Reisebericht: Wandern auf Sizilien – Ätna & Liparische Inseln

28.04. – 05.05.2013, 8 Tage Wanderreise in Italien und auf Sizilien – Ätna – Liparische Inseln – Lipari – Vulcano – Stromboli – Taormina (ca. 40 Wanderkilometer, je nach Stimmung der Vulkane)


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Eine spannende 8-tägige Wanderreise, die uns zu den aktiven Vulkanen Süditaliens führt. Auf dieser Reise stehen die Vulkane Ätna, Vulcano und Stromboli im Mittelpunkt. Hautnah erlebt man aktive Erdgeschichte "live". Die Besteigung des Stromboli und das Beobachten der Eruption aus nächster Nähe sind der unbestrittene Höhepunkt der Reise und beschert allen Gästen unvergessliche Momente.
Reiseblog:         Wanderreise Ätna und die Äolischen Inseln - „Tanz auf den Vulkanen"
Termin:             28.04. - 05.05.2013
Autor:               Martin Büchner (Eberhardt - Reisebegleitung)
Lokaler Guide:   Jochen Meyer
Teilnehmer:      11 Gäste
Ein Reisebericht von
Martin Büchner
Martin Büchner

1. Tag, Sonntag, 28.04.2013 – Ankunft auf Sizilien


Zu nächtlicher Uhrzeit beginnt unsere spannende Reise zu den aktiven Vulkanen im Süden Italiens. Die verschiedenen Transferfahrzeuge erreichen pünktlich den Flughafen Berlin Tegel. Der Check-In bei der Lufthansa verläuft problemlos. Mit Sonnenaufgang und perfekten Flugwetter starten wir in Richtung Sizilien. Unser Flug führt uns über die schneebedeckten Alpen, dem Apennin bis zum Golf von Neapel. Wir erkennen Neapel, den Vesuv, die Inseln Ischia und Capri und die berühmte Amalfiküste. Weiter südlich überfliegen die einzelnen Ziele dieser Reise. Als erstes taucht der unverkennbare gleichmäßige Kegel des Stromboli auf. Gefolgt von Panarea, Salina, Filicudi, Alicudi, Lipari und Vulcano. Wenige Minuten später erreichen wir die Küste von Sizilien, dem Minikontinent im Süden Europas. Und dann taucht er das erste Mal auf „Der Riese", der Mongibello, wie ihn die Sizilianer gern nennen, besser bekannt als der Ätna.
Standesgemäß empfängt er uns mit einer ausgeprägten Aschefahne. Wir landen pünktlich in Catania. Ohne große Verzögerungen erhalten alle Gäste ihr Gepäck.
Direkt am Flughafen werden wir von unserem lokalen Reiseleiter Jochen Meyer empfangen, der uns nun die nächsten sieben Tage begleiten wird. Jochen und ich verkünden, die erste Überraschung dieser Reise. Wir reisen nicht wie geplant zum Hotel, sondern beginnen den Tag mit einem Stadtrundgang in Catania. Es ist Sonntag, bei bestem Wetter genießen die Einwohner diesen Tag. Herausgeputzt flaniert man über die Piazzas der Stadt. Die Stadt beeindruckt mit ihrer Mischung aus antiken, mittelalterlichen und barocken Spuren. Dabei spüren wir an jeder Ecke die allgegenwärtige Aura des Ätna. Seien es mächtige Lavaströme inmitten der Stadt, die selbst das mächtige Normannen-Kastell fest umschlossen und nie wieder los gelassen hatten oder der Blick auf den Ätna, der sich von allen größeren Plätzen und Ausfallstraßen ergibt.
Nach dem verheerenden Ausbruch von 1689, bei dem Lava weite Teile der Stadt zerstörten, wurde sie wieder neu aufgebaut. Schachbrettartig geplant mit breiten schnurgeraden Straßen immer mit Blick auf den Ätna. Die bewegte Geschichte der Stadt, die vielen vulkanischen Ereignisse und die vielen Erdbeben führten zu einem unübersehbaren Glauben an höhere Mächte.  Madonnen und Heiligenbilder (Heilige Agathe und andere) sind in Catania und den Dörfern der Umgebung allgegenwärtig.
Da wir heute Sonntag haben, gibt es einen traditionellen Markt mit lokalen Spezialitäten. Bei individueller Freizeit lassen sich arabische Köstlichkeiten, italienische Kaffee- und Eisspezialitäten probieren.
Am frühen Nachmittag fahren wir über die Küstenstraße in Richtung Roccalumera. In Aci Trezza machen wir eine Foto- und Kaffeepause. Der Ort ist berühmt für seine Felsformationen, die der Zyklopenküste ihren Namen gegeben haben. Die Felsen stehen hier, seit dem der einäugige Polyphem sie wutentbrannt nach Odysseus und seiner Mannschaft geworfen hatte. Am Nachmittag erreichen wir unser modernes 4-Sterne-Hotel Main Palace in Roccalumera. Der übrige Nachmittag steht individuell zur Verfügung und wird von unserer Gruppe zum Ausruhen genutzt. Im Hotel treffen wir auf unsere Gäste, die über Stuttgart angereist sind. Am Abend begrüßt uns das Hotel mit einem Willkommens-Drink auf Sizilien. Gleichzeitig erfahren wir von Jochen alle wichtigen Details über die Ätna-Wanderung am nächsten Tag.

2. Tag, Montag, 29.04.2013 – Der Ätna


Der Ätna empfängt uns mit blauem Himmel und wunderbarem Wanderwetter. Wir fahren über die Ostseite und den berühmten Ätna-Ort Zafferana durch die verschiedenen Klimazonen des Ätna-Massiv auf.  Bereits am Vortag  entdecken wir viele Hinweise, dass wir uns in der unmittelbaren Nähe eines aktiven Vulkans befinden. Frische Asche überall. Das wird besonders bei der Auffahrt deutlich. Wir beobachten die Reinigungsarbeiten der örtlichen Bevölkerung. Aber nicht nur Asche auch größeres Lapilli (gröberes Auswurfmaterial) können wir entdecken.
An der Talstation (1.900m) der Seilbahn angelangt besteht die Möglichkeit sich mit Essen und Getränken zu versorgen.  An der Seilbahn herrscht ein gewisses Gedränge. Die kleinen Kabinen bringen uns zur Bergstation auf 2.504m. Wir steigen um auf die Allrad-Busse, die uns bis auf 2.800m Höhe bringen. Der Fahrer teilte uns mit, dass wir aufgrund einer frischen Lavazunge (keine 48 Stunden alt) nicht wie vorgesehen bis auf 2.900m fahren können. Er stoppt an einem Schneefeld in gut 2.800m Höhe. Bereits beim Aussteigen erreicht uns die Nachricht, dass ein weiter Aufstieg ausgeschlossen ist. Aufgrund der gegenwärtigen Aktivität, der Ätna hatte am Samstag vor unserer Ankunft eine 300m hohe Lava-Eruption und danach immer neue Asche-Eruptionen  produziert, ist eine Wanderung vom örtlichen Gouverneur untersagt wurden. Uns blieb zunächst nur ein touristischer Fotostopp am Val d'Bove (Ochsental), ein gewaltiges mit Lava gefülltes Becken. Ein natürlicher Schutz für die umliegenden Dörfer. Etwas ungläubig betrachteten wir andere Gruppen, die in größerer Höhe unterwegs waren. Jochen wies uns darauf hin, dass diese Gruppen sich strafbar machten. Wenige Minuten später kam auch schon die Carabinieri den Berg herauf, um die staatlichen Anweisungen mit Strafen durchzusetzen.
Wir fuhren mit den Allrad-Bussen zurück zur Bergstation. Von hier aus konnten wir zu unserer Ätna-Wanderung starten. Mit einer Sondergenehmigung konnten wir einen Nebenkrater umgehen, dabei erreichten wir eine Höhe von ca. 2.650m. Bei einem Picknick in traumhafter Lage hoch über dem
Val d'Bove verzehrten wir unsere zuvor individuell besorgten Speisen.
Danach begann der Abstieg zur Talstation. Zunächst erwartete uns eine spektakuläre Flanke mit Schneefeld. Nach der Überquerung des Schneefeldes begann der Abstieg in Form einer „Ascheabfahrt". Mit kleinen hüpfenden Schritten überwanden wird die ersten 400 Höhenmeter in schnellem Tempo.
Im unteren Teil überwanden wir die Krater und Lavazungen der Jahre 2002/03.
Den gelungenen Abstieg vom Ätna und den Beginn unserer Reise besiegelten wir mit einer feurigen Ätna-Taufe in Form eines Schluck Ätna-Wassers (70% Vol.), eine Eberhardt Überraschung für die Gäste. Am Nachmittag brachte uns der Bus zurück in das Hotel vom Vortag. Ein gelungener Auftakt dieser Vulkan-Reise.

3. Tag, Dienstag, 30.04.2013 – Anreise auf die Äolischen Inseln – Lipari


Auch heute heißt es früh aufstehen. Unser Bus bringt uns über die Autobahn zunächst nach Messina (Fotostopp mit Blick auf die Stelle der Skylla und Charybdis, Straße von Messina) und weiter nach Milazzo, dem wichtigsten Drehkreuz für Schiffsverbindungen auf die Äolischen Inseln. Ein kleines Boot bringt uns zusammen mit einer anderen Gruppe nach Lipari, der Hauptinsel des auch „Liparische Inseln" genannten Archipels.
Bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Milazzo beobachten wir eine Gruppe von Delfinen, die die Autofähre nach Lipari begleitet. An der Marina Corta erwartet uns unser Hotel mit dem Gepäcktransporter. Während unser Gepäck bereits auf die Zimmer gebracht wird, beginnen wir mit dem Rundgang in Lipari Stadt. Wir erkunden den antiken Burgberg. Hier siedelten Menschen bereits vor der Eisenzeit, angeregt durch die reichen Obsidian-Vorkommen der Insel, die bereits damals zu intensivem Handel geführt hatten. Obsidian, das vulkanische Glas, das Grundmaterial erster Schneiden für Messer und Waffen, diente lange vor der Entwicklung der ersten Metallverarbeitung als wichtiges Handelsgut. Vom Burgberg hat man einen wundervollen Blick auf die Stadt und das Tyrrhenische Meer. Anschließend machten wir unsere Mittagspause an der Marina Corta mit den besten Panini der Insel.
Gestärkt starten wir zur unserer Lipari-Wanderung. Da viele Wanderwege von den Insulanern leider nicht gut gepflegt werden und bei diesem Klima recht schnell wieder zuwachsen, mussten wir auch bei dieser Tour die Wanderstrecke anpassen. Um schnellstmöglich aus der Stadt heraus zu kommen steigen wir 150 Höhenmeter auf, immer wieder durch die wunderschönen Gärten mit Zitronen-, Orangen-, Feigen- und Mispelbäumen. Die Früchte des Mispelbaumes sind gelb, mittlerweile reif und eine interessante Vitamin C reiche Wegzehrung. Man schält sie, und entsorgt die Kerne. Ein für uns unbekannter fruchtiger etwas säuerlicher Geschmack. Sehr lecker. Sehr bald erreichen wir den berühmten Aussichtspunkt Quattrocchi. Er gibt einen fantastischen Blick auf die Nachbarinseln Vulcano, Salina, Filicudi und Alicudi. Auf den Abstieg und den anschließenden gleichen Aufstieg zum Badestrand verzichten wir in einer einstimmigen gemeinsamen Entscheidung. In einer kleinen Bar in Pianoconte machen wir einen Kaffee- und Erfrischungsstopp. Wir lassen uns eine frische eisgekühlte „Granita di Limone" schmecken.  Frisch gestärkt wandern wir zur ältesten antiken Therme des westlichen Mittelmeers. In einem Anfall von Bauwut errichte man im 19. Jh. ein modernes und großes Badehaus, was zu einem Versiegen der jahrtausendealten Quelle führt. Die antike Therme ist unterhalb noch erhalten. Wer wollte, konnte dieses kleine Dampfbad besichtigen.  In einem ungepflegten Zustand schlummert dieser antike Schatz vor sich hin. Interessanterweise sind moderne Dampfsaunen im gleichen Stil erbaut wie dieses antike Vorbild. Anschließend wandern wir auf einem interessanten Küstenwanderweg nach Quattropani.
Unterwegs werden wir Zeuge eines seltenen Schauspiels: Auf einem sonnigen Wegabschnitt erleben wir den „Schlangentanz" zweier Ringelnattern. Niemand von uns hatte so etwas zuvor mit eigenen Augen beobachtet.
Den Abschluss dieser Wanderung bildete ein etwas anstrengender Anstieg. Der Blick auf die umliegenden Inseln und die knallbunten Felsformationen entschädigen aber für die Anstrengungen.
Etwas müde und glücklich das Tagesziel erreicht zu haben, lassen wir den Tag bei einer Inselrundfahrt über Lipari ausklingen.
Wir sind erstaunt über die unterschiedlichsten Gesteine der Insel unmittelbar nebeneinander. Schwarzer, harter, schwerer Obsidian unmittelbar neben weichem, hellem, schwimmfähigen Bimsstein. Ergänzt von vielfältigem Gestein der unterschiedlichsten Farben (gelb, violett, rot, u.vm.).
Über Cannetto erreichen wir unseren Ausgangsort Lipari Stadt. Unser 4-Sterne Hotel Aktea liegt an einem Hang mit Blick in Richtung Meer und dem Burgberg der Stadt. Nach einem mediterranen Menü entspannen wir uns in der freundlich gestalteten Hotelanlage. Einige Gäste nutzen den großen Pool zur Entspannung.

