Reisebericht: Inselzauber der Ostsee – Aland, Gotland und Öland

06.07. – 17.07.2017, 12 Tage Schweden–Rundreise mit Vätternsee – Stockholm – Gripsholm – Aland Inseln – Gotland – Kalmar – Öland – Lund – Malmö


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Das Erlebnis unzähliger Ostseeinseln, angefangen mit Gotland als der größten bis hin zu tausenden kleinen Schären, alles bei meist strahlendem Sonnenschein, dies dürfte allen lange im Gedächtnis bleiben, wie überhaupt die entspannten Fährfahrten.
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

Donnerstag, den 06. Juli 2017 – Anreise nach Kiel


Über Leipzig und den Berliner Ring erreichten wir am frühen Nachmittag die schleswig- holsteinische Landeshauptstadt Kiel. Unterwegs hatte der Reiseleiter unterhaltsame Histörchen zu den Orten zum Besten gegeben, die wir mit dem Bus passierten, so zur alten wettinischen Burg Landsberg oder im Brandenburgischen zu den Beelitzer Heilstätten und ihrem Architekten Ludwig Hoffmann, der zuvor in Leipzig das Reichsgericht gebaut hatte. Nicht fehlen durften die Schlacht von Fehrbellin und bei Neuruppin einiges zu Fontane, Schinkel und seinem Schüler Carl Ludwig Engel, der für den Zaren ein neues Helsinki erschuf. In Kiel verließen alle den Bus am Schwedenkai und bummelten bei schönster Nachmittagssonne durch die Stadt. Sankt Nikolai mit dem „Geisteskämpfer" von Ernst Barlach war natürlich Pflichtprogramm, aber auch das Rathaus ist nicht ohne Reiz. Letzte kleine Einkäufe konnten in der Fußgängerzone gut erledigt werden. Um 17 Uhr ging man auf die Fähre und bezog die Kabinen und pünktlich um 18.45 Uhr traf man sich bereits beim opulenten Abendbuffet. Anschließend bummelten viele noch an Deck und einige sahen sich sogar noch den Sonnenuntergang an und bestaunten später bei bester Sicht und tollem Licht die große Brücke über den Belt. Ein langer Tag ging ruhig zu Ende.

Freitag, den 07. Juli 2017 – Von Göteborg nach Stockholm


Nach dem reichhaltigen Frühstück auf der Fähre liefen wir gegen halbzehn Uhr in Göteborg ein und konnten die Fahrt nach Stockholm beginnen. Es ging zum Vätternsee nach Gränna zur Ruine eines Hauses der Grafen Brahe, das 1637 gebaut wurde. Von hier hat man einen grandiosen Blick über den See und in der nahe liegenden Raststätte kann man die so genannten Polkaschweine, gedrehte Zuckerstangen in verschiedenen Geschmacksrichtungen, kaufen. Die nächste Pause legten wir am ehemaligen Kloster Alvastra unweit von Vättern ein. Es wurde im Jahr 1143 von französischen Mönchen als Tochterkloster der Primarabtei Clairvaux gegründet und war das erste Zisterzienserkloster in Skandinavien und das zweitälteste Kloster in Schweden. Von Kloster Alvastra wurden mehrere Tochterklöster gegründet. Das Kloster entwickelte sich mit der Zeit zum größten kirchlichen Grundbesitzer Schwedens. In der Mitte des 14. Jahrhunderts kam die später als heilige Birgitta verehrte Frau mit ihrem Mann in das Kloster. Man nimmt an, dass sie von den hiesigen Klosterregeln inspiriert wurde, als sie ihre eigenen Klosterregeln aufstellte. Im Jahr 1524 wurde das Kloster im Zusammenhang mit der Reformation säkularisiert und das Eigentum des Klosters von der Krone eingezogen. Heute ist das Kloster eine geschützte und restaurierte Ruine. Wir legten dort gleich unser Mittagspicknick ein und fuhren dann weiter zum nahe gelegenen Rökstenen. Der Runenstein von Rök ist ein schwedischen Runenstein und steht bei der Kirche von Rök in der Gemeinde Ödeshög in der Provinz Östergötland. Er hat eine Höhe von 3,82 Metern und trägt eine Runeninschrift in altnordischer Sprache. Sie ist mit rund 750 Zeichen die längste bekannte Runenschrift. Errichtet wurde der Stein vermutlich im frühen 9. Jahrhundert. 200 Jahre später wurde er im Zuge der Christianisierung in die Zehntscheune des Ortes eingemauert. Als 1840 die alte Kirche abgerissen wurde, bemerkte man die Runeninschrift auf dem Stein, mauerte ihn aber trotzdem in die Vorhalle der neuen Kirche ein. 1862 nahm man ihn heraus und stellte ihn zunächst frei im Kirchhof auf, bis er 1933 mit einem Dach geschützt wurde.
Gegen 17 Uhr kamen wir in Stockholm beim Hotel auf dem modernen Messegelände an und konnten sofort die Zimmer beziehen. Nach einem reichhaltigen Abendbuffet mussten die meisten Gäste erstmal in Ruhe den Tag verarbeiten.

