Reisebericht: Silvester in der Slowakei – Wintermärchen Hohe Tatra

29.12. – 03.01.2018, 6 Tage Silvesterreise mit Besichtigungen von Kezmarok (Käsmark) – Hohe Tatra – Strbske Pleso (Tschirmer See) – Spis (Zips) – Levoca (Leutschau) – Hrebienok – Poprad (Deutschendorf)


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Schneebedeckte Berge der Hohen Tatra, historische Traditionen der Goralen und Unesco-Welterbe in Levoca und Keszmarok vereinen sich mit einer großen Silvesterfeier zu dieser Reise in die Slowakei
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

29.12.2017 Krakau und Fahrt in die Hohe Tatra

Nach „grünen Weihnachten" trafen sich 25 Gäste, um die Hohe Tatra mit Schnee im Rahmen der Silvesterreise zu sehen.
Im grauen Dunst und bei Restdunkelheit erreichten wir den Görlitzer Stadtrand und sahen in diesem Jahr keine Spitzen von Iser- und Riesengebirge. Recht zügig ging es die Autobahn an Breslau, Oppeln und Gleiwitz vorbei; wir durchfuhren Kattowitz und waren zur üblichen Ankunftszeit von 13:30 Uhr in Krakau. Nach reichlich sieben Stunden Busfahrt ab Dresden mit einigen gedanklichen Ausflügen in die Geschichte des osteuropäischen Nachbarn und ihrer großen Königshäuser der Piasten und Jagiellonen sowie einem kleinen Blick auf aktuelle Entwicklungen in Polen, erreichten wir die alte polnische Hauptstadt Krakau. Bei eher feuchtkühlem Wetter parkten wir neben der Weichsel („Powisla") unterhalb des Wawel, dem Krakauer Königsschloss. Ein kleiner Spaziergang führte uns zum großen, ursprünglich im Mittelalter entstandenen Marktplatz, dem Rynek, mit Bürgerhäusern, den Tuchhallen und der Marienkirche. Nach kurzer Bummelfreizeit auf dem Rynek, die die meisten mit einem Durchgehen der Tuchhallen verbrachten, und vorbei an Ständen mit duftenden Wurst- und Fleichleckereien sowie Glühwein auf dem Rynek, besuchten wir die Marienkathedrale mit ihrem von Veit Stoss geschnitzten Hochaltar. Pünktlich zum Trompetensignal „Hejnal" standen wir unterhalb der Türme und winkten dem Trompeter zum Dank und Abschied zu. Ein kleiner Bummel führte uns danach über den Kleinen Rynek, an der Dominikaner- und Franziskanerkirche vorbei zum Bischofspalast, wo noch immer Kardinal Wojtila aus dem Fenster lächelt.
Eine vierstündige, abendliche Busfahrt mit Schnee auf den Bäumen brachte uns zunächst Richtung Zakopane, dann über Bukowina Tatranska, Jurgow, Javorina und Zdiar, vorbei an den Bergen der Weißen Tatra, nach Stary Smokovec zum Hotel Bellevue. Nach langer Reisezeit wurden wir schnell müde; dennoch schafften es einige zum Absacker mit einem Demänovka an der Hotelbar.

