Zum Hauptinhalt springen ... Alle Themen & Ziele
  (03 52 04) 92 112 / Mo – Fr: 07:00 – 19:00 Uhr + Sa: 10:00 – 15:00 Uhr
Eberhardt TRAVEL GmbH
Testsieger 2023
Banner-Hero

Rundreise Schottland – Highlands und Inseln

Reisebericht: 02.06. – 13.06.2025

Die Magie Schottlands ist unvergleichlich und verzaubert jeden Reisenden immer wieder aufs Neue. Die wildromantische Natur der Highlands mit ihren tiefgrünen Tälern und Seen, Heimat sagenumwobener Bur

Sinah Witzig

Ein Reisebericht von
Sinah Witzig


02.06.2025 Anreise nach IJmuiden

Unsere Reise startet schon früh morgens am Dresdner Flughafen, denn das Tagesziel ist der Hafen von IJmuiden bei Amsterdam. Entlang der A4 geht es zunächst in Richtung Süden durch Sachsen, dann durch Thüringen weiter bis nach Erfurt. Kurz nach Eisenach verlassen wir die Autobahn und fahren über verschlafene hessische Dörfer, bis wir den neuen Teil der A44 erreichen. Von hier ist es nun nur noch eine kurze Fahrt bis nach Kassel. Über A44, A2 und A3 geht es nun durch Nordrhein-Westfalen. Am frühen Vormittag ist unsere Reisegruppe fürs Erste komplett, morgen werden noch neun weitere Gäste in Glasgow zur Gruppe stoßen.
Ohne größere Zwischenfälle erreichen wir gegen Mittag die Grenze zu den Niederlanden. Nach der Mittagspause lassen wir dann auch den Verkehrsknotenpunkt Utrecht straufrei hinter uns und erreichen pünktlich den Hafen von IJmuiden. Auch das Check In-Prozedere geht heute schnell von statten und so dauert es nicht lange, bis wir es uns auf der King Seaways gemütlich machen können. Noch bevor wir das großartige Abendbuffet eröffnen dürfen, legt unser Schiff schon überpünktlich ab – Schottland wir kommen! Beim Abendessen werden nun schon allerlei Reiseerfahrungen ausgetauscht und man lernt die Mitreisenden so langsam kennen. Alle sind sich sicher: tolle Tage stehen uns bevor.

03.06.2025 Durch Nordengland nach Gretna Green, über Glasgow und Loch Lomond nach Oban

Am nächsten Morgen ist schon früh Land in Sicht. Das Frühstück nehmen wir ein mit Kurs auf Newcastle Upon Tyne und bald haben wir auch schon den Hafen der nordenglischen Stadt erreicht. Relativ zügig bringen wir die Einreiseformalitäten hinter uns und nach einiger Wartezeit am Hafen sitzen wir dann auch endlich im Bus. Entlang des römischen Hadrianswalls geht es nun nach Westen in die Provinz Cumbria. Gegen Mittag erreichen wir Carlisle, das während der Jakobitenaufstände eine der wichtigsten Bastionen der Engländer gewesen ist und wo zahlreiche junge Schotten ihren Tod gefunden haben. Heute sind die Borderlands zum Glück relativ friedlich und feierlich können wir die Grenze zu Schottland überqueren. Unseren ersten Stopp machen wir ganz traditionell in Gretna Green, einst Zufluchtsort heiratswilliger junger Engländer, die ohne Zustimmung ihrer Eltern nicht unter 21 Jahren heiraten durften – was es genau damit auf sich hat, das lernen wir bei einer live Demonstration des ehemaligen Hochzeitsrituals, das von jedem offiziell Werkstätigen durchgeführt werden durfte. In Gretna war das der Schmied – so werden feierlich die Hände auf den Amboss gelegt und mit dem Hammer... natürlich daneben geschlagen. Ein bisschen Nervenkitzel ist aber definitiv dabei aber dann dürfen sich die frisch Vermählten glücklich in die Arme schließen.
Wir kommen auch gleich in den Genuss echter schottischer Dudelsackmusik und auch sonst mit allerhand Klischees. Ein schöner Einstand ist es jedoch auf alle Fälle.
Am frühen Nachmittag geht es dann weiter zum Flughafen Glasgow, wo wir ja noch unsere übrigen Reisegäste aufsammeln müssen - dann ist die Gruppe endlich komplett und die Reise kann so richtig beginnen.

Schon wenige Kilometer nördlich erreichen wir die südlichste Spitze des Loch Lomond, dem größten See Schottlands und Großbritanniens. Am Westufer stehen heute noch die zahlreichen Villen, der in Glasgow reich gewordenen Industriellen und Kaufleuten, die es sich dann zu Ende des 19. Jahrhunderts leisten konnten, zur Sommerfrische herzukommen. Wir legen einen kleinen Stopp ein in dem pittoresken Örtchen Luss, das etwa in der Mitte des 39 Kilometer langen Sees liegt. Trotz des typischen schottischen Wetters ist auch der 974 Meter hohe Ben Lomond gut zu sehen, einer der 282 Munros in Schottland. Munros sind Berge, die über 3000 Fuß hoch sind und sie alle zu besteigen ist schottischer Nationalgeist schlechthin.
Am nördlichen Ende des Sees geht es dann weiter nach Westen, nun durch die historische Grafschaft Argyll, Sitz des mächtigen Campbell Clans. Das Wetter könnte klischeehafter nicht sein – von Nebel über strömenden Regen bis zu strahlendem Sonnenschein erleben wir auf unserer Fahrt alles, manchmal auch gleichzeitig. Am späten Nachmittag erreichen wir dann Inveraray, einst Hauptsitz der Campbells, wovon das beeindruckende Inveraray Castle heute noch zeugt.
Von hier aus fahren wir nun nach oben – oder nach Oban? In diesem Fall bedeutet das zunächst einmal das gleiche. Einen weiteren kleinen Stopp gibt es dann am Loch Awe mit Blick auf die Ruine des Kilchurn Castle. Das ehemals fünfstöckige Towerhouse gehörte ebenfalls dem Clan Campbell, bevor es 1760 vom Blitz getroffen und daraufhin niedergebrannt ist. Wir fahren entlang des Nordufers des Loch Awe und erreichen dann schließlich unser Hotel mitten in Oban. Trotz eines recht eigenwilligen Aufzugs schaffen wir es doch recht zügig unsere Zimmer zu beziehen und dann auch pünktlich unser Abendessen serviert zu bekommen. Ein erster ereignisreicher Tag in Schottland geht zu Ende und wir freuen uns auf das, was uns erwartet.