4. Tag, Mittwoch, 01.05.2013 – Vulcano


Dieser Tag konnte individuell gestaltet werden. Es bestand die Möglichkeit auf Lipari zu bleiben, den Tag mit einem entspannten Spaziergang durch die wunderschöne Stadt oder einem Museumsbesuch zu gestalten. Das Programm sah den Tagesausflug zur Insel Vulcano vor. Ein Boot brachte die Gruppe innerhalb von 15 Minuten von der Marina Corta nach Vulcano. Im Hafen empfing uns der unverwechselbare Geruch nach Schwefel auf der Insel. Auch hier bestand die Möglichkeit den Tag individuell am Fuß des Gran Cratere zu gestalten, z.B.  bei Beispiel bei einem Strandbesuch an der Westseite der Insel. Die meisten Gäste zogen es vor den mit der Gruppe den berühmten Gran Cratere zu besteigen. Ausgerüstet mit Wasser, Sonnenschutz und etwas Proviant starten wir den Aufstieg zum Kraterrand. In Serpentinen steigen wir schnell durch die spärliche Vegetation auf. Im Verlauf des Weges endet die Vegetation, eine felsige vermeintlich lebensfeindliche Landschaft beginnt. Aber weit gefehlt, wir entdecken Eidechsen, eine Vielzahl von Insekten unter anderem eine Bienenart (groß, schwarz mit dicken leuchtend gelben Punkten) und einige niedrige Blumen.
Überraschend schnell erreichen wir den nördlichen auf ca. 265m Höhe liegenden Kraterrand des „Fossa di Vulcano", wie man den Gran Cratere auch noch nennt. Wir stehen vor einem 40m tiefen Vulkankrater. Wir unterlassen den Abstieg in den Krater, da sich bei ungünstiger Wetterlage giftige unsichtbare Gase am Boden des Kraters sammeln können. Hier am Kraterrand weht dankenswerter Weise immer ein Wind, der stetig frische Luft zuführt. Das besondere dieses Kraters sind die Fumarolen. Bis zu 600 °C heiße Dämpfe, die unverkennbar aus Spalten und Öffnungen am östlichen Kraterrand emporströmen. Im Gegensatz zum Kraterboden haben diese Fumarolen einen beißend sauren Geruch, ein versehentliches zu nahe kommen ist damit auf natürliche Weise ausgeschlossen. Trotz des beißenden Schwefelgeruchs sind diese Fumarolen faszinierend. Die mit vielen Mineralien angereicherten Dämpfe erzeugen ein einmaliges Form und Farbspiel verschiedener Kristalle. Dominierend ist die Farbe Gelb, bedingt durch die abgelagerten Schwefelkristalle. Anfassen sollte man diese filigranen Gebilde jedoch nicht, manchmal sind sie so heiß, dass selbst der Schwefel wieder flüssig wird. Der nördliche Kraterrand ist den meisten Gästen nicht genug. Wir steigen gemeinsam über den westlichen Rand, dort wo es keine Fumarolen gibt, zum höchsten Punkt des Kraters auf. Glücklich erreichen wir den höchsten Punkt des Kraters auf 391m Höhe.
Bei einer Gipfelrast genießen wir bei Sonne und blauen Himmel, dass traumhafte Gipfelpanorama mit Blick auf die benachbarten Inseln. Nachlassende Fumarolentätigkeit und günstige Winde gestatten uns die Umrundung des Grand Cratere am Ostrand. Mit gebührendem Abstand zu den Fumarolenfeldern erreichen wir wieder den Ausgangspunkt am Nordrand des Kraters. Nach zügigem Abstieg gönnen wir uns auf halbem Weg eine Erfrischung an einem kleinen schattigen Imbiss. Die restlichen Meter sind schnell bewältigt. Gegen 13.30 Uhr treffen wir auf die Gäste, die nicht mit aufgestiegen sind. Bei einem landestypischen Mittagessen, in einem Restaurant, gekocht von einer echten „italienischen Mama", lassen wir uns nach Äolischer Art verwöhnen. Für den Rest des Tages steht Erholung auf dem Programm, einige sprechen sogar von Verjüngung. Wir steigen hinein in das wohltuend warme Schwefelbad unweit des Hafens. Das schwefelhaltige Thermalwasser hilft bei der Kur allerlei Krankheiten, wie Gelenk- und Hautproblemen. Nach den Anstrengungen der letzten Tage eine willkommene Abwechslung. Frei nach dem Motto „wer schön sein will, muss leiden" hat dieses Schwefelbad einen unverwechselbaren Geruch, der in deutlich verdünnter Form dem Badenden auch Stunden danach  noch ein gewisses vulkanisches Aroma verleiht, trotz anschließendem Bad im Meer und ausgeprägter Dusche. Es sei erwähnt, dass sich das Wasser und der heilende Schlamm relativ schnell auf natürliche Weise erneuert. Wir alle können das plötzlich austretende warme Wasser samt frischem Schlamm nur bestätigen. Ein interessantes Spektakel, das zu einer Reihe erheiternder Momente geführt hat. Es bleibt zu erwähnen, dass das Mittelmeer im Mai normalerweise um die 16°C Wassertemperatur hat, durch die sich im Meer fortsetzenden heißen Quellen ist das Baden zwar kühl aber gut erträglich. Für das Bad im Tyrrhenischen Meer empfehlen sich Badeschuhe (Steine). Reichlich entspannt und um Jahre verjüngt, einige Gäste verlangten plötzlich Kinderermäßigungen, kehrten wir am Nachmittag mit unserem Boot vom Vormittag nach Lipari zurück.  Bis zum Abendessen blieb Zeit durch die sehenswerte Stadt zu flanieren. Nicht verpassen sollte man das delikate italienische Eis oder das Obst und Gemüse, das von Männern der umliegenden Farmen auf typisch italienischen „Dreirädern" verkostet und verkauft wird. Ein Spaziergang durch Lipari Stadt ist ein Genuss für Augen, Mund und Nase. Wer es eleganter mag, sollte sich vielleicht ein Glas Malvasia, den süßen Dessertwein der Inseln, servieren lassen und dabei ganz entspannt das emsige Treiben der Händler und Touristen beobachten.
Am Abend wurde uns erneut ein gutes Menü in drei Gängen serviert. Nach dem Abendessen fanden wir endlich die Zeit alle Fragen rund um das Thema Plattentektonik und Vulkanismus zu beantworten. Dankenswerterweise stellte uns das Hotel Aktea den Konferenzraum samt Technik zur Verfügung. Mittels meiner Präsentation und einer Reihe von Grafiken konnten wir uns dem Thema intensiv nähern und viele bestehende Fragen beantworten.

5. Tag, Donnerstag 02.05.2013 – Stromboli


Nach dem Frühstück wurde unser Gepäck zum Hafen gebracht. Die Gruppe lief zu Fuß zum Hafen. Mit dem Aliscafi, einem Tragflächenboot traten wir unsere Fahrt zum Stromboli an. In hohem Tempo jagt dieses Schiff über die Wellen. Entgegen der Erwartung einiger Gäste verlief die Fahrt überraschend ruhig, niemand hatte irgendwelche Probleme mit Seekrankheit. Zunächst fuhr das Schiff nach Vulcano, dann nochmal zurück nach Lipari (im Gegensatz zum Vortag dauerte das pro Strecke gerade einmal etwas mehr als 5 Minuten pro Strecke).
Die Fahrt ging weiter über Salina nach Panarea bis wir uns endlich dem Stromboli näherten. Aufgrund der ruhigen See stoppte das Schiff zusätzlich in Ginostra, der zweiten Siedlung auf Stromboli. Beide Siedlungen sind ausschließlich über den Seeweg miteinander verbunden. Wir verlassen das Schiff im Ortsteil Scari. Kaum haben wir die Insel betreten, begrüßt uns der Stromboli mit einem kräftigen Salut. Stromboli eine wahrliche Perle des Mittelmeers.  Schwarzer Sandstrand vor weiß getünchten Häusern ergänzt durch farbenfrohe Tupfer der Boote. Eine wunderbare Kulisse, die auch schon der italienische Regisseur Roberto Rossellini für seinen Film „Stromboli" aus dem Jahr 1949 zu nutzen wusste, starbesetzt durch die legendäre Ingrid Bergman.
Schnell lernen wir den Vorzug der Insel gegenüber anderen Inseln des Archipels kennen. Die Straßen sind eigentlich schmale Gassen, mit dem entscheidenden Vorteil: autofrei! Erlaubt sind nur kleine leise Elektromobile oder die typisch italienischen Piaggio APE (Motorroller), zu Deutsch „Bienen".  Diese übernehmen den Transport unseres Gepäcks zum Hotel. Wir folgen zu Fuß. Wir steigen in den Ortsteil Vincenzo hinauf bis zur Kirche und ihrem verhältnismäßig großem Kirchplatz. Hier liegt hoch oben über dem Meer „Ingrid's Bar". Weiter geht es vorbei am Haus, in dem Frau Bergman seinerzeit wohnte. Über schmale Gassen steigen wir wieder hinab zum Strand und stehen plötzlich vor unserem wunderschönen Hotel. Das Hotel La Sirenetta liegt unmittelbar am schwarzen Sandstrand mit Blick auf das felsige Eiland Strombolicchio.
Nach dem Bezug der Zimmer vereinbaren wir für den frühen Nachmittag den Aufstieg über die alte Gipfelroute bis auf 400m Höhe. Ein Aufstieg zum Gipfel, oberhalb der Grenze von 400m, ist über diese Route seit 2002 nicht mehr möglich. Die Route ist dennoch interessant, weil Sie einen ersten Überblick über den aktiven Teil des Stromboli, insbesondere der Sciara del Fuoco, der Feuerstraße, ermöglicht. Bei bestem Wetter und nicht zu verleugnender Hitze steigen wir bis zur besagten Stelle auf 400m über dem Meer auf. Wir verfolgen einige Eruptionen des Stromboli. Das ausgeworfene Material rollt über die 920m lange „Rutschbahn" bis hinunter ins Meer. Warum Sie Feuerstraße heißt, versteht man aber erst bei Dunkelheit.
Bereits berauscht von diesen Momenten verweise ich darauf, dass wir dieses Erlebnis mit dem Aufstieg zum Gipfel steigern werden. In Absprache mit unserem Guide Jochen und dem Bergführer des Stromboli verlegen wir den Termin des Aufstieges auf den späten Nachmittag und die Abendstunden des nächsten Tages.
Zunächst steigen wir ab zum alten geophysikalischen Observatorium, heute ein kleines Restaurant mit Bar. Wo auf der Welt kann man ein kühles Getränk oder eine italienische Kaffeespezialität in Sichtweite zu einem aktiven Vulkan  genießen. Das Geschehen findet keine 1.000m von uns entfernt statt, atemberaubend. Alle Gäste lassen ihren Blick immer wieder gespannt zum Gipfel schweifen.
Am Abend werden wir im Hotel von einem italienischen Menü verwöhnt.
Nach dem Abendessen erwartet uns eine Bootsfahrt zur Sciara del Fuoco. Mit Taschenlampen und Stirnlampen ausgerüstet laufen wir zum Hafen. Auf den Äolischen Inseln und speziell auf Stromboli gibt es keine Straßenbeleuchtung. Das Boot bringt uns zur Sciara del Fuoco. Als wir dort ankommen bemerke ich die ersten Blitze. Innerlich dachte ich, wer wird auf diese Entfernung denn mit Fotoblitz fotografieren. Schnell wurde mir klar, dass es der gute alte Zeus war, der Blitze warf. Äolus, der Herr der Winde schickte seine Winde und gleichzeitig begann Hephaistos seine Schmiede anzuwerfen. Das Fauchen des Blasebalges war deutlich zu hören. Zwischenzeitlich hatte der Skipper den Motor abgestellt. Geräuschlos bewegte sich das Schiff in den Wellen, geführt vom Willen Poseidons und den Winden des Äolus. In regelmäßigen Eruptionen schleuderte der Stromboli seine Fracht in den Himmel. Was tagsüber wie Staub und Dreck aussah, leuchtete nun rotglühend. Die Sciara del Fuoco, Straße des Feuers macht ihrem Namen alle Ehre. Für die Insulaner ist es eine gewisse Lebensversicherung. Durch die seitliche Lage der Krater, wird das Material nur über diese Feuerstraße verteilt. Das Leben in den Dörfern ist relativ sicher.
Kleiner Wehmutstropfen, das Schaukeln verhinderte vernünftige Fotos. Die griechischen Götter lassen ungern ihr Werk durch Touristen auf Fotos einfangen. Nach der Rückkehr zum Hotel entschieden sich drei Gäste nochmal mit mir zum Observatorium aufzusteigen. In der Hoffnung das Spektakel etwas näher beobachten zu können. Der Stromboli belohnte uns für unsere Mühe. Während wir auf dem Schiff mit anderen Gruppen unterwegs waren, ließ er sich viel Zeit zwischen den Eruptionen. Als wir am Observatorium angelangt waren startete ein wahres Feuerwerk an Eruptionen. Nahezu ohne Pause zeigte er sich von seiner spannenden und schönen Seite. Ein Erlebnis was man so schnell nicht vergisst. Weit nach Mitternacht waren wir zurück im Hotel.

