Reisebericht: Bahnerlebnis Schweiz – Glacier– und Bernina–Express

15.07. – 21.07.2012, Rundreise Schweiz: Davos – Pontresina – Zugfahrt mit dem Bernina–Express – Tirano – Fahrt mit dem Zug des Glacier–Express – Zermatt – Matterhorn – Säntis


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Genießen Sie spektakuläre Aussichten im Glacier-Express, dem "langsamsten Schnellzug der Welt" und entdecken Sie die Kontraste zwischen dem hochalpinen Klima der Bernina Passhöhe und dem mediterranen Tirano mit dem Bernina Express ...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

Reisebericht

Mit dem Glacier-Express rollt man bis zu den Wolken, durch intakte Berglandschaften, über mächtige Gebirgsflüsse und vorbei an schroffen Felswänden. Die Panoramafahrt im Glacier Express durch die Schweizer Alpen prägt sich ein - mit Höhepunkten am Anfang und am Ende. In Davos grüsst die Höhenluft und in Zermatt der meistfotografierte Berg, das Matterhorn. Dazwischen fährt man im Glacier Express durch Graubünden und durch die Rheinschlucht, den "Grand Canyon" der Schweiz. Über Kopfhörer erfährt man dann alles Wissenswerte zur Strecke quer durch die Alpen! Kommen Sie mit und überzeugen Sie sich selbst ...!
 
 
1. Tag - Sonntag, 15.07.2012: Anreise nach Davos (ab Münchberg 540 Bus-km)
Pünktlich um 6 Uhr morgens ging es am Dresdner Flughafen los. Die letzten Gäste stiegen am Autohof in Münchberg zu und damit war unsere Reisegruppe mit 28 Personen komplett. Wie bei unseren Reisen üblich, legten wir im Abstand von jeweils etwa zwei Stunden eine Pause ein. So konnte jeder mal etwas frische Luft schnappen beziehungsweise sich die Beine vertreten. Die Fahrt führte uns über Nürnberg und Ulm in Richtung Bodensee. Wir fuhren wenige Kilometer durch Österreich und am Nachmittag erreichten wir dann die österreichisch-schweizerische Grenze Mäder-Kriessern. Am späten Nachmittag kamen wir schließlich in Davos, unserem Übernachtungsort für die nächsten drei Nächte, an. Im Cresta-Hotel wurden wir herzlich begrüßt und dort gab es dann auch noch einige Hinweise zur Urlaubsregion Davos. Jeder von uns war froh, nun angekommen zu sein. Manch einer nutzte die Zeit bis zum Abendessen noch für einen kleinen Spaziergang.
 
2. Tag - Montag, 16.07.2012: Fahrt mit dem Bernina-Express (180 Bus-km)
Heute stand bereits der erste Höhepunkt dieser Reise, die Fahrt mit dem Bernina-Express, auf dem Programm. Wir mußten dafür zwar zeitig aufstehen, aber das störte niemanden. Mit unserem Bus ging es über den 2.383 m hoch gelegenen Flüela-Pass nach Pontresina. Dort stiegen wir bei herrlichem Sonnenschein in den Bernina-Express ein. Die Bernina-Linie ist übrigens die einzige


Schweizerbahn, die offen über die Alpen führt. Sie wurde 1910 fertig gestellt und brachte uns von den Gletschern des Berninapasses auf 2.253 m ü. d. M. hinunter auf 429 m ü. d. M. nach Tirano. Während der Höhenunterschied zwischen Ospizio Bernina und Tirano 1.824 Meter beträgt, misst die Horizontaldistanz nur 22 Kilometer. Diese Höhendifferenz wird ohne Zahnrad-Strecken überwunden - trotz Steigungen von bis zu 70o/oo. Das ist das absolute Maximum, das eine Adhäsionsbahn noch nutzbringend bewältigen kann. Besonders raffiniert ist übrigens auch die Wahl der Linienführung. Sie ermöglicht nicht nur die Überwindung der immensen Höhenunterschiede, sie eröffnet dem Reisenden auch atemberaubende Ausblicke auf eine imposante Bergwelt, auf Gletscher und Täler. Gegen Mittag kamen wir nach einer etwa 2-stündigen Fahrt im Bernina-Express im italienischen Tirano an und die meisten von uns gingen zum Mittagessen ins Restaurant "Al Portici". Einige von uns probierten hier - auf meine Empfehlung hin - eine Spezialität dieser Gegend, nämlich "Pizzoccheri". Das ist eine Mischung aus Buchweizennudeln, Spinat, Karotten, Knoblauch, Zwiebeln und das alles mit Butter und Käse überbacken. Dazu gab es für einige ein Glas Hauswein, natürlich aus dieser Gegend - dem milden Veltlin. Wir hatten wahrhaftig Temperaturen an die 30 Grad. Einige von uns nutzten auch noch die Gelegenheit und spazierten zur Wallfahrtkirche "Madonna di Tirano" - diese Kirche mit ihren herrlichen Fresken hatte heute sogar ihre Türen geöffnet, denn meistens ist sie über die Mittagszeit geschlossen - wie fast alle Geschäfte hier!


In Italien pflegt man nämlich die Tradition der Siesta und ein altes römische Sprichwort sagt: "Zu dieser Zeit sind nur Hunde und Franzosen unterwegs...". Für uns ging es am Nachmittag mit dem Bus zurück. Nach kurzer Zeit erreichten wir wieder den Grenzübergang Italien - Schweiz und wie versprochen, legten wir auf der Rückfahrt ein paar Foto-Stopps ein, denn während unserer Bahnfahrt am Vormittag durften wir leider nicht aussteigen. Brusio sollte unser erstes Ziel sein, denn dort erlebt man eine wahre Einzigartigkeit - der Bernina-Express beschreibt eine Schleife über einen Kreisviadukt. 107 Meter ist er lang, und er dürfte zu den meistfotografierten Bauwerken der Rhätischen Bahn zählen. Diese 360-Grad-Kehre bringt wertvolle Höhenmeter, ein Griff in die Trickkiste der Bahnbauer, der sonst nur bei Kehrtunnels angewendet wird. Wir warteten auf einen Bernina-Zug, damit unser Foto perfekt war. Weiter hinauf ging es zum Lago di Poschiavo, wo wir zum See spazieren konnten. Durch die Ortschaften des Val di Poschiavo, einem italienischsprachigen Südtal des Kantons Graubünden, erreichten wir die Bernina-Passstraße. Diese ist gewöhnlich ganzjährig geöffnet und stellt die Verbindung zwischen dem Puschlav im Süden und dem Engadin im Norden dar. Damit ist der Pass gleichzeitig eine Sprachgrenze. Eine gelbe Tafel auf dem Pass signalisiert die Europäische Wasserscheide, das Wasser in Richtung Süden gelangt über die Flüsse Poschiavino, Adda und Po ins Adriatische Meer und das Wasser in Richtung Norden wird über den Inn und die Donau ins Schwarze Meer geleitet. Nach einem Aufenthalt auf dem Bernina-Pass ging es mit einem kurzen Stopp mit Blick auf den Morteratsch-Gletscher zurück über den Flüela-Pass nach Davos. Nun ging ein langer und erlebnisreicher Tag zu Ende.
 
3. Tag - Dienstag, 17.07.2012: Engadin-Rundfahrt (160 Bus-km)
Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir unseren Engadin-Ausflug. Unsere heutige Fahrt führte uns wiederum über den Flüela-Pass vorerst ins Unterengadin. Das Engadin ist übrigens das Bündner Inntal. Im Engadin spricht man Rätoromanisch und dort sagt man En, wenn man vom Inn spricht.


Zuerst führte uns die Fahrt durch die Ortschaften Susch, Zernez, vorbei an Zuoz und Samedan nach St. Moritz. St. Moritz ist in erster Linie als Wintersportort bekannt, im Sommer ist hier so gut wie gar nichts los. Zahlreiche Baustellen prägten das Ortsbild, aber das ist im Sommer normal. Die meisten Touristen besuchen St. Moritz nämlich im Winter. Das hatte natürlich auch einen Vorteil, denn so konnten wir ganz in Ruhe flanieren. Zum Glück für die Männer, hatten auch noch einige der teuren  Geschäfte geschlossen und so mußte niemand seine Kreditkarte zücken. Ich führte unsere Gäste bis zum sogenannten "Schiefen Turm", dem Rest einer alten Kirche aus dem Mittelalter. Dieser Turm ist eines der Wahrzeichen von St. Moritz. Für die meisten von uns ging es einfach darum, St. Moritz zumindest mal gesehen zu haben, um mitreden zu können. Fast alle waren der Meinung, daß hier sehr viel von der Ursprünglichkeit verloren gegangen ist. Vorbei an den Oberengadiner Seen ging es nunmehr zum Julierpass hinauf. Dieser Pass bildet den Übergang vom Engadin nach Tiefencastel bzw. ins Rheintal. Durch das Oberhalbstein-Gebiet kamen wir dann bis kurz vor Filisur. Dort machten wir unsere Kaffeepause nur wenige Gehminuten vom imposanten Landwasserviadukt entfernt. Viele kamen mit einem wunderschönen Foto vom Landwasserviadukt - natürlich mit Bahn - zurück. Durch das Landwassertal gelangten wir zurück nach Davos und dort war dann die Schatzalpbahn unser Ziel. Einige nutzten nämlich das Sommerangebot von Davos und Klosters, nach dem man mit der Gästekarte kostenfrei sämtliche Bergbahnen in der Region nutzen kann.
 
4. Tag - Mittwoch, 18.07.2012: Fahrt mit dem Glacier-Express (3 Bus-km)

Der nächste Höhepunkt unserer Reise stand am 4. Tag an - die Fahrt mit dem "Glacier-Express".  Am Vormittag fuhren wir zum Bahnhof in Davos-Platz.


Anschließend verabschiedeten wir uns von unserem Buschauffeur Reiner, der allein mit dem Bus und unserem Gepäck die weite Strecke bis ins Wallis zurücklegte. Nachdem wir es uns in unserem Panoramawagen der 2. Klasse gemütlich gemacht hatten, ging es über Filisur, Tiefencastel, Thusis, Chur, Reichenau, die Vorderrheinschlucht, Disentis, über den 2.033 Meter hohen Oberalppass, Andermatt, das Goms, Brig und Visp nach Zermatt. Die Bahnfahrt mit dem langsamsten Schnellzug der Welt dauerte etwa acht Stunden, aber keine Angst - niemandem von uns wurde langweilig. Das Landschaftsbild verändert sich ständig und es gibt verdammt viel zu sehen...! Zudem wurden wir zum Mittagessen mit einem kleinen Bauernteller verwöhnt, einer kalten Platte mit Salami, Käse und Brot. Mit durchschnittlich 35 km/h legt der Glacier-Express die etwa 280 Kilometer lange Strecke von Davos nach Zermatt zurück. Am Abend erreichten wir schließlich unser Ziel Zermatt und ein traumhafter Blick auf das Matterhorn und die anderen umliegenden Berge erwartete uns. Gemütlich spazierten wir nunmehr zum Hotel "Perren", unserem Hotel für die nächsten zwei Nächte. Einige von uns hatten Glück und sogar ein Zimmer mit "Matterhornblick"!
 
5. Tag - Donnerstag, 19.07.2012: Zermatt
Jetzt hatten wir unseren freien Tag in Zermatt und auch heute meinte es das Wetter eigentlich wieder gut mit uns.


Fast alle Gäste unserer Reisegruppe fuhren bereits am Vormittag mit der höchsten, frei im Gelände angelegten Zahnradbahn Europas auf den 3.089 Meter hohen Gornergrat - das Panorama und der Blick auf einige Viertausender ist atemberaubend und unbeschreiblich! Auch für einen Spaziergang in Zermatt blieb noch genügend Zeit. Besonders interessant ist das alte Zermatt mit den typisch Walliser Holzhäusern. Diese Häuser stehen häufig auf sogenannten "Mäuseplatten" und dienten früher dazu, daß keine Mäuse an die Vorräte rankamen. So erlebte jeder diesen Tag nach seinen eigenen Vorstellungen. Am frühen Abend trafen wir uns alle wieder und nun ging es mit einer unterirdischen Standseilbahn zur Sunnegga hinauf. Wir befanden uns jetzt auf 2.288 Metern Höhe - Gornergrat und Matterhorn waren zum Greifen nah!


Wir saßen auf der Terrasse und genossen einfach diese herrlichen Blicke, bevor wir ein typisch schweizerisches Essen erleben durften. Es gab Raclette - eine Käsespezialität mit Pellkartoffeln, grünen Gurken und Glaszwiebeln. Jeder konnte soviel essen, wie er wollte und wir konnten auch bei der Zubereitung zuschauen. Um Raclette zuzubereiten, wird übrigens ein großer halbierter Käse an der Schnittfläche erhitzt und die geschmolzene Oberfläche jeweils abgeschabt. Für die meisten von uns war es das erste Raclette-Essen des Lebens. Die Schweizer lieben Käse und das merkt man natürlich auch, wenn es um hiesige kulinarische Spezialitäten geht. Nachdem wir alle satt und zufrieden waren, ging es nach Zermatt zurück.
 
6. Tag - Freitag, 20.07.2012: Grimselpass - Luzern - Schwägalp (300 Bus-km)

Am nächsten Morgen mußten wir dann leider schon wieder Abschied nehmen von dieser Region. Mit dem Pendelzug fuhren wir nach Täsch. Dort, ca. 5 Kilometer nördlich von Zermatt, mußte unser Bus parken, da Zermatt ein autofreier Ort ist. In Täsch angekommen, ging es dann gleich mit unserem Bus weiter. Mit unserem Gepäck war übrigens alles bestens organisiert, niemand mußte sich darum kümmern. Unser Buschauffeur Reiner, das Hotel und letztendlich die Bahn kümmerten sich darum, dass alle Koffer rechtzeitig im Bus waren.


Nach einer etwa 2-stündigen Fahrt über Visp, Brig und das obere Rhonetal beziehungsweise einem kurzen Fotostopp mit Blick auf den Rhonegletscher erreichten wir den 2165 Meter hohen Grimselpass. Auf der Passhöhe schauten sich die meisten von uns im Murmeltierpark um - wie niedlich! Am Nachmittag erreichten wir schließlich Luzern mit der berühmten Kapellbrücke. So konnten wir immerhin behaupten, die zwei meistfotografierten Bildmotive der Schweiz wahrhaftig gesehen zu haben! Die Kapellbrücke wurde übrigens in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Teil der Stadtbefestigung errichtet und hat ihren Namen von der benachbarten St.-Peters-Kapelle. Am Abend kamen wir an unserem letzten Übernachtungsort an - der etwa 1.300 Meter hoch gelegenen Schwägalp im Appenzeller Land. Diese Ruhe dort war einfach himmlisch... Einige Gäste glaubten mir sogar, daß einige dort in Hütten schlafen müßten - das war natürlich ein Spaß, aber etwas Spaß mußte schließlich auch sein! Letztendlich freuten sich alle darüber, daß sie ein gemütliches Zimmer hatten.
 
7. Tag - Samstag, 21.07.2012: Heimreise (bis Bad Berneck 455 Bus-km)



Am Abreisetag ging es gleich früh mit der Säntis-Schwebebahn hinauf zum etwa 2.500 Meter hohen Säntis. Dort nahmen wir unser letztes Frühstück ein - sozusagen ein Panorama-Frühstück mit nicht so tollen Aussichten, denn das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Schade, daß uns danach nicht mehr sehr viel Zeit verblieb - vielleicht hätten wir ja noch etwas auf die Sonne warten können -, denn wir hatten  noch eine lange Heimreise vor uns. Zum Glück gibt es bei Eberhardt TRAVEL noch andere Reisen in die Schweiz, wo längere Aufenthalte auf der Schwägalp beziehungsweise auf dem Säntis vorgesehen sind. Nach einer herrlichen Woche mit überwiegend schönen Wetter sollte es also nun wieder nach Hause gehen. Über Ulm und Nürnberg kamen wir gegen 20 Uhr am Dresdner Flughafen an. Die meisten unserer Gäste nutzten den zuverlässigen Haustürtransfer-Service von Eberhardt TRAVEL und somit erreichten wir ganz entspannt unsere Heimatorte.
 
Ein herzliches Dankeschön gilt an dieser Stelle auch unserem Buschauffeur Reiner, der uns jederzeit sicher gefahren hat!
 
Diese Reise kann ich zu jeder Jahreszeit empfehlen, auch im Winter! Lassen Sie sich überraschen von der Vielfalt der Natur und der Herzlichkeit der Schweizer! Kommen Sie doch einfach mit auf eine meiner Lieblingsreisen und überzeugen Sie sich selbst ...!
 
Ich wünsche allen Mitreisenden an dieser Stelle nochmals alles Gute, Gesundheit und vor allem weiterhin viel Reiselust! Natürlich hoffe ich auf ein Wiedersehen auf einer meiner nächsten Reisen!
Ihre Reiseleiterin Katrin Deutschbein

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