Reisebericht: Rundreise Schottland – Highlands & Whisky

21.05. – 01.06.2015, 12 Tage Rundreise: Falkirk – Stirling – Pitlochry – Blair Atholl – Inveraray – Halbinsel Kintyre – Insel Islay – Insel Jura – 10 Whisky–Brennereien – Oban – Tal von Glencoe – Kyle of Lochalsh – Insel Skye – Beauly – Elgin – Spey–Tal – Newcastle


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Schottland-Rundreise mit Whiskydestillen wie Glenfarclas, Glen Ord, Talisker, Laphroig und Ardbeg, Besuch von Edinburgh, Stirling, den Highlandgames von Blair Atholl und Rundfahrten auf Skye, Kintyre und Islay mit Besuch von Oban und der Insel Bute.
Gleich achtmal die Verkostung „gälischen Lebenswassers" in mehreren Whiskydestillerien - ob das nicht langweilig wird? Nein, wurde es nicht, denn in Blair Atholl und Glenlivet, Glenfarclas und Glen Ord, Talisker und Oban und schließlich Laphroig und Ardbeg konnten wir teilweise völlig verschiedene Geschmacksrichtungen von schottischem „Single Malt" entdecken. Daneben bot unsere einmalige Tour herrliche Einblicke in schottische Tradition und kombinierte zahlreiche Zeugnisse schottischer Geschichte mit aufregenden Landschaften. Neben den Highlands konnten wir auch die Inseln Skye, Islay und Bute besuchen, dem vielbesungenen „Mull of Kintyre" einen Besuch abstatten. Edinburgh und die alte Hauptstadt Stirling haben wir ebenso gesehen wie Inverness, den Hauptort der Highlands, Oban, das „Tor zu den Inseln" oder die imposante Ruine der Kathedrale von Elgin, die eins „Leuchte des Nordens" genannt wurde.
Doch nun will ich der Reihe nach über unsere Reise über den schottischen Whiskytrail und zu den Highlands and Islands berichten...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Ruhrgebiet – Amsterdam Ijmuiden, erster Tag, Donnerstag, 21. Mai 2015 (800 km) :

Wieder einmal sehr früh morgens starteten wir am Flughafen Dresden, denn die Fähre verläßt Holland bereits am Nachmittag. Ohne Probleme passierten wir die deutschen Autobahnen, kamen auch gut durch das immer dicht befahrene Ruhrgebiet und später durch die Niederlande. Hier waren wir - aufgrund der frühen Abfahrt und des reibungslosen Durchkommens sogar so früh im Großraum Amsterdam, dass wir hier noch einen kleinen Stadtbummel einbauen konnten. Später ging es dann zum Einchecken zum Fährterminal von Ijmuiden, wo das Fährschiff „King Seaways" bereits auf uns wartete. Nach Meldung des Busses beim Fährpersonal und Empfang der Kabinen- und Bordkarten im Fährterminal betraten wir das komfortable Schiff und bezogen zunächst unsere kleinen, spartanisch und dennoch recht bequem ausgestatteten Kabinen mit Dusche und WC. Nach einem recht frühen Abendessen als Schlemmerbüffet, bei dem wir auch die Frühstücksbons für den kommenden Morgen bekamen, hatten wir die Möglichkeit zum Spaziergang auf Deck bei schönem Wetter oder dafür, bei einem Drink den Tag in einer der Bars ausklingen zu lassen.

Newcastle – Jedburgh – Edinburgh, zweiter Tag, Freitag, 22. Mai 2015 (221 km):

Wie immer dauerte die britische Grenzkontrolle vor allem für den Bus einige Zeit und erst gegen 10.20 Uhr konnten wir den Fährhafen Newcastle verlassen. Unser Weg führte durch die englisch-schottischen „Borders" eine interessante hügelige Landschaft, deren kulturelle Höhepunkte auf schottischer Seite unter anderem mehrere alte Abteien aus dem 12. Jahrhundert bilden. Den ersten Stopp legten wir natürlich in Carter Bar ein, wo der große Grenzstein zwischen England und Schottland steht und wo zumeist - auch dieses Mal wieder - ein uniformierter Dudelsackspieler die Gäste auf keltischem Gebiet begrüßt. Der deutsche Dichter Theodor Fontane, der als Berichterstatter in Schottland geweilt und ein Buch über den Norden der britischen Insel verfasst hatte, war von dieser Gegend und ihren Abteien besonders angetan. Unser erster richtiger Stopp in Schottland zeigte uns Jedburgh, deren Wahrzeichen, Blickfang und wichtigste Sehenswürdigkeit die gewaltige Abteiruine ist, die sich wuchtig und stolz und vornehm seit Jahrhunderten als über dem Fluß erhebt. Wir hatten Gelegenheit für Fotos und konnten sogar noch einen kleinen Stadtrundgang und etwas Freizeit in der Jedburgher Altstadt einbauen, die u.a. mit einem altem Gefängnis, und einem historischem Marktkreuz aufwartet.

Edinburgh

Wir setzten unsere Reise in die schottische Hauptstadt fort und trafen uns dann am Rand der Neustadt mit unserer Stadtführerin. Marion zeigte uns bei einer Stadtrundfahrt durch Edinburgh zunächst die Neustadt, die im 18.Jahrhundert in komplett georgianischem Stil erbaut worden war. Stadtpaläste mit kleinen Balkons und gusseisernen Balustraden sind hier ebenso charakteristisch wie die nur den Anwohnern vorbehaltenen kleinen eingezäunten Parks und verschiedene alte Vorrichtungen wie etwa zum Fackellöschen, zum Stiefelabtreten und den erhöhten Trottoirstein um leichter auf's Pferd zu steigen.
Einen Stopp gab es an der königlichen Residenz von Edinburgh, dem Palast von Holyroodhouse, wo sich als ältestes Gebäude auch das angebliche Badehaus von Königin Maria Stuart befindet und danach hatten wir bei der Auffahrt auf den alten Vulkan Arthurs Seat gute Ausblicke auf die schottische Metropole. Später befuhren wir vom Palast her die Royal Mile, die Innenstadtstraße, die längs durch Edinburghs Altstadt Holyroodhouse Palace und die Burg von Edinburgher miteinander verbindet. Bei einer weiteren Runde entdeckten wir noch die bekannte, wenn auch unscheinbare Statue von „Greyfriars Bobby", die einen Hund darstellt und auf eine romantische Geschichte verweist und den Grasmarkt. Schließlich fanden wir uns dann neben dem Aufgang zum Castle wieder, wo der Bus parken konnte. Vor den Toren der Burg endete die Führung und wir hatten den günstigsten Ausgangspunkt für Freizeit in der Altstadt - oder, wer wollte, einen Rundgang durch das Castle. In zwei Stunden kann man hier so einiges unternehmen, denn das lebendige Edinburgh hält für alle immer einiges bereit.
Später verließen wir den Stadtkern von Edinburgh un d fuhren zu unserem am Flughafen gelegenen Hotel.

