Reisebericht: Rundreise Schweden, Finnland & Norwegen

24.07. – 07.08.2023, 15 Tage Busreise Skandinavien: Stockholm – Helsinki – Polarkreis – Nordkap – Tromsö – Seeadler–Safari – Lofoten – Trondheim – Oslo


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Durch Südschweden und Stockholm mit Mini-Kreuzfahrt nach Finnland und über Helsinki und Lahti zum Weihnachtsmann am Polarkreis. Vorbei am Inarisee durch Tundra und am Fjord zum Nordkap und mit Tromsø, einer Seeadlersafari und Lofotenrundfahrt wieder nach Süden durch Fjordnorwegen nach Trondheim und über Dovrefjell, Lillehammer und Oslo nach Göteborg und per Fährschiff zurück nach Deutschland

Nordkap und Lofoten – das sind immer noch und immer wieder zugkräftige Namen, die im Geiste zauberhafte, aber wilde Landschaften, ungebändigte Natur und skandinavische sommerliche Lebensfreude und eine für uns exotische Region hoch im Norden erstehen lassen. Abenteuer, Natur, Kultur und interessante Städte in für uns ungewöhnlicher Umgebung versprechen die Reisen , die wie unsere Tour der „Perlen Skandinaviens“ durch Schweden, Finnland und Norwegen zu den interessantesten und bekanntesten Höhepunkten der drei skandinavischen Länder führte. Meistens Glück mit dem Wetter, eine kleine Gruppe und eine stete Abfolge von touristischen Highlights ließen diese Reise zu einem schönen Erlebnis werden, das uns die Kultur im hohen Norden Europas näherbrachte, vor allem aber unberührt scheinende Natur, die immer wieder neue Ausblicke und Überraschungen bot. Natürlich sind mehrere tausend Kilometer im Bus etwas anstrengend, aber wer das Nordkap und die Lofoten sehen möchte, weiß, dass sie weit vom Herzen Mitteleuropas entfernt sind. Aber die vielfältigen Eindrücke, die wir auch auf dieser Nordeuropa-Reise wieder sammeln können, sind die langen Busfahrten, während derer man immer wieder etwas Neues in den Ländern entdeckt, auch wert…
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden –Leipzig – Kiel, erster Tag, Montag,24. Juli 2023:

Das willkommene Extra für die Reisegäste unserer sehr kleinen Gruppe war der hervorragend ausgestattete 5-Sterne Bus, der besonderen Reisekomfort versprach. Schon ab Leipzig war dieses Mal knapp die Hälfte unserer Reisegäste an Bord – die anderen würden wir erst in Kiel zum Einchecken auf die Fähre begrüßen können. Staufrei ging es nach Norden und gleich nach einer Rast am „Linumer Bruch“ konnten wir ein kleines „Extra“ im Sinne der Firmenphilosophie „Richtig Reisen!“ anbieten. Kurz vor Neuruppin liegt das Denkmal von Hakenfelde, das an die 1675 hier stattgefundene Schlacht von Fehrbellin erinnert. Der Brandenburger Kurfürst besiegte hier eine überlegene schwedische Armee und legte damit, historisch gesehen, den Grundstein für die spätere Großmacht Preußen. Das fotogene, über 30 m hohe Denkmal, von einer vergoldete Siegesgöttin Victoria – Vorläuferin der bekannten „Goldelse“ auf der Berliner Siegessäule – gekrönt, ist eine Erinnerung an einen bedeutenden Moment der europäischen Geschichte. Von hier ging es zurück zur Autobahn, der wir nach Nordwesten folgten und nach Abbiegen vor Hamburg pünktlich unseren Bestimmungsort Kiel erreichten. Hier warteten schon die hier zusteigenden Reiseteilnehmer und ich konnte die Gruppe sogleich einchecken und wir betraten danach mit
kleinem Fährgepäck das Schiff „Stena Scandinavica“. Die Fähre bietet bequeme, doch recht kleine Kabinen. Ab 18.00 Uhr gab es im Buffetrestaurant des Fährschiffes ein Schlemmerbuffet, bei dem sogar alle Getränke inklusive waren.
Danach konnten wir noch das Bordleben genießen und übernachteten in unseren gebuchten Kabinen.

Göteborg – Rök – Götakanal – Stockholm, zweiter Tag, Dienstag, 25. Juli 2023

Nach einem guten Frühstück im Buffetrestaurant lief unser Fährschiff in Göteborg am Deutschland-Terminal, gelegen im Hafen am Götafluss, ein. Wir gingen von Bord und trafen vor dem Terminalgebäude unseren Bus, mit dem wir durch Göteborg, die zweitgrößte Stadt des Landes hinein in die Felsen- und Waldlandschaft von Südschweden fuhren.
Auf unserer Route lagen die Städte Borås – bekannt für Textilproduktion – und Jönköping am Vätternsee, bekannt für seine einstige Streichholzproduktion und die Maschinenfabrik Husqvarna. Eine Rast oberhalb des Ufers des zweitgrößten schwedischen Sees lohnt vor allem an der schönen, aus einem alten Schloss entstandenen Hotel-Raststätte „Gyllene Yttern“. Hier gibt es sogar eine kleine Bonbonfabrik mit Schauwerkstatt, die „Polka-Griser“ - in Schweden beliebte rot-weiße Zuckerstangen – herstellt. Die Mittagspause hatten wir dann schon wenig später – nach einem Umweg durch kleine südschwedische Dörfer am berühmten Runenstein von Rök. Manche bezeichnen ihn als „schwedisches Nationaldenkmal“ – auf jeden Fall ist der vor der schönen weißen Dorfkirche von Rök stehende Runenstein einer der ältesten und größten seiner Art in Skandinavien. Er enthält die längste bekannte Runeninschrift und erinnert an die Frühzeit der Wikinger.
Es war von hier gar nicht weit bis zum nächsten Extra und die Zeit erlaubte noch einen Umweg. So fuhren zum berühmten Götakanal, der längsten künstlichen Wasserstraße Schwedens. Seit dem 19. Jahrhundert verbindet er die großen schwedischen Seen untereinander sowie mit der Ostsee bei Stockholm und mit der Nordsee über das Skagerrak, in das der vom Kanal erreichte Götafluss mündet. Ursprünglich war er für den Warentransport auf kleinen Flussschiffen gedacht, wird aber heute vorwiegend von Freizeitkapitänen genutzt. Wir fuhren zu einem der malerischsten Abschnitte des Götakanals, wo beim kleinen Dorf Berg mehrere Schleusen den Kanal mit kleineren Seen verbinden.
Nach der Ankunft in der schwedischen Hauptstadt ging es zum etwas außerhalb am Stockholmer Messegelände gelegenen Scandic-Hotel zu Abendessen und Übernachtung.

Stockholm – Vasamuseum – Fährschiff Helsinki, dritter Tag, Mittwoch, 26. Juli 2023:

Heute früh trafen wir unsere Stadtführerin Alexa am üblichen Treffpunkt mit den Ortsführern, dem schwedischen Rathaus, das Anfang des 20. Jh. aus Backstein im Stil der schwedischen Nationalromantik erbaut wurde. Vorbei an verschiedenem Sehenswertem und dem belebten Verkehrsknotenpunkt „Slussen“, bei dem neben Dutzenden Fahrbahnen ein unter den über Brücken geführten Straßen raffiniertes Schleusensystem den Höhenunterschied zwischen dem Mälarsee, an dem Stockholm liegt und der Ostsee ausgleicht, ging es unter anderem zum schönsten Aussichtspunkt über die skandinavische Metropole im Ortsteil Södermalm. Von hier kann man hinübersehen zur Stockholmer Altstadt, zum Schloss, der Neustadt und verschiedene Seefahrts-Einrichtungen aber auch zur „Museumsinsel“ mit Nordischem und Vasa-Museum und dem Vergnügungsviertel Gröna Lund. Später ging es an königlicher Oper und Reichstagsgebäude vorbei bis zum am Rande der Altstadt gelegenen Schloss und der davor liergenden evangelischen Domkirche. Hier und auch in der anschließenden Freizeit bummelten wir über den Alten Markt, an dem nicht nur Schwedische Akademie steht, die jährlich über die Nobelpreisvergabe entscheidet, sondern auch der zentrale Brunnen, von dem aus alle Entfernungen Schwedens gemessen werden. In der Freizeit gab es die Möglichkeit, noch durch die Altstadtgassen mit ihren Souvenirladen und Cafés zu bummeln oder sich die tägliche Wachablösung im Hof des Königsschlosses anzuschauen.
Am Ende, bevor wir Stockholm verlassen mussten, stand der Besuch des Vasa-Museums. Dieses bekannteste aller schwedischen Museen begeistert durch seine Authentizität: man sieht und „riecht“ ein nahezu vollständig erhaltenes Kriegsschiff aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Das um das Schiff herum gebaute und hervorragend gestaltete Museum zeigt sowohl das in den 60er Jahren des 20. Jh. gehobene und danach konservierte Schiff, als auch die dabei gefundenen Gegenstände und vermittelt einen Eindruck vom Leben in der schwedischen Marine des 17. Jh. Schon 1628, mitten im 30jährigen Krieg sollte die nach dem Königsgeschlecht benannte „Vasa“ als Flaggschiff der schwedischen Ostseeflotte dienen, versank aber aufgrund eines Konstruktionsfehlers schon auf ihrer Jungfernfahrt nach wenigen Kilometern im Stockholmer Hafen. Das Schiff wurde nahezu unversehrt aus dem Hafenschlamm geborgen, aufwendig konserviert und restauriert und ist seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine unbedingt sehenswerte Attraktion der schwedischen Hauptstadt.
Am Nachmittag folgte dann die nächste Etappe unseres Weges zum Nordkap: am Stockholmer Fährhafen checkten wir ein auf die „Silja Symphony“, eines der modernsten europäischen Fährschiffe, das die Metropolen Schwedens und Finnlands verbindet. Ausgestattet mit dem Komfort eines Kreuzfahrtschiffes fuhr die Fähre stundenlang durch den vor Stockholm liegenden Schärengarten, ein Gewirr kleiner und größerer Felseneilande, das immer neue An- und Ausblicke bietet und uns lange an Deck festhielt. Nach Schlemmerbuffet – auch wieder inklusive Getränke – und Genuss des Bordlebens übernachteten wir in der bequemen Kabine.

Helsinki – Lahti – Laukaa, vierter Tag, Donnerstag, 27. Juli 2014:

Pünktlich erreichte unser Fährschiff das Olympia-Terminal in Helsinki. Hier erwartete uns schon die sympathische Stadtführerin Petra, die uns während unserer Stadtrundfahrt auf unterhaltsame und humorvolle Weise nicht nur über die Sehenswürdigkeiten der finnischen Metropole, sondern auch über interessante Aspekte der finnischen Geschichte, der Sprache und des Lebens in ihrer Wahlheimat aufklärte.
Zunächst fuhren wir am Olympiastadion vorbei, vor dem die Statue des finnischen Ausnahmesportlers Paavo Nurmi steht, wir besuchten das etwas ungewöhnlich aussehende Denkmal für den Nationalkomponisten Jean Sibelius, das an dessen „Waldmusik“ erinnern soll und dann ging es in die Innenstadt, wo wir repräsentative Bauten wie den Hauptbahnhof und verschiedene Bauten in Stilen von Klassizismus über Jugendstil bis zur modernen finnischen Architektur bewundern konnten. Einen Stopp gab es dann im Stadtzentrum am Senatsplatz, den der weithin sichtbare Dom von Helsinki, bekanntestes Wahrzeichen der Stadt, beherrscht. Zwischen 1830 und 1842 wurde die weiß leuchtende, hoch aufragende klassizistische Kathedrale erbaut, Zentrum einer seit der Hauptstadtentscheidung für Helsinki von 1812 von dem deutschen Architekten Carl Ludwig Engel, einem engen Freund Friedrich Schinkels geplanten Altstadt. Ein repräsentatives Zentrum nach dem Vorbild der damals auch erst etwa 100 Jahre alten Stadt St. Petersburg sollte es werden und der Senatsplatz hält den Vergleichen mit anderen Stadtzentren gut und gerne stand.
Schließlich setzten wir die Stadtrundfahrt mit Kommentaren zu weiteren repräsentativen Gebäuden fort und endeten nahe der Uspenski-Kathedrale, der auf einem Felsen nahe dem alten Hafen Mitte des 19. Jh. erbauten roten Kathedrale im russisch-byzantinischen Stil. Sie ist als Hauptsitz des Bischofs der finnisch-orthodoxen Kirche ein Symbol für die Zeit, als Finnland zu Russland gehörte und heute die größte orthodoxe Kathedrale im westlichen Europa. Ein Stück von ihr entfernt konnte unser Bus stehen und in der Freizeit war nicht nur Zeit für ein Foto und einen kleinen Mittagsimbiss im Hafen-Markt, sondern auch für eventuellen Shopping-Abstecher zur alten Markthalle.
Nach dem Mittagessen verließen wir Helsinki und fuhren gen Norden, dem Nordkap entgegen. Einen Abstecher am Nachmittag war Finnlands achtgrößte Stadt Lahti wert, die als „Sporthauptstadt“ des Landes gilt. Besondere Sehenswürdigkeit sind ihre Großschanzen, auf denen bereits sieben Mal Nordische Skiweltmeisterschaften ausgetragen wurden.
Den Abend mit Essen und Übernachtung verbrachten wir bereits in Mittelfinnland, in einem schön an einem der vielen finnischen Seen gelegenen Hotel.

Glockenmuseum – Polarkreis – Weihnachtsmanndorf – Tundrahotel Luosto, fünfter Tag, Freitag, 28. Juli 2023

Heute galt es, eine große Strecke zu bewältigen, denn das Nordkap gilt immerhin als Europas nördlichster Punkt und es ist weit bis dorthin. Dass wir diesem und dem Polarkreis immer näher kamen, bemerkte man bereits daran, dass es schon am Abend zuvor sehr lange hell war und die Sonne sich nur wenige Stunden hinter dem Horizont verbarg.
Einen Stopp legten wir am Rastplatz Vaskikello nahe der Stadt Pyhäjärvi ein, an dem es eine outdoor-Ausstellung hier gegossener Glocken gibt.
Später durchquerten wir auf unserem Weg zum Nordkapp Rovaniemi, den Hauptort von Finnisch-Lappland und gelangten zum Polarkreis. Hier am nördlichen Breitenkreis mit den Koordinaten 66°33'55? nördlicher Breite geht am Tag der Sommersonnenwende die Sonne nicht unter – ein Phänomen, das sogar bereits den alten Griechen bekannt war. Er markiert den „Beginn der Arktis“ und hier, nördlich von Rovaniemi, liegt das Blockhüttendorf des Weihnachtsmannes, in dem es neben Souvenirläden auch Gastronomie, ein Museum und das „Weihnachtsmann-Postamt“ gibt. In Finnland glaubt man – während andere Länder den Sitz des Weihnachtsmanns anderswo verorten – fest daran, dass dieser am Polarkreis in Finnland wohnt. Schuld ist unter anderem eine populäre Weihnachtsmanngeschichte, die früher von finnischen Radiosendern verbreitet wurde. Inzwischen hat sich der finnische „Joulupukki“, wie der englische „Santa Claus“ und deutsche Weihnachtsmann hier genannt wird, als sehr geschäftstüchtig erwiesen und am Polarkreis unter Ausnutzung seiner Wohnort-Legende in Lappland, ein kommerzielles Blockhütten-Dorf hingestellt – beliebt bei Touristen aus aller Welt.
Gut eine Stunde nach Verlassen des Weihnachtsmanndorfes erreichten wir unser Hotel und stellten fest, dass sich viele Dutzend Rentiere hier aufhielten – für uns nicht ganz ungelegen, boten sie doch Motive für ungestörte und ungestellte Fotos.

Inarisee – Karasjok – Porsangerfjord – Honningsvåg – Nordkap, sechsterTag, Samstag, 29.Juli 2014:

Heute war das Wetter schlechter als in den letzten Tagen, Nieselregen und tiefhängende Wolken sorgten für Abkühlung und nicht immer gute Sicht. So fuhren wir erst ein Stück in Richtung Norden, bevor wir in der „Bärenhöhle Karhunpesäkivi“, einem Rast- und Souvenirshop einen Stopp einlegten. In der Nähe gibt es tatsächlich eine – allerdings etwas schwierig zu erreichende Höhle, in der Knochen von Höhlenbären gefunden wurden. Ein inzwischen recht in die Jahre gekommener ausgestopfter Braunbär begrüßte uns hier an der Raststätte. Bei der Weiterfahrt hielten wir wegen des strömenden Regens nicht am oft in Kreuzworträtseln gefragten Inarisee an, dem sechstgrößten See Europas und dem drittgrößten der etwa 100.000 Gewässer im Seenland Finnland, sondern fuhren, mit einem Stopp unterwegs an einer Gamme – dem aus Holz und Torf bzw- Grassoden bestehenden Winterquartier des samischen Volkes – bis kurz hinter die norwegische Grenze in den Ort Karasjok. Hier, im norwegischen Hauptort Lapplands, wie die überwiegend von Samen bevölkerte nördlichste Region Europas genannt wird, legten wir eine Rast ein.
Weiter ging es dann nach Norden bis zum Porsangerfjord, an dessen nördlicher Einmündung in den Atlantik bereits die Insel Magerøya mit dem Nordkap liegt. Ein weiterer Stopp an einem Rastplatz in einer der wenigen Siedlungen so hoch im Norden und wir setzten die Fahrt bei kühlem Wetter immer entlang der Porsangerküste fort, die ab und zu von hübschen bunten, meist auf Stelzen stehenden Rorbuer – Fischerhütten – gesäumt wird. Der Fjord hat nur wenige kleine Fischerdörfchen und von der Eiszeit abgeschliffene Gebirgsketten als Umrahmung und immer wieder Schiefergestein und Felskanten am Straßenrand. Kurz vor unserem Tagesziel gelangten wir mittels FATIMA – wie die abkürzungs-vernarrten Norweger das Tunnel- und Brückensystem „Fastlandsförbindelse til Magerøya“ (Festlandsverbindung nach Magerøya) zum Nordkapp nennen - in den Hauptort der Gemeinde „Nordkapp“, die kleine Hafenstadt Honningsvåg.
Da wir relativ früh eingetroffen waren, hatten wir noch Zeit für einen Bummel durch das Städtchen bis zum Abendessen. Nach diesem brachen wir gegen 21 Uhr auf zu unserer „Mitternachts-Sonnen-Tour“, wobei wie gewohnt bei diesem Anlass ein Kollege vom Nordkapp-Chauffeur-Service unseren Bus fuhr, um unserem Busfahrer Edgar Söllner seine notwendige und vorgeschriebene Ruhezeit zu lassen.
Dann erreichten wir die Nordkapphalle mit ihren Souvenirshops, gastronomischen und musealen Einrichtungen und bemerkten schon bei Ankunft, dass uns jeglicher Blick auf die Mitternachtssonne verwehrt bleiben würde. Tiefhängende Wolken, Nebel und Sprühregen machten den Aufenthalt am nördlichsten Punkt Europas nicht besonders angenehm. Selbst das „Ende der Welt“, symbolisiert durch den berühmten Globus auf dem Kapfelsen, konnte man nur in wenigen Augenblicken mal aus dem Nebel auftauchen sehen, und dann musste man schnell sein für ein Foto.
Wir hatten Zeit für einen Aufenthalt hier am ersten großen Höhepunkt unserer Reise, jeder konnte selbständig die zahlreichen sehenswerten Dinge und Unterhaltungsmöglichkeiten des Nordkap-Zentrums entdecken. Ärgern wegen des Wetters mussten wir uns nicht, denn Witterung war nicht einmal extrem schlecht – nicht anders jedenfalls als etwa zu fünf Sechsteln im Jahr an diesem etwa 300 m aus dem Eismeer aufragenden Schieferfelsen. Interessant war der Aufenthalt hier trotzdem – es gibt ein kleines Nordkap-Museum mit Dioramen, einen Aussichtspunkt, der leider heute im Nebel lag, ein Kino mit sehenswertem Nordkap-Film sowie eine Bar und ein Café in der Nordkap-Halle sowie einen riesigen Souvenirladen. Wer von hier schreiben wollte und seine Post im Nordkap-Postamt abgab, konnte sicher sein, dass jede hier abgeschickte Postkarte ihre eigene Nordkap-Abstempelung erhält. Übrigens kann man erst seit 1956 zum Nordkap fahren, denn erst dann war der Straßenanschluss ans europäische Straßennetz vollendet, wenn man auch bis Anfang der 2000er Jahre noch mit einer Fähre zur Insel Magerøya übersetzen musste, wo heute ein Tunnel die Anfahrt erleichtert..

Honningsvåg – Alta – Gildetun – Tromsø, siebter Tag, Sonntag, 30. Juli 2023:

Wiederum am Porsangerfjord entlang führte unser Weg ein Stück auf schon bekannter Wegstrecke zunächst nach Süden, bevor wir uns an den Fjorden entlang über Alta weiterbegaben. An derselben Raststätte wie am Vortag, kurz bevor wir den Porsangerfjord verließen, machten wir Pause und fuhren dann bis zum Zentrum von Alta weiter, wo wir wieder einen Stopp einlegen konnten. Jetzt waren wir bereits im nördlichen Fjordland und nahe am Eismeer, wie der nördliche Teil des Atlantiks genannt wird. Alta gehört zu den Regionen, die am frühesten nach der Eiszeit wieder besiedelt wurden, worauf die hier in der Nähe gefundenen Felszeichnungen von Hjemmeluft deuten, die seit 1985 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes stehen.
Bei unserer weiteren Fahrt folgten wir weitgehend den Fjordufern, und da die Küstenlinie Norwegens malerisch, aber sehr lang ist, dauerte das einige Zeit. Einen Nachmittagsstopp legten wir am originellen Gästehaus „Gildetun“ ein, das in typisch arktisch-samischer Manier als Restaurant mit umliegenden Blockhütten zum Wohnen eingerichtet ist und spektakuläre Ausblicke auf Fjorde und Berge bietet.
Danach mussten wir noch zwei breite Fjorde mit Fähren überqueren und ein Stück Küstenstraße fahren, bevor wir recht spät unser heutiges Ziel erreichten. Tromsø ist nach dem russischen Murmansk die größte europäische Stadt nördlich des Polarkreises. Hier im Zentrum bezogen wir unser bequemes Hotel und nahmen unser Abendessen ein.

Tromsø – Eismeerkathedrale – Harstadt, achter Tag, Montag, 31. Juli 23

Den ersten Tageshöhepunkt bildete in Tromsø deren bekanntestes Bauwerk, die Eismeer-Kathedrale. Der Name führt etwas in die die Irre – sie ist keine echte Bischofskirche – ansonsten aber ein „Hingucker“ und ein besonderes Werk modernster Baukunst. Seit ihrer Einweihung 1965 ist sie das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt Tromsø und neben ihrer Funktion als evangelische Pfarr- und Seemannskirche ein Touristenmagnet. Das Äußere der aus mit Aluminium verkleidetem Beton errichten Kirche, deren Dach bis zum Boden reicht, soll an aufgeschichtete Eisplatten erinnern. Die 35 m hohen Giebel – das Gotteshaus ist mit seiner Altarwand wie fast alle christlichen Kirchen nach Osten ausgerichtet - sind mit Glas verkleidet. Seit 1972 trägt die Ostwand eines der größten Glasgemälde Europas – das 23 m hohe Glasmosaik „die Wiederkehr Jesu“ des norwegischen Künstlers Victor Sparre.
Von Tromsø aus ging es jetzt weiter nach Süden. Auf der Europastraße 8 erreichten wir am Balsfjord die Europastraße 6, die fast durch ganz Norwegen führt und durch besondere landschaftliche Schönheit gekennzeichnet ist. Sie wurde als erste durchgehende Straße von Süd- nach Norwegen erbaut vor allem im Zusammenhang mit Narvik, Norwegens bedeutendstem Erzhafen – allerdings unter großen Opfern während der deutschen Besatzung Norwegens seit 1940 mit einer immensen Zahl beim Bau durch die harten Arbeitsbedingungen gestorbenen Kriegsgefangenen. Strategische Bedeutung hatten Hafen und Straße vor allem im 2. Weltkrieg und so kann man fast überall an den Parkplätzen Kriegsdenkmäler und Schautafeln entdecken. Sie erhalten Informationen über die erbitterten Kämpfe zwischen der Armee des norwegischen Königs und den Truppen Hitlers sowie die Opfer bei Errichtung der „Blodvei“ (Blutstraße) genannten Durchgangsstraße..
Wir verließen die E 6 - die wir in einigen Tagen etwas südlich wieder treffen würden und bogen auf die E 10 ab, den sogenannten „Kong Olafs Vei“. Der norwegische König Olav V. erkannte die Notwendigkeit moderner Logistik und tat sehr viel für die Entwicklung des norwegischen Verkehrswesens. Bei der nach ihm benannten Route hatte er die Fernstraße, bauen lassen, die von der westlichsten Siedlung der Lofoten – dem Ort Å - über die Vesterålen bis ins schwedische Luleå führt. Erst 1984 wurde dieser Verkehrsweg von ihm zusammen mit dem Schwedenkönig Carl XVI. Gustaf eingeweiht. Ein Stopp vor der Auffahrt auf die Vesterålen ermöglichte dann Fotos von der gewaltigen Tjeldsund- Brücke, die auch Steinslandbrücke genannt wird und die das Festland mit dem Archipel der Vesterålen verbindet. Diese, den nördlicher gelegenen „Schwester“-.Archipel der Lofoten erreichtern wir nach der Brücken-Überquerung. Hier, auf Norwegens zweitgrößter Insel Hinnøya liegt nicht allzuweit von der Tjeldsund-Brücke Harstad, die größte Stadt der Region, in deren Zentrum nahe dem Hafen wir heute übernachteten.

Harstad – Trondenes – Hanøy – Seeadler–Safari – Svolvær, neunter Tag, Dienstag 1. August 2023

Harstad gilt als Hauport von Hinnøya, Norwegens zweitgrößter Insdel, deren Fläche nur von der des im hohen Norden gelegenen Spitzbergen an Größe übertroffen wird. Die Vesterålen mit schönen Bergpanoramen, hübschen Fischerdörfern und einigen Kulturdenkmälern sowie einer eindrucksvollen Küstenlinie sind touristisch weniger bekannt als ihre südlichen Nachbarn, die Lofoten.
Heute Vormittag besahen wir uns zunächst die etwas nördlich von Harstad gelegene Pfarrkirche von Trondenes, die als älteste original erhaltene Steinkirche Norwegens gilt. Sie wurde Anfang des 12. Jh. errichtet, zu einer Zeit, in der sich das Christentum noch keineswegs überall in Nordeuropa endgültig durchgesetzt hatte. Daher ist sie von Festungsmauern umgeben, von denen sich Reste erhalten haben.
Später fuhren wir Richtung Süden, vorbei an der Tjeldsund-Brücke und durch die Tunnel- und Brückenverbindung auf die Lofoten. Nach Überquerung der letzten Brücke wurden wir im winzigen Hafen Hanøy von einem Schiff abgeholt: mit dem „Øykongen“ (auf Deutsch „Inselkönig“) starteten wir zu einer tollen Bootsfahrt, die uns durch den Raftsund – die Meerenge, die die Vesterålen von den Lofoten trennt - in den Trollfjord und in den Hauptort der Lofoten, nach Svolvær führen sollte. Unterwegs könnten wir, so hieß es, erwarten, Seeadler zu sehen, von denen viele hier nisten.
Die Bootsfahrt begann, wir saßen bequem auf dem Vorderdeck und es war nicht allzu kalt. Die erste Begegnung war die mit dem Hurtigrutenschiff „Trollfjord“. Die Hurtigruten, die in Norwegen noch heute manchmal „Reichsstraße Nr. 1“ genannt wird, weil Ihr Begründer, der Kapitän Richard With 1893 erstmals mit einem regelmäßigen Postschiffs-Dienst Nord- und Südnorwegen verband, ist bekannt für ihre Küstenfahrten, heute mit luxuriös ausgestatteten Schiffen, vorwiegend für Touristen, deren Anwesenheit den Post- und Waren-verkehr lukrativer macht.
Dann fuhren wir mit unserem Boot in den Trollfjord, der sich nach schmaler Zufahrt als kesselartig ins Land hineinreichender Seitenarm des Raftsunds weitet. Mit einem guten Kilometer Länge und 800 m Breite nach einer nur 100 m breiten Zufahrt ist er eine Besonderheit und seine Entstehung wird einer Laune der Troll-Fabelwesen zugeschrieben. Hier lag das Boot ruhig und wir kosteten als Imbiss eine gegendtypische Lachssuppe. Nach der Wiederausfahrt aus dem Trollfjord begann die eigentliche „Seeadler-Safar“. Ein Crewmitglied, das uns vorher erklärt hatte, was ablaufen würde, warf Fisch und Krabben in die Luft und lockte damit zunächst viele Möwen an. Die erregten wiederum die Aufmerksamkeit der Seeadler, die offensichtlich am so bereitwillig geworfenen Futter teilhaben wollten. Und tatsächlich segelten sie mehrfach herbei, die Könige der Lüfte. Mindestens ein halbes Dutzend Seeadler konnten wir beobachten, die teilweise in nur zwei drei Meter Entfernung an uns vorbeiflogen. Einige von uns sahen sogar einen Schweinswal, wofür es auch ein Beweisfoto gibt.
Nach der Bootsfahrt, die alle begeisterte, landeten wir in Svolvær, dem Haupthafen der Lofoten, wo wir genau am großen Hafenplatz im komfortablen Hotel untergebracht waren.
Busfahrer Edgar war mit dem Bus auf dem Landweg hergekommen und erwartete uns schon am Hotel, wo wir sogleich einchecken durften und die Zeit bis zum Abendessen auf „Entdeckungstour“ durch Svolvær verbrachten

Lofotenrundfahrt mit Wikingermuseum und Nusfjord, zehnter Tag, Mittwoch, 2. August 2023:

Herrliches Wetter versüßte uns den Tag von Anfang an mit strahlendem Sonnenschein und oft wolkenlosem Himmel. Zauberhafte, mitunter fast unwirklich anmutende Bilder boten sich uns auf unserer Fahrt nach Süden. Einen ersten Fotostopp machten wir an der als „Lofotenkathedrale“ bekannten Pfarrkirche des Ortes Kabelvåg. Eigentlich heißt sie „Vågan-kirke“, wurde 1898 im neugotischen Stil errichtet und bietet als größte Kirche der Inselgruppe 1200 Menschen Platz.
Dann stand als nächstes ein Besuch in „Lofotr“ an, dem Wikinger-Museum, das in einem originalgetreuen Nachbau eines wikingischen Häuptlingssitzes untergebracht ist. Nachdem in den 1980er Jahren ein Bauer beim Pflügen Scherben und Reste aus der Wikingerzeit entdeckt hatte, fand eine groß angelegte archäologische Untersuchung statt. Die Ausgrabung förderte unter anderem die Überreste des größten bisher bekannten wikingischen Clansitzes zutage. Sein direkt neben der Fundstelle mit 83 m Länge errichteter originalgetreuer Nachbau ist das größte Langhaus aller Wikingermuseen. Bei einer kleinen Einführung in die Geschichte des Museums und der Ausgrabung, vor allem aber in den Alltag der Wikinger, wurden wir auf den Besuch des Ausstellungsgeländes eingestimmt. Im nachgestalteten Häuptlingssitz sind die Räume so angeordnet, wie sie ursprünglich waren und man kann bis auf die originalen Ausstellungsstücke in den Vitrinen alles anfassen und sich mit (nachgebauten) Gegenständen aus der wikingischen Vergangenheit des 6. – 10. Jh. vertraut machen. Hier in „Lofotr“ wurden liebevoll die meisten wichtigen Elemente wikingischen Lebens nachgestaltet.
Danach besuchten wir das einst aus Treibholz errichtete originelle Kirchlein von Flakstad, dessen Inneres einen Einblick in die Schlichtheit christlich-bäuerlichen Lebens bot und das für die Lofotengeschichte wichtig ist, da die Kirche 1814 beim Entscheid über die Unabhängigkeit Norwegens von Dänemark als Wahllokal diente.
Einen Mittagsimbiss im Bus mit der entsprechenden Pause gab es dann am größten Badestrand der Lofoten bei Flakstad, in dem tatsächlich einige Gäste des angrenzenden Campingplatzes im glasklaren Atlantikwasser badeten.
Nächster Höhepunkt war die Fahrt auf einem Seitenweg in das heute als UNESCO-Weltkulturerbe original bewahrte Fischerdörfchen Nusfjord. In dieser entzückenden Siedlung scheint für den Betrachter die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Atmosphäre hier ist für den Norden des alten Norwegens typisch und zeigt besser als ein Dokumentarfilm die Besonderheiten in einem solchen abgeschiedenen Lofotenwinkel – auch wenn heute touristische Einrichtungen das Bild leicht verändern. Aber die hölzernen Anlegestellen der Fischkutter – bis heute der Hauptweg im Dorf - eine originelle alte Trankocherei, aber auch die Häuser der einstigen Verwaltung und der „Landhandel“ genannte Dorfladen taugen jederzeit als Filmkulisse.
Den Abschluss unserer Lofoten-Rundfahrt bildete das auf zwei Inseln liegende und bei Touristen beliebte Dörfchen Henningsvær. Auch hier konnte man wieder die auf Pfählen stehenden Rorbuer bewundern und typische Lofoten-Atmosphäre finden.
Danach fuhren wir in unser Hotel in Svolvær zurück.

Lødingen – Bognes – Polarkreis – Mo i Rana, elfter Tag, Donnerstag, 03. August 2023:

Ein Stück ging es heute auf der alten Strecke zurück – auf der E 10 nordöstlich, an Hanøy vorbei und zum Ort Lødingen auf den Vesterålen, von dem die Festlandsfähre nach Bognes startete.
Nach einer Stunde Fahrzeit waren wir in Bognes am Nordende der Insel Hamarøy, wo wir wieder auf die E 6 trafen, die vom Nordkap bis Oslo führende Europastraße. Nun ging es beständig südwärts, durch viele Tunnel und dann an Fauske vorbei, jenem Ort, der für seine Marmor-Steinbrüche bekannt ist.
Dann fuhren wir über das Saltfjell, eine Hochfläche, an deren Rand der mächtige Svartisen-Gletscher liegt, den man von der Straße aus aber leider nicht sehen kann. Am späten Nachmittag erreichten wir wieder den Polarkreis und hatten hier einen Stopp zum Besuch des Polarkreiszentrums. Hier gibt es Toiletten, Gastronomie und – natürlich - ein großes Souvenirgeschäft. Allerdings zeigt dieses – fast nebenbei – eine originelle Sammlung von „Bewohnern“ der Polarregion – vom ausgestopften Eisbären und Polarfuchs bis zu einer Gruppe von Trollen…
Mit Überschreiten des Polarkreises nach Süden verließen wir nun wieder die Polarregion, die doch zahlreiche Höhepunkte für uns bereitgehalten hatte. Wir fuhren zu unserem heutigen Domizil, einem Hotel im Zentrum der Industriestadt Mo i Rana am Ranafjord.

Mo i Rana – Namsedal – Trondheim, zwölfter Tag, Freitag, 04.August 2023:

Von Mo i Rana ging es heute ein ganzes Stück weiter nach Süden. Unser Ziel war die alte norwegische Haupt- und Krönungsstadt Trondheim, die einstmals Nidaros hieß.
Vorbei an der Hafen-und Industriestadt Mosjøen, bekannt durch ihr Aluminiumwerk, ging es durch das Namsedal, entlang an einem der wasserreichsten Flüsse Norwegens, dem Namsen, der bei Anglern wegen seines Fischreichtums, vor allem an Lachsen und Forellen beliebt ist. Wir hielten dann zur ersten Pause auch an einem Wasserfall, dem Laksfoss, später zur Mittagspause in der Kommune Grong.
Am Nachmittag checkten wir zunächst in unser Hotel in Trondheim ein, bevor wir etwas später und noch vor dem Abendessen zur Besichtigung der alten Kaufmanns- und Königsstadt aufbrachen.
Wir begannen die Besichtigung mit dem berühmten Nidarosdom, dem größten und bekanntesten Kirchenbauwerk in Norwegen und dem einst wichtigsten skandinavischen Wallfahrtsort. Der Dom wurde errichtet über der ursprünglich hölzernen Grabkapelle des Heiligen Olav, der als König recht gewaltsam Anfang des 11. Jh. das Christentum in Norwegen einführte und 1030 in der Schlacht bei Stiklestad zu Tode kam. Gleich darauf heiliggesprochen machten seine Gebeine und Reliquien die Stadt, die damals allgemein nur Nidaros genannt wurde, zum besuchten Wallfahrtsort, an dem zahlreiche Kirchen und Klöster entstanden. Der steinerne Kirchenbau wurde im 12. Jh. begonnen, verfiel nach der Reformation und wurde im 19. Jh. komplett neu aufgebaut. Man nutzte hierfür den nahe Trondheim vorkommenden grünen Seifenstein. Besonders schön und augenfällig ist die Westfassade des Domes – ausgeführt in englischer Manier als Schirmfassade..Bei einer kleinen Führung erlebten wir das Innere des Domes. Er ist zwar relativ dunkel, dennoch entfalten seine drei Schiffe im Langhaus und sein hoher Chor eine gewaltige Raumwirkung, wenn man sich erst einmal an das Dämmerlicht gewöhnt hat. Nach den zahlreichen Umbauten ist heute die Stelle mit ehemaligen Grab des Heiligen Olav nicht mehr genau bekannt. Sein Wahrzeichen aber, das Olavskreuz, findet sich bis heute in den Staatsflaggen aller skandinavischen Länder.
Nach der Dombesichtigung wandten wir uns dem neben dem wuchtigen Kirchenbau liegenden Bischofspalast zu, von dem nur wenige mittelalterliche Reste erhalten sind. Die modernen Anbauten beherbergen ein Museum, in dem unter anderem der norwegische Krönungs-Schatz aufbewahrt wird.
Dann folgte ein Stadtrundgang, zunächst über die alte Holzbrücke „Gamle Bro“ mit der ehemaligen Zollstelle. Von hier hat man einen schönen Blick auf die gut erhaltenen, auf Stelzen stehenden alten Hafenspeicher am Nid Fluss. Über die alte Holzbrücke erreicht man auch das Holzhaus- und Studentenviertel Bakklandet, über dem die wehrhafte Festung Christiansten aufragt, einst vom berühmten Festungsbaumeister Caspar Cicignon errichtet und nie erobert. Gegenüber der Brücke gibt es am Fuße des aufsteigenden Bakklandfet-Hügels eine einzigartige Besonderheit: einen kostenlos nutzbaren Fahrradlift.
Dann ging es weiter durch die Innenstadt Nidaros bis zum Stiftsgården, dem größten profanen Holzbau Skandinaviens, der dem König gehört und ihm als Wohnsitz dient, wenn er in Trondheim weilt.
Schließlich erreichten wir den zentralen Markt, in dessen Mitte die Olavs-Säule steht, die allerdings nicht Olav den Heiligen ehrt, sondern einen seiner Vorgänger, König Olav I. Tryggvason, der als erster versucht hatte, in Norwegen das Christentum einzuführen. Viel war allerdings vom Markt nicht zu sehen, da alles durch die Zelte eines großen Bierfestivals verdeckt wurde, das einen der Höhepunkte der jährlich Ende Juli/Anfang August stattfindenden Olavstage darstellt, Trondheims bedeutendstes Stadtfest. Direkt am Markt, lag das Restaurant, in dem wir unser Abendessen einnahmen und von dem wir zurück ins Hotel marschierten

Trondheim – Dovrefjell – Ringebu – Lillehammer – Oslo, dreizehnter Tag, Samstag, 05. August 2023

Über Oppdal, das „Tor zum Süden“ erreichten wir Südnorwegen und gleich darauf das dramatisch vom Flüsschen eingeschnittene Drivatal. Das Wetter war an diesem Tag schlecht, so dass wir vor dem Dovrefjell nur einen Fotostopp in Kongsvoll einlegten, einem heute als Hotel und Wanderunterkunft fungierenden großen ehemaligen Königshof mitten auf dem historischen Königsweg, der durch Drivatal und über das Dovrefjell führte – fast mit demselben Verlauf wie heute die E 6. Danach ging es bei Regen und tief hängenden Wolken weiter zum Dovrefjell. Hier und im nachfolgenden Gudbrandsdal gibt es die meisten Sagen über die Umtriebe der gefährlichen Trolle und Zauberwesen, die auf den Hochflächen der Fjelle und in den Wäldern und Äckern der Flusstäler hausen sollen. Die Überquerung des Dovrefjells bei leider schlechtem Wetter und schlechter Sicht, war einer der letzten Landschaftshöhepunkte dieser Reise. Wir legten einen Stopp ein bei Dovregubbens Hall ein, die dem Volksmund nach nahe der Unterkunft des gefährlichsten und größten aller Trolle errichtet wurde. Das im Stile eines traditionellen alten Bauerngehöfts errichtete kleine Gasthaus ist malerisch. Zudem gibt es ganz in der Nähe eine historische Brücke des alten Königsweges.
Nach der Mittagspause im südlich des Dovrefjells gelegenen Städtchens Dombås erreichten wirr das Gudbrandsdal. Auch gibt es zahlreiche Trollgeschichten über die Bewohner der „Anderswelt“. Das Gudbrandsdal, längstes bewohntes Tal in Norwegen hat besonders lange und tief verwurzelte Traditionen. Es ist zudem für die Geschichte bekannt, die Nationaldichter Henrik Ibsen, angeregt durch die Trollgeschichten und das tatsächliche Schicksal eines Zeitgenossen, in seinem „dramatischen Gedicht Peer Gynt“ verfasste und für das später auf seine Bitte hin der norwegische Nationalkomponist Edvard Grieg dazu die „Schauspielmusik“ schrieb.
Im Ort Ringebu gibt es noch eine der wenigen gut erhaltenen Stabkirchen, die man bis auf ganz wenige Ausnahmen nur in Norwegen findet. Diese Art von Holzkirchen, deren Bezeichnung „Stabkirche“ von ihrer Bauform und den verwendeten Materialien stammt, ist auf den Bau durch Schiffs-Zimmerleute zurückzuführen, die Teile alter Schiffe verwendeten und das Gewicht der Kirchen auf vier Masten (norwegisch „Staber“) verteilten. Früher verwendete man beim Bau keine Nägel – die Masten, Balken und Bohlen wurden in traditioneller Art mit Holzpflöcken zusammengehalten. Die Stabkirche Ringebu, um 1220 errichtet, weist noch immer viele Originalteile auf und wird bis heute für reguläre Gottesdienste genutzt.
Den nächsten Halt auf unserem Weg nach Süden machten wir in Lillehammer, der Stadt der Winter-Olympiade von 1994. Die damals errichteten Schanzenanlagen sind schon von weitem sichtbar und lohnen einen Fotostopp. Hier sahen wir nicht nur die Schanzen selbst, sondern auch die gesamte Anlage mit dem alten Pressecenter, der steinernen Fackel für das olympische Feuer und Teile des ehemaligen Olympischen Dorfes. Von den Schanzenanlagen hat man zudem einen herrlichen Blick über den ins Tal eingebetteten Mjösasee, Norwegens größten und tiefsten See.
Am Abend erreichten wir dann unser komfortables Hotel am Holmenkollen, fast neben der bekannten Osloer Schanzen-Anlage.

Oslo – Göteborg – Fähre, vierzehnter Tag, Sonntag, 06. August 2023

Nach dem Frühstück mussten wir uns sputen, denn wir hatten vor der Fahrt ins schwedische Göteborg und dem nachmittäglichen Check-In auf das Fährschiff nach Kiel noch vor, uns Oslo anzuschauen.
Reiseführerin Anna Gretha begrüßte uns am Treffpunkt neben dem oft als Hauptattraktion Oslos empfundenen Vigelandpark, dem mit fast 300 Hektar größten Stadtpark Norwegens. Gestaltet hat ihn zwischen 1907 und 1942 ein einziger Künstler mit seinen Ideen und Bildwerken. Gustav Vigeland, bedeutendster Bildhauer Norwegens, gestaltete den Park mit Figuren und Installationen, die seine Ideen zum „Zyklus des Lebens“ darstellen. Den ersten Höhepunkt und Auftakt unserer Runde durch den Park bildete der Hügel mit dem „Monolithen“. In harten Granit gehauen werden an einer einzigen Steinsäule in Reliefs mit über hundert Figuren die verschiedenen Lebensphasen des Menschenlebens zusammengefasst. Das Thema nahm Vigeland in allen Teilen seines Parkes immer wieder auf: der zentrale Brunnen zeigt die Lebensphasen mit menschlichen Begierden und Schwierigkeiten, das Zusammenleben und das Alleinsein oder auch die Auseinandersetzungen untereinander. Auf der Brücke im Park verkörpern Figuren die einzelnen Phasen des Lebens von der Geburt bis zum Tod.
Nach dem Park setzten wir die Stadtrundfahrt im Bus fort und unsere Stadtführerin gab einen kurzen Abriss der Geschichte von Oslo. Durch Oslos Zentrum mit Domkirche, Blumenmarkt und der Einkaufsstraße Karl Johans Gate, dem Theater und dem historischen Universitätsgebäude, an dem der deutsche Baumeister Karl Friedrich Schinkel mitwirkte, fuhren wir vorbei, bevor wir das Königlichen Schloss zu Gesicht bekamen, das im klassizistischen Stil erbaut wurde und seit 1849 Königssitz ist. Schließlich kamen wir noch durch das älteste erhaltene Viertel Oslos, markiert durch die Häuser und offiziellen Gebäude der steinernen Altstadt. Nachdem die überwiegend aus Holzhäusern bestehende Stadt 1624 fast völlig abgebrannt war, befahl der damals herrschende Dänenkönig Christian IV. Neubauten aus Stein mit dazwischen gerade verlaufenden, einander rechtwinklig kreuzenden Straßen. Das hat dem Altstadtviertel seinen Namen „Kvadraturen“ eingetragen. Zudem erhielt die neue Stadt den Namen des Königs und hieß von da ab für 300 Jahre Kristiania, bis 1924 der alte Name wieder angenommen wurde.
Wir sahen noch die Festung Åkershus und von fern das gewaltige Backstein-Rathaus, in dem im Dezember jährlich der Friedensnobelpreis verliehen wird. Zum Abschluss endeten wir an der modernen Oper Oslos, die 2008 eröffnet wurde, aus weißem Carrara-Marmor besteht und eine architektonische Meisterleistung darstellt. Sie reicht direkt in den Oslofjord hinein. Hier gab es noch etwas Freizeit, bevor wir uns von Oslo und kurz darauf nach Passieren des Svinesunds von Norwegen verabschieden mussten. .
Noch ein Tank- und Toilettenstopp kurz hinter der norwegisch-schwedischen Grenze – dann ging es in die zweitgrößte schwedische Stadt Göteborg. Durch Südschweden kamen wir recht gut durch und erreichten wie geplant zum Check in unser Fährschiff, wo wir ein Abendbuffet inklusive Getränken auf der „Stena Scandinavica“ genießen konnten.

Kiel – Leipzig – Dresden, fünfzehnter Tag, Montag, 07. August 2023:

Unsere Fähre kam pünktlich in Kiel an und wir gingen gingen zu Fuß durch den langen Gang zu unserem wartenden Bus. Hier verabschiedeten wir uns von der Hälfte unserer Mitreisenden, die in Kiel ausstiegen und nur noch ihr Gepäck aus dem Bus holten. Auf derselben Strecke wie bei der Hinfahrt ging es zurück in Richtung Sachsen. Allerdings wurde es noch einmal abenteuerlich, denn wir mussten zwei Staus und eine Autobahn-Vollsperrung umfahren – wobei wir noch eine Havel-Fähre nutzten, sozusagen als endgültigen Abschied von Norwegen mit seinen Fährfahrten. So erreichten wir, nicht ganz pünktlich, aber angesichts der Umstände doch in gutem Rahmen liegend, unsere Reise-Endpunkte Leipzig und Dresden.

Schlusswort

Epilog
Zumeist schönes Wetter, ein interessantes Programm und nette Mitreisende – so wurde diese Reise wieder schön und erlebnisreich. Auf abwechslungsreichen Routen erreichten wir Europas nördlichsten Punkt und dann die unvergleichlichen Lofotern und ein wenig wehmütig wird einem beim Abschied immer zumute. Aber wir können ja wieder einmal dahin fahren.
Besonders bedanken möchte ich mich bei unserem Chauffeur Edgar, der mit Freundlichkeit, Ruhe und Sachkenntnis die Reise zum Erfolg führte und bei einer lieben Mitreisenden, die mir freundlicherweise viele ihrer Fotos zur Verwendung in Bericht und Fotogalerie zur Verfügung stellte.

Herzlichst,
Ihr Dr. Michael Krause, Eberhardt-Reiseleiter

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Eine sehr schöne und abgerundete Reise. Danke das ich als Fahrer und unser Unternehmen dabei sein durften.
Die sehr zufrieden Gäste am Ende der Reise - unser Größter Lohn
Edgar Söllner

Edgar Söllner
14.08.2023

Eine sehr schöne und abgerundete Reise. Danke das ich als Fahrer und unser Unternehmen dabei sein durften.
Die sehr zufrieden Gäste am Ende der Reise - unser Größter Lohn
Edgar Söllner

Edgar Söllner
14.08.2023