Reisebericht: Rundreise Balkan – Von Serbien bis Mazedonien

24.08. – 06.09.2019, 14 Tage Rundreise Serbien – Bosnien und Herzegowina – Kroatien – Montenegro – Albanien – Nordmazedonien mit Belgrad – Novi Sad – Sarajevo – Dubrovnik – Tirana – Ohrid – Skopje – Nis


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Balkan - so nah und doch so unbekannt. Mit einer reichen Geschichte, unterschiedlichen Kulturen, facettenreichen Natur und vieles mehr. Sind wir „reif, reif, reif, reif für die (halb)Insel“? Na dann los
Ein Reisebericht von
Marta Rass
Marta Rass

1.Tag: Samstag , 24.08.19 : Belgrad


Leise summt die Klima in meinem Zimmer im Hotel „88 Rooms", mitten im Zentrum Belgrads. Trotz  später Stunde sinkt Temperatur draußen nicht unter 27 Grad. Man ist erschöpft aber der Kopf ist wach und lässt den Tag nochmal Revue passieren: wie  man sich wie Zugvögel am Münchener  Flughafen für den Flug nach Belgrad (eigentlich möchte ich ab jetzt Belgrad so nennen, wie es die Einheimische nennen: Beograd) gesammelt hat. Ein ziemlich kurzer Flug und schon landet man auf dem Flughafen Nikola Tesla. Als Erstes  begrüßte uns die Hitze: knapp 35 Grad zeigte das Thermometer. Und als Zweite begrüßte  uns Bogdanka, unsere Leiterin und Spezialistin in puncto Geschichte, was wir in den folgenden 14 Tagen ausführlich erfahren durften. Der dritte, der uns begrüßet,  war  unser Busfahrer Andrija, die  wichtigste und verantwortungsvollste Person  auf dieser Reise.
Nach dem Check-in, einem Begrüßungsgetränk und kurzen Pause in unserem Hotel geht´s in die Stadt. Oder besser, wir fahren zuerst durch das Zentrum: am Parlament vorbei, Oper, Theater, Dedinje - die letzte Ruhestätte von ehemaligen Präsidenten von Ex-Jugoslawien Hr. Josip  Broz Tito. Dann steigen wir aus dem Bus  - die Hitze kommt uns schon entgegen. Schatten finden wir in der majestätischen orthodoxen Kirche  St.Sava.  Sie wird zwar z.Z. restauriert, allerdings nimmt sie uns das  Atem weg , als wir das Inneren zu sehen bekommen. Prunkvoll vergoldet, freskenreich, glänzend.... einfach eine Abbildung des Himmelsreiches.
Zu Fuß geht´s dann auf die Festung Kalemegdan. Oben auf einer bestimmten Stelle sieht man, wie sich die Flüsse  Donau  und Sava umarmen und gemeinsam den Weg weiter fließen. Ich frage mich, wie viele Menschen haben das gleiche Spiel der Natur seit tausenden von Jahren von dieser Stelle aus beobachtet: die Urbewohner, die römischen Zenturios, slawischen Häuptlinge, türkische  Paschas, serbische Generäle  usw. Und ich denke, sie waren genauso beeindruckt wie jeder, der die Möglichkeit hat, hierher zu kommen. Noch ein Blick über das neue Beograd hinüber auf Zemono und dann geht schon weiter - die Hitze fordert weiterhin ihren Tribut.
Zum gemütlichen Teil des heutigen Tages kehren wir in dem Restaurant „Ima  dana", d.h. „Es gibt die Tage", ein. Ein Potpourri von typisch serbischen Gerichten, von Burek bis Proja und Kajmak,  Fleisch und  Pita, dazu eine gute Portion von einheimischer Musik (starogradska muzika - Altstadtmusik).  Der Geist wäre noch  willig,  nur das Fleisch ist müde  - das Bett ruft.

