Rundreise Balkan – Von Serbien bis Nordmazedonien
Reisebericht: 01.09. – 14.09.2025
Irgendjemand hat einmal gesagt im Balkan kann man in derselben Bäckerei Burek und Croissant kaufen. Das heißt nichts anderes, als dass im Balkan das Westen mit dem Osten Hand in Hand gehen............
Ein Reisebericht von
Marta Rass
Anreise nach Belgrad – Novi Sad
.........Und wie das stimmt, konnten wir als Reisende durch das Land mit all unseren Sinnen selbst erfahren.....
Noch eine Umdrehung in der Luft und durch das kleine Fenster des Fliegers erschien Belgrad als ein Mosaik aus unzähligen Weißgraugelb…Schattierungen. Übersetzt heißt Beograd (so ist auch die Originalausdruck in serbische Sprache) die Weiße Stadt. Seit eh und je. Und besonders in der Zeit des Überfluges zeigt sich dies als Tatsache.
Nach üblichem Prozedere auf dem Flughafen Nikola Tesla (!), der vom Jahr zu Jahr größer wird, saßen wir schon im angenehm gekühlten Bus bei Außentemperatur über 30 Grad mit unserer Reiseleiterin Bogdanka und mit dem Busfahrer Bozidar.
Ein Feld reihte sich dem anderen, helles Gelb überging in Orangegelb, die grünen Flächen schienen als die Flicken auf einer großen Decke. Nur gelegentlich unterbrach ein Bach, Flüsschen oder ein Kanal das Muster. Flach ist es, das Land Vojvodinas. Nur Fruska Gora (z.d. Frankenberg) erhebt sich in der Ferne. Zu seinen Füßen liegen die Weingärten mit lieblichen regionalen Reben, dessen Weine die Menschen heiter und froh machen.
Es ist so richtig schön, wenn man eine Stadterkundung in einem Park mit üppigen Bäumen, grünem Gras und kühlem Wasser beginnt. Bogdanka führte uns durch die Straßen von Novi Sad, Vieles deutete an die reiche Geschichte der Stadt, an frühere Zeiten, wo die Österreich, als einer der Großmächten Europas, seinen Einfluss auf Architektur, Kultur und vielleicht auch Denkweise ausübte.
Am Montag war das Leben auf den Straßen rege, aber mit einer Gelassenheit, die für die Bewohner Serbiens typisch ist. Die Straßensänger, die Eisdielen, kleinen Geschäften …ein buntes Durcheinander. Und genauso bunt waren die Teller im traditionellem Gasthaus Sokace, eine Gaumenfreude und ein schöner Abschluss eines, für vielen von uns langen Tages.
Novi Sad – Sremski Karlovci – Belgrad
Die Festung Petrovaradin in Novi Sad sitzt wie ein Wächter über die Stadt Novi Sad. Und das war auch ihre Aufgabe und Priorität in Vergangenheit. Durch die Erzählungen von Bogdanka reimten sich vor unseren inneren Augen die Ereignisse, die Schlachten und das Leben der Soldaten …Und der Blick folgte dem Verlauf der Donau, der sich wie ein Band um die Stadt schmiegt. Die Uhr auf dem Turm mit ihren ulkigen Gewohnheiten, so genannte „betrunkene Uhr“, schaute genauso in die Ferne und denkt sich wahrscheinlich: tik-tak, tik-tik-tak….
„Hinter jedem starken Mann steht eine noch stärkere Frau“ oder so ähnlich sagt der Spruch. Kann man sowas auch für ein Genie sagen? Zum Beispiel für Albert Einstein? Nämlich, seine Frau Mileva stammte aus Vojvodina, nicht allzu weit von Novi Sad, und sie war einer der bedeutendsten Mathematikerin und Physikerin ihrer Zeit.
Nach dem kurzen Besuch von Sremski Karlovci, ein kleines Städtchen mit einer bedeutenden Geschichte von Mittelalter weiter bis heutigen Zeit, führte uns der Weg durch die Getreidekammer Serbiens wieder zurück nach Belgrad. In der schattigen Fußgängerzone gönnte sich jeder was für seinen Körper und seiner Seele: entweder ein erfrischendes Getränk, ein Eis oder ein Bummel durch die Läde. Die Gebäude links und rechts der Straße entstanden in verschiedenen Epochen, da vermischt sich ein Stil mit den anderen: vom „sozialistischen“ Stil zurück zur ornamentreichen Architektur des 18. Und 19.Jhr. oder in die von heutiger, moderner Zeit mit geraden, klaren Linien.
Auf dem Weg nach Kalemegdan, der Festung, ein „Must be-Platz“, wenn man in Belgrad auf Besuch ist. Es passierte etwas, was die schöne Zeit etwas getrübt hat: auch in dieser Stadt gibt es „lange Finger“ und gerade in unserer Gruppe machten sie die Beute. So musste man das Ganze etwas umgestalten. Jeder entdeckte die Festung auf eigene Faust. Auf jedem Fall war der Blick auf die Umarmung von Fluss Sava und Donau grandios. Auch unser Abendmahl im Boheme-Viertel half uns wieder in eine heitere Stimmung zu kommen.
Topola – Vrbacka Banja
Raus aus der Hauptstadt, rein in die Natur……. Vom flachen Gebiet fuhren wir nach Sumadija (Waldgebiet). Der Weg führte uns durch die hügelige Landschaft, vorbei an kleinen Ortschaften, Richtung Topola. Auf dem Hügel Oplenac begrüßte uns die Kirche des Hl.Georg. Eine Schönheit unter den Kirchen, gepflastert durch unzählige Mosaiksteinchen, und gleichzeitig auch die letzte Ruhestätte der Mitglieder der königlichen Familie. Nur einige zehn Meter entfernt steht ein Haus, gar nicht auffällig, am Rande des Waldes: das Königshaus. Die Dynastie Karadjordjevic war eine stolze Familie, allerdings zeigte sich ihr Stolz nicht in den prachtvollen Gebäuden. Das Königshaus unterscheidet sich von den anderen Häusern der Bewohner nicht, aber es verbirgt einige unbezahlbare Schätze aus dem Nachlass des letzten Königs und der Königin. Und noch was findet man in dem Haus: hinter der Vitrine liegt genauso ein unscheinbares Stückchen Papier, dass allerdings das Schicksal der Welt veränderte: eine Kriegserklärung Österreichs an Serbien und damit der Beginn des Ersten Weltkrieges. Ein Blick darauf macht jeden nachdenklich – zu jeder Zeit, zu jeder Epoche…. Eine Weinprobe im königlichen Weinkeller machte durchaus wieder eine gute, heitere Stimmung…. Und ein Mittagsessen unter freiem Himmel machte den Besuch in Topola noch angenehmer.
Auf dem Weg nach Vrnjacka Banja, einem bekannten Kurort Serbiens, wo wir übernachteten, erwischte uns ein Sturm und man meinte, das ganze Wasser vom Himmel ergoß sich nur über diesem Gebiet. Ich denke, für unseren Busfahrer Bozidar war die Fahrt entlang der Straße, die sich zu einem Wasserstrom wandelte, eine dolle Herausforderung. Als wir unser Hotel erreichten, war der ganze Spuk wieder vorbei.
Kloster Zica – Bauernhausmuseum Sirogojno – Zlatibor
Wenn man durch das Land reist, sieht man ganz viel Natur und kleine Dörfer und wenn dann plötzlich ein prachtvolles Gebäude, so wie das orthodoxe Kloster Zica, ist man momentan sprachlos. Da, auf dem Hügel, genau auf der Hälfte der Strecke Istanbul – Rom, kann man die rote Kirche und Kloster schon von Weiten sehen. Die Malereien bzw. Fresko reichen in das 13.Jhr. zurück, in die Zeiten von Stefan Nemanjic, den Erstgekrönten aus der Nemanjic Dynastie.
