Reise zu den Edelsteinen des Balkans
Reisebericht: 30.09. – 13.10.2025
Wir konnten viele Höhepunkte mit allen Sinnen genießen. Wir besuchten mit Belgrad, Sarajevo, Tirana und Skopje europäische Hauptstädte, unberührte Natur im Zlatiborgebirge und die sonnige Adria.
Ein Reisebericht von
Steffen Mucke
Flug nach Belgrad und erste Erkundungen in Novi–Sad
30.9.2025. Europa hat viele schöne Ecken zu bieten; vieles ist bekannt, manches will noch entdeckt werden. Vor uns liegt eine Reise bei welcher das Letztere noch überwiegen mag.
Das Reisefieber hat uns längst im Griff; die Nacht war kurz und der Schlaf unruhig, aber nun, am frühen Morgen am Flughafen angelangt, kann es endlich losgehen. Voller Erwartung sehen wir dem Kommenden entgegen.
Aus allen Teilen von Deutschland treffen wir uns schließlich am Frankfurter Flughafen. Ein erstes kurzes Kennenlernen; bald öffnet sich das Gate und wir können unser Flugzeug gen Belgrad besteigen.
Der Flug über den Wolken verläuft ruhig und die Ankunft erfolgt fast pünktlich. Der Belgrader Airport ist gut besucht, trotzdem finden wir Bogdanka, unsere örtliche Reiseleiterin für die gesamte Tour, ohne Probleme. Auch unser Reisebus für die nächsten zwei Wochen steht zu unserer Verfügung.
Zunächst benutzen wir die Autobahn um in die Vojvodina zu gelangen. Es ist heute noch autonomes Gebiet und sehr geschichtsträchtig.
Im Hauptort Novi Sad werden wir nun auf Erkundung gehen; nach einer kurzen Pause im Hotel geht es los. Entlang der Donau gelangen wir bald in die schöne Fußgängerzone; überall wohin man blickt ist noch der Einfluss der Habsburger Monarchie zu sehen.
Während Bogdanka uns mit der Geschichte dieser schöne Stadt vertraut macht, neigt sich die Sonne langsam ihrem Untergang zu; die Laternen werden angezündet und bald umgibt uns ein magisches Licht − die alten Habsburgischen Gebäude erstrahlen in der Pracht dieser längst vergangenen Zeiten.
Die Führung endet am Restaurant wo wir das erste Mal auf dieser Reise mit der leckeren serbischen Küche vertraut gemacht werden; begleitet von Musikanten lassen wir auf solch romantische Art diesen ersten Tag stimmungsvoll ausklingen.
Entdeckungen in der Festung Petrovaradin – Weltstadt Belgrad
1.10.2025. Nach erholsamer Nacht erwarten wir einen interessanten Tag. Der Vormittag gehört noch der Vojvodina und einer besonderen Festung mit langer Geschichte. Es sind vom Hotel nur wenige Minuten mit dem Bus zu fahren um die am anderen Donau-Ufer liegende Festung Peterwardein, die Serben nennen sie heute Petrovaradin, zu erreichen.
Etwas mühsam ist dieser Aufstieg über die zahlreichen Treppenstufen schon; als wir aber oben anlangen, werden wir von einem atemberaubenden Blick auf Novi Sad und die sich vor unseren Augen schlängelnde Donau belohnt. Mit viel Wissen kann uns Bogdanka nun ein weiteres Mal in die unruhige Geschichte der Region entführen. Entlang der Festungsmauer gelangen wir bald in das Innere der Festung; sie dient den Gästen heute vorrangig zu den verschiedenartigsten Kulturveranstaltungen.
Das war schon mal ein vorzüglicher Auftakt eines ereignisreichen Tages. Božedar, unser Bus-Chauffeur, hat das Lenkrad ergriffen um uns zu einem besonderen Ort zu fahren: Sremski Karlovci. Auch hier wurde Geschichte geschrieben; heute zeugt dieser schöne Ort von der pompösen Architektur des Barocks. Ansonsten zeigt sich das Leben hier ruhig und kleinstädtisch; der Besuch des orthodoxen Gotteshauses bringt uns die ganze Pracht der Ostkirche näher. Die Ikonenwand ist mit ihren Ausmaßen und ihrer Gestaltung wirklich sehenswert.
Aber so schön es hier auch sein mag – es musss weitergehen; wir haben uns für heute noch viel vorgenommen!
Bald haben wir die Kleinstadt hinter uns gelassen und sind im ländlichen Bereich der Vojvodina unterwegs. Die Felder sind schon fast abgeerntet, nur der Mais wartet noch ein wenig bis er vollständig reif sein wird um geerntet zu werden.
Bald wird der Verkehr auf der Autobahn immer dichter; ein deutliches Anzeichen dafür, dass wir uns der serbischen Hauptstadt Belgrad nähern. Božedar kennt jedoch einige Schleichwege; damit können wir die ärgsten Klippen umschiffen und schon gegen zwei unser Hotel im Zentrum erreichen. Wir genießen einen kurzen Aufenthalt auf den Zimmern, danach steht Bogdanka zu unserer Verfügung damit wir mit ihr die interessantesten Ecken von Belgrad erkunden können. Bald langen wir auf der Knez-Mihailova an, es ist die prachtvolle Fußgängerzone der Stadt. Hier genehmigen wir uns eine Mittagspause, danach geht die Erkundung weiter.
Bogdanka kann uns viel aus ihrer Heimat näher bringen; ob aus längst vergangenen Zeiten oder dem aktuellen Leben Serbiens – das bisher Unbekannte erschließen wir uns und werden solcherart am Ende der Reise ein umfangreiches Bild des Balkans bekommen haben.
Leider öffnet während des Rundgangs Petrus seine himmlischen Schleusen; als wir jedoch am Aussichtspunkt der Festung Kalemegdan stehen, scheint im Hintergrund wieder die Sonne. Es ist schon das abendliche Licht; es fällt auf die Gegend aus welcher wir kamen: Im Hintergrund zeigen sich uns die Erhebungen der Fruška Gora und im Vordergrund schauen wir auf den Zusammenfluss der Donau und Save.
Nachdem die Sonne ihren Tageslauf beendet hat und im alten Stadtviertel Skardalija die Laternen ihr gelbliches Licht auf die Gassen ausgießen, sitzt unsere Gruppe in einem gemütlichen Restaurant um hier ein leckeres Abendessen, umrahmt von Musik, zu genießen.
Oplenac − letzte Ruhestätte der serbischen Könige
2.10.2025. Manchmal ist es besser nicht auf die Wetterprognose zu schauen…
Gegen neun verlassen wir das etwas hektische Belgrad; zunächst geht es ein Stück auf der Autobahn, bald jedoch trägt uns die Landstraße unserem ersten Ziel des Tages entgegen. Graue, regenschwere Wolken ziehen über das hügelige Land Zentralserbiens, und pünktlich zur Ankunft im Ort Topola, fängt es an zu regnen – es wird heute und auch morgen nicht mehr damit aufhören…
Unser Tatendrang ist davon aber keineswegs betroffen; voller Wissbegier nehmen wir nun den Aufstieg hinauf zur Spitze des Hügels Oplenac in Kauf um dort oben mit einem wunderbaren Blick auf die Kuppel und das Kirchengebäude der Georgs-Kirche belohnt zu werden. Zunächst besuchen wir aber das Museum. In diesem einstöckigen Gebäude hatten die serbischen Könige einst ihre Residenz; mit Blick auf die Kirche oblagen sie ihren staatstragenden Arbeiten. Heute erfahren wir hier etwas über die unruhige Geschichte des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen welches sich 1918 gründete und erst im Jahr 1929 den Namen „Jugoslawien“ erhielt. Ein unruhige Zeitepoche, welcher der 1. Weltkrieg vorausgegangen war; der Mord am Habsburgischen Thronfolger 1914 wird uns am Originalschauplatz in Sarajevo noch einmal besonders eindrucksvoll vor Augen geführt werden…
Mit dem Wissen um diese Geschichte führt uns der Weg nun hinauf zu Kirche. Schon gleich nach dem Eingang zeigt sich das prachtvolle Innere: Farbenfrohe Mosaiken welche das gesamte Kirchenschiff auskleiden; goldprangend die Ikonostase, sie trennt mit ihren typischen Heiligenbildern den Altar- vom Gebetsraum und – ein dezenter Duft von Weihrauch verstärkt diesen Eindruck noch. Diese besonderen Impressionen können wir buchstäblich mit allen Sinnen genießen.
Wenige Stufen führen uns hinab in die Krypta; unter schweren, marmornen Platten liegen alle begraben welche der Dynastie Karađorđević angehören. Auch jene Mitglieder dieser Familie die nach dem Ende des Königreiches gestorben waren, und auch zukünftige Angehörige werden hier ihre Ruhe finden – allein die Zeit verstreicht unablässig und jene steinernen Zeugnisse werden den Nachkommen berichten, was in deren Verlauf alles geschah…
Zentralserbien ist auch bekannt für einen guten Tropfen; noch vor dem reichhaltigem Mittagsmahl gönnen wir uns auf dem Land eine Weinprobe und erfahren gleichzeitig etwas vom schweren Weg der hiesigen Weinbauern, ihren Platz in Europa zu finden. Erstaunlich ist der Fleiß dieser Menschen, ihre Hartnäckigkeit den schwierigen Weg zu gehen – immer mit dem Wollen, die Tradition und das Erbe ihrer Altvorderen fortzusetzen.
Die Regenschirme sind zusammengeklappt im Bus verstaut; immer mehr Wolkenbänke ziehen über das Land und die Straßen werden von Pfützen und kleinen Bächen gesäumt. Unablässig arbeitet der Scheibenwischer – nein, mit dem Wettergott ist heute kein Geschäft zu machen. Die Wetter-App mit der morgigen Prognose schließe ich nach kurzem Blick darauf sofort wieder…
Starker Dauerregen begrüßt uns in Vrnjačka-Banja; es ist der bekannteste Kurort Serbiens. Der Besuch der schönen Promenade gleicht einem Slalomlauf zwischen zahlreichen Pfützen, nasskalte Luft lässt den Körper frösteln – Zeit für eine wärmende Dusche im Hotel, sie bringt die etwas erstarrten Lebensgeister schnell wieder in Schwung.
Reise durch Zentralserbien, Ziel: Zlatiborgebirge
3.10.2025. Das monotone Tröpfeln auf das Vordach des Hotels zu welchem mein Fenster hinausgeht begleitet meinen Schlaf. Dieses Geräusch lässt gegen morgen nach und ich denke im Unterbewusstsein: Endlich hört der Regen auf – gut. Als ich gegen halb sieben erwache ist kein Tröpfeln mehr zu hören; kein Wunder es regnet nicht mehr aber – es schneit!
Dichter, nassschwerer Schnee liegt auf den Dächern, er schmilzt schnell in diesen tiefen Regionen; wir wollen aber am Nachmittag die Höhen des Zlatiborgebirges erklimmen…
Das Frühstück schmeckt, der würzige Kaffee weckt die letzten Lebensgeister und gegen neun machen wir uns auf, um einem recht abenteuerlichem Tag entgegenzusteuern…
Am heutigen Vormittag möchten wir uns erneut mit der serbischen Orthodoxie vertraut machen. Nach knapp einstündiger Fahrt, der Schnee ist wieder in Regen übergegangen, erreichen wir eines der bekanntesten Klöster unseres Gastlandes. Es trägt den Namen „Žiča“ und hat sich etwas abseits der Hauptstraße versteckt. Es ist der Raška-Schule zuzuordnen, jener bekannten serbischen Architektur, welche weit über die Landesgrenze hinaus bekannt ist. Im Inneren der Klosterkirche lauschen wir den Erklärungen Bogdankas; als versierte Kunsthistorikerin eröffnet sie uns einen erhellenden Blick auf eine faszinierende Welt.
Dann geht es weiter; entlang des Flusses welcher den Namen Westliche Morava trägt, wechseln sich Kleinstädte mit Landwirtschaft ab – dann führt uns der Weg in eine breite Schlucht an deren Ende wir an einem Stausee Rast einlegen. Die Regenschirme bleiben unsere Begleiter – es will einfach nicht aufhören zu regnen!
Die Straße macht hinter dem Ort Užice und dessen Industrieanlagen einen Knick nach links und bald verlassen wir die Hauptmagistrale um auf einer schmalen, windungsreichen Straße den Aufstieg in das Zlatiborgebirge zu beginnen. Bald geht der Dauerregen in Schnee über; klatschnass hat er sich auf die noch dichtbelaubten Bäume gelegt und die Äste bedrohlich nach unten geneigt. Bei unserem weiteren Aufstieg ins Winterland hat so mancher Baum dem Druck nicht standhalten können – und liegt gebrochen am Boden. Božedar muss nun auf der schlüpfrigen Straße ganze Arbeit leisten; slalomartig umfährt er den Schneebruch; an anderer Stelle heißt es die Äste aus dem Weg zu räumen. Immer dichter und höher wird der Schnee; bald taucht vor uns ein Schneeflug auf, die Männer dort sind mit Kettensägen bewaffnet und schaffen solcherart Platz zum Weiterkommen. Hier und in dieser Situation ist Geduld gefragt, aber wir erreichen dennoch unser Ziel wo ein, wenn auch sehr verspätetes, Mittagessen auf uns wartet.
Dicht verschneit zeigt sich uns der Ort Sirogojno; wir stapfen durch dichten Schnee im Gänsemarsch und erreichen unser Ziel: das Ethnodorf. Eine Mitarbeiterin erwartet uns schon; ja, das Essen ist wohl zubereitet, nur, man hat keinen Strom. Alles nicht so schlimm, Hauptsache der Magen bekommt etwas zu tun. Im dunklen Dämmerschein flackernder Kerzen einer serbischen Bauernhütte ist das Essen für uns vorbereitet, es mundet vorzüglich nur − allzu viel können wir davon nicht sehen. Aber wie sah es noch vor einhundert Jahren hier aus? Genauso! Die Bauern hatten seinerzeit keine Elektrizität, und somit haben wir, wenn auch ungewollt, ein ganz authentisches Erlebnis und die Erkenntnis, um wieviel besser es uns heute geht. Aber was braucht der Mensch denn mehr? Im Bauernofen knistert ein wärmendes Feuer und vom nahrhaften Essen haben wir bald unseren Hunger gestillt.
Für die Wagemutigsten hält Bogdanka im Tiefschnee noch eine kleine Führung im Ethno-Dorf bereit, dann besteigen wir den Bus um nach knapp einstündiger Fahrt unser Hotel im Ort Zlatibor zu erreichen. Hier ist der überraschend gekommene Schnee nur unzulänglich von den Gehsteigen geräumt; die Touristen schaffen sich mühsam Platz. Uns erwartet jedoch ein modernes, schönes Hotel und – eine wärmende Dusche…
UNESCO–Erbe in Višegrad – Weiterreise nach Sarajevo
4.10.2025. Die winterliche Landschaft begleitet uns noch einige Minuten nach der Abfahrt. Der Ort Zlatibor liegt auf gut eintausend Metern, die Staatsstraße Nummer 28 runde fünfhundert Meter tiefer. Schnell verschwindet nun auch die weiße Pracht; die Landschaft wird wieder grüner, nur der Himmel bleibt zunächst bedeckt. Der Regen hat aber aufgehört – das lässt hoffen.
Entlang der Gebirge Tara und Zlatibor verläuft unsere Bahn. Von menschlicher Hand kaum berührt zeigen sich die grünbewaldeten Berge welche von Schneehauben geziert sind. Voller Geheimnisse sind die abgelegenen Dörfer; Sagen und Mythen sind hier seit ewigen Zeiten zuhause, die Eltern geben sie den Kindern seit undenklichen Zeiten weiter.
Wir sind eine knappe Stunde unterwegs als wir einen ersten Grenzübergang dieser Reise passieren müssen. Hier ist immer etwas Geduld gefragt; nach der Prüfung der Pässe und Ausweise kann es dann aber weitergehen. Nun sind wir in Bosnien-Herzegowina angelangt. Wild zeigt sich unser neues Gastland zunächst in seiner Landschaft. Vom Tal steigen steil die hohen Erhebungen an; bald treten jedoch die Berge zurück und im Talkessel sind die Häuser und spitzen Minarette der Stadt Višegrad zu sehen – es ist unser erstes Ziel des heutigen Tages. Schon bald kommen die Bögen der berühmten Brücke in Sicht. Es ist jene Attraktion welche der große jugoslawische Dichter Ivo Andrić in seinem Buch „Die Brücke über die Drina“ verewigt hat.
Über eine moderne Brücke gelangen wir an das andere Ufer; hier, am Anleger erwartet uns eine romantische Bootsfahrt auf den grünlichen Fluten des Flusses. Vom Kapitän werden wir der Tradition gemäß mit einem Schnaps begrüßt – dann beginnt die Fahrt. Tuckernd nähern wir uns nun dieser berühmten Brücke an; der Kapitän erzählt uns von der Errichtung dieses Bauwerks und Bogdanka dolmetscht diese interessante Geschichte. Waren es doch die osmanischen Besatzer welche diese Brücke einst errichteten, grausam war die Herrschaft gegenüber ihren slawischen Untertanen. Unter der Brücke wird das Boot gewendet und die Fotofreunde kommen voll auf ihren Genuss.
Dann geht es noch flussab; nun hat sich auch die Sonne durchgesetzt, sie wird uns zumindest an diesem Tag begleiten. Ein gutes Stündchen sind wir auf der Drina unterwegs, dann beginnt die Freizeit im Ort Višegrad. Gerade als wir uns an der Brücke befinden hören wir ein Hupkonzert; ein Fahrzeugkorso nähert sich fahnenschwenkend dem Hotel – eine Hochzeit. Eine bessere Gelegenheit findet sich kaum die Menschen des Balkans in ihren oft recht temperamentvollen Sitten kennenzulernen. Nach dem Aussteigen wird es laut: Musik erklingt und es wird aus Pistolen mit Platzpatronen geschossen – das lustige Völkchen hat wohl an diesem Vormittag schon etwas getrunken. Ja, diese Hochzeiten werden etwas anders gefeiert als bei uns…
Nach einem kleinen Imbiss und dem Besuch von Andrićgrad – es ist eine Art serbisches Ethnodorf – geht die Reise weiter. Wildromantisch verläuft die Tour durch die Drina-Schlucht mit wunderbaren Ausblicken auf den Fluss.
Bald biegen wir jedoch ab und unser Weg führt uns entlang einer sanft hügeligen Landschaft. Die Sonne bescheint die abgeernteten Felder, manch Schäfer mit seiner Herde ist auf den Wiesen zu sehen – es ist jene Romantik welche wir in unseren Vorstellungen immer mit dem Balkan verbinden…
Die Straße senkt sich ab und urplötzlich sind wir in Sarajevo angelangt. Hier unten scheint die wärmende Nachmittagssonne; zahlreiche Menschen sind im alten Viertel unterwegs, was für ein Gegensatz! Im tiefverschneiten Zlatibor gestartet empfängt uns hier, in der bosnischen Hauptstadt, der Spätsommer…
Zwischen Orient und Okzident: Edelstein Sarajevo
5.10.2025. Nachdem wir gestern Abend schon einen ersten Eindruck der osmanischen Kultur der Stadt beim Abendessen in einem typischen Restaurant in Baščaršija erlangen konnten, geht es am heutigen Vormittag auf Erkundung in diese wirklich schönen Altstadt. Ein Stadtführer wird uns all die Höhepunkte zeigen. Trotz aller Schönheit, besonders im osmanischen Teil, verbinden wir mit Sarajevo auch traurige Ereignisse. Sie werden bei dieser Führung eine Rolle spielen – es ist jener scharfe Kontrast den wir immer mit dem Balkan verbinden müssen…
Zunächst geht es noch einige Zeit durch den Habsburger Teil der Stadt; wir lernen die Ewige Flamme, die orthodoxe und katholische Kathedrale kennen und erfahren an der Synagoge etwas über das jüdische Leben dieser Stadt. Nicht immer war das Zusammenleben der Menschen hier friedlich; aber seit dem letzten Krieg sind nun 30 Jahre vergangen und alles hat sich nach dieser langen Periode des Friedens wieder normalisiert − möge es für alle Zeit so bleiben!
Dann überqueren wir in der Fußgängerzone jene imaginäre Linie welche das Abend- vom Morgenland trennt. Die mondänen Habsburger Häuser machen niedrigen, meist aus Holz bestehenden Gebäuden Platz. Das ist das faszinierende Erbe der Osmanen – es blieb gottlob unangetastet. Leider hat sich nun wieder der Himmel bezogen und Petrus sendet erste Tropfen herab.
Nichtsdestotrotz bleibt die Tour durch diesen Teil Sarajevos hochspannend. Bald gelangen wir zu jener Einmündung an welcher 1914 der österreichische Thronfolger Franz-Ferdinand und seine Frau Sophie einem Attentat zum Opfer fielen. An dem Punkt, wo der Täter Gavrilo Princip stand, sind seine Fußtapfen auf dem Gehsteig eingelassen. Es waren jene Schüsse welche den 1. Weltkrieg auslösten. Das ist schon ein eigenartiges Gefühl hier zu stehen; mit dem heutigen Wissen welche Grausamkeiten mit dieser Tat ausgelöst wurden und – welche Ergebnisse das Ganze zeitigte, sind wir nun doch etwas nachdenklich geworden.
Aber bald überwiegen die positiven Impressionen; kreuz und quer durch schmale Gassen führt uns der Weg nun zum Hauptplatz von Baščaršija und dem Brunnen Sebilj. Es ist das eigentliche Zentrum der Altstadt; von hier führt ein sehr schmaler Zugang in das Gässchen der Kupferschmiede; ihre schönen Arbeiten sind ausgestellt und gehen oft als Souvenirs in alle Welt.
Ein letzter Höhepunkt erwartet uns nun am Alten Rathaus mit seiner neomaurischen Fassade. Hier, direkt am Miljacka-Fluss, verabschiedet sich unser Guide – nun beginnt die ausgiebige Freizeit und − es gibt in dieser Stadt viel zu entdecken!
Das Abendessen genießen wir wieder in einem urigen Restaurant der Altstadt; so endet dieser schöne, leider etwas verregnete Tag wieder ganz versöhnlich.
UNESCO–Erbe in Mostar – Reise durch die einmalige Herzegowina
6.10.2025. Für den heutigen Tag sind die Wetterprogosen günstiger. Als wir am Morgen unser Hotel verlassen und einige Meter zu unserem Bus zurücklegen, zeigen sich schon erste vorsichtige Wolkenlücken.
Nun sind wir in südlicher Richtung unterwegs; wir erreichen die Gebirge hinter Sarajevo und über eine neu errichtete Schnellstraße führt der weitere Weg. Auch hier, in den kleineren Orten und Dörfern, ist der osmanische Einfluss noch deutlich zu sehen. Neben den Kirchen finden sich auch wieder Moscheen, alles zeugt von einem friedlichen Miteinander.
Vor dem Ort Konjic hat sich ein Stau aufgebaut; nun heißt es Geduld haben. Stück für Stück geht es weiter, auf der Brücke sind Bauarbeiten im Gang. Das langsame Überqueren lässt uns einen schönen Blick auf die alte Brücke dieser Stadt gewähren; auch sie entstand unter den Türken.
Ab sofort sind wir am Fluss Neretva unterwegs; er bildet hier in seinem Oberlauf einen ausladenden Stausee; wenige Kilometer flussab, beim Ort Jablanac, hat er sich eine steile Schlucht gegraben. Das ist ein Ort an welchem Geschichte geschrieben wurde. Hier fand im 2. Weltkrieg die „Schlacht an der Neretva“ statt; am Originalschauplatz wurde der gleichnamige Film gedreht – ein doppelter Grund hier einen Fotostopp einzulegen.
Schon von Weitem ist der Partisanenzug zu sehen, er thront über der Schlucht und dahinter, liegt die gesprengte eiserne Brücke – das aufwendige Filmutensil von 1969. In diesem Film wirkte seinerzeit ein Großaufgebot von Schauspielern mit: Yul Brunner, Sergej Bondartschuk, Orson Wells und als Wehrmachtsoffizier Hardy Krüger.
Doch lange können wir uns hier nicht aufhalten denn wir werden schon an unserem nächsten Ziel erwartet. Zunächst verläuft die Fahrt jedoch durch einen besonderen Abschnitt des Flusses: die Neretva-Schucht. Enger treten nun die Berge an die Straße heran; sie schlängelt sich entlang des Flusses und wir können hierbei immer neue, faszinierende Panoramen genießen.
Danach treten die Berge zurück, sie machen einem großen Talkessel Platz. Nun sind wir endgültig in der Herzegowina angelangt, jener besondere Teil Bosniens, welcher immer schon etwas wohlhabender war als der Rest des Landes.
Auf der rechten Seite, tief unten, taucht nun der besondere Ort auf den wir an diesem Nachmittag besuchen werden: Mostar.
Wir gelangen zum großen Busparkplatz welcher sich gut gefüllt zeigt – an diesem Nachmittag werden wir hier nicht allein sein…
Schnell hat sich unsere Stadtführerin eingefunden und einmal mehr auf dieser Reise werden wir osmanisches Flair genießen können. Über das typische Pflaster mit den Steinen welche die Fußsohlen massieren, gelangen wir zunächst zur Moschee der Gerber. Der Platz wird umsäumt vom Hamam, dem türkischen Bad, und den zahlreichen einstöckigen Häusern welche wir in dieser Art schon in Sarajevo kennengelernt haben.
Der Weg zur „Stari Most“, der berühmtem alten Brücke dieser Stadt, wird uns zunächst verwehrt. Leider büßen wir hier etwas von unserer kostbaren Zeit ein – das war so nicht geplant, aber was kann man machen: Ein Film wird hier gedreht.
Doch dann können wir endlich über dieses besondere Bauwerk des Meisters Hejrudin gehen, nicht ganz einfach, aber doch irgendwie beeindruckend. Am anderen Ufer angelangt bahnen wir uns den Weg durch die schmale Gasse der Souvenirbuden um endlich etwas oberhalb einen Blick auf die Alte Brücke werfen zu können. Ja, es ist schon ein besonderes Bauwerk! Es überspannt die Neretva in einem eleganten Bogen und ist heute das Symbol der Völkerverständigung. Unvorstellbar, dass diese Brücke im letzten Krieg mutwillig zerstört wurde, sie diente keinem militärischen Zweck, es war der Fußweg der Zivilisten. Ich, als Dresdner, habe dafür eine besonderer Empathie; auch meine Stadt wurde schließlich das Ziel eines völlig sinnlosen Angriffs…
Doch weg mit diesen Gedanken; an diesem sonnigen Nachmittag überwiegt das Positive. Unsere Reisegruppe genießt hier eine schön Zeit; bei einem kleinen Imbiss oder einem Bosnischen Kaffee aus dem Kupferkännchen, vergeht die Zeit viel zu schnell.
Gegen 14.15 Uhr müssen wir aufbrechen; unser Weg ist noch weit. Zunächst noch im fruchtbaren Flusstal mit seinen zahlreichen Wein- und Obstpflanzungen unterwegs, führt die Straße bald hinauf in die Berge. Hier ändert sich die Landschaft nun schlagartig. Sie zeigt uns den hier vorherrschenden Karst; karg und unwirtlich, geprägt von einem wilden Gemisch durcheinanderliegender Kalksteinbrocken und niederem Bewuchs, verläuft nun die Reise.
Als wir uns unserem Ziel, dem Ort Trebinje, annähern wird es wieder grüner. Im Zentrum dieses etwas verschlafenen Ortes befindet sich das Hotel. Bald drehen wir mit Bogdanka eine Runde im Ort, sie endet an einem typischen herzegowinischen Restaurant – hier erwartet uns schon die nette Gastgeberin und ein weiters Mal werden wir in urigem Ambiente mit der landestypischen Küche vertraut gemacht.
Perle der Adria: Dubrovnik. Seefahrtgeschichte in der Bucht von Kotor
7.10.2025. Der heutige Tag wird auch wieder ein Besonderer! Das Programm ist äußerst attraktiv und – wir werden hierbei drei UNESCO-Welterbestätten, sozusagen auf einen Streich, kennenlernen.
Um zur Nummer eins zu gelangen, müssen wir jedoch erst einmal eine weitere Grenze passieren – das ist immer zeitlich nicht einzuordnen. Als wir nach knapp halbstündiger Fahrt dort anlangen ist hier wenig Andrang, das ist gut und wir kommen recht schnell nach Kroatien. Schon vor der Grenze zeigte sich ein wunderbarer Blick über das blaue Meer; bei der weiteren Fahrt erscheint tief zu unseren Füßen die Adriaperle Dubrovnik – das erste Ziel des heutigen Tages. Schnell sind wir am Ploče-Tor angelangt, etwas früher als geplant; bald treffen wir auf Ivana, unsere Stadtführerin. Mit ihr dringen wir in der nächsten guten Stunde in schmale Gassen, belebte Plätze und das muntere Treiben der „alten Ragusa“ ein. Und es gibt viel über diese einst autonome Republik zu erzählen! Auch in dieser Stadt wurde unruhige Geschichte geschrieben; ein Rektor, dem venezianischen Dogen ähnlich, hatte hier das Sagen; nur wurde er monatlich gewechselt.
Alter Hafen, Kathedrale, Rektorenpalast, einige Drehorte der Serie „Games of Thrones“ und noch viel, viel mehr bekommen wir hier bei strahlendem Sonnenschein zu sehen.
Ein wenig Freizeit; dann, gegen eins, nehmen wir im Bus Platz um einem neuen Land und weiteren Höhepunkten zuzueilen. Wir verlassen an diesem Nachmittag Kroatien wieder und sind fortan im „Land der Schwarzen Berge“ – Montenegro unterwegs.
Bald öffnet sich die ausladende Bucht von Kotor; sie ist das zweite UNESCO-Erbe dieses Tages. Fast wie in einem norwegischen Fjords steigen die Berge an; in der Bucht befinden sich zahlreiche Muschelbänke und wir umrunden die verschiedenen Teile der Boka Kotorska. Immer neue und schöne Ausblicke können wir von den Busfenstern aus genießen – über allem scheint die Nachmittagssonne, es ist einfach wunderschön!
Gegen vier langen wir nun am Welterbe Nummer drei an: der Stadt Kotor selbst. Dieser besondere Ort, auch unter dem Namen Cattaro bekannt, zeigt sich uns eng angeschmiegt an die von hier aus steil ansteigenden Berge. In schwindelerregender Höhe wurde hier eine Befestigungsmauer angelegt, sie beschützte einst diese wichtige Hafenstadt vor allen fremden Begehrlichkeiten.
Am Stadttor werden wir schon von Rosanda erwartet; sie wird uns auf sympathische Art und Weise nun durch Kotor führen. Auch hier gibt es viel zu berichten; besonders über die berühmten Kapitäne und die Seefahrt. Vom Hauptplatz geht es zur Tryphon-Kathedrale, dann entlang schmaler Gassen zu einem weiteren Platz, hier zeigt sich uns die orthodoxe Kirche.
Sachkundig erfahren wir von Rosanda all die Besonderheiten der Stadt, die auch hier immer mit eine unruhigen Geschichte einhergegangen sind.
Am Hauptplatz endet diese wissenswerte Führung; uns verbleibt nun eine Stunde Freizeit um individuell auf Erkundungen zu gehen.
Die Sonne neigt sich dem Horizont zu; die Schatten werden länger und wir genießen in den uralten Mauern von Kotor ein schönes Diner, bestehend aus montenegrinischen Spezialitäten.
Danach heißt es Abschied nehmen vom schönen Ort; dezent-romantische Beleuchtung geleitet uns zum Bus, mit ihm gelangen wir eine Dreiviertelstunde später zu unserm Hotel in Budva…
Königliches Erbe in Cetinje. Blaue Adria bei Budva
8.10.2025. Am heutigen Tag werden einige unserer Gäste in Budva bleiben um sich hier etwas näher umzuschauen. Der überwiegende Teil möchte aber kennenlernen, wo und wie der einstige montenegrinische König seine Herrschaft ausübte. Hierzu starten wir um an diesem Tag hinauf in die Berge zu fahren. Schon nach wenigen Kilometern wird klar, dass wir auf der gut ausgebauten Serpentinenstraße einen phantastischen Blick hinunter nach Budva, die Adria und die vorgelagerte Insel haben. Mit jedem Höhenmeter den wir nach oben zurücklegen wird diese Aussicht grandioser. Der Blick ist ungetrübt, der eifrige Bora-Wind der vergangenen Tage hat die Luft rein geputzt.
Die Häuser von Budva erscheinen bald so klein, als ob sie zu einem Spielzeugland gehörten, die Dächer erstrahlen in der Vormittagssonne kräftig rot.
Kurz bevor wir endgültig in die Berge abschweifen, legen wir in dieser schwindelerregenden Höhe einen Fotostopp ein um alles in Ruhe genießen zu können.
Doch danach ändern sich schlagartig die Impressionen; die mächtige Bergwelt dominiert fortan das Bild. Zwischen den Erhebungen schlängelt sich die Gebirgsstraße dahin und bald erblicken wir in einem Talkessel links von uns das Ziel: die ehemalige Königsstadt Cetinje.
Als wir unten am Parkplatz ankommen, sind wir umrahmt von Bergen; die Stadt liegt zwischen ihnen eingebettet.
Nun trifft auch Jelena ein; sie wird uns in der nächsten Stunde die zunächst etwas verschlafene Stadt und das ehemalige Königsschloss vorstellen. Zunächst geht es durch den gepflegten Park zum Präsidentensitz. Auch wenn Cetinje heute nicht mehr die Hauptstadt Montenegros ist, das Staatsoberhaupt residiert hier weiterhin. Über die gepflegte Fußgängerzone mit den zahlreichen Geschäften und Restaurants, führt uns nun der Weg zum ehemaligen Schloss des Königs Nikola. Angenehm beeindruckt sind wir vom zurückhaltenden Prunk dieses Herrschers; er lebte im Vergleich zu anderen Monarchen schon fast in bescheidenen Verhältnissen – das macht ihn auch heute noch sympathisch. Aber es schmälert jedoch nicht seine Bedeutung; seine Töchter hat er europaweit verheiraten können, ihre Nachkommen sind auch heute noch in mancher Dynastie wichtige Persönlichkeiten.
Dieses schön gestaltete Museum zeigt uns auf zwei Etagen das Originalinterieur der Königsfamilie; selbst das Porzellan mit den blauen Schwertern aus dem fernen Meißen fehlte nicht an diesem Hof.
Danach begleitet uns Jelena noch ein Stück in Richtung Kloster, auch hier erfahren wir wichtige Details und − die Geschichte eines Billardtischs welcher über schmale Saumpfade mühsam hier hinauf gebuckelt wurde.
Nach der Verabschiedung unserer Stadt- und Schlossführerin verbleibt in Cetinje noch etwas Freizeit für eigene Erkundungen und einem Kaffee in der Fußgängerzone.
Als wir gegen Mittag aufbrechen ist der Ort gar nicht mehr so beschaulich; fünf Reisebusse brachten Kreuzfahrtouristen herauf, wir aber verlassen den Ort um im typischen Restaurant „Konak“ den hiesigen Schinken aus dem Dorf Njeguši kennenzulernen. Danach geht es mit uns wieder abwärts; die Adria breitet ihre unendliche Wasserfläche erneut vor unseren Augen aus; der Bus bringt uns zum Hotel und wir genießen einen schönen, wenn auch nicht allzu warmen Nachmittag in Budva.
Zum Diner sind wir in einem schönen Restaurant direkt an der Promenade von Budva zu Gast; wir lassen uns den leckeren und frisch zubereiteten Wolfsbarsch gut schmecken.
Drei Länder auf einen Streich: Montenegro – Albanien − Nordmazedonien
9.10.2025. Heute liegt ein recht anstrengender, jedoch auch ereignisreicher Tag vor uns. Deshalb starten wir etwas früher. Aber schon bald werden wir erneut vom strahlend blauen Himmel verwöhnt; er überspannt die Adria welche von der Sonne in ein schönes, glitzerndes Licht getaucht wird. Wir genießen den Blick über das unendlich scheinende Meer noch ein wenig; bei Ulcinj verlassen wir allerdings die Uferstraße um fortan den schroffen Bergen des Balkans zuzustreben. Das sind nun wieder ganz neue Impressionen als wir uns dem „Land der Skipetaren“, gemeint ist Albanien, annähern. Die Dörfer wirken hier doch ein wenig archaisch, es ist ein weiterer Farbtupfer auf der Palette unserer Reise.
Nach einer kurzen Pause gelangen wir an die Grenze; der Übertritt verläuft schnell und reibungslos – Albanien, ein neues Gastland begrüßt uns zunächst in seiner Ursprünglichkeit. Wir nehmen Kurs auf den Ort Skutari, die Albaner nennen ihn Shkodra, überqueren den Fluss Buna und gelangen bald auf die Schnellstraße welche uns nach Tirana führen wird. Auf der linken Seite werden wir von hohen Bergen begleitet, sie liegen in einem leichten Dunst, was den Reiz ihres Anblicks noch erhöht. Und mehr noch: In diesen Bergen verteidigte der albanische Nationalheld Skanderbeg die Freiheit der Menschen gegen die osmanische Expansion.
In der Infrastruktur Albaniens hat sich in den letzten Jahren Bewundernswertes getan; die wichtigsten Straßen sind in einen tadellosen Zustand versetzt worden; schnell wurden in nur wenigen Jahren aus abenteuerlichen Pisten diese Verbindungen durchs Land ausgebaut – das nötigt großen Respekt ab! Dort wo wir uns noch vor wenigen Jahren vor Tirana in katastrophal überfüllten und löchrigen Nebenstraßen verloren hatten, fahren wir heute fast bis ins Zentrum auf toll ausgebauter Schnellstraße in bester Qualität. Somit erreichen wir, früher undenkbar, überpünktlich den vereinbarten Platz im Zentrum der albanischen Hauptstadt Tirana. Hier, an der breiten Chaussee welche den Skanderbegplatz mit der UNI verbindet, da wo sich die „Twin Towers“ befinden, werden wir von unserem Stadtführer begrüßt.
Wir überqueren die Straße und sehen bald auf der rechte Seite eine Pyramide welche von zahlreichen Menschen erstiegen wird. Was der ahnungslose Tourist für einen harmlos-lustigen Einfall hält, hat jedoch bei genauerer Kenntnis der Dinge einen ganz anderen Hintergrund: Diese Pyramide ließ sich einst Enver Hoxha bauen um dort sein Grab zu finden. Was würde der paranoide Diktator nur sagen, dass darauf nun die Touris der ganzen Welt herumklettern?
Aber das nur am Rande; mit dem Stadtführer geht es nun kreuz und quer durch diese eigenartige Stadt. Wir sehen römische Überbleibsel die eingeschlossen sind von den gigantischen Bauten der 2 000er; dann wieder protzige Neo-Renaissance aus den Zeiten in denen Mussolini hier das Sagen hatte und immer auch wieder Zeugnisse aus den sozialistischen Zeiten. Der Skanderbegplatz mit dem Reiterdenkmal des Nationalhelden hat sich schön herausgeputzt. Sauber und gepflegt zeigt er sich uns heute; gegenüber ist das Nationalmuseum zu sehen, hinter uns eine Moschee und gleich rechts das moderne Opernhaus der Stadt.
Nun nehmen wir noch eine Nebenstraße; vorbei an der orthodoxen Kirche und begleitet vom ständigen Hupen ungeduldiger Autofahrer, kommen wir wieder an unserem Ausgangspunkt an. Edvin, unser Stadtführer, verabschiedet sich von uns, schnell sind wir in unserem Reisebus verschwunden – mit ihm verlassen wir den Trubel der unruhigen Großstadt.
Nun liegt eine mehrstündige Fahrt bis zum Ohridsee vor uns und – noch ein Grenzübergang. Wildromantisch verläuft die Fahrt nachdem wir den Ort Elbasan hinter uns gelassen haben. Wir tauchen ein in das Tal des Flusses Shkumbin; er bildet im Land auch eine Kulturgrenze zwischen den hier lebenden Gegen und Tosken.
Auch hier wird eine schöne neue Schnellstraße gebaut; das beschleunigt auf den schon eingeweihten Abschnitten unsere Fahrt um eine Bedeutendes.
Bald steigt die Straße an; als wir auf dem Kamm des Berges anlangen sehen wir vor uns eine große Wasserfläche: Es ist der Ohridsee – unser heutiges Ziel.
Aber – wir haben noch einen Grenzübergang vor uns. Von Albanien nach Nordmazedonien und hier herrscht leider ein gelindes Chaos…
Geduld, Geduld! Es braucht seine Zeit! Die Sonne ist längst untergegangen als wie endlich hinübergelassen werden; noch etwa 40 Minuten Fahrzeit, dann langen wir an unserem Hotel am See an. Ein langer, aber sehr eindrucksvoller Tag liegt nun hinter uns…
Edelstein: Ohrid
10.10.2025. Leichter Dunst liegt an diesem Morgen noch über dem Ohridsee; die Luft ist herbstlich kühl solange sich die Sonne hinter den Bergen verbirgt. Sie ist aber schon hoch genug gestiegen um das gegenüberliegende albanische Ufer mit goldenem Licht zu fluten. Dann, urplötzlich, taucht sie auf; sie blendet zunächst die Augen und – es wird wieder ein schöner Tag in einem besonderen Ort.
Ohrid; ein weiterer balkanischer Edelstein auf unserer Reise welcher vom UNESCO-Welterbe geadelt wurde, wird von uns heute erkundet werden. Eine kurze Strecke mit dem Bus, dann sind wir schon im lebendigen Zentrum von Ohrid angelangt. Risto heißt unser Stadtführer; die Runde die wir mit ihm drehen werden wird durch seine originellen und sachkundigen Erklärungen an diesem sonnigen Vormittag zum Hochgenuss. Etwas anstrengend ist es schon, denn Ohrid ist in den Berg gebaut. Zunächst geht es durch die schmalen Gassen die gesäumt sind von den typischen Häusern welche es so nur in dieser Stadt gibt. Dann langen wir an der Sophienkirche an; es ist ein eindrucksvoller Bau mit unruhiger Geschichte, unter den Osmanen diente dieses Gotteshaus aus unverputztem Stein sogar eine geraume Zeit als Moschee.
Im Anschluss führt uns der Weg weiter aufwärts; ein besonderer Ort ist auch das ehemalige Amphitheater. Wilde Kämpfe finden hier allerdings nicht mehr statt, dafür schöne Konzerte an warmen Sommertagen.
Noch ein wenig bergauf und der Blick wird frei fast auf den gesamten Ohridsee. Von hier oben sehen wir wie die große Wasserfläche zwischen den Bergen eingebettet liegt, rechts zeigt sich das albanische Ufer, links das von Nordmazedonien. Klar und sauber ist der See heute, früher gab es einige Probleme mir der Sauberkeit – sie scheinen heute kein Rolle mehr zu spielen…
Ein wunderschönes Fotomotiv bildet die Kirche des Johannes von Kaneo; sie thront vielleicht einhundert Meter über dem See und wird umgeben vom üppigen Grün immergrüner Bäume, diese Kirche bildet mit ihren roten Dachziegeln eine wunderbaren Kontrast zum Blau des Sees.
Hier nun endet die Führung; der Weg führt uns zurück zur Fußgängerzone und die vor uns liegende Freizeit weiß ein jeder gut zu nutzen. Petrus liefert mit strahlendem Sonnenschein seine Beitrag hierzu und so vergeht dieser Tag ruhig und angenehm.
Als wir gegen sechs mit dem Bus erneut ins Zentrum vordringen, hat sich die Sonne schon hinter die Berge verzogen. Ein letzter rötlicher Abenddämmerschein ziert den westlichen Horizont und hier in Ohrid sind schon Straßen, Plätze und Häuser in ein romantisches Licht getaucht. Wenige Meter entlang der Promenade und wir langen an unserem Restaurant direkt am See an. Hier werden wir von den leckeren Speisen dieser Region verwöhnt; begleitet von den Musikanten welche uns das Mahl mit ihrer Musik verschönen…
Geschichte und lebendige Moderne in Skopje − Nordmazedoniens Hauptstadt
11.10.2025. Nach all der Romantik am Ohridsee fällt der Abschied von dieser Perle doch etwas schwer. Zumal uns am heutigen Tag modernere Impressionen erwarten, es ist sozusagen ein Kontrastprogramm, doch der Reihe nach.
Wir verlassen den gastlichen Ort gegen neun; unser Weg führt uns bald hinein in die Berge des Mavrovo-Nationalparks. Über Teile der neuentstehenden Schnellstraße nehmen wir unseren Kurs entlang der teils noch mit Schnee bedeckten Erhebungen welche sich bis auf gut 1 400 Meter hinaufziehen. Bergauf, bergab – so verläuft die Strecke durchs Gebirge. Doch bald neigt sich die Straße wieder der Ebene zu, die Berge treten zurück − wir erreichen den Ort Gostivar. Schnell stechen die vielen Moscheen ins Auge; kein Wunder, Gostivar wird mehrheitlich von den Albanern bewohnt – sie dominieren mit ihrer Lebensart die Impressionen welche wir vom Bus aus betrachten können. Eine weitere Hochburg der mazedonischen Albaner bildet die Stadt Tetovo; auch an ihr fahren wir vorbei um nun bald der Hauptstadt Skopje zuzustreben.
Auffälligstes Zeugnis, bevor der Besucher die nordmazedonische Hauptstadt erreicht, ist das gigantische Kreuz auf hohem Berg über der Stadt. Es soll wohl den anderen Glaubensrichtungen eine Art Dominanz symbolisieren – rätselhafter Balkan!
Die breite Zufahrtsstraße führt uns direkt ins Zentrum von Skopje und bald gelangen wir hinauf zur darüber thronenden Festung. Bald stellt sich nun auch unsere Stadtführerin ein; sie erläutert uns zunächst vom Aussichtspunkt aus die Sehenswürdigkeiten die wir von hier oben überblicken können.
Nun noch einige Erklärungen zur Festung selbst, dann geht es hinab. Zunächst dominiert das muslimische Leben der Stadt; wir schauen bei der Moschee vorbei und tauchen danach bald in den Alten Basar der Stadt ein. Diese Eindrücke haben wir schon in Sarajevo erfahren; hier wird uns diesbezüglich noch einiges mehr geboten: niedrige, einstöckige Häuser mit Modewaren und Goldhändlern, ein Han – Stapelort und Unterkunft für die wandernden Händler und − immer wieder kleine Cafés und Restaurants deren Küchen ein verlockender Duft von Gebratenem entströmt.
