Reisebericht: Zugreise – Schweizer Dampfbahnromantik

19.09. – 25.09.2023, 7 Tage Rundreise Schweiz mit Flüeli–Ranft – Dampffahrten auf die Rigi und das Brienzer Rothorn – Furka–Dampfbahn – Nostalgie–Zahnradbahn auf die Schynige Platte


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
In der Zentralschweiz und im Berner Oberland erleben wir einzigartige Dampfbahn-Fahrten auf das Brienzer Rothorn, die Rigi und über den Furka-Pass. Mit dem Gotthard Panorama Express reisen wir ins Tessin. Höhepunkt unserer Reise ist die Fahrt mit der Lok 7 auf die Rigi. Faszinierende Bahnerlebnisse werden uns lange in Erinnerung bleiben!
Ein Reisebericht von
Annette Probst-Weise
Annette Probst-Weise

Anreise nach Flüeli–Ranft – 810 km

Unsere Reise führt uns zunächst vorbei an Chemnitz und Zwickau. Wir dürfen die erste große Fahrt im neusten 5-Sterne-Bus unserer Busfirma SATRA eberhardt unternehmen. Aber am Rasthof Vogtland stellt Maik, unsere Chauffeur, fest, dass die Kaffeemaschine keinen Kaffee kocht. Eine Reise mit sächsischen Gästen ohne Kaffee – das passt nicht. Also beschließen wir in Ulm im Service-Center vom Bushersteller Setra einen Stopp einzulegen und den Fehler beheben zu lassen. Nachdem der Fehler gefunden war und die Maschine funktionierte, können wir unsere Fahrt Richtung Bodensee und nach Österreich fortsetzen. In Lustenau erreichen wir die Grenze zur Schweiz. Durch das Rheintal führt uns unsere Route vorbei am Walensee und am Zürichsee in die Zentralschweiz. Am Abend erreichen wir Sachseln natürlich etwas verspätet Flüeli-Ranft. Im Hotel Flüematte erwartet uns bereits das freundliche Team mit einem schmackhaften Abendessen.

Ausflug nach Brienz und zum Brienzer Rothorn – 68 km

Heute steht die erste Dampfbahnfahrt auf das Brienzer Rothorn auf unserem Programm. Zunächst führt uns unser Weg über den Brünigpass ins Berner Oberland. Es geht vorbei am Sarnersee und am Lungernsee nach Brienz am gleichnamigen See. Für einen kurzen Bummel am See reicht die Zeit noch, bevor uns die netten Kollegen von der Brienzer Rothornbahn unsere Plätze in der Bahn zuweisen. Die Dampf-Bahn bringt uns auf das Brienzer Rothorn in 2.350 Metern Höhe. Die Bahn wurde bereits 1891/92 erbaut. Sie stellt eine technische Meisterleistung des Bahnbaues dar. Nach einer herrlichen Fahrt, bei der sich uns immer wieder wechselnden faszinierenden Ausblicken auf den Brienzersee eröffnen, erreichen wir den Berg. Eine atemberaubende Sicht auf den Brienzersee und die umliegenden Berge mit Eiger, Mönch und Jungfrau und den anderen Drei- und Viertausender begeistern uns! Wir lassen unsere Blicke über das Luzerner Hinterland schweifen. Im Restaurant erwartet uns ein kleines Mittagessen. Uns werden Älplermagronen – ein typisches Schweizer Bergbauerngericht - gereicht. Anschließend bleibt noch genügend Zeit für einen Spaziergang zum Gipfel oder zum Genießen der wunderbaren Aussicht. Die Dampfbahn bringt uns wieder ins Tal. Bei herrlichem Sonnenschein ist es am See schon wieder sehr warm. Dennoch nutzen wir die Zeit für einen Bummel durch Brienz oder entlang der Promenade am See. Anschließend bringt uns der Bus über den Brünig-Pass zum Hotel zurück. Bis zum Abendessen lohnt es sich, den kleinen Ort Flüeli-Ranft zu erkunden.