6. Tag, Freitag 03.05.2013 – Der Aufstieg zum Stromboli


Etwas müde von der letzten Nacht erschienen alle Gäste zum Frühstück. Heute sollte der große Tag kommen, der Aufstieg zu den Gipfelkratern des Strombolis. Es gab unter allen Gästen und auch mir eine gewisse Anspannung. Wird die Kondition bis zum Gipfel reichen? Wird der Bergführer empfehlen vorzeitig umzukehren? Keiner sprach es laut aus, aber die Anspannung war da. Durch das Verschieben der Aufstiegszeit auf den späten Nachmittag , stand uns der Tag zur freien Verfügung. Shoppen und flanieren durch den Ort, Sonnen und relaxen am Strand, ein paar Bahnen zur Entspannung im Pool, Joggen oder einfach ein wenig Schlafen. Alle Gäste nutzten den Tag auf Ihre Weise. Zwischenzeitlich gab es ein Mittagessen, wir hatten das Abendessen gegen ein Mittagessen tauschen können. Um 16.15 Uhr war trafen wir uns auf dem Kirchplatz vor Ingrid's Bar. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte man selbst entscheiden, ob man den Aufstieg wagt oder nicht. Nach reichlicher Überlegung verzichteten 2 Gäste auf den Aufstieg. Alle anderen Gäste entschieden es zu versuchen. Wer noch Ausrüstung benötigte konnte diese ausleihen. Trekkingstöcke, Stirnlampe, Bergschuhe eigentlich alles. Wer sich das Geld für Trekkingstöcke sparen wollte konnte auch auf dicke Bambusstöcke der Agentur (kostenfrei) zurückgreifen. Mein Gefühl sagte mir, dass ich mir Trekkingstöcke leihen sollte (5 €), trotz alpiner Erfahrung, hatte ich diese vorher noch nie benutzt. Aus meiner Sicht eine sehr gute Entscheidung. Was ich persönlich dringend empfehle ist eine Stirnlampe. Der Abstieg findet im Dunkeln statt, auf diese Weise hat man die Hände frei (z. B. für Stöcke). Von der Agentur stellte sich unserer Bergführer Roberto vor. Er rüstete uns mit Helmen aus, kontrollierte die Ausrüstung (Bergschuhe, Helm, Wasser, Proviant).  Fragte ob jeder mit Lampen versorgt sei. Anschließend erläuterte er, dass in seiner Gruppen die langsamsten Mitglieder das Tempo vorgeben und alle anderen sich danach richten müssen. Sie durften direkt nach ihm laufen. Niemand sollte überholen. Gegen 16.45 Uhr zogen wir los den Gipfel zu erobern. In einem langsamen aber kontinuierlichen Tempo. Unsere Gruppe wurde durch andere Gäste auf gut 20 Teilnehmer aufgefüllt. Unter den anderen Teilnehmern befand sich ein 7-jähriger Junge. Jochen und ich waren skeptisch, ob er es schaffen würde. Um es vorweg zu nehmen, alle haben es geschafft! Durch die überragende Erfahrung von Roberto benötigten wir für die gut 900 Höhenmeter gerade mal zwei Pausen. Er ging ein gemächliches Tempo, aber das kontinuierlich. Niemand musste den Aufstieg vorzeitig abbrechen. Mir ist nicht bekannt, dass jemand auch nur mit dem Gedanken gespielt hätte. Kurz vor Erreichen des Gipfels mussten wir aus Sicherheitsgründen die Helme aufsetzen.
Nach gut 3 Stunden Aufstieg erreichten wir gegen 19.50 Uhr den Gipfel. Für mich kam der Gipfel überraschend. Fazit für den Aufstieg zum Gipfel, beginnend ab Meereshöhe sind gut 900 Höhenmeter zu überwinden. Durch den verlegten Aufstieg bestand auch kein Problem mit der Sonneneinstrahlung. Jeder der vielleicht schon mal gewandert ist, körperlich fit und ein wenig Trittsicher ist, kann diese Tour schaffen. Dank der großen Erfahrung, der lokalen Bergführer, die ein gemächliches Tempo vorgeben erreichen alle, die das auch wollen glücklich Ihr Ziel. Oben angekommen wartet nicht nur ein atemberaubendes Panorama über di e Äolischen Inseln, sondern auch ein vulkanisches Spektakel, dass in dieser Form einmalig auf der Welt ist. Bei der Ankunft am Gipfel gegen 19.45 Uhr ging gerade die Sonne unter, wir erreichten also noch im Hellen den Gipfel. Der Stromboli begrüßte uns erst einmal mit einer Eruption. Dann begann die wirklich große Show der Natur, wie es ein Regisseur kaum hätte besser inszenieren können.
Das Licht ging aus (die Sonne ging unter), die Bühne öffnete sich. Begleitet von einem ständigen Fauchen blickten wir in den Rachen der Erde. Vor uns liegen die rotglühenden Öffnungen der Erde, eher kleine Löcher aber permanent laut fauchend. Links daneben ein schwarzer Schlackekrater, eher unscheinbar. In regelmäßigen Abständen stieß der Stromboli eine große Aschewolke aus genau diesem Krater aus, beeindruckend. Etwas weiter entfernt lag noch ein größerer Krater. Durch aus zum Glück etwas weiter entfernt. Etwa alle 20 Minuten kam es auch hier zu einer vergleichsweise großen Eruption, bei der rotglühende Schlacke ausgestoßen wurde. Man hörte wie das rotglühende Gestein auf den Krater und in der Sciara del Fuoco niederprasselte. Man blickt eine urtümlich fremde Welt. Ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten. Nach gut einer Stunde verließen wie die Gipfelregion. Roberto, unser Guide verteilte Staubmasken. Der Abstieg erfolgt über eine andere Route als der Aufstieg. An der Westflanke steigt man über ein großes Aschefeld ab. Die Technik der „Abfahrt" hatten wir bereits am Ätna kennen gelernt. Routiniert trat unsere Gruppe den Abstieg an. Es folgten gut 400 Höhenmeter Ascheabfahrt, die wir relativ schnell überwunden hatten. Jetzt machten sich ordentlich feste und hohe Bergschuhe, Trekkingstöcke und Stirnlampe bezahlt. Die übrigen 400m wurde durch hohes Schilf, wie es am Stromboli weit verbreitet ist abgestiegen. Gegen 22.30 Uhr erreichten wir die Agentur in Vicenza. Etwas müde aber glücklich den Aufstieg geschafft und den aktiven Stromboli hautnah erlebt zu haben genossen wir ein „Staubbier", alle beteiligten können sicher ohne Zweifel mit diesem Begriff etwas anfangen. Glücklich und beschwingt kehrten wir anschließend zurück ins Hotel. Stromboli, ein unvergessliches Erlebnis!

