Kreuzfahrt auf dem Göta–Kanal durch Schweden
Reisebericht: 09.07. – 19.07.2025
Der Göta-Kanal ist eine der bekanntesten Wasserstraßen Schwedens und gilt als ein Meisterwerk der Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts. Eine Reise mit dem Motorschiff MS Diana, bietet eine einzigartig
Ein Reisebericht von
Mareike Schmidt
09.07.2025 – Flug nach Stockholm
Am heutigen Tag begann unsere gemeinsame Reise mit einem ersten Treffen einiger Gäste in Dresden. Von dort aus fuhren wir gemeinsam nach Frankfurt, wo sich der Großteil der Reisegruppe versammelte. Nach dem Check-in am Flughafen traten wir unseren Flug in Richtung Stockholm an.
In Stockholm angekommen, erwartete uns bereits ein komfortabler Transfer, der uns direkt zu unserem zentral gelegenen Hotel brachte. Nach dem Einchecken hatten die Gäste zunächst etwas Zeit zur freien Verfügung – ideal, um sich frisch zu machen, sich auszuruhen oder bereits erste Eindrücke der schwedischen Hauptstadt bei einem kleinen Spaziergang in der Umgebung des Hotels zu sammeln.
Am frühen Abend bot ich allen Interessierten an, gemeinsam einen kleinen Rundgang durch die nähere Umgebung zu unternehmen. Dabei erkundeten wir erste Sehenswürdigkeiten, bekamen einen Eindruck vom Flair der Stadt und sammelten Vorfreude auf die kommenden Erlebnisse.
Den Abschluss des Tages bildete ein gemeinsames Abendessen. In entspannter Atmosphäre tauschten wir erste Eindrücke aus und blickten gespannt auf die bevorstehenden Tage unserer Reise durch Schweden – insbesondere auf die Fahrt mit der traditionsreichen MS Diana über den Göta-Kanal.
10.07.2025 – Panoramafahrt und kulinarische Stadtführung in Stockholm
Am heutigen Tag wurden wir herzlich von Tim, unserem örtlichen Guide in Stockholm, begrüßt. Bereits zu Beginn der Tour versorgte er uns mit spannenden Informationen über die schwedische Hauptstadt. Stockholm zählt rund 975.000 Einwohner in der eigentlichen Stadt und etwa 2,5 Millionen in der gesamten Metropolregion, was sie zur größten Stadt und zum bedeutendsten urbanen Zentrum Schwedens macht. Stockholm erstreckt sich über 14 Inseln, die durch über 50 Brücken miteinander verbunden sind, weshalb die Stadt oft auch als „Venedig des Nordens“ bezeichnet wird. Etwa zwei Drittel der Einwohner leben in Eigentumswohnungen, während ein Drittel zur Miete wohnt – eine interessante Besonderheit im europäischen Vergleich. Auch das Tanken gestaltet sich in Schweden anders als in vielen anderen Ländern: Benzin ist hier oft günstiger als Diesel, was insbesondere für Reisende mit dem Auto ein bemerkenswerter Unterschied ist.
Unser Tag begann mit einer Stadtrundfahrt im Bus, bei der wir einen ersten Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und die Struktur der Stadt erhielten. Im Anschluss daran erkundeten wir Stockholm zu Fuß und machten zunächst Halt am imposanten Stadshuset (Stockholmer Rathaus). Dieses prachtvolle Gebäude am Wasser, erbaut zwischen 1911 und 1923 im Nationalromantikstil, ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Besonders berühmt ist es als Veranstaltungsort für das alljährliche Nobelbankett, das im Anschluss an die Nobelpreisverleihung stattfindet. Im beeindruckenden Blauen Saal, der tatsächlich rot ist, sowie im prächtigen Goldenen Saal feiern jedes Jahr Preisträger aus aller Welt.
Nach diesem kulturellen Auftakt starteten wir unsere kulinarische Entdeckungstour in der historischen Östermalms Saluhall, einer Markthalle aus dem Jahr 1888. Hier verkosteten wir eine Auswahl an typisch schwedischen Delikatessen: Käse, Wurst, Fisch und als Highlight ein Glas schwedisches Bier. Danach probierten wir noch eine lokale Spezialität – Strömming, den berühmten Ostseehering, der traditionell eingelegt oder gebraten serviert wird.
Frisch gestärkt setzten wir unsere Tour durch die Altstadt fort, das charmante Gamla Stan. Mit seinen engen, kopfsteingepflasterten Gassen, bunten Häusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert und historischen Gebäuden zählt es zu den besterhaltenen mittelalterlichen Stadtvierteln Europas. Hier befinden sich unter anderem das Königliche Schloss und die Storkyrkan (Große Kirche), aber auch viele kleine Geschäfte, Cafés und Galerien laden zum Verweilen ein.
Als süßen Abschluss gönnten wir uns ein Stück der klassischen Prinzessinnentorte (Prinsesstårta) in der traditionsreichen Bäckerei Grillska Huset, die für ihre feinen Backwaren und gemütliche Atmosphäre bekannt ist. Die Prinzessinnentorte ist eine traditionelle schwedische Torte aus luftigem Biskuitboden, Vanillecreme, Schlagsahne und einer typischen grünen Marzipandecke.
Am späteren Nachmittag fuhr Tim mit der U-Bahn zurück zum Hotel – einige Gäste begleiteten ihn, während andere die Gelegenheit nutzten, noch ein wenig auf eigene Faust durch Gamla Stan zu bummeln und Souvenirs zu entdecken.
Am Abend trafen wir uns schließlich wieder im Restaurant „Gamla Stan Hof“, wo wir den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen ließen. Anschließend ging es bequem mit der Tunnelbana, der Stockholmer U-Bahn, zurück zum Hotel.
11.07.2025 – Freizeit in Stockholm
Ein freier Tag in Stockholm? Da kommt garantiert keine Langeweile auf! Die schwedische Hauptstadt bietet eine beeindruckende Vielfalt an Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten und kulturellen Highlights. Auch heute nutzten viele Gäste die Gelegenheit, gemeinsam etwas zu unternehmen.
Ein Großteil der Gruppe schloss sich mir an, um das Vasa-Museum zu besuchen – eines der bedeutendsten und meistbesuchten Museen Schwedens. Das Museum befindet sich auf der Insel Djurgården und beherbergt das nahezu vollständig erhaltene Kriegsschiff Vasa, das 1628 auf seiner Jungfernfahrt sank und erst 1961 geborgen wurde. Es handelt sich um das weltweit einzig erhaltene Schiff aus dem 17. Jahrhundert dieser Größe. Die imposante Ausstellung erzählt nicht nur die Geschichte des Schiffes, sondern auch viel über das Leben und die Seefahrt im damaligen Schweden.
Im Anschluss hatten alle Gäste Gelegenheit, sich individuell ein Mittagessen zu gönnen – sei es in einem der gemütlichen Cafés auf Djurgården, im Café des Vasa Museums oder in der Innenstadt, die mit vielfältiger Gastronomie lockt.
Am Nachmittag besuchten einige von uns das ABBA The Museum, das sich ebenfalls auf Djurgården befindet. Dieses interaktive Museum widmet sich der berühmten schwedischen Popgruppe ABBA und bietet eine spannende Mischung aus Geschichte, Originalkostümen, Studioaufnahmen und Multimedia-Stationen. Besucher können sogar selbst in einem ABBA-Musikvideo auftreten oder einen Song einsingen – ein großer Spaß für Fans der Kultband und alle Musikliebhaber.
Während einige Gäste danach den Nachmittag zur freien Verfügung nutzten, machte ich mich auf den Weg ins Avicii Experience, einem interaktiven Museum, das dem schwedischen DJ und Musikproduzenten Tim Bergling, bekannt als Avicii, gewidmet ist. Die Ausstellung erzählt die Geschichte seines Lebens und seiner Karriere – von seinen ersten Produktionen im Kinderzimmer bis zu seinen weltweiten Hits. Gleichzeitig thematisiert sie auch ernste Aspekte wie mentale Gesundheit, ein Thema, das Aviciis Leben tief geprägt hat.
Zum Abendessen traf sich eine kleine Gruppe von Gästen im stimmungsvollen Restaurant Kaffegillet in der Altstadt. In gemütlicher Atmosphäre und bei schwedischen Spezialitäten ließen wir den ereignisreichen Tag gemeinsam ausklingen.