Falkirk Wheel – Bootsfahrt – Stirling – Scone Palace – Dunkeld – Pitlochry, dritter Tag, Samstag, 23 Mai 2015 (181 km) :

Unser erstes Ziel heute war das Falkirk Wheel, das 2002 eröffnete modernste Schiffshebewerk Schottlands und das einzige in Form eines Riesenrades Wir erreichten dieses Wunderwerk der Technik recht früh - das Besucherzentrum war noch gar nicht offen, so dass wir in Ruhe erst einmal die riesigen, an einer Radnabe angebrachten Gondeln von außen fotografieren konnten, in deren Wassertrögen schmale Schiffe gehoben und gesenkt werden. Zwei Kanalsysteme, heute ausschließlich von Freizeitkapitänen genutzt, verbindet das riesige Rad mit seinen 35 m Durchmesser und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 24 m. Pünktlich zur Eröffnung des Besucherzentrums konnten wir eines der „Narrowboats" besteigen, fuhren in den unteren Hebewerkstrog und wurden innerhalb von vier Minuten mit dem gesamten Boot zum oberen Kanal emporgehoben. Ein Angestellter gab technische Erläuterungen, während unser Boot den nunmehr oben befindlichen Trog verließ und den oberen Kanal entlang durch einen Schiffstunnel zu einer Wendeschleife fuhr. Von hier kehrten wir zurück, wurden im nächsten Gang gesenkt und hatten nach ein paar Minuten wieder den Ausgangspunkt erreicht - ein insgesamt sehr beeindruckendes Erlebnis bei der Vorführung einer technischen Sensation. .
Vom Falkirk Wheel führte unser weiterer Weg nach Stirling, einst Hauptstadt des Königsreiches Schottland. Hier besichtigten wir die Burg, die auf einem Vulkanhügel thronend die Stadt weithin überragt. Da es nur von einer Seite erreichbar und ansonsten von steilen Klippen umgeben ist, war die schon sehr früh hier errichtete Burg stets strategisch wichtig. Der heute noch präsente Palast wurde Mitte des 16. Jh. erbaut und ist eine interessante Stilmischung aus Spätgotik und Renaissance. Besonders aufwendig und spektakulär ist die „Great Hall", die Versammlungs- und Audienzhalle, in der auch das schottische Parlament tagte. Nach einer kurzen Führung in der Burg hatten wir Gelegenheit, uns individuell umzusehen und es blieb auch noch etwas Freizeit für die nahegelegene Altstadt.

Krönungshügel und Krönungsstein

Später ging es dann bei einem ungeplanten Abstecher ganz im Sinne des „Richtig Reisen!" Mottos von Eberhardt TRAVEL zum Besuch bei einer Legende: Scone Palace ist der Ort, auf dessen Gelände der sagenhafte Krönungsstein der schottischen Könige aufbewahrt wurde und wird heute beherrscht von einem neogotischen Palast, erbaut auf den Ruinen einer alten Abtei zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter Leitung des Architekten William Atkinson. Zwar hatten wir nicht genug Zeit für eine ausführliches Besichtigung dieses Palastes, aber für einen ausgedehnten Fotostopp und den Besuch des berühmten schottischen Krönungssteins reichte es: von piktischen und schottischen Clans wurde das schottische Königreich durch Kenneth I. McAlpin 846 n.Chr. gegründet und der legendäre „Stein des Schicksals" hierher gebracht. Auf dem Gelände von Scone entstand die neue (Haupt)stadt Celtic Abertha und hier wurden die Könige gekrönt, indem der vom Schicksal auserwählte wahre König von dem Stein bestimmt wurde, der einen Ton erklingen ließ, wenn sich der rechtmäßige Kandidat auf ihn setzte. Diese Zeremonie fand bis 1296 hier statt, als Eduard I. von England den Stein stehlen und zum Zeichen seines Anspruchs auf Schottland nach London bringen ließ. Erst im 20 Jh. gab man den Stein nach Schottland zurück. Immer weiter wurden jedoch Schottlands Könige hier am Ort gekrönt, indem man an dieser Stelle einen Krönungsstuhl mit Stein aufbaute - 1745 wurde der Anführer des letzten Schotten-Aufstandes Bonnie Prince Charlie aus der Stuart-Dynastie hier als Letzter zum König gekrönt. Dieser Stuhl steht auf dem Moot Hill, einer weiteren Legende, dominiert von einer Kapelle. Um nach schottischem Recht dem König hier Ehrerbietung zu erweisen und dennoch auf ihrem eigenen Grund und Boden Treue schwören zu können, mussten die Clanchefs für den Treue-Eid hier in der Hauptstadt Heimaterde in ihren Stiefeln mitbringen. Danach wurde die Erde ausgeschüttet und so entstand der Moot Hill...
Von hier erreichten wir rasch den historischen Ort Dunkeld, bekannt für seinen denkmalgeschützten Ortskern mit den weißen Häusern aus dem 17. Jh. und die riesige Kathedralenruine. Im 14. Jh. anstelle eines alten Klosters errichtet, wurde sie in der schottischen Reformation zerstört.
Als Tagesabschluss hatten wir noch Zeit für ein paar Minuten Bummel im Kurort Pitlochry, in dem wir später auch in unser Hotel eincheckten.

Blair Atholl Destillery – Highland Games in Blair Atholl – Aviemore, vierter Tag, Sonntag, 24. Mai 2015 (117 km):