Urplötzlich ändert sich nun aber das Bild: Die niedrigen Häuser machen der modernen Architektur Skopjes Platz und die hat sich in den letzten Jahren an ihre Geschichte erinnert: die Antike – nur ins Gigantische gesteigert. Irgendwie faszinieren sie schon, die überdimensionierten Denkmale von Phillip und Alexander und all den großen, figürlichen Darstellungen der wichtigsten Personen aus dieser Epoche. Dann die Gebäude in historisierendem Stil den ich nur als Neo-Antik bezeichnen kann. Es sind übertriebene Zeugnisse der Geschichte – doch ich möchte darüber nicht richten, das steht mit nicht zu. Aber eigenartige Eindrücke sind es schon. Nochmals: rätselhafter Balkan!
Der Weg führt uns über die Steinerne Brücke, sie ist ein originales, uraltes Zeugnis aus den vergangenen Zeiten als die Stadt unter den Osmanen noch Üsküb hieß.
Nun sind wir in der modernen Fußgängerzone angelangt; sie führt uns entlang zahlreicher Geschäfte und Cafés auch am Mutter-Theresa-Haus, der wohl berühmtesten Tochter dieser Stadt, vorbei.
Die Fußgängerzone endet direkt an einem Teil der Fassade des alten Bahnhofes. Hier verkehren längst keine Züge mehr – nur die ehemalige Bahnhofsuhr gemahnt uns an die schrecklichste Katastrophe welche die Stadt je heimsuchte. Sie zeigt für alle Zeiten 5.17 Uhr. In diesem Augenblick geschah am 26.Juli 1963 das Unfassbare: Ein verheerendes Erdbeben zerstörte die Stadt fast vollständig; über eintausend Menschen mussten ihr Leben lassen als völlig überraschend, während des Berufsverkehrs, alles einstürzte…
Fleißige Hände bauten die Stadt schnell wieder auf – eine Leistung die nicht hoch genug gewürdigt werden kann.
Was bleibt von diesem Tag in dieser besondere Stadt noch zu berichten? Unsere Gruppe wurde im Anschluss zum Hotel gebracht; nach Check Inn und etwas Freizeit genehmigten wir uns erneut in einem urigen Lokal zum Abendessen landestypische Speisen.
Noch einmal Serbien: Entdeckungen in Niš
12.10.2025. Wie schnell sind nur die letzten Tage vergangen? Morgen müssen wir schon Abschied nehmen, aber bis dahin haben wir noch ein Programm mit diesem und jenem Höhepunkt. Wir starten gegen neun und verlassen bald das Großstadtgetriebe der nordmazedonischen Hauptstadt. Die Autobahn bringt uns auf einen nördlichen Kurs und bald zu einem letzten Grenzübergang auf dieser Reise. Schon nach einer Viertelstunde sind wir wieder in Serbien angelangt. Bald führt uns die Reise entlang ausgedehnter Landwirtschaft, dann wieder durch kleinere Waldbestände – nein, auch diese Etappe wird nicht langweilig, zumal Bogdanka Interessantes über die rätselhafte Mythologie der Region weiß.
Geduldig tun die Räder des Busses ihre Plicht; mit sicherer Hand steuert Božedar unser heutiges Ziel an: die Stadt Niš.
Hier wollen wir uns noch drei Dinge anschauen die durchaus interessant sind. Unser erster Halt erfolgt am sogenannten Schädelturm – ein makaberes Zeugnis der grausamen Herrschaft der Osmanen. Es ist die Zurschaustellung von Knochen und Schädeln ermordeter Serben die sich im Jahr 1809 gegen die Besatzer gestellt haben. Solch grausame Zeiten sollten eigentlich längst vorbei sein…
Viel erfreulicher fällt der Besuch von Mediana aus. Hier treffen wir noch einmal auf die Römer. In den letzten Jahren wurden diese Ausgrabungen der Allgemeinheit zugänglich gemacht und da gibt es schon einiges zu entdecken: Mosaiken, originale Mauerreste und Fragmente von Gebäuden aus spätrömischer Zeit. Alles wird von einem beindruckenden Zeltdach überspannt welches diese wichtigen Zeugnisse vor Wind und Wetter schützt – und auch die Besucher dieses besonderen Ortes.
Danach bringt uns der Bus in die Fußgängerzone von Niš; hier haben wir nun Teil am ganz normalen Leben dieser serbischen Stadt welche vom Tourismus wenig beeinflusst scheint.
Dann werden wir von Bogdanka noch durch die ehemalige Festung der Stadt geführt. Sie dient heutigentags nur noch den friedlichen Zwecken moderner Kultur und als Refugium der Menschen die hier vom Trubel der Stadt ihre Ruhe suchen.
Der Spaziergang durch die Anlagen der Festung bringt uns ein letztes Mal auf dieser Reise in die längst vergangenen Zeiten des Balkans zurück – noch einmal erstehen vor unseren Augen all die Figuren osmanischer Herrscher, serbischer Fürsten und Könige und all der Geschichten die damit verbunden sind; es ist letztendlich auch gesamteuropäische Geschichte…
Der Kreis schließt sich. Abschied von den balkanischen Edelsteinen
13.10.2025. Gestern Abend waren wir noch einmal in einem besonders urigen Gasthaus zum Diner geladen. Erneut gab es leckere serbische Speisen vom Holzkohlegrill – aber es war schon ein erster Abschied.
Danach, im Hotel angelangt, wurden die Sachen gepackt und am heutigen Morgen mussten wir etwas früher aus den Federn – wir haben noch einige Kilometer bis zum Flughafen bei Belgrad zurückzulegen.
Gegen halb acht geht es los; einige Zeit brauchten wir noch um durch den dichten Verkehr von Niš zu gelangen; dann, einmal auf der Autobahn angelangt, geht es nun hurtig voran. Die serbische Landschaft fliegt an den Busfenstern vorbei; balkanische Impressionen die wir in den letzten zwei Wochen mit allen Sinnen genießen konnten.
Die Gedanken gehen zurück an eine schöne Zeit die wir hier bei gastfreundlichen Menschen verbringen durften. Alle besuchten Länder haben nach den schwierigen Zeiten der 1990er Jahre ihren Weg gefunden, nicht zuletzt auch im Tourismus.
Danke Bogdanka für Deine Führungen und die umfängliche, mit vielem, vielem Fleiß recherchierten Fakten über Geschichte, Land und Leute der Gastländer. Danke Božedar für Deine immer sichere Fahrweise, auch in schwierigen Situationen Deine Ruhe bewahrend. Danke allen die an der Gestaltung dieser schönen Reise ihren Anteil hatten…
Am Flughafen Nikola Tesla trennen sich nun unsere Wege. Es fällt nach solch langer Zeit nicht ganz leicht sich zu verabschieden, aber einmal muss es doch sein…
Steffen Mucke
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freunde, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!
(Unbekannt, manchmal Wilhelm Busch zugeschrieben)