Reisebericht: Zugreise – Schweizer Dampfbahnromantik

04.09. – 10.09.2013, 7 Tage Rundreise Schweiz mit Flüeli–Ranft – Dampffahrten auf die Rigi und das Brienzer Rothorn – Furka–Dampfbahn – Nostalgie–Zahnradbahn auf die Schynige Platte


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Die Schweiz ist das Bahnland schlechthin. Eine Vielzahl von Dampfbahnen werden noch liebevoll gepflegt und betrieben. Wir durften einige der schönsten Bahnfahrten erleben.
Ein Reisebericht von
Annette Probst-Weise
Annette Probst-Weise

1. Tag Anreise nach Flüeli–Ranft – 800 km

Gut gelaunt trafen wir alle Gäste wurden an unseren Zustiegsstellen an und unsere Reise in die Schweiz konnte pünktlich beginnen. Zunächst reisten wir durch Deutschland und vorbei an Nürnberg, Ulm und dem Bodensee nach Österreich. In St. Margareten passierten wir die Schweizer Grenze. Durch das Rheintal führte uns die Route weiter vorbei am Walensee und am Zürichsee. Über den Hirzel erreichten wir Luzern und es ging nach Sachseln und von dort hinauf nach Flüeli-Ranft. Hier wurden wir bereits im Hotel Flüematte erwartet. Mit einem schmackhaften Abendessen beendeten wir den Tag.

2. Tag: Fahrt mit dem Raddampfer auf dem Vierwaldstätter See und Ausflug auf die Rigi – 104 km

Am Morgen begrüßte uns wieder herrlicher Sonnenschein. Wir fuhren zunächst nach Luzern. Es blieb Zeit für einen ersten kurzen Bummel durch die Stadt an der Reuss und am Nordufer des Vierwaldstätter Sees. Dann bestiegen wir das Dampfschiff „Luzern". Es gehört zur Flotte der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstätter See. Wir fuhren über den See nach Vitznau. Dabei sahen den Birkenstock und die Orte Hertenstein und Weggis. In Vitznau wechselten wir das Verkehrsmittel. Für uns war ein Waggon der Rigi-Bahn reserviert und in gemütlicher brachte uns die Bahn von Vitznau auf die Rigi in 1.797 Metern Höhe. Dabei hatten wir wundervolle Ausblicke über den Vierwaldstätter See. Auf dem Berg angekommen, spazierten wir bis zum Gipfel. Wir hatten eine gute Sicht auf den Zuger See und den Vierwaldstätter See und auf die imposante Bergwelt des Berner Oberlandes. Nachdem wir ausgiebig die herrliche Aussicht genossen hatten, einige Gäste sich gestärkt hatten, fuhren wir wieder zurück nach Vitznau. Anschließend führte uns unsere Reise nach Küssnacht. An der Hohlen Gasse legten wir unsere Kaffeepause ein. Im Info-Pavillon lauschten wir der Tells-Geschichte bevor wir mit dem Bus nach Flüeli-Ranft zurück kehrten.

3.Tag: Fahrt mit der Furka–Dampfbahn – 195 km

Heute begrüßte uns strahlender Sonnenschein. Nach dem Frühstück fuhren wir zunächst Richtung Stans auf die Gotthard-Autobahn. Wir wollten nach Realp, denn dort erwartete uns die Fahrt mit der Furka-Dampfbahn. Über die alte Gotthardstrasse führte uns unsere Route vorbei an Wassen zunächst zur Schöllenenschlucht. Hier legten wir eine Pause an der Teufelsbrücke ein. Der Sage nach sollen die Urner beim Bau der Brücke den Teufel um Hilfe gebeten haben. Als Dank verlangte er das erste Lebewesen, welches über die Brücke geht. Der Teufel erwartete ein schönes junges Mädchen. Aber die Urner schickten einen Ziegenbock als erstes über die Brücke. Beleidigt zog der Teufel mit dem Bock ab. Über Andermatt und durch das Hospental erreichten wir Realp. Uns erwartete ein einmaliges Bahnerlebnis. Mit der Dampfbahn befuhren wir die alte Furka-Bergstrecke. Sie war nach Eröffnung des Furka-Basistunnels 1981 still gelegt worden. Bahnbegeisterte aus der ganzen Welt haben einen Verein gegründet und diese einmalige Eisenbahnstecke wieder aufgebaut, instand gesetzt und neu in Betrieb genommen. Viele engagierte Eisenbahnfreunde sorgen nun dafür, dass die Bahn wieder von Realp unterhalb des Furka-Passes bis nach Oberwald auf der Originalstecke verkehrt. Unterwegs legten wir einen Stopp in Tiefenbach ein. Es wurde Wasser aufgetankt und die Fahrt sollte weitergehen. Aber moderne Technik und nostalgische Technik passen nicht immer zusammen. Der Lokführer sollte das Abfahrtssignal per SMS bekommen. Jedoch war das Funknetz ausgefallen und auch das Streckentelefon funktionierte wohl nicht. So mussten der Heizer und die Zugbegleiter teilweise auf den Berg hochsteigen, um wieder  Telefonkontakt zu bekommen. Mit einer Verspätung setzten wir die wunderschöne Fahrt fort. Aber dies tat unserer guten Laune keinen Abbruch. Vor dem Furka-Scheiteltunnel folgte eine zweite Pause. Auf der weiteren Fahrt hatten wunderschöne Ausblicke auf den Rhône-Gletscher, zur Furka-Passstraße und zur Grimsel-Passstraße. Viel zu schnell verging die Fahrt und Ingo erwartete uns mit dem Bus in Oberwald. Während wir mit dem Zug fuhren, war Ingo mit dem Bus über den Furka-Pass gefahren. Nach unserer Mittagspause erklommen wir den Grimselpass in 2.165 Metern Höhe. Wir legten einen kurzen Stopp ein und genossen die Aussicht und beobachteten die Murmeltier. Diese hatten sich schon einige Reserven für ihren langenWinterschlaf angefuttert. Nach einer kurzen Fahrt erwartete und Judith an ihrem Käsestand. Als Überraschung gab es für alle Gäste ein kleines Käsepicknick und ein Glas Walliser Wein. Anschließend kehrten wir über Meiringen und den Brünig-Pass nach Flüeli-Ranft zurück.

4.Tag: Fahrt mit dem Chluser Schnägg und Besuch von Solothurn und von Luzern – 218 km

Heute erwartete uns eine weitere interessante Bahnfahrt. Ingo brachte uns mit dem Bus nach Bahlstal zum Bahnhof. Hier erwartete uns das Team des „Chluser Schnägg" bereits. Die Bahn führt von Bahlstal durch die liebliche Landschaft des Jura nach Oensingen und wieder zurück. Der Dampfzug war exklusiv für unsere Gruppe gebucht und so konnten wir die Fahrt mit dem nostalgischen Zug im Salonwagen in vollen Zügen genießen. Anschließend führte uns unsere Reise nach Solothurn. In der schönsten Barockstadt der Schweiz spazierten wir durch die engen Gassen. Wir sahen die Kathedrale mit ihren elf Altären und den drei Mal elf Stufen. Die Zahl Elf spielt in Solothurn eine große Rolle. Es gibt elf Brunnen, es gab elf Stadttore und der Kanton Solothurn ist als elfter Kanton der Eidgenossenschaft beigetreten. Nun fuhren wir nach Luzern zurück. Mit dem City-Train unternahmen wir eine kleine Stadtrundfahrt durch die wunderschöne Stadt am Vierwaldstätter See. Wir sahen die Stadtmauer, das Löwendenkmal und das Wahrzeichen der Stadt, die Kapellbrücke. Am späten Nachmittag kehrten wir zum Hotel zurück.