Der heutige Tag begann mit dem Besuch der unweit von unserem Übernachtungshotel gelegenen Blair Atholl Distillery. Hier wurden wir während einer originellen Führung mit der Herstellung des „uisghe beatha", des „Lebenswassers" vertraut gemacht. Wir erfuhren vom Malzen der Gerste - deren Keimungsprozess in manchen Destillen, die wir noch sehen würden, durch Räuchern über Torf gestoppt wird - von den Geheimnissen des Brennens und der Lagerung des Whiskys in gebrauchten Bourbon- oder Sherry-Fässern - alles Faktoren, die den unverkennbaren Geschmack eines Single Malt der betreffenden Brennerei verleihen.
Nach der Führung und natürlich der Verkostung des edlen Tropfens war es Zeit, zu den Highland Games aufzubrechen. Sie fanden im Park des Blair Castle statt, dem Sitz des Herzogs von Atholl. Er ist der einzige Adelige in Großbritannien, der eine Privat-Armee unterhalten darf, die berühmten „Blair Atholl Highlanders". Das Schloss, in den vergangenen Jahrhunderten vielfach umgebaut, gehört zu den malerischsten Schlössern in Schottland. Es besitzt noch die komplette Einrichtung der Prunkgemächer, die eindrucksvoll das Leben der Adeligen in Schottland widerspiegeln und wer von unseren Gästen wollte, konnte die Burg besichtigen, da die daneben stattfindenden Hochlandspiele viel Freiraum ließen.
Diese oft auch „gathering" „Zusammenkunft" genannten sportlichen Wettkämpfe der schottischen Clans sind sehr alt. Angeblich haben die frühen schottischen Könige auf diese Art die schnellsten und stärksten jungen Männer ausgesucht, um Elite-Einheiten, Leibwächter und Boten zu rekrutieren. Baumstammwerfen und Steinestoßen, Heuballenhochwurf und Steinhammerweitwurf sind die Herausforderungen für die kräftigsten Männer. Alle treten im Kilt an und daneben geben „Pipe Contests" - der Wettbewerb der Dudelsäcke - und als Höhepunkt der Aufmarsch ganzer Dudelsack-Kapellen ein ganz besonderes Lokalkolorit und typisch schottisches Flair.
Anmutig ist die besondere historische Disziplin des „Highland Dancing" : ein traditioneller Tanzwettbewerb für Frauen und Mädchen
Nach Erreichen des Busparkplatzes neben Blair Castle war rasch der Eintritt entrichtet und wir konnten das Flair der Hochlandspiele genießen. Die von Blair Atholl finden sehr früh - am letzten Maiwochenende - statt, locken aber schon erstaunlich viele Menschen an. Dennoch war auch das Angebot an Souvenirständen, Kaffee-Bars und Ständen mit traditionellem schottischem Essen recht gut, so dass kaum Andrang entstand. Wie meist bei den Higland-Games war das Hauptgeschehen im Zentrum des Festplatzes konzentriert und übersichtlich angeordnet. So konnten wir umherbummeln und uns für Zusehen und Fotografieren an den unterschiedlichsten Wettkampforten entscheiden: als wir ankamen waren gerade die Qualifikationen für Schwerathleten beim Wurf des „Schottischen Hammers" mit langem Stiel im Gange und später fand auch der vielleicht spektakulärste Wettkampf statt: das Baumstammwerfen. Der Athlet muss dabei einen schweren, telefonmastgroßen Stamm nach oben werfen, damit er über seine Längsachse kippt und möglichst gerade landet. Bei vielen der urwüchsigen Wettbewerbe war es ganz erstaunlich, wie die Schwergewichtler im Schottenrock sie meisterten.
Bis nach dem Höhepunkt, dem Aufmarsch der Dudelsackkapelle, blieben wir hier, ehe wir unseren Weg nach Norden fortsetzten. Einen kleinen Abstecher gönnten wir uns noch zum historischen Bahnhof „Boat of Garden". Die im viktorianischen Stil erhaltene Eisenbahnstation wird heute von der Museumseisenbahn „Strathspey Railway" betrieben und gehört zu einer 1965 stillgelegten Eisenbahnstrecke durch das Spey-Tal.
Von hier erreichten wir dan unser Hotel in Coylumbridge bei Aviemore.

Elgin – Balvenie Castle – Glenlivet Distillery – Glenfarclas Distillery – Aviemore, fünfter Tag, Montag 25. Mai 2015 ( 214 km):

Unser erstes heutiges Ziel war die Stadt Elgin, einst bedeutender Bischofssitz der historischen Landschaft Moray und heute noch deren größte Stadt. Besonders bedeutsam ist die Ruine der hier seit 1224 errichteten Kathedrale. Zu ihrer Zeit war sie der größte Kirchenbau Schottlands und wurde „die Leuchte des Nordens" genannt. Nach einer ersten Zerstörung Ende des 14. Jh. wurde die Kirche endgültig in den Wirren der schottischen Reformation zur Ruine. Dennoch ist viel von dem grandiosen Bauwerk erhalten: wuchtig steht noch die Doppelturmfront und bedeutende Reste des Chorhauses, auch Teile der Seitenfronten sind erhalten. Das immer noch imponierende Westportal und reichverzierte Säulen und Fassadenteile zeigen die Formen der Früh- und Hochgotik, die man hierzulande „Early English" und „Decorated" nennt. Für die Geschichte der Region und auch für die ganz Schottlands war das Gotteshaus von überragender Bedeutung. Noch heute ist die überlebensgroße Bischofsstatue, die stark an eine der uralten in Schottland gefundenen Schachfiguren erinnert und die vermutlich einst unter dem Vierungsturm stand, eine der Hauptattraktionen der häufig besuchten Ruine.
Unser weiterer Weg führte uns zunächst nach Dufftown - die Stadt, in deren Umgebung sich wohl die meisten Whiskybrennereien Schottlands befinden. Ein in Schottland gern zitierter Reim besagt „Rome was built on seven hills, Dufftown stands on seven stills" (Rom ist auf sieben Hügeln erbaut worden und Dufftown steht auf sieben Destillen). Doch wir besuchten hier die Ruine von Balvenie Castle, einer der ältesten Steinburgen Schottlands. Imposant und wehrhaft sieht der über mehr als vier Jahrhunderte immer wieder veränderte und ergänzte Bau noch heute aus. Zwar wird die Burgruine immer als „eines der seltenen Militärarchitekturzeugnisse aus dem 13. Jh. präsentiert, doch gab es hier schon hundert Jahre früher eine Burg, die dann im 16. Jh. zum Schloß ausgebaut wurde.

Whiskybrennereien im Spey–Tal

Von hier ging es zur Brennerei von Glenlivet. 1824 gegründet ist sie zwar eigentlich nicht die älteste Brennerei in Schottland, aber die erste des Landes, die legal, d.h. mit königlicher Lizenz Whisky herstellte. Bis dahin wurde Whisky meist schwarz gebrannt und man sagt, dass der Gründer George Smith sich als Gesetzestreuer so unbeliebt machte, dass er meist mit einer geladenen Pistole herumlief ... Fast ungebrochen und immer noch nach alter Methode ist die Brenntradition hier über die wir bei einer Führung mit anschließender Verkostung aufgeklärt wurden. Die Herstellung von „uisghe beatha" („Lebenswasser") beginnt mit dem Malzen, dem Ankeimen von Gerste, um im Getreide enthaltenen Zucker und Stärke freizusetzen. Nach Stoppen des Vorganges - das mit starkem Erhitzen oder Räuchern über Torfrauch vor sich geht - wird die Gerste gemahlen und danach der im Schrot freigesetzte Zucker durch heißes Wasser ausgespült. Das Zuckerwasser wird abgekühlt und mit Hefe versetzt - es setzt eine mehrtägige Gärung ein, die eine Art Gerstenbier erzeugt. Das wird später in einer Brennblase über den Siedepunkt von Alkohol aber unter dem von Wasser erhitzt, wobei der Alkohol verdampft und danach wieder in einer vorbereiteten kupfernen wassergekühlten Destillier-Schlange kondensiert. Nach einer zweiten Destillation erhält man eine klare reine Flüssigkeit mit bis zu 70 % Alkohol. Die wird in gebrauchte Bourbon- oder Sherryfässer abgefüllt und muss zunächst mindestens drei Jahre in Schottland im Fass lagern. Erst dann darf sich der Whisky „Scotch" nennen. Durch die Form der Destillierkolben und die Art und Länge der Lagerung in bisher für Sherry oder Bourbon verwendeten Eichenfässern erhält letztlich jeder Whisky seinen unverkennbaren Geschmack eines „Single Malt".
Nach dem Besuch der Glenlivet-Destillery folgte gleich die nächste: Glenfarclas ist fast die einzige der schottischen Brennereien, die noch nicht zu einem multinationalen Getränkekonzern gehört. Seit 1865 ist sie im Besitz der Familie Grant. Die Besonderheiten dieser Destille sind, dass die Brennblasen nicht wie in den anderen Destillen mit Dampf, sondern direkt mit Gas befeuert werden, um die Temperatur exakter regulieren zu können und dass die Lagerung fast ausschließlich in ehemaligen Sherryfässern der Marke „Oloroso" erfolgt. In Glenfarclas werden mehr „Jahrgänge" als in anderen Destillen produziert - von 10 bis zu 40 Jahre gelagertem Whisky reicht die Angebotspalette.
Auch hier ließen wir uns bei der Verkostung den leckeren Tropfen schmecken, bevor wir - mit einem kleinen Abstecher in das Städtchen Grantown on Spey ins Hotel vom Vortag zurückkehrten.

Inverness – Glen Ord – Carrontal – Eilean Donan Castle, sechster Tag, Dienstag, 26. Mai 2015 (196 km) :

Heute begann der Tag mit der Fahrt nach Inverness, der Verwaltungshauptstadt des schottischen Bezirks „Highlands" und gleichzeitig dem einzigen Ort dort, der sich „City" nennen darf. Wir hatten Zeitz für einen Bummel durch die belebte Geschäftsstraße und - wer wollte - zum Inverness Castle. Das ist heute Sitz verschiedener Verwaltungsgremien und in Gebäuden aus dem 19. Jh. untergebracht. Vom historischen Inverness Castle, das in der schottischen Geschichte und auch in der Literaturgeschichte durch Shakespeares „Macbeth" eine bedeutende Rolle spielt, ist leider nichts mehr erhalten.
Nach unserem vormittäglichen Aufenthalt in der „Hauptstadt der Highlands" ging es gleich weiter zu einer Whiskyprobe - nein - natürlich gab es davor ein Führung. Die Besonderheiten beim Malzen, Maischen, Brennen und Lagern kannten wir ja als Prinzip schon, aber jede Whisky-Destille hat ihre Besonderheiten und „Geheimnisse" - sonst gäbe es ja nicht die teilweise erheblichen Unterschiede im Geschmack des „Lebenswassers". Glen Ord in den Highlands, wenige Kilometer von Inverness ist nicht mehr so sehr wie im Vorjahr , Baustelle, aber man bemerkt die Modernisierung überall. Ihr Ziel, die produzierte Alkoholmenge auf etwa elf Millionen Liter Whisky verdoppeln, hat die Brennerei inzwischen erreicht. Bei uns nicht ganz so bekannt, gehört die recht große Glen Ord Destille zum weltweit größten Spirituosenkonzern Diageo. Der hat eine Besonderheit: er läßt die Gelder aus seiner Pensionskasse als Anlage in zweieinhalb Millionen Fässern Whisky ruhen !
Eine Besonderheit der Glen Ord-Brennerei ist, dass sie ihr Malz selbst herstellt, und für den eigenen Bedarf nicht getorftes Malz produziert, für die auch zur Firmengruppe gehörende Talisker-Destillery auf der Insel Skye, die wir morgen besuchen würden,liefert sie hingegen Malz, das über Torffeuer geräuchert wurde und „härteren" torfigen Geschmack verleiht. In Glen Ord konnten zum Schluß einen sehr guten Malzwhisky probieren.
Von Glen Ord ging es auf einer landschaftlich einzigartigen Strecke weiter: Im Straßenverlauf duirch die Täler Strahbran und Glen Carrow durchquerten wir die Highlands. De facto hatten wir morgens in Inverness am Moray Firth, einer Meeresbucht der Nordsee, unsere Tagestour begonnen, um nun am Nachmittag mit dem Loch Carron eine Meeresbucht des Atlantischen Ozeans zu erreichen. Zwischendurch legten wir einen Stopp am Bahnhof des Örtchens Achnasheen ein, an dem sich die beiden Täler begegnen.
Die landschaftliche Schönheit, trotz rauhen Wetters nicht zu übersehen, findet ihre architektonische Krönung in der „typischen" schottischen Burganlage des Eilean Donan Castle. Mit Sicherheit eine der malerischsten Burgen Schottlands, diente sie sehr häufig als Filmkulisse: hier wurden u.a. „Highlander" (Hauptrolle Christopher Lambert) gedreht, sie tauchte in Mel Gibsons „Braveheart" auf und in der James-Bond-Verfilmung „Die Welt ist nicht genug" diente sie als schottisches Hauptquartier des MI 6. Erst im 20 Jh. wurde die bis dahin nur als Ruine bekannte Burg restauriert, strahlt aber die klassische Romantik schottischer Clansitze aus. Bis heute ist sie noch im Familienbesitz des Clans der McRaes. Bei einer Führung sahen wir die Innenräume samt Bankett- und Zeremoniensaal.
Am Abend erreichten wir unser Hotel, das malerisch direkt am Ufer des Loch Alsh gelegen war.

Insel Skye – Talisker Destille – Portree – Mallaig – Fort William, siebter Tag, Mittwoch, 27.Mai 2015 (258 km):

Heute begrüßte uns der Tag etwas nasskalt und regnerisch. Wir verließen das Festland und fuhren zunächst über die Betonbrücke auf die Insel Skye und ins Inselinnere. Die Insel, deren gälischer Name „Insel des Nebels" schon eine Wetterandeutung enthält, ist mit 1.656 km² Fläche die größte Insel der Inneren Hebriden. Ihre rauhe, relativ dünnbesiedelte Landschaft, deren hohe Berge im Inselinneren auch keine Landwirtschaft ermöglichen, hat einen ebenso rauhen Menschenschlag hervorgebracht und die Gewohnheit, dass viele Bewohner hier noch gälisch sprechen.
Nach kurzem Stopp in Broadford und Fahrt durch die schöne, wenn auch verregnete Landschaft erreichten wir nach einem Fotostopp an einem typischen, sehr gut restaurierten Cottage die berühmte Talisker- Destille. Sie gilt als eine klassische Brennerei, in der ursprünglich noch dreimal destilliert und die Brennblasen mit Kohle beheizt wurden. In neuerer Zeit auf das übliche zweimal Destillieren und Dampfbefeuerung umgestellt, erzeugt die Destille einen seit fast zweihundert Jahren für ihren torfigen Geschmack bekannten Single Malt. Das über Torfrauch behandelte Malz erhält sie von der „Schwesterbrennerei" Glen Ord, die wir gestern besucht hatten. Wie diese gehört auch Talisker zum weltweit größten Spirituosenkonzern Diageo, der allein in Schottland 27 Whiskydestillen betreibt. Bei der Verkostung genossen wir erstmals wirklich torfigen Whisky, wobei wir erfuhren, dass neben der Torfräucherung des Malzes auch die Verwendung von über Torf fließendem Wasser beim Maischen und Destillieren zum Geschmack beiträgt.

Portree

Von Talisker ging es weiter in die leicht verregnete Inselhauptstadt Portree. In der winzigen Hafenstadt erregen die malerischen, buntbemalten Häuser rund um die Hafenbucht Interesse, aber die Stadt ist sehr klein und bietet neben dem Aussichtspunkt über den Hafen und zwei Kirchen vor allem einen Marktplatz mit kleinem historischem Marktkreuz. Zum Schlendern, einer Einkehr ins Teehaus oder einem kleinem (Souvenir)Shopping-Bummel blieb dann genug Zeit.
Mit der Fähre der Fährgesellschaft Caledonian McBrayne fuhren wir am Nachmittag von Armadale auf Skye zum Hafenort Mallaig auf dem Festland. Hier konnten wir sogar die Ankunft des kleinen Dampfzuges miterleben, der durch seinen Auftritt in den „Harry Potter"-Verfilmungen einige Berühmtheit erlangt hat.

Road of the Isles

Auf einer der schönsten Küstenstraßen Schottlandfs, der „Road oft he Isles" ging es dann weiter. Mit Fotostopps am Princes Cairn - einer Felseninsel, auf der sich „Bonnie Prince Charlie" auf seiner Flucht vor den Engländern nach der verlorenen Schlacht bei Culloden 1746 versteckt haben soll - und am Glenfinnan-Monument setzten wir die Fahrt fort. Der Turm von Glenfinnan steht an der Stelle, an der Bonnie Prince Charlie 1745 seine Standarte aufgepflanzt und die Highlander zu den Waffen gegen England gerufen haben soll. Später stoppten wir noch an Neptunes Staircase, einer aus acht hintereinanderliegenden Schleusen bestehenden Anlage des Kaledonischen Kanals, der Inverness per Wasserweg mit Fort William verbindet, jenem Ort, in dem unser nächstes Hotel lag.


Fort William - Tal von Glencoe - Oban - Cambeltown, achter Tag, Donnerstag, 28.Mai 2015 (280 km):

Weniger verregnet als gestern war das Wetter heute zumindest „durchwachsen", aber mit vielen schönen sonnigen Momenten. Deshalb konnten wir auch - die vorhandene Zeit bis zur nächsten zeitlich festgelegten Besichtigung nutzend, einen Abstecher nach der Eberhardt „Richtig Reisen!" Philosophie einbauen: wir machten einen Umweg zum Sammeln voin echten Highland-Eindrücken im Tal von Glencoe. Das Wetter war mit uns blauer Himmel war zu sehen und die gewaltigen Berge, oft noch in den ursprünglichen Formen der Vulkankegel, die sie einst waren, konnte man entweder ganz oder zumindest „fast ganz" bedeckt mit Wolken- und Nebelfetzen sehen. Eine herrliche Gegend mit Berggipfeln, gerundeten Trogtälern mit spärlichem Waldbewuchs und Heidekraut, bewachsene Hängen und bachdurchflossenen, leicht sumpfigen Talsohlen, die wir bei einem Fotostopp erlebten und dann auch Gelegenheit hatten, den hübschen Wasserfall am Talende zu fotografieren. Doch Glencoe, eines der schönsten Hochlandtäler Schottlands, steht leider auch für eines der tragischsten Ereignisse aus der schottischen Geschichte. Im Februar 1693 war hier der Schauplatz eines von englischen Truppen im Auftrag des englischen Königs am schottischen McDonald-Clan verübten Massenmordes. Bis heute ist das „Massaker von Glencoe" eines der blutigsten Ereignisse in der Geschichte der beiden Nachbarn und hat lange das Verhältnis der Schotten zu den Engländern belastet. Vielbesungen in verschiedenen Balladen, hörten auch wir das bekannte Lied „the massacre of Glencoe" über die CD-Bordanlage an.
Später erreichten wir das Städtchen Oban, bekannt als „Tor zu den Westlichen Inseln". Seit Beginn der Eisenbahn- und Dampfschiff-Ära ist es einer der Hauptfährhafen für die Hebriden-Inseln. Zunächst war Zeit für einen Stadtbummel, für den eine gute Stunde durchaus reicht.
Dann waren wir angemeldet für den Besuch der Whisky-Distillery - die hier mitten in der Stadt liegt - mit anschließender Verkostung. Auch diese Brennerei hat ihre Besonderheiten: zwar stellt sie ihr Malz nicht mehr selbst her, sondern bezieht den leicht getorften Grundstoff aus einer Mälzerei aus dem Spey-Tal, wo wir schon waren. Ihre Lage und die Faßlagerung in der Meeresluft bescheren dem Whisky ein gewisses salziges Aroma. Aufgrund des beengten Platzes hat diese Brennerei besondere, spiralförmige Kondensatoren. Für die Besucher hat sie auch etwas Besonderes zu bieten: Neben der Probe des gereiften Oban Single Malt - vorwiegend aus Bourbon-Fässern - bekommt der Besucher eine Probe in „Faßstärke". Das sind etwa 57 Vol.% , bevor zur Flaschenabfüllung der Alkoholgehalt auf 40 % mittels Wasser heruntergeregelt wird. Diese „Faßprobe" wurde vor unseren Augen direkt aus dem Fass geholt und wir durften unser Probeglas als Andenken behalten! Beides empfanden wir als gute Idee!
Später fuhren durch herrliche Landschaft und entlang der Meeresküste nach Süden, bis wir die bekannte Halbinsel Kintyre erreichten. Die langgestreckte Halbinsel ist wunderschön, man kann das rauhe Meer beobachten und an klaren Tagen bis zum hier nur gut 20 km entfernten Nordirland hinübersehen. Die Südspitze der Halbinsel, der von einem Leuchtturm gekrönte Felsen „Mull of Kintyre" erlangte Berühmtheit durch den gleichnamigen Song von Paul McCartney und seiner Gruppe „Wings", die die Heimatgefühle besangen, die beim Anblick des Felsens aufkommen...
Im größten Ort der Halbinsel, dem Städtchen Campbeltown, bezogen wir für zwei Tage Quartier.


Insel Islay - Laphroig Distillery - Ardbeg Distillery - Campbeltown, neunter Tag, Freitag, 29.Mai 2015 (150 km):

Recht selten findet sich die Hebrideninsel Islay in Reiseangeboten. Auf dem 620 km ² großen Eiland, das damit nur etwa zwei Drittel so groß ist wie die Insel Rügen, finden sich derzeit nicht weniger als acht aktive Whiskybrennereien. Aufgrund ihrer Besonderheiten bildet Islay eine eigene Whiskyregion und wird weder zu den Hochland- noch zu den Inselwhiskys gerechnet. Sehr früh mussten wir heute aufbrechen, denn um nach Islay und dann wieder zurück auf's Festland zu gelangen, brauchten wir ganz bestimmte Fähren und mussten deren Abfahrtzeiten genau einhalten. Schon halb sieben standen wir am Hafen von Kennacraig bereit und setzten in knapp zweieinhalbstündiger Fahrt nach Port Ellen auf Islay über. Da unser Aufbruch zu früh für ein Frühstück im Hotel war, konnten wir das typische warme Frühstück mit Schinken und Ei, Würstchen, Bohnen und Pilzen auf dem Fährschiff genießen. Bei schönem Wetter erreichten wir Islay und starteten gleich mit der Besichtigung der renommierten Laphroig-Brennerei.
Namengebend war ihre Lage an einer breiten Bucht und diese zusammen mit Seeluft, torfigem Wasser aus dem Kilbride Dam und Torf aus eigenem Abstich aus Islay machen den Whisky aus dieser Destille unverwechselbar. Schon 1815 gegründet, erfreut sich Laphroig der Aufmerksamkeit des Königshauses. Bei einem seiner Besuche machte Kronprinz Charles die Brennerei zum Hoflieferanten, die sich seither dieser Ehre und der dazugehörigen Wappen etc. zu Werbezwecken bedienen darf. Obwohl der Laphroig mit seinem sehr rauchigen und kräftigem Aroma zumindest für Nicht-Whisky-Fans gewöhnungsbedürftig ist, hat bei der großzügig bemessenen Verkostung das „Lebenswasser" allen geschmeckt. Die Führung dauerte recht lange, da David uns alles erklärte und wir auch einen Einblick in die hauseigene Mälzerei sowie die Torfräucherung - mit Torf aus eigenem Abstich - bekamen.
Dann ging es weiter nach Ardbeg, das uns zum Abschluss der Verkostungen den torfigsten und kräftigsten Single Malt servieren würde. Die Geschichte von Ardbeg ist recht bewegt: als eine der ältesten schottischen Destillen wurde sie ab etwa 1794 von Schwarzbrennern und Schmugglern betrieben, bis sie legal werden musste. Von 1981 bis 1989 und nochmals 1996 bis 1997 war sie geschlossen und wurde 2004 zusammen mit Schottlands beliebtester Destille Glenmorangie an den Konzern Moet Hennessy Louis Vuitton verkauft.
Nach einer Führung durch die Destille konnten wir auch hier Erinnerungsglas behalten und durften zwei Sorten kosten - z.B. den nach der Wasserquelle benannten Ardbeg Uigeadail, der in Fass-Stärke von 54,2 % verkauft wird und aus einer Mischung von Whisky des gleichen Jahrganges besteht, der zu neun Zehnteln in Bourbonfässern und einem Zehntel in Sherryfässern gelagert wurde.
Mit der Besichtigung von Ardbeg war die letzte der Brennereien unseres „Whisky Trail" erreicht und wir hatten gar nicht einmal mehr vie Zeit übrig, denn wir mussten ja noch zur Festlandsfähre gelangen. Ein Fotostopp zeigte noch die auf dem Weg liegende Destille von Lagavulin - aber nur von außen - und dann gab es noch kurze Bummel - oder ausgedehnte Fotostopps - im malerischen Fischerdörfchen Port Ellen und im Hauptort von Islay, Bowmore, das auch über eine renommierte Brennerei und über eine für Schottland seltene Rundkirche verfügt.
Vom Hafen Port Askaig ging es dann zurück aufs Festland und auf schon bekannter Strecke an der Atlantikküste zurück zum Hotel in Campbeltown.


Campbeltown - Insel Bute - Rothesay - Irvine, zehnter Tag, Samstag, 30. Mai 2015 (227 km):

Heute hatten wir Zeit, das Frühstück im Hotel einzunehmen und dann ging es sozusagen schon in Richtung Heimat. Mit der Fähre setzten wir über den Beginn der Meeresbucht Loch Fyne, an deren Ende übrigens Schottlands kleinste Stadt Inveraray liegt, die wir in vielen unserer anderen Schottlandreisen besuchen und umrundeten auf der Festlandstraße den in der Meeresbucht Kyles of Bute liegenden Nordteil der Insel Bute. Die weniger als 200 km² große Insel war unser heutiges Hauptziel. Nachdem wir sie nach einer erneuten kurzen Fährüberfahrt erreicht hatten, nutzten wir die Ringstraße zu einer kompletten Runde um den gut erschlossenen Süden der Insel und durchquerten ihre von Landwirtschaft geprägte Hügellandschaft. Schließlich erreichten wir Rothesay, bis heute Hauptort der Insel. Vor der verwaltungstechnischen Neuordnung Schottlands war er der Verwaltungssitz der historischen Grafschaft Buteshire, die neben Bute auch die Inseln Arran und Great Cumbrae umfasste. Seit Beginn des 18. Jh. wurde die Herrschaft aufgewertet - mittels Titelvergabe durch das britische Königshaus, denn England und Schottland wurden ja bereits seit 1603 gemeinsam aus London regiert. Der Titel eines Earl und später Marquess of Bute wurde an eine Seitenlinie des schottischen Königshauses Stuart vergeben.
Die Stuarts schützen Rothesay seit dem 13. Jh. bereits durch eine starke Burg, die wir am frühen Nachmittag besichtigten. Rothesay Castle ist Schottlands einzige Rundburg und entstand als „Motte" auf einem künstlich angelegten Hügel und Wassergraben. Ihr Grundriss - kreisrund mit vier ausfallenden zusätzlichen Rundtürmen im Mauerverlauf und mit dem später vorgesetzten und als Torbau dienenden rechteckigen Bergfried ist gut zu erkennen und die Ruine bietet insgesamt einen imposanten Anblick. Wir hatten Zeit, sie zu besichtigen und da sie mitten in der Stadt liegt war es danach einfach, das Städtchen Rothesay bei einem Bummel näher kennenzulernen.

Pub in der Kirche

Am Nachmittag verließen wir die Insel wieder per Fähre und da es noch Zeit war, bevor wir in unser etwas abseits vom Zentrum von Irvine liegenden Hotel einchecken sollten, konnten wir noch einen besonderen Abstecher einbauen: Als „Richtig Reisen!"-Extra fuhren wir noch zur Strandpromenade des Badeortes Ayr. Wer wollte, hatte Zeit für einen Strandbummel und wer mochte, konnte mich begleiten, denn ich wollte eine für unsere mitteleuropäischen Verhältnisse große Besonderheit zeigen: einen Pub in einer alten Kirche. Was für uns unglaublich klingt, ist in Großbrtitannien durchaus üblich: die vielen kichlichen Bekenntnisse des Landes müssen ohne Kirchensteuer und zentrale Zuwendungen auskommen und so überleben viele, indem sie Immobilien - und eben auch Kirchengebäude - verpachten oder verkaufen. So gibt es in zahlreichen Kirchen heute Besucherinformationen, Cafés, Verkaufsstellen oder eben Pubs. Unsere Gästen jedenfalls haben sich wohl gefühlt und nach einem Bier in der Kirche kehrten wir zum Bus zurück und fuhren dann nach Irvine zu unserem Hotel.


Irvine - Dumfries - Gretna Green - Newcastle, elfter Tag, Sonntag, 31. Mai 2015 (274 km):

Noch einmal fuhren wir heute durch Schottland, bis wir am Nachmittag englischen Boden erreichen und in Newcastle upon Tyne auf das DFDS-Fährschiff einchecken und dann quer über die Nordsee zum Festlandhafen Ijmuiden schippern würden. Aber noch hatten wir ein wenig Zeit für Schottland, was uns erlaubte, noch ein oder zwei Besichtigungen zu unternehmen. Von Irvine ging es nach Südosten und wir erreichten am Vormittag Dumfries, die Stadt, die mit Robert Burns, dem schottischen Nationaldichter, auf's Engste verbunden ist. Hier parkte der Bus für ein Weilchen am Fluss Nith und wir konnten noch die hübsche Altstadt von Dumfries kennenlernen: mit dem Robert Burns Denkmal, dem alten Tolbooth auf dem Markt und Burns' bevorzugtem Pub „Ye hole in the Wa'". Dann fuhren wir zur schottischen Grenze und machten noch Station in der „Heiratsschmiede" Gretna Green.
Das Dörfchen unmittelbar an der englisch-schottischen Grenze ist nämlich durch eine ungewöhnliche Art von Hochzeit zur Berühmtheit gelangt ist. Unterschiedliche Gesetze bezüglich der Eheschließung in Schottland und England sorgten im 18. und 19. Jahrhundert dafür, dass in Schottland junge Paare ohne Einwilligung der Eltern und mit wesentlich jüngerem Lebensalter als im gestrengen England heiraten durften. Viele Liebespaare heirateten daher oftmals heimlich, mitunter von zur Eheverhinderung entschlossenen Eltern verfolgt im Nachbarland und manche sollen es eben nur gerade über die Grenze geschafft haben. Auf der einzigen Straße nach Schottland lag eben Gretna Green und hier mußte man sich vom Friedensrichter trauen lassen. Das war nach allgemeinem Brauch der Grobschmied des Ortes und weil er hiermit oft reichlich zu tun hatte, erledigte er die Trauungen oft gleich in seiner Werkstatt. Nach schottischem Gesetz waren neben dem Brautpaar nur zwei Zeugen nötig - und die fand man für ein paar Penny. Waren alle um den Amboss versammelt, nahm Schmied den Hammer, um mit einem Schlag auf den Amboss das junge Brautpaar so zu verbinden, wie er sonst Eisen zusammenschmiedete. In der Neuzeit ist aus der einstigen Grobschmiede ein Touristenzentrum mit Museum, Gaststätten, Souvenir und Whiskyshop geworden. Wir hatten genügend Zeit, um uns alles anzusehen oder vielleicht den letzten Whisky zu kaufen... Auf jeden Fall war mit diesem Ort der Abschied von Schottland verbunden.
Auf der Straße direkt nach Osten, mit kleinem Abstecher noch zum Hadrianswall, erreichten wir pünktlich den Fährhafen von Newcastle und checkten auf der „Princess Seaways" für die nächtliche Überfahrt ein. An Bord bezogen wir unsere Kabinen und ließen es uns beim frühen Abendessen nochmal so richtig gut gehen.


Ijmuiden - Dresden: Heimreise, zwölfter Tag, Montag, 01. Juni 2015 (800 km):

Nach dem Frühstück auf der Fähre und deren kaum verspäteter Ankunft warteten wir, bis auch der Bus die niederländischen Kontrollen passiert hatte. Nachdem wir unser Handgepäck verstaut hatten ging es über niederländische und deutsche Autobahnen auf der von der Hinfahrt bekannten Strecke zurück zu den Ausgangsorten der Reise.

Epilog

Diese besondere Schottland enthielt auch für mich einiges Neue- und ich war von der Schönheit der Halbinsel Kintyre und vor allem der Insel Islay beeindruckt. Wir hatten eine schöne Reise mit „dufter Truppe" wie man so sagt und uns allen wird sie gewiss lange in Erinnerung bleiben. Achtmal Whisky-Brennerei - wurde das nicht langweilig? Keineswegs, denn abgesehen davon, dass alle Single Malts eine eigene, nahezu unvergleichliche Note haben, ist zwar der grundsätzliche Ablauf der Herstellung des Lebenswassers gleich, aber es macht Spaß, die Besonderheiten jeder Destille zu entdecken!
Abwechslungsreiche Programme haben wir mehrere in Schottland, aber dieses war ein an Höhepunkten reiches und ganz Besonderes - und ich hoffe, bald mal wieder ein solches Programm mit „Whisky und Highlandgames" zusammenstellen zu können - vielleicht mit noch mehr Islay und vielleinem „Sprung" auf die Insel Jura? Wir werden sehen - schauen Sie doch immer mal in unsere Programme im Internet oder unseren Katalogen. Schottland lohnt sich immer und hält für jeden etwas bereit!
Ich freue mich auf die nächste Tour! Bis bald!
Mit den besten Grüßen
Ihr Dr.Michael Krause, Eberhardt Studienreiseleiter.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Eine Reise die auch für nicht Whisky-Bekenner hoch interessant und erlebnisreich war. Wir wurden in der leider viel zu kurzen Zeit durch eine Abwechslung von Eindrücken zwischen großartiger Landschaft, sich besonders durch ihre Individualität unterscheidenden Destillen (inkl.der Verkostungen!) und nicht zu vergessen der schottischen Geschichte vielseitig unterhalten. Wobei unser Reiseleiter keinen zu vernachlässigenden Teil beitrug. Besonders die noch vielen "spontanen kleinen Extras" gaben der Reise das Besondere, denn den perfekten Moment an Ort und Stelle kann keiner voraus planen. Und so war es super auch mal spontan sein zu können und sich der Erfahrung der Reiseleitung anzuvertrauen. Eine der Whisky-Trailers

Claudia Schreck
07.06.2015

Dem kann ich mich nur anschließen. Viele Eindrücke, viel Wissens- und Sehenswertes über Schottland, die Geschichte Schottlands, Whisky und dessen Herstellung und vieles mehr. Die Reise war einfach spitzenmäßig zusammengestellt und macht Lust auf weitere Schottland-Reisen, was nicht zuletzt auch unserem Reiseleiter Dr. Michael Krause zu verdanken ist. Dankeschön.