Ausflug mit dem Gotthard Panorama Express

Am Morgen fahren wir mit dem Bus nach Luzern. Wir unternehmen einen Spaziergang über die Kapellbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Dabei bestaunen wir die Bilder im Giebel der Brücke und die Spuren des Brandes vom 17.08.1993. Die schönen Bürgerhäuser und das Rathaus prägen das Bild der Stadt am Vierwaldstättersee. Vorbei am Fritschi-Brunnen führt uns unser Weg zum Fritschi-Haus. Fritschi mit seiner Frau sind die Hauptfiguren der Luzerner Fasnacht. Langsam ist es Zeit zur Anlegestelle des Schiffes zu gehen. Wir besteigen den historischen Raddampfer „Stadt Luzern“ der Flotte der Vierwaldstättesee-Schifffahrts-Gesellschaft. Gemächlich gleiten wir in der 1.Klasse über den See. Die Rigi, der Pilatus und die Mythen zeigen sich in ihrer ganzen Pracht bei herrlichstem Wetter. Im Urnersee sehen wir den Schillerstein und die Rütli-Wiese, wo 1291 der berühmte Rütlischwur geleistet wurde. Er besiegelte die Geburtsstunde der Schweiz. Vorbei an der Tellsplatte und der herrlichen Landschaft rund um den See bringt uns das Schiff nach Flüelen. Wir steigen in den Gotthard Panorama Express und nehmen im Panoramawagen der 1.Klasse Platz. Jacqueline, unsere nette Reiseleiterin versorgt uns mit vielen interessanten Informationen zu der imposanten Bahnstrecke. Wir bewundern die Meisterleistungen der Erbauer der Strecke mit ihren vielen Viadukten, Kehrtunneln und dem 15 Kilometer langen alten Gotthard-Tunnel. Nach nur 8jähriger Bauzeit konnten 1880 die ersten Züge durch den Tunnel fahren. Über 3.000 Arbeiter arbeiteten unter widrigen Bedingungen am Bau des für damalige Zeiten einmaligen Tunnels. Unsere Fahrt endet in Bellinzona, der Hauptstadt des Kantons Tessin. Nach einem ganz kurzen Aufenthalt geht es mit dem Euro-City-Zug zurück. Eigentlich sollte uns die Route durch den Gotthard Basistunnel, den mit 57 Kilometern längsten Tunnel der Welt, führen. Doch nach der Entgleisung eines Güterzuges im August 2023 ist der Tunnel für längere Zeit gesperrt. Deshalb fahren wir über die alte Gotthardstrecke wieder zurück. In Arth-Goldau erwartet uns Maik mit dem Bus und wir reisen zum Hotel zurück. Wir sind uns einige: ein wunderschöner Tag geht zu Ende!


Ausflug auf die Schynige Platte – 104 km

Leider regnet, als wir den Tag beginnen. Nach dem Frühstück reisen wir über den Brünig-Pass nach Wilderswil. Uns erwartet die Fahrt mit der nostalgischen Zahnradbahn auf die Schynige Platte. Zum Glück hat der Regen aufgehört, aber dicke Wolken umhüllen die Gipfel der Berge. Die Bahn wurde 1893 eröffnet. Noch heute schlängelt sie sich im gemütlichen Tempo von nur 10 Kilometern pro Stunde auf ihren Schienen in unzähligen Windungen auf den 1.970 Meter hohen Berg. Dabei zeigen sich zumindest ab und an der Brienzer- und den Thunersee, sowie Interlaken mit dem Hausberg Hader Kulm. Auf dem Berg werden wir von zwei Alphornspielern mit ihrer schönen Musik begrüßt. Leider verwehren uns dicke Wolken die Sicht in die Bergwelt des Berner Oberlandes. Dennoch gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf dem Aussichtsberg. Ein Spaziergang durch den Alpenkarten mit über 700 Pflanzen aus dem Alpenraum oder entlang des Flower & Panorama Trail lohnt allemal. Im Restaurant treffen wir uns dann fast alle und nehmen einen kleinen Imbiss ein. Die Zahnradbahn bringt uns zurück nach Wilderswil. Mit dem Bus erreichen wir Interlaken. Der beliebte Ferienort, welcher sich zwischen dem Thunersee und dem Brienzersee befindet, ist das Tor zur Jungfrau-Region. Wir schlendern durch den Ort oder genießen das Panorama vom Cafe in der 18. Etage des Hotels Metropol. Entlang des Nordufers des Briezersees und über den Brünig-Pass führt uns unsere Rückreise zum Hotel zurück.


Fahrt mit der Furka–Dampfbahn – 200 km

Auch heute begrüßt uns der Regen. Unserer guten Stimmung tat es aber keinen Abbruch. Das erste Ziel ist Realp, denn dort beginnt die Fahrt mit der Furka-Dampfbahn. Über die alte Gotthardstraße bringt uns unser Bus vorbei an Wassen zur Schöllenenschlucht. Hier legen wir nur einen kurzen Fotostopp an der Teufelsbrücke ein, denn es geregnet immer noch. Der Legende nach sollen die Urner Bürger beim Bau der Brücke den Teufel um Hilfe gebeten haben. Als Lohn verlangte er das erste Lebewesen, welches über die Brücke geht. Der Teufel hoffte auf ein schönes junges Mädchen. Aber die Urner ließen einen Ziegenbock als erstes über die Brücke gehen. Beleidigt verzog sich der Teufel mit dem Bock. Nach einem kurzen Aufenthalt in Andermatt geht es durch das Hospental nach Realp. Wir freuen uns auf ein einmaliges Bahnerlebnis. Mit der Dampfbahn fahren wir über die imposante alte Furka-Bergstrecke. Nach der Eröffnung des Furka-Basistunnels 1981 wurde diese Strecke still gelegt. Bereits Ende der 80erJahre gründeten Eisenbahnfans aus der ganzen Welt einen Verein. Ihr Ziel war es, die einmalige Eisenbahnstecke wieder aufzubauen, instand zu setzen und erneut in Betrieb zunehmen. Heute sorgen viele engagierte Eisenbahnfreunde dafür, dass die Bahn zur Freude vieler Touristen und Bahnbegeisterter von Realp weiter unterhalb des Furka-Passes bis nach Oberwald auf der Originalstecke fährt. In Tiefenbach hat der Zug einen kurzen Stopp und die Lok bekommt Wasser aufgetankt. Vor dem Furka-Scheiteltunnel erfolgt eine weitere längere Pause. In den Bergen und auch auf dem Furkapass hat es geschneit. So bieten sich uns ganz ungewöhnliche Fotomotive: Die Furka-Dampfbahn im Schnee. Auf der Fahrt hinab nach Gletsch eröffnen sich uns faszinierende Ausblicke auf das Bett des Rhône-Gletschers. In den letzten 15 Jahren hat sich der Gletscher sehr stark zurückgezogen. In unser Blickfeld kommen die Furka-Passstraße und die Grimsel-Passstraße – wahre Meisterleistungen des Straßenbaus. Viel zu schnell ist die schöne Fahrt zu Ende. In Oberwald erwartet uns Maik mit dem Bus. Während wir mit dem Zug unterwegs waren, konnte er mit dem Bus nicht über den Furka-Pass fahren, da dieser gesperrt war. Er hat den Weg über den Gotthard- und Nufenen-Pass genommen. Nach einer kurzen Mittagspause in Oberwald, wo wir einen Imbiss aus unserer Bordküche eingenommen haben, erklimmen den Grimselpass in 2.165 Metern Höhe. Leider zogen auch hier dicke Wolken entlang und versperrten uns die Aussicht. Unsere Fahrt zum Hotel führte uns über Meiringen und den Brünig-Pass zurück nach Flüeli-Ranft.


Ausflug mit dem Dampfzug auf die Rigi – Fahrt mit dem Raddampfer auf dem Vierwaldstätter See – 160 km

Am Morgen führt uns unsere Reise zunächst nach Arth-Goldau zum Bahnhof der 1871 erbauten Rigi-Bahn. Uns erwartet heute wahrscheinlich der Höhepunkt unserer Reise. Wir werden wie vor 150 Jahren mit der 1873 erbauten Lok 7 auf die Rigi fahren. Bei unserer Ankunft an der Bahnstation sehen wir bereits die einzigartige Dampflok. Bis 1892 fuhr die Lok mit dem stehenden Kessel. Im Jahr 1892 einen modernen liegenden Kessel. Mit diesem dampfte sie bis zur Elektrifizierung der Strecke im Jahr 1937 auf den Berg. Dann wurde sie in den Ruhestand versetzt. 1939 erlangte sie auf der Schweizerische Landesausstellung wieder Aufmerksamkeit für die innovative Gestaltung der Bergbahn. Dafür war sie mit einer Attrappe des stehenden Kessels ausgestattet worden. 1957 gelangte sie ins Verkehrshaus der Schweiz. Zum 125jährigen Jubiläum der Rigi Bahn wurde sie wieder fahrtüchtig gemacht und mit dem noch heute funktionierenden stehenden Kessel ausgestattet. 2021 wurde die Lok 7 nochmals für den Betrieb flott gemacht. Sie durfte das Verkehrshaus für drei Jahre verlassen und nochmals Gäste aus aller Welt mit ihrer nostalgischen Fahrt auf die Rigi begeistern. Sie ist die einzige noch fahrtüchtige Lok dieser Art in der Welt. Wir haben das große Glück bei der vorerst letzten Fahrt der Lok 7 dabei sein zu dürfen. Wir reisen standesgemäß im offenen, gut gepolsterten ältesten Salonwagen der Rigi Bahnen auf die Königin der Berge. In gemächlicher Fahrt schnauft und zischt die Bahn die steile Strecke auf die Rigi in 1.798 Metern Höhe. Unterwegs gibt es einen kurzen Stopp zum Wasser tanken. Während der Fahrt genießen das herrliche Dampfbahngefühl mit Dampf und auch den kleinen Rußpartikeln, die durch die Luft fliegen. Wir haben wundervolle Ausblicke zum Gipfel und auf die Strecke der Bahn. Auf dem Berg angekommen ist kurzzeitig das Panorama der imposanten Bergekette vom Säntis über den Titlis bis zu den Giganten des Berner Oberlandes mit Eiger, Mönch, und Jungfrau, Schreckhorn und den anderen Drei- und Viertausendern zu sehen. Wir sind begeistert! Wir spazieren zum Gipfel, machen noch schöne Fotos von der Abfahrt des Dampfzuges und der vielen anderen historischen Triebwagen und Waggons, die heute unterwegs sind. Inzwischen gibt es immer wieder Wolkenspiele über und in den Bergen Langsam wird es Zeit, die Rückfahrt anzutreten. Ein historischer elektrischer Triebwagen aus dem 20.Jahrhundert bringt uns nach Vitznau. Uns eröffnen sich während der Talfahrt wundervolle Ausblicke über den Vierwaldstättersee. Wir steigen direkt auf das Dampfschiff „Stadt Luzern“ um. Das Schiff gehört zur Flotte der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee. Dabei ziehen die Orte Weggis und Hertenstein, sowie der Birkenstock an uns vorbei. Unsere Schifffahrt endet in Luzern, wo uns Maik mit dem Bus bereits erwartet und nach Flüeli-Ranft zurück bringt. Wir sind uns alle einig: Dieser Tag war der krönende Abschluss einer wundervollen Reise!


Heimreise

Nach wunderschönen Tagen heißt es am Morgen schon wieder Abschied nehmen von den herzlichen Gastgebern Marcello und seinem Team vom Hotel Flüematte. Sie alle haben dafür gesorgt, dass wir uns sehr wohlgefühlt haben. Mit unvergesslichen Erinnerungen an einzigartige Dampfbahnfahrten kehren wir begeistert zurück.

Schlusswort

Bei Ihnen, unseren lieben Gästen bedanken wir uns recht ganz herzlich für die schöne Zeit, die wir gemeinsam erleben durften. Wir erinnern uns gern an die traumhaften Bahnfahrten in der Schweiz. Vielleicht dürfen wir Sie wieder einmal auf einer unserer Reisen in die Schweiz begrüßen – ich würde mich sehr freuen! Bis dahin bleiben Sie gesund und Uf Widerluege – Ihre Annette Probst-Weise und unser Chauffeur Maik

Kommentare zum Reisebericht