12.07.2025 – Einschiffung MS Diana: Hammarby Schleuse, Mälarsee, Schloss Drottningholm, Södertälje, Ostsee, Stegeborg
Nach einem ausgiebigen Frühstück wurden wir bequem per Transfer zum Anleger gebracht, wo bereits die Crew der MS Diana – inklusive des Kapitäns – bereitstand, um uns herzlich zu begrüßen. Mit großer Gastfreundschaft wurden wir an Bord willkommen geheißen und zu unseren Kabinen begleitet, die wir anschließend in Ruhe bezogen.
Die MS Diana ist ein echtes Schmuckstück: Sie wurde 1931 gebaut und gehört zu den ältesten noch regelmäßig auf dem Göta-Kanal verkehrenden Passagierschiffen – auch wenn das älteste Schiff der Flotte die MS Juno aus dem Jahr 1874 ist. Das klassisch-elegante Schiff bietet Platz für etwa 50 Gäste und versprüht mit seinen holzverkleideten Innenräumen und dem historischen Ambiente einen ganz besonderen Charme. Trotz ihrer Geschichte verfügt sie über modernen Komfort und eignet sich ideal für diese entschleunigte Reise durch Schwedens Wasserstraßen.
Bevor es richtig losging, erhielten wir eine umfassende Sicherheitseinweisung, damit sich alle Gäste mit den Abläufen und Gegebenheiten an Bord vertraut machen konnten. Danach wurde uns ein erstes köstliches Mittagessen serviert – ein Vorgeschmack auf die hervorragende Küche, die uns während der gesamten Reise begleiten sollte.
Am Nachmittag erreichten wir unsere erste Station: Birka auf der Insel Björkö im Mälarsee. Birka gilt als die älteste Stadt Schwedens und war im 8. bis 10. Jahrhundert ein bedeutendes Handelszentrum der Wikingerzeit. Heute ist Birka ein UNESCO-Weltkulturerbe und beeindruckt mit einem Freilichtmuseum, rekonstruierten Wikingerhäusern sowie archäologischen Fundstätten. Beim Rundgang fühlte man sich unweigerlich in eine andere Zeit zurückversetzt.
Später setzten wir unsere Fahrt fort und erreichten am Abend Södertälje, wo das Schiff durch eine Schleuse vom Mälarsee in die Ostsee überging – ein interessanter technischer Übergang, den wir gespannt vom Deck aus beobachteten.
An Bord wurden wir anschließend mit einem Begrüßungssekt empfangen. Selbst der Kapitän ließ es sich nicht nehmen, auf eine gelungene Reise mit uns anzustoßen. Die Vorfreude auf die kommenden Tage und vor allem auf die Fahrt durch den berühmten Göta-Kanal war bei allen Gästen spürbar. Den Tag rundete ein festliches Abendessen im stilvollen Speisesaal der MS Diana ab – die Küche überzeugte erneut mit Geschmack, Qualität und Präsentation.
Nach Mitternacht legten wir schließlich in Stegeborg an – ein stiller, malerischer Ort mit einer Burgruine, der unsere erste Nacht an Bord abrundete. Die besondere Atmosphäre auf dem Wasser ließ uns bereits erahnen, wie einzigartig diese Reise noch werden würde.
13.07.2025 – Stegeborg, Söderköping, Schleusentreppe Berg
Nach einem leckeren Frühstück an Bord nutzten wir die Gelegenheit, uns die Beine zu vertreten und die malerische Schlossruine Stegeborg zu erkunden. Die Ruine stammt aus dem 13. Jahrhundert und war einst eine bedeutende Befestigungsanlage, die den Zugang zur Ostsee kontrollierte. Heute bietet sie einen eindrucksvollen Einblick in die mittelalterliche Geschichte der Region sowie einen herrlichen Blick auf die umliegende Schärenlandschaft.
Anschließend versammelten wir uns zu einer kurzen Zusammenkunft auf dem Schiff, bei der unsere Reiseleiterin Karin den weiteren Tagesablauf erläuterte und auf Fragen einging.
Am Vormittag hieß es dann: Eintritt in den Göta-Kanal – das absolute Highlight unserer Reise. Der Göta-Kanal ist mit seinen insgesamt 66 Schleusen, davon 58 auf dem Kanalabschnitt selbst, eine der beeindruckendsten Wasserstraßen Europas. Er verbindet die Ostsee mit dem Vänern-See und wurde im 19. Jahrhundert als wichtige Handelsroute erbaut. Die Schleusen überwinden dabei eine Höhendifferenz von etwa 91 Metern, was das Befahren zu einem faszinierenden Erlebnis macht.
Unser nächster Halt war die charmante Stadt Söderköping, bekannt für ihre historische Altstadt und den idyllischen Kanalhafen. Viele Gäste nutzten die Gelegenheit, eine Kugel Eis in der berühmten Eisdiele Smultronstället zu genießen, die in Schweden als eine der besten gilt.
Nach der Pause konnten wir entweder eine etwa 4 Kilometer lange Wanderung entlang des Kanals unternehmen oder Fahrräder ausleihen, um die schöne Landschaft aktiv zu erkunden. Wer es lieber entspannter mochte, genoss die Zeit zum Relaxen an Bord.
Vor dem Abendessen trafen wir auf das Schwesterschiff MS Juno. Die MS Juno ist das älteste noch in Betrieb befindliche Passagierschiff der Welt und wurde bereits 1874 gebaut. Sie verkehrt seit über einem Jahrhundert auf dem Göta-Kanal und beeindruckt durch ihr klassisches Dampfschiff-Design und einem eleganten, historischen Interieur. Mit weißen Servietten winkten wir den Gästen zu und ließen dabei laut die Hymne der MS Diana erklingen, was für eine festliche und stimmungsvolle Atmosphäre sorgte.
Nach dem Abendessen erhielten wir noch einen spannenden Einblick in den Maschinenraum der MS Diana. Das Schiff verfügt über zwei Motoren mit jeweils 300 PS, also insgesamt 600 PS, die für eine ruhige und kraftvolle Fahrt sorgen. Für die Stromversorgung sind zwei Generatoren installiert, von denen jeweils nur einer im Betrieb ist. Besonders interessant: Das Schiff arbeitet mit einem geschlossenen Kühlsystem, da das Kanalwasser nicht sauber genug ist, um direkt zur Kühlung genutzt zu werden. Die MS Diana ist 32 Meter lang und 6,7 Meter breit, was sie besonders wendig und geeignet für die engen Schleusen des Göta-Kanals macht. Das Schiff verfügt über 26 komfortable Kabinen. Die Motoren der MS Diana sind dieselbetrieben und wurden mehrfach modernisiert, um den heutigen Umweltstandards zu entsprechen. Sie ermöglichen eine maximale Geschwindigkeit von etwa 12 Knoten. Trotz ihres historischen Designs verfügt das Schiff über moderne Navigations- und Sicherheitssysteme, die eine sichere und angenehme Fahrt gewährleisten. Die MS Diana ist somit nicht nur ein historisches, sondern auch technisch gut ausgestattetes Schiff, das Komfort und Tradition auf ideale Weise vereint.
14.07.2025 – Schleussentreppe in Berg, Kloster Vreta, Borensberg, Motala am Vätternsee
Heute besuchten wir zunächst das Kloster Vreta, eines der ältesten Zisterzienserklöster Schwedens, das im 12. Jahrhundert gegründet wurde. Die beeindruckenden Ruinen und das kleine Museum bieten einen faszinierenden Einblick in das mittelalterliche Leben und die religiöse Geschichte der Region.
Währenddessen durchfuhr unser Schiff die berühmte Schleusentreppe in Berg. Diese besteht aus mehreren hintereinander geschalteten Schleusen, die das Schiff stufenweise auf eine höhere Wasserhöhe bringen. Die Schleusentreppe ist eine technische Meisterleistung des Göta-Kanals und sorgt für ein eindrucksvolles Erlebnis bei der Durchfahrt.
Die meisten Gäste nutzten die Gelegenheit, erneut eine etwa vier Kilometer lange Strecke zu Fuß zu erkunden. Ich pflückte dabei einen bunten Blumenstrauß, über den sich die Crew an Bord sehr freute.
Ein besonderes Highlight des Tages war die Besichtigung der ersten von zwei noch vorhandenen handbetriebenen Schleusen auf unserer Route. Solche Schleusen sind heute nur noch selten in Betrieb und werden mit Muskelkraft geöffnet und geschlossen. Die Crew veranstaltete einen kleinen Wettkampf, bei dem sie ihre Geschicklichkeit beim Bedienen der Schleusentore unter Beweis stellen konnten.
In Borenshult passierten wir eine weitere Schleusentreppe, die uns erneut die Möglichkeit zu einem kleinen Spaziergang gab, um die idyllische Natur entlang des Kanals zu genießen.
Vor dem Abendessen trafen wir noch auf das Schwesterschiff Wilhelm Tham, ein historisches Passagierschiff, das ebenfalls regelmäßig auf dem Göta-Kanal verkehrt. Die Wilhelm Tham wurde 1912 gebaut und beeindruckt mit ihrem klassischen Design sowie einer liebevoll erhaltenen Innenausstattung.
Während des Abendessens erreichten wir die Stadt Motala, das Herzstück des Göta-Kanals. Dort besuchten wir das beeindruckende Motala Motormuseum, das eine umfangreiche Sammlung historischer Motoren, Fahrzeuge und technischer Geräte beherbergt. Die Ausstellung dokumentiert die Entwicklung der Motorentechnik vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart und bietet faszinierende Einblicke in die industrielle Geschichte der Region.
Nach einem gemütlichen Spaziergang durch die charmante Innenstadt von Motala ließen wir den Tag in unseren Kabinen entspannt ausklingen.
15.07.2025 – Fahrt über den Vättern See, Vadstena, Festung Karlsborg, See Viken, Hajstorp
Bereits um 07:30 Uhr legte unser Schiff ab und wir fuhren direkt hinaus auf den Vätternsee, den zweitgrößten See Schwedens. Mit einer Fläche von rund 1.900 Quadratkilometern und einer Tiefe von bis zu 128 Metern wirkt er mehr wie ein Binnenmeer als ein See. Bei ruhigem Wasser genossen wir die Fahrt und die weite Aussicht.
Wenig später erreichten wir die historische Stadt Vadstena, idyllisch am Westufer des Vätternsees gelegen. Vadstena ist vor allem bekannt durch die heilige Birgitta von Schweden, die im 14. Jahrhundert das gleichnamige Kloster Vadstena gründete. Die Heilige Birgitta von Schweden (1303–1373) war eine der bedeutendsten Mystikerinnen und Visionärinnen des Mittelalters. Sie stammte aus einer adeligen schwedischen Familie und widmete ihr Leben nach dem Tod ihres Mannes ganz dem Glauben. Im Jahr 1346 gründete sie das Kloster Vadstena und den Birgittenorden, der sich durch eine strenge klösterliche Lebensweise und tiefes soziales Engagement auszeichnete. Ihre Visionen und Offenbarungen hatten europaweiten Einfluss, und sie wurde 1391 heiliggesprochen. Heute gilt sie als eine der Schutzheiligen Europas und als herausragende Figur der schwedischen Geschichte. Das ehemalige Klostergebäude, heute Museum, vermittelt eindrucksvoll die spirituelle und kulturelle Bedeutung des Ortes im Mittelalter. Anschließend besichtigten wir auch das imposante Renaissanceschloss Vadstena, das einst von König Gustav Wasa in Auftrag gegeben wurde und heute als Museum dient. König Gustav Wasa (1496–1560), auch bekannt als Gustav I. Wasa, war der Begründer der modernen schwedischen Monarchie. Er führte Schweden in die Unabhängigkeit von Dänemark nach dem Ende der Kalmarer Union und wurde 1523 zum König gewählt. Unter seiner Herrschaft leitete er tiefgreifende Reformen ein, darunter die Einführung der Reformation in Schweden. Als Bauherr ließ er das Schloss Vadstena im 16. Jahrhundert ausbauen, das ursprünglich als Kloster gegründet worden war. Heute ist das Schloss ein bedeutendes Beispiel für schwedische Renaissancearchitektur und ein Symbol für die Macht und den Einfluss Gustav Wasas. Den Transfer in die Altstadt und zurück legten wir ganz gemütlich mit einem kleinen Bähnchen zurück.
Zurück an Bord erwartete uns bereits das Mittagessen – heute stilecht mit einer Scheibe Knäckebrot und einem Gläschen schwedischem Schnaps (Aquavit), wie es in Schweden zu besonderen Anlässen gern serviert wird.
Ein besonders emotionaler Moment folgte an der historischen Schleuse von Forsvik, der ältesten Schleuse des Göta-Kanals, erbaut im Jahr 1813. Dort wurden wir herzlich von einer örtlichen Familie begrüßt, die uns mit Gesang und einem traditionellen Segensspruch willkommen hieß – ein berührender Brauch, der hier seit 1923 gepflegt wird. Als Zeichen der Wertschätzung überreichte unsere Crew der Familie einen Kuchen, und im Gegenzug erhielt die Crew einen liebevoll gebundenen Blumenstrauß – ein schöner Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung und Gastfreundschaft.
Am Nachmittag durchquerten wir den Vikensee (Viken), der mit rund 91,8 Metern über dem Meeresspiegel den höchsten Punkt des Göta-Kanals markiert. Hier verläuft der Kanal beinahe wie ein natürlicher See – umgeben von dichter, unberührter Natur und spiegelglattem Wasser.
Zum Nachmittagskaffee wurden heute hausgemachte Schokokugeln (Chokladbollar) serviert – eine typische schwedische Süßigkeit aus Haferflocken, Kakao, Zucker und Butter, die in Kokosflocken gewälzt wird.
Anschließend lud die Reiseleitung zu einer kurzen Inforunde ein, in der der Ablauf der kommenden Etappen besprochen wurde.
Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich die letzte handbetriebene Schleuse, ein selten gewordenes Relikt früherer Schleusentechnik, das noch heute liebevoll gepflegt und bedient wird.
Kurz vor dem Abendessen bereitete uns die Crew im Barbereich frische Cocktails, darunter einen fruchtigen Aperol Spritz und einen sommerlichen Limoncello Spritz – die perfekte Erfrischung nach einem ereignisreichen Tag.
Nach dem köstlichen Abendessen legten wir in Hajstorp an, einer malerischen Schleusenstation mit historischen Gebäuden und viel Natur. Bei einem kleinen Abendspaziergang ließen wir den Tag entspannt ausklingen.
16.07.2025 – Hajstorp, Sjötorp, Vänern See, Schloss Läckö, Vänersborg
Am Morgen erreichten wir das kleine, malerische Örtchen Sjötorp, das am westlichen Ende des Göta-Kanals liegt. Der Ort ist bekannt als einer der wichtigsten Knotenpunkte des Kanals und verfügt über eine Schleusenanlage, einen kleinen Hafen sowie das sehenswerte Kanalmuseum. Im Museum erfuhren wir viel über die Geschichte, den Bau und den Betrieb des Göta-Kanals – ein faszinierender Einblick in eines der größten Bauprojekte Schwedens des 19. Jahrhunderts. Anschließend hatten wir noch etwas Zeit, durch den gemütlichen Ort zu bummeln, Souvenirs zu entdecken oder einfach das maritime Flair zu genießen. Zufällig fand an diesem Tag sogar ein kleiner Wochenmarkt statt, der mit regionalen Produkten und Handwerkskunst für zusätzliche Stimmung sorgte.
Wenig später verließen wir den Göta Kanal und fuhren in den imposanten Vänernsee ein – den größten See Schwedens und den drittgrößten Europas. Mit einer Fläche von rund 5.650 Quadratkilometern und einer Küstenlinie von über 2.000 Kilometern wirkt der Vänern fast wie ein Meer. Er ist ein wichtiger Bestandteil des schwedischen Binnenschifffahrtsnetzes und spielt auch ökologisch sowie wirtschaftlich eine zentrale Rolle.
Am Nachmittag legten wir bei Schloss Läckö an, das malerisch auf einer Halbinsel im Vänernsee liegt. Das prachtvolle Barockschloss wurde im 17. Jahrhundert unter Graf Magnus Gabriel De la Gardie erweitert und zählt heute zu den schönsten historischen Bauwerken des Landes. Umgeben von Natur, mit Blick auf den See, wirkt es beinahe märchenhaft.
Bevor es zum Abendessen ging, lud die Crew zu einem kleinen Abschiedsumtrunk ein. Bei einem Glas Sekt stießen wir gemeinsam auf die Erlebnisse der letzten Tage an. Nach dem Abendessen nahmen wir uns noch einmal Zeit, um der gesamten Crew für ihre herzliche Betreuung, die hervorragende Organisation und die ausgezeichnete Bewirtung zu danken – ein wirklich aufmerksames, professionelles Team, das diese Reise so besonders gemacht hat. Als besonderes Highlight durften wir sogar einen Blick in die Küche werfen und erfuhren mehr über die Abläufe an Bord und die Entstehung der täglich frisch zubereiteten Gerichte.
Am späteren Abend erreichten wir schließlich Vänersborg, ein Städtchen am südlichen Ufer des Vänernsees.
17.07.2025 – Vänersborg, Trollhättan, Göteborg: Ausschiffung
Am Morgen erreichten wir die Stadt Trollhättan, die vor allem für ihre Schleusenanlagen und ihre lange Industriegeschichte bekannt ist. Trollhättan liegt am Göta älv und war früher ein bedeutender Standort für Wasserkraft und Maschinenbau. Heute ist die Stadt unter anderem auch als ehemaliger Sitz der Saab-Automobilproduktion bekannt.
Wir nutzten die Gelegenheit, das Kanalmuseum Trollhättan zu besuchen. Zu Beginn sahen wir einen kurzen Film über die Entstehung und Entwicklung des Trollhätte-Kanals, der seit dem frühen 19. Jahrhundert eine zentrale Rolle im schwedischen Schiffsverkehr spielt. Anschließend blieb noch etwas Zeit, durch den Ort zu schlendern und die Atmosphäre entlang des Göta älv zu genießen.
Besonders beeindruckend war der Besuch der Schleusenbrücke von Trollhättan, die sich in unmittelbarer Nähe zum Schleusensystem befindet. Die Brücke ist ein technisches Meisterwerk, das sich bei Bedarf zur Seite schwenken lässt, um größeren Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen – ein faszinierender Anblick für alle Technikinteressierten.
Gegen Mittag erreichten wir in Lilla Edet die letzte Schleuse unserer Reise. Diese Schleuse ist zugleich die älteste noch betriebene am Göta älv, ursprünglich im Jahr 1607 erbaut – ein bedeutender Moment für unsere Fahrt, denn damit endete auch symbolisch unsere Passage durch Schwedens historische Wasserwege.
Kurz darauf konnten wir vom Schiff aus noch einen Blick auf die imposante Bohus-Festung in Kungälv werfen. Die gut erhaltene mittelalterliche Festung stammt aus dem 14. Jahrhundert und war einst ein strategisch wichtiger Punkt an der Grenze zwischen Norwegen, Schweden und Dänemark. Heute zählt sie zu den eindrucksvollsten Burgen Skandinaviens und ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Zurück an Bord wurde uns ein letztes Mal Kaffee und Kuchen serviert. Die Stimmung wurde allmählich etwas wehmütig – ein deutliches Zeichen, wie sehr wir die Reise und das Leben an Bord genossen hatten.
Pünktlich um 16:00 Uhr erreichten wir Göteborg, Schwedens zweitgrößte Stadt und Endpunkt unserer Schiffsreise. Dort verabschiedeten wir uns herzlich von der Crew, die uns während der gesamten Reise mit viel Engagement, Freundlichkeit und Professionalität begleitet hatte. Es war eine unvergessliche Zeit an Bord – voller landschaftlicher Schönheit, technischer Wunder und kulinarischer Genüsse.
Am späten Nachmittag erreichten wir unsere Unterkunft in Lerum, einem ruhigen Ort östlich von Göteborg. Das Hotel liegt direkt an dem idyllischen Aspensee, der zu einem erfrischenden Bad einlud – eine willkommene Abkühlung nach dem warmen Tag. Am Abend kamen wir noch einmal zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen und ließen diese außergewöhnliche Reise in geselliger Runde ausklingen.
18.07.2025 – Stadtbesichtigung Göteborg – Ausflug zur Insel Marstrand mit Mittagessen
Bevor es zurück nach Hause ging, wollten wir den letzten Tag noch nutzen, um Göteborg und seine Umgebung zu erkunden. Gemeinsam mit unserer Reiseleiterin Franziska starteten wir am Morgen zu einer informativen Stadtrundfahrt durch Göteborg – der zweitgrößten Stadt Schwedens, die für ihre lebendige Kulturszene, den Hafen und die zahlreichen Kanäle bekannt ist. Gegründet im Jahr 1621 von König Gustav II. Adolf, entwickelte sich die Stadt schnell zu einem wichtigen Handelszentrum. Noch heute zählt der Hafen von Göteborg zu den größten in Nordeuropa und prägt das Stadtbild maßgeblich. Die Stadt vereint historischen Charme mit modernem Leben: Alte Speicherhäuser, breite Alleen und gemütliche Innenhöfe wechseln sich ab mit moderner Architektur, lebhaften Einkaufsstraßen und stilvollen Cafés. Auch kulturell hat Göteborg viel zu bieten: Das Kunstmuseum (Göteborgs konstmuseum), die Oper, sowie zahlreiche Theater und Galerien machen die Stadt zu einem bedeutenden Kulturstandort in Schweden. Unter anderem besuchten wir die Masthuggskyrkan, eine imposante Kirche im nationalromantischen Stil, von deren Aussichtspunkt wir einen beeindruckenden Panoramablick über Stadt und Hafen genießen konnten.
Im Anschluss daran fuhren wir weiter nach Kungälv, eine charmante Kleinstadt mit historischem Flair am Nordufer des Göta älv. Von dort ging es weiter zur Küste nach Marstrand, einer malerischen Inselstadt westlich von Göteborg, die vor allem für ihre Segelregatten und die eindrucksvolle Festung Carlsten bekannt ist. Die Insel zählt nur etwa 400 ständige Einwohner und ist autofrei – man erreicht sie in nur etwa fünf Minuten mit einer kleinen Personenfähre.
In Marstrand angekommen, stärkten wir uns zunächst bei einem köstlichen Mittagessen im traditionsreichen Grand Hotel: serviert wurden typisch schwedische Krabben auf frischem Brot. Danach hatte jeder Zeit zur freien Verfügung. Einige Gäste nutzten die Gelegenheit für einen gemütlichen Spaziergang durch den Ort, während andere den Aufstieg zur Festung wagten, von der sich ein herrlicher Rundumblick auf die Schärenküste bot.
Am Nachmittag verabschiedeten wir uns von Marstrand und kehrten nach Göteborg zurück, wo wir unsere Reiseleiterin Franziska verabschiedeten. Anschließend fuhren wir zu unserem Hotel in Lerum. Einige Gäste nutzten die letzten Sonnenstrahlen für ein erfrischendes Bad im See.
Am Abend kamen wir schließlich alle noch einmal zu einem stimmungsvollen Abschiedsdinner zusammen, bei dem wir in gemütlicher Runde die schönsten Erlebnisse unserer Reise Revue passieren ließen – dankbar für viele unvergessliche Momente.
19.07.2025 – Rückflug von Göteborg
Nach dem Frühstück fuhren wir zum Flughafen und konnten dabei noch einmal einen letzten Blick über Göteborg und seine Umgebung genießen. Bereits am Gate verabschiedeten wir uns voneinander – voller schöner Erinnerungen, aber auch mit Vorfreude auf zu Hause. In Frankfurt angekommen erwarteten uns sommerliche Temperaturen, die uns herzlich willkommen hießen. Anschließend trat jeder seine individuelle Heimreise an.
Ich hoffe sehr, dass euch die Reise gefallen hat und ihr euch jederzeit wohl und gut betreut gefühlt habt. Bleibt vor allem gesund und bewahrt euch eure Begeisterung fürs Reisen – auf dass noch viele weitere schöne Abenteuer folgen!
Buchempfehlungen:
„Göta Kanal – die Geschichte eines Wunderwerks“ von Göran Rystad
Ein detailliertes Buch zur Geschichte und Technik des Kanals, mit vielen Fotos und Hintergrundinformationen.
„Der Göta Kanal – Schwedens Wasserstraße“ von Thomas W. Sandberg
Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick über die Baugeschichte, die Bedeutung des Kanals und touristische Highlights entlang der Strecke.
„Mit dem Boot durch Schweden – Der Göta Kanal und mehr“ von Sven-Olof Lindholm
Eine Mischung aus Reisetagebuch, praktischen Hinweisen und Geschichten rund um den Kanal und die schwedische Schärenküste.
Der Kriminalroman „Die Tote im Götakanal“ (Originaltitel: Roseanna) ist der erste Band der berühmten zehnteiligen Reihe Roman om ett brott (Roman über ein Verbrechen) der schwedischen Autoren Maj Sjöwall und Per Wahlöö.