2.Tag: Sonntag, 25.08.19: Slavonija: Novi Sad – Sremski Karlovci – Krusedol


Man steht bei der „besoffenen" Uhr auf der Festung Petrovaradin, hoch über der Hauptstadt von Vojvodina.  im nördlichen Teil Serbiens. Kurios, denn im Sommer tickt die Uhr  immer etwas schneller als im Winter. Die Donau schlängelt sich und teilt  die 2.grösste  Stadt Serbien, Novi Sad. Mehrere Brücken verbinden die zwei Ufer  und wir lauschen den Erzählungen  von Bogdanka über die Geschichte, von Türkenzeit bis in die heutige Zeit. Und immer wieder ging es um die Brücken -denn wer das Wasser beherrscht, der beherrscht alles.
Nach der kurzen Panoramafahrt im Bus stiegen wir im Stadtzentrum aus. Ein wunderschöner Marktplatz mit der Marienkirche, das  Stadthaus, eine Synagoge  und viele  nette Straßen die  in alle  Himmelsrichtungen führen, laden mit ihren kleinen Kaffees und Restaurants zum Verweilen ein. Auch wir nahmen gern die Einladung an. Es wird wärmer und wärmer und etwas Kühles und Erfrischendes belebt doch den Geist.
So waren wir wieder bereit, etwas  zu unternehmen.  Es erwartete uns noch eine Stadtbesichtigung: diesmal im  kleinen Barockstädtchen Sremski Karlovci; mit dem  ersten serbischen Gymnasium, mit dem ältesten Priesterseminar und dem Löwenbrunnen.
Der Tag war aber noch längst nicht vorbei - es gab noch Einiges zu tun  und es hörte sich ganz gut an: Weinprobe mit Honigverkostung bei der Familie Zivanovic. 5 Weine bekamen wir zu verkosten, dazu Brot und Käse zum Neutralisieren. Mit jedem Wein stieg auch die frohe Laune. Och, ist das Leben schön :-). Die Geschichte  über die langjährige Familientradition der  Imkerei ließen den einen oder anderen dazu  verleiten, einen echten und süßen Honig als Mitbringsel zu kaufen.
Als Pendant zur Weinprobe gestalteten wir einen Besuch in Kloster Krusedol - weiche Stille in der Kirche und im Klosterhof  ließ fast jeden ein kleines bisschen  inne  halten und Kraft zu schöpfen.
Wir fuhren dann über das ländliche Gebiet Slavoniens - nicht umsonst gilt Slavonien als die  Kornkammer Serbiens: Feld neben dem Feld, Mais, Getreide, Zuckerrüben ...... Dazwischen wieder Weinfelder und Obstgärten. All diese Vielfalt erwärmte beim Anblick das Herz des Beobachters.
Und anschließend kamen wir zum Salas Maradik. Schon von weiten hörten wir das Musizieren der lokalen Musikgruppe. Andere Gäste waren  schon in bester Laune und das Trinkgeld wechselte schon die Geldbörsen.
Essen ist so wie man von einem Salas erwartet: üppig, gut, vielfaltig. Es ließ keinen Wunsch offen. Essen gut, alles gut.

3. Tag: Montag, 26.08.19 : Topola –  Orasac –  Vrnjacka Banja


Der Weg nach Topola führte uns durch das sagenumwobene Gebiet Sumadija, südlich von Beograd. Sumadija bedeutet Waldgebiet. Früher gab der Wald den Bewohnern nicht nur Holz, sondern war auch zugleich Zuflucht- und Schutzraum für Räuber. Heute hat sich das Bild etwas verändert. Zwischen den Gehölz sieht man viele Obstgärten und Obstplantagen. Verarbeitungsfirmen beziehen von diesem Gebiet das Obst - eine wichtige Einnahmequelle für die Bewohner Sumadijas. Allerdings gibt es auch Bodenschätze für die Industrie. Ein großer Konzern ist  Zastava  Kragujevac , heute ein Autohersteller, dessen Ursprung allerdings  in der  Waffenherstellung  lag.
Auf dem Hügel Oplenac  in Topola erwartete uns eine Schönheit - ganz in weißen Marmor eingehüllt  die Kirche von St.Georg, gestiftet durch König Petar I.Karadjordjevic. Warum bin ich von Oplenac so beeindruckt?
Weil die Kirche innen komplett mit Mosaik aus Muranoglas besteht?
Weil ca. 40 Millionen Steine eine Fläche von 3500 m2 bedecken und 1500 verschiedene Figuren aus 60 serbischen Klöstern darstellen?
Weil die Krypta  so  unheimlich  schön ist?
Nein.
Gegenüber der Kirche befindet sich das Haus von  König Petar, heute ein Museum. Vieles kann man drinnen bewundern - Von der Tiara der Königin Maria bis hin zu  unbezahlbaren Geschenken  vieler Besucher des Königs und vieles mehr. In einer Vitrine  befindet sich aber ein unscheinbares Blatt, eigentlich ein Telegramm aus dem Jahre  1914. Wegen dieses Papiers wurden in den kommenden 4 Jahren die Leben von mehr als 20 Millionen Menschen ausgelöscht. Mehr als 20 Millionen Menschen wurden verletzt oder zum Krüppel gemacht, unzählige Witwen und Weisenkinder hatten den Tod von Männer und Väter beklagt. Ja, das war die Kriegserklärung Österreichs an Serbien - Beginn des I. Weltkrieges. Niemand wollte  ihn, keiner tat etwas dagegen. Lasst uns dies heute  eine  Mahnung sein.
Unser Busfahrer Andrija führte uns auf einem etwas ramponierten Weg zum Karadjordjev vajat - einem Restaurant der Extraklasse. Ein Etno Haus mit einer typischen  serbischen Küche - diesmal aßen wir als Hauptgericht  Fleisch aus  „ispod saca" - einem Tontiegel, den man in die Glut schiebt. Einfach köstlich. Dazu Wein oder Bier, anschließend noch Kaffee auf Mokka Art. Das ganze genossen wir draußen im Schatten unter den Weinreben und in der Gesellschaft einer Hühnerfamilie:  Dorfidylle  par excellence. Noch ein Verdauungsschnaps und wir waren bereit für die letzte Etappe dieses Tages - auf nach Vrnjacka Banja.  Ihn erreichten wir erst nach fast 3 Stunden, auch wenn es kilometermässig keine große Entfernung war.  Allerdings gab es keine Autobahnen und demnächst wird auch keine geben. Dafür wurden wir  reich beschenkt,  die Umgebung, die Natur und die Ortschaften  aus dem Bus heraus zu betrachten.
Unser Hotel war etwas in dem Ortschaft versteckt, dafür sehr interessant und fast romantisch mit dem Pool und der offenen Terrasse. Vrnjacka Banja ist  ein Kurort. Und wenn man sich am Abend in die Ortsmitte begibt, wird man überrascht sein von der Lebendigkeit dieses Ortes.  Von den vielen Besuchern, den Geschäften, Restaurants und Bars. Die Lebensmittelgeschäfte  haben bis tief in die Nacht geöffnet und bieten die Möglichkeit sich noch etwas für den kleinen Hunger zu besorgen.

4. Tag, Dienstag, 27.08.19 : Kloster Zica – Sirogojno – Zlatibor


Kloster Zica wurde im 13 Jh. auf Initiative von Hl.Sava gegründet und war damit der Sitz des ersten  serbisch-orthodoxen Erzbistums. Viele serbische  Herrscher wurden hier in der Kirche gekrönt und  sie war deshalb für die Serben von großer Bedeutung.
Von da aus starteten wir dann Richtung  Sirogojno. Wieder nicht so viele Kilometer, aber es ging nur im mäßigen Tempo vorwärts. Am Straßenrand sah man gelegentlich die Stände mit Tonwaren, natürlich handgemacht. Man sagt, dass die Töpfe aus dieser Umgebung die besten sind, weil die Töpfer den idealen Ton benutzen. Kann ich bestätigen, denn ich besitze selbst einen.
Der Himmel hatte sich etwas dunkel gekleidet und man erwartete Regen. Im Freilichtmuseum von Sirogojno erwartete uns ein voll gedeckter Tisch  im Freien. Selbst einige Tropfen vom Himmel  her konnten  unser Lust auf das vorbereitete Mahl nicht verderben. Es schaute so urig und so wunderbar aus und unser Appetit war riesengroß. Es schmeckte so köstlich, wenn bloß in den Mägen noch mehr Platz gewesen wäre.
Natürlich schauten wir uns danach noch „das Dorf" an  und man versetzte sich in Gedanken in die Zeiten, die nicht einmal so lange zurück in Vergangenheit lagen. Leicht war das Leben bestimmt nicht, allerdings roch alles noch nach Natur und Einfachheit.
Der Weg nach Zlatibor führte uns durch die Hochebene, die ab und zu einer Mondlandschaft ähnelt in der sich kleine, liebliche Ortschaften angesiedelt haben. Zlatibor heißt goldener Kiefer und ist Serbiens Kur- und Feriengebiet. Die Ortschaft, in der unser Hotel steht, ist wie eine Ameisenstadt - in der Saison so viele Leute und die Hotels wachsen wie die Pilze nach dem Regen. Ja, auch das ist Serbien.

5.Tag, Mittwoch, 28.08.19 : Mokra Gora – Visegrad – Sarajevo


Ende des 19 Jh. lebte nicht weit von Mokra Gora ein Hellseher mit Namen  Mitar Tarabic. Er hatte in seinen Visionen gesehen wie eine Eisenbahn gebaut wird, die dann irgendwann in Vergessenheit geraten wird und erst nach vielen Jahren  wieder erneut  ihren Betrieb aufnehmen wird.  Diesmal für Touristen,  für Rekreation,  Spaß und Vergnügen. Das waren seine Visionen.
In Wirklichkeit wurde eine Schmalspurbahn, die Sargan 8, 1921 gebaut und die bis 1974 ihren Dienst versah. Danach wurde die Strecke  aufgegeben  und sie geriet in Vergessenheit. Erst im Jahre 2008 wurde für  touristische Zwecke  der  Betrieb mit viel Erfolg wieder  aufgenommen.
Ob unsere Gäste den  Prophezeiungen glauben oder nicht, ist eine Frage. Für die Einheimischen ist es die Tatsache. Für uns war es wichtig, an der schönen  und nostalgischen Fahrt im 100 Jahre alten  Wagon und einer Dampflok als Zugmaschine  teilzunehmen.  Die Natur , die an uns vorüber zog und die gelegentlichen Pausen zu genießen,  so wie es die Leute anno dazumal taten. Eine Fahrt, die so einmalig ist, dass man ins Staunen gerät.
Die erste Staatgrenze nach Bosnien: man hat fast vergessen wie das Prozedere an der Grenze abläuft.   So brauchten wir für  die nächsten 25 km bis Visegrad  1 Stunde  Fahrtzeit. Visegrad ist eine Kleinstadt in Bosnien und Herzegovina.  So richtig bekannt wurde die Stadt erst, als der genialer Schriftsteller Ivo Andric in seinem Werk „Die Brücke über die  Drina" - Originaltitel „Na Drini most", Visegrad als Tatort festgelegt hatte. Für sein Werk erhielt  Andric 1961 den Nobelpreis für Literatur. Mittelpunkt seines Romans ist die Brücke über Drina, drum herum spann er die Erzählungen von bosnischem Leben und bosnischer  Geschichte.  Die Brücke ist sicher eines der schönsten Motive für die unzähligen Fotos, die  man auf einer solchen Reise macht.
Atermberaubende Landschaft erwartete uns auf der  Fahrt nach Sarajevo. Abwechslungsreich das  Drina Tal und der Drina Fluss, einmal wild und laut, dann wieder zahm und langsam. Einmal eingebettet in Canyons und dann wieder uns ganz nah. Staunen bei den Reisenden wenn die Straße durch unzählige Tunnels führt, die ab und zu naturbelassen und dunkel.
In Sarajevo wartet auf uns mitten in der Stadt, ganz nahe der  Altstadt Bascarsija, unser Hotel für die nächste 2 Nächte: klein aber fein. Nach dem Abendessen gönnten sich einige Gäste noch einen abendlichen Spaziergang durch die pulsierende Altstadt, voller Leben und Wirrwarr.

6.Tag, Donnerstag, 29.08.19 : Sarajevo

Heute widmeten wir uns ganz und gar den Hauptstadt Bosniens. Schon das herrliche Frühstück über den Dächern von Sarajevo deutet auf einen tollen Tag hin.  Ali,  unser Stadtführer,   ist ein echtes Kind Sarajevos und durch ihn und seinen Erzählungen von der jüngsten  Kriegszeit ist manchen von uns die Erinnerung auf den  letzten Balkankrieg wieder wach geworden. Was könnte man vermeiden, wer  trägt die Schuld, wer muss leiden?..... Doch Ali mit seiner heiteren Natur versetzte uns wieder in Hier und Jetzt.
Die Stadt mit ihren Schönheiten wie Kathedrale, Markthalle, Synagoge, Hochschulen  und und  und möchte  leben, heranwachsen, sich präsentieren, da stehen wie  eine Friedensbotschafterin. Möchte berühmt werden, aber nicht durch tragische Ereignisse wie 1914 das Attentat auf den Thronfolger der österreich-ungarischen Monarchie und dem damit verbundenen  I. Weltkrieg, sondern mit schönen Dingen, wie zB. die olympischen Winterspiele 1984. Wir wünschen der Stadt noch viele positive Ereignisse und viel Erfolg auf ihren Weg dorthin.
Nachmittags waren wir „frei" - jeder ging seinen Wünschen nach - bummeln, Kaffee trinken - so richtig  bosnischen Mokka, gekocht in Djezva , Cevapcici essen oder einfach Geld für was anderes ausgeben - es gab tausend und eine Möglichkeit in den kleinen heimeligen Lädchen in Bascarsija.
Abendessen hatten wir in einem alten Restaurant/Gasthaus - Inat kuca: übersetzt Haus des Trotzes. Ich bin überzeugt, viele Gäste wären mit diesem Titel einverstanden. Preise inkludiert;-)

7.Tag, Freitag, 30.08.19 : Mostar, Trebinje

Heute nahmen wir schön langsam den Kurs gen Süden. Bevor wir Mostar erreichten, machten wir einen Stopp in Jablanica. Wenn jemandem an der jüngere Geschichte, d.h. II. Weltkrieg , interessiert war, dann war er hier richtig.  Er konnte  sich die zerstörte  Brücke über den Fluss Neretva anschauen. Sie ist zwar nicht das Original, aber getreu nachgebaut für den Film „Neretva -  Die Schlacht um die Verwundeten". Ja, aus dieser Zeitepoche gibt es auf dem Gebiet vom ehemaligen Jugoslawien viel zu sehen.
Weiter durch das Tal Neretvas,  wo man die Augen nur für den Fluss hatte, fuhr unser Andrija seinen Bus sicher und ruhig durch die atemberaubende Landschaft. Wir  konnten uns voll konzentrieren  aufs fotografieren, staunen und bewundern. Gegen Mittag begrüßte uns Mostar, bei fast 40° mit ihrer weltberühmten Brücke, die Mostar-Brücke. Weiß, majestätisch, schön, als ob sie  keine schwarzen Tage hinter sich gehabt hätte. Menschentrauben pilgern beidseitig über die Brücke. Oft blieben sie kurz stehen. Viele  möchten den weltberühmten Brückensprung in die Neretva sehen. Die Zuschauer applaudierten dem tollkühnen Springer der den Sprung ins 30m tiefer gelegene Wasser wagte, bevor wieder jeder seinen Weg  weiter ging. Nur ein kleiner Stein in einem verborgenen Eck, mit der Aufschrift „DON´T FORGET ´93", erinnert noch an die Ereignisse  im letztem Balkankrieg. Wer wollte konnte noch einen kurzen Film über die sinnlose  Zerstörung  der Brücke durch Dauerbeschuss anschauen und ich denke, niemand konnte  diesen Wahnsinn  verstehen und niemanden ließ dieser Film kalt.
Trotz aller Schrecken und Tragik in der Vergangenheit bot uns Mostar auch Heiteres.  In dem kleinen Städtchen gab es genug Möglichkeiten. Doch die oberste Priorität galt die Suche nach Schatten und einem wohlschmeckendem Eis oder einem kühlen Getränk. Dazu ein kleiner Snack und dann mussten  wir Mostar auch schon wieder verlassen.
Der Weg nach Trebinje war etwas  ganz Seltsames -  eine Mischung aus Mondlandschaft, grünem Gebüsch und kleinen Ortschaften, die  wie Blumen in den Wiesen aus Steinen herausragten. Es hatte etwas Magisches an sich, und man musste schauen und staunen. Am Rande  dieser Landschaft lag am Fluss Trebisnjica das kleine Städtchen Trebinje. Auf einem Hügel über stadt lag das orthodoxe Kloster Tvrdos. Der von einer dicken Stadtmauer umgebene Ortskern lud uns zum Schlendern oder zum Chillen ein. Der mediterrane Fleur gibt uns zu wissen, dass die Küste nicht mehr weit ist.
Ein  Abendessen mit typisch serbische Köstlichkeiten wurde uns im Lokal Porto Bello vorbereitet-- schließlich sind wir in Republik Serbien. Die Familie samt Kindern, die dieses Lokal betreiben, hat sich übertroffen - so mancher von uns wird demnächst so ein Mahl vermissen.  Vielen Dank, liebe Gastgeber.
Unser Hotel stand am Hang des Berges  und bot einen tollen Blick auf das nächtliche Trebinje. Nicht umsonst trägt es den Namen „Bellevue".

8.Tag, Samstag, 31.08.19 : Dubrovnik, Herzeg Novi, Budva


Ja, die Grenzen....Gleich mehrere mussten wir heute passieren. Zuerst kam die bosnisch-kroatische an die Reihe. Danach sind wir für einige Stunden in Kroatien, in Dubrovnik. Die Stadt hat sich zu einer regelrechten  Pilgerstadt entwickelt. Touristen aus der ganzen Welt kommen auf diesem kleinen Fleck zusammen. Unzählige Füße  schliffen schon bereits weißen Pflaster des Straduns - der Hauptrasse Dubrovniks. Von vielen Ecken schaut Hl.Blasius auf die Menschenmenge  und denkt sich das seine. Rektorenpalast, Sponza Palast, Mauerwerk um der Stadt, kleiner Hafen und vieles mehr  - alles Merkmale des Reichtums, Wichtigkeit und Einflusses...  Aber bei den Temperaturen von über 36° und Mittagszeit interessierten  uns mehr die Sehenswürdigkeiten, die noch zusätzlich Schatten anboten. Wie zum Beispiel die älteste  Apotheke im Franziskaner Kloster, wo man noch heute die Cremes, Parfüms usw. nach den alten Rezepten erwerben kann. Abseits der Menschenmassen, in den hinteren Gassen fanden wir  angenehme  schattige Plätzchen um sich zu kühlen.  Kaffee, Getränke und Spezialitäten  kann man dort noch zu vernünftigen Preis kaufen.
Unser zweites Ziel heute war Kotor. Eine  montenegrinische Stadt, mondän und trotzdem so angenehm mediterran, besonderes auch  der Weg um die  Bucht von Kotor. Überall in Kotor fanden sich Motive von Katzen: Katzen auf den Mauern, Katzen auf den Tragetüten, Katzen auf den Strassen.... Ja, Kotor ist berühmt als Katzenstadt.
In Kotor ließen wir uns noch in Restaurant Astoria verwöhnen, bevor wir noch die letzte Etappe antraten: Budva mit unserem Hotel Mediteran, mit eigenem Strand am Meer, Pool und allem, was sich ein Herz so wünscht. Einen kleinen Fauxpas gab es trotzdem: 2 Zimmer musste man doch tauschen - die Klimaanlagen können ab und zu  wirklich  laut sein.

9. Tag, Sonntag, 01.09.19 : Cetinje/Budva


Zum Frühstück gab´s  alles! Auch das, was den deutschen Gaumen etwas seltsam vorkommt.  Heute konnte man wählen: Zeit zur freien Verfügung  oder vormittags einen Ausflug nach Cetinje. Cetinje war die frühere Hauptstadt Montenegros und wich gänzlich unserer Vorstellung von einer Hauptstadt. Cetinje ist klein, zierlich, grün, überschaubar. Violeta, aber nicht die aus Dubrovnik, zeigte uns ausführlich das Haus des  ersten und letzten montenegrinischen König Nikola Petrovic. Bei dem herrlichen Wetter konnten wir den Berg Lovcen sehen. Hoch oben auf dem Gipfel erkennt man das Mausoleum eines der wichtigsten Personen Montenegros: Petar Petrovic Njegos, ein Dichter, Fürst, Bischof und der Gründer des modernen Staates Montenegro.
Weiter ging es  zu einer Degustation mit montenegrinische Schinken, Käse, Brot, Schapps.... Köstlich und viel.
Später gesellten wir uns zum Rest unserer Truppe, die sich entschieden hat, den Tag als Bade- und Freizeittag zu genießen.
Abendessen erwartet uns in einem Fischrestaurant in der Nähe der  Altstadt Budvas, die wir vorher noch erkundigten. Alles in allem, es war ein erholsamer Tag.

