Eine besondere Schweizreise mit zwei Expresszügen
Reisebericht: 04.09. – 10.09.2024
Die Schweiz ist vielfältig - von hohen Bergen mit Gletschern bis zu südlichem Flair - wollten wir uns in einer Woche einen Überblick verschaffen. Das haben wir im Ansatz geschafft. Aber wir haben uns
Ein Reisebericht von
Hartwig Köllner
Vom sächsischen Elbflorenz in das mondäne Engadin
Pünktlicher Start, wenige Zustiege und regelmäßige Pausen ließen die Fahrt bis nach Lindau am Bodensee zügig vergehen.
Vorbei an Bregenz in das Tal des Alpenrhein, jenseits des Rheins das Fürstentum Liechtenstein. Am Rastplatz Heidiland erwartete uns Heidi mit ihrer Truppe bei fröhlicher Musik. Willkommen in der Schweiz.
Da wir zügig unterwegs waren, schlug unser Busfahrer Heiko einen Fotostopp am Marmarastausee vor. Vom Julierpass mit 2284 m Passhöhe hatten wir einen wunderbaren Blick auf das obere Engadin und die dieses Tal säumenden Berge der Bernina-Berggruppe.
Rechtzeitig vor dem Abendessen erreichten wir unser seit 1876 bestehendes Hotel "Edelweiss" in Sils-Maria im oberen Engadin, dem Tal des noch jungen Inns. Im Jugendstilsaal des Grand Restaurant erwartete uns überraschend ein 5gängiges Abendmenü - Spitzengastronomie mit sehr guten begleitenden Getränken!
St. Moritz erkunden und danach per Pferdeomnibus in das Val Roseg
Während unser Aufenthaltsort Sils-Maria eher etwas für intelektuelle Besucher, wie Friedrich Nietzsche oder Hermann Hesse, steht, wird das Oberengadin eher durch den Nobelkurort St. Moritz geprägt.
Mit unserer örtlichen Reiseleiterin Susi wollten wir deshalb diesen Ort näher erkunden. Beginnend als bronze- und mittelalterlicher Quellort mit stark eisenhaltiger Quelle, nach dem Arzt auch als Paracelsus-Forum bezeichnet, lernten wir die Entwicklung von St. Moritz als Nobelkurort, besonders für englische Touristen, kennen. Die Rundfahrt mit unserem Bus brachte uns dann, vorbei an den Wohnlagen der Reichen und Schönen, zu den Sportstätten der Olympischen Winterspiele von 1928. Bei unserem Ortsrundgang kamen wir an der Büste vom Tourismuspionier Johannes Badrutt vorm Rathaus, der Konditorei Hanselmann sowie den Spitzenhotels Badrutt Palace und Schweizerhof vorbei.
Trotz des verhangenen Himmels mit vereinzelten Schauern starteten wir am frühen Nachmittag mit 2 Pferdekutschen, auch als Pferdeomnibus bezeichnet, durch das Rosegtal zum Ausflugslokal Roseg. Mit jeweils 3 Pferden bespannt war es eine Tour durch herrliche Landschaft. Aber der Regen nahm zu und so war nach einigen kurzen Spaziergängen um das Hotel nur ein Platz im Hotel wettersicher.
Nach uriger Rückfahrt erreichten wir unser Hotel zum Abendessen, einem Galamenü mit begeitender Pianomusik.
Von alpinen Gletschern zu typisch italienischem Flair – Fahrt mit dem Bernina–Express
Schwerpunkt des heutigen Tages war die Fahrt mit dem Bernina-Express von St. Moritz (ca. 1800 müM) nach Tirano (429 müM) in Italien.Unser Bernina-Express brachte uns vorbei am Morteratschgletscher über den Berninapass mit kurzem Halt an der Station Alp Grüm in das Puschlaver Tal. Wir konnten das Kreisviadukt von Brusio sehr gut sehen, weil unser Panoramawagen der letze Wagen im Zug war.
Nach Ankunft in Tirano unternahmen wir mit unserem Reiseleiter Hartwig einen kurzen Rundgang entlang des Flusses Adda, durch das Puschlaver Tor und anschließend durch die mittelalterliche Altstadt. Es war Mittagszeit und wir hatten die Gelegenheit, im typisch italienischen Restaurant "Al portici" als Tagesgericht Lasagne bzw. andere italienische Köstlichkeiten zu genießen.
Zurück ging es per Bus und unserem Busfahrer Heiko. Erster Fotostopp: der Berninapass mit dem Ospizio Bernina (2253 müM) oberhalb der Bahnstrecke. Und danach nochmals ein Blick auf den Morteratschgletscher beim Fotohalt.
Der Höhepunkt des Nachmittags war die Auffahrt auf den Berg Muottas (rätoromanisch für "Anhöhe") Muragl (2453 müM) mit nunmehr wunderbaren Ausblicken auf die schneebedeckten Berge der Bernina-Gruppe, das Rosegtal sowie St. Moritz mit den Seen des oberen Engadin. Diese Ausblicke bei bestem Wetter entschädigten für die bedeckten Aussichten vorher.
Fahrt mit dem langsamsten Schnellzug der Welt, dem Glacier–Express
Ortswechsel mit Kofferpacken war heute angesagt, denn es ging nach Zermatt. Für uns mit dem Glacier-Express, für unser Gepäck mit unserem Bus und Fahrer Heiko.
Der Glacier-Express mit unserem 1. Klasse Panoramawagen stand bereit. Los ging die Fahrt.
Verschiedene Landschaften durchfuhren wir - Albulapass, Langwasserviadukt, Rheinschlucht, Oberalppass, Goms und Rhonetal sowie vorbei an Brig das Visp-Mattertal. Durch die Unwetter der Vergangenheit konnten wir entlang der Flüsse zahlreiche Rutschungen beobachten. Der Glacier-Express musste wegen Schäden an der Gleisanlage 3 Monate seine Fahrt nach Zermatt unterbrechen. Wir haben die behobenen Schäden noch sehen können. Gestärkt durch einen leckeren Tagesteller und stets mit ausgewählten Getränken, vor allem Kaffee aus der traditionsreichen Engadiner Kaffeerösterei Badilatti, erreichten wir Zermatt.
Unser Gepäck stand bereits im 4Sterne-Hotel Le Mirabeau, Einchecken und danach ein leckeres Abendmenü.
Zermatt ohne Fahrt auf das Gornergrat geht nicht
Fakultativer Ausflug zum Gornergrat - alle Reisegäste hatten sich schon vorher für die Auffahrt auf das Gornergrat entschieden. Die Gornergratbahn ist 2023 125 Jahre in Betrieb und hinter der Jungfraujochbahn die zweithöchste Bergbahn in Europa. Erster Halt bei der Auffahrt mit der zahnradgetriebenen Gornergratbahn war Rotenboden. Bei gutem Wetter besteht hier die Möglichkeit, im Riffelsee die berühmte Spiegelung des Matterhorns zu sehen. Aber der Himmel war bedeckt - schade.
Nachdem wir einen Zug übersprungen hatten, ging die Auffahrt zum Gornergrat weiter. Kulmhotel, Ausstellung Zooom mit virtuellem Flug um das Matterhorn, Kapelle und natürlich die Aussichtsplattform. Wir hatten wolkenverhangenes Wetter und nur kurzzeitige Aussicht auf die umgebenden Berge und die Gletscher. Da half auch die Benennung der Berge in den aufgestellten Teleskopen wenig.
Die Reisegäste fuhren anschließend individuell zurück nach Zermatt. Einige nutzen die Ausstiegsmöglichkeit an den Stationen und hatten so trotzdem einen eindrucksvollen Tag.
Am späten Nachmittag bot unser Reiseleiter dann noch einen Rundgang durch Zermatt an. Blick auf das vernebelte Matterhorn mit Mattervisp, alter Dorfkern, Bergsteiger- und Bergführerfriedhof, Pfarrkirche mit dem 1980 geschaffenen Deckengemälde Arche Noah, Gedenkfliesen im Gehweg für die Erstbesteiger usw. Und: der restaurierte Murmeltierbrunnen präsentierte sich vor dem unterirdischen Matterhornmuseum (von einigen Reisegästen sehr empfohlen!) in voller Pracht. Wir haben nicht versäumt, das Murmeltier an der Schnauze zu streicheln. Wenn man dies macht, soll man wiederkommen. Bei mir hat es bisher immer geklappt!
Ortswechsel zur Übernachtung auf dem Pilatus
Und wieder stand ein Ortswechsel an, also Gepäck packen und zum Bahn- und Bustransport verladen. Zum Glück verlief alles reibungslos und unser Busfahrer Heiko erwartete uns bereits in Täsch. Nun ging es die bei der Fahrt mit dem Glacier-Express gefahrene Strecke mit dem Bus zurück. Aber wir wollten ja über den Grimselpass nach dem Luzerner Hausberg Pilatus. Also mussten wir mit Blick das Gebiet, wo früher der Rhonegletscher zu sehen war, abbiegen. Am Grimselpass war eigentlich ein Fotohalt mit Besuch des Murmeltiergeheges vorgesehen. Alles war in Nebel getaucht, sodass sich alle Reisegäste zur Weiterfahrt entschieden haben. Schade, aber nicht zu ändern. Danach ging es weiter in's Haslital mit seinen gewaltigen im Nebel kaum erkennbaren Staubecken.
Und dann die Überraschung: Mittagshalt am Käsestand von Judy: erst Verkostung von Käse und Wurst, dann selbstverständlich Kauf für die Lieben zu Hause... oder zum Selberessen. Lecker, der Schweizer Käse so frisch vom Käsestand.
Ein eher funktioneller Halt war anschließend der Stop am Westausgang der Aareschlucht Das naheliegende Meiringen ist als Sherlock Holmes-Stadt bekannt, zugleich auch als Stadt des Desserts aus Zucker und Eischnee - Merinque oder Baiser. Bei unserer Weiterfahrt "bezwangen" wir den niedrigsten Pass der Schweiz, den Brünigpass mit 1008 m. Neue Landschaften taten sich uns anschließend bei der Fahrt zum Pilatus auf.
Rechtzeitig trafen wir in Alpnachstad zur Fahrt mit der Pilatusbahn ein. Die Pilatusbahn ist die steilste Zahnradbahn der Welt. Nunmehr sind die Wagen der dritten Generation in Betrieb - modern, komfortabel und mit neuer Weichentechnik auf bewährter 4,3 km langer Bergstrecke mit bis zu 48% Steigung - ein einmaliges Erlebnis. Wir hatten während der Fahrt einige tolle Ausblicke, der Gipfel aber wieder voll im Regen. Wir konnten trotzdem trockenen Fußes einchecken. Die Zimmer im runden Hotel Bellevue haben die Form von Tortenstücken - gewöhnungsbedürftig. Einige nutzten auch dieses unfreundliche Wetter, um kurze Ausflüge auf der Pilatusberggruppe zu machen: Oberhaupt (2106 m hoch) und Esel (2119 m hoch) sind Bergbezeichnungen! Und: von diesen Bergen kann man besonders gut den Sonnenuntergang vom Oberhaupt und den Sonnenaufgang (die Zeit ist stets in der Zimmerkarte vermerkt) vom Esel beobachten. Wenn man denn die Sicht gehabt hätte...
Unser wie immer köstliches Abendessen erhielten wir im Kulmhotel Saal Victoria. Prächtiges Flair, exzellente Küche, sehr nette Bedienung - es stimmte einfach alles - zum Abendessen mit WOW - Apero und zum Frühstücksbuffet.
Abfahrt vom Pilatus und Rückfahrt in dei Heimat
Nach der Nacht auf dem Pilatus ging es mit den Seilbahnen zum Bus nach Kriens. Unser Busfahrer Heiko erwartete uns bereits, die Rückfahrt konnte beginnen. Von Luzern, unter dem wir im Straßentunnel vorbeifuhren, konnten wir nichts sehen. Dafür kamen wir aber auf bestens ausgebauten Autobahnen zügig voran. Vorbei an Zürichsee, Walensee, Fürstentum Liechtenstein - die Fahrt bis zum ersten Ausstieg in Lindau verging wie im Flug. Alle Ausstiege erreichten wir sehr pünktlich. So konnten wir mit gut gefüllten Speicherkarten von Smartphone und Fotoapparat sowie ganz vielen Eindrücken diese besondere Reise durch die Schweiz planmäßig beenden.
Ein ganz herzliches Dankeschön an die nette, pünktliche und stets interessierte Reisegruppe.
Und natürlich auch an unseren Fahrer Heiko.
Ihr
Hartwig Köllner Dresden