30.12.2017 im Banne der Weißen Tatra im Goralendorf Zdiar und in Kezmarok

Roter Sonnenaufgang, blauer Himmel und weiße Berghänge, Blick vom Hotel bis zum Gerlach, dem höchsten Tatragipfel. Dieser tolle Morgen motivierte auch tausende Slowaken zum Skifahren in der Hohen Tatra - das spürten wir auf unserer heutigen Fahrstrecke mehrfach als wir im Stau standen. Unser Vormittagsziel war der Goralenort Zdiar am Rand der Weißen Tatra. Leider sind die klassischen Holzhäuser der Goralen mit blauer und weißer Bemalung und roten Fensterrahmen doch recht wenige geworden, aber mit Petrs Hilfe entdeckten wir einige. Einen kleinen Eindruck von den bergbäuerlichen Traditionen der Goralen konnten wir im kleinen goralischen Museum bei einer Besichtigung gewinnen. Das brachte uns dann auf eine Idee: Wie wird denn wohl eine goralische Hochzeit gefeiert - wie sehen denn so manche Reisegäste in goralischer Tracht aus? Der nichtanwesende Leser ahnt nun, was wir veranstalteten - der Anwesende erinnert sich mit einem Schmunzeln an ein Brautpaar, das auf die Frage nach Freiwilligkeit mit dem Hinweis auf einen „gewissen Zwang" antwortete und einen Popen, der auf das Recht der ersten Nacht bestand. Das Ereignis musste dann natürlich noch mit einem Demänovka - dem slowakischen Kräuter als pendent zum tschechischen Becherovka - begossen werden. Bei strahlender Sonne bummelten wir anschließend durch Zdiar zum Wirtshaus „Kamczik" für ein individuelles Mittagessen. Ein schöner Spaziergang, immer im Anblick der Gipfel Zdiarer Gabel und Havran. Nach dem Mittagessen hemmte wiederum Stau unsere Fahrt nach Keczmarok, wo die gut erhaltene Burganlage der alten Zipser Handelsstadt Kezmarok unser Ziel war. Mit viel Interesse durchquerten wir auf der Burg die Räume mit Zeitzeugnissen der Geschichte, die auch durch Schwaben und Sachsen geprägt wurde. Die Burgapotheke gehört sicher zu den markantestes Ausstellungsabschnitten. Fasziniert waren wir von einem hundert Jahre alten Röntgenapparat und Röntgenfotos jener Zeit, als man die schädigende Wirkung der Strahlung noch nicht kannte und gar Föten röntge. Die eigentlich wenigen Schritte zur protestantischen Artikularkirche fuhren wir mit dem Bus. Leider war der Zugang in diesem Jahr verwehrt: lag es an der fortgeschrittenen Zeit, am Sonnabend oder an einem innerkirchlichen Ordnungsprinzip? So klärten wir die Frage „Wie kommen protestantische Kirchen in die katholische Slowakei?" im Außenanblick von Artikularkirche und „neuer" evangelischer Kirche: Es schließt sich ein großer Geschichtsbogen von Reformation und Gegenreformation im Kulturraum von Deutschen, Polen, Slowaken, Tschechen, Ungarn; ja auch von protestantischen Dänen und Schweden, die einst für diese Kirche spendeten. Nicht umsonst gehört diese Kirche zum Unesco-Welterbe. Anschließend, bei einsetzender Kälte, noch ein Bummel durch Kezmarok mit Blick auf die gotische, katholische Kirche, den Glockenturm aus der Renaissance und das Rathaus. Wir hatten uns auf zeitiges Abendessen geeinigt, so dass anschließend noch Zeit zum Baden im Hotelpool oder auch nur zum Ruhen bei einem Gläschen Borovicka, Bier oder Wein war.

31.12.2017 Silvestervormittag in Strbske Pleso und Jahreswechsel in 1100 Meter Höhe

Nach dem vortägigen Sonnenschein hatte es sich heute eingetrübt und war wärmer geworden. Würde der Schnee für eine Schlittentour reichen? Vom Hotel in Smokovec fuhren wir mit dem Reisebus die Tatrastraße „Cesta Slobody" entlang, vorbei an all den, ehemaligen Osttouristen bekannten, Orten und Sanatorien am Fuße der Berge nach Strbske Pleso. Einige Gäste erinnerten sich dabei einstiger Wanderungen und Übernachtungen unterhalb des Gerlach, des höchsten Berges der Tatra und der Slovakei. In diesem Jahr war der Majestät kaum zu erkennen. Vom Busparkplatz am Bahnhof bummelten wir zum vereisten Strbske Pleso-(See). Die Ansicht von Krivan, Solisko und Patria mit den legendären Wandertälern Furkotska und Mühlental war nur zu erklären. Entsprechend der unterschiedlichen Kutschabfahrtszeiten bestand nun die Möglichkeit zur Planung eines Bummels am See, zu den Skisprungschanzen oder auch nur entlang der Verkaufskioske und zum Trinken eines heißen Honigweins. Die erste Pferdeschicht war pünktlich und zog tatsächlich Schlitten hinter sich her. Wie im Vorjahr unternahmen wir die Fahrt tatsächlich als Schlittenfahrt und drehten in Quartettbesatzung eine Runde zum Patria-Hotel und an ehemaligen Sanatorium vorbei durch schütteren Wald. Ein wenig hatte es sich aufgeklärt und so kam fast die Sonne für einige Minuten heraus. Bei Honig- oder Glühwein und individueller Imbissgestaltung und in Erwartung eines üppigen Sylvestermahles am Abend warteten wir auf die Tatrabahn 13:13 Uhr. Mit dieser recht modernen Elektrischen fuhren wir die kaum zwanzig Kilometer hinab nach Smokovec. Ein wenig Sicht dabei zu den Gipfeln der Hohen Tatra, hinüber zu den östlichsten Bergen der Niederen Tatra und auf die langsam wieder wachsenden Neuaufforstungen nach dem Orkan des Jahres 2004. Der weitere Nachmittag dann ganz individuell im Hotel, Sauna, Pool oder im Bett. Mancher bummelte auch durch Smokovec
Ab 19:30 Uhr dann im Kongresssaal die, wohl vier Generationen und Gäste aus der Slowakei, Tschechien, Deutschland, Polen und Russland vereinende Silvesterfeier. Galamenü in 4-Gängen, Mitternachtsbuffet mit Fingerfood, Riesenpute und Schweinekeule, alle Getränke inklusiv und unbegrenzt; Live-Band, Programmeinlagen durch Sänger und Tänzer und eine Magic Show. So ist eine Silvesterparty für dreihundert Gäste vorrangig im Alter von 45 Jahren, die teilweise ihre Kinder mitbringen und mit Liveband ist eine tolle abwechslungsreiche Sache, aber vielleicht für manch Ältere, die es familiär-gemütlich wollen, doch etwas laut und quirlig. Nach Mitternacht dann eine Verlosung von Preisen. Dabei gingen zwei kleine Preise auch an unsere Gruppe. Wie das Losglück so manchmal spielt: die 52 wurde gezogen, aber der Gast aus unserer Gruppe meldete sich nicht - das gezogene Ersatzlos war die 51 - die mitreisende Freundin; so konnte geteilt werden.
Im Bericht 2015 stellte ich an dieser Stelle die Frage „Wie wird es mit Europa weitergehen?" und dachte dabei eher noch optimistisch. Im Vorjahr war es vor allem Sprachlosigkeit und Traurigkeit, als ich an eine kleiner gewordene Reisewelt und meine Kollegen in der Türkei dachte ....und nun quält sich Deutschland mit der Regierungsbildung.

01.01.2018 Neujahrstag auf dem Hrebienok und in Poprad – ein fakultatives Programm

Keine Sonne aber durchaus Sicht auf Slavkovsky stit, Gerlach und Lomnitzer Spitze - so starteten wir bei drei Grad Plus und glattem Restschnee zu Fuß den etwa einen Kilometer langen Weg durch das Zentrum von Stary Smokovec zur unteren Station der Bahn auf den Hrebienok. In wenigen Minuten fuhren wir 10:00 Uhr auf Gleisen hinauf zum Hrebienok in 1.285 Meter Höhe. Die Sonne quälte sich in einem zarten Hauch durch die Wolken und erhellte die Tatragipfel in der Nähe der Lomnitzer Spitze und über dem Kleinen und Großen Kaltwassertal. Keine spektakuläre Inversionswetterlage wie 2017 aber dennoch ein wenig Sicht über die Wolkenschichten im Poprader Becken hinüber zu den Gipfeln des Slowakischen Paradieses und der Leutschauer Berge. Die Wege der Tatramagistrale, zum Beispiel zur naheliegenden Bilikova-Hütte, nutzte keiner, dafür war es doch zu glatt. Wohl alle Gäste schauten sich die eisige Pracht eines Märchenschlosses in den Igloozelten neben der Berghütte an.
Nach einem kurzen Intermezzo wieder im Hotel begrüßten wir die Gäste mit einem Glas Sekt, um auch noch ein paar Eberhardt-typische Wünsche für das kommende Jahr auszusprechen. Dann starteten wir nach Spisska Sobota /zu Deutsch: Georgenberg, einem Stadtteil von Poprad. Rund um Kirche und Renaissanceglockenturm sind entlang des langen Platzes bestens rekonstruierte regionaltypische Häuser der Handwerker und klassizistische Bauten wohlhabender Händler vereint. Die Kirche des Hl. Georg mit spätromanischen Ursprung und Kernbau in der Zeit der Gothik enthält Renaissancealtare, eine geschnitzte Barockkanzel und einen Altar aus jener Epoche sowie einige Epitaphen - der Pfarrer war so freundlich uns die Tür zu öffnen, so dass wir einen Ausgleich für die entgangene Artikularkirche von Kezmarok schaffen konnten. In einem traditionellen Haus am „sobotska namestie"- heute Pension und Restauration - nahmen wir einen „kleinen" typisch Zipser „Imbiss" ein, der sich dann doch als recht üppiges Mahl herausstellte. So verlegten wir die abendliche Tischzeit. Das verschaffte uns ausreichend Zeit für eine kleine Rundfahrt durch Poprad und einen Bummel durch die Innenstadt von Poprad, wo wir uns an der weihnachtlichen Illumination erfreuten konnten. Am Denkmal für die Opfer des 21. August 1968, dem Tag des Einmarsches von Armeen der Warschauer Vertragsstaaten in die Tschechoslowakei, wurden wir in die Realität zurückgeholt.

02.01.2018 im Zipser Land: an der Zipser Burg und in Levoca

Eine Wolkenschicht lag heute tief über dem Poprader Becken, so dass mancher Berg des Slowakischen Erzgebirges darüber hinausschaute. So ging es recht schnell Richtung Zipser Land, zunächst an Levoca vorbei Richtung Osten. Nach einer Fahrstunde erreichten wir Spisska Kapitula, den Bischofssitz mit der altehrwürdigen Kirche St. Martin. Nach der Besichtigung „Hier wohnte der Papst" und nur mit vager Sicht auf die Zipser Burg fuhren wir über Spisske Podhradie zur Kirche von Zehra. Die romanisch- frühgotisch geprägte Dorfkirche mit jahrhundertealten Fresken ist seit 1993 UNESCO Weltkulturerbe - gemeinsam mit der Burg und dem Kapitel Spisska Kapitula. Um Umfeld befinden sich Dörfer, deren Leben heute durch annähernd zweitausend Sinti und Roma bestimmt wird. Zur Mittagsstunde erreichten wir ein Aussichtsplateau gegenüber der Zipser Burg - manchmal bestens geeignet für Fotografien mit Sträuchern und Bäumen voller Rauhreif oder gar blauem Himmel - heute eher „graue Soße". Für 13 Uhr hatten wir Einlass in die Kirche St. Jakob von Levoca organisiert, was wir bestens erreichten. Der spätgotische Hochaltar des Meisters Paul von Leutschau wurde vor drei Jahren rekonstruiert, aber auch die zahlreichen anderen Altare wirkten entstaubt und besser präsentiert. Die anschließende Zeit gestalteten wir individuell: Bestaunen der Bürgerhäuser und Restaurantbesuche.
Mit dem Restlicht des Tages fuhren wir an Poprad vorbei zurück nach Smokovec. Durch Wolkenlöcher schaute immer wieder einmal ein Tatragipfel hindurch und unter der bald untergehenden Sonne erhoben sich die östlichen Gipfel der Niederen Tatra.
Mit dem Reisebus fuhren wir am Abend den reichlichen Kilometer zum umfangreichen Abendessen in der Koliba - einer typischen Tatrawirtschaft in Holz, mit viel Arbeitsgerät der Bevölkerung an der Wand und offenem Holzkohlegrill. Brennender Tatratee, Schafskäse und Liptauer Käse als Vorspeise, Krautsuppe, Hähnchen vom Grill, Palatschinken mit Schokoladeneis und recht viel slowakischer Wein bei melancholischer und lustiger Zigeunermusik rundeten den letzten Abend der Reise gastronomisch üppig und kulturell ab.

03.01.2018 Heimfahrt durch Kleinpolen, Ober– und Niederschlesien

Die vergangenen Jahre hatten ganz unterschiedliche Fahr- und Wettersituationen für die Rückfahrten gebracht: mal überpünktlich, ein andermal deutlich mit Verspätung. Was tun im Jahr 2018? Wir starteten 8:45 Uhr und kamen an Krakau, Katowice und Breslau exakt im Zeitplan liegend vorbei. Dann bremste uns ein Unfall einige hundert Meter vor uns für eine Stunde aus. Nach üppiger Sonne und besten Blicken in die Hohe Tatra zum Abschied hatte es im Laufe des Tages dann auch angefangen zu regnen; bald schmiss der Wind uns heftige Regenschauer entgegen. Mit einer Stunde Verspätung erreichten wir Dresden noch in der Hoffnung, dass es die Thüringer Gäste bis Mitternacht nach Hause schaffen.
Es bleiben beste Reiseerinnerungen an eine Silvesterreise in die winterliche slowakische Hohe Tatra. Alles Gute bis zum Wiedersehen bei einer Reise mit Eberhardt Travel.

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Kommentare zum Reisebericht

Es wurde tatsächlich ein Slovakisches Wintermärchen in weiß Besonderer Dank an die beiden Hauptakteure - den Busfahrer Jens von Satra-Eberhardt und den Reiseleiter Jürgen - welche mit großer Erfahrung und unermüdlichem Einsatz diese Silvestertage in die Bergwelt der Hohen Tatra als gelungenes wunderbares Reiseerlebnis hervorzauberten. Für mich war es bereits das neunte RichtigReisen in die ganze Welt mit den Akteuren von Eberhardt-Travel und bestimmt nicht das letzte Mal ... Danke! Danke! Danke!

Andreas Friedrich
04.01.2018