7. Tag, Samstag 04.05.2013 – Rückkehr nach Sizilien


Zufrieden und stolz verließen wir den Stromboli nach einem ausgiebigen Frühstück. Unser Gepäck wurde pünktlich zum Hafen transportiert. Unser Schiff legte um 11.50 Uhr ab. Also noch genügend Zeit für ein Eis und letzte Souvenir-Käufe. Das Aliscafi - Tragflächenboot - brachte uns zügig nach Milazzo an das „sizilianische Festland". Die Fahrt dorthin war wie ein schneller Rücklauf der vergangenen Tage (Panarea, Salina, Lipari, Vulcano).
In Milazzo wartete unser netter Chauffeur, der uns über Messina zurück nach Roccalumera in das Hotel Main Palace, in dem wir bereits die ersten beiden Nächte übernachtet hatten. Am Nachmittag fuhren wir weiter in Richtung Taormina, dem mondänen und sehr alten Urlaubsort hoch oben über der Ionischen See mit gutem Blick auf den Ätna. Dankenswerterweise brachte uns unser Chauffeur bis fast vor die Tore der Stadt, ohne diesen Service hätten wir Taormina nicht besuchen können. Dieser Service ist bei Weitem keine Selbstverständlichkeit. An dieser Stelle hieß es Abschied nehmen. Unser lokaler Reiseleiter, der uns vom ersten Moment in Catania bis zu diesem Zeitpunkt begleitete, musste uns nun verlassen. Die nächste Gruppe erwartete ihn bereits. Im Namen der Gruppe, sage ich Danke für die tollen Momente, die du uns beschert hast. Hast du uns manchmal auch gefordert, so haben Deine Bemühungen letzten Endes alle auf den Stromboli gebracht. Danke Jochen!
Bei einem Spaziergang, nun ohne Jochen, erkundeten wir die Stadt. Interessierte Gäste haben mit mir für 8,00 €/Person das berühmte Teatro Greco besichtigt, dass schon Goethe und viele andere Prominente vor uns besuchten, bekannt für den berühmten Blick auf den Ätna. Nach einem guten italienischen Eis fuhren wir zum letzten offiziellen Programmpunkt dieser Reise, dem Abschlussabendessen in einem traditionellen „Agriturismo". Dieses Landgut, idyllisch an den Hängen des Ätna gelegen, verführte uns mit einem tollen sizilianischen Essen, mit frisch auf dem Gut geernteten Früchten wie Orangen, Zitronen, Mispeln und Kumquats und einem guten Wein und dem bekannten Limoncello, ein sizilianischer Zitronenlikör aus eigenem Hause. Ein wahrlich passender Abschluss einer wunderbaren Reise. Am späten Abend erreichten wir unser Hotel in Roccalumera.

8. Tag, Sonntag 05.05.2013 – Rückflug



Am frühen Morgen wurden wir von unserem Chauffeur zum Flughafen Catania gebracht. Ohne Verzögerung starteten wir mit der Lufthansa bzw. Air Berlin in Richtung Berlin und Stuttgart. Dank der günstigeren Winde flogen wir eine geänderte Flugroute, die uns bis hinüber nach Kroatien führte. Äolus, der Herr der Winde meinte es gut mit uns, sogar vor Flugplan-Ankunft erreichten wir sicher unser Ziel in Berlin Tegel. Dort erwarteten uns die Transfers, die uns den letzten Teil unserer Reise bis nach Hause oder den gewünschten Ausstiegsort brachten.

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