10.Tag, Montag,02.09.2019 : Tirana, Ohrid


Ein langer Tag stand uns bevor. Zuerst die montenegrinisch-albanische Grenze und nach 2 Pausen erreichten wir Tirana, die Hauptstadt Albaniens. Jeder war gespannt, wie Albanien so ist. Natürlich, so viele Jahre war Albanien hermetisch vom Rest Europas abgeriegelt. Keiner wusste wie es dort aussah und manche Fantasien wurden gesponnen. Erst in den 90-er des vorigen Jahrhunderts,  nach dem Tod Hodjas, öffnete sich Albanien Stück für  Stück. Wenn jemand vor einigen Jahren durch Albanien reiste, wird er  heute feststellen, dass sich der Staat so rasant entwickelte, dass man sich nur noch wunder kann. Allerdings blieb noch viel typisch albanisch: Verkehr, Mentalität, die Lebensweise und  zuletzt auch die Sorge um die Umwelt ;.). Trotzdem ist Tirana sehenswert, so wie alles anderes auch. Das Vergangene mischt sich mit Modernem. Auf kleinem Fleck findet man unzählige Baustile  - etwas gewöhnungsbedürftig ist schon alles. Allerdings bin ich froh, Albanien jetzt und heute noch so zu erleben. Und wer die Möglichkeit hat, sollte sich dieses schöne Land nicht entgehen lassen.
Die Fahrt über die Berge nach Nord Mazedonien war  nass - nach vielen Tagen einige Tropfen Regen waren  schon angenehm. Angekommen sind wir in Ohrid um ca.20.00 - die Grenzen verlangen immer wieder ihre Zeitopfer. Unser Hotel, mit dem  kurzen Namen SU, lag direkt am Ufer des Ohrid Sees. Doch nach so einem langen  Tag war keiner mehr bereit, irgendeinen Spaziergang zu unternehmen. Das Bett war doch angenehmer.

11.Tag, Dienstag, 03.09.2019 : Ohrid


Auf unserem Rundgang durch Ohrid begleitete uns heute Nada. Sie führte uns durch die kleinen Gassen, zeigte uns eine Papierwerktstatt, die Kirche, oben am Amphitheater vorbei bis zu der Kirche des Hl.Johannes, eines der bedeutendsten Denkmäler Ohrids. Zurück zum Marktplatz ging es  entweder zu Fuß oder mit dem Boot - die Fahrt dauert nicht lange, aber diese Fahrt gab uns ein besonderes Feeling.
Danach waren wir frei und man verstreute sich in alle Himmelsrichtungen und machte seine eigenen Entdeckungen. Eines hatte uns aber alle verbunden: man musste einfach das gute Eis aus Ohrid probieren. Die anderen bleiben bei vielen Schaufenstern mit den einzigartigen Ohridperlen stehen.  Ohrid ist bunt und bietet für  jedem etwas - wenn man es will.
Abendessen ist ein Gaumen- und Ohrenschmaus  - dh. bei vollem Tisch durften wir  den Musikanten lauschen.  So wie das  kulinarische  Repertoire war, war auch das Musikalische sehr bunt und gut. Der Abend lud uns noch zu einem Kaffee oder einem  Schlummer Trunk ein.

12.Tag, Mittwoch, 04.09.19 : Skopje


Man wollte nicht so richtig wahrnehmen, dass unsere Reise langsam zu Neige ging. Aber wir hatten noch Skopje vor uns. Und diese Stadt zeigte uns Bogdan, der Stadtführer. Vom Hügel aus gings runter in den Altstadt - das ist der türkische Teil - mit Basar. Die alten Moscheen, viele Läden, die uns erstaunen ließen - Goldläden, Stoffläden, .... alles was glänzt, ist hier zu bekommen. Dann über die  Brücke (eine von vielen über den Fluss Vardar) und man landet im neuen Teil der Stadt. Skopje wurde  Mitte der  60iger Jahre von einem verheerenden Erdbeben fast völlig  zerstört. Damals hatte man mit europäischer  Hilfe Skopje wieder neu aufgebaut. Deswegen gibt es heute weniger Monumente oder Gebäuden aus früheren Zeiten. Aber was man heute in Skopje zu sehen bekommt, ist schon etwas ganz eigenartiges.  Man baute in den letzten Jahren die Monumente aus der mazedonischen Heldengeschichte. Alexander der Große, Fillip II. von Mazedonien, die Brücken und die Paläste, alles in Fülle und überdimensional. Vielen kommt so ein Stadtbild ziemlich eigen vor, aber die Mazedonier sagen: „ wenn viele Jahre vergehen, werden diese Gebilde auch einen historischen Wert haben". Vielleicht haben sie sogar Recht. Etwas nicht so imposantes ist das Haus von Mutter Tereza - sie war eine Mazedonierin.
Unser Hotel lag im 7.Stockwerk, hoch über den Dächern von Skopje. Und es war wirklich eindrucksvoll, abends noch bei einem Glass Wein oder ähnliches auf dem Balkon ganz oben zu sitzen und das Leben ganz unten zu beobachten. Auch wenn das ganze Prozedere mit Check-in eine damit vertraute und  erfahrene  Person verlangte - wir hatten ja eine mit - unsere Bogdanka.
Makedonska Kuca - Mazedonisches Haus - ist unser Gastgeber in puncto mazedonische Spezialitäten. Man musste sich etwas die Augen reiben und das Gebäude  bestaunen - irgendwie konnte man nicht so richtig glauben, dass dies unser Restaurant sein sollte. Allerdings wurden wir etwas Besseres  belehrt, als wir eintraten. Uns erwartete  eine prunkvolle  Speisehalle  und genauso prunkvoll angerichtet war auch unser Tisch - es gab keinen leeren Platz mehr darauf, alles wurde ausgefüllt mit Köstlichkeiten,   die man so quer Beet nehmen konnte. Schließlich gab es auch keinen leeren Platz mehr in unseren Mägen - nur noch für einen Verdauungsschnaps.

