Reisebericht: Andalusien – feuriges Süd–Spanien

16.04. – 25.04.2018, 10 Tage Rundreise Granada – Malaga – Ronda – Sevilla – Cadiz – Cordoba – Valencia mit Fluganreise


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Iberer, Kelten, Phönizier, Griechen, Römer, Mauren, Juden, Zigeuner und Christen: Sie alle haben ihren Beitrag geleistet, Andalusien in einer Einzigartigkeit zu kreieren, die einen nicht so schnell wieder loslässt. Óle!
Ein Reisebericht von
Maren Walter

1.–3. Tag, 15.–17. April 2018: Anreise nach Andalusien

Zwischen Deutschland und Spanien liegt eine „kulturelle Ausnahmeerscheinung" (Ulrich Wickert): Frankreich. Das französische „savoir-vivre" prägt vor allem gastronomisch die Grenzregion am Rhein in der südbadischen Heimat unserer Eberhardt-Reiseleitung, durch die wir am Nachmittag unseres ersten Reisetags fahren, bevor wir bei Lyon unser erstes Nachtlager „aufschlagen". Hier überzeugen wir uns nun selbst von den kulinarischen Rafinessen der französichen Kultur. Knödel nach Lyon-Art heißen „quenelles" und schmecken trotz der vielen stummen Buchstaben, die die französische Sprache verkomplizieren, einfach gut.
Komplizierte französische Rechtschreibung und Grammatik... Auch im Baden-Württemberg mit Grundschulfranzösisch verbucht bei Schülern in der Mittelstufe vor allem das einfacher strukturierte Spanisch als Drittsprache hohe Zuwachsraten. Wem das noch nicht genügt, kann Französisch und Spanisch auch einfach „mischen" und erhält dann eine weitere romanische Sprache: Das Katalanische. Dorthin - nach Katalonien - wollen wir an unserem zweiten Reisetag. Dafür fahren wir durch das schon zur Römerzeit als verkehrstechnisches Nadelöhr dienende Rhonetal und freuen uns riesig, als wir vor Avignon rechts abbiegen: Das Mittelmeer begrüßt uns! Dann geht es nur noch über die pyrenäaischen "Feuerberge" und wir haben Spanien erreicht.
Diodor erzählt in seinem im ersten Jahrhundert vor Christus erschienenen Geschichtswerk „wie einheimische Hirten in den Bergwäldern Feuer legten. Tagelang habe es gebrannt, und schließlich sei das flüssige Silber aus den Bergen getropft" (1). Was den Phöniziern ihr Silber, das den Literaten und Künstlern ihre „wilde Küste". Wir schlängeln uns an der Costa Brava entlang, die vor uns schon illustre Persönlichkeiten wie Picasso, Dalí und Chagall in ihr Herz geschlossen haben, und fahren an Barcelona vorbei an die Costa Dourada, wo wir in Salou unsere Fluggäste willkommen heißen. Unsere Reisegruppe ist jetzt komplett!
Unsere Fahrt durch die Huertas von Murcia, Europas größtem Obst- und Gemüseanbaugebiet, in dem schon die Mauren Dattelpalmwälder anlegten, lässt uns über ein dringliches aktuelles Thema in Spanien nachdenken: Wie funktioniert das eigentlich mit einer angemessenen Wasserverteilung in einer fast wüstenartigen Steppe, in der nur künstliche Bewässerungssysteme eine landwirtschaftliche Nutzung ermöglichen und neuerdings Golftourismus-Projekte aus dem Boden sprießen?
Nachmittags passieren wir erneut eine Grenze der siebzehn Autonomen Gemeinschaften Spaniens. Woran erkennen wir, dass wir in Andalusien angelangt sind? Die Autobahnraststätten bestehen hier aus urigen Tapas-Kneipen, in denen professionelle Cortadores de Jamón kunstvoll iberischen Schinken von der Schweinekeule herunterschneiden. Wir nähern uns den von ewigem Schnee bedeckten Bergen der Sierra Nevada und durch die Tuffsteinberge von Guádix, in denen wir seit Jahrhunderten genutzte Höhlenwohnungen entdecken, geht es nach Granada, wo wir uns abends im ruhigen Alixares-Hotel von unserer Anreise erholen können. Manche unternehmen noch einen Abendspaziergang und gehen schon mal gucken, was uns morgen erwartet: Wir freuen uns auf den Start unseres Kulturprogramms in der berühmten Alhambra!
(1) Aus: Sommer, Michael (2008): Die Phönizier: Geschichte und Kultur. S. 78

