Reisebericht: Rundreise romantisches Schweden

19.06. – 26.06.2017, 8 Tage Rundreise Göteborg – Insel Marstrand – Dalsland–Kanal – Vänernsee – Stockholm – Götakanal – Smaland – Glasreich – Malmö


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Wenn um den Johannistag die längsten Tage des Jahres anstehen, ist ganz Schweden in entspannter Feierlaune, zumal Ferien und ein langes Wochenende anstehen. Man feiert Midsommer und entspannter kann es kaum zugehen.
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

Anreise und Göteborg

Die Anreise am heißen Montag ging gut über die Bühne und auf dem Fährschiff der Stenaline konnten wir uns gleich nach dem Einchecken zum reich bestückten Buffet begeben, zu dem auch Wein, Bier und Softgetränke gehörten. Gut gestärkt erlebten die Gäste einen schönen Sonnenuntergang auf See. Genauso reichhaltig war das Frühstück am nächsten Morgen und im Hafen von Göteborg wartete bereits unsere Stadtführerin Ingrid, um uns ihr Göteborg zu zeigen.
Göteborg ist nach Stockholm und vor Malmö die zweitgrößte Stadt Schwedens. Die Universitätsstadt liegt an der Westküste Schwedens beiderseits des Hauptarmes des Flusses Göta älv, der dort in das Kattegat mündet. Die Stadtteile nördlich des Flusses liegen auf der Insel Hisingen zwischen Götaälv und seinem rechten Arm Nordreälv, der viertgrößten und bevölkerungsreichsten Insel Schwedens. Die Mündung des Götaälv war zu dieser Zeit Schwedens einziger Zugang zur Nordsee. Da Dänemark - im Mittelalter Vormacht in Skandinavien - den Zugang zur Ostsee kontrollierte, hatte der Hafen für Schweden besondere Bedeutung. Im 13. Jahrhundert wurde die Festung Älvsborg an den Klippen des heutigen Stadtteils Kungsladugård gebaut. Lödöse lag als Handelsplatz zu weit flussaufwärts, weshalb man 1473 eine neue Stadt, Neu Lödöse, an der Mündung des Flusses Säveån in den Göta Älv baute. Heute befindet sich dort der Stadtteil Gamlestaden.
Das heutige Göteborg wurde 1619 durch König Gustav II. Adolf gegründet und bekam 1621Stadtrecht.
Während des 17. Jahrhunderts siedelten sich hier viele protestantische Einwanderer aus dem Süden der Niederlande, Deutschland und Großbritannien an, die für Göteborgs schnelle Entwicklung eine große Rolle spielten. König Gustav II. Adolf beschäftigte Niederländer im Stadtbau, weil sie zu dieser Zeit Experten im Bauen auf Marschboden waren. Sie bekamen dafür unter anderem wirtschaftliche und rechtliche Privilegien. Der Stadtrat von 1641 war mit vier Schweden, drei Deutschen, zwei Schotten und drei Niederländern besetzt. Der niederländische Einfluss war an den heute größtenteils zugeschütteten Grachten der sehenswerten Altstadt zu erkennen.
Bis 1658 gehörten das unmittelbar angrenzende Bohuslän im Norden und Halland im Süden zu Dänemark-Norwegen. Göteborg wurde dementsprechend stark befestigt. Schließlich war sie eine der am stärksten befestigten Städte in Nordeuropa, mit Steinmauern und Bastionen.
1660 starb König Karl X. Gustav während des Ständereichstags in der Stadt.
Im 18. Jahrhundert war die Wirtschaft der Stadt durch Fischerei und den Hafen geprägt. Schon damals wurden von hier aus größere Mengen Eisen- und Holzwaren ausgeführt. Im Jahre 1731 wurde die Schwedische Ostindien-Kompanie gegründet, wodurch der Handel (China und Ferner Osten) deutlich beflügelt wurde und die Bedeutung Göteborgs als Warenumschlagplatz weiter zunahm. Nach dem Gesetz war es das einzige Unternehmen, das Handel mit Indien und China betreiben durfte. Dadurch wurde Göteborg zum Zentrum für den Handel mit China und dem übrigen Fernen Osten. Zwischen 1731 und 1806 verkehrten zahlreiche Schiffe nach Bombay und Guangzhou, was enorm zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt beitrug.
