12.06. – 18.06.2025 • Glacier– und Bernina–Express – die besondere Reise (CH–GBEXK)
Reisebericht: 12.06. – 18.06.2025
Einmal quer durch die Schweiz mit einem Abstecher nach Süden - das versprechen die beiden Touristikzugstrecken. Die Vielfältigkeit dieses Landes in Landschaft, Regionen, Sprache u. Traditionen zu er
Ein Reisebericht von
Prof. Dr. Ute Solf
12.6.25– Anreise nach Sils in Graubünden
Um 5:20 Uhr startet unser Bus mit Mario, dem Busfahrer, u. unser Bus füllt sich von Station zu Station mit 32 Gästen. Im Vogtland wechselt der Fahrer u. von nun an begleitet uns Michael, der ein begeisterter Schweizfahrer ist. Wir erfreuen uns auf der Fahrt an unseren heimatlichen Landschaften, den mittelgebirgischen Höhenzügen, bis wir schließlich ab Bregenz nach dem Pfändertunnel die steil hochragenden Alpenketten sichten. Auf der langen Anreise machen wir uns schon mal mit den Besonderheiten der Schweiz bekannt: Gründung der Schweiz, Organisation der Eidgenossenschaft, Wirtschaft, Tourismus u. Verwaltungsstrukturen des Landes. Dabei halten wir fest, welche der 26 Kantone wir auf unserer Reise besuchen. Graubünden, der flächenmäßig größte u. östlichste Kanton der Schweiz ist unser erstes Ziel. Natürlich wecken auch in uns in der Region Heidiland Erinnerungen an das bekannte Buch u. seine Verfilmung. Schließlich erreichen wir den ersten Pass, den Julierpass mit einer Scheitelhöhe von 2.284 m. Wir haben klare Sicht u. Sonnenwetter u., um das gleich vorweg zunehmen, die gesamte Reise hält das super Wetter an: wir haben das große Glück, die Bergspitzen zu sehen.
Am frühen Abend erreichen wir den beschaulichen Ort Sils bei St. Moritz. Sils reiht sich an St. Moritz über eine 3-Seenkette u. der Ort hat, im Vergleich zu St. Moritz, eine Vielzahl originaler Graubündner Steinhäuser mit Wandmalereien u. Sgraffitio-Ornamenten. Im Hotel "Edelweiss" empfangen uns freundliche Mitarbeiter. Das Hotel hat den 1. Tag der der Betriebsschließzeit, seit März, wieder geöffnet. Wir sind sozusagen die ersten Sommergäste. Das Hotel vermittelt eine heimische Athmosphäre mit seinen verwinkelten Gängen u. Treppen, mit der Liebe zum Detail in den öffentlichen Aufenthaltsräumen u. vor allem - stockt einem der Atem beim Betreten des denkmalgeschützten Speisesaals im Jugendstil. Passend die klassisch weiß eingedeckten Tische mit je einer Rose in zarten Farben. Die Speisekarte offeriert ein 4-Gänge-Wahlmenü, ein Salatbufett sowie den Wein der Woche vom Weinbau Georg Fromm aus der Region Graubünden. (Malanser Pinot Noir Villages).
Der 1. Reisetag war bereits ein richtiger Höhepunkt durch das besondere Hotel. Wir fühlen uns in der Schweiz angekommen!
13.6.25 – St. Moritz + Val Roseg
8:30 Uhr- BUN DI! -heißt "Guten Morgen" im Engerdin auf rätoromanisch. Heute geht es nach St. Moritz zur Stadtbesichtigung. Die Lage am See ist beeindruckend. Hier fahren wir mit Nelly, der Stadtführerin, entlang u. zunächst nach St. Moritz Bad, wo heilsuchende Besucher im 16.Jh. anreisten um von der stark eisen- u. kohlensäurehaltige Quelle zu trinken. Der berühmte Arzt Paracelsus war auch von der Heilwirkung überzeugt, u. so trägt das alte Heilbadgebäude seinen Namen. Den Aufstieg von einem kleinen Dorf zu einer mondänen Wintersportdestination verdankt St. Moritz den betuchten Gästen sowie den zwei Wintersportolympiaden. Es folgten zahlreiche Luxushotels u. Veranstaltungsorte; weitere sind aktuell in Planung, so dass der Ortsteil St. Moritz Dorf am Hang seinen eigentlichen Dorfcharakter verloren hat. Daher sind wir nach dem Rundgang überzeugt, dass wir mit unserem Übernachtungsort Sils noch eine traditionelle Ortsstruktur erleben.
Nach einer Freizeitstunde nehmen wir gern den von Michael vorbereiteten Imbiss am ST. Moritzsee an.
Wir fahren weiter u. sind in 15 Minuten in Pontresina, wo am Nachmittag eine Fahrt mit drei Kutschen durch das Val Roseg startet. Es ist ein alpines Hochtal von 12 km, dicht bewaldet mit gewaltigen, abgestürzten Felsbrocken am Wegesrand, weidenen Kühen u. wird von der Ova da Roseg durchflossen. Am Ende des Tals liegt am Nordhang der Berninagruppe der Roseggletscher. Hier ist das Ziel der Fahrt erreicht. Die Pferde werden abgespannt u. werden versorgt nach der anstrengenden Fahrt mit den Gästen. Wir dagegen sollten uns jetzt ein bischen bewegen, eine leichte Wanderung an den Wasserläufen entlang unternehmen, bevor wir uns an das leckere Eis-u. Kuchenbufett auf der Sonnenterrasse des Gasthauses heranwagen. Die Gästezahl ist überschaubar u. so genießen wir bei einem Aprikosenauflauf, einer Engadiner Nußtorte oder einer Eisportion - auch gern beides - die Sonne u. den herrlichen Blick über das Talende auf den Gletscher.
Pferd u. Mensch sind gestärkt, u. es kann weitergehen, retour durch den Wald bei herrlicher Luft u. blumigen Entdeckungen: da leuchten Alpenrosen, Enzian u. der gelbe scharfe Hahnenfuß. Eine springende Gäms ist im Dickicht flüchtig zu sehen.
Es war ein schöner Ausflug in die Natur u. eigentlich der Tag mit zwei Programmpunkten erfüllt, wenn nicht, ja, wenn nicht die Reiseleitung u. der Busfahrer noch eine Überraschungsauffahrt auf den Muottas Muragi (2453 m) als Zusatzangebot geplant haben: begeistert steigen wir an der Zahnradbahnstation aus dem Bus u. zwängen uns noch in die anvisierte Wunschkabine mit einer asiatischen Gruppe. Die Standseilbahn wurde 1907 erbaut, u. von der modernisierten Aussichtsplattform genießen wir den Blick über die Engadiner Seenplatte. Wer möchte, kann den Blick im Stehen bei einer Champagnerofferte des Restaurants genießen. Aber wir drehen eine kleine Runde auf dem Berg u. können uns satt sehen in der neuen Aussichtsschaukel.
Resümee Tag 2 - ein abwechslungsreiches Programm mit drei verschiedenen Fortbewegungsmitteln.
14.6.2025 – Busanfahrt nach Tirano u. Bernina Express Tirano –St. Moritz
Heute fahren wir zunächst per Bus, parallel zur Bahnstrecke des Bernina Express.: Pontresina (mit der größten Bergsteigerschule der Schweiz)-Morteratsch Gletscher (er gehört zur Berninagruppe) - Bernina Pass (Passhöhe 2327 m) - Poschiavotal - Brusio mit dem Kreisviadukt (Teil des UNESCO Welterbes mit 9 Öffnungen) - Tirano (Italien). Diese Reisevariante hat uns gut auf die Eisenbahnstrecke vorbereitet u. wir erahnen, welche Ingenieur- u .Bauleistungen für die Strecke aufgewendet wurden.
In Tirano ist der Aufenthalt entschleunigt. Da es sehr heiß ist, reicht uns ein kurzes Flanieren über die Geschäftsstraße. Lieber verfolgen wir die ankommenden u. abreisenden Gäste am Gleis des Bernina Express bei einer kühlen Stärkung in einem der zahlreichen Restaurants. Dann ist auch für uns die Zeit gekommen in den Zug zusteigen u. die Bahnstrecke rückwärts, bis St. Moritz zu genießen.
In Sils Regenschauer, nanu? Das wird aber morgen hoffentlich wieder Sonnenschein geben! Es ist noch ein wenig Zeit, ins Sils zu spazieren, sich die Häuser noch einmal näher anzuschauen, insbesondere das Nietzsche-Haus in der Nachbarschaft.
Unser letzter Abend im "Edelweiß": Wir erhalten Teilnahmeurkunden als Nachweis für die Fahrt durch das UNESCO-Welterbe. Nachdem wir wieder vorzüglich gespeist haben, verabschiedet sich die Hotelchefin von Tisch zu Tisch gehend, u. wir überreichen dem Maitre d´hotel ein kleines Dankeschön für den Service in Restaurant u. Küche. Dabei erfahren wir, dass 15 Nationalitäten unter den Angestellten vertreten sind, der Chefkoch ein echter Berliner ist u. schon viele Jahre dabei ist.
Zum Abschied erhalten auch wir ein kleines Gastgeschenk an der Rezeption: ein Kräutersalzglas u. eine Reisewasserflasche. In der Tat - hier spürt man noch gelebte Gastlichkeit!
16.6.25 – Fahrt mit dem Glacier–Express
Am heutigen Morgen beglückwünschen wir einen Geburtstagsgast, u. wir freuen uns auf die gemeinsame Reise im Glacier Express im Wagen 1. Klasse. Wetter tip-top.
Von St. Moritz befahren wir die Albulanie, die seit 2008 zum UNESCO-Welterbe zählt. Die Strecke ist bekannt für ihre Kehrtunnel u. Viadukte zur Überwindung von großen Höhenunterschieden. Bei Bergün gibt es gleich drei Kehrtunnel durch die über 1000 m Höhe überwunden werden. Alsdann überfahren wir das 1901 gebaute Landwasserviadukt bei Tiefencastel. Er hat eine imposante Höhe von 65 m, ist 142 m lang u. wurde aus Kalkstein erbaut. Unterwegs der Bahnreise gibt es drei Fotostopps, die z.T. auch technische Stopps sind; für den Wechsel der Lok u. zur Ladung unseres Mittagessens (Chur). Spektakulär sind die Rheinschlucht, die nach der letzten Eiszeit durch riesige Bergstürze entstand, durch die sich der Rhein ein neues, wildes Flussbett erschuf. Auf dem Oberalppass erreichen wir mit 2033 m den höchsten Punkt der Zugreise u. fahren talabwärts entlang des Rhonetals über Andermatt u. Brig, wo wir uns nun im Kanton Walis befinden. Ab Täsch geht es wieder steil bergauf u. nach 8 h Fahrt erreichen wir Zermatt, den bekanntesten Bergsteiger-u. Wintersportort in der Südwest-Schweiz. (1600m).
Fußläufig erreichen wir unser Hotel "Le Mirabeau". Die Koffer waren bereits im Hotel u. einen Zug voraus gefahren von Täsch. Zermatt ist bereits seit 1931 autofrei um den Dorfcharakter zu wahren. Es sind nur Pferdekutschen u. die 500 Elektroautos zugelassen.
Wir werfen noch einen neugierigen Blick vom Balkon auf das Matterhorn, aber dieser zeigt sich wolkenverhangen. Wir hoffen auf morgen.
17.6.25 – Zermatt – Gornergrat – Gletscher – Tag zur individuellen Gestaltung
Heute haben wir Gelegenheit, den individuellen Wünschen zu folgen: etwas später frühstücken u. auf eine Wanderung zur Gornegrat-Schlucht (20 Min) gehen, den Ort Zermatt zu erkunden oder mit der Zahnradbahn auf den Gornegrat Gletscher zu fahren (3089 m). 29 Gäste nehmen den Aufstieg nach dem Frühstück - bestes Wetter, je höher die Zahnradbahn steigt. Zunächst umrunden wir Zermatt mit einem schönen Blick auf den Ort mit den zahlreichen Hotels, ab Riffelalp ((2211) haben wir die Baumgrenze erreicht u. schließlich erreichen wir das Ziel. Hui - strahlender Sonnenschein, der Frühnebel hat sich verzogen: der Gletscher ist hautnah u. beeindruckend u. wir werden auch mit einem freien Blick auf das Matterhorn belohnt (4478m); nur eine kleine Wolke kreist noch um die Spitze. Bei diesem Wetter kann man schon 2h verweilen, sich satt sehen u. auch das "Zoom" -Museum mit einer 3-D - Projektion über die vier Jahreszeiten am Matterhorn besuchen. Für den Abstieg ins Tal wählen einige Gäste die Kombination von Bahn-u. Wanderweg. Am Nachmittag gibt es noch das Angebot eines kleinen Rundganges durch Zermatt mit dem Hinterdorf, als dem ältesten Dorfteil. Hier stehen Stadel, Ställe u. Speicher, die im 15.-19.Jh. aus Holz errichtet wurden u. auf einem Steinsockel stehen. Bemerkenswert sind die "Mäuseplatten" - ein einfaches Ständerwerk aus übereinandergesetzten Steinen, mit einer flachen Steinplatte als Abschluss abgedeckt. Auf diesem Ständer steht der Kornspeicher ... nichts für Mäuse also dieses Hindernis! Zur Geschichte der Bergerstbesteigung des Matterhorn (1865) u. deren tragischen Ausganges erfahren wir u.a. im Matterhorn Museum, gleich neben dem Bergsteigerfriedhof. Er verdeutlicht, dass das Matterhorn durch die Steilwand u. des rasant wechselnden Wetterumschlages kein einfaches Unterfangen ist. Heutzutage besteigen durchschnittlich täglich 100 Bergsteiger das Matterhorn. Leider gibt es kaum eine Saison ohne einen tödlich Verunglückten. Bisher kamen rund 500 Bergsteiger hier ums Leben, darunter zahlreiche Unbekannte. Für sie steht auf dem Friedhof ein Gedenkstein mit der Aufschrift "Grabmal des unbekannten Bergsteigers".
Die Brüchigkeit von Alpenbergen durch die Witterung u. den Klimawandel betrifft auch das Matterhorn. So gibt es 59 Messstationen um den Berg, mit denen das "Klingen" u. "Schwingen" des Berges untersucht wird.
Für uns wird es Zeit von Zermatt Abschied zu nehmen. Die Abendsonne belohnt uns mit einem Farbspiel um die frei liegende Spitze des Matterhorn. "Berg frei"! - so heißt der Gruß der Naturfreunde auf der Bergspitze.
18.6.25 – Zermatt – Pilatus
Unsere Koffer sind mit dem Elektrominibus u. dem Busfahrer bereits voraus nach Täsch gefahren. Wir frühstücken u. laufen gemütlich zum Bahnhof Zermatt.
Weiter geht es mit dem Bus durch das schöne Walis durch das Arletschgletschergebiet. Wir machen einen Fotostopp auf dem Grimselpass mit dem Murmeltierpark (2163 m). Die Bergauffahrt ist für den Fahrer sportlich ,während wir die Serpentinen bestaunen.
Am Ende des Grimselstausses mit dem 100 jährigen Staubauwerk erwartet uns schon Judith an ihrem Käsestand mit Käse- u. Wurtskostproben. Eine gute Idee, die Schweizer Originale, frisch verpackt mit nach Hause zu nehmen. Michael ruft noch die fertigen heißen Wiener aus-u. ,was gibt es Schöneres als in den Bergen am Stausee eine Brotzeit einzulegen?
Noch einen Gesundheitsstopp an der Aereschlucht- West, gleich mit einem Souvenirshop, schließt sich an. Wir erahnen - auch wenn wir die Schlucht nicht auf dem Programm haben - die Schweiz hält noch viel Sehenswertes bereit!
Gegen 15:30 Uhr erreichen wir Alpnachstad am Vierwaldstätter See, u. wir nehmen die steilste Zahnradbahn der Welt zum Pilatus mit bis zu 48% Steigung (Höhe 2128m). Wir haben nur einen Rucksackk/ Tasche mit für unsere Übernachtung im Pilatushotel Kulm.
Die Gäste können nun bei schönem Wetter den Berg besteigen oder den Drachenweg auf gerader Strecke bezwingen. Der Drache begrüßt uns auch im Hotelzimmer an der Wand. Wird das gefährlich in der Nacht? Da gehen wir doch lieber erst einmal unter Menschen, in den Viktoriasaal zum Abendessen. Wieder ein schöner hoher Raum, der von der Belle Epoque der Hotels um 1900 erzählt. Zur vorgerückten Stunde träumen wir uns in den Abend Was für ein Traum: Weite Sicht, Stille, Abendsonne. Die Felsenspitzen färben sich in der Abendsonne. Und der Drache?
Hört die Schweizer Geschicht: "Der Pilatus Bärg hed ganz schroffi u. zackigi Felse. Und vo witem gseht´s us, als wär dä Bärg e riesige, versteinerte Drache. Drumm seit mer im Pilatus auc `Drachebärg`. Aber die Drache sind schon lang verschwunde. Das heisst: eine gits no. DE PILU-de fröhliche Pilatus-Drache"?? Nachdem ich nun beruhigt bin, kaufe ich mir am nächsten Morgen im Souvenirshop den kleinen Pilu mit seiner wunderbaren Geschichten CD
19.6.25 Heimreise
Frühaufsteher haben die Chance, Steinböcke der Steinbockkolonie des Pilatus zu sichten. Diese hat 2011 eine Gen -Auffrischung von Steinböcken aus benachbarten Regionen erhalten. Wir tauschen zum Frühstück Erfolgsfotos aus. Dann geht es mit der Kabinenseilbahn über eine Zwischenstation talabwärts nach Kriens, wo unser Bus wieder startbereit für die Heimreise ist. Wir unterbrechen die Autobahnfahrt u. fahren ein Stück Landstrasse am Züricher See vorbei -landschaftlich sehr reizvoll u. kürzer. Es steht uns noch eine lange Heimreise bevor, mit Staus u. Baustellen. Aber wir nehmen es, wie es ist u. zehren von den schönen Eindrücken der vergangenen Tage.
Eine war eine Reise mit Superlativen: nur Sonnenwetter, täglich wechselnde Landschaften u. Klimabedingungen, wie Schnee u. mediterrane Luftfeuchtigkeit; dazu ein Mix von Programmhighlights, guten Unterkünften u. sehr gutem Essen. Die Pfefferprise in diesem Cocktail, liebe Gäste, das ward Ihr -immer gut gelaunt, pünktlich, wie die Schweizerbahn, hilfsbereit u. kommunikativ. Vielen Dank für euren Beitrag zum Gelingen der Reise.
Auf ein Wiedersehen!
Ute Solf