Reisebericht: Glacier– und Bernina–Express – die besondere Reise

18.07. – 24.07.2021, 7 Tage Premium–Bahnreise Schweiz im Panorama–Wagen mit Sils im Engadin – St. Moritz – Bernina–Express – Tirano – Glacier–Express – Pontresina – Val da Roseg – Zermatt – Pilatus


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Nach den Unwettern der vergangenen Tage ging es für uns teilweise mit gemischten Gefühlen in die Schweiz. Wir wurden allerdings eines besseren belehrt und so erwartete uns eine perfekte Woche mit grandiosen Landschaften und tollen Panoramen...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

1. Tag – Sonntag, 18.07.2021: Anreise nach Sils (ab Dresden = 808 Bus–Kilometer)

Voller Vorfreude und gut gelaunt starteten wir pünktlich um 6 Uhr morgens am Dresdner Flughafen. Den letzten Gast nahmen wir heute in der Nähe von Ulm auf und somit war unsere Reisegruppe mit insgesamt 20 Personen komplett. Wie bei allen unseren Reisen üblich, legten wir im Abstand von jeweils etwa zwei Stunden eine Pause ein. So konnten wir uns regelmäßig die Beine vertreten und etwas Frischluft erhaschen. Die Fahrtroute führte uns vorbei an Memmingen und das Württembergische Allgäu in Richtung Bodensee. Wir gelangten schließlich durch den österreichischen Pfändertunnel und über den Grenzübergang Mäder (Österreich) nach Kriessern (Schweiz), wo wir am späten Nachmittag eintrafen. Weiter ging es durch das wunderschöne Rheintal, vorbei an Chur und über den 2.284 m hohen Julierpass nach Sils-Maria im Oberengadin. Dieser kleine Ort befindet sich auf 1.800 Höhenmetern inmitten der Engadiner Seenlandschaft. Im Hotel "Edelweiss" wurden wir bereits herzlich erwartet. Dieses Haus besticht seit dem 19. Jahrhundert durch eine lange Tradition der Gastlichkeit und wir fühlten uns sofort wohl! Unser schmackhaftes Abendessen nahmen wir, wie auch die folgenden Tage, im einzigartigen Jugendstilsaal des Hotels ein - ein tolles Ambiente!

2. Tag – Montag, 19.07.2021: St. Moritz – Val Roseg (39 Bus–Kilometer + 14 Kilometer zu Pferd)

Der Himmel zeigte sich heute absolut wolkenfrei und so starteten wir bestens gelaunt in diesen ersten Ausflugstag. Bereits am Morgen wurden wir von unserer sympathischen Gästeführerin Susi in St. Moritz erwartet. Sie zeigte uns nun die schönsten Ecken dieses Ortes, von dem wir schon so viel im vorab gehört hatten... Zunächst führte sie uns zum Paracelsus-Forum im Kurzentrum von St. Moritz Bad, denn schließlich verdankt St. Moritz seine ursprüngliche Bedeutung den hiesigen Heilquellen, die seit gut 3.000 Jahren bekannt sind. Am Trinkbrunnen des Forums wurden wir sogar zu einer Verkostung des eisen- und kohlensäurehaltigen Wassers eingeladen. Angeblich fühlt man sich danach sofort jünger..., ich lasse das mal so im Raum stehen! Anschließend unternahmen wir eine Fahrt durch St. Moritz Dorf mit seinem kosmopolitischen Ambiente, bevor es dann zu Fuß durch das Ortszentrum ging. Wir erfuhren auch, dass St. Moritz die Wiege des Ende des 19. Jahrhunderts einsetzenden alpinen Wintertourismus war. Das unumstrittene Wahrzeichen ist der 33 Meter hohe "Schiefe Turm", der Rest einer alten Kirche, der erstmals Mitte des 12. Jahrhunderts urkundlich erwähnt wurde. Am Ende der Führung besuchten wir das Traditionscafé "Hauser", wo wir eine typische Bündner Spezialität - die leckere Engadiner Nusstorte - verkosten konnten. Nach etwas Freizeit für individuelle Erkundungen fuhren wir gegen Mittag dann mit unserem Bus in das nur wenige Kilometer entfernte Pontresina. Dieses namhafte Engadiner Dorf ist Ausgangspunkt für tolle Naturerlebnisse und hier erwarteten uns gleich zwei Pferdekutschen, die uns in das wildromantische Val Roseg mit dem imposanten Roseggletscher brachten. Somit erlebten wir die einzigartige Natur hautnah weit weg von Lärm und Stress... - ein herrlicher Nachmittag mit einem Hauch von Romantik!

