Reisebericht: Rundreise Schweiz – Jungfraujoch, Pilatus, Säntis

18.07. – 26.07.2015, 9 Tage exklusive Schweiz–Erlebnisreise Interlaken – Thun – Jungfraujoch – Pilatus – Luzern – Zürich – Schwägalp – St. Gallen – Appenzell


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Einige der spektakulärsten Gipfel, einige der besonders typischen Landschaften, einige der schönsten Seen und dazu geschichtsträchtige Städte gehören zum programm der exklusiven Schweizreise, die wir vom 18. bis 26. Juli 2015 unternommen haben.
Ein Reisebericht von
Irmela Körner
Irmela Körner

Reisebericht

Die Schweiz ist einmalig, aber es gibt auf der Welt mehr als 250 Schweizen - die fränkische, die holsteinische, und natürlich die sächsische Schweiz. Oftmals wurde in der Zeit der Romantik eine ansprechende, topografisch bewegte Landschaft mit „Schweiz" überhöht. Tourismusregionen wählten - unabhängig von ihrer Topografie - den Zusatz „Schweiz" aus Marketinggründen, die Bezeichnung steht allgemein für landschaftliche Schönheit, Wohlstand und ein gut organisiertes Staatswesen. Auch Schweizer Auswanderer verweisen auf diese Weise auf ihre Heimat „Die Schweizen werden jetzt immer kleiner", hatte Theodor Fontane über die Mode seiner Zeit gespottet, hügelige Seenlandschaften mit dem Synonym des Berglandes zu belegen. Die als Schweiz bezeichneten Landschaften mussten nicht gebirgig sein. Auf der dänischen Insel Lollund, die sich stellenweise unterhalb des Meerespiegels befindet und deren höchster Punkt auf 25 Meter liegt, kam es zum Beispiel zu einer Konkurrenz zwischen den Bezeichnungen «Lolländische Schweiz» und «Lolländische Alpen». Im Allgemeinen handelte es sich aber doch um Landschaften mit bewegtem Relief und öfter auch mit Seen. Einige befanden sich in beträchtlicher Höhe wie die «asiatische Schweiz» des Himalaja-Königreichs Bhutan, das zu vier Fünftel über 2000 Meter liegt. Deshalb spottete Friedrich Dürrenmatt einst ironisch-politisch, die Welt werde entweder untergehen oder verschweizern. Die Gruppe aus 27 Mitreisenden sich längst für das Original entscheiden und startet mit Vorfreude und Wanderschuhen im Gepäck früh morgens um sechs Uhr in Dresden. Die Richtung, die unser erstklassiger Fahrer Alf Langner einschlägt, ist klar- zunächst einmal nach Süden, und mit einem Schlenker über Österreich am Bodensee hinein in die Schweiz. Auf der Schwägalp empfängt uns nach langer Fahrt ein Konzert aus Kuhglocken und Ziegengemecker, der Säntis lüpft seinen Hut, so dass wir freie Sicht auf den Gipfel haben und ein leichter Wind lüftet den Kopf aus, so dass alle schnell ganz auf Urlaub, Entspannung und Schweizer Alpenstimmung umgeschaltet haben. Längst wissen wir, dass in dem flächenmäßig relativ kleinen Land vier verschiedene offizielle Amtssprachen gesprochen werden, dazu auch noch Dialekte. Die Bestellung der Getränke zum Abendessen klappt mit unseren Sprachkenntnissen problemlos.
Am nächsten Morgen, vom Kuhglockengeläut geweckt und am Frühstücksbuffet für den Tag gestärkt, fahren wir hinunter nach Sankt Gallen, um ein paar Stunden lang in die Geschichte der Stadt einzutauchen und uns an der üppigen Fülle von Barock und Rokoko zu berauschen. Nach einem Spaziergang über den Roten Platz fahren wir weiter nach Altenrhein. In diesem auf den ersten Blick eher unscheinbaren Ort hat Friedensreich Hundertwasser eine Markthalle gestaltet. Goldene Türme, blau und grün leuchtende Glasstücke in den weißen Wänden, ein begrüntes Dach mit allerlei verspielten Formen aus Kacheln sind Beweis für die unverwechselbare Handschrift des 1928 in Wien geborenen Künstlers, der im Jahr 2000- noch vor Vollendung der Markthalle- verstorben ist.
Zum Abschluss dieses an Eindrücken reichen Tags freut sich das Auge am Blick über die Weite des Bodensees, an dem wir über Rorschach und Romanshorn entlang zurück auf die schon heimische Schwägalp fahren.
"Wäre die Schweiz flach wie ein Pfannkuchen, wäre sie größer als Preußen, hat Johann Wolfgang von Goethe über das Land gesagt. Doch genau die Tatsache, dass die Schweiz nicht flach ist, sondern einige Viertausender in ihrem Hoheitsgebiet hat, macht ihren Charakter aus. Überall locken Gipfel und Aussichten und auch wir lassen uns am dritten Tag unserer Schweiz-Erkundung morgens mit der Gondel auf den Säntis fahren. Der Säntis gehört zu den schon früh bestiegenen Felsbergen, unter anderem zur Jagd. Der Benediktiner-Pater Desiderius Wetter (1702-1751) berichtet in seiner Chronik, dass am 14. Dezember 1680 zwei Geistliche und ein Naturforscher aus Zürich mit einem Führer aus Innerrhoden auf den Säntis stiegen, um einen Kometen mit Schweif möglichst auf großer Höhe besichtigen zu können. 1802 errichteten Bergfreunde auf dem Gipfel einen Steinmann 1842 wurde die erste Schutzhütte - eine Bretterbude mit Ausschank - nahe dem Säntisgipfel auf der windgeschützten Ostseite errichtet. Diese wurde bereits 1846 durch ein solides Gasthaus ersetzt. Um 1850 verpflegten sich dort bei schönem Wetter bereits bis zu hundert Gäste, darunter auch Richard Wagner. Ab 1882 bis zur Fertigstellung der Wetterwarte 1887 diente das Gasthaus auch dem Wetterwart als Unterkunft. Um 1900 erreichten bereits bis zu tausend Gäste pro Tag den Gipfel. Wir stehen mit unserer Fahrt in die Höhe also in einer guten Tradition. Angekommen auf 2500 Metern Höhe sehen wir zunächst einmal gar nichts. Die Fenster vom großen Frühstücksraum scheinen aus Milchglas zu sein, von Ausblick und dem weiten Blick in sechs Länder keine Spur. Waschküchenatmosphäre rundum.
Doch das Glück ist uns hold, die letzten Bissen sind noch nicht verspeist, da reißen die Wolken auf, wir haben Blick, Aussicht und können beim Rundblick einen Eindruck von der Höhe gewinnen, auf der wir uns aufhalten.
Um etwas mehr über den Säntis und die dortige Wetterstation zu erfahren, gehen wir zunächst einmal in den Keller. Der Blick am Masten entlang nach oben ist sehr beeindruckend. Ebenso schwindelerregend der Hinweis, dass es 400 Blitzeinschläge pro Jahr auf dem Säntis gibt und der Meldeturm bei starkem Wind, an dem es nicht mangelt, bis zu zwei Meter in jede Richtung schwanken kann.
Bei klarer Sicht fahren wir wieder ins Tal und lassen uns von Alf dann in das sehenswerte kleine Städtchen Appenzell fahren. Bunt bemalte Häuser, mit Figuren geschmückte Brunnen bestimmen den Charakter der Altstadt. Wir durchstreifen die Gassen, lassen uns das Eis schmecken und fahren dann wieder hinauf in unsere luftigere Höhe. Einer der Mitarbeiter von der Schwägalp sensibilisiert bei einer Naturführung auf schönen Waldwegen unsere Sinne für die Natur und ihre Vielfalt. „Unsere Wanderschuhe wären nicht nötig gewesen", ist ein Resümee am Ende des Spaziergangs. Das abendliche Raclette stellt für manche der Gäste eine Premiere dar, doch alle werden satt, auch wenn sie sich selber um die Portionen auf dem Teller kümmern müssen.
Kaum sind wir auf der Schwägalp heimisch geworden, schon heißt es wieder Abschied nehmen. Am 21. Juli geht es morgens nach Zürich. Seit Jahren wird am Züricher See gelegene Stadt neben Genf als eine der Städte mit der weltweit höchsten Lebensqualität und gleichzeitig den höchsten Lebenshaltungskosten gelistet. Bei unserer Rundtour durch die Stadt besuchen wir unter anderem die Universität, an der auch Albert Einstein gelehrt hat. Im Fraumünster beeindrucken die in ihrer Farbigkeit einmaligen Fenster von Marc Chagall und trotz der Hitze steigen zumindest einige Tapfere die 187 Treppen auf den Turm vom Großmünster hinauf.
Am Nachmittag erreichen wir wieder einen See, den Vierwaldstätter, und steigen in Alpnachstad in die steilste Zahnradbahn die Welt um, die uns in wahrlich atemberaubender Tour hinauf auf den Pilatus bringt. Bis ins 16. Jahrhundert hatte der Stadtrat von Luzern das Besteigen des Berges unter Androhung von Strafen verboten. Pilatus sollte im Bergsee nicht gestört - und keine Unwetter heraufbeschworen - werden. Wenn es jemand wagte, etwa durch den Wurf eines Steines in das stille Wässerchen, den Pilatusgeist zu erzürnen, habe es furchtbare Unwetterschläge mit schweren Verwüstungen bis nach Kriens hinunter. Mitte des 16. Jahrhunderts begann sich die Furcht zu legen, und 1585 stieg der Pfarrer von Luzern mit einer mutigen Schar von Bürgern auf den Pilatus, um den Geist herauszufordern. Sie warfen Steine in den Pilatussee, wühlten das Wasser auf, wateten hindurch - doch der Geist reagierte nicht: Der Bann war offensichtlich gebrochen. Um ganz sicher zu sein, dass der Geist des Pontius Pilatus auch seine gewitterbringende Aktivität einstellte, grub man 1594 den Teich auf der Oberalp ab und legte ihn trocken. Erst 400 Jahre später, 1980, wagte man es, den Damm wieder zu schließen: Der stille See ist heute wieder zum Leben erwacht. Und der Geist des Pontius Pilatus ruhet in Frieden. Auch wir wurden nicht von den geistern gestört, vielmehr konnten wir uns kaum satt sehen an den Wolkenformationen, an dem Blick auf den Vierwaldstätter See und an den Steinböcken, die sich in aller Ruhe in unserer Nähe das Abendbrot an Gräsern rupften.
Einige machten am nächsten Morgen schon vor dem Frühstück eine Tour auf den „Esel", der in zehn Minuten zu ersteigen ist. Gemütlich fuhren wir mit der Gondelbahn wieder aus der luftigen Höhe hinunter nach Kriens und von dort weiter nach Luzern, wo wir zunächst dem Löwen, den Mark Twain als das berühmteste und traurigste Stück Stein bezeichnet hat, unsere Reverenz erwiesen. Dann geht es über die Kapellbrücke Schritt für Schritt mit Blick auf die Bildtafeln durch die Geschichte der Stadt in den zurückliegenden Jahrhunderten.
Von Luzern aus fährt uns Alf Langner in unser nächstes Quartier, das Hotel Carlton Europe in Interlaken. Mit einem heftigen Regenguss werden wir empfangen, kaum hat der Bus zum Ausladen des Gepäcks vor dem Hotel geparkt. Da nehmen wir den Begrüßungstrunk kurzerhand im Bus und lassen uns gute beschirmt dann ins Haus begleiten. Der abendliche Regen hat die Wolken mitgebracht. Das Jungfraujoch, Zeil am nächsten Tag, hüllt sich in dicke Nebel. Doch wir geben dem Pessimismus keinen Raum und gönnen den Unkenrufen kein gehör.
Am nächsten Tag wird es schön werden, heißt unsere Devise und wir liegen damit durchaus richtig.
Vom nahe gelegenen Bahnhof Interlaken-Ost fahren wir über Grindelwald zunächst bis zur Kleinen Scheidegg. Dort verabschieden wir uns für einige Stunden von zwei der Mitreisenden, die mit Rücksicht auf ihr Herz lieber unterhalb von 3000 Metern Höhe bleiben wollen. Nur wenige Rekorde bleiben 100 Jahre lang bestehen. Doch die Bahnstation auf dem Jungfraujoch im Berner Oberland ist und bleibt einer: Der höchste Bahnhof in Europa - auch ein Jahrhundert nach der Jungfernfahrt am 1. August 1912. Im ersten vollen Betriebsjahr, 1913, hatte das Jungfraujoch bereits 42'880 Touristen angezogen. 2011 waren es 765'000, die mit der Bahn bis zum "Top of Europe" fuhren. Die Zahl derer, für die ein Besuch auf dem Jungfraujoch und die Fahrt zum „Top of Europa" zum Reiseprogramm gehört und nicht versäumt werden darf, hat sich nicht verringert- im Gegenteil. Große Gruppen von Japanern, Indern, Arabern und Russen sind unterwegs, sie bevölkern die verschiedenen Restaurants und toben durch den Schnee. Das Jungfraujoch beeindruckt, aber als Ziel des Massentourismus ist von einsamer Bergromantik und Gipfelbesinnung keine Rede mehr. Nach einigen Stunden Aufenthalt fahren wir wieder hinunter zur Kleinen Scheidegg und über Lauterbrunnen bis nach Interlaken.
Am nächsten Morgen durchschreiten wir das Tor ins Berner Oberland- so jedenfalls wird die Stadt Thun bezeichnet, die etwas landeinwärts vom Thuner See an der Aare liegt. In zwei Gruppen lassen wir uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt nahe bringen, steigen hinauf aufs Schloss und erfahren etwas über die Geschichte des Hochtrottoirs, das in Thun noch an einigen Stellen erhalten ist. Nach einer gemütlichen Mittagspause im Park von Schloss Schadau und einem beeindruckenden Blick über den See werfen einige noch einen Blick auf das Thun Panorama von Albrecht Wocher, das nach einer langen Odyssee und vielen Jahren der Nichtbeachtung nun wieder in ganzer Pracht im Park Schadau zu besichtigen ist. Einblicke in das Leben in Thun in großem Rund- sehr eindrucksvoll.
Der letzte Tag vor unserer Abreise zeigt sich schon etwas grau verhangen. Doch einige nutzen die Zeit zur Auffahrt auf den Hader Kulm und die ganz Sportlichen gehen auf Schusters Rappen wieder nach unten. Um 8.30 Uhr starten wir am 26. Juli und fahren gesättigt mit vielfältigen Eindrücken aus diesem kleinen bemerkenswerten Land mit seinen grandiosen Gipfeln und seinen Seen, seiner Geschichte und seinen Traditionen zufrieden und erholt zurück nach Dresden.

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