4. Tag, 18. April 2018: Maurisches, katholisches und jüdisches Erbe in Granada

Über siebenhundert Jahre dauerte die maurische Herrschaft auf der iberischen Halbinsel und das obwohl nach christlicher Lesart der Geschichte bereits elf Jahre nach der Ankunft der Mauren bei Gibraltar (711) mit der Schlacht von Covadonga und der Gründung des Königreichs Asturien (722) die Reconquista begann. Diese christliche Rückeroberung gelang im 13. Jahrhundert fast vollständig, nur das Emirat Granada konnte sich bis 1492 berhaupten.
Nicht nur der berühmteste sondern vielleicht auch der schönste Ort, um diesem Teil der spanischen Geschichte nachzuspüren, stellt die Alhambra von Granada dar.
Wir teilen uns in zwei Untergruppen auf und lassen uns vom Granadino Pepe und seiner Schwester die Gartenanlagen und Paläste auf dem weitläufigen Gelände zeigen. Heutzutage sind beide Bereiche mit einer Brücke verbunden, ursprünglich musste man mit dem Pferd durch eine Schlucht reiten, um vom Generalife zum Palast zu gelangen. Generalife bedeutet „Garten des Archtikten" und ist niemand geringerem gewidmet als dem „Architekten der Welt". Wunderbar lässt es sich hier zwischen den Zierpflanzen und kleinen Wasserspielen spazieren gehen. Der kulturelle Unterschied zwischen muslimischer Konzentration auf das Innere und der christlichen Ausgerichtetheit auf ein repräsentatives Außen zeigt sich am deutlichsten in den unterschiedlichen architektonischen Traditionen. Der wuchtige Palacio de Carlos V im Renaissance-Stil steht ganz im Gegensatz zum nach außen hin unscheinbaren Nasridenpalast, wo sich erst im Innenhof seine ganze Schönheit zeigt.
Da wir gerade so gut in Schwung sind, spazieren wir mittags den Sabikah-Hügel hinunter ins Stadtzentrum von Granada und besuchen dort nach einem gemeinsamen Überblicksspaziergang je nach Lust und Laune in kleinen Gruppen die Kathedrale, tummeln uns unter den Stadtbewohnern und -besuchern in den zahlreichen marokkanisch geprägten Läden und Teestuben oder andalusischen Tapas-Bars. Manche „erwandern" sogar den Albaycín-Hügel mit seinem pittoresken jüdischen Viertel. Nachmittags treffen wir uns dann wieder alle, um durch das Hinterland vorbei an Olivenhainen und dem „Felsen der Verliebten", der an eine unglückliche christlich-maurische Liebe erinnert, in die Küstenstadt Málaga zu fahren.

5. Tag, 19. April 2018: Von der Küste von Málaga...

Unsere Erkundung von Málaga beginnt auf dem Gibralfaro-Hügel, wo wir uns erst mal einen guten Überblick über die Stadt verschaffen. Es ist nicht nur spannend, die Stierkampfarena und den Hafen aus der Vogelperspektive zu betrachten, sondern wir können uns hier auch gut die geographischen Auswirkungen der aktuell diskutierten Stadtprojekte wie Hotelneubauten vorstellen, von denen uns unsere Stadtführerinnen Carmen und Cristina lebhaft berichten.
Anschließend fahren wir hinunter ins Stadtzentrum und Roman und ich gleich weiter in einen am Stadtrand gelegenen Industriepark, um den andalusischen Kollegen in der Werkstatt zu erklären, was an einer Tür unseres Reisebusses nachjustiert werden muss. Aber bei Carmen und Cristina weiß ich die Gruppe natürlich in besten Händen und auf meine Frage am Nachmittag, ob ich zu viel versprochen hätte, dass „meine andalusische Heimatstadt", die sich seit ein paar Jahren fleißig hübsch macht für ihre Bewohner und Besucher, „einen sofort in seinen Bann zieht" bekomme ich ein fröhliches „Nein!" zugerufen. Das freut mich :)

