Reisebericht: Kreuzfahrt auf dem Göta–Kanal durch Schweden

27.08. – 06.09.2023, 11 Tage Rundreise und Kreuzfahrt auf einem historischen Göta–Kanal–Schiff von der Ostsee zum Kattegat mit Vor– und Nachprogramm in Stockholm und Göteborg


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Eine auf dieser Welt einzigartige Reise geht zu Ende. Auf dem Götakanal haben wir mit einem über einhundert Jahre alten Dampfschiff Schweden durchquert. Lesen Sie hier, was wir erlebt haben:
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Sonntag, 27.08.2023 Flug nach Stockholm/Schweden

Für alle Abenteuerlustigen geht es heute sehr früh los. Zwischen drei und vier werden die Wohnungstüren abgeschlossen und man steigt ins Taxi oder in das eigene Auto und fährt zum Flughafen. Am Flughafen Frankfurt findet man mehr oder weniger schnell das Abflugsgate, das allerdings alle zehn Minuten geändert wird, so, dass wir schon vor Beginn des Fluges ordentlich erschöpft sind. Wer denkt, er könnte sich jetzt zwei Stündchen zurücklehnen und entspannen, irrt, wir geraten fast eine Stunde lang in Turbulenzen und werden kräftig durch geschüttelt. Der Kaffee schwappt über, die Gesichter werden blass, doch irgendwann ist es geschafft. Wir erreichen Stockholm. Der Weg zum Gepäckband ist gut ausgeschildert und relativ schnell werden Koffer und Taschen geliefert, dennoch gibt es eine kleine Verzögerung. Mit Hilfe der freundlichen Flughafenmitarbeiterin finden wir hinter dem Ausgang den Weg zu Terminal 4 und unter den hier wartenden Bussen, den unseren. Im Hotel angekommen, werden wir freundlich begrüßt und mit Zimmerkarten versorgt. Am Abend treffen wir uns in der Lobby, um die nächsten Tage zu besprechen und dann gemeinsam zu dinieren. In einer gemütlichen Ecke des großen Restaurants sind bereits Tische für uns reserviert und das Menü vorbereitet. Als Vorspeise wird Pastrami gereicht, gepökeltes und anschließend geräuchertes Rindfleisch in dünnen Scheiben. Der Hauptgang besteht aus Saithe - einem Köhlerfisch mit Beilagen. Pannacotta mit Beeren der Saison verwöhnen zum Abschluss die Süßschnäbel.


Montag, 28.08.2023 Panoramafahrt und kulinarische Stadtführung in Stockholm

Den Vormittag verbringen wir mit Benedikta, unserer örtlichen Stadtführerin. Wir besichtigen das berühmte Stockholmer Stadthaus, in dem jedes Jahr am 10. Dezember der Nobelpreis vergeben wird, von Außen und von Innen. Das Stockholmer Stadthaus, auf schwedisch „Stockholms stadshus“ genannt, ist ein imposantes Gebäude, das am Ufer des Sees Mälaren zwischen 1911 und 1923 erbaut wurde. Hier befindet sich der Sitz der Stockholmer Stadtverwaltung. Das Stadthaus ist bekannt für seinen charakteristischen Turm, der etwa 106 Meter hoch ist und den eine vergoldete Skulptur der Göttin Stadshusets krönt. Eines der bekanntesten Merkmale des Gebäudes ist der große Blaue Saal, in dem das Nobelbankett stattfindet. Diesen besichtigen wir zuerst. Interessant ist, dass der Blaue Saal mitnichten blau ist, sondern aus roten Backsteinen besteht.
Der Goldene Saal (Gyllene Salen) ist für uns einer der beeindruckendsten Räume, die wir besichtigen. Der Saal ist reich mit Blattgold verziert, die Wände sind mit goldenen Gemälden geschmückt, die Szenen aus der schwedischen Geschichte darstellen. Siebeneinhalb Meter breit ist das Gemälde an der Stirnwand. Es zeigt den Einzug von KarlXI. in Stockholm nach dem Westfälischen Frieden.
Pünktlich um 12 werden wir von Benedikta an Tim „übergeben“. Mit Tim erleben wir nun den kulinarischen Teil der Stadtbesichtigung. Wir beginnen mit dem Besuch der historischen Markthalle, wo wir nacheinander Smörrebröt, schwedische Fleisch- und Wurstsorten und verschiedenen Käse verkosten. Mit der T-Banen, der Stockholmer U-Bahn fahren wir in die Altstadt. Nystekt Stömming steht auf unserem Speiseplan, ein Geheimtipp in Form eines Imbisswagens. Hier schmeckt der Hering so gut, dass er gerade ausverkauft ist. So bleibt uns Zeit, zum Bummeln und Einkaufen. Nach der Verkostung von gebratenem Hering mit Kartoffelbrei und Beilagen, spazieren wir weiter mit Tim durch die Stadt. Tim weiß viel über Stockholmer Geschichte und Geschichten. Den Abschluss unseres kulinarischen Rundgangs bildet die Einkehr in ein Café direkt in der Altsatdt. Hier sind die Tische für uns hübsch eingedeckt und auf jeden wartet ein Stück Prinzesstorte mit einer Tasse Kaffee (oder Tee). Nun ist aber genug geschlemmert. Wir verabschieden uns von Tim und laufen zurück zum Hotel oder spazieren weiter durch die Straßen von Stockholm. Am Abend fallen wir redlich erschöpft in unsere bequemen Hotelbetten.


