Bahnerlebnis Schweiz – Bernina– und Glacier–Express
Reisebericht: 22.07. – 30.07.2025
Das Geniale an den berühmten Schweizer Bahnlinien ist die Antwort auf die Frage, wie die Züge es schaffen auf kürzester Strecke höchstes Gefälle zu überwinden ohne dabei ins Rutschen zu geraten :-)
Ein Reisebericht von
Saskia Pinnow
1. Tag – Dienstag, 22.07.2025: Anreise nach Davos im Landwassertal
Obwohl rechtzeitig, kommt mein Transferfahrzeug als Letztes am Flughafen Dresden an und Anfahrer Daniel hat bereits die komplette Gästeliste für diese Abfahrtstation abgehakt. Pünktlich um 6 Uhr brechen wir auf und fahren über die A4 und die A72 mit Halt nur zum Einsteigen in Nossen und Chemnitz nach Wildenfels zu unserem ersten Rast und letzten Zustieg heute Vormittag. Hier wird Daniel von Marek abgelöst, unserem Busfahrer für die Rundreise. Wir liegen gut in der Zeit, ein Glück, das unsere 25-köpfige Gruppe auf dieser Reise nicht mehr verlassen wird. Am Verkehrsknotenpunkt Hof in der Oberpfalz wechseln wir auf die A9 und fahren weiter Richtung Süden bis nach Nürnberg und von dort aus über die A6 nach Westen. Über die A7 und die A96 gelangen wir dann direkt zum Bodensee. Unterwegs beschäftigen wir uns schon ein bisschen mit den verschiedenen Kantonen und Sprachen der Schweiz. In Lindau tanken wir ein letztes Mal für diese Woche günstig Diesel und heißen unseren zweitletzten Reisegast im Bus willkommen. Wir passieren den österreichischen Pfändertunnel und fahren durchs St.Galler Rheintal vorbei am Fürstentum Liechtenstein nach Landquart. Dort biegen wir ins Prättigau ab und erreichen ohne weiteren Stopp die durch den Wolfgangpass getrennte Ferienregion Davos-Klosters. Um 16.30 Uhr setzt Marek uns am Kongresshotel ab und es bleibt Zeit zum Ausruhen oder für einen ersten Erkundungsspaziergang bevor wir uns um 19 Uhr auch mit der selbstangereisten Reiseteilnehmerin in der Hotellobby treffen um gemeinsam den Weg ins hoteleigene Restaurant „Extrablatt“ zu gehen, in dem wir während unseres Aufenthalts täglich von der portugiesischen Crew um Oberkellner José mit einem feinen 3-Gänge-Menu verwöhnt werden.
2. Tag – Mittwoch, 23.07.2025: Fahrt mit dem Bernina–Express von Tirano nach Pontresina
Wir verlassen Davos kurz vor halb neun und fahren über den Flüela-Pass (2.383 m.ü.M) nach Zernez, zum Tor des Schweizer Nationalparks. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Touristeninformation folgen wir dem Inn zu Berg bis zum auf seinen Ausbau wartenden „Engadin Airport“ in Samedan und biegen ab ins Bernina-Tal. In der Montebellokurve legen wir einen ausgiebigen Fotostopp ein und genießen die Sicht auf den Morteratschgletscher. Die Züge fahren, aber wann genau wissen heute nicht einmal die Bauarbeiter. Weiter geht es vorbei an Berninahäuser, der im Zweiten Weltkrieg letzten Schweizer Verteidigungslinie vor der italienischen Grenze, zum Bernina-Hospiz, von wo aus wir den Bernina-Express sich am Lago Bianco entlang schlängeln sehen. Nach einem kurzen Halt auf der Bernina Passhöhe (2.328 m.ü.M.) fahren wir durch das Val Poschiavo / Puschlav hinunter nach Italien. Nachdem sich hier Katholiken und Reformierte lange gegenseitig blockierten, erfindet sich die italienischsprachige Talgemeinschaft seit einiger Zeit neu, was in diesem Jahr mit dem Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes belohnt wird. Kurz hinter Le Prese, am Ufer des Lago di Poschiavo überholen wir den Zug, den wir gleich im Kreisviadukt von Brusio fotografieren werden. Tirano begrüßt uns mit sonnigem Wetter, lädt ein zum Probieren der regionalen Buchweizenspezialitäten, einem Glas Nebbiolo Wein oder einfach zum Schlendern durch die Altstadt, vorbei an den Palazzi der Bündner Adelsfamilien, die hier im Veltlin an der Adda fast 300 Jahre lang geherrscht haben. Mit einem Eis in der Hand geht es um 14.10 Uhr zum frühzeitig bereitgestellten Bernina-Express, der uns in zwei Stunden über den Berninapass zurück ins Engadin bringt. Am Bahnhof in Pontresina warten bereits Marek und der Bus auf uns. Mit Kaffee gestärkt treten wir die Rückfahrt über den Flüela-Pass an.
3. Tag – Donnerstag, 24.07.2025: Engadin–Rundfahrt vorbei an Zuoz und St. Moritz
Erneut führt uns der Weg über den Flüelapass ins Tal des Inn, das von den Romanen liebevoll Engadin genannt wird, Garten des Inn. Halt machen wir diesmal in Zuoz, einem Dorf, das wie Davos und Ilanz Hauptort eines der drei Bünde war, die bis zum Einmarsch Napoleons 1798 einen Freistaat bildeten, der erst Anfang des 19. Jh. fester Bestandteil der Schweiz wurde. In Zuoz haben sich Adelige und zu Geld gekommene Bürger Wohntürme, Bauern- und Herrenhäuser gebaut, die bis heute gut erhalten sind und einen authentischen Eindruck ortstypischer Architektur vermitteln. Im Chor der reformierten Kirche St. Luzi bestaunen wir die dreidimensional wirkenden Glasfenster von Augusto Giacometti aus Stampa im Bergell (1877-1947). Kunst finden wir auch in den geöffneten Ateliers und dem unwiderstehlichen Schaufenster der Konditorei Klarner. Davor steht „Schellen-Ursli“, der Kinderbuchheld auf der Suche nach einer großen Glocke für den Umzug zum Chalandamarz.
Von der Tradition geht unsere Reise weiter in die Moderne, nach St. Moritz, dem mondänen, besonders bei gut betuchten Gästen beliebten Kurort. Wir fahren mit der Rolltreppe hoch ins Dorf, gehen vorbei an dem nach seinem Erbauer benannten Bardutt’s Palace Hotel, der ältesten und nobelsten Adresse vor Ort. Bei der Konditorei Hanselmann trennen wir uns, um Kaffee zu trinken, die Läden zu erkunden und entlang des Sees zurück zum Bus zu schlendern. Zur Mittagspause fährt uns Marek auf den Julierpass (2.284 m.ü.M.). Dann geht es weiter, hinunter ins Albulatal. Vom Bus aus erhaschen wir einen Blick auf Brienz, diesem oberhalb Tiefencastels gelegenen Dorf, das bereits seit November 2024 evakuiert ist und darauf wartet vom Berg verschüttet zu werden. Unser nächstes Zwischenziel ist der Parkplatz des allen aus der Werbung bekannten Landwasserviadukts. Hier nehmen wir uns Zeit zum „Trainspotting“. Einige erklimmen die über dem Viadukt gelegenen Aussichtsplattformen. Die Anderen gucken von unten und warten sehnlich auf den Glacier-Express. Dieser ist heute wie fast alle Züge leider nur von links kommend zu sehen. Die eineinhalb Stunden gehen schnell vorbei, das Abendessen ruft und Marek bringt uns durchs Landwassertal zurück nach Davos, sicher, auch durch die enge Ortsdurchfahrt von Schmitten. Ein Glück, dass wir die Bergfahrt sind und Vortritt haben, Augen zu und durch!
4. Tag – Freitag, 25.07.2025: Freizeit in Davos
Früh müssen wir heute nicht aufstehen, denn einerseits gibt es kein festes Programm und andererseits ist der morgendliche Himmel noch mit nassen Wolken verhangen. Doch pünktlich nach dem Frühstück hört es auf zu regnen und wir können trockenen Fußes zu unseren individuellen Erkundungstouren aufbrechen. Einige fahren mit der Gondelbahn aufs Jakobshorn (2.590 m.ü M.). Mit einer guten Rundumsicht werden aber nur diejenigen belohnt, die nach dem Mittag auf dem Gipfel stehen, doch auch der Nebel am Hausberg Davos‘ hat seinen Reiz, verbreitet er doch eine mystische Atmosphäre. Besser ist die Sicht an der Mittelstation Ischalp, von wo aus ein Weg über Kuhwiesen zur Schaukäserei mit Restaurant auf der Clavadeler Alp führt. Andere nehmen die Standseilbahn hoch zur Schatzalp und lassen sich auf der Terrasse des ehemaligen Luxussanatoriums in die Anfänge des 20. Jahrhunderts versetzen, als Thomas Mann sich hier zum Schreiben seines Werks „der Zauberberg“ inspirieren ließ. Zum Mittagessen lädt hier auch das Gasthaus auf der Strelaalp ein und dann gibt es viele Wanderwege durch den botanischen Alpengarten, zum Wasserfall und hochhinaus der Sonne entgegen zum Strelapass, der Latschüelfurgga in Richtung Arosa oder zurück durch den Wald vorbei an zahmen Eichhörnchen und frechen Tannenhähern hinunter ins Dorf. Auch im Tal laden Wege zum Spazieren ein, die hohe Promenade, der Kurpark oder der Rundgang um den Davosersee. Zudem hat das Museum des Expressionisten Ludwig Kirchner geöffnet und auch viele Kirchen warten darauf von innen entdeckt zu werden. Sie sind ein Abbild der Vielfalt der Menschen, die Davos geprägt haben und immer noch prägen. Wer seine Badesachen dabei hat, kann den Tag im warmen Außenbecken des öffentlichen Schwimmbades „Eau Là Là“ ausklingen lassen, bevor die Gruppe sich wieder zum Abendessen trifft, heute schon um halb sieben, denn morgen heißt es früh aufstehen und Kofferpacken.
5. Tag – Samstag, 26.07.2025: Fahrt mit dem Glacier–Express von Filisur nach Zermatt
Alle stehen frühzeitig zum Verladen des Gepäcks bereit, steht doch heute eines der Highlights dieser Reise auf dem Programm: Die Fahrt mit dem Glacier-Express nach Zermatt. Marek lässt uns am Bahnhof Davos-Platz aussteigen, von wo aus uns die Regionalbahn um halb neun nach Filisur bringt. Dort steigen wir nach kurzem Aufenthalt in die Panorama-Wagen ein und fahren gleich über den uns schon gut bekannten Landwasserviadukt. Die Plätze an den sich öffnenlassenden Fenstern im Einstiegsbereich der Waggons sind heiß begehrt, kann man doch nur von hier aus die Landschaft ohne Spiegelung und Regentropfen im Bild festhalten. In der Albulaschlucht überqueren wir den mit einem Baugerüst verpackten Solisviadukt und gelangen nach Thusis, dem Tor zur legendären Viamala-Schlucht. Hier fließt der Hinterrhein, der sich bei Reichenau-Tamins mit dem Vorderrhein vereint. In Chur, der heutigen Hauptstadt Graubündens, ändert der Zug seine Fahrtrichtung und windet sich durch die imposante Rheinschlucht hoch nach Disentis. Dort erhält unser Zug eine zahnradtaugliche Lokomotive und weiter geht’s zum Oberalppass (2.046 m.ü.M.). An der Grenze zu Uri werden die Nebelschwaden dichter und am verheißungsvoll angekündigten Überraschungshalt in Nätschen können wir kaum die vorbeischwebenden Gondeln des „Gütsch-Express“ erkennen. Die meisten bleiben sitzen und naschen Leckereien aus der Äplertasche, die wir zum Mittagessen bekommen haben. Kurz vor Andermatt lichten sich die Wolken und wir können einen Blick auf den Waffenplatz des Gebirgsdienstes der Schweizer Armee und das neue Resort des ägyptischen Investors Samih Sawiri werfen. Durch den 15,4 km langen Furkatunnel erreichen wir das Wallis. Entlang der Rhone geht es durchs Goms bergab und welch ein Zufall, da fährt auch Marek. Der Gepäcktransport hat sich aufgrund von Stau am San Bernardino und dem Gotthard-Südportal verzögert. Dafür können wir dem Bus jetzt einige Male winken, denn durch die Kurven und Baustellen fährt auch Marek nicht schneller als 50 km/h im Schnitt. In Brig scheint die Sonne und am Bahnhof werden frische Walliser Aprikosen angeboten, ein Obst, das es nur in der Schweiz zu kaufen gibt. Exakt nach Fahrplan erreichen wir um 17.07 Uhr Zermatt, spazieren zum Hotel und beziehen die Zimmer. Um sechs Uhr hat dann auch jeder seinen Koffer wieder und die Welt ist in Ordnung, als wir uns im gemütlich, holzverkleideten Speisesaal das Abendessen servieren lassen.
6. Tag – Sonntag, 27.07.2025: Ausflug zum Gornergrat und Raclette–Abend auf Furi
Die Wetterprognosen sind nicht ganz schlecht, auf jeden Fall für den Vormittag, und so gehen einige schon vor dem Frühstück auf die Straße um ja ein Foto vom Matterhorn schießen zu können. Aber auch als wir um halb zehn in die Gornergratbahn steigen, sind die Berge noch gut zu sehen. Die Wolken scheinen sich extra für uns in große Höhen zurückgezogen zu haben. Von der Aussichtsplattform (3.135 m.ü.M.) oberhalb der Sternwarte haben wir eine wunderbare Rundumsicht von der Mischabelgruppe über das Monte-Rosa-Massiv bis zum Matterhorn (4.478 m.ü.M). Marek kann sich am „ewigen Eis“ der Gletscher gar nicht satt sehen und schlägt vor statt im Butterfly-Hotel in der Monte-Rosa-Hütte zu übernachten, aber der Weg dorthin wäre für unsere Gruppe schon ein bisschen zu anspruchsvoll. Stattdessen wandern wir zurück in Richtung Zermatt, vorbei am Riffelsee, wo sich das Matterhorn im Wasser spiegelt, oder auf den Spuren Mark Twains zum Hotel Riffelalp. Wer sich traut die touristischen Hauptpfade zu verlassen, wird belohnt mit der Sichtung von Alpenblumen und Murmeltieren. Auch auf Sunnegga (2.288 m.ü.M), der Bergstation der unterirdischen Standseilbahn, kann man schön spazieren und die Aussicht aufs Matterhorn genießen. Wer gar nicht in die Höhe möchte, lässt es sich in Zermatt gut gehen. Die Geschäfte laden zum Bummeln ein und die Terrassen der Außengastronomie sind in der Nachmittagssonne gut besetzt. Um 17 Uhr treffen wir uns nach dem Kaffeetrinken im Hotel wieder und gehen bzw. fahren gemeinsam in zwei Gruppen zur Talstation der Matterhorn-Express-Gondelbahn, die uns hoch zur Alp Furi bringt, wo wir auf der Restaurantterrasse mit Alphornmusik willkommen geheißen werden. Wer möchte, darf auch selbst versuchen einen Ton aus dem traditionellen Blechblasinstrument aus Holz zu zaubern. Klar im Vorteil ist hier, wer bereits ein Blechblasinstrument spielt. Im Anschluss essen wir Raclette, begleitet von einem Ländlerquartett. Über die Musik scheiden sich die Geister, aber wir haben alle einen netten Abend bei gutem Fendant (Walliser Weißwein) und leckerem Käse.
7. Tag – Montag, 28.07.2025: Ausflug aufs Klein Matterhorn und Besuch des Matterhorn Museums "Zermatlantis"
Zum Ausflug aufs Klein Matterhorn treffen wir uns heute direkt an der Talstation des Matterhorn-Express und fahren bis Schwarzsee, wo wir einen ersten Akklimatisierungshalt einlegen. Nach einer halben Stunde geht’s weiter nach „Trockener Steg“. Hier erfahren wir im InfoCube viel Spannendes über die Herausforderungen, die der Bau einer Seilbahn im hochalpinen Gelände mit sich bringt. Auf der Terrasse des Restaurants formen wir den frischen Neuschnee zu freudigen Schneebällen. Mit dem Matterhorn-Glacier-Ride überwinden wir die letzte Etappe bis zur höchsten Bergstation Europas (3.883 m.ü.M.). Da oben ist die Luft ganz schön dünn. Das merken wir spätestens auf dem leicht bergangehenden Rückweg aus der Eisgrotte. Und kalt ist es zudem, nicht nur im Gletscher, sondern auch auf der Aussichtsplattform, -7 Grad zeigt das Thermometer. Aber die Wolken sind gnädig und ermöglichen uns einen kurzen Blick auf das Breithorn (4.160 m.ü M.), bevor sie den Vorhang schließen, wie nach einer Vorstellung im Theater, wartend auf den Applaus des Publikums, den sie vielleicht noch mehrmals mit der Öffnung des Vorhangs erwidern werden. Beeindruckt von der Erschließung des Hochgebirges, die den ein oder anderen auch ein bisschen nachdenklich stimmt, nehmen wir Abschied vom Klein Matterhorn und legen unterwegs noch einmal einen Halt in Furi ein, zum Mittagessen oder zum über die Hängebrücke wandern. Um 16 Uhr treffen wir uns alle wieder am Matterhorn Museum "Zermatlantis", bis auf diejenigen, die dem Kaffeetrinken im Hotel den Vorrang geben. In der Ausstellung erfahren wir einiges über das Leben im alten Bergdorf Zermatt, über die Erstbesteigung des Matterhorns und über die Funde der Gletscherarchäologen, Gegenstände und menschliche Überreste, ganze Geschichten, die das sich zurückziehende Eis wieder frei gibt. Im Hotel gibt es ein letztes Abendessen und dann heißt es schon wieder Kofferpacken.
8. Tag – Dienstag, 29.07.2025: Fahrt von Zermatt über Luzern auf die Schwägalp
Straff ist der Zeitplan heute, haben wir doch einen weiten Weg vor uns. Während dem wir gemütlich frühstücken wird das Gepäck vom Portier in die Container verladen und zum Bahnhof gebracht. Dort übernimmt die Gepäckabfertigung der Matterhorn-Gotthard-Bahn die Container, verlädt sie in den Shuttle-Zug nach Täsch und stellt sie dort an der Busparkbucht ab. Auch Marek ist bereits früh unterwegs, denn er muss den Bus in Täsch vom Parkplatz noch zum Bahnhof fahren. Als wir um 09.15 Uhr Täsch erreichen ist alles zur Abfahrt bereit. Nach einem Tankstopp in Visp mit Aussicht auf die Lötschberg-Südrampe fahren wir parallel zur Strecke des Glacier-Express der Rhone entlang zurück bis nach Oberwald und biegen dort auf die serpentinenreiche Straße zum Grimselpass ab. Aus dem Fenster sehen wir die Furkastraße, das einst am Rhonegletscher gelegenen Hotel Belvedere und die Trasse der Furkadampfbahn, mit der ein Teil der Gruppe die Tage noch fahren wird. Hinter der Passhöhe (2.164 m.ü.M.) machen wir Mittagspause am Grimsel Hospiz. Die Kraftwerke Oberhasli betreiben hier im Berner Oberland eine der größten Wasserkraftanlagen der Schweiz. Weiter geht die Fahrt hinunter nach Meiringen und wieder hoch über den Brünigpass (1.008 m.ü.M.) in den Kanton Obwalden. Ganz nah am Mittelpunkt der Schweiz verlassen uns 18 Reiseteilnehmer und bleiben zurück in Flüeli-Ranft. Sie wollen noch fünf Tage Dampfbahn fahren, während dem der Rest der Gruppe die Reise nach Luzern fortsetzt. Dort spazieren wir dem Vierwaldstättersee entlang zur Kappelbrücke und werden prompt von einer dunkeln Regenwolke überrascht. Trotz des viertelstündigen Schauers, schaffen wir es alle die im 14. Jh. errichtete Holzbrücke über die Reuss zu passieren und die einzigartigen Dreiecksbilder zu bewundern, von denen leider viele dem Brand von 1993 zum Opfer gefallen sind. Über den Hirzelpass fahren wir vom Kanton Zug zum Zürichsee. Am Ende des Sees biegen wir links ab ins Toggenburg und erreichen auf der Schwägalp das Appenzeller Land. 2019 donnerte hier eine Lawine direkt in den Gastraum des Restaurants und beschädigte auch das Hotel. Wie durch ein Wunder wurde niemand ernsthaft verletzt. Wir residieren im Neubau und werden am Abend mit einem Appenzeller-Spezialitäten-Menu verköstigt. Die Luft ist frisch, der Himmel klar und die untergehende Sonne beschert uns einen romantischen Abend. Nicht einmal die Kühe wollen in den Stall. Nur ganz langsam folgen sie den Rufen des Älplers hangabwärts.
9. Tag – Mittwoch, 30.07.2025: Frühstück auf dem Säntis und Rückreise nach Dresden
Kurz nach sieben Uhr stellen wir die Koffer in den Bus. Nicht jeder hat ganz gut geschlafen, weil Material für die Baustelle der neuen Luftseilbahn heute auch nachts angeliefert wurde, aber hungrig sind wir alle und so fahren wir erwartungsvoll auf den Säntis (2.501 m.ü.M.). Im Restaurant dürfen wir uns am Frühstücksbuffet bedienen. Hier gibt’s neben Rührei zum ersten Mal auch Rösti. Nach dem Essen begeben wir uns auf den Gipfel und genießen die etwas diesige Aussicht bei vollem Sonnenschein. Im Norden sehen wir den Bodensee und im Süden die Churfirsten und dahinter die schneebedeckten Alpen. In der Säntis-Erlebniswelt können wir uns über die Geschichte, die Geologie, die Gletscher und die Wetterstation am Berg informieren. Um halb zehn fahren wir wieder hinunter auf die Schwägalp und geben unsere letzten Franken in der Schaukäserei aus. Neben Käse gibt es hier auch Appenzeller Biberli und Mostbröckli (Trockenfleisch) zu kaufen. Marek drängt zum Aufbruch. Die Heimat ruft und so fahren wir zügig los in Richtung St. Gallen. In Österreich kommen wir kurz auf Abwege, finden aber schließlich unsere Autobahn, den Weg durch den Pfändertunnel zur deutschen Grenze. Dreimal machen wir Pause bevor unsere ersten Gäste in Nossen aussteigen. Zwischen hier und Dresden ist die Autobahn wegen eines Unfalls gesperrt, so dass heute der Halt Dresden Flughafen entfällt und die Reise in Kesselsdorf an der Busgarage von Satra Eberhardt endet. Von hier aus bringen uns die Transferfahrzeuge in die Stadt und nach Hause. Wir sind müde und froh zurück zu sein, aber auch dankbar für die vielen schönen Eindrücke, die diese erlebnisreichen Reise in unserer Erinnerung hinterlassen wird.
Ich möchte mich bei allen Reisegästen herzlich bedanken für die nette Gesellschaft und die bereichernden Gespräche. Es hat mir viel Spaß gemacht mit Ihnen unterwegs zu sein, auch wenn mir zum Ende der Reise ein Großteil der Gruppe untreu geworden ist ;-)