...in die Berge von Ronda

Entlang der Sonnenküste Costa del Sol am Familienferienort Benalmádena und dem Jetsetort der Schönen und Reichen Marbella vorbei geht es zum zweiten Teil unseres heutigen Programms. Wir winden uns die Kurven der Serranía de Ronda hinauf, wo uns María und Jesús erwarten, um uns ihr geliebtes Ronda zu zeigen, welches schon Rainer Maria Rilke im Winter 1912/13 in Staunen versetzte:
„...wunderbar, dass ich Ronda gefunden habe, in dem alles Erwünschte sich zusammenfasst: die spanischste Ortschaft, fantastisch und überaus großartig auf zwei enorme steile Gebrigsmassive hinaufgehäuft, die die enge tiefe Schlucht des Guadaro auseinanderschneidet; die starke reine Luft, die über das weithin geöffnete, von Feldern, Steineichen und Ölbäumen freundlich ausgenutzte Flusstal aus den, die spannendste Ferne bildenden, Gebirgen herüberweht" (2).
Abends geht es dann durch die Sierra de Grazalema, die nicht nur den endemischen Pinsapotannen, Stein- und Korkeichen, sondern auch Steinböcken und Königsadlern eine Heimat bietet, bis fast an die atlantische Küste, wo wir im Örtchen El Puerto de Santa María in einem ehemaligen Kloster übernachten.
(2) Aus: Rilke, Rainer Maria (1941): Briefe an seinen Verleger 1906 bis 1926, S. 154

6. Tag, 20. April 2018: Ein Ausflug ins Vereinigte Königreich

Heute unternehmen wir einen Ausflug in die britische Enklave Gibraltar. So richtig glücklich über die britische Präsenz ist man in der spanischen Politik nicht, aber man hat sich, auch mit Blick auf die eigenen außerterritorialen Gebiete in Ceuta und Melilla, mit der gegenwärtigen Situation arrangiert. Die meisten Bewohner der Region sehen es sowieso pragmatisch und leben als Grenzgänger: Man wohnt in der spanischen Grenzstadt La Línea, wo die Mieten günstiger sind, und arbeitet in Gibraltar, welches die internationalen Gäste anzieht.
Im Kalkstein des Upper Rock haben sich zahlreiche Höhlen gebildet. Ein Teil der St. Michael's Cave, welche wir erkunden, wurde zum Veranstaltungssaal ausgebaut und nun kann man hier inmitten von Stalaktiten und Stalakmiten und bei toller Akkustik Livekonzerten beiwohnen.
Absoluter Publikumsliebling sind die wild lebenden aber recht zutraulich gewordenen Berbermakaken, die drollige Sprünge „für uns" aufführen. Um sie von den Verlockungen der Stadt fernzuhalten, bekommen die Tiere von fest angestellten Affenbetreuern auf ihrem Affenfelsen Nüsse, Obst und Gemüse „zum Frühstück und zum Nachmittagstee". Very british. Dass die Affen sich wohl fühlen, ist den Gibraltarern auch deswegen so wichtig, weil sie fest von ihrer Legende überzeugt sind, dass solange die Makaken hier leben, die Halbinsel britisch bleibt. Wir schließen in jedem Fall jegliche Gibraltar-Bewohner in unser Herz, sowohl die tierischen als auch die menschlichen und vor allem mitsamt ihrem Humor :)
Entlang der Ruta del Toro fahren wir nachmittags zurück nach El Puerto. Viele Stiere, die hier auf üppigen und weitläufigen Weiden ihr halbwildes Leben gelebt haben, sind jetzt zusammen getrieben worden: Es ist Feria-Saison! Vor dem Abendessen haben wir noch Zeit für einen Spaziergang durch das Städtchen, das sich uns „unverfälscht" und weniger aufgehübscht zeigt, als die stärker von Besuchern frequentierten Orte Andalusiens. Wunderschön beeindruckt uns vor allem seine Kirche am Hauptplatz. Einige von uns mischen sich unter die Einheimischen und lassen sich ganz von der besonderen Atmosphäre beim Gottesdienst einfangen.

7. Tag, 21. April 2018: Sherry an der Atlantikküste...

In Cádiz ist man weniger religiös, hier wird vor allem Karneval gefeiert. Die zu den ältesten Städten Westeuropas gehörende Hafenstadt wurde der Legende nach von Herkules gegründet, tatsächlich war „Gadir" schon vor den Römern, die ihrem „Gades" das Privileg eines eigenen Theaters verliehen, wichtiger Handelsplatz der Phönizier. Als Hafen der spanischen Silberflotte profitierte Cádiz vom lukrativen Geschäft des Kolonialismus. Als dieser mit der Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten sein Ende nahm, machte sich Cádiz mit der Ausarbeitung der ersten liberal geprägten Verfassung einen Namen. Diese Verfassung wurde schnell wieder ausgesetzt, aber ihr Denkmal nimmt nach wie vor einen präsenten Platz im Stadtbild ein.
Der windige Atlantik beschert der Provinz nicht nur Surferparadiese und wilde Dünenlandschaften, sondern auch ganz besondere Weine: Wir befinden uns im sogenannten Sherry-Dreieck aus El Puerto, Sanlucar de Barrameda und Jerez de la Frontera. In letzterem schauen wir uns das Ganze etwas genauer an. In der Kellerei Marqués del Real Tesoro wird uns gezeigt, wie jedes Jahr hundert Liter Wein von einer Fassreihe in die nächste umgefüllt und so die Sherrys ohne Jahrgang aber mit gleichbleibender Qualität hergestellt werden. Wie gut das mit der Qualität hinhaut, davon überzeugen wir uns im Anschluss lieber selbst und lassen uns mit trockenen und süßen Sherrys und zahlreichen Tapas-Happen verwöhnen.

...und Feria im Landesinneren

So gut gestärkt genehmigen wir uns eine kleine Siesta im Bus, der uns derweil in die andalusische Hauptstadt Sevilla bringt. Die kleine Pause ist auch deswegen nötig, weil gleich weiter gefeiert wird: Es ist letzter Tag der berühmten Feria de Abril! Hier wird Sherry mit Limonade zum Rebujito und wir unters Party-Volk gemischt, bei dem wir vor allem die üppigen Flamenco-Festkleider der Damen bewundern, die beim ausgelassenen Tanz der Sevillana um ihre Knöchel flattern. Das Abschlussfeuerwerk um Mitternacht versperrt uns den Weg nach Hause ins Hotel, aber trotz der späten Stunde bleibt uns der erlebnisreiche Abend in schöner Erinnerung.

8. Tag, 22. April 2018: Andalusisches Hauptstadtflair und feurige Flamenco–Rhythmen

Heute stürzen wir uns in Andalusiens Hauptstadt! Erster Stop ist auf der Plaza de España, dem Spanien-Pavillon der Iberoamerika-Ausstellung von 1929, der im Neomudéjarstil Stilelemente aus dem maurischen Andalusien aufgreift und verschiedene Elemente aus Ziegeln, Kacheln und Keramikgeländern miteinander vereint. Besonders interessant sind die Nischen der Autonomen Gemeinschaften, damals wurden Messestände noch für die Ewigkeit gebaut.
Vorbei an der durch die Carmen-Oper berühmten Tabakfabrik geht es zum historischen Stadtkern, wo zwischen Königspalast und Kathedrale stets ein lebendiges Getümmel samt Pferdekutschen den Platz bevölkert. Der Real Alcázar diente kastilischen Königen als Residenz, wenn sie sich in Sevilla aufhielten. Auch wenn kein Mobiliar mehr zu besichtigen ist, wird hier die bewegte Geschichte Spaniens lebendig: Beispielsweise durch solche Details wie großflächig in die Wanddekoration eingearbeitete Koran-Buchdeckel, die erst Jahre später von den christlichen Monarchen als solche erkannt und mit christlichen Symbolen „überthront" wurden.
Den Abschluss und Höhepunkt unserer geführten Stadtbesichtigung bildet der Besuch der Kathedrale, die so groß werden sollte, „dass sie uns für verrückt halten werden", so die Idee zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Noch immer gehört sie zu den größten Gotteshäusern der Welt. Hier können wir unter den Gebeinen von Kolumbus spazieren, den Kirchenschatz bewundern oder den gewundenen Glockenturm emporklimmen. Eine sich wie eine Windfahne drehende (=girar) weibliche Figur, die auf dem ehemaligen Minarett thront, gibt der Giralda ihren Namen.
Nachmittags fahren wir weiter nach Córdoba, wo wir abend in den verwinkelten Gässchen spazieren gehen und lassen uns von den premierten Künstlern Antonio Alcazar, Victoria Palacios und ihrem Musik- und Tanzteam in die fesselnde Magie des Flamencos entführen. Pure Lebenskraft an unserem letzten Abend in Andalusien!

9. Tag, 23. April 2018: Abschied von Andalusien in Córdoba

Córdoba, Hauptstadt der Römer und arabischen Kalifen, ist heute eine schnuckelige andalusische Stadt mit Dorfflair. Dass sie einst eine Million Einwohner sowie fünfhundert Moscheen beherbergte und neben Konstantinopel die reichste Stadt Europas war, kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Das Erbe der einstigen kulturellen Blüte erspüren wir, als wir mit unserer Stadtführerin María durch die Gassen des jüdischen Viertels bummeln, die die heutigen Bewohner mit ihren farbenfrohen Blumenkästen aufhübschen.
Zum Abschied von Andalusien besichtigen wir die Mezquita und heutige Kathedrale von Córdoba. Ein Meer aus Säulen lädt einen im Betsaal zum Inne halten ein, so viel freien Raum gibt es sonst selten. Dennoch gibt es viele Details zum Entdecken, denn über die Jahrhunderte hat die Moschee drei Erweiterungen erhalten. Besonders schön zeigt sich die nach Mekka ausgerichtete Gebetsnische des Vorbeters. Als Fremdkörper wird die ins Gebäude der Moschee gepflanzte Kathedrale empfunden, die mit ihren Mahagonikanzeln, dem geschnitzten Chorgestühl und vergoldeten Leuchtern eine so andere architektonische Ästhetik in den erhabenen Bau hineinbringt. Schon Karl V bedauerte diesen Eingriff, aber er repräsentiert heute wie kein anderer den politischen Machtkampf, der auf symbolisch-kultureller Ebene ausgetragen wird.
Nachmittags legen wir bereits die ersten Kilometer unserer Rückreise zurück, durch die cordobesischen Olivenhaine geht es nach València.

10. Tag, 24. April 2018: Kontrastreiches València und Fahrt nach Frankreich

Andalusien steht in der Außenwahrnehmung mit seinen Symbolen, Traditionen und seiner Lebensenergie oft als pars pro toto für Gesamtspanien. Um dieses Bild der Lebensrealität des Landes etwas anzunähern, kann nichts schöner sein, als sich noch einmal etwas ganz Anderes anzuschauen!
Die Ciutat de les Arts i les Ciències, die Stadt der Künste und Wissenschaften, wird von den Einheimischen einfach CAC genannt und beeindruckt mit seiner überbordenden Architektur. Hier geht es nicht mehr um territoriale Vorherrschaft wie bei den auf Moscheen aufgesetzen Kathedralen, aber sehr wohl um einen Wettstreit des Prestiges. Sechs Jahre nach den Olympischen Spielen in Barcelona eröffnet Valencia 1998 seinen eigenen städtebaulichen „Größenwahn": Den Auftakt macht das 3D-Kino L'Hemisfèric gefolgt von interaktivem Wissenschaftsmuseum, dem größten Aquarium Europas und einer viersäligen Oper, die allein 300 Millionen Euro verschlang. Alle Gebäude bilden eine wunderbare Komposition auf dem ehemaligen Flussbett des Turia, über welches als Krönung eine imposante Schrägseilbrücke führt.
Ganz anders zeigt sich der historische Stadtkern von València. Hier kann man sich in der Markthalle mit frischen Früchten eindecken oder auf der Plaza Redonda einer sich regelmäßig treffenden Gemeinschaft beim öffentlichen Häkeln, Sticken und Klöppeln über die Schulter blicken. Wir verwöhnen uns zum Abschluss mit einer lokalen Köstlichkeit und lassen uns die erfrischende Horchata-Erdmandelmilch schmecken. Nun heißt es bereits einen ersten Abschied zu nehmen, unsere Fluggäste lassen ihren Nachmittag gemütlich in der Stadt ausklingen, während wir anderen mit dem Bus weiter nach Narbonne fahren.
Es schließen sich erste Kreise, wir fahren erneut an der Costa Dourada vorbei, wo wir uns alle kennen lernten, und lassen nicht nur die Mandelmilch, sondern auch die vielen vielen Eindrücke sacken, die wir in Spanien sammeln durften, passieren erneut die Pyrennäen und sind zurück in Frankreich.

11.–12. Tag: 25.–26. April 2018: Heimreise

In Narbonne begannen die Kolonialzüge der Römer außerhalb italienischen Gebiets, sie war die erste Stadt im Frankengebiet unter maurischem Einfluss. Wir decken uns noch einmal mit schönen provenzialen Lavendelschätzen ein, winken den Camarquepferden noch einmal zu und lassen dann das maurische Europa nun endgültig hinter uns und fahren weiter gen Norden.
Nachmittags nehmen wir uns Zeit für Spaziergänge durch Dijon. Wer sich noch nicht in den Lavendel verliebt hat, wird hier vielleicht bei einem der tollen Senfsorten schwach. Die Innenstadt betört aber auch die Nicht-Shopper, ein architektonischer Leckerbissen ist in jedem Fall die Kathedrale, die uns Gothik auf Burgunder Art näher bringt.
Nördlich von Dijon bleiben wir noch bis Saarbrücken auf der französischen Seite und fahren durch Lothringen, wo in den vielen Feuchtgebieten Orchideen, Enziane und Fledermäuse ihr Zuhause gefunden haben. Und auch für uns geht es allmählich in die Heimat.
Bis auf ein Nächstes!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht