Reisebericht: Inselzauber der Ostsee – Aland, Gotland und Öland

07.06. – 18.06.2016, 12 Tage Schweden–Rundreise mit Vätternsee – Stockholm – Gripsholm – Aland Inseln – Gotland – Kalmar – Öland – Lund – Malmö


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„Inselzauber der Ostsee - Åland, Gotland, Öland"Das Erlebnis unzähliger Ostseeinseln, angefangen mit Gotland als der größten überhaupt bis hin zu tausenden kleinen Schären, alles bei meist strahlendem Sonnenschein, dies dürfte allen lange im Gedächtnis bl
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

Dienstag, den 07. Juni 2016 – Anreise nach Kiel

Über Leipzig und den Berliner Ring erreichten wir am frühen Nachmittag die schleswig- holsteinische Landeshauptstadt Kiel. Unterwegs hatte der Reiseleiter unterhaltsame Histörchen zu den Orten zum Besten gegeben, die wir mit dem Bus passierten, so zur alten wettinischen Burg Landsberg oder im Brandenburgischen zu den Behlitzer Heilstätten und ihrem Architekten Ludwig Hoffmann, der zuvor in Leipzig das Reichsgericht gebaut hatte. Nicht fehlen durften die Schlacht von Fehrbellin und bei Neuruppin einiges zu Fontane, Schinkel und seinem Schüler Carl Ludwig Engel, der für den Zaren ein neues Helsinki erschuf. In Kiel verließen alle den Bus am Schwedenkai und bummelten bei schönster Nachmittagssonne durch die Stadt. Sankt Nikolai mit dem „Geisteskämpfer" von Ernst Barlach war natürlich Pflichtprogramm, aber auch das Rathaus ist nicht ohne Reiz. Letzte kleine Einkäufe konnten in der Fußgängerzone gut erledigt werden. Selbst Livemusik war zu hören. Um 17 Uhr ging man auf die Fähre und bezog die Kabinen und pünktlich um 18 Uhr traf man sich bereits beim opulenten Abendbuffet. Anschließend bummelten viele noch an Deck und einige sahen sich sogar noch den Sonnenuntergang an und bestaunten später bei bester Sicht und tollem Licht die große Brücke über den Belt. Ein langer Tag ging ruhig zu Ende.

Mittwoch, den 08. Juni 2016 – Von Göteborg nach Stockholm

Nach dem reichhaltigen Frühstück auf der Fähre liefen wir gegen halbneun Uhr in Göteborg ein und konnten eine Stunde später die Fahrt nach Stockholm beginnen. Es ging zum Vätternsee nach Gränna zur Ruine eines Hauses der Grafen Brahe, das 1637 gebaut wurde. Von hier hat man einen grandiosen Blick über den See und in der nahe liegenden Raststätte kann man die so genannten Polkaschweine, gedrehte Zuckerstangen in verschiedenen Geschmacksrichtungen, kaufen. Die nächste Pause legten wir am Zisterzienserinnenkloster Vresta mit einer für Skandinavien selten reinen romanischen Klosterkirche ein. Um 1100 aus dem schwedischen Königshaus gegründet, ist Vresta das älteste Kloster Skandinaviens. In Schweden konnten ihm bis zur Reformation nur die Brigittinnen von Vadstena den Rang streitig machen. Unweit davon besuchten wir noch ein nahe gelegenes Schleusensystem am Götakanal, der Stockholm mit Göteborg, die Ostsee mit dem Kattegatt verbindet. Gegen 18 Uhr kamen wir in Stockholm beim Hotel auf dem modernen Messegelände an und konnten sofort die Zimmer beziehen. Nach einem reichhaltigen Abendbuffet mussten die meisten Gäste erstmal in Ruhe den Tag verarbeiten.

Donnerstag, den 09. Juni 2016 – Stockholm, Gripsholm und die Vasa

Nach dem Frühstück trafen wir am Rathaus, dem riesigen Backsteinbau mit dem 104 Meter hohen Turm, unsere Stadtführerin Kun. Die Rundfahrt mit Ausstiegen führte zunächst zur Königsinsel mit Schloss, Ritterhaus und Riddarholmskirche, dann durch das schicke Stockholm mit den prächtigen Jugendstilbauten aus der Günderzeit und vorbei am Botschaftsviertel und zur Insel Djurgarden, auf dem viele Museen und einige Prominentenvillen sind. Hier ist Skaagen, das größte Freilichtmuseum Europas, in das man historische Gebäude aus ganz Schweden verpflanzt hat. Höhepunkt war eindeutig das Vasamuseum mit der wieder geborgenen Staatskogge des Schwedenkönigs, die 333 Jahre bis 1961 in der Stockholmer Hafeneinfahrt gelegen hatte. Das geborgene Flaggschiff der schwedischen Marine und seine tolle Präsentation fanden alle sehr eindrucksvoll.
Anschließend fuhren wir die Ostküste entlang nach Mariefred zum Schloss Gripsholm, das durch die Liebesgeschichte von Kurt Tucholsky und die Verfilmung von Curt Hoffmann bekannt wurde. Der Reiseleiter zeigte Teile des Films während der Busfahrten. Gripsholm geht auf eine Burg aus dem 14. Jahrhundert zurück, die Gustav Vasa Mitte des 16. Jahrhunderts zum wehrhaften Schloss erweiterte. Viele Mitglieder der schwedischen Königsfamilien verlebten hier frohe Stunden, Gustav III. ließ gar Ende des 18. Jh. ein Theater einbauen, das immer noch über die originale Bühnenmaschinerie und die alten Kulissen verfügt. Andere Herrscher oder unliebsame Konkurrenten wurden dagegen hier festgesetzt und auch ums Leben gebracht. Die Kerkermauern sind dementsprechend dick. Bei der anschließenden Freizeit schlenderten alle durch das malerische Örtchen Mariefred und die meisten gingen auch auf den kleinen Friedhof zum Grab von Kurt Tucholsky. Der Schriftsteller war 1935 in Göteborg, in dessen Nähe er ein kleines Häuschen bewohnte, gestorben, aber die Urne mit seiner Asche kam hierher und 2010 hat die deutsche Botschaft endlich das Grab in Ordnung bringen und pflegen, sowie eine Gedenktafel anbringen lassen.
Beim Abendessen im Stockholmer Hotel wurden noch die Eindrücke des Tages ausgetauscht.

