Reisebericht: Rundreise romantisches Schweden zu Mittsommer

17.06. – 24.06.2019, 8 Tage Rundreise Köge – Öresund – Göteborg – Dalsland–Kanal – Vänernsee – Stockholm – Götakanal – Smaland – Glasreich – Malmö


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Die langen sonnigen Tage fast ohne Dunkelheit, die Kindheitserinnerungen an Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga, die Sehnsucht nach Elchen, Wäldern und unzähligen Seen trieb uns nach Südschweden zu Mitsommer ...
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Simone Willner

1. Tag – Anreise


Am sehr frühen Morgen mußten die meisten von uns das heimische gemütliche Bettchen verlassen, die Fähre in Rostock fuhr bereits 13 Uhr los und so trafen die ersten Gäste in den frühen Morgenstunden gegen 4.45 Uhr am Flughafen in Dresden ein. Pünktlich um 5 Uhr startete Günter (das Double von Hansi Hinterseher) den feuerroten Reisebus und so fuhren wir gen Norden wo bis Rostock immer wieder Gäste zustiegen, bis wir am Fährwhafen in Rostock die letzten Einsteiger von insgesamt 18 Reisegästen begrüßten und gleich im Anschluß daran auf die Scandlines Fähre von Rostock nach Gedser in Dänemark fuhren. 
Die Ostsee war heute spiegelglatt,  der Himmel azurblau, perfektes Urlaubswetter eben. In Gedser angekommen stellten wir fest, daß es von den Temperaturen her überhaupt keinen Unterschied zum heißen Deutschland gab, die 29 Grad, die in Dresden viele zum Schwitzen gebracht hatten, herrschten auch in Dänemark und ebenfalls die Landschaft sah aus, als ob wir in Mecklenburg weiter fahren würden. Nur die immer wieder vereinzelt auftauchenden roten Holzhäuser erinnerten daran, daß wir in Skandinavien angekommen waren. 
Knapp 50 km nördlich von Gedser hielten wir an den 1984 fertiggestellten Farobroernebrücken, um das herrliche warme Sommerwetter und den Ausblick auf die 2 Brücken zu genießen. Sie verbinden die Autobahn von Seeland nach Falster. Die südliche Brücke ist eine Schrägseilbrücke zwischen der Insel Faro und der Insel Falster über den Storstrom. Sie hat eine Spannweite von 290 Metern. Die Nordbrücke hingegen ist eine Balkenbrücke mit einer Länge von 1596 Metern, die Faro und Seeland verbindet und über den Kalvestrom gebaut wurde. Über die Brücken laufen die Europastraßen E 47 und 55 und damit bilden beide Straßen wichtige Verkehrsadern zwischen dem Süden und dem Norden Dänemarks. 
Eine knappe Stunde später erreichten wir unser heutiges Hotel Comwell Koge Strand im mittelalterlichen Städtchen Koge. Sogleich nach der Ankunft zog es die meisten Gäste an den nur 300 m vom Hotel entfernt gelegenen Strand und durch den Tidenhub war das Wasser sehr seicht und pudelwarm, so daß die Gäste die Hosenbeine hoch krempelten und in der Ostsee spazieren gingen. Einige Gäste waren noch voller Elan und machten sich auf den Weg in die Altstadt, die von Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert geprägt wird. 
Am Abend waren alle rechtschaffen müde, für die meisten Gäste war es eine sehr kurze Nacht gewesen und nach dem Abendessen fielen wir wie die Steine ins angenehme Hotelbett und wollten nur noch eines: SCHLAFEN.
Wir sind gespannt auf Schweden und freuen uns auf Göteborg. 

2. Tag – Dänemark, Göteborg, Vänersborg


Am frühen Morgen des heutigen Tages genossen wir ein exzellentes Frühstück in unserem Hotel und starteten gleich im Anschluß daran in Richtung Norden. Unser erstes Highlight an diesem Tag war die Dänemark und Schweden verbindende weltweit längste Schrägseilbrücke, auf der sowohl Autos, Busse und Lkws verkehren gleichzeitig aber auch die Eisenbahn. Durch die Öresundbrücke wird die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit der schwedischen Großstadt Malmö verbunden und mitten auf dem Wasser überquert man die Landesgrenze.
Spektakulär ist es, wenn man wie wir von Dänemark kommt und zuerst durch den Öresundtunnel fährt, der dann mitten im Wasser nach oben kommt, was von der Vogelperspektive so aussieht, als würden die Züge, Autos und Busse mitten aus dem Meer wie aus dem Nichts aufsteigen. Seit Juli 2000 ist diese Brücke, die 1 Milliarde Euro Baukosten verschlungen hat, die schnellste und bequemste Verbindung zwischen den Ländern übers Wasser und so hielten wir auf der schwedischen Seite in Linhamn an, um diesen Anblick nochmal in voller Pracht also Panoramablick genießen zu können. 
Weiter ging es gen Norden durch die flache schwedische Landschaft, vorbei an unendlichen Mohnblumenfeldern und den typisch schwedischen Falurödhäusern mit ihrer tiefroten Farbe, die immer wieder rechts und links der Straße zu sehen waren.
In soviel Natur bleibt natürlich auch der Wildwechsel nicht aus und einige Rehe kreuzten unseren Weg. Elche waren leider keine zu sehen. Im Mai verstoßen die meisten Elchkühe ihre ein Jahr alten Jungen zugunsten der Neugeborenen und diese einjährigen jungen Elche laufen nach der Abfuhr der Mutter wie kopflos über die schwedischen Straßen und verursachen dadurch schwere Unfälle. So waren wir heute froh, daß wir nur die Rehe zu Gesicht bekamen. 
Am frühen Nachmittag erreichten wir Göteborg, das leider im Moment eine Großbaustelle ist, da die Stadtväter riesige Umbaumaßnahmen beschlossen haben und so hat es einige Umleitungen gedauert, bis wir auf Franziska trafen, die uns ihre Stadt zeigte. Gleich der erste Halt führte uns an die berühmte Feskekörka (Fischkirche), den Fischmarkt, der in seiner äußeren Form einer Kirche gleicht. Dank ihrer markanten Architektur gehört die Feskekörka zu den Wahrzeichen Göteborgs, sie wurde bereits 1874 eingeweiht und mit den charakteristischen Spitzbogen-Fenstern und einer Struktur ohne Trennwände und Säulen errichtet und war in der Errichtungszeit ein hochmodernes Gebäude. Heute kaufen die Göteborger hier gern ihren fangfrischen Fisch und unzählige Meeresfrüchte und die Besucher Göteborgs bestaunen die angebotene Vielfalt und die einmalige Architektur. 
Im Anschluß fuhren wir auf den Hügel in Göteborg, auf dem 1914 die Masthuggskirche errichtet wurde, deren Kirchturm 60 Meter hoch herausragt. Vom Hügel aus hat man einen tollen Rundblick über die ganze Stadt und im Inneren der Kirche kam sich so mancher Gast plötzlich vor, wie im Innenraum eines alten schwedischen Schiffes. 
Der Gustav-Adolf-Platz mit der Statue des Stadtgründers bildet das Herz von Göteborg. Direkt am Götakanal gelegen, ist er von allen wichtigen Gebäuden der Stadt umgeben und in der Mitte des Platzes ist die Statue von Gustav Adolf auf dem Jahre 1854. Das auf dem Platz gelegene herrschaftliche Rathaus und das gleich daneben liegende Gerichtsgebäude geben dem Platz einen mächtigen Ausdruck und hier mußten wir uns von Franziska, unserer heutigen Stadtführerin verabschieden. Im Anschluß daran genossen wir in den Cafes der Stadt die berühmten schwedischen Zimtschnecken (Kanelbullar), je nach Gusto Kaffee oder Bier und manche bummelten durch die zahlreichen Gassen Göteborgs mit den geschmackvollen Läden, die Glas, Interieur und allerlei weitere Gegenstände im typisch schwedischen Design anboten. 
Am Nachmittag trafen wir uns recht pflastermüde am Bus wieder und fuhren ins 90 km entfernt gelegene Vänersborg, die Hauptstadt der Region Västra Götaland. Vänersborg liegt am südlichen Ende des gleichnamigen Vänersees. Leider wurde der alte Teil der Stadt 1834 bei einem großen Brand völlig zerstört und die heutige Bebauung stammt vor allem aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder wurde später hinzugebaut. 
Nachdem der Trollhätte- und der Götakanal eröffent wurden, entwickelte sich die Stadt im 20. Jahrhundert zu einem bedeutenden Dienstleistungszentrum für die ganze Region und die nahe gelegene Stadt Trollhätten mit dem bekannten Wasserfall übernahm die führende Rolle im industriellen Sektor. 
Hier werden wir zwei Nächte verbringen, freuen uns darauf, morgen nicht wieder die Koffer bewegen zu müssen und sind gespannt auf die Fahrt auf dem Dalslandkanal ...

3. Tag – Schifffahrt auf dem Dalslandkanal


Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns auf den Weg am Vänersee entlang in Richtung Värmland und genossen die romantische südschwedische Landschaft mit vielen Wiesen, unterbrochen von Waldinseln und immer wieder ragte eines der roten, gelben oder weißen Holzhäuschen hervor mit schön geschnitztem Balkon. Unser Ziel war heute der Dalslandkanal. 
Diese romantische Szenerie, die uns rechts und links begleitete, wollten wir ein wenig aus der Nähe genießen und so stoppten wir in Haverud am Äquadukt, welches im Jahre 1868 mit seinen 33000 Nieten errichtet wurde. Es wird behauptet, daß noch keine von ihnen bisher ausgetauscht werden mußte.
Am Äquadukt kreuzen sich Wasserstraße, Eisenbahnbrücke und Autoverkehr und es liegt inmitten eines herrlichen Areals aus Seen, Kanalstraßen, an einer Glashütte und umgeben von malerischen Holzhäuschen. So angeregt von der Natur wollten wir uns auch etwas Gutes gönnen und tranken den Sekt vom Gut Wackerbarth und genossen den Anblick. 
Über enge Straßen, die rechts und links nur noch vom Wald gesäumt wurden, ging es weiter in Richtung Langbron und dort sollte unsere Bootsfahrt auf dem Kanal beginnen.
Der Dalslandkanal ist einer der reizvollsten Wasserwege in ganz Europa, ein wie Perlen aufgereihtes Band aus klaren Seen mit 12 km gegrabenen und teilweise aus dem Fels gesprengten Kanalabschnitten aus dem 19. Jahrhundert. Die gesamte Länge des Seensystems mißt stolze 250 km und reicht von der Westküste des Vänern durch Dalsland, weiter bis nach Värmland hinein und sogar bis über die norwegische Grenze hinweg. Im gesamten Seensystem existieren 31 Schleusen an insgesamt 17 Schleusenstationen und man hat eine Gesamthöhe von 66 Metern zu überwinden. 
So staunten wir über die engen Schleusen und es verblüffte uns bei jeder aufs neue, wie tief wir runter sanken. Immer wieder kommt man auf einen herrlichen See und an den Ufern sieht man die so typischen Holzhäuschen in weiten Wäldern stehen. Kurz vor unserem Aussteig an der Glashütte in Haverud fährt man sogar über eine Brückenkonstruktion, die fast wirkte, wie ein langgezogener Pool. 
Die Idee, Dalsland und Värmland durch solch einen Kanal mit dem Vänern und der Westküste zu verbinden, stammte bereits aus dem 18. Jahrhundert. Nach der Verwirklichung im 19. Jahrhundert unter der Verantwortung des Ingenieurs Nils Ericsson wurde der Kanal am 19. September 1866 von König Carl XV eingeweiht. Eigentlich sollte er eine Transportmöglichkeit für die vielen im Dalsland damals verbreiteten Eisenhütten sein aber durch Veränderungen auf dem Weltmarkt in bezug auf die Eisenindustrie, stellten die meisten Hütten ihren Betrieb Ende des 19. Jahrhunderts ein. Danach gewann der Kanal allerdings für den Holztransport an Bedeutung und heutzutage dient er dazu, einen Ausflug in diese wunderbare Landschaft zu machen und dieses faszinierende Industriedenkmal im wahrsten Sinne des Wortes erleben zu können. 
Nach dieser faszinierenden Fahrt gönnten wir uns noch eine Kaffeepause an der Glashütte, wo man sogar einen Blick auf die traditionelle südschwedische Glasherstellung werfen konnte, da die Werkstatt gleichzeitig einen Laden mit vielen schönen Glasgegenständen, aber auch anderen Souvenirs aus Schweden beherbergt. 
Entgegen der Wetterprognose hielt der Sonnenschein an und wir entschlossen uns zu einem weiteren Halt an der malerischen Marina von Mellerud. Leider hatten die Lädchen zwar aufgrund des nahenden Mitsommers schon geschlossen, aber ein Eiscafe lockte uns mit seinen schattigen Sitzgelegenheiten und wir hörten Eis essend die Boote im Wind schaukeln, blickten auf das glasklare strahlend blaue Wasser und genossen die Stille. 
Es war Abend geworden und wir kehrten ins Hotel zurück, wo wir uns wenig später zum Abendessen wieder trafen. 
Auch Morgen wird es wieder romantisch, wenn wir auf den Spuren Tucholskys wandeln werden und Schloß Gripsholm besichtigen werden ...

4. Tag – Vänersborg, Schloß Gripsholm, Mariefred, Stockholm


Frisch gestärkt durch das gute Frühstücksbuffet machen wir uns auf den Weg, heute mal nicht in nördliche Richtung, sondern von West nach Ost. Auf unserem Weg lag Örebro, wo sich auch ein wunderschönes Schloß befindet, das auf einer Insel inmitten der Stadt liegt und Gripsholm recht ähnlich sieht. 
Zur Mittagszeit kamen wir am Schloß Gripsholm an, dem Inbegriff der schwedischen Romantik überhaupt. Die Wasaburg beherbergt heute eine 400jährige Geschichte. Es gibt Gemächer aus der Zeit der Wasakönige und eines der besterhaltenen Theater Europas aus dem 18. Jahrhundert, welches von Gustav III. eingebaut wurde. Umfangreich und bestaunenswert ist die fast 2000 Gemälde umfassende Portraitsammlung, die nahezu sämtliche Wände der Schloßräume füllt. 
1383 stand am gleichen Platz, wo heute Schloß Gripsholm empor ragt noch eine Burg, die vom schwedischen Reichsrat und Großgrundbesitzer Bo Jonsson aus dem Geschlecht der Grip errichtet worden war. Er hatte mehrere Güter in der Umgebung um Mariefried erworben und suchte einen strategisch günstigen Platz für die Errichtung einer Burg, den er auf der kleinen Insel bei Mariefred fand. Nach seinem Tod ging die Burg in den Besitz der dänischen Königin Margarethe I über und diese wiederum überließ sie Graf Hans von Ewersten als Pfand. 
1525 dann war es Gustav I Wasa, der seinen Wohnsitz nach Gripsholm verlegte und daher die alte Burg zu einem Schloß ausbauen ließ. 4 mächtige Wehrtürme mit 4 Metern Mauerdicke wurden errichtet, er selbst bewohnte einen dieser Türme. Der Reichssaal kam 1600 unter Karl dazu und die Burggebäude wurden entscheidend umgestaltet, 1690 errichtete die Witwe Gustav Adolfs den Königinnenflügel. Eine nochmalige Umgestaltung nahm 1773 König Gustav III vor, er baute das berühmte Theater im Schloß ein. 
Wir in Deutschland kennen das Schloß meist aus dem vom deutschen Journalisten und Schriftsteller verfaßten Roman "Schloß Gripsholm". Tucholsky war als Sohn jüdischer Eltern zwar zum Christentum konvertiert, aber aus Angst vor den sich anbahnenden Zuständen in Deutschland 1929 nach Schweden emigriert und ließ sich in der Nähe des Schlosses nieder. Der Rohwolt Verlag bat ihn, einen seichten Roman zu verfassen und dieses Schloß inspirierte ihn dazu. Ganz besonders der 1963 nach dem Roman gedrehte Film verschaffte Gripsholm endgülig Bekanntheit und seitdem strömen die deutschen Besucher besonders zahlreich zum Schloß. 
Nach der Schloßbesichtigung zog es die Gäste noch nach Mariefred, wo besonders hübsche Holzhäuschen und ein pittoresker Bahnhof das Straßenbild prägen. Leider kam anständig Wind auf und es fing kräftig an zu regnen und so beschlossen wir 16.30 Uhr schon nach Stockholm aufzubrechen, was noch ungefähr eine Stunde von Mariefred entfernt liegt. 
Im Hotel nahe des Stockholmer Messegeländes genossen wir ein reichhaltiges Abendessen und sind gespannt auf die Hauptstadt am morgigen Mitsommertag ...

5. Tag – Stockholm, Linköping


Um den Mitstommertag richtig auskosten zu können, starteten wir schon 8.30 Uhr, um Alexa, die heutige Stadtführerin am Stadthus zu treffen und bereits um 9 Uhr konnten wir somit Stockholm am Morgen genießen.
Mitsommer ist für die Schweden der wichtigste Tag im Jahr und Feiertag. Alle Kinder haben Ferien, die Familien fahren meist raus aus der Stadt zu Familienmitgliedern oder Freunden aufs Land um ganz privat bei gemütlichem Beisammensein diese kürzeste Nacht im Jahr zu zelebrieren. Ursprünglich ein heidnisches Fest zur Sommersonnenwende, hat sich Mitsommer zu einem Ereignis entwickelt, was von der Bedeutung her ungefähr unserem Weihnachten gleichkommt. In ganz Schweden wird an diesem Tag gesungen, um den Mitsommerbaum (ähnlich unserem Maibaum) getanzt, die Frauen tragen wunderschöne Kleider und Blumenkränze im Haar und am nächsten Morgen wäre kein einziger Schwede in der Lage, zur Arbeit zu gehen. 
Daher war Stockholm heute erfreulich leer, die meisten Einwohner waren unterwegs, und wir kamen durch die sonst vom Verkehr vollgestopfte Stadt ohne großes Verkehrsaufkommen und machten mehrere Fotostops um diese schöne Hauptstadt, die auf insgesamt 14 Inseln liegt und in der ca. 890 000 Einwohner leben zu genießen. Das Wetter zog heut auch alle Register und der Himmel war richtiggehend azurblau. 
In Gamla Stan, der Insel mit den gepflasterten Straßen der Altstadt Stockholms machten wir zuerst einen Spaziergang zur St. Gertruds Gemeindekirche, in der alle Gottesdienste in deutscher Sprache abgehalten werden. Danach bummelten wir weiter durch die bezaubernden lauschigen Gassen, sahen das Stockholmer Schloß, welches als offizielle Königsresidenz dient. Hier in Gamla Stan findet man die ältesten Viertel der Stadt, da sich die Stadt von hier aus in den Jahrhunderten ausbreitete. Die Insel verbindet den nördlichen Stadtteil Norrmalm mit dem südlichen Stadtteil Södermalm. Viele Geschäfte hatten natürlich heut aufgrund des Feiertages geschlossen, aber die Cafés waren um so gefüllter mit Besuchern. 
Am Ende unserer Führung fuhren wir auf die ruhige Insel Djurgarden, auf der das bekannte Vasamuseum und auch das Abbamuseum liegen und die Gäste hatten verschiedene Optionen, ihre Freizeit zu verbringen. Einige entschieden sich sogleich für den Besuch des maritimen Vasamuseums, wo man das fast vollständig erhaltene Kriegsschiff Vasa bestaunen kann, das auf seiner Jungfernfahrt 1628 nach nur 1 km Fahrt vor Stockholm sank und 1961 erst dank moderner Technik geborgen werden konnte. 
Die Abbafans machten sich auf den Weg zur interaktiven Ausstellung über die berühmteste Popgruppe Schwedens. Dieses Museum wurde 2013 eröffnet und zieht jährlich eine Millionen Besucher in seinen Bann. 
Mit den restlichen Gästen ging ich zum Skansenpark, dem ältesten Freilichtmuseum der Welt, welches im Prinzip ein Miniaturschweden in Schweden ist. Man findet hier sowohl Wildtiergehege, Parkanlagen mit unterschiedlichen Gärten als auch die typischen schwedischen Holzhäuser, die an anderen Orten abgetragen worden waren, um sie in Skansen wieder originalgetreu aufzubauen. Viele Schweden mit Blumenkränzen in den Haaren hatten sich zur Mittagszeit bereits unter den Bäumen zum Picknick niedergelassen und es herrschte ausgelassene Fröhlichkeit im gesamten Park. Am frühen Nachmittag wurde dann der Mitsommerbaum aufgestellt, es wurde getanzt und gesungen und wir konnten die sonst so ruhigen Schweden sehr ausgelassen feiern, trinken, singen und tanzen sehen. 
Schade, schade, daß wir am Nachmittag noch ins 200 km entfernte Linköping zum Hotel fahren mußten, der ein oder andere wäre sicher gern noch in der Hauptstadt verweilt, am Abend ist schließlich die Feierlaune der Schweden am größten. 
Es war ein wunderschöner Tag, einmal Mitsommer miterleben zu dürfen und nach diesen vielen Eindrücken heut, fielen dann doch alle müde in die Kissen.
Wir freuen uns auf den Götakanal ...

6. Tag – Götakanal, Växiö


Erst um 9 starteten wir unsere Fahrt heute nach Berg, dem kleinen Örtchen am Roxen See etwa 10 km nordwestlich unseres Hotels gelegen. Dieser Ort ist vor allem durch die Carl-Johans-Schleusen hinauf zum Yachthafen bekannt, die direkt vom Roxensee über sagenhafte sieben Stufen ziemlich steil nach oben führen und für Schiffe befahrbar sind. 
Nachdem sich alle einen schönen Platz auf dem Boot gesucht hatten, ging es auch gleich mit dieser spektakulären Anfahrt bergan auf dem Wasser los. Diese Schleusentreppe ist die längste des ganzen Götakanals, gleich danach folgen zwei Doppelschleusen hinauf in die Östgötaebene und weiter gehts dann in Richtung des Vätternsees. 
Der insgesamt 190 km lange Götakanal (nur 87 Kilometer sind allerdings tatsächliche Kanalstrecke) verbindet 5 Seen miteinander und überwindet unglaubliche 91,5 Höhenmeter. Die Idee zu diesem Kanal war es, eine Verbindung zur Ostsee zum Gütertransport zu schaffen, um nicht die von den Dänen mit dem Sundzoll besteuerte Öresundverbindung nutzen zu müssen und somit Steuern zu sparen.
58000 Soldaten wurden daraufhin mit den Grabungen für den Kanal unter der Leitung von Baltzar von Platen im April 1810 beauftragt und bis 1832 war der Kanal fertig gestellt. Keine 15 Jahre später allerdings hob man den dänischen Sundzoll auf, da die Transporte auf die jetzt existierende Eisenbahn umgelegt worden waren und damit verlor der Kanal an wirtschaftlicher Bedeutung. 
Heutzutage ist der Götakanal die Touristenattraktion in Schweden schlechthin, geöffnet ist er von Mai bis September und unzählige Boote mit Neugierigen schlängeln sich die Schleusen hinauf um dieses Schauspiel einmal selbst zu erleben. 
Wir genossen diese 3,5 Stunden dauernde Fahrt sehr, langsam schlängelten wir uns durch die Landschaft der historischen Region Smaland, aus der sowohl Astrid Lindgren als auch Ikeagründer Ingvar Kamprad stammen. Und genau wie in den Astrid Lindgren Filmen über Michel Lönneberga sieht die Landschaft rechts und links des Kanals aus. Weite Ebenen mit Wiesen und Feldern auf denen der blau blühende Flachs wächst, romantische Holzhäuschen in rot oder gelb, Fahrradfahrer, die die Szenerie vom Radweg aus genießen und an jeder Schleuse stehen Kinder, die einem fröhlich zuwinken. 
So fuhren wir dahin und erreichten gegen 13.15 Uhr Borensberg, wo unser Fahrer Günter bereits auf uns wartete. Nach einer Mittagspause ging es von dort weiter in Richtung Växjö und so fuhren wir eine ganze Weile am großen Vätternsee vorbei. Der Vättern ist der zweitgrößte See in Schweden und wird vom Motala ström in die Ostsee entwässert. Man könnte auch vom Götakanal über den Vättern und den Vänern weiter in den Trollhätten und den Göta Älg fahren und käme in Göteborg raus, also auf der westlichen Seite von Schweden. Alles im Boot!
Im Anschluß an diese beeindruckende Bootsfahrt fuhren wir weiter entlang des Vätternsees zur Ruine des Herrenhauses, welches einst von Per Brahe 1637 errichtet worden war. Nach dem Tod seiner Gemahlin Christina wurde das Haus mehr als Gästeunterkunft, als als Wohnhaus genutzt. Das einstige Gebäude hatte 2 quadratische Ecktürme mit einer atemberaubenden Aussicht über den Vätternsee, die Insel Visingsö innerhalb des Sees und den Ort Gränna. Das Haupthaus war einstmals herrschaftlich eingerichtet. Nach dem Tod von Per Brahes entfernte man die Inneneinrichtung und gab die Grafschaft in den Besitz des Königs Karl XI. Leider brach 1708 ein Brand in einem nahe gelegenen Dorf aus, der das Herrenhaus bis auf die Grundmauern zerstörte und heut ist nur die beeindruckende Ruine geblieben. 
Gleich nebenan ist eine Polkagrisproduktion, wo man zusehen kann, wie die süßen bunten Zuckerstangen entstehen. Man kann kosten und weil sie einfach so schön aussehen, muß man natürlich auch welche kaufen für die lieben Daheimgebliebenen. Glücklich vor Zucker machten wir uns auf, um die letzten 175 km bis Växjö zu bewältigen. 
Wieder übernachteten wir in einem Hotel der Scaniakette und genossen dort ein sehr gutes Abendessen.
Und schon naht unser letzter Urlaubstag, es ist kaum zu glauben, wie schnell die Zeit verging ...

7. Tag – Glasreich Smaland, Elchpark, Trelleborg


So nah bei den berühmten schwedischen Glashütten Kosta und Boda wollten wir uns die kunstvollen Werke der Designer gleich in Växjö ansehen.
Im Dom haben verschiedene Glasdesigner 1950 bei der Umgestaltung der Innenräume der Kirche mitgewirkt und so kann man ein Altarbild ganz aus Glas vom bekanntesten der schwedischen Glaskünstler Bertil Vallien bestaunen. Der Altar wurde nach dem Vorbild mittelalterlicher Flügelaltäre geschaffen. Das Licht fällt so fantastisch hinter diesem Altar ein, daß man als Besucher vor dem Altar, das Kreuz als förmlich erleuchtet wahrnimmt.
Rechts des Eingangs ist ein weiteres Kunstwerk von Göran Wärff geschaffen worden, ein Taufbecken aus Glas in der Form eines Schiffes, es soll die Arche Noah symbolisieren.
Links in der Kirche befindet sich der Baum des Lebens und der Erkenntnis, eine dritte faszinierende Glaskonstruktion.
Der Dom als solches ist die Hauptkirche im Bistum Växjö und besitzt noch den Grundriß und die Turmspitze aus dem 15. Jahrhundert. Ursprünglich stand da, wo heut der Dom steht eine Holzkirche aus dem 11. Jahrhundert. Man sagt, sie sei vom später heilig gesprochenen Missionar Sigfrid 1170 gegründet und errichtet worden. Er hatte viele Schweden zum Christentum bekehrt. Die später aus Naturstein geschaffene Kathedrale hatte noch einen romanischen Grundriß mit nur einem Kirchenschiff, der Chor war schmaler als der jetzige und die Apsis war halbrund. Von diesem Bauwerk kann man nur noch Reste im alten Fundament entdecken und einige Säulen sind erhalten geblieben, die heut im Hauptschiff stehen.
Einen grundlegenden Umbau erfuhr die Kathedrale im 15. Jahrhundert und dabei entstand der heutige Grundriß. Man wandelte die einschiffige Kirche in eine gotische dreischiffige Hallenkirche um und die zwei charakteristischen 2 Turmspitzen kamen hinzu.
In den nachfolgenden Jahrhunderten griffen dänische Truppen mehrfach Växjö an, plünderten die Kirche und durch diverse Brände wurde sie schwer beschädigt. 1740 brannte dann nach einem Blitzschlag alles bis auf die Grundmauern nieder, es dauerte etwa 30 Jahre, bis die Kirche wieder aufgebaut war. Erst die Modernisierungen und Umbauten, die 1950 veranlaßt wurden, gaben der Kirche ihr heutiges Aussehen und auch die Glaskunstwerke stammen alle aus dieser Umbauphase.
Nun waren wir auf die Glaskunst vorbereitet und gespannt, die Glasfabriken von Kosta und Boda zu besichtigen. Wir fuhren auf das riesige Fabrikgelände, um welches eine ganze Reihe von Läden und Outlets errichtet worden sind und wo man von beiden Fabriken Glaswaren und Haushaltsartikel im typisch nordischen Design kaufen kann. Es gibt auch die schon am Morgen bewunderte Glaskunst von Bertil Vallien zu bestaunen. Bei unserem Besuch gab es einen ganzen Raum mit riesigen von ihm gestalteten Vasen zu bewundern.
Die Glasbläserei hat in Südschweden eine lange Tradition, bereits seit 1742 wird hier mundgeblasenes Glas gefertigt. Zuerst arbeiteten die Glasbläser an Glaswaren für Haushalte und besonders für die Medizin benötigte man Reagenzgläser, Glaskolben und Arzneigläser, mit der Zeit entwickelten die Glasbläser unterschiedliche Techniken und fanden immer neue Möglichkeiten heraus, das Design zu verändern und immer neue Formen wurden kreiert. Diese Künste werden heue noch von Generation zu Generation weiter gegeben und verfeinert und dank der geschickten Designer beider Glasbläsereien kann man dieses Handwerk bewundern und sogar dem Schauspiel des Glasblasens beiwohnen.
So fasziniert von der Fülle an Formen und Farben der unzähligen Glasobjekte brauchten wir eine Pause und die wollten wir im nahe gelegenen Elchpark verbringen. Dies ist ein Wildgehege, in dem eine Familie vor Jahren einige Elche aufgenommen hat und diese in großen Gehegen hält. Dieser Park erfreut sich großer Beliebtheit, schließlich hat man hier die 100prozentige Garantie, Elche in ihrer natürlichen Umgebung zu Gesicht zu bekommen. Wir hatten ganz besonderes Glück, die Männchen lagen direkt am Zaun keinen Meter vor uns und die Kühe hatten Jungtiere, die noch ganz ungelenk auf den Beinen versuchten, ihren Müttern hinterherzukommen.
Im Park hat man obendrein die Möglichkeit, Elchwurst zu grillen und die meisten Gäste hatten natürlich Hunger, nutzten die Chance und machten sich mit ihrem Wurstpaket auf zum Grill. Allen hatte es geschmeckt und es war ein gelungener Abschluß unserer Schwedenreise, die (wie immer beim Urlaub) viel zu schnell vorbei war.
Das Wetter war die ganze Woche überdurchschnittlich warm und sonnig gewesen, wie uns die Einheimischen versichert hatten, und so sind mit Sicherheit viele schöne Erinnerungsfotos entstanden.
Jetzt blicken wir wehmütig unserem Abreisetag entgegen ...