Die Natur änderte sich: vom hügligen Gebiet kamen wir in die Bergregion Zlatibor. Um unser Ziel Sirogojno zu erreichen, musste man schon die kurvige Straße bergauf auf über 900 m fahren. Ein wunderschönes Gebiet – eigentlich Hochebene – mit vielen Weideflächen, lieblichen Wäldern, kleinen Ortschaften, Häusern, die eine Nostalgie auf frühere Zeiten wecken…. Am Rande des Waldes steht ein Dorf, ein Freilichtmuseum, die das Leben von Menschen in der Vergangenheit offenbart. In einem Haus, das als „Restaurant“ dient, bekamen wir ein Essen serviert, den man „Hochzeitkohl“ nennt – Sauerkraut im Ganzen mit geräuchertem Fleisch, dazu Maisbrötchen. Und eine Vitaminbombe dazu: Heidelbeersaft pur.
Über den Hügeln erreichten wir den Wintersportort: Zlatibor. Voll touristisch orientiert. Und genauso viel Besucher. Trotzdem war unser Hotel sehr schön, großräumig, modern. Hier konnte man eine erholsame Nacht verbringen.
Visegrad (Bosna und Herzegovina) – Schifffahrt auf Drina – Sarajevo
Unser Weg von Zlatibor Richtung Staatgrenze führte uns durch das Gebiet Mokra Gora – mit einem kleinen Dorf, etwas mysteriös angehaucht – durch eine Prophezeiung durch einen ortsansässigen „Seher“ und weil alle guten Dinge 3 sind, gibt es in der Nähe noch die Kugeln von Tara, dessen Ursprung kennt keiner. Die sind einfach da, schön abgerundet wie von der Hand gemacht. Und dann plötzlich noch der unheimliche Nebel, dicht, dass man ihn zerschneiden könnte.
Visegrad empfang uns in der Sonne gebadet, mit der herrlichen Drinabrücke aus dem 16.Jhr. Eine Schifffahrt entlang des Flusses Drina, ein Highlight des Tages. Die Natur links und rechts des Flusses spiegelte sich im Wasser, dass man kaum unterscheiden konnte zwischen dem Original und dem Spiegelbild. Wie von einem Impressionisten gemalt. Das Boot glitt über fast unbewegliche Oberfläche des Flusses, die Vögel überquerten gelegentlich im Flug unser Weg. Auf dem Boot herrschte eine heitere Stimmung, der Kapitän ist zugleich auch der Entertainer und Gastgeber und machte für uns noch ein paar extra Umdrehungen auf dem Fluss, um die Brücke so gut wie möglich vor die Linse zu bekommen und vielleicht „DAS Foto“ zu machen. Gern würden wir noch weiter am Bord verweilen.
Aber die Ortschaft lockte, um sie zu erkunden. Viele interessante Fotomotive zu verewigen oder etwas gegen kleinen Hunger zu machen. Dann musste man sich schon wieder auf den Weg Richtung Hauptstadt Sarajevo machen. Bis wir dorthin kamen, bot uns die Natur noch vieles links und rechts der Straße: Ein Tal, geschaffen durch den Fluss. Steile Felsen, wilde Kaskaden in smaragdenen Farben. Eine Natur, die keine Worte braucht.
Man rechnete wirklich nicht damit, dass hinter dem Wald und Fels schon Sarajevo wie auf einem Präsentierteller liegt. Umgegeben von Bergen, geteilt durch den Fluss Miljacka, ist die Hauptstadt Bosniens einer der Highlights auf unserer Rundreise und vielleicht auch eine der typischisten Städte Balkans.
Unser Hotel stammte noch aus den „olympischen Zeiten“, lag etwas außerhalb der Altstadt, wo wir in einem Restaurant mitten von Bascarsija unser Abendbrot in Form von Cevapcici serviert bekamen. Die Nacht war lauwarm und die Stadt wunderschön beleuchtet. Dazu am Firmament der fast volle Mond.
Sarajevo
Den ganzen Tag verbarchten wir in Sarajevo. Unser örtlicher Reiseleiter führte uns durch die breiten und engen Gassen Sarajevos, erklärte die Geschichte von der Entstehung der Stadt bis zu Gegenwart. Die Stadt hat eine schöne, heitere Geschichte wie z.B. die olympischen Spiele 1984, aber auch sehr dunkle z.B. das Attentat auf den österreichischen Thronfolger und damit der Beginn des 1. Weltkrieges. Oder das Zerbomben der Stadt im letzten Balkan Krieg indenm neunziger Jahren. Die muslimischen, christlichen und jüdischen Gebetshäuser auf einem kleinen Areal bezeugen, dass man trotz verschiedenen Glaubensrichtungen sehr wohl friedlich zusammenleben kann.
Die Stadt selbst wächst von Jahr zu Jahr rasant schnell, die Spuren des Krieges sind schon fast verschwunden. Trotzdem ist der Herz Sarajevos noch immer die Bascarsija, das kleine Istanbul, ein ganz orientalgeprägter Teil der Altstadt. Schlendernd durch die kleine Strassen findet jeder etwas für seinen Leib, Herz und Seele. Vom Kaffeezugehör samt „gestampften Kaffee“ bis zum Goldschmuck in allen Varianten, kleinen Restaurants und Kaffees, alles auf einem keinen Fleck.
Aber auch eine Fahrt mit der Seilbahn zum olympischen Dorf ist ein Erlebnis per se, eine Erinnerung an Zeiten, die nicht vergessen werden. Ich würde Sarajevo gönnen in der Zukunft wieder sowas zu erleben. Die Stadt hat es sich verdient.
Und wir haben uns unser Essen im Restaurant namens Careva cuprija (Zarenbrücke) auch verdient: unsere Gaumen tasteten sich durch die verschiedenen bosnischen Spezialitäten, ein schöner Abschluss in der bosnischen Hauptstadt.
Jablanica – Mostar – Trebinje
Was wäre Balkan ohne Partisanen im II. Weltkrieg, den großen Schlachten und den großen Namen wie Josip Broz Tito? Gerade hier in Jablanica, auf dem Weg von Sarajevo nach Mostar, am Fluss Neretva, fand einer der bedeutensten Kämpfe statt: „die Schlacht um die Verwundeten“, oder „Schlacht um Neretva“. In den 1960 iger Jahren verfilmte man dieses Ereignis mit großem Aufwand: internationale Starbesetzung, grandiose Kulisse und malerischer Unterstützung durch keinen Geringeren als Pablo Picasso. Die Brücke, die man aufgebaut und für die Aufnahmen gesprengt hatte, steht noch heute und ist noch immer eine Attraktion für die Durchreisenden.
Das Tal des Flusses Neretva ist etwas ganz Besonders: die steilen Felswände steigen aus dem Wasser senkrecht empor, die Landschaft ist wild, schroff, das Wasser smaragdfarben. Das Tal ist im Verlauf zuerst schmal, später wird es immer breiter, mit vielen Feldern und Weinbergen, bis wir Mostar erreichten, ein kleines Juwel an den Füßen von Bergmassiven. Wie in einer Pfanne liegend, unausweichlich mit hohen Temperaturen beschert, war das Städtchen auf unseren Prioritätenliste und die Hauptattraktion, der Gang über die Steinbrücke. Im letzten Krieg völlig sinnlos zerstört und später nach dem Krieg mit internationaler Hilfe wieder aufgebaut, wie ein Phoenix aus der Asche. Heutzutage ist sie ein Magnet für die Menschenmassen. Die kleine Stadt, oder besser die alte Stadt um die Brücke ist gnadenlos belagert durch die Touristen und das haben wir zu spüren bekommen. Es war mühselig sich da durchzuquetschen und später ein freies Plätzchen in einer Gaststätte zu finden, alles bei Temperaturen um die 33 Grad. Aber wenn man ehrlich ist: es wäre schade, dies nicht mitzumachen und diese herrlichen Eindrücke zu verpassen.
Über das Karstgebiet von Herzegovina, hochliegend, karg und trotzdem faszinierend erreichten wir auf der anderen Seite die Stadt Trebinje. Eine sympathische, sehr schöne Ortschaft am südlichsten Zipfel Bosnien und Herzegovina. Ein Spaziergang entlang am Fluss Trebisnjica und dann in der Stadtmitte die Platanen – jeder Trebinjer weiß, es gibt 16 Platanen in der Stadt 😊- dann erreichten wir die Gaststätte Porto Bello, die in Besitz einer hiesigen Familie ist, wo unsere Mägen nicht genug Platz verfügen um alles, was uns serviert wurde, zu verspeisen. Der eigene Weinkeller ließ frei, was er so anzubieten hatte: Wein und Schnaps. Und so war die Welt wieder in Ordnung, die Strapazen des Tages vergessen. Und ein Spektakel am Himmel machte das Ganze noch einzigartiger: eine totale Mondfinsternis.
Dubrovnik – Kotor – Budva
Nur paar Kurven nach der bosnisch-kroatischer Grenze konnte man ersehen – den Adria Meer. Etwas diesig sah er aus, aber bevor wir Dubrovnik erreichten, war Sonne in aller Pracht schon da.
Die Menschenmenge schob sich durch die Hauptstraße Stradun, die Seitenstraßen kamen jemandem vor wie die Bächer – alles in Bewegung. Der Brunnen, die alte Apotheke, die vielen Kirchen und Palästen – alles Anziehungspunkte für die Touristen aus jedem keinen Ecke der Erde, Und über all das ruhte der stoische Blick von Roland von Dubrovnik. Mit freundlicher Unterstützung von Hl.Blasius, natürlich. Noch ein Blick rüber zu den Quarantänen Häuser und jeder suchte nur noch nach einem ruhigen, schattigen Plätzchen.
Wir umfahrten die Bucht vom Kotor, eine wunderbare Küstenstraße Montenegros. Zum ersten Mal erblickten wir auch die schwarzen Bergen – davon auch der Name Montenegro – schwarzer Berg. Die Stadt Kotor, oft auch „die Katzenstadt“ genannt nach vielen pelzigen Vierbeiner, machte ihre Pforten auf und wir vernahmen eine Mischung aus vielen Epochen, eingemeißelt in den Gebäuden von Kotor. Natürlich spielte Bucht von Kotor als ein Naturhafen eine entscheidende Rolle – auch jetzt in den modernen Zeiten. Die vielen Jachten im Hafen sagen schon viel aus – der Ort ist nicht nur historisch ein Juwel, es ist auch ein bedeuteter Treffpunkt der Schönen und den Reichen.
Nicht weit von Kotor liegt Städtchen Budva – ein weiteres Touristenzentrum. Unser kleines, familiäres und sehr angenehmes Hotel stand etwas abseits von dem ganzen Trubel, einen Absacker konnte man bei der lauwarmen Nacht auf der Terrasse genießen – ein gelungener Abschluss des Tages.
„Entweder / Oder“
An dem Tag konnte man wählen zwischen einer Auszeit, d.h. man gestaltete sich den Tag nach seinen eigenen Wünschen, oder man fuhr nach Cetinje. Die Mehrheit von uns war doch neugierig, wie die ehemalige Hauptstadt Montenegros ausschaute. Nach vielen Kurven und mit einem fabelhaften Blick nach Budva und montenegrinischer Küste, erreichten wir eine kleine Stadt, für unsere Verständnisse eher ein größeres Dorf als eine Stadt, am Fuße des Berges Lovcen. Sie kam uns bescheidend vor, aber als uns unsere sympathische örtliche Reiseleiterin durch die Ortschaft leitete, desto mehr Sehenswürdigkeiten offenbarten eine bewegte Geschichte, wo sich die Wege vieler europäischer Politprominenzen kreuzten - mit guten und gelegentlich mit nicht so guten Absichten.
Das königliche Haus schaute von außen sehr durchschnittlich aus, bis man die Innenräume besichtigte. Die Schätze in der Form von Gegenständen aus dem Leben der königlichen Familie, schön angeordnet und hingestellt als hätten die Bewohner kurz vorher das Haus verlassen und abends wieder heimkommen würden.
Das Wetter war wunderbar – in den Bergen nicht zu warm, genau um draußen auf der Terrasse eines einheimischen Lokals zu sitzen und einige hausgemachte Köstlichkeiten zu verkosten – z.B. ein Njegoski-Prsut mit Käse, Oliven und Brot, und natürlich Wein dazu. Herrlich!! Danach stellte sich eine gewisse,der Italiener würden sagen „Dolce far niente“ ein und dies praktizierte man dann nachmittags in Budva auf verschiedenen Arten – entweder liegend oder sitzend irgendwo im Schatten oder am Strand.
Abends bot uns ein lokales Restaurant ein schönes Potpourri aus einheimischen Spezialitäten, vor allem aber leckeren Fisch. Für einigen Gästen war der Abend noch jung 😊 und die anderen lassen es auf der Terrasse des Hotels langsam ausklingen.
Fahrt nach Albanien, Tirana – Weiterreise nach Nord Mazedonien, Ohrid
An dem Tag beobachteten wir die Landschaft entlang der montenegrinischen Küste Richtung Albanien vom Bus aus. Die vielen Kilometer, die vor uns lagen, konnte man nicht so schnell hinter sich lassen – es gab keine Autobahnen und die Ortschaften reihten sich eine nach der anderen entlang der Straße. Trotz allem war die Fahrt kurzweilig. Man sah von Weitem das kleine Inselchen St.Stefan, fuhr bei Ulcinj vorbei und das Meer schimmerte in vielen verschiedenen Blautonen. Wenn man außerhalb der touristischen Städte unterwegs ist, sieht man erst so richtig die Schönheit der montenegrinischen Küste.
Ländlich ging es dann weiter bis die Grenze nach Albanien. Ich hatte noch den früheren Grenzübergang im Gedächtnis, aber ich war ganz überrascht, als ich ein Gebäude im Lavendelfarben und auch mit Lavendelmotiv gesehen habe. Es wirkte dadurch natürlich auch viel angenehmer und die Wartezeit war gar nicht so lang.
Albanien ist im Aufbruch. In den letzten Jahren hat sich so Vieles verändert, die Infrastruktur, neue Industriegebiete und neuen Vororten. Als ob es nicht genug schnell ginge, das Bild aus den Zeiten Hoxhas zu verändern. Ja, es tut sich wahrlich sehr viel in Albanien, natürlich mit viel Unterstützung von Außen.
In Tirana erlebten ein Stückchen Neuzeit durch unseren lokalen Reiseleiter: die Straße zum Skanderberg Hauptplatz, links und rechts noch einige alte Wohn- und Verwaltungsgebäude aus kommunistischen Zeiten, gepaart mit den neuen, in vielen Formen aufgebauten Gebäuden – eine interessante Mischung. Man spürte den Geist der Vergangenheit und den Geist der Gegenwart, die Seele des Orients trifft hier die Seele des Okzidents, Christus trifft Mohamed. Und, Tirana wirkt sehr lebendig und heiter. Wahrlich, Albanien ist angekommen in Europa und nimmt einen ebenbürtigen Platz ein.
Die Weiterfahrt Richtung nach Nordmazedonien führte uns durch die Landschaft Albaniens – ein Balkan per se. Lieblich und wild, flach und bergig, ein tolles Bild, eine schöne Collage.