Dienstag, 29.08.2023 Freizeit in Stockholm

Der Tag steht zur freien Verfügung; wir haben uns verabredet, wenigstens den Vormittag gemeinsam zu verbringen. Die T-Banen Station Radhuset befindet sich direkt neben unserem Hotel Clarion Amaranten. Von hier fahren wir eine Station bis T-Zentralen und dann mit der Tram Nummer 7 bis zum Vasamuseum. Nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir das Museum und sind zu unserer großen Überraschung fast alleine hier. Wir kaufen unsere Tickets und schon stehen wir vor dem berühmt berüchtigten Vasa-Kriegsschiff, das direkt beim Stapellauf nach 25 Minuten umgekippt ist und für dreihundert Jahre auf dem Meeresboden versank. Mit ihm dreißig arme Kreaturen, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Schiffsrumpf befanden und sich nicht retten konnten. Neben dem geborgenen und wirklich beeindruckenden Schiff, kann man hier auch die Geschichte rundum das Unglück und die Bergung erleben. Beispielsweise wird anschaulich dargestellt, wie die Menschen, die im Schiffsrumpf ihr Leben verloren haben, ausgesehen haben könnten und mit welchen Methoden man das feststellen kann. Ein etwa 20minütiger Film zeigt die Geschehnisse der Bergung.
Nach dem Museumsbesuch gehen einige ihrer Wege, andere erleben auch den Nachmittag gemeinsam. Mit der Fähre fahren wir bis zum Stadttehater.
Da es bereits Mittag ist, kehren wir ein und lernen die gute Stockholmer Küche in einem weiteren Restaurant kennen. Anschließend fahren wir mit der Tram 7 wieder zur T-Zentralen. Von hier aus unternehmen ein U-Bahn-Hopping, was bedeutet, wir fahren mit der roten Linie bis zur Station Universität. Schauen uns diese an und steigen dann, auf der Rückfahrt noch zwei mal aus, um uns die Stationen Technische Hochschule und Stadion anzuschauen. Alle Stationen sind unterschiedlich gestaltet und haben ihren eigenen Charakter. Nun sind wir redlich müde und kehren zurück zum Hotel.
Am Abend treffen wir uns an der Rezeption und fahren gemeinsam in die Altstadt. Hier kehren wir in ein uriges Restaurant ein und verbringen gemeinsam den letzten Abend in Stockholm.