8. Tag – Heimreise


Da wir in Malmö übernachtet hatten und die Fähre von Trelleborg 7.30 Uhr startete, fuhren wir am frühen Morgen schon zum Hafen, wo alles reibungslos verlief, der Check in ging schnell und wir durften sofort an Bord der Stena Line.
Diese schwedische Reederei ist eines der größten Fährunternehmen der Welt mit Sitz in Göteborg. Diese Fähren fahren sowohl in Skandinavien, als auch in England, Irland und im gesamten Baltikum. Insgesamt gehören 35 Fährschiffe zum Unternehmen mit denen im Jahr rund 7 Millionen Passagiere befördert werden und 20 verschiedene Routen zwischen den Niederlanden und Großbritannien, auf der irischen See sowie auf der Ostsee zwischen Dänemark, Norwegen, Schweden, Deutschland, Polen und Lettland werden angeboten. 
Gleich nach dem Einchecken gingen wir aufs Frühstücksdeck und genossen das Bordfrühstück mit der schönen Aussicht auf die wiedermal spiegelglatte Ostsee. 
Pünktlich 13.30 erreichten wir den Rostocker Hafen und bereits dort verließen uns die ersten Gäste. Weiter ging es in Richtung des Dresdener Flughafens, wo wir die letzten Gäste verabschiedeten. 
Die ganze Woche hatte uns in Schweden ein traumhaftes sehr warmes Sommerwetter begleitet, die Sonne war unser täglicher Begleiter, nur in Mariefried überraschte uns ein Schauer derartig, daß wir so spontan gar keine Schirme und Regensachen dabei hatten, wir waren so verwöhnt worden in dieser Urlaubswoche, daß mit dem einen Mal Regen niemand gerechnet hatte. Zum Glück konnten wir in den rettenden Bus flüchten und uns dort gleich bei Kaffee mit Amaretto, Sahne und Eierlikör trocknen. Besonders die zwei Fahrten auf dem Dalsland- und dem Götakanal begeisterten die Gäste, Schweden punktete vor allem mit seiner üppig grünen Natur, den meist menschenleeren Plätzen im Wald oder an Seen, der toll gelegenen Hauptstadt und den überall verstreut liegenden romantischen roten, gelben und weißen Holzhäuschen, die jeden von uns an die Filme über Michel Lönneberga erinnerten. 
Ich möchte mich bei den Gästen bedanken, alles hat prima geklappt hat, die Gruppe war immer guter Laune und hat auch nicht vorher geplante Stops mit Neugier mit gemacht. Ich wünsche allen eine angenehme Heimreise, viel Gesundheit und Reisefreude und hoffe, daß wir uns auf der einen oder anderen Reise wiedersehen werden. 
Eure Reiseleiterin Simone

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Schöne Reise, schönes Land, perfekte Jahreszeit, gute Organisation, das Beste war die Fahrt auf dem Götakanal, und die Elche. Noch mehr Zeit für Stockholm oder über Nacht dann wär es perfekt gewesen

Kerstin Carlin Deppermann
28.06.2019