5.Tag: Ausflug nach Brienz und zum Brienzer Rothorn – 105 km

Unser Weg führte uns heute ins Berner Oberland. Zunächst fuhren wir vorbei am Sarner See und am Lungernsee über den Brünig-Pass nach Brienz am gleichnamigen See. Wir besuchten die Schnitzerei „Kirchhofer". Bei einem kurzen Rundgang sahen wir schöne Stücke der Holzschnitzkunst in Brienz. Dann ging es zur Brienzer Rothornbahn. Hier war ein nostalgischer Panorama-Wagen für uns reserviert. Der Dampfzug brachte uns auf das Brienzer Rothorn in 2.350 Metern Höhe. Die Bahn wurde bereits 1892 in Betrieb genommen und stellt eine technische Meisterleistung des Bahnbaues dar. Nach einer Stunde atemberaubender Fahrt mit am Anfang immer wieder wechselnden faszinierenden Ausblicken auf den Brienzer See erreichten wir den Berg. Leider verdeckten uns wieder dicke, tiefhängende Wolken die freie Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau und die umliegende Landschaft. So stärkten wir uns im Restaurant. Nach einem Aufenthalt brachte uns die Bahn wieder ins Tal. Mit dem Bus fuhren wir am See entlang nach Interlaken. Uns blieb noch Zeit zu einem Bummel durch den Ort oder für einen Kaffee in einem Restaurant. Über den Brünig-Pass reisten wir zum Hotel zurück. Als Überraschung hatte der Hotelier für uns eine Folkloregruppe eingeladen. Mit Alphorn, Büchelhorn, eigentlich ein aufgerolltes Alphorn, Akkordeon und Gesang erfreuten uns die drei Musiker mit ihren Melodien. Wir durften dann auch selbst versuchen, dem Alphorn einen Ton zu entlocken. Alle die es versuchten, schafften es auch. Ein gelungener Abschluss für den Tag!

6.Tag: Auf den Spuren von Bruder Klaus und Besuch des Verkehrshauses – 59 km

Am Vormittag wandelten wir zunächst auf den Spuren von Niklaus von Flüe auch Bruder Klaus genannt. Er ist der einzige Heilige der Schweiz und wurde im 15.Jahrhundert in Flüeli-Ranft geboren. Die meiste Zeit seines Lebens lebte er mit seiner Frau und seinen 10 Kindern hier, bevor er als Einsiedler in eine kleine Hütte in das Ranft zog. Dort soll er 20 Jahre ohne Nahrung und Wasser gelebt haben und wurde als Ratgeber und Friedensstifter von den Menschen aufgesucht. Wir besuchten sein Geburtshaus und sein Wohnhaus, welche heute liebevoll gepflegt werden. Am Nachmittag fuhren wir nach Luzern in das Verkehrshaus der Schweiz. Dieses besondere Museum erzählt die Geschichte des öffentlichen Verkehrs in all seinen Facetten. Natürlich war die große Ausstellungshalle zum Thema Eisenbahn ein besonderer Anziehungspunkt für unsere Gäste. Hier konnten wahre Schätze besichtigt werden, ob es die legendäre Lok 7 mit dem Stehkessel der Rigi-Bahn war oder das „Krokodil", jeder fand seinen Favoriten. Aber auch die Ausstellungsbereiche zu den PKWs, zum Flugwesen, zu den Bergbahnen oder zur Schifffahrt waren sehr interessant. Und viel zu schnell verging die Zeit. Am Abend verwöhnte uns das Hotel-Team wieder mit einem köstlichen Abendessen.

7.Tag: Heimreise – 800 km

Leider mussten wir am Morgen schon wieder Abschied nehmen von der Schweiz. Mit wunderschönen Erinnerungen an tolle Dampfbahnfahrten kehrten wir begeistert zurück.

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