Mittwoch, 30.08.2023 Einschiffung auf die MS Diana – Beginn der Kreuzfahrt auf dem Göta–Kanal

Ein Busfahrer namens Barak holt uns nach dem Frühstück mit dem Bus ab und bringt uns zum Hafen. Direkt vor unserem Traumschiff M/S Diana lädt er uns und unser Gepäck aus. Die Crew steht zur Begrüßung bereit und jeder Gast wird persönlich auf seine Kabine begleitet. Im Restaurant stehen Kaffee und Kuchen und ein Obstteller bereit. Pünktlich um zehn beginnt unsere Kreuzfahrt auf dem Götakanal, wobei wir zunächst einmal zum Götakanal kommen müssen. Dafür müssen wir den Mälarsee überqueren und später einen Teil der Ostsee. Der Mälarsee, auch bekannt als Mälaren, ist der drittgrößte See in Schweden und einer der bedeutendsten Binnengewässer des Landes. Der See erstreckt sich über eine Fläche von etwa 1.140 Quadratkilometern und hat eine maximale Tiefe von ungefähr 64 Metern. Unser Boot macht einen Schlenker und fährt vorbei am Schloss Drottningholm. Die Fahne ist gehisst, was bedeutet, der König ist zu Hause. Schloss Drottningholm ist ein prächtiges königliches Schloss, das sich auf der Insel Lovön im Mälaren-See, etwa 11 Kilometer westlich von Stockholm, der Hauptstadt Schwedens, befindet. Es ist eines der bekanntesten historischen Wahrzeichen des Landes und wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Das Schloss dient als offizielle königliche Residenz und wurde über die Jahre von verschiedenen Mitgliedern der schwedischen Königsfamilie genutzt. Es ist der aktuelle Wohnsitz von König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia, wird aber auch für königliche Veranstaltungen, Staatsbesuche und offizielle Empfänge genutzt. Seit 1991 gehört das Schloss zum UNESCO Weltkulturerbe.
Um 13 Uhr werden wir zum ersten Mittagessen an Bord eingeladen. Es gibt warmgeräucherten Lachs mit cremigem Kartoffelsalat und knackigem Frühgemüse und zum Nachtisch einen Schwedischen Sommertraum: Erdbeeren mit Vanilleeis und Schlagsahne.
Am späten Nachmittag erreichen wir Trosa. Wir verlassen unser Boot und spazieren entlang der Uferpromenade, vorbei an kleinen Brücken, über die man den Fluss Trossan überqueren kann und hübschen Häusern, in denen hier gewohnt wird. Einmal bis zum Marktplatz und zurück - ein schöner Spaziergang. 18 Uhr und damit pünktlich zum Abendessen sollen alle wieder an Bord sein. Es gibt eine leckere Karottensuppe mit Orangen und Safrancréme, Hähnchen mit Kartoffelgratin und Pilzsoße und zum Nachtisch Rhabarberkompott mit Schlagsahne. Zum Ausklang des Tages begleitet uns ein fantastischer Sonnenuntergang.


Donnerstag, 31.08.2023 Stegeborg – Söderköping – Schleusentreppe Berg

Nach dem Frühstück besuchen wir die Schlossruine Stegeborg. Unser Boot liegt so günstig, dass es nur ein paar Schritte dorthin sind. Das Schloss wurde im 13. Jahrhundert erbaut und war damals ein wichtiger strategischer Ort in der Geschichte Schwedens. Noch heute zeugen alte Mauern, Türme und Gräben von der einstigen Größe der Anlage. Eine besondere Bedeutung hat der Schlossgarten. Hier hat Anna Vasa bereits im Mittelalter Heilpflanzen angebaut und wusste über deren Verwendung Bescheid. Wir verlassen die Schlossruine und setzen unsere Fahrt mit der M/S Diana fort. In Mem erreichen wir den Göta-Kanal, auf dem wir nun bis Göteborg unterwegs sein werden. Das Wetter ist uns hold, die Sonne scheint und der Himmel ist blau.
Mem ist ein charmantes Dorf, das die Pforte zum Göta-Kanal bildet. Hier befindet sich auch die erste Schleuse von insgesamt 58, die wir durchfahren werden.
Mittags gibt es geräucherten Schinken mit schwedischen Aromen und Dorsch mit brauner Butter, Garnelen und Meerrettich. In Söderköping legen wir eine Pause ein. Wir folgen dem Geheimtipp und besuchen das Eiscafé Smultronstället, das sich direkt an der Schleuse befindet. Die Eisbecher sind riesengroß und genau so lecker wie erwartet. Eine Sorte, die man nicht überall bekommt, ist der Eisbecher King Kong - Schokoladen- und Vanilleeis mit Salmiakpastillen und Lakritzsoße. Sollte man direkt nach dem Mittagessen keinen Platz im Bauch für so einen großen Eisbecher haben, kann man um die Ecke herum auch Eiswaffeln erwerben. Unser Schiff wird nun mehrere Schleusen durchfahren und wir können (wer will) nebenher zu Fuß gehen und das Schleusen beobachten. So kommt es, dass wir pünktlich zum Abendessen wieder hungrig sind und uns an Garnelenbrötchen, Porterbraten mit Johannesbeergelee und weißer Schokolade mit Sanddorn und Orange laben. Die Sonne versinkt wieder spektakulär in Rot und ein weiterer erlebnisreicher Tag geht zu Ende.


Freitag, 01.09.2023 Schleusentreppe Berg – Kloster Vreta – Borensberg – Motala am Vätternsee

Unser Boot, die M/S Diana legt um 9.00 Uhr ab. Wir haben die Wahl an Bord zu bleiben oder zum Vreta Kloster zu spazieren. Wer sich für den Besuch des Klosters entscheidet, kann trotzdem vorher und vor dem wieder Zusteigen das Schleusen beobachten.
Das Kloster Vreta ist ein historisches Kloster in Schweden und gehört zu den bedeutendsten Klöstern des Landes. Es befindet sich in der Nähe der Stadt Linköping in der Provinz Östergötland. Die Geschichte des Klosters reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück.
Das Kloster wurde um 1100 von Königin Ulvhild, der Witwe von König Inge der Jüngere von Schweden, gegründet. Es wurde ursprünglich als Benediktinerinnenkloster gegründet und war das erste Kloster für Nonnen in Schweden. Das Kloster wurde bald zu einem wichtigen religiösen und kulturellen Zentrum und zog Schülerinnen aus adligen Familien an, die hier eine Ausbildung erhielten. Im 12. Jahrhundert trat das Kloster der Zisterzienserordnung bei, was zu einer Periode des Wohlstands und Wachstums führte. Das Kloster war für seine spirituelle Ausstrahlung und seine kulturelle Bedeutung bekannt. Es beherbergte religiöse Reliquien und Manuskripte und wurde von Mitgliedern des schwedischen Königshauses und anderen Adligen großzügig unterstützt. Mit der Reformation im 16. Jahrhundert änderte sich die religiöse Landschaft Schwedens drastisch. Vreta und andere Klöster gerieten unter den Einfluss der neuen lutherischen Lehre, was zu einer Unterdrückung der katholischen Praktiken und zur Auflösung vieler Klöster führte. Vreta wurde 1582 aufgelöst und seine Ländereien und Güter wurden dem schwedischen Staat übertragen.
Zum Mittagessen gibt es heute Schwedischen Hering, der auf jeden Fall mit einem Aquavit hinuntergespült werden muss und Rinderbrust mit Steckrübenpüree und Senfsoße.
Während unserer weiteren Fahrt heute überqueren wir zwei Aquädukte, das heißt, unser Boot fährt über eine Wasserbrücke, die eine Autobahn überquert, was tatsächlich beeindruckend ist. Auch am Nachmittag erwartet uns wieder eine Schleusentreppe, bei der wir entweder nebenher gehen oder an Bord bleiben können. Am Abend erreichen wir Motola, wo wir heute anlegen und über Nacht liegen bleiben. Nach gratiniertem Ziegenkäse und Moltebeeren, pochierter Scholle in Weßweinsoße und Kartoffelpüree sowie Pannacotta mit Himbeeren, besuchen wir am Abend das Motormuseum. Keine fünf Minuten von unserer Anlegestelle entfernt, befindet sich dieses liebevoll zusammengetragene Sammelsurium an teueren alten Autos und Motorrädern, Telefonen und Plattenspielern und anderen technischen Geräten, die einst die Menschen dieser Welt beglückten.