Freitag, den 10. Juni 2016 – nach Finnland zu den Ålandinseln

Bereits um sieben Uhr bestiegen wir den Bus, um in Grissleham, 130 Kilometer von Stockholm nördlich an der Ostküste gelegen, die Fähre nach Eckerö auf den Ålandinseln zu kriegen. Das Hotel hatte uns extra Verpflegungsbeutel gepackt, die im Bus und auf der Fähre verputzt wurden. Die Inselgruppe besteht aus über 6700 Inseln und Schären und bildet einen Archipel am südlichen Eingang des Bottnischen Meerbusens in der nördlichen Ostsee. Åland ist circa 40 Kilometer von der schwedischen Küste und 15 Kilometer von der finnischen Küste entfernt. Die Hauptinsel Fasta Åland mit etwa 90 Prozent der Einwohner liegt im Westen, 40 Kilometer von der schwedischen und 100 Kilometer von der finnischen Küste entfernt. Die Inseln haben eine Landfläche von insgesamt 1552,38 km². Unter Einrechnung der Wasserflächen der Ostsee erreicht die Region eine Größe von 13.517 km². Die Gesamtzahl der Inseln beträgt 6757, wenn man als Mindestgröße einer Insel 0,25 ha ansetzt. Die auf 60 Inseln verteilte Gesamteinwohnerzahl von 28.666 Menschen ergibt eine Bevölkerungsdichte von 18,1 Einwohnern pro Quadratkilometer.
Zum Zeitpunkt der schwedischen Reichsgründung im Hochmittelalter war Åland unter der Herrschaft der Diözese Linköping und Teil des neuentstandenen schwedischen Reiches. Aufgrund seiner Lage kam Åland dabei strategische Bedeutung zu. Dies führte bereits zur Errichtung der Burg Kastelholm durch Bo Jonsson Grip († 1386). Sie war im Mittelalter ein bedeutender Machtfaktor im Bottnischen Meerbusen.
Als Folge des Großen Nordischen Krieges geriet der größte Teil des heutigen Finnlands, insbesondere Åland, 1714 unter russische Besatzung. Die bis 1721 andauernde gewalttätige Herrschaft der russischen Marine führte dazu, dass in diesen Jahren ein Großteil der åländischen Bevölkerung nach Schweden floh. Der Burgbezirk Åland ging im Jahr 1809 im Zuge des Friedens von Fredrikshamn zusammen mit Festland-Finnland an das Zarenreich und wurde Teil des autonomen Großfürstentums Finnland. Russland baute auf den Inseln die Befestigungsanlage Bomarsund. Während des Krimkrieges landeten am 8. August 1854 französische Truppen auf Åland. Sie belagerten und bombardierten die Festung acht Tage lang, bevor sich die Besatzung ergab. Vor ihrem Abzug zerstörten die Franzosen die Festung.
Nachdem Finnland im Dezember 1920 in den Völkerbund aufgenommen worden war, wurde diesem die Ålandfrage schließlich auf britische Initiative zur Entscheidung vorgelegt. Nach dessen am 24. Juni 1921 ergangener Entscheidung sollten die Inseln im Staatsverbund Finnlands verbleiben. Jedoch seien zur Sicherung der Nationalität, der Sprache und der Kultur der schwedischsprachigen Bevölkerung der Inseln verschiedene Garantien zu geben. Ferner sollte der demilitarisierte Status der Inseln wiederhergestellt werden.[2]
Finnland akzeptierte die Bedingungen und setzte diese als Ergänzungen zu der bereits 1920 gewährten Selbstverwaltung in Kraft. Am 20. Oktober 1921 wurde in Genf ein Abkommen über die Demilitarisierung und Neutralität Ålands geschlossen, welches mit Ausnahme der Sowjetunion alle Anrainerstaaten der Ostsee unterzeichneten. Die Befestigungen auf der Insel waren schon 1919 abgebaut worden.
Da die Inselgruppe bereits früh unter dem Einfluss des Schwedischen Reiches stand, ist auf Åland eine größere Zahl mittelalterlicher Gebäude erhalten. Hierzu gehören neben der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Burg Kastelholm, einer von nur sieben Burgen im Gebiet des heutigen Finnlands.
Pünktlich um 13 Uhr finnischer Zeit traf die Fähre in Eckerö ein und der Reiseleiter fuhr mit uns zur alten Poststation. Die Inseln lagen schon unter den Schweden auf der Postroute von Turku nach Stockholm und waren damit von eminenter Wichtigkeit. Unter russischer Herrschaft perfektionierte Katharina die Große die Transportwege und Alexander I. ließ seinen aus Berlin stammenden finnischen Chefarchitekten Carl Ludwig Engel eine Poststation bauen, die heute als Museum genutzt wird. Man kann die historischen Räume besichtigen und eine Schokolaterie, sowie ein Café laden zum Verweilen ein. Danach besichtigten wir die alte Feldsteinkirche von Eckerö, die glücklicherweise auch geöffnet war. Außen beeindruckte der mit verzierten Holzschindeln gedeckte Turm, während es innen wie in manch anderer Seefahrerkirche eher heimelig wurde. Schiffsmodelle hingen im flachen Gewölbe, auf der Empore eine kleine Orgel. An der Rückwand des Chorraums einige Reste mittelalterlicher Wandmalereien und eine sehr alte Christusfigur. Eckerö gehört zu den 13 Feldsteinkirchen des Archipels. Der mittelalterliche Kirchenbau setzte auf Åland früher ein als auf dem finnischen Festland. So ist die zwischen 1275 und 1285 errichtete Kirche von Jomala, nahe bei Mariehamn gelegen, wahrscheinlich das älteste erhaltene Gebäude Finnlands. Ein ähnlich hohes Alter erreichen die Kirchen von Lemland, Sund, Hammarland, Saltvik und Eckerö. Während die restlichen mittelalterlichen Steinkirchen Finnlands der Gotik zuzurechnen sind, zeigen die ältesten åländischen Kirchen noch romanische Einflüsse. Anders als auf dem finnischen Festland verfügen die Kirchen auf Åland meist nach dem Vorbild der Landkirchen Gotlands über einen Kirchturm. Das Innere der Kirchen ist mit Seccomalereien von teils hohem künstlerischem Wert ausgeschmückt. Natürlich wollten wir auch nach Jomala, doch zunächst galt es, in Mariehamn unseren örtlichen Führer Uwe Koslowski zu treffen, dessen Name von seinen schlesischen Vorfahren aus Kattowitz stammt.
Auch in Jomala hatten wir Glück und die Kirche war geöffnet. Im mächtigen Westturm befindet sich der Kirchenchor und vor allem sein Triumphbogen ist mit sehr schönen Seccomalereien geschmückt. Über dem Scheitel ein Gnadenstuhl, darunter romanische Architekturelemente, also Bogenstellungen mit Knospenkapitellen, dazu im Gewände ein Falkner. Alles erinnert an die Stauferzeit und zeigt die Weltoffenheit dieser Seefahrerregion. Erstmals überhaupt nach dem Krieg waren die mittelalterlichen Altarfiguren zusehen. Sie waren über Jahrzehnte versteckt worden und werden nunmehr restauriert und in einem modernen Schrein präsentiert.
Anschließend ging es zurück nach Mariehamn ins Schifffahrtsmuseum, zu dem die in der Welt einzige noch seetüchtige stählerne Viermastbarke „Pommern" gehört. Die 1902 in Glasgow gebaute Bark war ein Schwesternschiff der berühmten „Pamir", die unter so tragischen Umständen verunglückte. Ein Rundgang durch den Bauch des Schiffes und auf Deck zeigte uns die Härte des Matrosenalltags. Ein anschließender Besuch im sehr gut aufbereiteten Museum ergänzte diesen Eindruck. Danach konnten wir unsere Hotelzimmer beziehen und beim ausgedehnten Abendessen den Tag Revue passieren lassen.

Sonnabend, den 11. Juni 2016 – Rundfahrt auf Åland

Nach dem Frühstück trafen wir Uwe gegen neun am Hotel und fuhren zunächst ein wenig durch Mariehamn, vorbei an Holzhäusern, die im 19. Jahrhundert unter russischer Herrschaft gebaut wurden. Anschließend ging es von Hammarland auf die kleinere Insel Lemland bis an die Südspitze der Ålandinseln. Weiter ging es dann durch den nördlichen Osten der Hauptinsel zur Festung Kastelholm, die bis 1634 Sitz des Statthalters von Aland war. Bo Grip, der Namenspatron und Erbauer von Schloss Gripsholm, zeichnete auch für diese Burg verantwortlich, in der öfter schwedische Könige samt Gefolge residierten und damit den Ort zur Hauptstadt ihres Reichs machten. Beim nahe gelegenen Freilichtmuseum Jan Karlsgarden, wo wir einen recht idyllischen Busparkplatz hatten, legten wir eine kleine Pause ein. Uwe führte die Gruppe ausführlich durch die vielen bäuerlichen Objekte und erzählte viel vom einfachen Leben der Landbevölkerung auf Åland . Nach der Besichtigung der imposanten Zarenfestung Bomarsund, die 1854 im Krimkrieg komplett zerstört wurde, fuhren wir zur alten Wehrkirche von Sund, die ein gutes Beispiel für die im 13. Jahrhundert auf den Inseln entstandenen romanischen Kirchen ist. Gebaut aus wuchtigen Feldsteinen beeindruckt der massige Westturm. Berühmt sind die Kirchen für ihre wieder entdeckten Seccomalereien im Inneren. Die in Sund besitzt noch ein hervorragend erhaltenes frühgotisches Kruzifix und einen qualitätvollen böhmischen Flügelaltar mit den Aposteln und anderen Heiligen. Statt auf der Predella thront ein gemaltes Abendmahl über den Figuren. Eine kleine Fährüberfahrt brachte uns anschließend auf die Insel Vardö, wo wir auch noch eine kleinere frühgotische Kirche besichtigen konnten.
Zurück in Mariehamn fuhr unser Bus noch die engen Serpentinen auf den Rathausberg, von dem wir einen tollen Blick auf Mariehamn und das umliegende Meer hatten. Zum Abendessen im Hotel gab es die Getränke gratis, weil die Livemusik im Hotel die Nacht zuvor etwas laut gewesen war. Die meisten Gäste unternahmen noch einen ausgedehnten Abendspaziergang, auch weil es ohnehin kaum dunkel wurde.

Sonntag, den 12. Juni – Visby

Am darauf folgenden Sonntag hieß es ganz entspannt auszuschlafen. Dann ein netter Brunch und um 12 Uhr eine kleine Fahrt zum Hafen von Mariehamn. Pünktlich ging es auf die Fähre der Silja Line, die uns sicher durch tausende kleine Schäreninseln nach Stockholm brachte, wo wir in einem anderen Hotel, als zuvor eincheckten und sofort zu Abend essen konnten.

