Reisebericht: Rundreise Andalusien – der Zauber Spaniens

17.10. – 24.10.2021, 8 Tage Rundreise mit Sevilla – Cordoba – Ronda – Granada mit Alhambra – Malaga – Costa del Sol


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Dem grauen deutschen Herbstwetter noch einmal entfliehen – sommerliche Temperaturen, 800 Kilometer Küste mit weißen Stränden, farbenfrohe Kultur und ausgezeichnetes Essen, all das und viel mehr bietet Andalusien.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

Tag 1 Anreise nach Sevilla

Die Reise beginnt am Flughafen München, wo sich eine doch beachtliche Gruppe von 15 Reiselustigen trifft zum gemeinsamen Weiterflug in die andalusische Hauptstadt Sevilla. Etwa zweieinhalb Stunden später erwarten uns Sonne und sommerliche 29 Grad und wir treten die kurze Fahrt zu unserem Hotel in der Innenstadt an. Nach dem Check In und einer kleinen Erholungspause verschaffen wir uns dann bei einem Spaziergang einen ersten Eindruck von der andalusischen Metropole. Zunächst spazieren wir durch den Park Prado de San Sebastián hinüber zur Plaza España. Die Parkanlage mit ihren Gebäuden wurde für die Iberoamerikanische Ausstellung von 1929 geschaffen und symbolisiert eine Umarmung der südamerikanischen Kolonien durch Spanien. Architektonisch dargestellt werden die vier historischen Königreiche Kastilien, León, Aragón und Navarra jeweils durch Brücken über einen künstlich angelegten Kanal. Die 48 Provinzen Spaniens werden jeweils durch Kachelornamente an den Wänden dargestellt.
Unsere Erkundungstour führt uns anschließend weiter, vorbei an der einstigen königlichen Tabakfabrik, die heute die Universität von Sevilla beherbergt, am Palacio San Telmo, Sitz der andalusischen Regierung, und weiter entlang des Guadalquivir bis zum Torre del Oro. Der maurische Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert gilt als Wahrzeichen der Stadt und erinnert an die reiche Seehandelsvergangenheit Sevillas.
Wir schlendern weiter durch die Altstadt, vorbei an Alcázar und Kathedrale, die für den morgigen Tag auf dem Programm stehen, durch enge Gassen bis zum neuen Wahrzeichen der andalusischen Hauptstadt: auf der Plaza de la Encarnación, am Ort einer ehemaligen Markthalle, steht seit 2011 eine Hybridkonstruktion aus Holz, Beton und Stahl, geschaffen vom deutschen Architekten Jürgen Mayer H. Unter dem sogenannten Metropol Parasol befinden sich Läden, ein Markt, Bars, Restaurants und ein archäologisches Museum. Außerdem finden auf der erhöhten Plaza öffentliche Veranstaltungen unter freiem Himmel statt und das Dach dient als Aussichtsplattform.
Nach einer kleinen Verschnaufpause im Hotel geht es dann noch einmal durch die Jardines de Murillo. Direkt hinter der alten Stadtmauer an der Plaza Venerables liegt die gemütliche Casa Román, wo wir zu Abend essen. Bei einem abwechslungsreichen Tapas-Menü lassen wir den ersten Reisetag gebührend Ausklingen und haben die Möglichkeit einander ein wenig kennenzulernen.


Tag 2 Sevilla

Am nächsten Morgen geht die Besichtigung der andalusischen Hauptstadt weiter. Zusammen mit unserer Stadtführerin Pilar spazieren wir durch die Gassen des alten jüdischen Viertels und hören über die 2000jährige Geschichte der Stadt. Hinter jeder Ecke verbirgt sich hier ein Fotomotiv und morgens sind die Temperaturen sehr angenehm. Wir erreichen schließlich die Plaza del Triunfo zwischen Alcázar und Kathedrale. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf die Giralda, das ehemalige Minarett der Moschee von Sevilla. Nach der Rückeroberung der Stadt 1248 wurde die gesamte Moschee zunächst als Kirche benutzt, im 15. Jahrhundert jedoch abgerissen und durch die spätgotische Santa Maria de la Sede ersetzt. Das ehemalige Minarett wurde jedoch aufgestockt und zum Glockenturm umgebaut. Auf der Spitze des Turms steht eine etwa 3,5 m hohe Bronze-Statue, die sogenannte Giraldillo, die als Allegorie des triumphierenden christlichen Glaubens gilt.
Bevor wir die Kathedrale jedoch näher besichtigen, geht es nun zuerst einmal durch das Löwentor in den königlichen Alcázar. Ursprünglich als maurisches Fort angelegt, erweiterte man später die Anlage mehrfach bis hin zum Palast, der bis heute von der spanischen Königsfamilie als offizielle Residenz genutzt wird, wenn sich diese in Sevilla aufhält. Im 10. Jahrhundert errichteten die Almohaden die an der Stelle des heutigen Baus einen Palast, den Al-Muwarrak. Der Großteil der modernen Anlagen wurde ab 1364 auf den maurischen Ruinen für den spanischen König Peter I. gebaut. Der Palast ist eines der am besten erhaltenen Beispiele für die Mudéjar-Architektur, die unter christlicher Herrschaft entstandenen Bauten mit islamischem Einfluss und meist von maurischen Architekten erbaut. Spätere Monarchen erweiterten den Alcázar, wodurch noch weitere Baustile Eingang in den Komplex fanden. So entstanden unter den Katholischen Königen, Karl V. und Philipp II. Bauten mit gotischen Elementen, die in starkem Kontrast zu der dominierenden Mudéjar-Architektur stehen.
Besonders begeistern uns der Hof der Jungfrauen, mit seinen symmetrischen Elementen und der angrenzende Saal der Botschafter. Beeindruckend ist hier die reich verzierte Decke, die im Volksmund nur „media naranja“, halbe Orange genannt wird. Karl V. entschied sich, in diesem Saal Isabella von Portugal zu heiraten.
Wir bestaunen die unzähligen dekorativen Stuckelemente, sowie die reichverzierten Kachelarbeiten und lauschen Pilar, die uns ihre Bedeutungen erklärt. Schließlich besichtigen wir noch einen Teil der wunderschönen Alhambra-Gärten bevor wir weiterziehen in Richtung Kathedrale.
Im Orangenhof legen wir eine kleine Pause ein, bevor uns Pilar von der Entstehung der größten Kirche Spaniens. Nach der Fertigstellung löste sie die Hagia Sofia nach Jahrhunderten als größte Kirche der Welt ab und wurde erst nach Vollendung von Sankt Peter in Rom vom ersten Platz verdrängt. Im Innenraum können wir dann neben einer unglaublichen Ausstattung an Silberschmuck auch am Hochaltar der königlichen Kapelle das größte Holzretabel der Welt bestaunen. Nicht weniger Beeindruckend ist das imposante Grabmal für den Seefahrer Christoph Columbus, der der spanischen Krone im Grunde erst zu Macht und Reichtum verholfen hat.
Wer möchte kann im Anschluss an die Stadtführung noch auf die Giralda hinaufsteigen, bevor der Nachmittag dann zur freien Verfügung steht.
Am Abend bietet sich noch die Gelegenheit, eine Flamenco Show zu besuchen. Die Entstehung des Flamencos zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist mit der historischen, sozialen und kulturellen Entwicklung der südspanischen Region Andalusien eng verbunden, geht aber wie man heute vermutet nicht nur auf die Kultur der in Spanien lebenden Gitanos, sondern auf verschiedenste Einflüsse zurück. Wir lauschen den Gitarrenklängen und den emotionsgeladenen Gesängen und sind fasziniert von der Ausdruckskraft und Leidenschaft der Tänzerinnen und Tänzer. Ein Erlebnis, das man in Andalusien nicht verpassen darf.


Tag 3 Fakultativer Ausflug nach Córdoba

Nach dem Frühstück treffen wir uns heute um dem Fluss Guadalquivir nach Nordosten zu folgen. Abgeholt werden wir von unserer neuen Busfahrerin Valle, nach eigenen Angaben der dienstältesten Busfahrerin Sevillas. Unser Ziel ist heute Córdoba, heute Provinzhauptstadt mit etwa 325.000 Einwohnern, einst Zentrum der islamischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel. 711 wurde die Stadt von den Mauren eingenommen, war ab 716 zeitweise Sitz der Statthalter von al-Andalus und ab 756 die Hauptstadt des umayyadischen Emirats von Córdoba. Im 10. Jahrhundert wurde das Kalifat von Córdoba errichtet, zu dieser Zeit lebten ungefähr 110.000 Menschen in der Stadt, die damals eine der größten der Welt war. Christen, Juden und Muslime lebten meistens friedlich zusammen und machten Córdoba zum Zentrum von Wissenschaft und Kultur.
Auch aus römischen Zeiten zeugen noch einige Bauwerke, so zum Beispiel die alte Brücke über den Guadalquivir, die wir gleich nach unserer Ankunft überqueren um in die Altstadt zu gelangen. Von hier aus bietet sich schon eine fantastische Aussicht auf das wichtigste Bauwerk der Stadt, die sogenannte Mezquita-Catedral, die ab 784 als Moschee errichtet und mehrfach erweitert wurde. Mit ihrer Ausdehnung von 23.000 m² wäre sie heute die drittgrößte Moschee der Welt. 1236, im Jahr der Rückeroberung durch die Christen, wurde die Moschee zur christlichen Kathedrale geweiht und umgenutzt. In der Mitte der Moschee wurde ab dem 16. Jahrhundert ein gewaltiges Kirchenschiff im Stil der Renaissance und des Barock erbaut.
Mit unserer Stadtführerin Inés können wir auch wenig später dieses beeindruckende Bauwerk betreten. Vom Orangenhof aus können wir sehen, dass auch hier das Minarett zum 83 Meter hohen Glockenturm umgebaut wurde.
Im Inneren des Gebäudes zeigt uns Inés die beeindruckenden Details der Architektur. Etwa 860 Marmorsäulen aus Spolien in parallelen Reihen tragen jeweils zwei übereinanderliegende Bögen und bewirken so ein besonderes Spiel von Licht und Schatten. Zudem sehen wir uns die Mihrab, die wohl bedeutendste Gebetsnische maurischer Herkunft an, ein gewölbter Schrein mit einer einzigartigen Ausstattung an byzantinischen Mosaiken. Anschließend besuchen wir die im Zentrum des Bauwerks liegende christliche Kathedrale und müssen Inés zustimmen, wenn man damals nach der Rückeroberung den Bau nicht weiter genutzt hätte, wäre von der baulichen Pracht der ehemaligen Moschee heute vermutlich nichts mehr erhalten.
Wir spazieren nun weiter durch die alte maurische Stadt und durch die engen Gassen. Dabei besichtigen wir einige der mit Blumen reich ausgestatteten Innenhöfe und die ehemalige jüdische Synagoge, die ebenfalls von einem maurischen Architekten erbaut worden ist.
Nach unserem Rundgang besuchen wir einen der vielen erstklassigen Restaurants Córdobas und probieren lokale Spezialitäten wie den Salmorejo, eine kalte dickflüssige Suppe, gebackenen Kabeljau und gebackene Auberginen mit Honig.
Bevor wir am späten Nachmittag zurück nach Sevilla fahren, bleibt natürlich noch Zeit, um individuell noch durch die Gassen zu schlendern oder das ein oder andere Souvenir zu besorgen.