Sonnabend, 02.09.2023 Fahrt über den Vättern–See – Vadstena – Festung Karlsborg – See Viken – Hajstorp

Unsere Fahrt geht weiter. Heute über den Vätternsee, den zweitgrößten See Schwedens. Der See ist bekannt für seine klaren Gewässer und seine wunderschöne Umgebung. Es gibt Möglichkeiten für Bootsfahrten, Angeln und Wassersportaktivitäten. Wir legen einen Stopp ein in Vadstena, einer malerischen Stadt am Ufer des Vätternsees in der Provinz Östergötland. Die Stadt hat eine lange Geschichte und ist bekannt für ihre historische Bedeutung, insbesondere im Zusammenhang mit dem Kloster Vadstena und der Heiligen Birgitta von Schweden. Birgitta von Schweden war eine bedeutende religiöse Persönlichkeit des Mittelalters. Sie hatte Visionen und Offenbarungen, die sie dazu inspirierten, das Kloster zu gründen. Das Kloster wurde nach den Regeln des Heiligen Augustinus ausgerichtet und war sowohl für Mönche als auch für Nonnen gedacht. Ein engagierter Museumsführer namens Bo führt uns durch das Kloster und weiß so einiges sehr humorvoll zu berichten. Mit einer kleinen Bimmelbahn fahren wir zunächst zum Kloster und anschließend zurück zum Schloss. Das Vadstena Schloss wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Es diente als königliche Residenz und Verteidigungsanlage. Das Schloss ist von einem schönen Park umgeben und bietet eine beeindruckende Aussicht auf den Vätternsee. Im Anschluss an die Besichtigungen bleibt noch ein Stündchen Zeit für eigene Unternehmungen und einen Bummel durch die Fußgängerzone der Stadt. Zum Mittagessen gibt es heute Erdartischokensuppe mit Wurzelgemüsechips und Köttbullar, die klassischen schwedischen Hackbällchen. An Mittagsruhe ist keinesfalls zu denken, denn wir erreichen schon bald die Schleuse von Forsvik. Hier werden wir mit Gesang und Blumen begrüßt. Auch wenn Jesus Christus eine tragende Rolle spielt, kann man nicht verschweigen, dass sich Gänsehaut einstellte. Nach dem Auftritt des Chores und dem Verlassen der Schleuse kommen wir an die engste Stelle des Kanals. Das Schiff wird mittels dicker Taue am Ufer befestigt und durch die enge Stelle gelotst.


Sonntag, 03.09.2023 Hajstorp – Sjötorp – Vänern–See – Schloss Läckö – Vänersborg

Bereits um 6 Uhr wirft der Kapitän den Motor an und mit der Nachtruhe ist es vorbei. Also begeben wir uns in den Salon, wo bereits das Frühstücksbuffet auf uns wartet. Jeden Tag von fleißigen Heimzelmännchen vorbereitet. Wir müssen uns nur bedienen und genießen. Der Kaffee schmeckt, die Brötchen auch, ebenso das frische Obst. Wir durchqueren mehrere Schleusen, was wir sowohl vom Schiff aus beobachten können oder aber vom Land. Aber Vorsicht! Hier gibt es viele Mücken. Nach dem Schleusen verlassen wir den Götakanal und fahren auf den Vänersee. Der Vänernsee (schwedisch: Vänern) ist der größte See in Schweden und der drittgrößte See in Europa. Er befindet sich im Südwesten von Schweden und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 5.655 Quadratkilometern. Der See ist ein bedeutendes Natur- und Kulturerbe des Landes und spielt eine wichtige Rolle für die Region in Bezug auf Wasserversorgung, Fischerei, Tourismus und Freizeitaktivitäten. Der See hat eine maximale Länge von etwa 140 Kilometern und eine maximale Breite von etwa 80 Kilometern. Er erstreckt sich über mehrere Provinzen, darunter Värmland, Dalsland, und Västergötland. Der See hat eine Vielzahl von Inseln, Buchten und Halbinseln. Das Wasser ist sauber und klar, hier leben unter anderem Hechte, Zander, Barsche und Lachs.
Zum Mittagessen gibt es heute Anchovissalat als Vorspeise und gebackenen Schweinebauch zum Hauptgang
Am Nachmittag erreichen wir die Halbinsel Vänern und halten direkt vor dem Schloss Läckö. Hier warten bereits örtliche Guides auf uns, die uns in verschiedenen Sprachen (deutsch, englisch und schwedisch) durch das Schloss führen. Unser heißt Friedrich, hat sich Deutsch in Eigenregie beigebracht und ein herzerfrischendes Temperament.
Schloss Läckö (schwedisch: Läckö Slott) gilt als eines der schönsten und am besten erhaltenen Renaissance-Schlösser Schwedens. Die Geschichte von Schloss Läckö reicht zurück bis ins Mittelalter, als an dieser Stelle eine Festung stand. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Festung ausgebaut und umgebaut, bis sie schließlich im 17. Jahrhundert in ein prachtvolles Schloss umgewandelt wurde. Unter der Herrschaft von Magnus Gabriel De la Gardie, einem einflussreichen Adligen und Staatsmann, wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Seine Familie war eng mit der schwedischen Königsfamilie und dem Hof verbunden. Die De la Gardie-Familie war ursprünglich französischer Herkunft. Ein Mitglied der Familie, Pontus De la Gardie, zog im 16. Jahrhundert nach Schweden und trat in den Dienst des Königs Johann III. ein. Pontus De la Gardie wurde ein enger Vertrauter des Königs und spielte eine wichtige Rolle bei diplomatischen Angelegenheiten und militärischen Aktionen. Die Familie De la Gardie hatte einen erheblichen Einfluss auf die Politik und Gesellschaft Schwedens während des 17. Jahrhunderts. Sie besaß große Ländereien und Anwesen, darunter Schlösser und Gutshöfe, sie sammelten Kunstwerke, förderten Künstler und Schriftsteller und trugen zur Entwicklung der schwedischen Kultur bei. Während des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) wurde Schloss Läckö von dänischen Truppen belagert und schließlich eingenommen. Die Dänen zerstörten große Teile des Schlosses, darunter auch die Schlosskirche. Nach dem Krieg begannen umfangreiche Restaurierungsarbeiten, um das Schloss wiederherzustellen.
Friedrich führt uns enthusiastisch durch mehr oder weniger gut erhaltene Räume, in denen Portraits von Staatsmännern hängen, die hier zum Feiern und Frieden schließen eingeladen waren. Im Anschluss an die Führung haben wir Zeit, das Schloss, die Kirche und/oder die Ausstellung Tiere und Kunst zu besuchen. Pünktlich 18 Uhr legt unser Schiff ab und wir werden zum Kapitänsdinner eingeladen. Allerdings ist der Kapitän auf der Brücke, denn es ist Wind angesagt und er will selbst für die Sicherheit seiner Passagiere sorgen. So übernimmt der Steuermann seinen Dienst und verabschiedet uns mit warmen Worten und einem persönlichen Zertifikat. Während des Abendessens durchqueren wir eine fantastische Schärenlandschaft im glühenden Abendrot.


Montag, 04.09.2023 Vänersborg – Trollhättan – Göteborg – Ausschiffung

Wieder startet unser Schiff vor dem Frühstück. Der letzte Tag an Bord ist angebrochen. Nach dem Frühstück erreichen wir Trollhättan, eine Stadt, die vor allem wegen ihrem Kanal bekannt ist, dem Trollhättankanal. Erst durch diesen Kanal wurde es überhaupt möglich, den Götakanal schiffbar zu machen. Wir besuchen hier das Kanalmuseum, das sich unweit unserer Anlegestelle befindet. Eigentlich hat es nur bis Ende August geöffnet, aber für uns wird eine Ausnahme gemacht. Im Museum können wir uns über die Geschichte des Trollhättankanals, die hervorragende Ingenieurskunst und über die Menschen, die den Kanal gebaut oder genutzt haben, informieren. Es gibt historische Gästebücher zu sehen, Schiffsmodelle, einen alten Taucheranzug und vieles mehr. Ein Film in deutscher Sprache untermalt in 13 Minuten das Gesehene zusätzlich. Ein Spaziergang bei milder Luft, blauem Himmel und Sonnenschein führt uns zurück zum Schiff. Noch einmal genießen wir die Stunden an Bord, sitzen mit einer Tasse Kaffee in bequemen Korbsesseln und lassen die Landschaft an uns vorüberziehen. Eva zeigt uns die Bordküche und wir zollen ihr Respekt für die köstlichen Gerichte, die sie für uns hier gezaubert hat. Ein letztes Mal ertönt der Gong, der uns zum Essen ruft. Zum Abschied gibt es Grüne-Erbsen-Suppe mit Kaviar und eine Waffel mit Blaubeermarmelade und Schlagsahne - hm… lecker. Anschließend darf der Maschinenraum besichtigt und die Abschlussrechnung bezahlt werden.