Es war schon dunkel als wir Ohrid, ein bekannter Ort am noch bekanntesten Ohridsee erreichten. Nach einem langen Tag war die Nachtruhe zu diesem Zeitpunkt die ersehnteste Sache des Abends.
Ohrid
In Ohrid sieht man die Ohrid Perlen nicht nur im Schaufenster, Ohrid selbst ist eine Perle. So dachten wahrscheinlich auch die Römer und hinterließen ein Amphitheater. So dachte wahrscheinlich auch der Sohn Ohrids, der Hl.Naum, und versuchte dem geschriebenen Wort eine Form zu verleihen. Und so dachten auch viele christliche und muslimische Geistliche und politische Personen seiner Zeit und ließen viele Gebetshäuser bauen wie z.B. die romanische Sophienkirche oder die ganz besonders bekannte St.Johanneskirche, Ali-Pascha-Moschee und viele andere. Viele Handwerker ließen sich in Ohrid nieder. So florierte auch die Herstellung von Papier und Druckerei, beides noch in ursprünglicher Form zu sehen. Und wenn man sich bergauf in den oberen Stadtteil begab, wurde man mit einem herrlichen Blick über Ohrid, Ohridsee und Landschaften um den See belohnt. Auf den unteren Straßen des Ohrids herrschte reges Leben: Hotels, Restaurants, Kaffee- und Eisbuden, kleine Modegeschäfte und und und. Und eine alte Platane in der Nähe des alten Basars, die schon über 1000 Jahren das Geschehen um ihr herum still und würdig beobachtet. Um ein Gang in der alten Stadt abzurunden, sollte man unbedingt einen türkischen Sandkaffee probieren.
Eine bunte Auswahl von einheimischen Köstlichkeiten bereitete uns eine Freude und waren eine Augen- und Gaumenweide. Mit viel Gemüse kombiniert, wahrscheinlich auch eine der gesündesten Mahlzeiten. Was mir persönlich auf dem Weg durch den Balkan klar geworden war, wie das gereifte und frisch geerntete Gemüse herrlich riecht und schmeckt. Und dies habe ich mir nicht entgehen gelassen.
Skopje
Willkommen in Skopje! Die Hauptstadt Nordmazedoniens ist wie Gott Janus: mit 2 Gesichter, so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Eines, die durch die Naturgewalt in Form eines Erdbebens in den 1960-er Jahren zerstört wurde und wieder aufgebaut im Geist des Sozialismus. Gepaart mit dem, was dem Erdbeben standgehalten hat – Relikten aus der Jungsteinzeit bis Bronzezeit, römischen und byzantinischen bis osmanischen Zeiten und dann die Moderne nach dem 2.Weltkrieg. Alle die Epochen konnte man nachspüren, wenn man von der Festung durch das türkische Viertel bis zum Hauptplatz der Stadt durchschlenderte. Nur einige Schritte ist das traditionelle Skopje vom modernen Skopje entfernt.
Der Hauptplatz ist so speziell, dass man ihn sehen muss: die überdimensionalen Skulpturen der Helden aus der glorreichen Geschichte Mazedoniens, die monumentalen Gebäude im antiken Stil – wie im alten Rom. Natürlich, über den Geschmack lässt sich nicht streiten. Dabei kommt mir unausweichlich eine Parallele in den Sinn: die Geschichte König Ludwig II. von Bayern und seine Schlößer. Damals ließ er die Schlößer bauen und trieb damit den Staat fast in den Ruin. Heutzutage gelten die Bauten als Höhepunkt der Geschichte Bayerns und sorgen für beachtliche Geldeinnahmen durch die Touristen. So was würde ich der Stadt Skopje und dem Staat Mazedonien auch wünschen. Nicht nur wegen ihrer reichen Geschichte, sondern weil die Mazedonier noch immer nicht so in Europa angekommen sind, wie sie es verdient haben.
Weiterreise nach Serbien, Nis
Bis wir Nis, die 3.größte Stadt Serbiens erreichten, fuhren wir durch das nördliche Nordmazedonien. Wir beobachteten die Natur und Umgebung, die Ortschaften und Felder und lauschten den Erzählungen von Bogdanka. Vieles wurde uns erst danach klar, als wir auch die geschichtlichen Hintergründe für sämtliches, dass wir gesehen haben, kennengelernt hatten, z.B. warum viele Häuser neu und modern gebaut immer noch leer dastanden. Im Grenzgebiet von Mazedonien und Serbien badete sich in der Sonne die Sar Planina, eine Gebirgskette mit einer Höhe von 2747 m.
Um die Mittagszeit erreichten wir unser heutiges Ziel Nis, eine sowohl Industrie- als auch Verwaltungsstadt, Universitätsstadt und Kulturzentrum. Was Nis noch so zu bieten hat, schauten wir uns etwas außerhalb der Stadt: die Römerruine Mediana, ein Überbleibsel der antiken kaiserlichen Residenz. Eine große Fläche von Mosaiken, teilweise freigelegt und teilweise noch verdeckt. Ein richtiger Schatz und ein stiller Zeuge aus den Zeiten des Kaisers Konstantins des Großen. Nämlich, in Nis, damals Naissus genannt, wurde der Kaiser Konstantin geboren. In Betracht dieser Zeit und der Anfang des 19.Jhr kam jemanden die letzte Epoche gar nicht so lange vor. Nämlich, im Jahr 1809 wurde eine Gruppe serbischer Aufständischer von den Osmanen niedergemetzelt und deren Schädel im Mauerwerk eines Turms eingemauert. Damals mit 952 Schädel, heute gibt es nur noch 58 erhaltene Schädel. Aber genug um die Gräueltat der Osmanen aus damaliger Zeit nachzuvollziehen.
Spazierend durch die Festung von Nis kamen wir bis zur Gaststätte: typisch serbisch und mit einer köstlichen serbischen Küche. Unsere letzte Nacht verbrachten wir in einem Hotel außerhalb Nis – im Kurgebiet Niska Banja.
Fahrt nach Belgrad und Rückflug
Ein Frühstück auf der Terrasse, ein Kaffee zum Munterwerden und ein Hauch von Aufregung – es ging zurück in die Heimat. Einige Stunden Fahrt und einige Kilometer trennten uns noch vom Flughafen Belgrad. Noch zum letzten Mal hörten wir Bogdanka, die uns ein Resümee der Rundreise nochmal präsentierte. Noch einmal ging jeder für sich selbst durch das Erlebte und auf dieser Art und Weise konnte jeder sein Bild von Balkan fertigstellen. Schon am Flughafen trennten sich unsere Wege, aber wir alle sind durch eine kurze Zeit unseres Lebens gemeinsam gegangen und gemeinsam die Aufregung und Freude erlebt. Und das ist auch das Wichtigste.
Es war mir eine große Freude, wieder in den Balkan zu fahren und eine Ehre, euch begleiten zu dürfen. 14 Tage waren wir wie eine Familie: jeder hatte seinen Platz in der Gemeinschaft, jeder so individuell und einzigartig, aber jeder ein unverzichtbares und willkommenes Mitglied dieser Familie.
Ich danke dir, Bogdanka, dass du dein so umfangreiches Wissen mit uns geteilt hast, dich um unser Wohl gekümmert hast und uns souverän durch die Tage geführt hast. Dir, Bozidar, danke ich für deine sichere, ruhige und zuverlässige Fahrtkunst, wir alle haben uns im Bus wohl gefüllt.
Danke dir, Balkan, dass es dich gibt und dass wir deine Gäste sein durften. Wir werden dich bestimmt wieder besuchen.
Ich wünsche alles eine gute Zeit und noch viele schöne, aufregende Reisen mit Eberhardt.
Eure Marta