Claudia Steyer 08.06.2015

Dem kann ich mich nur anschließen. Viele Eindrücke, viel Wissens- und Sehenswertes über Schottland, die Geschichte Schottlands, Whisky und dessen Herstellung und vieles mehr. Die Reise war einfach spitzenmäßig zusammengestellt und macht Lust auf weitere Schottland-Reisen, was nicht zuletzt auch unserem Reiseleiter Dr. Michael Krause zu verdanken ist. Dankeschön.

Claudia Steyer 08.06.2015

Habe in Ruhe meine vielen Fotos aussortiert und zur Fotoshow verarbeitet. Dies war die Gelegenheit diese wunderbare Reise nochmal, Tag für Tag, zu erleben. Es waren so viele Orte, Landschaften, Whiskys und noch mehr Wissen über Land, Leute und Historie, vermittelt durch unseren Reiseleiter, sodass dieses zurück denken fast eine zweite Rundreise erleben lies. Vielen Dank für die schönen Tage und die vielen Erlebnisse an Dr. Michael Krause, vielen Dank an Willfried für die Höchstleistungen beim Bus fahren. Mit dem ausführlichen Reisebericht als "Spickzettel" und eigener Fotoshow werden wir gern Familie und Freunde für Schottland begeistern. Vielen Dank an alle, diese Reise macht Lust auf eine neue.

Stephanie Johannsen
12.07.2015

Im Gegensatz zu vielen meiner Mitreisenden, war ich zum ersten Mal im Vereinigten Königreich und auch im wunderbaren Schottland. Zunächst hatte ich Bedenken, ob denn eine so lange Busreise wirklich was für mich sein würde, aber dank regelmäßiger Stopps und kurzweiliger Zwischenbemerkungen (ob Vermittlung von Wissen - schließlich war es eine Bildungsreise, Untermalung der Landschaft mittels Musik oder der ein oder anderen Anekdote aus dem ereignisreichen Leben eines Reiseleiters - was haben wir mitunter gelacht) war die Anfahrt bis zum Fährhafen gut zu überstehen. Die Fährüberfahrt selbst war zumindestens für mich der nächste Test - Seekrankheit "ja" oder "nein"? Ein klares "NEIN". Selbst als Fahrgast war der Linksverkehr anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, aber nach ein paar Tagen stellt es kein Problem mehr dar und man schaut beim Überqueren einer Straße auch in die richtige Richtung.
Die Reiseziele waren sehr abwechslungsreich gewählt und in der gegebenen Zeit war wohl mehr auch nicht unterzubringen, wenn man nicht in Streß geraten will. Die Hotels, die der Übernachtung dienten, waren ebenfalls recht unterschiedlich, wobei jedes seinen eigenen Charme hatte. Es befanden sich für meinen Geschmack sogar einige Highlights darunter - z.B. das Atholl Palace Hotel in Pitlochry und das Argyll Arms Hotel in Campbeltown (eine echte Überraschung!). Die in erklecklicher Anzahl angesteuerten Destillerien hatten jede für sich ihre Besonderheiten, so daß man am Ende einen guten Überblick über die verschiedenen Geschmacksrichtungen bekam (gut, daß ich als erfahrener Whiskyfreund schon die grundlegende Richtung kannte, in die die Geschmacksnerven geschickt wurden).
Die zahlreichen Ruinen, die besichtigt werden konnten, wurden mit viel geschichtlichen Informationen unterfüttert, so daß man eventuell die Gründe für den nicht unternommenen Wiederaufbau nachvollziehen konnte. Auch wurde die oft bewegende Geschichte der schottischen Unabhängigkeitsbestrebungen verständlich gemacht und ein kleiner Einblick in die schottische Mentalität gestattet.
Als es dann "auf Raten" wieder in Richtung England und weiter nach Festlandeuropa ging, kam doch ein wenig Wehmut auf. Zu gern hätte ein großer Teil der Reisegruppe noch ein paar Tage drangehängt.
Ich für meinen Teil werde in jedem Fall in Zukunft nochmals dieses Reiseziel ins Auge fassen - denn in 12 Tagen ist Schottland einfach nicht kennen zu lernen. Ein Anfang ist aber gemacht.
Abschließend möchte ich mich noch bei unserem Reiseleiter Herrn Dr. Krause und natürlich unserem Fahrer Willi, die die ganze Zeit einen hervorragenden Job gemacht haben. Danke für die schöne Zeit!

Lars Wander
31.07.2015

Endlich haben auch wir unser Fotoalbum fertig und es wird Zeit, noch mal Danke zu sagen für die tolle Reise. Eigentlich können wir uns dem Bericht von Lars nur anschließen. Am Anfang hat uns ein bisschen davor "gegruselt", jeden Tag an einem anderen Ort zu sein, aber wir haben uns relativ schnell an das Kofferein- und auspacken gewöhnt. Nur so war es möglich, so viel von Schottland zu sehen und kennenzulernen. Schon allein das schottische Frühstück war ein Erlebnis. Dr. Krause mit seinem schier unglaublichen Wissen über Land und Leute, seinen vielen kleinen Einlagen, sei es die Begrüßung oder Verabschiedung mit den kleinen Fähnchen an den Landesgrenzen oder die immer passenden Musikeinlagen hat diese Whisky-Reise zu einem Erlebnis gemacht. Vervollständigt hat das Reise-(Fahr)erlebnis Willi, der (fast) immer geduldig dahin gefahren ist, wo der "Chef" hin wollte. Und natürlich waren auch wir als Reisegruppe nicht die schlechtesten ;-).
Wir haben uns die CD "Runrig's Balladen" gekauft und bei "Every River" kommen schon mal ein klein bisschen die Tränen. "Angels' Share" als DVD ist auch noch mal eine Erinnerung an das tolle Land. Beim Gucken unbedingt einen Schluck Whisky trinken!
Wir würden auch sehr gern noch einmal eine solche Whisky-Reise machen mit ein paar neuen Whiskys, vielleicht mit ein klein wenig mehr Zeit auf Islay und einem Abstecher auf die Insel Jura?! Vielleicht bis 2017?

Andrea Schreier
14.08.2015