Dienstag, 05.09.2023 Göteborg und Insel Marstrand

Unser Hotel Clarion Post befindet sich im Gebäude der ehemaligen Post Göteborgs und direkt gegenüber vom Hauptbahnhof. Dieser ist einer der größten Bahnhöfe Schwedens und um ihn herum pulsiert das Leben. Wir treffen heute Petra, unsere örtliche Stadtführerin, die mit uns den Tag verbringen wird. Zunächst unternehmen wir eine zweistündige Stadtrundfahrt durch Göteborg. Vorbei an großen Stadien, in denen sowohl sportliche als auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden, kommen wir zum kulturellen Zentrum Göteborgs und legen einen Fotostopp ein. Das Stadsteater (auf Schwedisch), vor dem wir stehen, wurde im 19. Jahrhundert eröffnet und ist heute ein Ort für Oper, Ballett und Theateraufführungen. In der Mitte des Platzes befindet sich der Poseidon Brunnen. Hübsch ist der Poseidon nicht, dafür aber bedeutend: 1931 wurde der Brunnen von Carl Milles, einem renommierten schwedischen Bildhauer geschaffen. Der Poseidon mit dem seltsamen Gesichtsausdruck steht auf einem stilisierten Wellenhocker und hält in der Hand seinen Dreizack. Er soll die starke Verbindung Göteborgs zu Meer und Hafen symbolisieren. Ein Stückchen weiter erreichen wir die „Deutsche Brücke“, eine historische Brücke über den Fluss Göta älv. Die Brücke verbindet die Innenstadt von Göteborg mit dem Stadtteil Haga. Offiziell heißt die Brücke "Stora Nygatan," aber sie wird oft als "Deutsche Brücke" bezeichnet, da sie in der Nähe der deutschen Kirche liegt und von deutschen Kaufleuten im 17. Jahrhundert finanziert wurde. Die Deutsche Kirche, auch als "Christinae Kyrka" bekannt, ist ein markantes Wahrzeichen in Göteborg und ein Beispiel für die deutsche Architektur des 18. Jahrhunderts. Sie wurde zwischen 1748 und 1759 erbaut und diente zunächst der deutschen Gemeinde in Göteborg. Einen weiteren Stopp legen wir beim Masthugget ein, ein Hügel von dem aus wir einen spektakulären Ausblick auf die Stadt, den Hafen, die Göta-Älv-Brücken und das Meer haben. Nun machen wir uns auf den Weg zur Insel Marstrand. Mit einer kleinen Personenfähre setzen wir über und erreichen diese kleine Idylle. Im Grand Hotel nehme wir unser Mittagessen ein. Gereicht wird ein großes Krabbenbrot. Anschließend ist Zeit für eigene Unternehmungen oder mit Petra durch Marstrand zu flanieren und anschließend zur Festung zu laufen. Marstrand hat eine reiche Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Die Insel war ein wichtiger Handels- und Marinestützpunkt für Schweden und wurde später auch für Touristen attraktiv. Selbst der König hatte hier ein Anwesen, um das Warmbadehaus zu besuchen.
Die beeindruckende Carlstens Fästning (Carlsten-Festung) ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten auf Marstrand. Sie wurde im 17. Jahrhundert erbaut und diente ursprünglich als Gefängnis. Heute ist sie ein Museum, das die Geschichte der Festung und der Insel präsentiert. Von hier aus haben wir einen atemberaubenden Ausblick auf den Ort und die umliegenden Gewässer. Am Nachmittag treten wir den Rückweg an. Bis zum Abendessen bleibt noch Zeit, schwedische Kekse oder andere Souvenire einzukaufen. Ein kleiner Spaziergang führt uns zum Restaurant, wo wir unser Abschiedsessen einnehmen. Dieses ist wie gewohnt üppig und besteht aus einem Krabbensalat, Lachs oder gegrilltem Rindfleisch und einer großen Portion Vanilleeis.