13.Tag, Donnerstag, 05.09.19 : Nis

Das zweite Mal, dass wir unser Frühstück über den Dächern der Stadt hatten. Das ist wirklich was Besonderes und man nimmt auch die etwas abenteuerliche  Aufzugsfahrt in Kauf.
Heute ging es Richtung Nis - der drittgrößten Stadt Serbiens. Dh. wir mussten wieder eine Staatsgrenze passieren. Ging diesmal erstaunlicher Weise  relativ schnell und um ca.  12.00 Uhr waren wir schon in Nis. Auf dem Programm stand Cele kula - Schädelturm. Im wahren Sinne des Wortes. Erbaut wurde er von den Türken aus Schädeln  und Knochen der serbischen Widerständler. Er diente als Warnung für all diejenigen, die sich gegen die Osmanen auflehnten. Heute  befindet sich der Turm in der Kapelle, die  mehr oder weniger als Schutz über den Turm gebaut wurde. So ist Cele Kula ein einmaliges Denkmal auf der Welt, wert, dass man ihn kennenlernt. Und er ist ein Teil des Nis Museums.
Unsere letzte Übernachtung im Hotel am Rande der Stadt. Etwas höher gelegen, dass man einen schönen Sonnenuntergang genießen konnte. Der letzte Abend  im Balkan.

14. Tag, Freitag, 06.09.19 : Beograd, Heimflug


So, es ist jetzt so weit. Mit Hilfe Bogdankas nutzten wir noch die Fahrt nach Beograd um alle 14 Tage Revue passieren zu lassen. Man fragte sich, wo diese 14 Tage hingegangen sind. In Beograd machen wir uns noch für 2 Stunden auf zum Donauufer, Zemono. Ohne Zeitdruck trank man noch was, schlenderte man am Ufer entlang oder beobachtete und genoss noch den letzten, ziemlich heißen Tag, bevor uns der Flieger wieder zurück in die heimischen Gefilde brachte.
Dann  kam die Zeit des Abschieds. Etwas  Melancholisches lag  in der Luft. Letzte Umarmung, Danksagung und weg sind die zwei, Bogdanka und Andrija, unsere 2 treuen Gefährten, eine Frau und  Informationsquelle und ein Busfahrer und Virtuose hinter dem Lenkrad.
Aber auch wir sind bald an die Reihe: der „Kranich" war pünktlich. Bevor wir in die Maschine stiegen, verabschiedeten wir uns schon mal, weil nach der Landung in München jeder zu seinem Gate gehen musste. Verstreut in 5 verschiedene Richtungen. Die Heimat wartet schon. Wir kommen.
All mein Dank gilt euch, meine lieben Gäste, 14 Tagen wart ihr  die „Engel auf der Reise". Ich habe euch gern begleitet und für euch da zu sein.
Und dir, Bogdanka, danke ich ganz speziell; ich weiß,  es war nicht immer leicht, aber du hast es gemeistert.
Andrija, unser „Fiaker" - zuverlässig, ruhig, geduldig. Wir hatten dir unsere Leben anvertraut und du hast unser Vertrauen erwidert. Vielen, vielen Dank.
Und am Schluss danke ich dir, Balkan, dass du da bist. Und so wie du bist, mit all deiner Natur, mit all deinen Einwohner, mit deiner Geschichte, Kultur, mit allem was dich ausmacht, bist du schön. Und würdig, dich zu besuchen und dich kennen zu lernen. Danke!
Eure
Marta Rass

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