Reisebericht: Wandern auf Sizilien – Ätna & Liparische Inseln

06.05. – 13.05.2011, 8 Tage Wanderreise in Italien und auf Sizilien – Ätna – Liparische Inseln – Lipari – Vulcano – Stromboli – Taormina (ca. 40 Wanderkilometer, je nach Stimmung der Vulkane)


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Aktiv waren nicht nur die Wandergäste und ich sondern auch die Vulkane und das im "wahrsten Sinne des Wortes"
"Morgenstund hat Gold im Mund"  - Gemäß diesem Spruch stehen doch einige der Reiseteilnehmer früh zeitig auf. Mit verschiedenen Transferfahrzeugen aus der Richtung Dresden und Chemnitz, Zwickau und Halle werden wir zum Flughafen nach Nürnberg transferiert. Hier treffen wir auch noch auf 2 Sparzustiegler und schon sind wir für die ersten Tage der kommenden Wanderreise komplett. Zu 10. beginnen wir schließlich unsere aufregende Reise nach Sizilien. Wir fliegen per Direktflug in ca. 2,5 Std. von Nürnberg nach Catania. Zwar nur mit einem dürftigen Sandwich aber gutem Kaffee und Tee an Bord verpflegt erreichen wir schließlich Catania, die zweitgrößte Stadt Siziliens an der Ostküste der Insel gelegen. Schon beim Landeanflug erhaschen alle Passagiere auf der Linkenseite einen fantastischen Ausblick zu den Äolischen Inseln. Vor allem die Insel Vulkano zeigt sich uns ganz stolz. Mächtig empfängt uns dann der Vulkan der Vulkane Italiens - der Ätna. Ihn gilt es morgen zu erklimmen und so lunschen wir schon einmal zu ihm rüber. Immerhin wurde in den Tagen vor unserer Anreise leichte Erruptionen gemeldet und vor Ausbrüchen gewarnt. Keine guten Aussichten, doch ersteinmal hieß es für uns: Ciao, Bella Italia!

Ein Reisebericht von
Nicole Hickmann

07.05.2011 Wanderung auf den Ätna

Nachdem wir die erste Nacht im Grand Hotel Yachting Palace verbrachten und uns bei einem italienischen Frühstück stärkten galt es heute unser Tagesziel - den Ätna, zu errreichen. Antonio, unser örtlicher, Deutsch sprechender Guide erwartete uns bereits im Hotel. Gemeinsam fuhren wir nun an den Fuße des Monte Ätna. Zum Einwandern drehten wir eine kleine Runde um den Silvestri-Krater. Danach schlossen wir Bekanntschaft mit unserem Bergführer Giuseppe, studierter Geologe und leidenschaftlicher Vulkanologe. Er sollte uns schließlich den ganzen Tag zusätzlich begleiten denn über 3.000 m ist es hier nur gestattet mit einem zertifizierten Bergführer den Aufstieg zu wagen. Er bestätigte uns jedoch schon nach der Begrüßung unsere Befürchtung: der Aufstieg auf 3.300 m wird uns verwehrt. Zu hoch ist das Risiko einer Erruption. Demnach wählen wir kurzerhand eine andere Route als ausgeschrieben. Wir fahren zunächst mit der Seilbahn und natürlich auch ein kleines Stück mit den 4x4 Fahrzeugen. Auf halber Strecke etwa steigen wir aus, wir haben immerhin Kontakte und können uns soetwas erlauben. Hier beginnen wir unsere Wanderung über poröses Lavagestein und teils Schneefelder. Giuseppe erklärt viel nur eben in Englisch, doch das ist kein Problem, denn ich übersetzte. Außerdem spricht er langsam und so verstehen die meisten Wandergäste auch das ein oder andere.
Bis auf 3.000 m schaffen wir es dann schon, der Himmel klart auf, wir stehe sozusagen "über den Wolken" und ja, hier scheint die "Freiheit grenzenlos". An der Berghütte unterhalb des Torre del Filosofo nehmen wir uns Zeit für unsere Rast, welche wir tags zuvor im Supermarkt eingekauft hatten. Peccorino-Käse, Salami und Schinken, dazu ein Brötchen und Apfel oder Banane. Eben eine typische Wandersrast. Als Dessert gabs auch noch ein Fruchtbonbon von mir. Nachdem wir nun auch den Torre del Filosofo erklommen hatten, hieß es nun bergab. Wir wählten ein mir unbekannt Route aber eine doch sehr schöne. Bis ganz zur Talstation sollten wir wandern, mehr oder weniger, denn 500 m absolvierten wir bergab in weniger als 2 Minuten. Eine mords Gaudi und vor allem Übung für den Abstieg vom Stromboli. Unten angekommen fand sich schließlich die gesamte Gruppe wieder zusammen, da nicht alle Reiseteilnehmer die gesamte Tour wagten. Zum krönenden Abschluss erhielten alle noch eine Urkunde. Wir schleckten noch etwas Honig und dann fuhren wir ins Hotel zurück. Der erste Wandertag war vollbracht!

08.05.2011 Lipari – Hauptinsel der Liparischen Inseln

Felice, unser sizilianischer Busfahrer holte uns wie gewohnt am Morgen am Hotel ab und fuhr uns heute mit samt unserem Gepäck nach Milazzo. Vorbei an Messina, wohl die berühmteste Straße Italiens und auch die umstrittenste. Nach einem kurzen Fotostopp und ein paar Tourbulenzen mit den Italienern erreichten wir tatsächlich unser Schiff. Zu aller Verwunderung war es nur für uns gechartert und hätten nicht noch 3 Pax gebeten, dass wir Sie mitnehmen, wären wir tatsächlich exklusiv zu den Äolischen Inseln gefahren. Nachdem Milazzo in den Reiseführern leider nur als Industriestadt beschrieben wurde, empfanden wir das Örtchen, zumindest vom Wasser aus, doch recht einladend. Leider blieb dafür keine Zeit. Auf dem Oberdeck liesen wir uns den Wind durch die Haare wehen und die Frühjahrssonne schien uns ins Gesicht. Plötzlich und tatsächlich, sahen wir doch wirklich einen Waal. Mitten in der Bucht von Milazzo. Elegant schwang sich die Schwanzflosse aus dem Meer und sogleich tauchte er wieder ab. Die Fotoapparate auf Anschlag, doch Glück sollt keiner Recht haben. Vor uns erschienen allmählich die Äolischen Inseln. Vulkano passierten wir direkt, in Lipari legten wir an und in der Ferne konnten wir linkerhand Salina erkennen und rechterhand Panarea und Stromboli in der Ferne.
Am kleine Hafen legten wir schließlich an. Da am gleiche Tag, fast zur gleichen Zeit zwei Boote der Fährgesellschaft anlegten, wartete unsere Reisleleiterin Silvia mit Transfer am Großen Hafen, doch nach einem kurzen Telefonat waren alle Unklarheiten beseitigt. Wir besichtigten zunächst das nette Örtchen während unser Gepäck bereits ins Hotel transferiert wurde. Nach dem wir den Ort Lipari kennen lernten genossen wir unsere Mittagspause an der Piazza ehe wir am Nachmittag bei einer überschaubaren Rundfahrt auch die Westküste der Insel kennen lernen sollten. Den Abend ließen wir gemütlich im Hotel ausklingen. Angenehm ruhig wird es auf der Insel wenn die Dämmerung einzieht und die letzten Tagestouristen die Insel verlassen. Dann strömen die Insulaner auf die Straße und das italienische Leben - Dolce Vita, ist zum Greifen nah.

09.05.2011 Vulkano – Insel der schlafenden Vulkane

Heute hieß es für uns endlich wieder die Wanderschuhe zu schnüren. Nachdem wir den gestrigen Tag die Nachbarinsel erkundeten, sollten wir es heute mit Schwefelgeruch, Lavaasche und Schlammbad zu tun haben. Bei strahlendem Sonnenschein setzen wir mit dem Tragflächenbot vom großen Hafen in ca. 15 min Fahrtzeit nach Vulkano über. Überschaubar präsentiert sich uns der gleichnamige Ort. Sogleich beginnen wir unsere Tagestour. Zunächst folgen wir der Asphaltstraße ehe wir den Einstieg in den Berg nehmen. Serpentine für Serpentine schlängeln wir uns die Nordflanke hinauf über teils doch aschigen Lavaboden. Es heißt also: Ein Schritt vor, Zwei Schritt zurück! Doch die herrlichen Ausblicke über die Insel und sogar bis Lipari und Salina entschädigen.
Auf dem Gipfel angekommen, steigt uns sofort der wohlbekannte Geruch nach "sauren Eiern" in die Nasen. Der Wind treibt eine dicke Schwefelwolke vor sich her. Ideal zum Fotografieren. Ein jeder wagt ein Bidl. Nachdem wir dann auch noch ein erstes Gruppenbild schießen, begebe ich mich mit einem Teil der Gruppe auf Kraterumrundung. Silvia, unsere örtliche Reiseleiterin verweilt noch einige Zeit am Berg ehe Sie langsam mit einem Teil der Gruppe bereits den Rückweg antritt. Wir, die Gipfelsteiger lassen es uns natürlich nicht nehmen noch ein zweites Gruppenbild zu fotografieren - der Beweis! Am Fuße des schlafenden Vulkans wohlbehalten wieder angekommen, begeben wir uns durch den Ort direkt zu den bekannten Schwefelbädern.
Langsam ziehen Wolken auf und so ist ein warmes Bad keine schlechte Alternative. Nachdem die Maximalzeit von 15 min überschritten waren, kam ein jeder so langsam aus dem Wasser, nahm noch ein erfrischendes Bad im Mittelmeer und zog sich gleich wieder an. Nun knurrten uns die Mägen und so nahmen wir unser bestelltes Mittag in einem Lokal auf Vulkano ein. Wir aßen Schwertfisch, tranken Wein und ließen es uns gut gehen. Bis zur Fährabfahrt stand dann noch etwas Freizeit auf dem Programm für Souvenirkäufe, einen Spaziergang oder eine Tasse Kaffee. Gemütlich ließen wir den Abend im Hotel ausklingen. Hier tarfen wir schließlich noch auf unseren kalkulierten Zuwachs. 4 Gäste der Wanderreise Sizilien schlossen sich uns an um auch noch die Äolischen Inseln zu Fuß zu erkunden.

10.05.2011 Stromboli – Insel des Feuers und des Lichts

Der heutige Tag startete zunächst mit einigen Unwegsamkeiten, denn der Wind und das Gewitter vom Vorabend haben das Meer derart aufgewühlt, sodass die Tragflächenboote nicht fuhre. Glücklicherweise sollte heute auch eine Autofähre Richtung Stromboli fahren. Nachdem wir zwangsweise in einem Kaffee am Hafen auf diese warteten, konnten wir mit knapp einer Stunde Verspätung unserer Reise auf den Äolischen Inseln fort setzen. Nur verpätete sich unser Tagesablauf um mindestens eine weitere Stunde, denn wir hielten noch an den Inseln Salina und Panarea ehe wir unser Ziel erreichten. Das Wetter hielt jedoch und so genossen wir unsere "Zwangs-Inselrundfahrt". Auf Stromboli erwartete uns bereits der Fahrer für unser Gepäck. In einem kleinen Ape verstauten wir all unsere Koffer und liefen schließlich zu Fuß zum Hotel, nachdem wir uns zum Mittag stärkten. Dabei erkundschafteten wir gleichzeitig den Ort. Vorbei am Haus von Ingrid Bergmann erreichten wir schließlich nach ca. 40 min Gehzeit das Hotel Villagio Stromboli. Auf den Vulkanklippen erbaut, direkt am Meer waren wir doch alle positiv überrascht.
Wir bezogen unsere Zimmer und trafen uns fort an um uns noch etwas die Beine zu vertreten. Unser ernanntes Ziel war das Observatorium an der Sciara del Fuoco - eine Gaststätte mit Blick zur Ausbruchsstelle. Wunderbar blühte Mitte Mai die Mittelmeer Macchia und so waren unsere Augen über die Farb- und Blütenpracht erstaunt. Bei einem kühlen Bier oder Wein beobachteten wir gespannt die regelmäßigen Ausbrüche des noch aktiven Vulkans Stromboli und beschlossen am Abend wieder zu kehren. Bei Abendstimmung, sind die Glutsteine noch besser ersichtlich, nur reichte unsere handelsübliche Fotoausrüstung nicht aus, um brauchbare Bilder zu knippsen. Leider!

11.05.2011 Stromboli – Aufstieg ins Fegefeuer

Nachdem wir uns am Vortag den Vulkan aus sicherer Entfernung betrachteten, so wagten wir heute den Aufstieg. Mit einem offiziellen Bergwanderführer und Vulkanologe, ausgerüstet mit Schutzhelm und -brille, festen Wanderschuhen, Sonnenschutz und auch einer Jacke wagten wir den Aufstieg. Bis 400 Höhenmeter hatte ein jeder noch die Wahl, sich doch für den einfachen Panoramaweg zu entscheiden, doch die Gruppe war fest entschlossen und so widmeten wir uns dem Aufstieg. Schritt für Schritt bestiegen wir den Berg über teils loses Gestein, Geröll und feine Asche. Wanderstöcke sorgten heute für hilfreiche Unterstützung. Immer wieder drehten wir uns zur Ortschaft um, erhaschten einen Blick nach links und rechts und genossen den Aufstieg, trotz Anstrengungen. Aller 100 bewältigten Höhenmetern, stoppten wir für einige Minuten, tranken einen Schluck und mussten uns Höhe für Höhe etwas anziehen. Zugig pfiff uns der Wind um die Ohren.
Schließlich am Gipfel angekommen, legten wir noch Helme und Schutzbrillen an und verpassten doch glatt einen Ausbruch. Auf Augenhöhe, aber in sicherem Abstand standen wir den aktiven Hauptkratern gegenüber. Wir nahmen uns Zeit, wenngleich diese begrenzt war, da die Erde doch in Bewegung war und uns aus Sicherheitsgründen nur 30 min am Gipfel gewährt wurde. Gerade ausreichend für ein Picknick, immer in Erwartung der nächsten Erruption. Den Abstieg bewältigten wir eher locker und leicht, fast wie beim Ski fahren. Mit den Fersen voran sanken wir tief in die feine Lavaasche ein, rutschten ein paar Meter und gewannen somit in kürzester Zeit eine doch beachtliche Strecke. Mühsam ging es Stunden zuvor bergan und nun rasch nach bergab. Ein wahnsinns Erfahrung aber auch eine sehr staubige Angelegenheit. Guten Fußes kam alle wieder heil am Fuße des Vulkans an. Wir dankten dem Bergführer und gönnten uns ein Eis auf der Piazza. Am Abend sollten wir dann nochmals auf unsere Kosten kommen. Aufgrund des Seegangs des Vortages fuhren wir heute mit dem Boot zur Sciara del Fuoco. Klar und deutlich waren die Ausbrüche im leuchtendem Rot erkennbar.

12.05.2011 Taormina

Tja, nun hieß es Abschied nehmen von den beeindruckenden Äolischen Inseln. Mit einem Tragflächenboot fuhren wir mit einigen Zwischenstopps zurück nach Sizilien. Um den Tag noch zu nutzen, legten wir einen Stopp in dem malerischen Ort Taormina ein. Antonio, unser Guide auf den Ätna nahm uns wieder in Empfang. Er erklärte uns wissenswertes über das griechisch-römische Theater, die Stadt, das Leben am Fuße des Ätna. Wir bummelten noch durch die Altstadt, ehe wir die letzen Kilometer zum Hotel in Riposto zurück legten. Bei einem hektischen und doch überforderten Hotelpersonal ließen wir den Abend noch gemeinsam am Pool ausklingen. Morgen heißt es Koffer packen.
Eine Woche voller atemraubender Eindrücke neigt sich dem Ende. Vom Erdbeben der Stärke 3,5 wurden wir Empfangen, konnten nicht die klassische Ätnabesteigung wegen möglicher Erruptionen absolvieren, fuhren allerdings fast im Privatboot zu den Äolischen Inseln, genossen einen fantastischen Ausblick von Vulkano, badeten im Schwefel und erklommen schließlich den Stromboli um vis a vis ins Fegefeuer zu blicken.
Eine eindrucksvolle Reise endet schließlich mit dem doch durchgeführten Flug nach Nürnberg. Wohlbehalten haben wir wieder deutschen Boden unter den Füßen und werden die Aktiven Vulkane Italiens so schnell nicht vergessen.

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