Mittwoch, 06.09.2023 eine wundervolle Reise geht zu Ende

Da im Hotel Clarion Post bereits ab 6.30 Uhr das Frühstücksbüffet serviert wird, können wir vor der Abreise noch gemütlich frühstücken. Das Büffet besteht aus mehreren Stationen, die eine große Auswahl an Köstlichkeiten bieten. Dazu gehören frisch gebackene Brötchen, Croissants, Muffins und Brot, sowie verschiedene Sorten Konfitüre, Marmelade und Honig. Außerdem eine Auswahl an Müslisorten, Cornflakes und Haferflocken, die mit mit verschiedenen Trockenfrüchten, Nüssen und frischer Milch oder Joghurt garniert werden können. An einem anderen Stand finden sich Schalen mit frischem Obst wie Äpfel, Bananen, Orangen, Kiwis und Trauben. Ebenso sind verschiedene Sorten Joghurt und Quark verfügbar. Omeletts, Rührei oder Spiegelei werden frisch zubereitet und gekochte Eier stehen weich oder hart zur Auswahl. Natürlich darf es an Wurst und Käse nicht fehlen: Aufschnitt, Schinken, Käse und auch Räucherlachs laden zum Schlemmen ein.
Doch pünktlich steht der Bus vor dem Hotel, der uns zum Flughafen bringt. Die Bedenken, die uns beim Anblick der Menschenschlange Richtung Sicherheitskontrolle kommen, sind umsonst. Alles klappt prima und schon bald sitzen wir im Flieger nach Hause.

Schlusswort

Liebe Reisefreunde, liebe Abenteurer, ich hoffe, alle sind gut nach Hause gekommen und nun beim Bilder sortieren und Andenken verschenken. Lasst euch die Schwedischen Pfefferkuchen schmecken, so ihr dann welche ergattern konntet. Ansonsten macht euch ein leckeres Krabbenbrot und erinnert euch an unsere einmalige Reise. Ich danke allen für die große Geduld, die Hilfsbereitschaft und den freundlichen Umgang miteinander.
Herzliche Grüße Eure Reisebegleiterin Sabine Letzybyll

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Sabine, danke für diesen Reisebericht. Es war für uns eine unvergessliche Urlaubsreise.
Für deine weiteren Reisen wünschen wir dir alles Gute.
Viele Grüße von Marion und Pierre

Marion und Pierre Egert
08.09.2023

Liebe Marion, lieber Pierre, vielen Dank für Eure Nachricht. Ich freue mich, wenn der Bericht dazu beitragen kann, sich an unsere fantastische Reise zu erinnern. Alles Gute auch für euch und herzliche Grüße aus Berlin
Sabine

Sabine Letzybyll 08.09.2023

Liebe Sabine, liebe Schiffsbesatzung der MS Diana und liebe "Unterwegsführer" und Busfahrer. Wir danken Euch allen für die tolle Betreuung auf dieser außergewöhnlichen Reise quer durch Schweden und beim Besuch der großen Städte Stockholm und Göteborg.
Viele liebe Grüße von Birgit und Rainer

Birgit und Rainer Lindig
08.09.2023

Liebe Birgit, lieber Rainer,
vielen Dank für eure Nachricht. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Es war doch wirklich eine besondere und wundervolle Reise, an die wir uns noch lange erinnern werden. Ich möchte mich auch noch einmal bei euch für die liebevolle Unterstützung bedanken.
Ich wünsche Euch von Herzen alles Gute und sende euch viele Grüße aus Berlin. Eure Reisebegleiterin Sabine

Sabine Letzybyll 12.09.2023

Die Fahrt auf dem Göta-Kanal war einmalig! Die tollen Landschaften, die kulinarischen Genüsse und die wirklich gute Atmosphäre an Bord waren Balsam für die Seele. "Vor- und Nachspiel" in Stockholm und Göteborg haben die Tour hervorragend ergänzt. Liebe Sabine, wir danken Dir für Deine kompetente, umsichtige und geduldige Reisebegleitung und danken auch allen anderen Akteuren, die diese Reise zu einem echten Erlebnis gemacht haben.
Herzliche Grüße von Christine und Gerd

Christine und Gerd Koinzer
14.09.2023