04.06.2025 Die ersten beiden Inseln: Mull und Iona – und eine kleine Überraschung

Der nächste Tag beginnt früh, denn wir müssen unsere erste innerschottische Fähre erwischen - auf dem Programm stehen unsere ersten beiden Inseln: Mull und Iona. Die beiden gehören zu den südlichen Gruppe der Inneren Hebriden. Insgesamt zählen über 500 Inseln und Inselchen zu den Hebriden, die sich über 200 Kilometer vor der Westküste Schottlands erstrecken. Bewohnt sind davon zwischen 50 und 70, je nachdem welche Quelle man dazu befragt. Wir werden lernen welch bewegte Geschichte die Inseln zwischen keltischer, norwegischer und schottischer Herrschaft hinter sich haben und wie bedeutend einst der Clan der MacDonalds als Lords of the Isles gewesen ist – jedoch auch wie drastisch der Niedergang war, nach dem Verlust der schottischen Unabhängigkeit.

Mit der Fähre von Oban erreichen wir die 875,35 km² große Insel Mull in einer knappen Stunde. Zunächst überqueren wir die Insel einmal komplett bis an ihr Westende, um von dort auf die kleinere vorgelagerte Insel Iona zu erlangen. Das zunächst noch recht schottische Wetter hat sich nun doch mehr in Richtung Sonnenschein gewandelt und Dank der frühen Fährüberfahrt haben wir Zeit für mehrere kleine Stopps auf dem Weg. Die umliegenden Torfmoore und die hohe Bergkette des Ben Mór liefern wirklich fantastische Motive.
Als wir später dann den winzigen Hafen von Fionnphort erreichen, liegt glücklicherweise gerade die kleine Fähre nach Iona im Hafen.
Ohne unseren Bus geht es nun auf die nur knapp 9 km² große Insel. Diese bildete jahrhundertelang das geistliche Zentrum Schottlands: Im Jahre 563 kam der Heilige Columban mit zwölf Männern von Irland nach Iona und gründete hier ein Kloster. Von Iona verbreitete sich das Christentum zunächst in Schottland und Nordengland und schließlich bis nach Mitteleuropa.
Die ursprüngliche Klosteranlage wurde durch mehrere Überfälle der Wikinger zerstört, übrig sind jedoch noch einige der ältesten keltischen Kreuze des Christentums. Im 12. Jahrhundert wurde dann ein neues Kloster gebaut, das bis zur Reformation bestand und dann langsam zur Ruine zerfiel. Ab 1939 wurde es schließlich wiederaufgebaut und ist heute als Museum zugänglich.
Die besondere Bedeutung von Iona machte durch die Jahrhunderte auf die verschiedensten Herrscher Eindruck, so sollen hier seit dem ersten schottischen König Kenneth McAlpin bis zu 46 schottische Könige sowie weitere Könige aus Irland, Norwegen und Frankreich bestattet worden sein.
Auch wir bekommen die Magie der Insel zu spüren: Herrlich türkis-blau schimmert das Wasser am kleinen Sandstrand – hier könnte man doch noch ein wenig bleiben. Doch wir müssen nun wieder zurück nach Mull, denn wir haben heute noch eine ganz schöne Strecke vor uns. Es geht auf demselben Weg wieder zurück, auf dem wir morgens gekommen sind, dann am Hafen von Craignure vorbei, und zum winzigen Anleger von Fishnish.
Von hier aus bringt uns eine kleinere Autofähre über den Sound of Mull nach Lochaline auf der Halbinsel Morvern. Wir fahren entlang des Fjords Loch Aline nach Norden und überqueren die Halbinsel in Richtung Osten bis wir am westlichen Ufer des Loch Linnhe ankommen. Der Meeresarm ist das südlichste Ende des sogenannten Great Glen, ein tektonischer Grabenbruch, der Schottland von Nordosten nach Südwesten durchzieht. An der schmalsten Stelle des etwa 50 Kilometer langen Lochs verkehrt eine winzige Autofähre von Ardgour im Westen nach Corran im Osten – Gekonnt manövriert uns Jan auf die kleine Fähre. In weniger als fünf Minuten sind wir am anderen Ufer und unser Ziel liegt eigentlich direkt um die Ecke, aber ein bisschen Zeit haben wir noch vor dem Abendessen. Wir entscheiden uns also die Gelegenheit zu nutzen, um eines der schönsten und geschichtsträchtigsten Täler Schottlands noch zu besuchen: Das Glencoe ist eines der typischen, in der letzten Eiszeit geformten Täler. Aufgrund seiner tragischen Geschichten von Clanfehden, Intrigen und Verrat wird Glencoe auch das „Tal der Tränen“ genannt. Hatten wir doch noch gar nicht so viel erwartet, werden wir am Three Sisters View Point mit einem Spiel aus Licht und Schatten, Wolken und Sonne überrascht. Diese Atmosphäre formt einen herrlichen Hintergrund für die Szenen, die sich in unseren Köpfen abspielen. Als wir uns gerade von dem fesselnden Szenario losreißen wollen, taucht auch noch ein Regenbogen auf - und wir müssen natürlich alle noch einmal aus dem Bus stürmen. Was für ein Erlebnis!
Nach wenigen Minuten Fahrt erreichen wir schließlich unser Hotel, das direkt am Loch Onich gelegen ist und zumindest einige von uns können diesen tollen Ausblick sogar aus ihren Zimmern genießen. Kurz vor dem Abendessen gibt es dann noch ein zweites Spektakel aus Regen, Abendsonne und zwei gleißend bunten Regenbögen direkt über dem See. Schottland ist wirklich magisch.
Beim Abendessen werden die Ereignisse des Tages und die Erwartungen für den nächsten besprochen, und nach einem letzten Drink an der Bar wird es dann auch schon Zeit ins Bett zu fallen.

05.06.2025 Road to the Isles, Isle of Skye und Eilean Donan Castle

Unsere Route führt uns am nächsten Morgen noch ein kleines Stück weiter Richtung Norden, entlang des Great Glen. Das Tal teilt die schottischen Highlands in die Northwest Highlands und die Grampian Mountains und wird durchzogen von den Seen Loch Lochy, Loch Oich und Loch Ness. Ebendiese Seen hat man zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter der Leitung Thomas Telfords zum Kaledonischen Kanal verbunden. Nur ein Drittel des 97 Kilometer langen Kanals mussten so künstlich geschaffen werden. Nichtsdestotrotz ist er ein technisches Meisterwerk, denn man musste eine Scheitelhöhe von 42 Metern mit insgesamt 29 Schleusen überwinden. Die erste und längste der entstandenen Schleusentreppen befinden sich ganz in der Nähe von Fort William und so machen wir noch einen kleinen Abstecher zum sogenannten „Neptune's Staircase“.

Nach diesem technischen Highlight geht es für uns auf eine der schönsten Panoramastraßen Schottlands, die sogenannte Route to the Isles. Die A830 verläuft etwa 70 Kilometer fast parallel zur Trasse der West Highland Line und führt von Fort William, vorbei an Loch Eil, Loch Shiel und Locht Eilt bis nach Mallaig.
Bekannt geworden ist die Strecke vor allem aufgrund der Harry Potter-Verfilmungen, denn auf der Bahnstrecke verkehrt im Sommer auch der Jacobite Steam Train, besser bekannt als Hogwarts Express. Herstück der Bahnstrecke ist das 30 Meter hohe und 380 Meter lange Glenfinnan-Viadukt, das zwischen 1897-98 erbaut wurde.
Glenfinnan ist allerdings auch historisch sehr spannend, denn hier soll Bonnie Prince Charlie, der Thronpretendent der Steward-Dynastie, während des letzten Jakobiten-Aufstandes 1745 angeblich das schottische Festland erreicht haben. Vermutlich auf selber Strecke floh er auch, nicht einmal ein Jahr später, nach seiner Niederlage in Culloden und wurde von Flora MacDonald nach Skye gebracht. Daher hat der Zug auch seinen aktuellen Namen.
Als wir Glenfinnan, das passend zur tragischen Geschichte von dramatischen Nebelschwaden durchzogen wird, Richtung Westen verlassen, reißt wenig später sprichwörtlich der Himmel auf.
Angekommen in Mallaig können wir am Horizont die Südküste der Isle of Skye sehen, die fast zum Greifen nah erscheint.

Nach einer etwa 45-minütigen und recht stürmischen Überfahrt erreichen wir Armadale im Süden der Halbinsel Sleat. Bei herrlichem Wetter folgen wir zunächst dem Küstenverlauf und erreichen dann das Torfmoor im Hochland. Viel zu früh blüht dieses Jahr schon an einigen stellen die Heide, was zwar auf der einen Seite ein herrliches Bild abgibt, auf der anderen Seite aber auch zeigt, dass der Frühling schon viel zu warm und trocken gewesen ist. Wir erreichen Broadford an der Nordküste und folgen der A87 entlang der Cullin Hills. Zwar werden wir morgen noch einmal dieselbe Strecke in Richtung Norden fahren, nehmen uns aber heute Zeit um schon ein wenig zu erkunden. Das Wetter zeigt sich zunächst wieder ein wenig schottisch, daher fahren wir zuerst in die Insel"hauptstadt" Portree. Immerhin etwa 2000 Einwohner zählt das Hafenörtchen mit den bunt angemalten Fassaden. Es bleibt genügend Zeit für einen kleinen Bummel und eine Mittagspause und so langsam klart auch der Himmel etwas auf.
Auf der Rückfahrt nach Süden nehmen wir uns dann mit besserem Wetter Zeit für ausführliche Fotostopps am Wasserfall Eas a' Bhradain und der alten Brücke von Sligachan. Es wird erzählt, dass diese einst mit Hilfe von Feen erbaut worden sein soll. Alte Mythen und Legenden haben bis heute große Präsenz auf Skye, genau wie die gälische Sprache, die hier auch im Alltag noch von vielen Einwohnern genutzt wird.

Am Nachmittag verlassen wir die Isle of Skye dann noch einmal Richtung Osten. Seit 1995 sind die Orte Kyleakin auf Skye und Kyle of Lochalsh mit einer Brücke verbunden und die Fährüberfahrt über den engen Sund nicht mehr nötig. Ein kleines Stück entfernt liegt eines der berühmtesten Castles Schottlands, das Eilean Donan Castle. Bekannt wurde die Burg aus dem 13. Jahrhundert vor allem durch ihre pittoreske Lage auf einer kleinen Landzunge im Loch Duich, die bei Flut zu einer Gezeiteninsel wird und dann nur noch über eine steinerne Brücke zu erreichen ist. Eilean Donan Castle war einst der Stammsitz des Clan Mackenzie sowie der Macrae. Während der Jakobiter-Aufstände wurde die Burg zerstört und erst im 20. Jahrhundert restauriert und in den vermeintlichen Originalzustand des 18. Jahrhunderts zurückversetzt. Seit 1955 ist Eilean Donan Castle auch von innen als Museum zu besichtigen – doch wir sind uns einig, dass es von außen doch deutlich reizvoller ist. Auch das wechselhafte Wetter spielt uns hier ein wenig in die Karten, denn das Spiel aus Wolken und Lichteinfall sorgt für herrliche Fotomotive.

Am Abend erreichen wir dann unser Hotel in Kyleakin, direkt an der Skye Bridge. Nach dem Abendessen sorgt die Sonne dann noch einmal für herrlich goldenes Abendlicht – perfekte Konditionen für einen Abendspaziergang.

06.06.2025 Isle of Skye und Weiterreise auf die Äußeren Hebriden

Die neblige Insel, wie Skye auch gerne genannt wird, macht ihrem Namen am nächsten Morgen alle Ehre, doch als wir dann nach dem Frühstück Kyleakin in Richtung Broadford verlassen, sieht das Wetter schon wieder traumhaft aus. Wir nutzen das natürlich noch mal für einige Fotostopps auf dem Weg nach Norden und entscheiden uns, in der Nähe von Sligachan eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall vor dem wunderschönen Panorama der Cullin Hills zu unternehmen.
Wenig später geht es dann weiter auf der Panoramastraße A855 entlang der Ostküste der Tatternish Halbinsel. Schon von weitem zeigt sich uns das wohl bekannteste Bergpanorama der Insel: das Storr Gebirge mit seiner 30 Meter hohen Felsnadel – the Old Man of Storr. Zur besten Reisezeit sind wir natürlich nicht alleine unterwegs und so wird das Anhalten eines 12,30 Meter langen Reisebusses hier zur Herausforderung, doch Jan schafft es, uns in einen der besten Fotopunkte zu manövrieren.
Es geht weiter mit Stopps an den Wasserfällen von Mealt und am berühmten Kilt Rock. Die Steilküste lässt hier durch Einlagerung verschiedener Gesteinsschichten – mit etwas Fantasie – das Karomuster eines Tartans erkennen.
Wir erreichen nun die zerklüftete Nordspitze der Insel: von hier aus hat man auch das erste Mal einen tollen Ausblick über die Minch, die Meerenge, die zwischen den Inneren und den Äußeren Hebriden liegt, bis nach Lewis and Harris – unser nächstes Ziel. Zunächst geht es aber weiter zu einem Besuch des Skye Museum of Island Life. In dem Freilichtmuseum kann man sich ansehen, wie das Leben auf den Hebriden noch bis in die 1960er Jahre ausgesehen hat. Mit bis zu drei Generationen lebte man auf engstem Raum in einem Steincottage. Das Dach wurde traditionell mit Reet oder Stroh gedeckt, geheizt wurde mit Torf. Meist waren die Frauen für Haushalt und Hof zuständig, während die Männer entweder einem Handwerk nachgingen, oder als Fischer oder Walfänger Geld verdienten, um die hohe Pachtzahlung an den Landbesitzer finanzieren zu können.
Mit der Nachmittagsfähre verlassen wir die Isle of Skye dann von Uig aus in Richtung Westen. Bei herrlichem Wetter genießen wir die wunderbare Aussicht an Deck und erreichen schließlich den Hafen von Tarbert. Offiziell ist Lewis and Harris eine Insel und damit auch die drittgrößte britische Insel nach Großbritannien und Irland – fragt man jedoch die Einwohner, sieht die Meinung jedoch ganz anders aus. In Tarbert, wo die Insel nicht einmal einen Kilometer breit ist, und wo man erwarten könnte, dass hier eine Grenze ist, begrüßt uns ein Schild mit der Aufschrift: „Welcome to the Isle of Harris“. Erst etwa zwanzig Kilometer weiter nördlich, wo das gebirgige Land abflacht, steht das entsprechende Schild für die Insel Lewis. Es ist also nicht ganz so einfach. Pauschal kann man sagen, dass sich Lewis und Harris geologisch unterscheiden: der nördliche, flachere und hauptsächlich von Hochmoor überzogene Inselteil nennt sich Lewis, der südliche und gebirgige Teil dagegen ist Harris. Die gemeinsame Verwaltungshauptstadt ist Stornoway an der Nordostküste und dort befindet sich auch unser Hotel für die Nächsten beiden Nächte. Wir werden herzlich empfangen und können beim gemeinsamen Abendessen gemütlich den Tag ausklingen lassen.

07.06.2025 Eine Insel mit zwei Identitäten: Lewis und Harris

Wir starten unsere Erkundung der Äußeren Hebriden von Stornoway aus zunächst auf Lewis. Durch das scheinbar unendliche Torfmoor überqueren wir die Insel von Osten nach Westen und erreichen das Örtchen Bragar. Hier finden wir in einem Vorgarten ein recht ungewöhnliches Gartentor vor: der mächtige Kieferknochen eines Blauwals ragt hier über sieben Meter empor und ist geschmückt mit der Harpune, mit der man das gestrandete Tier 1920 erlegt hat. Heute ist die Waljagd ein umstrittenes und sicherlich aus der Zeit gefallenes Thema, vor über hundert Jahren jedoch, war sie eine der wenigen Einnahmequellen und Versorgungsmöglichkeiten auf den Inseln und ein gestrandeter Wal war ein absoluter Glücksfall.
Wenig später besuchen wir die kleine Siedlung Gearrannan. Hier kann man sich, ähnlich wie auf Skye, ansehen, wie die Menschen bis in die 1960er Jahre in ihren sogenannten Blackhouses gelebt haben. Wir haben Glück und dürfen gleich zur Begrüßung dem gälischen Gesang eines älteren Herren lauschen. Außerdem erfahren wir viel über die Siedlung und lernen von Weber John, wie Harris Tweed hergestellt wird. Ganz nebenbei genießen wir natürlich auch die herrliche Lage direkt an einer kleinen Bucht.
Unsere Zeitreise führt uns nun zurück in die Eisenzeit. In dieser Zeit, ungefähr im ersten Jahrhundert v. Chr. entstanden überall an den Küsten runde Steintürme, die vermutlich sowohl als Wohnraum sowie als Verteidungungsstruktur erbaut wurden. Diese sogenannten Brochs zeichnen sich vor allem durch ihre meterdicken doppelten Außenwände aus, in deren Inneres, ein Treppenhaus in die oberen Stockwerke führt. Einer der besterhaltenen Brochs in ganz Schottland ist der Dun Carloway Broch. Eine Seite des Trockenmauerwerks ist noch neun Meter hoch und man vermutet, das dies auch die ungefähre Gesamthöhe des Gebäudes gewesen sein muss. Nach langen Sicherungsarbeiten, darf man nun wieder in den Broch hineingehen, so können wir uns mit den Dimensionen vertraut machen und auch die winzigen Stufen der noch erhaltenen Treppen ansehen – hochklettern dürfen wir natürlich nicht, aber dennoch ist das Erlebnis sehr beeindruckend. Bis ins 16. Jahrhundert soll der Broch dem Morrison Clan als Wehrturm gedient haben.
Wir reisen nun noch ein wenig weiter zurück in der Zeit, nämlich in die Steinzeit. In dieser Epoche der Megalithkulturen entstanden im gesamten britischen Raum, sowie an der Atlantikküste in Skandinavien, Frankreich und Nordspanien unzählige Steinsetzungen. Ihre tatsächliche Funktion ist bis heute ungeklärt. Experten halten es für am wahrscheinlichsten, dass es sich dabei um rituelle oder spirituelle Plätze handelt, und dass mithilfe der Anlagen astronomische Phänomene und Jahreszeiten berechnet werden konnten. Die bekannteste davon ist natürlich Stonehenge in Südengland, weitaus mehr gibt es jedoch in Schottland und Irland. Eine der beeindruckendsten Anlagen sind die Standing Stones of Callanish. Die Menhire sind zwar kleiner und unbearbeitet um Gegensatz zu Stonehenge, allerdings sind alle 13 Steine bis heute erhalten. Aufgebaut wurde Callanish etwa um 3000 v. Chr. und geriet nach der Plünderung in der Bronzezeit in Vergessenheit. Das Torfmoor bedeckte bei der Wiederentdeckung 1857 bis zu 1,5 Meter der Steinstehlen und so ist man sich sicher, dass neben den zwölf bereits ausgegrabenen archäologischen Stätten rund um Callanish, vermutlich noch acht weitere existieren.
Wir sind vor allem beeindruckt davon, dass man hier ganz ungehindert an die Steine heran und durch den Kreis hindurch gehen kann. Das liegt natürlich an der Abgeschiedenheit der Lage – so viele Menschen verirren sich nicht hierher.

Das Geschichtsprogramm für heute ist nun absolviert und wir fahren nun wieder langsam Richtung Süden. In den Aline Community Woodlands legen wir einen kleinen Stopp für einen Spaziergang ein. Mithilfe freiwilliger Mitarbeiter aus der Bevölkerung ist hier ein wunderschöner Rundweg durch den Wald und das Sumpfland entstanden. Zurück am Bus gibt es dann zur Überraschung ein kleines Überraschungd-Picknick zur Stärkung für den Nachmittag.
Unsere Fahrt führt uns nun wieder in die bergige Landschaft von Harris. Zurück in Tarbert egen wir einen kurzen Stopp ein. Die Harris Distillery hat leider geschlossen, aber die beiden Tweed-Geschäfte werden mit viel Begeisterung besucht.
Dann geht es weiter, um noch etwas vom südlichen Teil Harris zu sehen. Von hier an geht es nun hauptsächlich auf einer Single Track Road weiter durch die Steinwüste. Unsere Fahrt geht dann hinunter ins Tal und schon von weitem ist der weiße Sandstrand von Luskentyre am Horizont zu erkennen. Wir wagen einen Fotostopp an der Küste und müssen feststellen, dass dies doch ein wenig zu verlockend war bei dem schönen Wetter. Nach ein paar Disziplinierungsanläufen können wir dann doch weiterfahren - schließlich wollen wir Harris eigentlich einmal umrunden. Entlang weiterer traumhafter Strände müssen wir uns manchmal wirklich zurück ins Bewusstsein rufen, dass wir immer noch in Schottland sind.
Ganz im Süden finden wir im Örtchen Rodel die kleine St Clement's Church vor. Sie wurde im Jahr 1528 fertiggestellt und als ihr Stifter gilt Alasdair Crotach MacLeod, der achte Chief des Clans MacLeod. Alasdair MacLeod entschied sich seine letzten Lebensjahre auf Harris zu verbringen und ließ eine Kirche errichten, welche auch seine Grabstätte sein sollte. Er brach dabei mit einer Clantradition, nach der alle Vorgänger auf der Insel Iona bestattet wurden. Wir erkunden die mittelalterliche Kirche und machen Bekanntschaft mit einer Herde sehr neugieriger Schafe bevor wir unsere Fahrt an der Ostküste hinauf beginnen. Die Single Track Road wird hier noch etwas schmaler und Jan kann hier so richtig sein fahrerisches Können unter Beweis stellen. Die Steinwüste geht hier bis an die Küste heran und zaubert neue traumhafte Landschaften. Wir können sogar einige Kegelrobben in den kleinen Buchten erkennen, die uns genauso neugierig anzuschauen scheinen wie wir sie. So viele Busse kommen hier wohl nicht vorbei.
Am Abend sind wir zurück in Stornoway und können uns beim Abendessen von dem langen aber schönen Tag erholen.

08.06.2025 Überfahrt nach Ullapool und entlang der North Coast 500 nach Norden

Am nächsten Morgen heißt es wieder früh aufstehen, denn unsere nächste Fährüberfahrt steht an. Wer nicht pünktlich da ist, der wird nicht mitgenommen, so heißt es. Also sind wir noch vor sieben Uhr am Terminal und warten Geduldig bis wir an Bord fahren dürfen. Pünktlich verlassen wir schließlich die Isle of Lewis in Richtung schottischer Hauptinsel. Die Überfahrt verläuft ganz ruhig und wir können unser Frühstück an Bord genießen - einige sogar mit Aussicht auf Delfine, die eine Weile das Schiff begleiten. Am Vormittag erreichten wir dann überpünktlich den Hafen von Ullapool.
Das Wetter lässt noch ein wenig auf Besserung hoffen, denn auf dem Programm steht heute ein großer Teil einer der schönsten Panoramastraßen Schottlands: die North Coast 500. Sie führt von Inverness über Ullapool bis an die Nordküste und von dort entlang der Ostküste wieder nach Inverness. Insgesamt genau 516 Meilen oder etwa 830 Kilometer. Die Straße existiert natürlich schon sehr viel länger als der marketingstrategische Name der 2015 vom Tourism Project Board erfunden wurde, aber ein Erfolg war das Projekt tatsächlich. Heute ist die Straße, die aus vielen einspurigen Abschnitten besteht, zum Teil überlastet und das Vorankommen kann sehr mühsam werden.
Nördlich von Ullapool durchfahren wir das Knockan Craig Naturreservat. Das etwa 2000 km² große Gebiet ist seit 2005 als Geopark geschützt und beliebtes Wandergebiet im Moine Thrust, dem äußersten Rand des Caledonian-Gebirgsgürtels. Wir legen hier einen ersten kleinen Stopp ein, um die Aussicht von einem kleinen Wanderweg zu genießen. Weiter geht es dann entlang des Ufers des Loch Assynt, wo sich die Ruine des Ardvreck Castle befindet. Das Towerhouse war einst im Besitz der Macleods of Assynt und ist wie jedes ordentliche Castle natürlich belegt mit allerlei Grusel- und Geistergeschichten belegt. So soll sich die Tochter des Clanchiefs aus Kummer aus dem Turmfenster gestürzt haben, weil sie einen Mann heiraten sollte, den sie nicht heiraten wollte und auch heute noch in den Ruinen spuken. Wenig später erreichen wir die Brücke von Kylesku, die den schmalen Sund Caolas Cumhann, zwischen den mächtigen, an Fjorde erinnernden, Meeresarme Loch a'Chàirn Bhàin, Loch Glendhu und Loch Glencoul verbindet. Die Natur hier lässt schon ein wenig an Norwegen denken. So langsam kommt nun gegen Mittag auch die Sonne zum Vorschein und versüßt uns die Ausblicke auf der Weiterfahrt.
Am Nachmittag erreichen wir Durness an der Nordküste und nehmen uns Zeit die Karsthöhle Smoo Cave zu besuchen. Der Eingang der Höhle direkt an einer Bucht, so ist sie sowohl Meeres- als auch Süßwasserhöhle. Besonders beeindruckend ist normalerweise der Wasserfall, der von der Landseite durch ein Loch in der Decke in die Höhle fällt. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit der letzten Wochen ist der kleine Fluss, der den Wasserfall speist jedoch komplett ausgetrocknet.
Der kleine Spaziergang tut allen sehr gut und so sind wir vorbereitet für die letzten Kilometer bis zu unserem Tagesziel Thurso. Die Straße führt von hier an einspurig um den mächtigen Meeresarm Loch Eriboll herum – eine wunderschöne, aber auch sehr lange Fahrt. Dann kreuzt die A838 das Hinterland bis zur herrlichen Bucht von Tongue. Unterwegs wechseln dramatische Küstenabschnitte sich mit wunderschönen Sandstränden ab, sodass man tatsächlich am liebsten ständig anhalten und fotografieren würde.
Am Abend erreichen wir Thurso, die nördlichste Stadt der schottischen Hauptinsel. Wir beziehen die Zimmer in unserem Hotel und lassen den langen Tag beim Abendessen ausklingen.

09.06.2025 Die Orkney–Inseln

Heute steht die letzte Inselgruppe unserer Reise auf dem Programm: die Orkneys. Insgesamt besteht das Archipel aus über 70 kleinen und größeren Inseln. So viele können wir natürlich nicht an einem Tag besuchen, aber wir werden uns zumindest einen guten Überblick verschaffen.
Von Thurso aus fahren wir mit unserem Bus in den nahegelegenen Ort Scrabster. Von hier aus soll uns die Northlink Fähre in knapp zwei Stunden über den Pentland Firth nach Stromness auf Orkney bringen. Auf die Überfahrt passieren wir die Insel Hoy mit ihren spektakulären Klippen von St. John's Head. Mit 400 Metern Höhe die die zweithöchsten Kliffs der Britischen Inseln. Besonders markant ist die 137 Meter hohe Felsnadel Old Man of Hoy.
Am Vormittag erreichen wir dann die größte Insel der Orkneys, Mainland. Etwa 40 Kilometer lang und an der breitesten stelle 26 Kilometer breit ist die Hauptinsel des Archipels und weißt auch die meisten Sehenswürdigkeiten auf. Wir fahren entlang der Südküste bis nach St. Mary's. Von hier ist die Insel mit den kleineren Inseln Lambholm, Glimps Holm und Burray, sowie der größeren Insel South Ronaldsay, jeweils durch Autodämme verbunden. Diese wurden gegen Ende des 2. Weltkriegs von italienischen Kriegsgefangenen errichtet, um die Durchfahrt der Bucht von Scarpa Flow von Osten her zu verhindern. Mit der Überquerung der Churchill Barriers erreichen wir Lambholm. Hier befindet sich die örtliche Rum-Destille sowie die sogenannte italienische Kapelle. Sie wurde von den italienischen Kriegsgefangenen aus zwei ihnen zur Verfügung gestellten Baracken gebaut und ist durchaus beeindruckend.
Zur Mittagspause fahren wir dann weiter in die Inselhauptstadt Kirkwall. Die Besichtigung der St. Magnus Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert ist natürlich ein absolutes Muss. Danach ist noch Zeit für eine kleine Shoppingtour durch die vielen kleinen Boutiquen und Geschäfte. In allen Ecken Orkneys ist der jahrhundertelange Einfluss der norwegischen Kultur gegenwärtig. Im 9. Jahrhundert eroberten Wikinger unter dem König Haralds I. die Inseln und erst 1469 wurden die Orkneys als Mitgift der Tochter des dänischen Königs Christian I. Teil des schottischen Königreichts unter James III. Dieser Kulturaustausch zwischen Kelten, Norwegern und Schotten ist heute noch deutlich spürbar und unterscheidet das Archipel von den Hebriden.
Am Nachmittag widmen wir uns schließlich den spannenden steinzeitlichen Ausgrabungsstätten Orkneys. Ähnlich wie auf Lewis sind auch hier Steinsetzungen zu finden. Den ersten Stopp machen wir bei den Standing Stones of Stenness. Man geht davon aus, das sich hier eine rituelle Opferstelle befunden hat, denn in der Mitte der vier mächtigen Stehlen hat man eine Feuerstelle gefunden.
Anschließend besuchen wir den größten Steinkreis der britischen Inseln, den Ring of Brodgar. Er hat einen Durchmesser von 200 Metern und etwa 27 der ehemal 60 Menhiren sind heute noch erhalten geblieben.
Der Weg führt uns nun weiter zur jungsteinzeitlichen Siedlung Skara Brae, die in die Zeit zwischen 3100 und 2500 v. Chr. datiert wird. Die Anlage hat über Jahrtausende unter Sand verborgen gelegen, bis nach einem gewaltigen Sturm 1850 erste Teile freigelegt wurden. Der Landeigner Graham Watt, 7. Laird of Skaill begann mit ersten Untersuchungen, die jedoch erst seit 1924 weitergeführt wurden. Skara Brae wird auch das Pompeji Schottlands genannt und gilt als die besterhaltene Siedlung der Jungsteinzeit in Europa. Bei einem Rundgang können wir uns sowohl die Ausgabungsstätte als auch eine Ausstellung zum Leben vor über 5000 Jahren ansehen.
Dann wird es leider auch schon wieder Zeit, den Rückweg nach Stromness anzutreten, denn schon bald fährt unsere Fähre zurück nach Scrabster. An Bord lassen wir uns das Bier der Orkney-Brauerei schmecken und so verfliegt die Zeit wie im nu.
Zurück in Thurso geht es dann gleich zum Abendessen und danach fallen die meisten erschöpft in ihre Betten - Seeluft macht eben doch müde.

10.06.2025 John O'Groats und an der Nordseeküste nach Süden: Dunrobin Castle, Inverness und Loch Ness

Von Thurso aus fahren wir am Nächsten Morgen mit unseren Bus bis zur nordöstlichsten Ortschaft Großbritanniens, John O'Groats. Die 1406 km von John o’ Groats nach Land’s End bilden die weiteste direkte Straßenentfernung zwischen zwei Orten in Großbritannien. Dies entspricht der Entfernung zwischen Hamburg und Monaco - und ist mittlerweile zur beliebten Herausforderung für Radfahrer, aber auch Fernwanderer, geworden. Wir begnügen uns mit einem Fotostopp am berühmten Wegweiser und genießen die herrliche Aussicht und die Meeresluft. Dann geht es weiter entlang der North Coast 500 Richtung Süden durch die alte Grafschaft Sutherland.
Während in ganz Schottland sowieso mehr Schafe als Menschen leben, ist das Verhältnis hier noch etwas deutlicher ausgeprägt. Hier leben nur 2,5 Menschen auf einem Quadratkilometer. Zurückzuführen ist dies auf die sogenannten Highland Clearances. Im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert wurde die ansässige Bevölkerung durch die meist englischen Gutsherren vertrieben, um im großen Stil und flächendeckend die Schafzucht zu begründen. Dies hat dazu geführt, dass viele Schotten ausgewandert sind, vor allem nach Nordamerika und Australien, aber auch nach Argentinien. Mit dafür verantwortlich war der erste Graf von Sutherland, George Leveson-Gower, der heute von seinem 30 Meter hohen Monument auf die Nordseeküste hinabschaut und bei der lokalen Bevölkerung alles andere als beliebt ist.
Er war es auch, der unser eigentliches Ziel, das Dunrobin Castle, den Stammsitz des Clan Sutherland nach deren Vertreibung übernahm. Seine Nachfahren haben es dann zu dem heutigen Märchenschloss umgebaut, das irgendwo zwischen französischer Renaissance, Disneyland und Schloss Neuschwanstein changiert. Interessant ist die Besichtigung des Schlosses allemal, denn die Wohnräume spiegeln die Lebensrealität des Adels im 19. und frühen 20. Jahrhundert wirklich gut wider. Auch die Gärten und die Falknerei-Vorführung sind wirklich sehenswert.

Nach der Mittagspause geht es dann auf den letzten Kilometern der North Coast 500 in Richtung Süden, dann überqueren wir den Moray Firth, und erreichen die „Hauptstadt der Highlands“, Inverness. Inverness ist vor allem auch Hochburg der Kiltmaker und so lässt sich bei einem Bummel durch die Innenstadt auch eine ganze Menge entdecken.
Während unserer gesamten Reise haben wir schon von Geistern, Feen und zahlreichen anderen mythischen Gestalten gesprochen, da liegt es nur nahe am Nachmittag noch einen kleinen Abstecher zum sagenumwobenen Loch Ness zu machen und nach Nessie Ausschau zu halten.
Die Geschichten über das Monster im See sind jahrhundertealt. Aufgrund der bis heute unbekannten Tiefe des Sees und des trüben und kalten Wassers sind um Loch Ness schon zu keltischen Zeiten Mythen um Kelpies und andere Wesen entstanden. Frühchristliche Missionare wollen dann im 8. Jahrhundert ein Seeungeheuer gesichtet haben und seit dem ersten Foto von „Nessie“ aus den 1930er Jahren versuchen immer wieder neue Glücksritter es hier zu Ehre und Reichtum zu bringen – bisher vergeblich. Leider sind auch wir nicht erfolgreich, selbst Lockmittel helfen nicht.
Ganz in der Nähe, im Örtchen Drumnadrochit, liegt unser Hotel für die Nacht. Wir beziehen unsere Zimmer und lassen uns dann vom freundlichen Personal unser Abendessen servieren. Anschließend lädt die Abendsonne noch zu einem Spaziergang ein bei dem wir Bekanntschaft mit den niedlichen vierbeinigen Nachbarn machen.

11.06.2025 Cairngorms Nationalpark, Blair Castle und Whisky

Am nächsten Morgen führt uns unser Weg noch einmal vorbei am Loch Ness und Inverness, dann geht es endgültig in Richtung Süden. Nach einer guten Stunde erreichen wir den nördlichen Teil des Cairngorms-Nationalparks. Der zweitjüngste ist mit seinen 3800 km² auch gleichzeitig der größte Nationalpark des Vereinigten Königreichs und wurde 2003 gegründet. Der Nationalpark wird geprägt vom Gebirgszug der Cairngorms, einem Teil der Grampian Mountains, heidebewachsenen Hochmooren und zahlreichen Seen. Neben etwa 20.000 Rothirschen lebt auch eine halbwilde Rentierherde im Nationalpark.
Wir legen einen Stopp ein im Örtchen Carrbridge. Hier befindet sich die vermutlich älteste Steinbrücke Schottlands. Erbaut wurde sie 1717, um Trauerzüge zur Kirche in Duthil zu ermöglichen. Da die weitere Fahrt recht zügig verläuft, haben wir noch Zeit, dem pittoresken Dorf Pitlochry einen kleinen Besuch abzustatten bevor es weiter geht zu unserem nächsten Ziel.
Blair Castle ist ein weiteres der berühmten Schlösser Schottlands und liegt am südlichen Rand der Cairngorms. Das Herrenhaus ist seit dem 13. Jahrhundert Stammsitz des Earl of Atholl und seit dem 17. Jahrhundert im Familienbesitz des Clan Murray. Seit 1777 ist hier außerdem das Regiment der Atholl Highlanders stationiert. Das Infanterieregiment ist kein Teil der britischen Armee, erhielt aber 1845 von Königin Victoria eine Regimentsfahne und gilt daher als einzige legale Privatarmee in Europa. Nach einer kleinen offiziellen Einführung dürfen wir uns das Castle und seine Gärten auf eigene Faust ansehen.
Eine Schottlandreise ist natürlich nicht komplett ohne Whisky, daher geht es nun für uns zur Lowland Distillery Rosebank bei Falkirk. Schon von weitem sehen wir von der M9 die 30 Meter hohen Kelpies, die eng mit der Geschichte unseres Ziels zu tun haben.
Die Brennerei wurde um 1840 durch James Rankine am verkehrstechnisch günstigen Forth-Clyde-Kanal gegründet. Rosebank war 1914 neben Clydesdale, Glenkinchie, The Grange und St. Magdalene eine der fünf Gründungsdestillerien der Scottish Malt Distillers und eine der erfolgreichsten Brennereien Schottlands. Das änderte sich erst gegen Ende der 1980er Jahre. 1993 wurde die Destille geschlossen und sollte eigentlich abgerissen werden, doch dagegen wehrte sich die Bevölkerung. 2017 wurde bekannt, dass die Firma Ian Macleod Distillers das Anwesen gekauft habe und damit zugleich vom Vorbesitzer Diageo die Markenrechte und die verbliebenen Lagerbestände an Rosebank-Whisky. 2023 begann die neue Produktion. Wir dürfen uns also heute etwas ganz Neues ansehen und sind gespannt.
Unsere Guides Lex und Kathy nehmen uns mit auf eine Führung durch Geschichte und Produktion des schottischen Lebenswassers und am Ende darf natürlich auch eine Kostprobe nicht fehlen - da es noch keinen neuen Rosebank Whisky gibt, den der Partnerbrennereien Glengoyne und Tamdhu - welche uns aber auch sehr gut schmecken.
Leider müssen wir uns dann auch schon verabschieden - die Hauptstadt ruft! Unsere letzte Übernachtung ist in Edinburgh. Kurz vor der Ankunft erfolgt dann schon der kleine Abschied, wenn unsere Fluggäste werden ja schon am nächsten Morgen eigene Wege einschlagen. Uns wird also schmerzlich bewusst, dass sich die Reise so langsam dem Ende nähert...
Nichtsdestotrotz wird der letzte gemeinsame Abend genossen. Schnell checken wir in unser Hotel ein und machen uns dann zu Fuß auf den Weg zum Abendessen. In einem hübschen Restaurant in der Neustadt bekommen wir ein üppiges Mal serviert und lassen noch einmal gemeinsam die Reise Revue passieren. Bei herrlichem Wetter entscheiden sich anschließend noch einige für einen Abendspaziergang.

12.06.2025 Abschied von Schottland: die Borderlands und Fahrt nach Newcastle

Mit dezimierter Passagierzahl verlassen wir Edinburgh. Auf der alten Hauptverkehrsstraße durchqueren wir mehrere Kleinstädte mit der Auszeichnung Royal Burgh. Sie waren einst die Zwischenstationen, wo Reisende eine Mahlzeit und einen Schlafplatz finden konnten. Eine davon ist Melrose, bekannt vor allem wegen seiner Abtei, die im 12. Jahrhundert auf Wunsch des Königs David I. durch den Orden der Zisterzienser errichtet wurde. Die Reformation überlebte das Kloster jedoch nicht, es wurde zunächst enteignet, dann geschliffen und schlussendlich dem Verfall überlassen. Noch heute zeugen die erhaltenen Ruinen von der einstigen, für ein Zisterzienserkloster untypischen, Pracht des Klosters. Auch das Zentrum des kleinen Städtchens ist einen Besuch wert.
Anschließend wandeln wir weiter auf den Spuren des Nationaldichters Sir Walter Scott. Der in Edinburgh geborene Schriftsteller wählte die Borderlands um Melrose herum als seine Heimat und ließ sich in Abbotsford ein prächtiges Herrenhaus erbauen. In die umliegenden Hügel des Tweedtals kam er um sich inspirieren zu lassen. In Jedburgh legen wir einen letzten Stopp ein bevor wir uns gegen Mittag von Schottland verabschieden müssen. Am Grenzstein an der Carter Bar halten wir ein letztes mal an und werden auch prompt vom lokalprominenten Dudelsackspieler Alan überschwänglich begrüßt. Auch wenn er nicht mehr so richtig Dudelsack spielen kann, ist seine Herzlichkeit noch immer dieselbe. Wir kaufen seinen gesamten Vorrat an Plüsch-Haggis-Tieren auf und dann wird es leider langsam Zeit. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge und einem Rucksack voller Erinnerungen geht es nun durch die Hügellandschaft Norththumberlands in Richtung Newcastle. Der Check In verläuft wieder relativ zügig und problemlos und so können wir schon bald unsere Kabinen auf der Princess Seaways beziehen. Beim letzten gemeinsamen Abendessen lassen wir noch einmal die Reise Revue passieren und es werden schon die ein oder anderen Pläne für das nächste Jahr geschmiedet.

13.06.2025 Heimreise nach Deutschland

Am nächsten Morgen erreichen wir beinahe pünktlich den Hafen von IJmuiden. Das Verlassen des Schiffes und das Einreisen in die EU geht relativ zügig und wir erreichen alle vollzählig den Bus. Wir durchqueren die Niederlande in einem Rutsch und am Mittag erreichen wir die Grenze zu Deutschland. Schon am Nachmittag heißt es dann endgültig Abschied nehmen, denn die ersten Reisegäste verlassen die Gruppe schon in Paderborn. Für den Rest geht es weiter über Kassel nach Thüringen und weiter bis nach Sachsen. Die Ersten sehnen sich schon zurück nach Schottland, denn selbst gegen Abend sind die Temperaturen immer noch bei knapp 30 Grad. Wie heißt es so schön? Nach der Reise ist vor der Reise – und mit schönen Erinnerungen lässt sich doch wunderbar der nächste Urlaub planen.


Liebe Reisegäste,

wir möchten uns noch einmal ganz herzlich bei Ihnen/Euch bedanken für diese wunderbare Reise mit einer hervorragenden Gruppe. Vielen Dank für die durchweg gute Stimmung und das zauberhaft magische Wetter, das immer zur rechten Zeit genau richtig war. Das hätten wir alleine niemals so hinbekommen!
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir uns bald mal wieder sehen - es gibt noch so viele schöne Fleckchen in Europa.

Sláinte und beannachd leat,
Sinah & Jan


Bildergalerie zur Reise


Kommentare zum Reisebericht