Reisebericht: Silvester am Fuße des Säntis – Jahreswechsel in der Schweiz

Nach der Fahrt kommen wir am späten Nachmittag auf der Schwägalp an. Wir werden freundlich begrüßt und beziehen unsere schönen, gemütlich im modernen alpinen Stil eingerichteten Zimmer im "Säntis – das Hotel". Mit einem vorzüglichen Abendessen beschließen wir den Tag.

Heute erwartet uns ein ganz besonderes Erlebnis bei traumhaftem Wetter mit Sonnenschein: In Urnäsch dürfen wir lebendiges Brauchtum erleben – das Silvesterchlausen. Dieser alte Winterbrauch wird bis heute hauptsächlich in Urnäsch und den umliegenden Orten mit Hingabe gepflegt wird. In den frühen Morgenstunden und am Tag ziehen die Chläus, welche auch Silvesterklaus genannt werden, durch den Ort. Mehrere Gruppen der jungen Burschen in unterschiedlichsten traditionellen Kostümen beobachten wir. Die Chläuse sind in verschiedenen Gruppen unterwegs: die Schönen, die Schön-Wüsten und die Wüsten. Charakteristisch sind die unterschiedlichen Kostüme. Die Schönen sind mit Samtkleidung, teilweise auch als Frauen bekleidet. Auf dem Kopf tragen sie kunstvoll gestaltete Hauben mit Darstellungen des dörflichen Lebens. Die Kostüme der Schönwüsten bestehen aus Anzügen aus Naturmaterialien, wie Tannenreisig und Laub. Ihre Hüte sind ebenfalls aus Naturmaterial mit Darstellungen aus der Natur gestaltet. Die Wüsten tragen Kostüme aus Naturmaterial und furchterregende Masken. Alle Gruppen führen Schellen und Rollen (Glocken und runde Schellen) mit sich und ziehen von Haus zu Haus. Vor den Häusern stellen sie sich im Kreis auf und schellen und rollen mit ihren Glocken nach einem bestimmten harmonischen Ritual. Dabei stimmen Sie schließlich ihre beeindruckenden "Zäuerli" an. Es sind wortlose Appenzeller Jodler. Als Dank bekommen Sie einen Schluck Weiß- oder Glühwein von den jeweiligen Hausherren und wünschen ihnen „E guets Neus", also ein gutes neues Jahr. Dann ziehen sie zum nächsten Haus weiter.
Selbst die Kleinsten sind schon als Chläuse unterwegs. Diese wunderbare Tradition wird so von Generation zu Generation weitergegeben. Wir sind fasziniert und begeistert! Am Mittag reisen wir nach St. Gallen. Unsere Stadtführer spazieren mit uns durch die Altstadt und das Klosterviertel. Die prächtig geschmückten Bürgerhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sind faszinierend. Typisch für diese sind die verschiedenen reich und kunstvoll verzierten Erker, die wir mehrfach bewundern können. Ihren Reichtum erlangte die Stadt durch die Textil- und Spitzenherstellung. Unser Weg führt uns in den Stiftsbezirk mit der weltberühmten Kathedrale. Im Jahr 1983 wurde der gesamte Stiftsbezirk durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Unsere Stadtführer erzählen uns interessante Details aus der Geschichte der Stadt. Wir sehen die Galluskapelle, die dem Mönch Gallus, welcher als Gründer der Stadt gilt, gewidmet ist. Die prunkvolle Kathedrale mit ihrer reichen barocken Ausstattung besuchen wir und sehen die evangelische Kirche. Unsere Stadtführer zeigen uns die Schitmauer, welche die Stadt im 15. Jahrhundert in den reformierten evangelischen Teil und den katholischen Teil teilte. Anschließend besuchen wir die Stiftsbibliothek. Der wunderbare barocke Saal beherbergt einen Teil der über 160.000 Bücher, über die die Klosterbibliothek verfügt. In den Vitrinen sehen wir wertvolle Bücher. Dieses Jahr werden einige der ältesten, von Mönchen handgeschriebenen Bücher gezeigt. Darunter eines aus dem 9.Jahrhundert. Es ist faszinierend, vor so einem wertvollen alten Buch stehen zu dürfen. Anschließend bummeln wir individuell durch die hübschen Gassen oder stärken uns in einem Café.
Am Bus erwartet uns, Michael unser Chauffeur, mit einem Glühwein, ehe wir uns auf dem Rückweg zur Schwägalp begeben. Michael erwischt die falsche Ausfahrt aus St. Gallen. Aber dies ist nicht schlimm. Wir machen legen noch einen kurzen Stopp am Chocolarium der Firma Munz ein. Wir können die Erlebniswelt zwar nicht mehr besuchen. Aber im Schokoladen-Shop können wir noch Schokolade naschen und die eine oder andere süße Leckerei wird gekauft. Am Abend werden wir wieder mit einem typischen Schweizer Menü verwöhnt.

Am Morgen schauen wir gespannt Richtung Säntis und der Berg begrüßt uns im Sonnenschein. Wir fahren mit der Seilbahn auf den Berg. Im Säntis-Restaurant in 2.502 Metern Höhe sind die Tische zum Frühstück gedeckt. Vom reichhaltigen Buffet mit viele regionale Spezialitäten wie verschiedenen Käse und Aufschnitt aus dem Appenzellerland bedienen wir uns. Dabei genießen wir den einmaligen Blick über die Vorarlberger, Bündner, Glaner und Urner Alpen bis hin zum Bodensee. Wir besuchen die Terrasse auf dem Gipfel erfreuen uns an dem tollen Alpenpanorama. Anschließend fahren wir mit der Bahn wieder hinab zur Schwägalp.
Danach fahren wir nach Appenzell. Bei einem kleinen Rundgang erkunden wir den kleinen Ort. Im gut erhaltenen Dorfkern entdecken wir überall, wie tief auch die Appenzeller mit ihrer Tradition verwurzelt sind. Typisch sind aufwendig bemalten Holzhäuser mit geschwungenen Giebeln. Dies sind einzigartige Werke der traditionellen Bauernmalerei. Steinbauten aus dem 16. Jahrhundert wie das Rathaus, das Schloss und die Pfarrkirche vervollständigen das Ortsbild. Der Landsgemeindeplatz vermittelt uns einen kleinen Eindruck, wie noch heute die die direkte Demokratie funktioniert. Einmal im Jahr kommen die Bürger zusammen und stimmen durch Handerheben über Gesetze oder Entscheidungen ab. Es bleibt Zeit durch den hübschen Ort zu spazieren. Am frühen Nachmittag kehren wir zur Schwägalp zurück. Leider schlägt nun das Wetter um. Dicke Schneewolken hüllen den Säntis ein. Es beginnt zu schneien und der Wind frischt auf. Die Kollegen der Rezeption informieren uns, dass leider das Anstoßen auf dem Säntis nicht stattfinden kann. Der Wind auf dem Gipfel ist zu stark und es wäre zu riskant, die Bahn fahren zu lassen. Wir sind zwar etwas traurig, aber da wir am Morgen so tolle Sicht hatten, sind wir nicht ganz so sehr enttäuscht und freuen uns auf den Abend.
Der Silvester-Abend wird mit einem Apéro im Hotel eingeleitet. Mit einem Glas Wein stoßen wir auf den letzten Abend des Jahres an. Anschließend nehmen wir unsere Plätze im liebevoll vorbereiteten Restaurant ein. Mit einem vorzüglichen 7-Gang-Gourmet-Dinner und exzellentem Service durch die Küchen- und Service-Crew werden wir verwöhnt. Jeder Gang des Menüs ist eine Augenweide und ein kulinarischer Hochgenuss. Für Unterhaltung sorgt eine typische Appenzeller-Streichmusik. Die Musiker spielen auf traditionellen Instrumenten wie dem Hackbrett - vergleichbar mit einer Zither - und dem Handörgeli - einer speziellen Ziehharmonika. Als Überraschung besucht uns nochmals eine Kindergruppe Wüste-Silvesterchläuse. Wir dürfen einigen ihrer Zäuerle lauschen und sie wünschen uns ein gutes Neues Jahr. Ein tolles Käsebuffet und eine Candy-Bar verleiten uns immer noch zum Naschen.
Kurz vor Mitternacht erwartet uns die nette Service-Crew mit Prosecco in der Hotelhalle. Wir stoßen an und starten gut gelaunt ins Jahr 2024.

Den Neujahrstag starten wir gemütlich mit einem späten Frühstück. Gut gestärkt fahren wir im Sonnenschein nach Stein. In der Appenzeller-Schaukäserei erwarten uns interessante Geschichten über das Appenzellerland und dessen Bräuche. Natürlich interessiert uns, wie der wohlschmeckende Appenzeller Käse hergestellt wird. Wir schauen in die Produktionshalle und in den Käsekeller. Aber das Rezept für die geheime Sulz, mit der der Appenzeller Käse behandelt wird, damit er seinen typischen Geschmack erhält, bleibt ein wohlgehütetes Geheimnis. Wir verkosten die verschiedenen Käsesorten. Unser Bus bringt uns zur Schwägalp zurück. Bei unserer Rückkehr ist gutes Wetter und wir nutzen den Nachmittag wir ganz individuell. Einige spazieren auf dem Laternliweg durch den frisch verschneiten Wald und erfreuen sich an der schönen Winterlandschaft. Die Laternli-Bar lädt zum Genuss eines Glühweins oder Jagertees ein. Wir sehen noch den beginnenden Sonnenuntergang, der die Landschaft in ein ganz besonderes Licht taucht. Den Tag beenden wir wiederum mit einem ausgezeichneten Schweizer Menü.

Unsere erlebnisreiche Silvesterreise endet heute. Das Wetter hat wieder umgeschlagen. Es geht wiederum starker Wind und es regnet. Nach dem Frühstück beginnen wir die Heimreise. Unsere Rückreise verläuft völlig störungslos ohne Stau. Ganz pünktlich kehren wir am frühen Abend wir in unsere Heimatorte zurück.

Dank Ihnen, liebe Gäste, durften wir eine wunderschöne Zeit miteinander verbringen. Wir sind uns wohl alle einig: Es war ein gelungener Start ins Jahr 2024. Nun wünsche ich Ihnen nochmals von Herzen alles Gute, bleiben Sie gesund und möge all das in Erfüllung gehen, was Sie sich für 2024 wünschen. Ich freue mich schon sehr, dass ich einige von Ihnen bereits in diesem Jahr auf einer erneuten Reise begrüßen darf. Ich sage bis dahin: Uf widerluerge in der Schweiz! Ihre Annette Probst-Weise