Reisebericht: Silvester am Fuße des Säntis – Jahreswechsel in der Schweiz

29.12. – 02.01.2019, 5 Tage Silvesterreise in den Appenzeller Alpen mit Schwägalp – Säntis – Appenzell – Appenzeller Land – St. Gallen


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Während unserer Reise erleben wir den Säntis mit verschiedensdem Wetter. Wir erleben gelebtes Brauchtum mit den Silvester-Chläusen. Das Jahr begrüßen wir in 2.502 Metern Höhe auf dem Gipfel Säntis.
Ein Reisebericht von
Annette Probst-Weise
Annette Probst-Weise

1. Tag: Anreise in die Schweiz zum Fuß des Säntis

Nach einer etwas anstrengenden Fahrt auf Grund des vielen Verkehrs erreichen wir die Schwägalp. Wir beziehen die schönen Zimmer im Säntis - das Hotel. Mit einem vorzüglichen Abendessen geht der Tag für uns zu Ende.

2. Tag: Säntis – Ausflug nach St. Gallen

Am Morgen schauen wir etwas traurig Richtung Säntis, denn der Berg ist in dicken Wolken verschwunden. Dennoch besteigen wir die Seilbahn und nach der Bergbahnfahrt durch den Nebel kommen wir auf dem Berg an. Im Säntis-Panorama-Restaurant in 2.502 Metern Höhe werden wir bereits zum Frühstück erwartet. Auf dem reichhaltigen Buffet finden wir viele regionale Spezialitäten wie verschiedenen Käse und Aufschnitt aus dem Appenzellerland. Leider wird uns der einmalige Blick über die Vorarlberger, Bündner, Glaner und Urner Alpen bis hin zum Bodensee und in das Schwäbische Land durch dicke Schneewolken verwehrt. Es läuft gerade das Programm: "Wie Sie sehen, sehen Sie Nichts". Wir schauen kurz auf die Terrasse auf dem Gipfel. Doch hier bläst der Wind so stark, das es uns den Atem nimmt. Wir besuchen die umfangreiche Minraliensammlung und die neue Fossiliensammlung. Danach geht es mit der Bahn wieder durch den dicken Nebel hinab zur Schwägalp. Anschließend führt uns unsere Reise nach St. Gallen. Unsere Stadtführerin zeigt uns während einem Rundgang die Altstadt und das Klosterviertel. Wir sehen die prächtig geschmückten Bürgerhäuser aus dem 16.bis 18. Jahrhundert. St. Gallen wurde durch seine Textil- und Spitzenherstellung bekannt und reich. Typisch für St. Gallen sind die verschiedenen reich und kunstvoll verzierten Erker, die wir mehrfach bewundern. Wir besuchen den Stiftsbezirk mit der weltberühmten Kathedrale. Der gesamte Stiftsbezirk wurde durch die UNESCO 1983 zum Weltkulturerbe erklärt. Wir erfahren interessante Details aus der Geschichte der Stadt und sehen auch die Galluskapelle, die dem Mönch Gallus, welcher als Gründer der Stadt gilt, gewidmet ist. Wir bestaunen die prunkvolle Kathedrale und sehen die evangelische Kirche. Unsere Stadtführerin berichtet uns über die Schitmauer, welche die Stadt im 15. Jahrhundert in den reformierten evangelischen Teil und den katholischen Tei teilte. Anschließend besuchen noch einige Gäste mit mir die Stiftsbiliothek. Dieser wunderbare barocke Saal beherbergt einen Teil der über 170.000 Bücher über die die Klosterbibliothek verfügt. Im Moment ist im Saal allerdings eine Kunstinstallation, so dass wir die Vitrinen mit den wertvollen Büchern leider nicht sehen können. Nun bleibt noch Zeit für einen Bummel durch die hübschen Gassen oder den Besuch in einem Cafe. Am Bus wärmen wir uns mit einem Glühwein auf, ehe wir zur Schwägalp zurückfahren. Am Abend werden wir wieder mit einem typischen Schweizer Menü verwöhnt.

3. Tag: Fahrt durch das Appenzellerland – Silvester Cläuse – Silvesterfeier

Die heutige Route unserer Silversterreise führt uns zunächst nach Urnäsch. Wir dürfen lebendiges Brauchtum erleben - das Silvesterchlausen. Es handelt sich um einen alten Winterbrauch, der bis heute vor allem in Urnäsch mit Hingabe gepflegt wird. In den Morgenstunden und am Tag ziehen die Chläus, welche auch Silvesterklaus genannt warden, durch den Ort. Wir können die verschiedenen Gruppen der jungen Burschen in unterschiedlichsten traditionellen Kostümen beobachten. Es gibt drei verschiedene Arten der Chläuse: die Schönen, die Schön-Wüsten und die Wüsten. Sie tragen unterschiedliche Kostüme. Die Schönen tragen Samtkleidung, teilweise auch als Frauen verkleidet und kunstvoll gestaltete Hauben mit Darstellungen des dörflichen Lebens. Die Schönwüsten tragen Anzüge aus Naturmaterialien, wie Tannenreisig und Laub und Hüte auch aus Naturmaterial mit Darstellungen aus der Natur. Die Wüsten tragen ebenfalls Kostüme aus Naturmaterial und furchteregende Masken. Alle Gruppen tragen Schellen und Rollen (Glocken und runde Schellen) und ziehen von Haus zu Haus. Dort stellen sie sich im Kreis auf. Sie schellen und rollen mit ihren Glocken nach einem bestimmten harmonischen Ritual und stimmen schließlich ihre beeindruckenden "Zäuerli" an. Dabei handelt es sich um wortlose Appenzeller Jodler. Sie erhalten einen Schluck Weiß- oder Glühwein von den jeweiligen Hausherren und wünschen ihnen „E guets Neus", also ein gutes Neues Jahr bevor sie zum nächsten Haus weiter ziehen. Trotz Regens lassen wir uns in den Bann dieser Rituale ziehen. Erfreut beobachten wir, dass selbst die Kleinsten schon als Chläuse unterwegs sind und so diese wunderbare Tradition weitergegeben wird. Wir sind fasziniert und begeistert! Nun fahren wir nach Appenzell. Zunächst unternehmen wir einen kleinen Rundgang. Im gut erhaltenen Dorfkern erkennen wir, wie tief auch die Appenzeller mit ihrer Tradition verwurzelt sind. Wir bewundern die aufwendig bemalten Holzhäuser mit geschwungenen Giebeln. Dies sind faszinierende Werke der traditionellen Bauernmalerei. Wir entdecken Steinbauten aus dem 16. Jahrhundert wie das Rathaus, das Schloss und die Pfarrkirche. Auf dem Landsgemeindeplatz bekommen wir einen kleinen Eindruck wie noch heute einmal im Jahr die Bürger zusammenkommen und die direkte Demokratie in Form der Abstimmung durch Handerheben ausüben. Uns bleibt Zeit durch den hübschen Ort zu spazieren, bevor wir am frühen Nachmittag zur Schwägalp zurück kehren. Der Silvester-Abend beginnt mit einem Aperó im Hotel. Mit einem Glas Wein stoßen wir auf einen schönen Abend an. Dabei besucht uns nochmals eine Gruppe Wüste-Silvesterchläuse. Sie singen einige Ihrer Zäuerle und wünschen uns ein gutes neues Jahr. Das ist eine schöne Überraschung. Anschließend begeben wir uns in das liebevoll geschmückte Restaurant. Wir werden mit einem vorzüglichen 5-Gang-Gourmet-Dinner und excellentem Service verwöhnt. Der Abend wird musikalisch durch eine typische Appenzeller Streichmusik begleitet. Die Gruppe spielt mit traditionelle Instrumenten wie dem Hackbrett - vergleichbar mit einer Zither - und dem Handörgeli - einer speziellen Ziehharmonika. Kurz vor Mitternacht werden wir an der Seilbahnstation erwartet. Wir fahren mit der Bahn auf den Säntis. In 2.502 Metern Höhe begrüßt uns bereits wieder die nette Service-Crew mit Prosecco. Wir erleben unter dem fantastischen Sternenhimmel einen für uns alle einmaligen Jahreswechsel. Wir sind uns einig: Diesen Start in das Jahr 2019 mit dem Blick über die Bergwelt und die Orte des Appenzellerlandes werden wir so schnell nicht vergessen! Anschließend bringt uns die Bahn zurück auf die Schwägalp.

4. Tag: Ausflug nach Stein und Käsereibesichtigung

Den Neujahrstag beginnen wir ganz gemütlich mit einem späten Frühstück. Nun unternehmen wir einen Ausflug nach Stein. In der Appenzeller Schaukäserei erzählt uns unsere Führerin Trudi interessante Geschichten über das Appenzellerland und dessen Bräuche. Wir erfahren wie der wohlschmeckende Appenzeller Käse hergestellt wird. Wir können in die Produktionshalle schauen und sehen den Käsekeller. Allerdings verät sie uns nicht das Rezept für die geheime Sulz mit der der Appenzeller Käse behandelt wird, damit er seinen typischen Geschmack erhält. Natürlich dürfen wir auch die verschiedenen Käsesorten verkosten. Anschließend bringt uns der Bus zur Schwägalp zurück. Es ist superschönes Wetter und wir nutzen den Nachmittag zu einer weiteren Auffahrt auf den Säntis. Wir warden mit einer wunderbaren Fernsicht über die Wolken zu den Bergen der Zentralschweiz mit Rigi und Pilatus, in die Berner Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau bis in die Bündner Alpen belohnt. Wir sehen noch den beginnenden Sonnenuntergang auf dem Gipfel, der die Landschaft in ein ganz besonderes Licht taucht. Mit der Seilbahn fahren wir hinunter auf die Schwägalp, die inzwischen in dickem Nebel versunken ist. Den Tag beenden wir wiederum mit einem ausgezeichneten Schweizer Menü.

5. Tag: Heimreise

Heute geht nun unsere erlebnisreiche Silvesterreise zu Ende. Nach dem Frühstück treten wir die Heimreise an und erreichen am frühen Abend unserer Heimatorte.
Ich möchte mich bei Ihnen, liebe Gäste, ganz herzlich für die schöne Zeit, die wir miteinander verbringen durften bedanken. Vielleicht sehen wir uns irgendwann auf einer erneuten Reise wieder. Ich würde mich sehr freuen und sage bis dahin: Uf widerluerge in der Schweiz! Ihre Annette Weise

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