Während des 18. Jahrhunderts wuchsen auch die Verbindungen zu Großbritannien. Als Napoleon gegen Großbritannien mit der wirtschaftlichen Blockademaßnahme der Kontinentalsperre vorging, wurde der Handel mit Schweden und in erster Linie mit Göteborg für die Briten sehr wichtig. Dieser intensive Handel, der auch die Industrialisierung Göteborgs weiter voranbrachte, prägte die Stadt so sehr, dass sie den Spitznamen „Lilla London" (Klein-London) bekam. Es waren vor allem die Tabak-, Manufaktur- und Zuckerindustrie, die in dieser Zeit den Handel in Göteborg bestimmten.
In den Jahren 1802-1815 wurde der Göteborger Dom erbaut. 1806 wurden die Festungswerke geschleift. Erhalten geblieben ist der ehemalige Wallgraben mit seinen Grünanlagen im ehemaligen Glacisbereich, etwa dem Privatpark der Gartenbauvereinigung mit seinem Palmenhaus, dem größten Nordeuropas.
Nach Napoleons Fall (1815) hörte die französische Blockade auf, und damit begann auch Göteborgs Boom als Handelsstadt abzuflauen. Viele Unternehmen mussten Konkurs anmelden, und der Handel mit Ostindien brach ab. Wirtschaftliche Impulse, nicht zuletzt für die Industrie, brachte aber der bald nach dem Ende der Blockadeperiode begonnene Bau des Götakanals, einer Verbindung zur Ostsee über die großen Süßwasserseen Vänern und Vättern. Wegen der Höhendifferenz von etwa 100 m waren zahlreichen Schleusenbauten notwendig.
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden in der Stadt mehrere Banken gegründet, die die wirtschaftliche Entwicklung positiv beeinflussten. Daneben entwickelte sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine blühende Werftenindustrie (1841: Götaverken, 1844: Lindholmen, 1850: Eriksberg). Seit 1874 verband eine große eiserne Drehbrücke Göteborg über den Göta älv mit der Insel Hisingen und Ende 1884 hatte Göteborg 86.223 Einwohner, darunter über 1000 Deutsche. Diese deutsche Kolonie besaß im Stadtkern die Christinenkirche, die noch heute als Deutsche Kirche bekannt ist.
Im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Hafen Göteborgs zum größten Exporthafen Nordeuropas. Die stärkste wirtschaftliche Kraft kam jedoch durch das Unternehmen Gamlestadens Fabrikers AB, einem Betrieb der Textilindustrie, das im Jahr 1900 über 1000 Angestellte hatte. Für das industrielle Wachstum Göteborgs war im ersten Jahrzehnt die Entstehung von Firmen wie SKF verantwortlich. Ausgangspunkt für dessen Entwicklung war wiederum Gamlestadens Fabrikers AB, die das Problem hatten, dass durch den lehmhaltigen Boden der Untergrund des Fabrikgebäudes sich senkte und Risse bekam. Dadurch scheuerten die Kugellager in den Webstühlen schief ab. Der junge Ingenieur Sven Gustaf Wingqvist konstruierte daraufhin das Pendelkugellager als Lösung für dieses Problem. Für diese Herstellung wurde 1906 eine eigene Gesellschaft, die AB Svenska Kullagerfabriken, abgekürzt SKF, gegründet, welche sich schnell zu einem großen Unternehmen in der schwedischen Exportindustrie entwickelte. Während der Finanzkrise der 1920er Jahre schwankte die Nachfrage nach Wälzlagern. Um einen neuen Absatzmarkt zu finden, begann SKF 1926 mit der Herstellung von Automobilen unter dem Namen Volvo.
Göteborgs Werften waren bis in die 1970er Jahre ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor der Stadt. Dann kam es jedoch zu schwerwiegenden industriellen Umwälzungen, von denen besonders die Werften betroffen waren. In der sogenannten Werftenkrise konnten sich die Werften gegen die internationale Konkurrenz nicht mehr wirtschaftlich behaupten, so dass der Schiffbau in Göteborg aufgegeben wurde. Die großen Werften wurden geschlossen bzw. beschränkten sich auf die Instandhaltung von Schiffen. Trotz einiger großer Namen war Göteborg traditionell nicht gerade als kulturelle Großstadt bekannt; ein Sprichwort sagte: „in Göteborg schreibt man keine Gedichte; man schreibt Rechnungen."
Wir fuhren auf einen Hügel hinauf zur Masthuggskirche, eines der Merkmale der Stadt, stiegen aus und besichtigten den eindrucksvollen Sakralbau. Die Kirche feierte unlängst ihr 100-jähriges Jubiläum und Sigfrid Ericson hieß ihr Architekt. Sie ist im nationalromantischen Stil gebaut, der in Deutschland Jugendstil genannt wird. Als erstes bemerkt man den Holzgeruch, der vom hölzernen Dach aus Fichte stammt, es hat die Form eines Schiffsrumpfes. Auf der Empore hinter den Dekorationen verstecken sich mehr als 4000 Orgelpfeifen und nochmals über 1000 sind hinter dem Flügelaltar versteckt. Auch die Drachenköpfe darf man nicht verpassen, am leichtesten vom Seitengang zu sehen. Oberhalb des Flügelaltars steht links Erzengel Gabriel, rechts Michael. In der Mitte hängt ein Schiffsmodell, das die Brigg Java darstellt, ein Ostindienfahrer der in Göteborg gebaut wurde.
Am Nachmittag fuhren wir nach Marstrand, eine Kleinstadt in der schwedischen Provinz Västra Götalands län und historischen Provinz Bohuslän. Sie liegt etwa 30 km nordwestlich von Göteborg auf den Inseln Marstrandsö und Koö im Skagerrak. 1291 wurde der Ort in einem franziskanischen Dokument erwähnt, und 1313 wurde ein Privilegienbrief für die Bürger von Marstrand ausgestellt. Marstrand gehörte damals zu Norwegen und war ein wichtiger Fischerei- und Handelshafen. 1658 kam Marstrand zu Schweden, und über der Stadt wurde 1689 die mächtige Festung Carlsten erbaut. 172 Stufen führen auf den Turm hinauf. Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war aufgrund des reichen Heringsfischfangs eine neue Blütezeit für Marstrand. Im 19. Jahrhundert stagnierte die Entwicklung der Stadt. Man versuchte, sich als Badeort zu profilieren, und als König Oscar II. gegen Ende des Jahrhunderts seine Sommer hier verbrachte, wurde Marstrand zu einem der wichtigsten Badeorte an der Westküste. Die schwedische Popgruppe ABBA drehte im Sommer 1980 in Marstrand den Videoclip zu ihrem Nummer-1-Hit „The Winner Takes It All", in dem die Gruppe unter anderem im Sozietätshaus zu sehen ist.
Marstrandsö ist eine autofreie Insel und kann nur über eine Fähre erreicht werden, die wir auch genutzt haben. Auf Marstrandsö befindet sich der ältere Teil von Marstrand, der noch einen mittelalterlichen Grundriss hat. Die Häuser sind vorwiegend aus Holz gebaut. Das Stadtbild wird von der über der Stadt thronenden Festung Carlsten sowie von den Hotels und Villen der Badegäste aus dem 19. Jahrhundert geprägt. Interessante Gebäude sind die Kirche aus dem 14. Jahrhundert, das Sozietätshaus aus dem Jahr 1886, das Warmbad aus dem Jahr 1858 und das Grand-Hotel. Bei herrlichem Sonnenschein erkundete jeder nach seinen Interessen die Insel und anschließend fuhren wir weiter nach in unser nächstes Hotel nach Vänersborg, das direkt am Vänern lag, dem größten See Schwedens. Nach dem Abendessen gingen viele noch am See spazieren.

Mittwoch, den 21. Juni– Fahrt auf dem Dalslandkanal

Gleich nach dem Frühstück fuhren wir bei herrlichem Sonnenschein von unserem Hotel nach Håverud am Dalsland-Kanal. Das ist eine künstliche Wasserstraße, die den See Vänern mit einer Reihe von Seen der historischen Provinz Dalsland und dem westlichen Värmland verbindet. Der Kanal wurde zwischen 1864 und 1868 unter der Leitung des schwedischen Ingenieurs Nils Ericson gebaut und passiert bei seinem Lauf unter anderem die Seen Råvarpen, Laxsjön, Lelång, Foxen und Töck, bis er im See Östen endet. Über den Foxen gelangt man in den Stora Le, der sich teilweise in Norwegen befindet. Bis zum Bau der Eisenbahn in den 1870er-Jahren wurden Eisenerz und Sägeholz zwischen Stora Le und Köpmannnsbro transportiert. Das gesamte System ist etwa 254 km lang, wobei aber nur 12 km neu gegraben oder aus dem Fels gesprengt wurden. Boote, die den Kanal durchfahren, gelangen dabei durch zwölf Schleusen und beim Ort Håverud über eine markante Trogbrücke, die Stromschnellen überbrückt. Der gesamte Höhenunterschied des Kanals beträgt 66 Meter. Die Entfernung zum heute norwegischen Haldenkanal beträgt bei Otteid nur 1,5 Kilometer. Über den Vänern erreicht man den Göta-, sowie Trollhätte-Kanal. Die Trogbrücke in Håverud ist 1868 erbaut worden und ist eine Kombination von Straße, Eisenbahn und Aquäduktbrücke. Das angrenzende Kanalmuseum informiert über örtliche Geschichte, Natur, Geologie, Kanalbau und Industrie. Direkt am Museum ist eine Anlegestelle für die Passagierschifffahrt in den Vänern und der nördlichen Seengebiete, die sich bis in die südlichen Landesteile Norwegens erstrecken. Wir legten bereits auf der Hinfahrt hier eine Pause ein und fuhren dann weiter nach Bengtsfors, wo wir unser Schiff besteigen konnten, auf dem wir dann drei Stunden durch enge Kanäle, alte Schleusen und durch schöne Seenlandschaften schwammen. Anschließend fuhren wir noch in das Städtchen Vänersborg, um mit einem kleinen Ortsbummel den Tag entspannt ausklingen zu lassen.