3. Tag – Dienstag, 20.07.2021: Fahrt mit dem Bernina–Express (74 Bus–Kilometer + ca. 58 Bahn–Kilometer)

Heute stand bereits einer der Höhepunkte dieser Reise, die Fahrt mit dem Bernina-Express, auf unserem Programm. Der neu gestaltete Bahnhof in St. Moritz war der Ausgangspunkt für dieses einzigartige Erlebnis und bei strahlendem Sonnenstein stiegen wir in die für uns reservierten 1. Klasse-Wagen ein. Nun war es soweit - wir befanden uns jetzt in der immerhin einzigen Schweizerbahn, die seit ihrer Fertigstellung im Jahre 1910 offen über die Alpen führt. Zunächst ging es vorbei am Morteratsch-Gletscher hinauf zu den Gletschern des Berninapasses auf 2.253 m ü. d. M., dem höchsten Punkt unserer Reise. Weiter ging es serpentinenartig hinunter auf 553 m ü. d. M., ins schweizerische Grenzdorf Campocologno. Der Höhenunterschied zwischen Ospizio Bernina und Campocologno beträgt immense 1.700 Meter, die Horizontaldistanz misst nämlich nur etwa 20 Kilometer. Diese Höhendifferenz wird absolut ohne Zahnrad-Strecken überwunden - trotz Steigungen von bis zu 70o/oo! Auch die Wahl der Linienführung ist sehr raffiniert und ermöglicht nicht nur die Überwindung der großen Höhenunterschiede, sie eröffnete uns auch immer wieder atemberaubende Ausblicke auf eine grandiose Bergwelt, auf zahlreiche Gletscher und imposante Täler. Nach einer reichlich 2-stündigen Fahrt erreichte unser Bernina-Express das milde Puschlav bzw. Campocologno, wo Frank mit dem Bus bereits auf uns wartete und wir die Rückfahrt gen Norden antraten. Wie versprochen, legten wir auf der Rückfahrt auch ein paar tolle Foto-Stopps ein, denn während unserer Bahnfahrt am Vormittag durften wir leider nicht aussteigen! Nach nur wenigen Minuten Fahrtzeit sollte das berühmte Kreisviadukt von Brusio unser erstes Ziel sein, denn dort erlebt man eine wahre Einzigartigkeit - der Bernina-Express beschreibt hier nämlich eine über 107 Meter lange Schleife und zählt zu den gigantischsten und meistfotografierten Bauwerken auf dem Netz der Rhätischen Bahn. Diese 360-Grad-Kehre bringt wertvolle Höhenmeter und das ist ein Griff in die Trickkiste der Bahnbauer, der sonst nur bei Kehrtunnels angewendet wird. Wir warteten geduldig auf einen Zug, damit unser Foto perfekt wurde - für ein tolles Eisenbahn-Foto tut man doch so einiges...! Mit schönen Bildern im Gepäck ging es weiter zum Lago di Poschiavo hinauf und durch die verschiedenen Ortschaften des Val Poschiavo, einem italienisch-sprachigen Südtal des Kantons Graubünden. Danach erreichten wir die Bernina-Passstraße, der Verbindung zwischen dem Puschlav im Süden und dem Engadin im Norden. Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem Bernina-Pass und einem Foto-Stopp mit Blick auf den Morteratsch-Gletscher sollte es am Nachmittag eigentlich zurück ins Hotel gehen. Das tolle Wetter lud uns allerdings geradezu zur Planung eines weiteren Highlights ein, wir waren schließlich während unseres Aufenthaltes stolze Besitzer der Oberengadiner Gästekarte. Dieses spezielle Sommerangebot ist genial und ermöglichte uns die freie Fahrt mit allen geöffneten Bergbahnen und so lag es nahe, mit einer der ältesten Standseilbahnen Graubündens in nur wenigen Minuten zum 2.453 Meter hoch gelegenen Aussichtsberg Muottas Muragl zu fahren. Wir erlebten eine sagenhafte Kulisse und das Panorama auf die zahlreichen umliegenden Gipfel und die Oberengadiner Seen war einzigartig schön - die absolute Krönung eines wiederum eindrucksvollen Tages!

4. Tag – Mittwoch, 21.07.2021: Fahrt mit dem Glacier–Express (11 Bus–Kilometer + 291 Bahn–Kilometer)

Gut gestärkt vom reichhaltigen Frühstück fuhren wir wiederum gemeinsam zum nur wenige Fahrminuten vom Hotel entfernten Bahnhof von St. Moritz. Zuvor verabschiedeten wir uns von unserem Buschauffeur Frank, der allein mit dem Bus und unserem Gepäck die etwa 286 Kilometer lange Strecke bis Täsch zurücklegte. Nachdem wir es uns in unserem Panoramawagen der 1. Klasse gemütlich gemacht hatten, ging es über Filisur, Tiefencastel, Thusis, Chur, Reichenau, die Vorderrheinschlucht, Disentis, über den 2.033 Meter hohen Oberalppass, Andermatt und Brig nach Zermatt. Die Bahnfahrt mit dem langsamsten Schnellzug der Welt dauerte zwar immerhin etwa acht Stunden, aber das war kein Problem - niemandem von uns wurde langweilig. Das Landschaftsbild veränderte sich ständig und es gab verdammt viel zu sehen...! Zudem wurden wir mit einem schmackhaften Mittagessen verwöhnt - es gab heute Schweinebraten mit Spätzle und Brokkoli! Bereits am späten Nachmittag erreichten wir völlig entspannt den Bahnhof des autofreien Zermatt und unternahmen einen ersten kleinen Ortsspaziergang, um uns mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vertraut zu machen. Leider zeigte sich das Matterhorn nicht, aber wir hofften das Beste. Im zentral gelegenen Hotel "Mirabeau", unserem Domizil für weitere zwei Nächte, wurden wir bereits erwartet und auch unser Gepäck war bereits auf den Zimmern angekommen. Ein gemeinsames Abendessen im Hotel rundete diesen Tag voller unvergesslicher Eindrücke ab.

5. Tag – Donnerstag, 22.07.2021: Zermatt

Heute hatten wir einen kompletten Tag in Zermatt, der uns zur freien Verfügung stand. Jeder konnte seinen Tag also ganz individuell gestalten. Zunächst brach ich allerdings noch vor dem Frühstück mit einem kleinen Teil der Gruppe zu einem morgendlichen Spaziergang durch Zermatt auf, um den Sonnenaufgang am Matterhorn zu beobachten. Das Wetter meinte es erneut gut mit uns und somit entschieden sich am Vormittag alle Gäste unserer Reisegruppe für die Fahrt mit der Zahnradbahn auf den 3.089 Meter hohen Gornergrat. Das Panorama und der Blick auf einige Viertausender war wunderschön und auch der "der Berg der Berge", das Matterhorn, war in vielen Facetten zu sehen. Am Nachmittag nutzten wir dann die Möglichkeit für einen individuellen Ortsspaziergang. Besonders interessant ist das alte Zermatt mit seinen typischen Walliser Holzhäusern. Diese Häuser stehen häufig auf sogenannten "Mäuseplatten" und dienten früher dazu, dass keine Mäuse an die Vorräte rankamen. So erlebte jeder diesen Tag nach seinen eigenen Vorstellungen. Am Abend trafen wir uns alle wieder und ließen beim Abendessen den Tag mit netten Gesprächen noch einmal Revue passieren.

6. Tag – Freitag, 23.07.2021: Grimselpass – Pilatus (162 Bus–Kilometer)

Am nächsten Morgen mussten wir dann leider schon wieder Abschied nehmen von dieser Region. Mit dem Pendelzug fuhren wir nach Täsch. Dort, ca. 5 Kilometer nördlich von Zermatt, parkte unser Bus, da Zermatt autofrei ist. In Täsch angekommen, ging es dann gleich mit unserem Bus weiter. Mit unserem Gepäck war auch heute wieder alles bestens organisiert, niemand musste sich darum kümmern. Unser Buschauffeur Frank, das Hotel und letztendlich die Bahn kümmerten sich darum, dass alle Koffer rechtzeitig im Bus waren. Nach einer reichlich 2-stündigen Fahrt über Visp, Brig und das obere Rhonetal mit einem kurzen Aufenthalt an der Hängebrücke Fürgangen-Mühlebach bzw. sog. "Goms-Bridge" erreichten wir den 2.165 Meter hohen Grimselpass. Auf der Passhöhe genossen wir die tolle Landschaft und die meisten Gäste schauten sich zudem im hiesigen Murmeltierpark um - wie niedlich! Weiter ging es für uns durch das Haslital bis Meiringen und schließlich über den Brünigpass in die Zentralschweiz, genauer gesagt Alpnachstad. Von Alpnachstad aus fuhren wir dann am Nachmittag mit der steilsten Zahnradbahn der Welt (maximal 48 Prozent) in nur etwa 35 Minuten hinauf zum 2.132 Meter hohen Pilatus-Kulm, wo wir die letzte Nacht dieser eindrucksvollen Reise verbrachten. Der Pilatus hat seinen Namen übrigens wahrscheinlich von "Pileatus", der Bedeckte (mit Wolken), und wurde bis zum 17. Jahrhundert "Fräkmünt" genannt. Sein Name wird auch der Legende zugeschrieben, nach der der Leichnam des Pontius Pilatus in dem ehemaligen See auf der oberen Bründlenalp versenkt sei. Oben angekommen, bezogen wir also direkt unsere gemütlichen Zimmer im Hotel "Bellevue".  Anschließend hatten wir noch ausreichend Zeit die herrliche Bergwelt hier oben auf uns wirken zu lassen - die Sicht war einfach grandios! Danach erwartete uns ein abschließendes Abendessen im Kulm-Hotel auf über 2.130 Metern Höhe. Wir ließen es uns nun in luftiger Höhe nochmals rundum gut gehen und erfreuten uns an diesem letzten Abend voller Bergerlebnisse!

7. Tag – Samstag, 24.07.2021: Heimreise (bis Dresden = 788 Bus–Kilometer)

Nach einer erholsamen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück mussten wir nunmehr so langsam an die Heimreise denken... Mit der Luftseilbahn fuhren wir zuerst hinunter zum Fräkmüntegg und anschließend ging es dann mit einer Umlaufbahn und kleineren Gondeln weiter hinunter bis nach Kriens, wo bereits Frank mit dem Bus auf uns wartete. Anschließend brachen wir zur letzten Etappe unserer Reise auf und über die Hirzelhöhe bzw. vorbei am Zürich- und Walensee führte uns der Weg weiter in die Nordostschweiz und schließlich in Richtung Heimat.
Eine erlebnisreiche Woche bei wunderschönem Wetter lag hinter uns, was hatten wir nur für ein Glück! Diese Reise ist immer wieder schön und besticht durch beeindruckende Landschaften mit einer großen Vielfalt an Natur und natürlich auch durch die Herzlichkeit der Schweizer!
Ein großer Dank gilt auch unserem Buschauffeur Frank, der uns jederzeit souverän durch die Schweiz chauffierte.
Ich wünsche allen Mitreisenden an dieser Stelle nochmals alles Gute, beste Gesundheit, viel Glück und weiterhin große Reiselust! Ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehen!
Ihre Reiseleiterin Katrin Deutschbein

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht