat, der Hausberg der Stadt. Ganz in der Nähe können wir das schottische Parlamentsgebäude betrachten, das keinen deutlicheren Kontrast zur restlichen Altstadt bilden könnte.
Am Nationalmuseum steigen wir kurz aus und gehen dahin, wo wortwörtlich der Hund begraben liegt. Der wohl bekanntesten Hund der Stadt, Greyfriar’s Bobby, wachte zwölf Jahre lang am Grab seines verstorbenen Herrchens bevor er schließlich selbst sein Grab auf dem Greyfriar’s Kirkyard bekam. Über die Cowgate soll es nun zum Grassmarket gehen - doch eine Polizeisperre macht uns einen Strich durch die Rechnung. Jan muss jetzt kreativ werden und nach einer erneuten kleinen Rundfahrt über South Bridge und Royal Mile nutzen wir unsere Chance zügig den Bus zu verlassen. Nun bietet sich eine kleine Pause an - oder ein Spaziergang durch die Fußgängerzone zur Saint Gilles Cathedral und zur Victoria Street mit ihren schönen bunten Fassaden und tollen Weihnachtsdekorationen. Nach einer guten Stunde treffen wir uns wieder und es geht weiter zum nächsten Ziel - dem mächtigen Edinburgh Castle. Vorbei an Dudelsackspielern und anderen Glücksrittern geht es für uns auf die Castle Esplanade. Von den riesigen Tribünen die im Sommer für das Royal Edinburgh Military Tattoo aufgebaut sind, ist jetzt im Winter nichts zu erahnen. Ein ganz anderer und ungewohnter Anblick für die meisten. Ohne Wartezeit betreten dann die ehrwürdigen Mauern des Castle. Schon mindestens seit dem 12. Jahrhundert befindet sich auf der höchsten Stelle des vulkanischen Bergkamms eine königliche Befestigung, die seit jeher aus- und weitergebaut wurde. Noch heute untersteht die Burg dem britischen Militär und so ist es nicht verwunderlich, dass sich in den historischen Gebäuden auch Militär-Museen, sowie eine große Gedenkhalle für im Krieg gefallene Soldaten befinden. Das große Highlight ist jedoch für die meisten Besucher die Besichtigung der schottischen Kronjuwelen, die jedoch nur aus einer Krone und einem prächtigen Schwert – wohin der Rest im 17. Jahrhundert verschwunden ist, das ist leider bis heute ungeklärt.
Im Anschluss an die Besichtigung haben wir nun alle Zeit, Edinburgh auf eigene Faust weiter zu entdecken. Besonders interessant ist zu dieser Jahreszeit natürlich der Weihnachtsmarkt. Durch die gesamte Anlage der Princes Street Gardens zieht sich der magische Glanz kleiner Buden und Fahrgeschäfte und obwohl natürlich buntes Treiben herrscht, ist es trotzdem nicht zu voll. Wer sich traut, hat bei einer Fahrt mit dem Riesenrad - oder noch aufregender, dem 80 Meter hohen Kettenkarussell - eine fantastische Aussicht auf die Stadt. Während uns Werbetafeln mit Aufschriften wie "German Bratwurst" oder "German Glühwein" amüsieren, findet wir jedoch auch viel Einheimisches und Stände mit tollen Handwerksprodukten.
Zum Abendessen treffen wir uns später im Pub Ghillie Dhu. In der ehemaligen Kirche ist heute Ausnahmezustand: zahlreiche Weihnachtsfeiern sind auch schon früh im Gange. Wir fügen uns ein und amüsieren uns mit - was bleibt auch anderes übrig?
Auf der späten Rückfahrt zurück zum Hotel leisten wir uns noch einen kleinen Abstecher in das nahegelegene Städtchen South Queensferry, das direkt am Firth of Forth liegt, einem etwa 80 Kilometer langen Meeresarm, der den Süden Schottlands vom Norden trennt. Um diese große Wassermasse zu überqueren, wurden früher Fähren genutzt, als jedoch die Eisenbahn auch den Norden Schottlands erschließen sollte, musste eine andere Lösung gefunden werden. Im Jahr 1882 begann man schließlich mit dem Bau einer monumentalen Auslegerbrücke, die 1890 vollendet wurde. Fast 30 Jahre lang blieb die Forth Bridge für Brücke mit der längsten Spannweite der Welt und fasziniert bis heute mit ihrer markanten roten Farbe Technikbegeisterte aus aller Welt. 1965 und 2017 folgten dann zwei Brücken für den Straßenverkehr, die ebenfalls die über zwei Kilometer lange Strecke überbrücken. Wir nutzen die Gelegenheit die drei Brücken aus der besten Perspektive zu fotografieren - etwas was auf Rundreisen eher selten im Dunklen mit herrlicher Beleuchtung möglich ist.
So geht unser erster Tag in Schottland zu Ende und alle sind erledigt, aber zufrieden.

12.12.2025 Landpartie: auf Tuchfühlung mit echten Highlandern

Der heutige Ausflug führt uns zunächst in die südwestliche Region Ayrshire, welche touristisch oftmals vernachlässigt wird. Neben einer wunderschönen Küste kann die Region jedoch vor allem mit zahlreichen Verbindungen zum Nationaldichter Robert Burns auftrumpfen, welcher am 25. Januar 1759 in Alloway, heute Stadtteil der regionalen Hauptstadt Ayr, geboren wurde.
Bei Sonnenaufgang können wir die felsige Insel Ailsa Craig unweit der Küste sehen. Neben zahlreichen lokalen Legenden ist die sie vor allem für ihren besonderen Granit berühmt, aus welchem Curlingsteine hergestellt werden.
Nach einer Pause an der frischen Luft fahren wir weiter nach Süden und erreichen das Hafenörtchen Cairnryan, von wo aus regelmäßig Fähren in Richtung Nordirland fahren. Bei bestem Wetter sind wir gespannt auf das, was uns erwartet, denn unser Ziel ist nicht mehr weit. Wenige Kilometer weiter biegen wir ab von der Hauptstraße. Nun gibt es nur noch eine schmale einspurige Landwirtschaftsstraße. Sehr zur späteren Erheiterung unserer Gastgeber werden wir unterwegs sogar von zwei Handwerkern angehalten mit der Frage, ob wir uns verfahren hätten. Sie seien sich nicht so ganz sicher, ob wir mit dem Bus unser Ziel erreichen würden. Jan lässt sich jedoch nicht beirren, und wenig später erreichen wir unser Ziel: die Airyolland Farm.
Neale MacQuistin und seine Frau Janet sind beide in der Region aufgewachsen und beide Familien betreiben schon seit vielen Generationen Landwirtschaft. Traditionell ist die Schafzucht der Hauptstandbein, aber vor etwa 20 Jahren hat sich Neale in die Highland Rinder verliebt. Die flauschigen Maskottchen Schottlands sind perfekt angepasst auf das Leben draußen in der Natur und trotzdem jedem Regen und Schnee. Eingeführt wurden sie schon im 9. Jahrhundert durch die Wikinger und wurden aufgrund ihrer Fleischqualität stets geschätzt. Da die Tiere jedoch mit den modernen Standards eines Mastrinds nicht mithalten konnten, haben viele Bauern von der Haltung abgesehen und andere Rassen eingeführt. Das Interesse an den Highland-Rindern blieb lange Zeit rein ästhetisch. Queen Victoria soll beispielsweise eine Vorliebe vor allem für die rothaarigen Kühe gehabt haben und Queen Elizabeth II. hat in Balmoral eine große Herde herangezüchtet. Heute werden die Tiere vor allem in der Zucht genutzt, um mit ihren angepassten Genen Milchkühe resistenter gegen Umwelteinflüsse zu machen.
Wir werden herzlich von Neale begrüßt, dann geht es zusammen mit dem aus den USA eingewanderten Guide Chase los auf Safari. Ja wirklich: wir steigen auf den umgebauten Anhänger eines Traktors und tuckern los, hinaus auf die riesengroße Weide, die so groß ist wie 400 Fußballfelder. Chase unterhält uns mit interessanten Fakten und lustigen Anekdoten, bevor wir den "Kindergarten" kennenlernen. Die Kälber des Jahres sind mittlerweile etwa sieben Monate alt und extrem neugierig. Sie laufen froher Erwartung unserem Safari-Vehikel hinterher. Dann werden die wilden Tiere - also wir - in einem Gatter eingesperrt, und die jungen Rinder beäugen uns neugierig. Die meisten von ihnen lassen sich auch bereitwillig streicheln und kämmen. Auch einige etwas ältere Bullen finden sich am Zaun unseres Geheges ein, um ihre Streicheleinheiten abzuholen - ihr Job: niedlich aussehen. Das können sie wirklich extrem gut. Sie Zeit vergeht wie im Flug und alle genießen die besondere Begegnung. Bevor es weitergeht, dürfen wir die Kälbchen sogar noch füttern. Obwohl Highland-Rinder absolute Selbstversorger sind, freuen sie sich natürlich über eine Leckerei.
Mit dem Traktorgespann geht es weiter über die Erwachsenenweide. Die riesigen Hörner der großen Mutterkühe sind beeindruckend. Wie bei einem Baum, kann man an den Ringen der Hörner das Alter der Kühe ablesen. Die älteste ist aktuell 22 Jahre alt. Wieder hören wir viele Geschichten, unsere liebste ist die einer Kuh, die nicht so ganz ins Bild passen will: the Lovechild, das Kind der Liebe, ist entstanden, als ein Bulle von einem anderen im Frühjahr etwas ungeduldig wurde und eine romantische Nacht auf der Weide der Highlandkühe verbrachte - neun Monate später kam die Überraschung. Halb Highlander, halb Galloway - doch was die Kuh nicht weiß, das macht sie nicht heiß. Das Lovechild ist tatsächlich der Start der Herde. Am Ende unseres Besuchs treffen wir noch die Stars der Herde: die sogenannten Moodels. Einige der Kühe haben es gelernt auf einer Anhöhe für Fotos zu posieren - und es damit sogar unter anderem ins Vogue Magazin geschafft.
Bevor wir zurück zum Hof fahren, zeigt uns Neale noch, wie er zusammen mit seinem fleißigen Bordercollie Rocky eine kleine Schafherde kontrollieren und lenken kann. Auf den weitläufigen Weiden ist die Arbeit mit Hunden seit vielen Jahrhunderten unerlässlich.
Trotz des herrlichen Wetters sind wir nun ein wenig durchgefroren und es folgt ein weiteres Highlight: der liebevoll von Janet hergerichtete Afternoon Tea mit kleinen Sandwiches, Scones, Kuchen und natürlich Shortbread in Form von Highland-Rindern. Wir lassen es uns im gemütlichen Ambiente richtig gut schmecken. Selbstverständlich darf im Anschluss auch noch das ein oder andere Souvenir ins Gepäck wandern, es werden noch ein paar kleine Pläuschchen gehalten und dann müssen wir uns leider vom Team von Kitchen, Coos and Ewes verabschieden.
Auf der Rückfahrt werden schon Fotos und Videos angeschaut und die meisten kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Was für ein wunderbarer Tag!

13.12.2025 Die Arbeiterstadt: People make Glasgow

Während Edinburgh schon seit Jahrhunderten die Hauptstadt und Stadt des Adels gewesen ist, wuchs Glasgow vor allem ab der Industrialisierung im 18. Jahrhundert zu einer mächtigen Handels- und Arbeiterstadt heran. Die glanzvollen Zeiten des Kolonialhandels, der Textilherstellung und des Schiffbaus sind längst vorbei, doch das Motto ist geblieben – People make Glasgow.
Von unserem Hotel aus ist es nur eine kurze Fahrt in die größte Stadt Schottlands. Auf dem Weg ins Zentrum fahren wir vorbei am Fußballstadion von Celtic Glasgow - eine anhaltende Erinnerung an die irisch-katholische Bevölkerung der Stadt. Unseren ersten Stopp machen wir am riesigen Park Glasgow Green, wo sich der People's Palace befindet. Das beeindruckende Gebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Zerstreuungsort für die Bürger der Stadt eröffnet und sollte einen Rückzugsort aus der lauten und schmutzigen Stadt bieten. Gegenüber können wir den größten Terrakottabrunnen der Welt bestaunen, der die ehemaligen britischen Kolonien zeigt. Anschließend fahren wir gemeinsam mit dem Bus zu den Ursprüngen der Stadt. Unweit der Glasgow Cathedral soll einst der Heilige Mungo im 7. Jahrhundert eine Kapelle im „Glas Can“ - im lieblichen Grün - gegründet haben. Die dem Heiligen geweihte Kathedrale wurde im 12. Jahrhundert erbaut und ist die älteste erhaltene in ganz Schottland. Die oberhalb der Kirche gelegene Nekropole, in der Menschen aller Religionen beigesetzt sind, lädt auch zu einem kleinen Spaziergang ein.
Wir fahren nun am River Clyde, der Lebensader der Stadt, entlang und erreichen das umgestaltete Hafenviertel mit dem weltgrößten Hafenkran und dem modernen Kongresszentrum, welches die Einheimischen aufgrund seiner Form „Gürteltier“ nennen. Im Rahmen der Umgestaltung wurde 2011 auch das Riverside Museum, als Nachfolger des Glasgow Museum of Transport, eröffnet. In dem großzügigen Glasbau, entworfen vom Architekturbüro Zaha Hadid, sind Fahrzeuge verschiedenster Epochen ausgestellt. Besonders interessant sind die alten Straßenbahnen, sowie die drittälteste U-Bahn der Welt, welche schon 1896 eröffnet wurde. Auch die glanzvolle Zeit der Eisenbahn kommt hier nicht zu kurz, immerhin wurden im 19. und frühen 20. Jahrhunderts tausende Lokomotiven in Glasgow gebaut.
Zum Abschluss legen wir noch einen kurzen Stopp ein am Kelvingrove Museum – dem wohl beeindruckendsten Museum Glasgows. In dem 1901 eröffneten Gebäude findet man von ägyptischen Antiken, über Gemälde bis hin zu Möbeln der Arts and Crafts Bewegung wirklich alles. Spätestens jetzt ist klar: alleine hier braucht man eigentlich einen ganzen Tag. Das bedeutet also schon jetzt, dass wir wohl oder übel wiederkommen müssen. Nun geht es in den regen Verkehr des modernen Zentrums, wo wie so oft Baustellen das Straßenbild dominierten. Auch den normalerweise so prächtigen George Square trifft es aktuell: alle Sockel rund um den Platz sind abgeräumt, die prächtigen Statuen eingelagert für die Zeit der Sanierung und der Blick auf die City Chambers wird gestört durch einen großen Bauzaun. Nichtsdestotrotz, Jan findet eine Bushaltestelle, wo wir aussteigen können, und los geht's ins Wochenendgetümmel. Die Einen müssen neue Schuhe kaufen, die Anderen Weihnachtsgeschenke und der Weihnachtsmarkt auf dem St. Enoch Square darf natürlich auch nicht zu kurz kommen. Das Wetter zeigt sich heute nicht so ganz kooperativ, aber wir lassen uns die Laune nicht verderben.
Am frühen Abend treffen wir uns zur Rückfahrt, jedoch nicht ohne noch einen kleinen Abstecher zu wagen. Und siehe da, sogar das Wetter spielt mit und der Regen lässt für eine Weile nach.
Schon von weitem sehen wir von der M9 die 30 Meter hohen Kelpies, eine Kunstinstallation des Bildhauers Andy Scott. Die beiden Pferdeköpfe stellen zu einem Figuren der keltischen Mythologie dar, sind aber gleichzeitig Erinnerung an die Bedeutung von Pferden und ihrer Zugkraft zu Beginn der wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Unter anderem haben Pferde die schweren Lastenkähne entlang des Forth & Clyde Kanals gezogen. Die riesigen Skulpturen sehen am Abend beleuchtet noch einmal viel beeindruckender aus als tagsüber und so werden eifrig jede Menge Fotos geschossen, bevor es anschließend einen Glühwein zum Wieder-Aufwärmen gibt.

14.12.2025 Ausflug in die Highlands: Cairngorms, Rentiere und Whisky

Heute erwartet uns ein Ausflug in die schottischen Highlands - aufgrund der milden Temperaturen in den letzten Tagen ist die Hoffnung auf Schnee recht aussichtslos, dennoch sind wir gespannt, was der Tag bringen wird.
Bei Regen und stürmischen Böen verlassen wir die Region Glasgow früh Richtung Norden. Unser Weg führt uns vorbei an der alten Königsstadt der Stewart-Dynastie und wir können im morgendlichen Dunst sogar Stirling Castle entdecken. Am 9. September 1543 wurde hier Maria Stuart (die ihren Namen an die französische Orthografie angepasst hatte) gekrönt. Nur wenige Kilometer entfernt steht das Monumentale Wallace Memorial zu Ehren des Freiheitkämpfers, der den meisten als Brave Heart bekannt ist.
Unsere Zeitreise geht weiter als wir Perth erreichen. Das Städtchen am Fluss Tay hat ebenfalls eine lange und königliche Geschichte. Etwas außerhalb der Stadt liegt Scone, einst der wichtigste Ort der schottischen Könige. Hierher auf den sogenannten Moot Hill, soll Kenneth McAlpin den mystischen Stein der Vorsehung gebracht haben, der fortan, bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, fester Bestandteil des Inthronisierungsrituals geblieben war – bis der englische König Edward I. ihn stehlen ließ. Bis 1996 wurde der Stein in der Westminster Abbey aufbewahrt und war dort weiterhin Bestandteil des, mittlerweile britischen, Throns. Inzwischen ist der sagenumwobene Sandsteinblock zurück in Schottland, seit diesem Jahr in einem eigens dafür eingerichteten Museum.
Im pittoresken Örtchen Pitlochry legen wir eine Pause ein, bevor es dann durch die spektakulär schöne Landschaft des Cairngorms Nationalparks wieder ein Stückchen Richtung Norden geht. Der zweitjüngste ist mit seinen 3800 km² auch gleichzeitig der größte Nationalpark des Vereinigten Königreichs und wurde 2003 gegründet. Der Nationalpark wird geprägt vom Gebirgszug der Cairngorms, einem Teil der Grampian Mountains, heidebewachsenen Hochmooren und zahlreichen Seen. Neben etwa 20.000 Rothirschen lebt auch eine halbwilde Rentierherde im Nationalpark. Einen Teil davon werden wir später noch kennenlernen.
Zunächst jedoch fahren wir noch ein wenig höher in die Berge und genießen bei ordentlichem Wind einen fantastischen Blick auf Loch Morlich und das Tal von Aviemore.
Im Cairngorms Reindeer Centre ist kurzer Zeit später eine Menge los: der Weihnachtsmann ist da! Außerdem vier seiner fleißigen Helfer: die jungen Bullen Sherlock und James Bond, sowie die zehnmonatigen Kälber Quickstep und Charleston. Wir erfahren jede Menge Wissenswertes über die einzige Hirschart, die in der Subarktis überleben kann. Hier in den Cairngorms wird es zwar selten so kalt, aber die Tiere sind mit ihren Anpassungen perfekt für das Leben in den Bergen der Highlands geeignet. 1952 wurden die ersten Tiere auf dem Glenlivet Estate eingeführt, heute sind es etwa 150 Rentiere, die fast das ganze Jahr eigenständig in den Grampian Mountains leben - nur ab und zu werden einige Tiere zum Besucherzentrum gebracht, um jedem eine Begegnung zu ermöglichen.
Nach unserem Besuch geht es für uns - mit einem kurzen Abstecher zum Jurassic Park - weiter in das Städtchen Aviemore. Hier verbringen wir unsere Mittagspause, bevor das nächste Highlight folgt - auf dem Weg dorthin schaffen wir es dann tatsächlich endlich einmal einen der vielen schönen Regenbögen auch in einer herrlichen Kulisse zu fotografieren.
Nun ist es soweit - das Thema Whisky darf natürlich auf keiner Schottlandreise zu kurz kommen: am südwestlichen Rand des Cairngorms Nationparks liegt auf 351 Metern über dem Meer Dalwhinnie, die höchstgelegene Destille Schottlands. Sie wurde 1897 von John Grant, George Sellar und Alexander Mackenzie unter dem Namen Strathspey gegründet, an einem Ort, an dem sich schon seit Jahrhunderten Viehhändler aus allen umliegenden gebieten trafen um Markt abzuhalten.
Bei einer Führung erfahren wir ein wenig über die Geschichte der Destille selbst und dann natürlich auch, wie die Herstellung des schottischen Single-Malt-Whiskys abläuft und unter welch strengen Auflagen er danach mindestens drei Jahre lang fassgelagert werden muss, um sich überhaupt so nennen zu dürfen. Die meisten Whiskys werden sogar noch viel länger gelagert, was dann natürlich auch die höheren Preise verständlich macht.
Am Ende dürfen wir dann natürlich auch drei der edlen Tropfen probieren. Besonders gut gefällt uns die Verkostung in Kombination mit der eigens für die Brennerei hergestellten Schokolade. Es werden noch einige Weihnachtsgeschenke eingekauft, bevor wir dann den Rückweg antreten - zu unserem leider letzten Abendessen in Schottland.

15.12.2025 Abschied von Schottland und York, die ewige Stadt

Schweren Herzens müssen wir Schottland heute morgen verlassen. Ein letztes gemeinsames Frühstück, dann werden die Koffer eingeladen und es geht auf den Motorway Richtung Süden. Unsere Stimmung wird vom Wetter gespiegelt, grau und trüb sieht es aus und je näher wir der englischen Grenze komme, desto düsterer wird der Himmel. Mit Weihnachtsgebäck und Christmas Crackern versuchen wir gegenzusteuern und uns die Laune nicht verderben zu lassen, denn schließlich gibt es noch einen letzten Programmpunkt auf unserer Reise. Durch die Yorkshire Dales geht es gegen Mittag in die geschichtsträchtige Stadt York. Einst wurde hier am Fluss Ouse schon eine Stadt von den Römern gegründet, später im Mittelalter dann eine neue Namens Jorvik. Aus der Wikingerzeit finden sich auch heute noch zahlreiche Relikte wieder, doch besonders spannend sind die engen Gassen der Altstadt mit ihren krummen und schiefen Fachwerkhäusern, sowie das prächtige York Minster, das die gesamte Stadt mit seinen mächtigen Türmen dominiert. Im weihnachtlichen Glanz kann man sogar den Regen recht gut ignorieren und das letzte bisschen Adventszauber aufsaugen. Für die Eisenbahnfans gibt es noch etwas ganz Besonderes: das National Railway Museum ist Teil des größten Eisenbahnmuseums der Welt und stellt einige der berühmtesten Lokomotiven der Geschichte aus, unter anderem die erste Lokomotive, sowie die schnellste Dampflok der Welt.
Am späten Nachmittag machen wir uns im dichten Berufsverkehr auf den Weg in Richtung Hull. Einerseits freudig wegen der schönen Erlebnisse der letzten Woche, andererseits traurig, weil die Zeit so schnell verflogen ist.
Angekommen am Hafen verläuft der Check In wieder relativ zügig und problemlos und so können wir schon bald unsere Kabinen auf der Pride of Hull beziehen. Beim letzten gemeinsamen Abendessen lassen wir noch einmal die Reise Revue passieren und es werden schon die ein oder anderen Pläne für das nächste Jahr geschmiedet.

16.12.2025 Heimreise nach Deutschland

Relativ pünktlich erreichen wir am nächsten Morgen den Hafen von Rotterdam. Während wir warten, das Schiff verlassen zu dürfen, können wir den Sonnenaufgang durch die angelaufenen Scheiben beobachten. Die Einreise in die EU geht dann relativ zügig und wir erreichen alle vollzählig den Bus. Wir durchqueren die Niederlande in einem Rutsch und am Mittag erreichen wir die Grenze zu Deutschland. Schon am Mittag heißt es dann endgültig Abschied nehmen, denn die ersten Reisegäste verlassen die Gruppe schon in Nordrheinwestfalen. Für den Rest geht es weiter über Kassel nach Thüringen und weiter bis nach Sachsen. Die Ersten sehnen sich schon zurück nach Schottland. Wie heißt es so schön? Nach der Reise ist vor der Reise – und mit schönen Erinnerungen lässt sich doch wunderbar der nächste Urlaub planen.


Ihr Lieben,

wir möchten uns noch einmal ganz herzlich bei Euch bedanken für diese wunderbare Reise mit einer hervorragenden Gruppe. Danke, dass Ihr diese Reise als Allererste gebucht habt und bereitwillig unsere Versuchskaninchen wart und uns fleißig Feedback gegeben habt. Auch für das (meistens) schöne Wetter wollen wir uns ganz herzlich bedanken, das habt Ihr prima gemacht.
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir uns bald mal wieder sehen - es gibt noch so viele schöne Fleckchen in Europa (und in Schottland...).

Sláinte, beannachd leabh und natürlich Nollaig Chridheil,
Sinah & Jan


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