Donnerstag, den 22. Juni– Gripsholm

Am Morgen fuhren wir in Richtung Stockholm nach Mariefred, wo wir beim Schloß Gripsholm einen längeren Halt einlegten. Den Deutschen ist Gripsholm natürlich durch die 1931 veröffentlichte Erzählung von Kurt Tucholski bekannt, die von Kurt Hoffmann mit Jana Brechova, Nadja Tiller und Walter Giller verfilmt wurde. Als Einstimmung konnen wir im Bus den zauberhaften Film genießen.
Gripsholm wurde 1383 als Burg vom schwedischen Reichsrat und Großgrundbesitzer, dem Truchsess Bo Jonsson aus dem Adelsgeschlecht der Grip gebaut. Er hatte einige Güter in der Gegend um Mariefred erworben und ließ daraufhin eine Burg in strategisch günstiger Lage auf einer kleinen Insel erbauen, die 1381 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Nach dem Tod Jonssons im Jahre 1386 erwarb die dänische Königin Margarethe I. zwischen 1402 und 1404 von seinen Nachfahren die Burg und überließ sie samt Ländereien zwischen 1423 und 1446 Graf Hans von Ewersten als Pfand. Ewersten setzte einen Vogt, den Deutschen Hartvig Flögh, ein, um die umliegenden Güter zu verwalten. 1434 zündete Flögh die Burg allerdings an, nachdem die Nachricht eines Bauernaufstandes im Zuge des Engelbrekt-Aufstandes die Runde machte. Nach dem Brand wurden die Holzbauten der Burg wieder aufgebaut und blieb noch bis 1472 im Besitz der Krone.
Danach erwarb Sten Sture der Ältere die Burg, baute sie aus und befestigte sie zusätzlich. 20 Jahre später, 1498, schenkte er sie dann dem nahen Kloster, der Kartause Marienfred, das er fünf Jahre zuvor gestiftet hatte. Dieses Kloster war sowohl das letzte, das gestiftet wurde, als auch das erste, das 1525 wieder von der Krone eingezogen wurde.
In diesem Jahr beschloss Gustav I. Wasa die Verlegung seines ständigen Wohnsitzes nach Gripsholm und ließ aus diesem Grund das Schloss ausbauen, aber auch zur Festung aufrüsten. Die bedeutendste Maßnahme war der Anbau der vier mächtigen Türme, deren Außenmauern bis zu 4 Meter dick sind. Gustav selbst bewohnte einen der Türme. Ein Teil der alten Mauern ist heute noch in der Vorburg zu finden.
Die ersten Arbeiten am Schlosskomplex waren 1544 beendet aus Mangel an Baumaterial ließ Gustav das Kloster Vårfruberga, das in der gleichen Gemeinde lag, einreißen. Nach seinem Tod wurde der Schlossbau mit langen Unterbrechungen von Erik XIV. weitergeführt. Als Verteidigungsburg war das Schloss schon für die damalige Zeit ungeeignet, dagegen wurde es sporadisch als Gefängnis genutzt.
Erik ließ dort seinen Bruder Johann III. von 1563 bis 1567 mitsamt seiner Frau Katharina Jagiellonica festsetzen. Aus diesem Grund sind auch deren beide ersten Kinder dort geboren. Im Jahre 1571 wiederum setzte Johann seinen abgesetzten Bruder Erik mit Familie auf dem Schloss fest. Am 13. Juni 1573 wurde Erik von Gustav Wasas Sohn Karl, dem späteren König Karl IX., offiziell wegen notwendiger Deckenreparaturen aus der Gefangenschaft geholt. Zeitweise saßen bis zu 35 Staatsgefangene auf Gripsholm im Gefängnis oder Arrest.
Von 1592 bis 1600 wurden unter Karl der Reichssaal gebaut und die Burggebäude umgestaltet. 1690 wurde der Königinnenflügel errichtet. 1773 wurde das Schloss durch König Gustav III. umgestaltet und ein erstes Theater durch Carl Frederik Adelcrantz gebaut. Die letzten großen Restaurierungen und Umbauten fanden in den 1890er Jahren statt. Damals versuchte man, alle Veränderungen ab etwa dem Jahr 1600 rückgängig zu machen, konnte aber nach heftigen Protesten die größten Veränderungen und Abrisse nicht durchführen. Als größte Veränderung kann die völlige Erneuerung des dritten Obergeschosses gesehen werden. Im inneren Burghof wurden die alten Malereien entfernt und durch neues Renaissancedekor ersetzt. Die meisten ließen sich eine Besichtigung der Schloßräume samt Gemädesammlung nicht entgehen, einige spazierten auch durch das gemütliche Städtchen zum Grab von Kurt Tucholski. Anschließend fuhren wir noch die kleine Strecke bis Stockholm, wo wir gleich im Hotel einchecken konnten.

Freitag, den 23. Juni – Stockholm

Nach dem Frühstück trafen wir am Rathaus, dem riesigen Backsteinbau mit dem 104 Meter hohen Turm, unseren Stadtführer, Herrn Schaffer, der uns gleich auf seine bayrisch- böhmisch- schwedischen Wurzeln aufmerksam machte. Die Rundfahrt mit Ausstiegen führte zum Beispiel zum Olympiastadion der einzigen schwedischen Olympiade 1912, zum Fernsehturm, dann durch das schicke Stockholm mit den prächtigen Jugendstilbauten aus der Günderzeit und vorbei am Botschaftsviertel zur Insel Djurgarden, auf der viele Museen und einige Prominentenvillen sind. Hier ist auch Skaagen, das größte Freilichtmuseum Europas, in das man historische Gebäude aus ganz Schweden verpflanzt hat. Gegen elf Uhr fuhren wir zur Königsinsel mit Schloss, Ritterhaus und Riddarholmskirche. Hier stiegen wir aus und schlenderten durch die Gassen der Altstadt hin zur deutschen Kirche und dem Nobelmuseum. In der anschließenden Freizeit konnte man entweder die Wachablösung am Schloß mit ansehen oder einfach noch umherstreifen. Dann ging es zurück nach Djurgarden. Hier hatten alle genügend Freizeitum sich eines der vielen Museen anzusehen oder einfach nur das Flair der bereits beginnenden Midsommerpicknicks zu erleben. Einige bevorzugten das Vasamuseum mit der wieder geborgenen Staatskogge des Schwedenkönigs, die 333 Jahre bis 1961 in der Stockholmer Hafeneinfahrt gelegen hatte. Das geborgene Flaggschiff der schwedischen Marine und seine tolle Präsentation fand man sehr eindrucksvoll. Ein anderer Teil ging ins Freilichtmuseum Skansen und ein Paar auch ins Abbamuseum. Um 16 Uhr fuhren wir nach Linköping ins nächste Hotel.

Sonnabend, den 24. Juni– Fahrt auf dem Götakanal

Nach dem Frühstück ging es nach Berg zum größten Schleusensystem des Götakanals. Eine Pause legten wir am Zisterzienserinnenkloster Vresta mit einer für Skandinavien selten reinen romanischen Klosterkirche ein. Um 1100 aus dem schwedischen Königshaus gegründet, ist Vresta das älteste Kloster Skandinaviens. In Schweden konnten ihm bis zur Reformation nur die Brigittinnen von Vadstena den Rang streitig machen. Weil um zehn eine Messe anstand, hatten wir trotz des Feiertags das Glück, den eindrucksvollen Sakralraum samt einem kleinen Museum auch vonn innen besuchen zu dürfen.
Anschließend also zum Kanal, der eine Länge von 190,5 km hat, wovon 87,3 km die tatsächliche Kanalstrecke bilden, die fünf große Seen verbindet. Der Kanal wurde von 1810 bis 1832 von 58.000 schwedischen Soldaten ohne Maschinen gegraben und ist zusammen mit dem Trollhätte-Kanal und dem Göta älv eine 390 km lange Wasserstraße quer durch Schweden, die einen Höhenunterschied von 91,5 m überwindet. Er passiert 58 Schleusen, 50 Brücken, zwei Trogbrücken und fünf Seen und darf von Schiffen mit bis zu 30 m Länge, 7 m Breite, 22 m Höhe über dem Wasser und 2,82 m Tiefgang befahren werden. In seinen Verlauf sind der Asplången, Roxen, Boren, Vättern sowie der Viken eingebunden. Die Erlaubnis zum Bau des Kanals erhielt die Göta- Kanalgesellschaft unter Leitung von Baltzar von Platen am 11. April 1810, woraufhin am 24. Mai mit dem Bau begonnen wurde, der bis 1832 dauerte. Es war angedacht, dass Schiffe auf dem Weg vom Kattegat zur Ostsee durch Schweden fahren konnten, anstelle durch den Öresund. So sparten die Schiffe den Sundzoll an Dänemark. Der Kanal wurde am 26. September 1832 eröffnet, nur wenige Jahrzehnte vor Einführung der Eisenbahn. Dadurch errang er keine langfristige ökonomische Bedeutung. Unsere Bootstour begann in Berg und ging zunächst durch sieben teils doppelkammerige Schleusen. Wir trafen auch das 1873 gebaute, angeblich älteste noch fahrende Passagierschiff der Welt, die Juno. An Bord konnte man gemütlich speisen und hatte schöne Ausblicke auf die idyllische Landschaft mit den typischen Holzhäusern.
Anschließend fuhren wir nach Växjö, einer Universitätsstadt in Südschweden in der historischen Provinz Småland. Sie ist die Hauptstadt der Provinz Kronobergs län und gilt als Hauptstadt des sogenannten „Glasreiches". Laut der Siegfriedlegende kam der englische Missionar Sigfrid als erster christlicher Missionar nach Värend und baute die allererste Kirche Värends in Växjö. Dies führte 1170 dazu, dass Växjö zum Bischofssitz und fortan Ziel für viele Pilger wurde. Die Stadt erhielt Stadtrechte am 13. Februar 1342 von König Magnus Eriksson. Nachweislich gab es aber schon im 11. Jahrhundert an dieser Stelle eine Siedlung. Aufgrund der Lage an der alten Grenze zwischen Dänemark und Schweden wurde die Stadt oft verwüstet, so z.B. 1276, 1570 und 1612, konnte aber auch vom Grenzhandel profitieren. Die Innenstadt wird dominiert von dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Dom, der im Lauf der Jahrhunderte mehrmals umfassend restauriert wurde. An seiner Ostseite steht ein Runenstein. Südlich des Doms erstreckt sich der Linné-Park. In Växjö befinden sich mehrere Museen, darunter das Utvandrarnas Hus, das die Schwedische Auswanderung im 19. Jahrhundert dokumentiert, sowie das schwedische Glasmuseum. Bei schönem Abendlich schlenderten einige noch durch das beschauliche Städtchen.

Sonntag, den 25. Juni– Glashütte und Elchpark

Ganz entspannt fuhren wir am Vormittag in Schwedens älteste Glashütte Kosta Boda, die bereits 1742 gegründet wurde. Aus der eins beschaulichen, mitten im Wald gelegenen Hütte ist ein umfangreiches Gebäudekomplex geworden, in dem man neben diversen Glaserzeugnissen mehrerer Hütten auch ein Outletcenter für Textilien und andere Waren hat, das täglich ab zehn geöffnet ist. Hier konnten alle noch ihre restlichen Kronen in Mitbringseln anlegen. Danach ging es in den nahe gelegenen Gronasens Elchpark, wo wir zunächst mit einem Parkranger zu fünf eher kontaktfreundlichen Tieren im Alter von bis zu zehn Jahren gingen, die sich vom Rascheln leckerer Laubbüsche auch zum Aufstehen und Posieren bewegen ließen. Anschließend bewätigten alle einen 1,3 Kilometer langen Rundweg um das Hauptgehege. Danach galt es, den Weg nach Malmö zu bezwingen. Bei der letzten Busrast auf schwedischem Boden hatten Fahrer und Reiseleiter eine nette Überraschung parat. Zu einem Glas Sekt gab es ganz frische schwedische Erdbeeren und beides hob die Stimmung sofort an.
In Malmö konnten gleich in das am Bahnhof gelegene Hotel einchecken. Von hier war es nicht weit zum Stortorget mit Rathaus und Petrikirche. Einige bummelten auch dorthin oder weiter durch die Gassen der Altstadt zum alten festungsartigen Schloß, das in einem großzügig angelegten Park mit uraltem Baumbestand liegt.
Am nächsten Morgen hieß es zeitig aufzustehen, um die Fähre in Trelleborg zu erreichen. Die Fährfahrt bei strahlend blauem Himmel war einfach herrlich. Meist sah man auch etwas vom Festland oder die Kreidefelsen der dänischen Insel Mon. Um 14 Uhr kamen wir in Rostock an und fuhren nach Hause, was alles recht pünktlich ablief. Ein schöner Urlaub ging zu Ende.

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Kommentare zum Reisebericht

Danke für den ausführlichen und tollen Reisebericht über unsere wunderschöne Reise zu Mittsommer in Schweden.
Die tollen Reisebilder gehören in unser Album. Diese Reise ist immer wieder empfehlenswert. Noch einmal Danke dem Reiseleiter.

Mit freundlichen Grüßen

Familie Zorn

Zorn Jürgen
07.07.2017