Reisebericht: Glacier– und Bernina–Express – die besondere Reise

21.07. – 27.07.2010, 7 Tage Premium–Bahnreise Schweiz im Panorama–Wagen mit Sils im Engadin – St. Moritz – Bernina–Express – Tirano – Glacier–Express – Pontresina – Val da Roseg – Zermatt – Pilatus


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Im Panoramawagen des langsamsten Schnellzugs der Welt genießt man die besten Aussichten. Sie erleben die Schweiz fast in einem Zug. Die Fahrt führt vorbei an pittoresken Landschaften, schneebedeckten Alpengipfeln, tosenden Gebirgsbächen, saftigen Wiesen
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

Reisebericht

1. Tag - 21.07.2010: Anreise
Pünktlich um 6 Uhr morgens ging es am Dresdner Flughafen los. Die letzten Gäste stiegen am Autohof in Münchberg zu und damit war unsere Reisegruppe mit 34 Personen komplett. Wie bei unseren Reisen üblich, legten wir im Abstand von jeweils etwa zwei Stunden eine Pause ein.


So konnte jeder mal etwas frische Luft schnappen beziehungsweise sich die Beine vertreten. Die Fahrt führte uns über Nürnberg und Ulm in Richtung Bodensee. Durch den Pfändertunnel und über Lustenau erreichten wir bereits am Nachmittag die Schweiz. Die Route führte uns weiter durch das Rheintal, vorbei an Chur und über den Julierpass nach St. Moritz. St. Moritz liegt auf 1800 Metern über dem Meer inmitten der Engadiner Seenlandschaft. Zu jeder Jahreszeit findet man hier eine attraktive Mischung von Natur, Kultur, Sport und Erholung. Im vier Sterne Hotel "La Margna" wurden wir bereits erwartet und in eine besondere Ferienwelt entführt. Eingebettet zwischen See und Dorfkern von St. Moritz bietet dieses Swiss Historic Hotel eine einzigartige Kulisse am Schmelzpunkt von Belle Epoque und Engadiner Wohnkultur. Die Gastgeber Tradition der Familie Schweizer und die engagierten Mitarbeiter sorgen für einen entspannten Genuss.
 
2. Tag - 22.07.2010: St. Moritz - Val Roseg 


Am Vormittag unternahmen wir einen geführten Ortsrundgang in St. Moritz. St. Moritz ist mit seinem kosmopolitischen Ambiente einer der beliebtesten Ferienorte der Welt. Er verdankt seine Bedeutung ursprünglich seinen Heilquellen, die seit gut 3000 Jahren bekannt sind und war Geburtsort des Ende des 19. Jahrhunderts einsetzenden alpinen Wintertourismus. Wahrzeichen von St. Moritz ist der 33 Meter hohe "Schiefe Turm", der erstmals 1139 urkundlich erwähnt wurde und der Rest einer alten Kirche ist. Am Ende der Führung statteten wir dem Traditionscafé "Hauser" einen Besuch ab, hier konnten wir übrigens eine typische Bündner Spezialität - die Bündner Nusstorte - probieren.


 
Gegen Mittag fuhren wir dann mit unserem Bus in das nur wenige Kilometer entfernte Pontresina. Das namhafte Engadiner Dorf ist Ausgangspunkt für einmalige Naturerlebnisse. Hier erwarteten uns mehrere Pferdekutschen, die uns in das wildromantische Val Roseg mit dem imposanten Roseggletscher brachten. Hier erlebten wir die Natur hautnah und waren weit weg von Lärm und Stress... - es war einfach herrlich! Zum Glück war auch der Wettergott auf unserer Seite.
 
 
 
3. Tag- 23.07.2010: Fahrt mit dem Bernina-Express
Heute stand bereits der erste Höhepunkt dieser Reise, die Fahrt mit dem Bernina-Express, auf dem Programm. Ausgangspunkt war St. Moritz, hier stiegen wir am Vormittag in den Bernina-Express ein.


Die Bernina-Linie ist die einzige Schweizerbahn, die offen über die Alpen führt. Sie wurde 1910 fertig gestellt und brachte uns von den Gletschern des Berninapasses auf 2.253 m ü. d. M. hinunter auf 429 m ü. d. M. nach Tirano. Während der Höhenunterschied zwischen Ospizio Bernina und Tirano 1.824 Meter beträgt, misst die Horizontaldistanz nur 22 Kilometer. Diese Höhendifferenz wird ohne Zahnrad-Strecken überwunden - trotz Steigungen von bis zu 70o/oo. Das ist das absolute Maximum, das eine Adhäsionsbahn noch nutzbringend bewältigen kann. Besonders raffiniert ist übrigens auch die Wahl der Linienführung. Sie ermöglicht nicht nur die Überwindung der immensen Höhenunterschiede, sie eröffnet dem Reisenden auch atemberaubende Ausblicke auf eine imposante Bergwelt, auf Gletscher und Täler. Gegen Mittag kamen wir schließlich nach einer etwa 2,5-stündigen Fahrt im Bernina-Express im italienischen Tirano an und die meisten von uns gingen zum Mittagessen ins Restaurant "Al Portici". Einige von uns probierten auf meine Empfehlung hin eine Spezialität dieser Gegend, nämlich "Pizzoccheri". Das ist eine Mischung aus Buchweizennudeln, Spinat, Karotten, Knoblauch, Zwiebeln und das alles mit Butter und Käse überbacken. Dazu gab es für einige ein Glas Hauswein, natürlich aus dieser Gegend - dem milden Veltlin. Wir hatten übrigens angenehme Temperaturen um die 25 Grad, aber leider etwas Regen. Einige von uns nutzten trotz allem noch die Gelegenheit und spazierten zur Wallfahrtkirche "Madonna di Tirano" - diese Kirche mit ihren herrlichen Fresken hatte heute sogar ihre Türen geöffnet, denn meistens ist sie über die Mittagszeit geschlossen - wie fast alle Geschäfte hier! In Italien pflegt man nämlich die Tradition der Siesta und ein altes römische Sprichwort sagt: "Zu dieser Zeit sind nur Hunde und Franzosen unterwegs...".


Für uns ging es nun mit dem Bus zurück. Nach kurzer Zeit erreichten wir wieder den Grenzübergang Italien - Schweiz und wie versprochen, legten wir auf der Rückfahrt ein paar Foto-Stopps ein, denn während unserer Bahnfahrt am Vormittag durften wir leider nicht aussteigen. Brusio sollte unser erstes Ziel sein, denn dort erlebt man eine wahre Einzigartigkeit - der Bernina-Express beschreibt eine Schleife über einen Kreisviadukt. 107 Meter ist er lang, und er dürfte zu den meistfotografierten Bauwerken der Rhätischen Bahn zählen. Diese 360-Grad-Kehre bringt wertvolle Höhenmeter, ein Griff in die Trickkiste der Bahnbauer, der sonst nur bei Kehrtunnels angewendet wird. Wir warteten auf einen Bernina-Zug, damit unser Foto perfekt war. Weiter hinauf ging es zum Lago di Poschiavo. Durch die Ortschaften des Val di Poschiavo, einem italienischsprachigen Südtal des Kantons Graubünden, erreichten wir die Bernina-Passstraße. Diese ist gewöhnlich ganzjährig geöffnet und stellt die Verbindung zwischen dem Puschlav im Süden und dem Engadin im Norden dar. Damit ist der Pass gleichzeitig eine Sprachgrenze. Eine gelbe Tafel auf dem Pass signalisiert die Europäische Wasserscheide, das Wasser in Richtung Süden gelangt über die Flüsse Poschiavino, Adda und Po ins Adriatische Meer und das Wasser in Richtung Norden wird über den Inn und die Donau ins Schwarze Meer geleitet. Nach einem Aufenthalt auf dem Bernina-Pass ging es mit einem kurzen Stopp mit Blick auf den Morteratsch-Gletscher zurück nach St.Moritz. Ein erlebnisreicher und kurzweiliger Tag war jetzt zu Ende.
 
4. Tag - 24.07.2010: Fahrt mit dem Glacier-Express
Am Morgen spazierten wir gemeinsam zum nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernten Bahnhof von St. Moritz. Zuvor verabschiedeten wir uns von unserem Buschauffeur André, der allein mit dem Bus und unserem Gepäck die etwa 160 Kilometer lange Strecke bis Andermatt zurücklegte. Die eigentlich vorgesehene komplette Glacier-Strecke bis Zermatt konnten wir leider aufgrund einer teilweisen Sperrung der Strecke des Glacier-Express zwischen Fiesch und Lax nicht fahren.


Nachdem wir es in unserem Panoramawagen der 1. Klasse gemütlich gemacht hatten, ging es über Filisur, Tiefencastel, Thusis, Chur, Reichenau, die Vorderrheinschlucht, Disentis und über den 2.033 Meter hohen Oberalppass nach Andermatt. Die Bahnfahrt mit dem langsamsten Schnellzug der Welt dauerte etwa fünf Stunden, aber keine Angst - niemandem von uns wurde langweilig. Das Landschaftsbild verändert sich ständig und es gibt verdammt viel zu sehen...! Zudem wurden wir mit einem schmackhaften Mittagessen verwöhnt. Der Glacier-Express fährt übrigens mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 35 Kilometern pro Stunde. Das im 12. Jahrhundert von den Walsern gegründete Andermatt erreichten wir am frühen Nachmittag. Dort erwartete uns bereits unser Buschauffeur André mit dem Bus und weiter ging es durch das Urserental bis Realp. Hier nun begann die herrlich Straße hinauf zum 2.436 Meter hohen Furkapass. Dieser verbindet den Kanton Uri mit dem Kanton Wallis und ist die Wasserscheide zwischen Nordsee und Mittelmeer. Auf unserer Fahrt konnten wir übrigens auch die Gleisanlagen der alten Furka-Bergstrecke sehen. Diese wurde mit Eröffnung des Furka-Basistunnels vor knapp 30 Jahren leider stillgelegt und einer großen Initiative von Bahnfreunden ist es zu verdanken, dass man hier mittlerweile wieder mit alten Dampfloks fahren kann - übrigens Bahnromantik pur...!


Am Rhonegletscher planten wir einen längeren Aufenthalt. Der Rhonegletscher ist heute noch knapp 10 Kilometer lang und war vor allem im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund seiner damals noch weit ins Tal hinunter reichenden Zunge eine große Touristenattraktion. Er schmilzt nunmehr seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kontinuierlich und Experten gehen davon aus, dass er in etwa 100 Jahren beinahe vollständig verschwunden sein wird. Weiter ging es durch das Goms, vorbei an Brig und von Visp aus zum letzten Reiseabschnitt des heutigen Tages. Die Fahrt durch das Mattertal war bestimmt von wildromantischen Lärchenwäldern, Lawinenschutzbauten und Tunnels. In Täsch, ca. 5 Kilometer nördlich von Zermatt, war für den Bus diesmal Endstation! Mit einem Pendelzug erreichten wir den Bahnhof des autofreien Zermatt und am Bahnhofsvorplatz wurde das 4478 Meter hohe majestätische Matterhorn erstmals sichtbar - einfach grandios! Im Hotel "Tschugge", unserem Domizil für weitere zwei Nächte, war bereits alles für unsere Ankunft vorbereitet. Um unser Gepäck brauchten wir uns übrigens nicht zu kümmern, denn dieses wurde bereits am Bahnhof in Täsch in Gepäckwagen der Bahn umgeladen, mit dem Pendelzug gelangte es dann zum Bahnhof Zermatt und letztendlich wurde es mit dem hoteleigenen Elektroauto in Zermatt abgeholt. Nach einem reichhaltigen Abendessen als 4-Gänge-Menü ging ein weiterer Tag voller unvergesslicher Eindrücke zu Ende.
 
5. Tag - 25.07.2010: Zermatt
Jetzt hatten wir unseren freien Tag in Zermatt und auch heute meinte es das Wetter wieder gut mit uns.


Bei herrlichem Sonnenschein und einer super Sicht fuhren die meisten Gäste schon am zeitigen Vormittag mit der Zahnradbahn auf den 3.089 Meter hohen Gornergrat.


Das Panorama und der Blick auf einige Viertausender ist atemberaubend und einfach unbeschreiblich! Auch für einen geführten Ortsrundgang in Zermatt blieb noch genügend Zeit. Besonders interessant ist das alte Zermatt mit den typisch Walliser Holzhäusern. Diese Häuser stehen häufig auf sogenannten "Mäuseplatten" und dienten früher dazu, daß keine Mäuse an die Vorräte rankamen. So erlebte jeder diesen Tag nach seinen eigenen Vorstellungen. Am Abend trafen wir uns alle wieder und ließen beim Abendessen den Tag noch einmal Revue passieren.
 
6. Tag - 26.07.2010: Zermatt - Luzern - Abtwil

Am nächsten Morgen mussten wir dann leider schon wieder Abschied nehmen von dieser Region. Mit dem Pendelzug fuhren wir nach Täsch. Dort, ca. 5 Kilometer nördlich von Zermatt, mußte unser Bus parken, da Zermatt ein autofreier Ort ist. In Täsch angekommen, ging es dann gleich mit unserem Bus weiter. Mit unserem Gepäck war übrigens alles bestens organisiert, niemand mußte sich darum kümmern.


Unser Buschauffeur André, das Hotel und letztendlich die Bahn kümmerten sich darum, dass alle Koffer rechtzeitig im Bus waren. Nach einer etwa 2-stündigen Fahrt über Visp, Brig und das obere Rhonetal erreichten wir den 2165 Meter hohen Grimselpass. Auf der Passhöhe schauten sich die meisten von uns im Murmeltierpark um - wie niedlich! Am Nachmittag erreichten wir schließlich Luzern mit der berühmten Kapellbrücke. So konnten wir immerhin behaupten, die zwei meistfotografierten Bildmotive der Schweiz wahrhaftig gesehen zu haben! Die Kapellbrücke wurde übrigens in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Teil der Stadtbefestigung errichtet und hat ihren Namen von der benachbarten St.-Peters-Kapelle. Nach einem Stadtbummel durch Luzern brachen wir zur letzten Etappe des heutigen Tages auf. Vorbei an Zürich und Winterthur führte uns der Weg nach Abtwil, am westlichen Stadtrand von St. Gallen gelegen. Im Hotel "Säntispark" verbrachten wir nunmehr die letzte Nacht auf dieser Reise. Da bis zum Abendessen noch etwas Zeit war, nutzten einige unserer Gäste nach unserer Ankunft die Möglichkeit zum Baden in der direkt an das Hotel angrenzenden Bäderlandschaft. Beim Abendessen im Hotel trafen wir dann übrigens auch noch die Fußballspieler des Bundesliga-Vereins Bayer 04 Leverkusen, diese absolvierten hier ein Trainingslager. Das war natürlich auch nochmal eine tolle Überraschung!
 
7. Tag - 27.07.2010: Heimreise
Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir in Richtung Zentrum von St. Gallen. Wir hatten immerhin noch etwas Zeit, um uns die Stadt etwas näher anzuschauen.


Im 7. Jahrhundert gründete hier der irische Wandermönch Gallus eine Einsiedelei. Aus dieser entstand danach ein Kloster und bald darauf unter dem Abt Otmar die Benediktinerabtei, die vom 9. bis zum 11. Jahrhundert eine Hochblüte erlebte und durch Schule und Bibliothek zu einem der kulturellen Brennpunkte nördlich der Alpen wurde. Nach diesem kurzen Besuch von St. Gallen traten wir die Heimreise an. Nach einer herrlichen Woche mit überwiegend schönem Wetter ging es also über Ulm und Nürnberg in Richtung Heimat. Wir kamen kurz vor 20 Uhr am Dresdner Flughafen, dem Ausgangspunkt unserer Reise an. Die meisten unserer Gäste nutzten den zuverlässigen Haustürtransfer-Service von Eberhardt TRAVEL und somit erreichten wir ganz entspannt unsere Heimatorte. Diese Reise kann ich zu jeder Jahreszeit empfehlen, auch im Winter! Lassen Sie sich überraschen von der Vielfalt der Natur und der Herzlichkeit der Schweizer! Kommen Sie doch einfach mit auf eine meiner Lieblingsreisen und überzeugen Sie sich selbst...!

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