Sonnabend, den 08. Juli 2017 – Stockholm, Gripsholm und die Vasa


Nach dem Frühstück fuhren wir zum Königlichen Schlosshof, wo wir unsere Stadtführerin Pia trafen, die gleich mit uns ein Stündchen durch die noch menschenleere Altstadt schlenderte. Sie zeigte uns die engste Gasse, einen eingemauerten Runenstein mit einer alten Kanone als Poller und viele idyllische Ecken. Wir pausierten an der deutschen Gertrudenkirche und auf dem altstädtischen Markt mit dem Gebäude der schwedischen Akademie, wo die Verleihung der Nobelpreise geregelt wird. Um 10 Uhr konnten wir auf einem Hof des Königsschlosses der kleinen Wachablösung folgen, bevor wir zum Rathaus fuhren, einem riesigen Backsteinbau mit dem 104 Meter hohen Turm. Hier legten wir bei herrlichstem Wetter eine Fotopause ein, bevor die Rundfahrt mit Ausstiegen führte zunächst zur Ritterinsel mit dem Ritterhaus und der Riddarholmskirche führte und dann durch das schicke Stockholm mit den prächtigen Jugendstilbauten aus der Günderzeit lief. Vorbei am Botschaftsviertel ging es zur Insel Djurgarden, auf dem viele Museen und einige Prominentenvillen sind. Hier ist Skaagen, das größte Freilichtmuseum Europas, in das man historische Gebäude aus ganz Schweden verpflanzt hat. Höhepunkt war eindeutig das Vasamuseum mit der wieder geborgenen Staatskogge des Schwedenkönigs, die 333 Jahre bis 1961 in der Stockholmer Hafeneinfahrt gelegen hatte. Das geborgene Flaggschiff der schwedischen Marine und seine tolle Präsentation fanden alle sehr eindrucksvoll.
Anschließend fuhren wir die Ostküste entlang nach Mariefred zum Schloss Gripsholm, das durch die Liebesgeschichte von Kurt Tucholsky und die Verfilmung von Curt Hoffmann bekannt wurde. Gripsholm geht auf eine Burg aus dem 14. Jahrhundert zurück, die Gustav Vasa Mitte des 16. Jahrhunderts zum wehrhaften Schloss erweiterte. Viele Mitglieder der schwedischen Königsfamilien verlebten hier frohe Stunden, Gustav III. ließ gar Ende des 18. Jh. ein Theater einbauen, das immer noch über die originale Bühnenmaschinerie und die alten Kulissen verfügt. Andere Herrscher oder unliebsame Konkurrenten wurden dagegen hier festgesetzt und auch ums Leben gebracht. Bei der anschließenden Freizeit schlenderten alle durch das malerische Örtchen Mariefred und einige gingen auch auf den kleinen Friedhof zum Grab von Kurt Tucholsky. Der Schriftsteller war 1935 in Göteborg, in dessen Nähe er ein kleines Häuschen bewohnte, gestorben, aber die Urne mit seiner Asche kam hierher und 2010 hat die deutsche Botschaft endlich das Grab in Ordnung bringen und pflegen, sowie eine Gedenktafel anbringen lassen.
Beim Abendessen im Stockholmer Hotel wurden noch die Eindrücke des Tages ausgetauscht.

Sonntag, den 09. Juli 2017 – nach Finnland zu den Ålandinseln


Bereits um halbsieben Uhr bestiegen wir den Bus, um in Grissleham, 130 Kilometer von Stockholm nördlich an der Ostküste gelegen, die Fähre nach Eckerö auf den Ålandinseln zu kriegen. Das Hotel hatte uns extra Verpflegungsbeutel gepackt, die im Bus und auf der Fähre verputzt wurden. Weil es etwas trübe war, zeigte der Reiseleiter zur Aufheiterung die alte Verfilmung von Tucholskis Erzählung „Schloss Gripsholm" mit Jana Brechova, Walter Giller und Nadja Tiller in den Hauptrollen. Überpünktlich fuhr die Fähre von Grislehamn nach Eckerö ab und auf ihr konnte man sich bei Livemusik oder einem Deckspaziergang entspannen.
Pünktlich um 13 Uhr finnischer Zeit traf die Fähre in Eckerö ein und hier wartete schon unser aländischer Führer, Herr Uwe Koslowski mit schlesisch-deutschen Wurzeln. Er fuhr mit uns zur alten Poststation. Die Inseln lagen schon unter Schwedens Königin Christine im 17. Jahrhundert auf der Postroute von Turku nach Stockholm und waren damit von eminenter Wichtigkeit. Unter russischer Herrschaft perfektionierte Katharina die Große die Transportwege und Alexander I. ließ seinen aus Berlin stammenden finnischen Chefarchitekten Carl Ludwig Engel eine Poststation bauen, die heute als Museum genutzt wird. Man kann die historischen Räume besichtigen und eine Schokolaterie, sowie ein Café laden zum Verweilen ein.
Anschließend ging es zurück nach Mariehamn ins Schifffahrtsmuseum, vorbei an der in der Welt einzigen noch seetüchtige stählerne Viermastbarke „Pommern", die gerade für die Restaurierung auf dem Trockendock vorbereitet wird. Die 1902 in Glasgow gebaute Bark war ein Schwesternschiff der berühmten „Pamir", die unter so tragischen Umständen verunglückte. Der Besuch im sehr gut aufbereiteten Museum, das zum finnischen Museum des Jahres gekürt wurde, war sehr interessant und vermittelte viele Fakten über das frühere Leben auf See. Danach konnten wir unsere Hotelzimmer beziehen und beim ausgedehnten Abendessen den Tag Revue passieren lassen. Viele Gäste erkundeten noch den Ort.

Montag, den 10. Juli 2017 – Rundfahrt auf Åland


Nach dem Frühstück trafen wir Uwe gegen neun am Hotel und fuhren zunächst ein wenig durch Mariehamn, vorbei an Holzhäusern, die im 19. Jahrhundert unter russischer Herrschaft gebaut wurdenErster Stop war die zwischen 1275 und 1285 errichtete Kirche von Jomala, nahe bei Mariehamn gelegen, die wahrscheinlich das älteste erhaltene Gebäude Finnlands ist.Das Innere der Kirchen ist mit Seccomalereien von teils hohem künstlerischem Wert ausgeschmückt. Im mächtigen Westturm der Olofskirche von Jomala befindet sich der Kirchenchor und vor allem sein Triumphbogen ist mit sehr schönen Malereien geschmückt. Über dem Scheitel ein Gnadenstuhl, darunter romanische Architekturelemente, also Bogenstellungen mit Knospenkapitellen, dazu im Gewände ein Falkner. Alles erinnert an die Stauferzeit und zeigt die Weltoffenheit dieser Seefahrerregion. Anschließend ging es von Hammarland auf die kleinere Insel Lemland bis an die Südspitze der Ålandinseln und dann durch den nördlichen Osten der Hauptinsel zur Festung Kastelholm, die bis 1634 Sitz des Statthalters von Aland war. Bo Grip, der Namenspatron und Erbauer von Schloss Gripsholm, zeichnete auch für diese Burg verantwortlich, in der öfter schwedische Könige samt Gefolge residierten und damit den Ort zur Hauptstadt ihres Reichs machten. Beim nahe gelegenen Freilichtmuseum Jan Karlsgarden, wo wir einen recht idyllischen Busparkplatz hatten, legten wir eine kleine Pause ein. Uwe führte die Gruppe ausführlich durch die vielen bäuerlichen Objekte und erzählte viel vom einfachen Leben der Landbevölkerung auf Åland . Dann fuhren wir zur alten Wehrkirche von Sund, die ein gutes Beispiel für die im 13. Jahrhundert auf den Inseln entstandenen romanischen Kirchen ist. Gebaut aus wuchtigen Feldsteinen beeindruckt der massige Westturm.Die Margarethenkirche in Sund besitzt noch ein hervorragend erhaltenes frühgotisches Kruzifix und einen böhmischen Flügelaltar mit den Aposteln und anderen Heiligen. Statt auf der Predella thront ein gemaltes Abendmahl über den Figuren. Nach der Besichtigung der Kirche ging es zur imposanten Zarenfestung Bomarsund, die 1854 im Krimkrieg komplett zerstört wurde. Hier legten wir zwischen dem großen Steinbrocken der Festung gleich die Mittagspause ein. Zu den Würsten aus der Bordküche gab es leckeres traditionelles Schwarzbrot aus Åland, das uns Uwe mitgebracht hatte.
Im Verlauf des Krimkrieges wurde die Festung 1854 durch eine überlegene anglo-französische Flotte zerstört. Ein Wiederaufbau nach dem Krieg war den Russen nicht erlaubt. Diese und noch mehr historische Fakten setzte uns Uwe auf unterhaltsame Art während eines kleinen Spaziergangs zu einer wieder aufgebauten Geschützbatterie auseinander.
Eine kleine Fährüberfahrt brachte uns anschließend auf die Insel Vardö, wo wir die kleinere frühgotische Matthiaskirche besichtigen konnten. Eine russischstämmige Dame aus der Gemeinde erwartete uns in der Tracht von Åland und betete für und mit uns das Vaterunser auf Schwedisch und sang zwei schöne Kirchenlieder, um die gute Akustik der innen klassizistisch ausgestatteten Kirche zu demonstrieren.
Zurück in Mariehamn fuhr unser Bus noch die engen Serpentinen auf den Rathausberg, von dem wir einen tollen Blick auf Mariehamn und das umliegende Meer hatten. Hier verabschiedeten wir herzlich Hern Koslowski, der uns die beiden Tage so engagiert geführt hat. Der Reiseleiter hatte für ihn Hochgeistiges aus Polen für den langen Winter parat. Die meisten Gäste unternahmen noch einen ausgedehnten Abendspaziergang, auch weil es ohnehin kaum dunkel wurde.
Am darauf folgenden Dienstag hieß es ganz entspannt auszuschlafen. Dann ein netter Brunch und um 12.30 Uhr eine kleine Fahrt zum Hafen von Mariehamn. Pünktlich ging es auf die Fähre der Silja Line, die uns sicher durch tausende kleine Schäreninseln nach Stockholm brachte, wo wir in einem anderen Hotel als zuvor eincheckten und sofort zu Abend essen konnten.

Mittwoch, den 12. Juli – Visby

Um 09.15 Uhr startete unser Bus nach Nynäshamn, wo wir die Fähre nach Visby auf Gotland bestiegen. Bei herrlichem Sonnenschein, der uns auf Gotland ohnehin ein treuer Begleiter wurde, verlief die Fahrt ruhig und um halbeins erwartete uns der örtliche Führer Gunnar Bäck. Zuerst konnten wir in unserem direkt am Hafen gelegenen Scandic-Hotel einchecken, das aus mehreren neuen Häusern und der alter Mannheimvilla besteht. Mit Gunnar fuhren wir dann zunächst ein wenig um Visby herum und legten einen Fotostop oberhalb des Domes an der imposanten nördlichen Stadtmauer ein. Anschließend erkundeten wir die alte Hansestadt. Unser Reiseleiter hatte bereits eine Einführung in die gotländische Geschichte gegeben und nun sahen wir die imposante zwei Kilometer lange Stadtmauer mit ihren vielen Türmen, Bastionen und den vier Toren aus mehreren Blickwinkeln. Wir schlenderten vorbei am botanischen Garten, gingen durchs Viertel der Handwerker, wo einige Holzhäuser noch geteert werden und besichtigen den Mariendom, Visbys einzige intakte Kirche aus dem Mittelalter. Nicht minder imposant sind aber die Kirchenruinen, so zum Beispiel die heiligen Katharina geweihte Franziskanerkirche am Markt oder Sankt Lars und Anna und die Trinitatiskirche. Beim exzellenten Abendessen in der Mannheimvilla wurden Pläne für den Strandspaziergang mit Sonnenuntergang geschmiedet.

Donnerstag, den 13. Juli – Gotlands Norden

Pünktlich um neun trafen wir Gunnar und vorbei an Feldern und vor allem Wäldern, Kiefern meist, durchwachsen von Wacholder, fuhren wir in den Norden. Viele Schafweiden mit Wacholderbüschen erinnern an die Lüneburger Heide, nur das Heidekraut fehlt und statt der Heidschnocken grast das Grönlandschaf mit seinen korkenzieherartig gekrümmten Hörnern. Unser erster Halt war nahe dem Ort Bro und hier gab es mehrere bronzezeitliche Gräber. Gunnar erwies sich als wandelndes Lexikon. Außer der Geschichte Gotlands, die er mit vielen Querverweisen und Zusammenhängen auf andere Kulturen erklärte, kamen diverse sportliche Hinweise und außerdem schien er fast auf jedem Bauernhof, den wir passierten, jemanden zu kennen, wenn es nicht gar Verwandtschaft war. Natürlich gab es auch mindestens eine Geschichte dazu zu berichten. Dazu kamen noch botanische und philosophische Abhandlungen, gewürzt mit Lebensweisheit, so dass für jeden etwas dabei war. Als größten Schatz Gotlands bezeichnete Gunnar die 99 noch vorhandenen Land- oder Steinkirchen, die über die ganze Insel verteilt sind. Gebaut im 12. und 13. Jahrhundert künden sie vom sagenhaften Reichtum der Insel im Mittelalter, obwohl die meisten wertvollen Ausstattungsstücke mittlerweile nicht mehr dort sind. Lärbro war die erste von uns besuchte und sie besitzt schöne Kalkmalereien und einen lutheranischen Beichtstuhl aus dem 17. Jahrhundert.
Weiter ging es ins Naturreservat Sankt Olofsholm, wo uns eine bizarre Küstenlandschaft mit schönen teils im Wasser stehenden Rauksteinen faszinierte. Malerisch stand die alte Windmühle und herrlicher Sonnenschein ließ uns gerne verweilen. Eine weitere grandiose Kirche erwartete uns in Bunge. Schon außen fiel der wehrhafte Charakter auf. Eine ehemals hohe Mauer mit Schießscharten umgab das Kirchengut und der Turm war ebenfalls wehrhaft ausgebaut. Neben großartigen Kalkmalereien gab es innen einen prächtigen Altar und die Kanzel aus dem 17. Jahrhundert, sowie eine Orgel aus dem 18. Jahrhundert, die früher in der französischen Kirche von Stockholm die Gottesdienste begleitete.
In Lergravsviken konnte man in einer alten Fischersiedlung nicht nur geräucherten Fisch kaufen oder gleich vor Ort verzehren. Außerdem gibt es hier die prächtigsten Raukar, einer davon ein kleines Prebischtor. Zum Abschluß der Rundfahrt besichtigten wir noch die uralte aus dem 12. Jahrhundert datierende Kirche von Källunge, deren Wandmalereien russisch- byzantinischen Ursprungs sind, weshalb man annimmt, dass sie vielleicht von Kaufleuten aus Nowgorod gestiftet und gebaut wurde. Ihr Gestühl stammt aus dem Dom zu Visby und bei den äußerst qualitätvollen Steinmetzarbeiten der Langhausportale finden wir die älteste Darstellung von Schlüsselfiedeln, wie die mittelalterlichen Streichinstrumente aufgrund ihrer Form genannt werden. Zum Abschluß gingen wir in Visby noch ins gotländische Landesmuseum und Gunnar, der auch hier arbeitet, gab eine kleine Einführung zum Haus, in dem die schönsten Bildsteine der Insel und 5% der auf Gotland gefundenen Wikingerschätze ausgestellt sind.

Mittwoch, der 14. Juli – Gotlands Süden

Pünktlich fuhren wir los nach Tofta, wo uns eine eiszeitlich geprägte urtümliche Landschaft mit alten Windmühlen und zwei imposanten Schiffssetzungen, sowie einem Dolmengrab erwartete. Gunnar, der bei den Ausgrabungen seines Bruders, der Archäologe ist, mit arbeitet, wusste auch hier hochinteressante Details zu vermitteln. Weiter ging es zum Fischerdorf Gnisvärds, dessen karge Schönheit für uns idyllisch wirkt, aber eigentlich von harter Arbeit kündet. Vom hiesigen Ufer hatten wir bei klarer Sicht einen tollen Blick auf die vorgelagerten Karlsinseln.
Eskelshem war die erste Kirche des Tages und die Seccomalereien des so genannten Michaelsmeisters die Attraktion, doch bietet das Gotteshaus weit mehr, wie den Taufstein aus dem 12. und das Triumphkreuz, sowie wertvolle Glasmalereien aus dem 13. Jahrhundert. 1164 gründeten Zisterziensermönche aus Smaland Romakloster und weihten es der heiligen Jungfrau. Sie entwässerten die Sumpflandschaft und entwickelten die fruchtbarste Landschaft Gotlands. Der neureiche schwedische Landpfleger Gröndahl ließ sich nach der Reformation mit den Steinen des Klosters einen Herrensitz bauen und soll die neuen Wege mit den Gebeinen der Mönche gepflastert haben, die ihm dann natürlich in der Todesstunde erschienen sind. Selbst als Ruine ist die ehemalige Klosterkirche noch eindrucksvoll, wenn auch die Seitenschiffe fehlen, während vom Kreuzgang und den Nebengebäuden höchstens noch die Grundmauern einen Schimmer einstiger Größe vermitteln. Heute ist das Objekt ein Kulturzentrum mit Museum, Sonderausstellungen, Läden und Sommertheater. In dieser Saison gibt man Shakespeares „Wintermärchen".
Auf Wunsch eines eisenbahnbegeisterten Mitreisenden bauten wir das Eisenbahnmuseum in Dalhem ins Programm ein und es zeigte sich, dass die Mehrzahl der Gäste sich dafür interessierten, zumal ein nettes Café mit gotländischen Spezialitäten lockte. Als Altenative gab es die örtliche Kirche mit Glasmalereien des Michaelsmeisters, den ältesten auf Gotland. In der neugotisch ausgemalten Kirche überstand eine große Wandmalerei aus dem 14. Jahrhundert die historistische Barbarei. Sie stellt die Seelenwägung Kaiser Heinrich II. dar und hat ihr Vorbild im Dom zu Bamberg.
Abschließend fuhren wir noch auf den Galgenberg von Visby, wo Europas einziger erhaltener Steingalgen stand, an dem neun Deliquenten gleichzeitig in den Tod befördert werden konnten, was für den weltstädtischen Charakter und den technischen Höchststand des mittelalterlichen Visby spricht.
Gegen 14.30 Uhr waren wir in Visby auf der Fähre und schipperten nach Oskarshamn auf das schwedischen Festland zu. Mit dem Bus fuhren wir in unser Hotel nach Kalmar, der alten schwedischen Festungsstadt, in der 1361 die Kalmarer Union zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen als mächtiges Bündnis gegen die erstarkende Hanse geschlossen wurde. Aus dem Wasser ragt immer noch das zur Festung ausgebaute Vasaschloss mit den typischen vier runden Ecktürmen. Das Stadtbild bietet auch viele historische Gebäude und am Hauptmarkt überrascht die Hauptkirche der Stadt, von Baumeister Tessin dem Jüngeren in Formen römischen Barocks geschaffen.

Sonnabend, den 15. Juli – Öland

Pünktlich um neun holte uns Siegfried ab zu einer Tour auf die Insel Öland, unmittelbar vor Kalmar gelegen und durch die über sechs Kilometer lange Ölandbrücke, einst Europas längste, mit der Stadt verbunden.
Bei herrlichem Sonnenschein legten wir zunächst am Schloss von Kalmar einen Fotostopp ein, bei dem der Renaissancebau sich dekorativ im Wasser spiegelte. Weil am Tag zuvor die schwedische Kronprinzessin Victoria auf Öland ihren vierzigsten Geburtstag gefeiert hatte und heute volksnah zur öffentlichen Gratulation auf das königliche Sommerschloß in der Nähe von Borgholm in Mittelöland einlud, fuhren wir gleich in den Süden der fast 140 Kilometer langen Insel nach Resmo, um zumindest von außen eine der am besten erhaltenen Wehrkirchen Ölands anzusehen. Danach pausierten wir im Naturschutzgebiet Möckelmossen, wo auf blankem karstigem Kalksandstein eine karge, aber trotzdem bunte und schöne Heidelandschaft zu finden ist. Anschließend ging es zum Südkap mit dem Leuchtturm „Langer Jan". An der Südküste weiden Rinder und Schafe und unzählige Wasservögel ziehen ihre Bahn. Anschließend besichtigten wir noch aus dem Bus heraus die romanische Wehrkirche von Gärdslösa, in der gerade eine große Hochzeit stattfand. Ein weiterer Stopp bot fünf hintereinander stehende Bockwindmühlen als Motiv. Im durch die Ferienzeit recht belebten Städtchen Borgholm legten wir eine nette Kaffeepause ein und fuhren dann zu der vor dem Ort liegenden Ruine des wuchtigen Renaissanceschlosses. Hunderte Camper hatten hier ihr Lager aufgeschlagen, teils wegen des königlichen Geburtstages, teils, weil abends in der Ruine eine bekannte schwedische Band spielen sollte. Zum Schluß hielten wir auf dem Festland noch auf der sogenannten Schweineinsel, von der man einen guten Blick auf die Ölandbrücke hat.
Zurück in Kalmar konnte jeder noch die individuell vor und nach dem Abendessen die schönsten Ecken der Stadt erkunden.

Sonntag, den 16. Juli – Lund und Malmö

Morgens um neun startete der Bus und einige hatten den strahlend schönen Morgen noch genutzt, um Kalmar bei Sonnenlicht zu erleben. Besonders das Schloss spiegelte sich herrlich im stillen und glasklaren Wasser. Gen Südwesten ging die Fahrt durch das ehemals dänische Skagen vorbei an Karlskrona. Als wir in der alten Bischofsstadt Lund eintrafen, regnete es ziemlich stark. Wir stiegen unmittelbar vor dem Dom aus dem Bus und konnten um 13 Uhr im Dom der Präsentation der astronomischen Uhr beiwohnen, die um 1425 gebaut wurde und der am Prager rathaus ähnelt. Vor die thronende Gottesmutter treten die drei heiligen Könige, Johannes der Täufer und andere Heilige. Viele Leite waren extra deswegen in die Kirche gekommen.
Der Reiseleiter hatte schon während der Hinfahrt eine kulturhistorische Einführung in den bedeutenden Sakralbau gegeben. Um 1100 begannen rheinische Meister mit dem Bau des Domes, der stilprägend für die gesamte Region werden sollte. In einer gewaltigen Krypta liegen königliche und kirchliche Würdenträger begraben und an zwei Säulen klammern sich lebensgroße Männergestalten aus Stein. Eine davon soll der Riese Finn sein, der dem heiligen Laurentius, dem Namenspatron des Domes, beim Bau geholfen haben soll.
Weil es weiter ausdauernd regnete, entschlossen wir uns zur Weiterfahrt nach Malmö, wo wir nach kurzer Wartezeit in unserem nahe beim Bahnhof gelegenen Hotel einchecken konnten. Schnell gelangte man vom Hotel zu den drei zentralen Plätzen, dem Gustav-Adolf-Torg, sowie den beiden Märkten. Vor allem am kleinen Markt, wo in vielen alten Fachwerkbauten tolle Gaststätten sind, tobte trotz des Regens das pralle Leben. In der am Markt gelegenen gotischen Peterskirche gefiel neben dem großen Barockaltar vor allem die gotosch bemalte Taufkapelle mit einer interessanten Darstellung der Arche Noah. Nach Abendessen wich der Regen einem schönen Abendrot und viele Gäste gingen nochmals in die Stadt oder saßen beieinander.
Zeitig um dreiviertelsieben startete der Bus am nächsten Morgen in Richtung Trelleborg und wir konnten alle mit ihm auf die Fähre nach Sassnitz fahren. Heller Sonnenschein und blauer Himmel waren unsere Begleiter auf der Ostsee. Vor Rügen leuchtete die Kalksteinküste in der Morgensonne und bei der Fahrt über Rügen erinnerten sich viele Gäste an schöne Urlaubserlebnisse. Ein kleiner Stadtaufenthalt war auf noch im Programm, weil wir ein Ehepaar am Bahnhof Stralsund absetzten. Begleitet von einigen kulturhistorischen Tipps und Reminiszenzen durch den Reiseleiter gelangten wir pünktlich über Vorpommern und Brandenburg an die einzelnen Endziele unsrer Reise, die allen wohl lange in bester Erinnerung bleiben wird.

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