Montag, den 13. Juni – Visby

Um sieben Uhr startete unser Bus nach Nynäshamn, wo wir die Fähre nach Visby auf Gotland bestiegen. Bei herrlichem Sonnenschein, der uns auf Gotland ohnehin ein treuer Begleiter wurde, verlief die Fahrt ruhig und um halbeins erwartete uns der örtliche Führer Göran, was auf deutsch Georg bedeutet. Mit ihm fuhren wir zunächst auf die hohe Klippe nahe der Stadt. Von hier hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Westküste. Anschließend erkundeten wir die alte Hansestadt. Unser Reiseleiter hatte bereits eine Einführung in die gotländische Geschichte gegeben und nun sahen wir die imposante, zwei Kilometer lange Stadtmauer mit ihren vielen Türmen, Bastionen und den vier Toren aus mehreren Blickwinkeln. Wir schlenderten durch den botanischen Garten, gingen durchs Viertel der Handwerker, wo einige Holzhäuser noch geteert werden und besichtigen den Mariendom, Visbys einzige intakte Kirche aus dem Mittelalter. Nicht minder imposant sind aber die Kirchenruinen, so zum Beispiel die Katharinenkirche am Markt oder Sankt Nikolai. Am späten Nachmittag bezogen wir unsere Zimmer im Clarion-Hotel, das ebenfalls in mehreren alten Häusern liegt- schon im Foyer beeindruckt das mittelalterliche Gewölbe, das sich auf eine zentrale Säule stützt. In der Freizeit erkundeten alle noch die Altstadt mit ihren pittoresken Gassen und den vielen Kirchruinen, teils berankt von duftenden Rosenbüschen. Beim Abendessen wurden Pläne für den Strandspaziergang mit Sonnenuntergang geschmiedet.

Dienstag, der 14. Juni – Gotlands Norden

Pünktlich um neun trafen wir Göran und starteten gen Norden nach Martebo zu einer der rund hundert romanischen Landkirchen auf Gotland. Sankt Dyonisos ist berühmt wegen ihres reichen Figurenschmucks an den drei Portalen. Kurz vor dem Ort begeisterte ein von Klatschmohn knallrotes Getreidefeld. Vorbei an Feldern und vor allem Wäldern, Kiefern meist, durchwachsen von Wacholder, fuhren wir in den äußersten Norden und auf die Fähre nach Farö. Die kleinere Insel liegt vor der Nordspitze Gotlands und ist noch viel karger, als die Hauptinsel. Viele Schafweiden mit Wacholderbüschen erinnern an die Lüneburger Heide, nur das Heidekraut fehlt und statt der Heidschnocken grast das Grönlandschaf mit seinen korkenzieherartig gekrümmten Hörnern. Im Winter haben die Schafe kleine Hütten, die mit Binsengras gedeckt sind. In ihrem oberen Teil wir das Heu gelagert. Auf Farö gibt es nur eine Kirche und auf deren Gottesacker liegt der weltberühmte schwedische Regisseur Ingmar Bergmann begraben. Dafür gibt es bizarre Rauksteine an den Küsten und alte Kalkbrennöfen an den Straßen und im Wald. Die karge Schönheit hat es allen irgendwie angetan.
Wieder auf der Hauptinsel hielten wir an einem Küstenplatz mit vielen Rauksteinen und als Abschluss besichtigten wir die romanische Kirche von Bro, eine der besterhaltenen. Die Portale sind Meisterwerke der Steinmetzkunst und der bunt bemalte Taufstein zählt zu den wenigen noch erhaltenen seiner Art. Zurück in Visby ging die Gruppe ins Gotländische Landesmuseum, in dem gleich zu Beginn die schönsten Bildsteine der Insel ausgestellt sind.

Mittwoch, der 15. Juni – Gotlands Süden

Um halbneun fuhren wir los nach Mästerby zu einer Landkirche mit besonders schönen Wandmalereien. In Gannarve erwartete uns eine eiszeitlich geprägte urtümliche Landschaft mit alten Windmühlen und einer imposanten Schiffssetzung. Vom hiesigen Steilufer hatten wir bei klarer Sicht einen tollen Blick auf die vorgelagerten Karlsinseln.
An der Südspitze Gotlands bei Hoburgen legten wir eine längere Pause ein. Man konnte am Strand Steine sammeln und auf den hohen Dünen herumlaufen, von denen die gesamte Südspitze der Insel zu sehen ist. Bei strahlender Sonne wollte kaum jemand weg von hier. Auf dem Rückweg pausierten wir noch an der Kirche von Öja. Ihr im Volksmund Schwanenhals genannter Turm ist der höchste der Insel und diente schon im Mittelalter den Seefahrern als Orientierungszeichen. Die Wandmalereien gehören zu den schönsten der Insel. Hübsch sind die Bilder von der Butterfrau, die der Teufel rittlings samt Butterfass in den Höllenrachen bugsiert. Nachmittags um vier waren wir in Visby auf der Fähre und schipperten nach Oskarshamn auf dem schwedischen Festland. Mit dem Bus fuhren wir in unser Hotel nach Kalmar, der alten schwedischen Festungsstadt, in der 1361 die Kalmarer Union zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen als mächtiges Bündnis gegen die erstarkende Hanse geschlossen wurde. Aus dem Wasser ragt immer noch das zur Festung ausgebaute Vasaschloss mit den typischen vier runden Ecktürmen. Das Stadtbild bietet auch viele historische Gebäude und am Hauptmarkt überrascht die Hauptkirche der Stadt, von Baumeister Tessin dem Jüngeren in Formen römischen Barocks geschaffen.

Donnerstag, der 16. Juni – Öland

Pünktlich um neun holte uns Siegfried ab zu einer Tour auf die Insel Öland unmittelbar vor Kalmar gelegen und durch die über sechs Kilometer lange Ölandbrücke, eins Europas längste, mit der Stadt verbunden.
Öland, die Insel der Steinmonumente, wurde ab 7000 v. Chr. Von Wildbeutern bewohnt und in der Jungsteinzeit um 4000 v. Chr. von Ackerbauern besiedelt. Aus dieser Zeit stammen vier Ganggräber in Resmo.
Obwohl es unaufhörlich regnete, fuhren wir zunächst zur Nordspitze der Insel, wo wir eine kleine Pause einlegten. Anschließend ging es nach Resmo, um eine der am besten erhaltenen Wehrkirchen Ölands anzusehen. Zufällig trafen wir den Pfarrer, der uns gern einige Erläuterungen zu seinem Gotteshaus gab. Eine Madonna soll die älteste Wandmalerei Schweden überhaupt sein und vollkommen erhalten sind die Ausmalungen im Chor.
Über 13.000 archäologische Fundstätten und unzählige Funde zeugen von Ölands Geschichte. Zwischen 1500 und 500 v. Chr. gewann der Handel an Bedeutung. Felle und Häute wurden gegen Metallgegenstände getauscht. In dieser Zeit wurden große Hügelgräber angelegt. Auch Menhire sind anzutreffen.
Die Variner waren ein germanischer Volksstamm, der ursprünglich auf Öland lebte, die Insel aber während Völkerwanderung verließ. Aus dieser Zeit (400-550 n. Chr.) stammen die großen Burganlagen wie Eketorp. Auch dorthin fuhren wir, doch leider erlaubte der anhaltende Regen keine ausführliche Besichtigung.
Um 800 n. Chr. gehörte Öland zum Machtgebiet der Svea, hatte aber einen eigenen Rechtsstatus. Im Mittelalter gewann die Insel durch ihre Lage am Kalmarsund, der eine wichtige Seestraße war, an Bedeutung. Der Bau eines Kastells bei Borgholm, das später zu einer großen Burg ausgebaut wurde, zeugt davon. Tapfer stapften wir bei strömendem Regen durch das pitschnasse Gras, um die gewaltigen Ausmaße des Burgschlosses zu erfahren.
Von 1569 bis zum Jahr 1801 war die gesamte Insel königliches Jagdgebiet. Für die ansässige bäuerliche Bevölkerung bedeutete dies starke Einschnitte. Das Schlagen von Holz oder die Jagd waren verboten. Zum Schutz des königlichen Wildes war das Halten von Hunden zeitweise verboten. Auch Waffen durften nicht geführt werden. Das königliche Wild verursachte jedoch große Schäden auf den Feldern der Bauern. König Karl XI. ließ die Nordspitze der Insel durch eine geschlossene Wildmauer abtrennen, um das Jagdwild hier zu sammeln. Mehrfach passierten wir dieses Bauwerk, das den Bauern so viel Mühe und Schaden bereitet hat.
Öland war lange eine ausgeprägte Agrarlandschaft. Die trotzdem zunehmende Not der Menschen führte zu einer Arbeitsmigration vor allem nach Deutschland und Dänemark. Nach einer Agrarkrise kam es ab 1880 zu einer erneuten Auswanderungswelle, bei der etwa die Hälfte der Bevölkerung Öland verließ. Das bevorzugte Ziel der Auswanderer war diesmal Amerika. Auch heute weist die Insel sinkende Einwohnerzahlen auf. Nur im Sommer steigt durch Urlauber die Zahl von 22.000 auf eine Viertelmillion an.
Zum Abschluss besichtigten wir noch die romanische Wehrkirche von Gärdslösa. Besonders die figural gestalteten Kapitelle und Dienste waren sehr sehenswert. Zurück in Kalmar zeigte uns Siegfried noch die schönsten Ecken der Stadt. Abends hörte endlich der Regen auf und bei einem Spaziergang konnte man Stadt und Schloss erkunden. Nach dem Abendessen lockte noch das EM-Spiel von Deutschland gegen Polen.

Freitag, den 17. Juni – Lund und Malmö

Morgens um neun startete der Bus und einige hatten den strahlend schönen Morgen noch genutzt, um Kalmar bei Sonnenlicht zu erleben. Besonders das Schloss spiegelte sich herrlich im stillen und glasklaren Wasser. Gen Südwesten ging die Fahrt durch das ehemals dänische Skagen vorbei an Karlskrona und der erste Stopp galt dem kleinen Ort Hjortsberga. Rund um die weiß gekalkte Kirche aus dem 13. Jahrhundert findet man 120 Wickingergräber, teils als Schiffssetzung angeordnet. Unweit davon ragen drei Runensteine auf einer Waldlichtung hervor, die einen Fluch gegen jeden schleudern, der wagt, sie anzutasten.
Eine längere Mittagspause legten wir in der alten Bischofsstadt Lund ein. Um 1100 begannen rheinische Meister mit dem Bau des Domes, der stilprägend für die gesamte Region werden sollte. In einer gewaltigen Krypta liegen königliche und kirchliche Würdenträger begraben und an zwei Säulen klammern sich lebensgroße Männergestalten aus Stein.
Eine Beerdigung hinderte uns allerdings an der Besichtigung dieses grandiosen Bauwerks, so dass wir die Pause etwas ausdehnen mussten. Letztendlich waren wir gegen vier Uhr beim Hotel in Malmö, wo wir sofort einchecken konnten.
Weil Freitag, Ferienanfang und ein EM-Spiel der Schweden war, präsentierte sich die Stadt in heller Aufregung. Alle Bars und Gaststätten gut gefüllt und Leben überall. Schnell gelangte man vom Hotel zu den drei zentralen Plätzen, dem Gustav-Adolf-Torg, sowie den beiden Märkten. Vor allem am kleinen Markt, wo in vielen alten Fachwerkbauten tolle Gaststätten sind, tobte das pralle Leben. In der am Markt gelegenen gotischen Peterskirche probte der Kantor grade einige Orgelstücke. Ein gewaltiger Klang durchströmte den Backsteinbau, der an Lübecker Kirchen erinnert. Nach einem leckeren Abendessen gingen fast alle noch in die Stadt oder saßen beieinander.Sonnabend, den 18. Juni - Heimreise
Zeitig um dreiviertelsieben startete der Bus am nächsten Morgen in Richtung Trelleborg und wir konnte gleich auf die Fähre nach Sassnitz fahren, die pünktlich ablegte. Heller Sonnenschein und blauer Himmel waren unsere Begleiter auf der Ostsee. Vor Rügen leuchtete die Kalksteinküste in der Morgensonne und bei der Fahrt über Rügen erinnerten sich viele Gäste an schöne Urlaubserlebnisse. Ein kleiner Stadtaufenthalt war auf noch im Programm, weil wir ein Ehepaar am Bahnhof Stralsund absetzten. Begleitet von einigen kulturhistorischen Tipps und Reminiszenzen durch den Reiseleiter gelangten wir pünktlich über Vorpommern und Brandenburg an die einzelnen Endziele unsrer Reise, die allen wohl lange in bester Erinnerung bleiben wird.

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