Tag 4 Über Ronda nach Torremolinos

Wir verlassen heute Sevilla um durch das Hinterland Andalusiens, auf der Route der weißen Dörfer, schließlich an die Costa del Sol zu reisen. Zusammen mit unserer Busfahrerin Valle fahren wir durch die bergige Landschaft der Betischen Kordillere und schauen über kilometerweite Olivenhaine. Mehr als ein Drittel der Landwirte Andalusiens leben vom Olivenöl, das ist hier leicht zu glauben.
Nach rund zwei Stunden Fahrt erreichen wir das bekannteste der weißen Dörfer, Ronda. Das moderne Ronda mit seinen knapp 34.000 Einwohnen ist heute eher eine Stadt, jedoch trübt das nicht die Schönheit der kleinen Altstadt aus der Zeit der maurischen Herrschaft. Sie besitzt eine atemberaubende Lage oberhalb einer tiefen Schlucht. El Tajo trennt die Altstadt von der Neustadt, die ungefähr aus dem 15. Jahrhundert stammt und wird überspannt von der Puente Nuevo, einer Steinbrücke aus dem 18. Jahrhundert.
Am Busbahnhof treffen wir unseren Stadtführer Daniel, der uns freundlich Willkommen heißt und dann mit uns zunächst durch die Alameda, die Platanenallee, spaziert und uns eine Einführung zu Rondas Geschichte gibt. Fehlen darf hierbei nicht der Stierkampf und die damit verbundenen Traditionen, denn Ronda gilt als Geburtsstadt des modernen Stierkampfes. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelten hier drei Generationen von Mitgliedern der Familie Romero jene Regeln, nach denen auch heute noch gekämpft wird – vom Gebrauch des Tuches, dem Kampf des Toreros nicht mehr zu Pferd, sondern zu Fuß, bis hin zu Stil und Posen. Wenig später besichtigen wir dann auch die Hofreitschule sowie die Stierkampfarena, die als die älteste und schönste Spaniens gilt. Daniel versucht uns so wertfrei wie möglich die Geschichte und die Hintergründe des spanischen Kulturguts zu erklären und diskutiert dann auch mit uns die Argumente der Gegner und Befürworter des Stierkampfes.
Anschließend geht es über den Hemingway-Weg entlang der Schlucht zur Altstadt und es eröffnen sich uns herrliche Ausblicke. Vom Garten des Don-Bosco-Hauses aus können wir noch mal einen erstklassigen Blick auf die Puente Nuevo werfen, bevor wir weiterspazieren zum Rathaus und der Kirche Santa María la Mayor.
Nach einem leckeren Mittagessen in einem einheimischen Restaurant und einigen weiteren Erkundungen geht es dann mit unserem Bus weiter durch die Berge in Richtung Meer.
Am frühen Abend erreichen wir dann unser Hotel in Torremolinos, direkt am Strand gelegen. Hier lässt es sich die nächsten vier Nächte sicherlich gut aushalten.


Tag 5 Granada

Nach dem Frühstück geht es für uns heute noch mal in Richtung des Gebirges, ganz in die Nähe der berühmten Sierra Nevada, dem höchsten Gebirge auf der Iberischen Halbinsel, nach Granada. Während der Rückeroberung durch die Katholischen Könige blieb die Hauptstadt der Almohaden die letzte Bastion der Mauren in Spanien. Erst 1492 gelang es, die Stadt zurückzuerobern, und das Königshaus bezog die Nasridenpaläste in der Alhambra.
Heute ist Granada eine lebendige Universitätsstadt, die nicht nur für ihre kulturellen Schätze, sondern auch für ihre kulinarischen Vorzüge bekannt und beliebt ist.
Unser neuer Busfahrer Manolo bringt uns also in knapp zwei Stunden Fahrt durch schönes Bergpanorama direkt zu einem der Highlights unserer Reise: die Alhambra. Dort treffen wir unseren Stadtführer Pedro, der in den nächsten Stunden die schwierige Aufgabe haben wird, uns das wichtigste nahezubringen auf einem Gelände, auf dem man Tage verbringen könnte. Zunächst betreten wir unter ständigen Ticket- und Ausweiskontrollen den oberhalb der eigentlichen Alhambra angesiedelten Generalife, was so viel bedeutet wie „Der Garten des Architekten“. Nebst der wunderbaren Gartenanlage kann man von hier auch wunderbar einen Gesamtüberblick über die rote Burg, die Alhambra genießen und den Sommerpalast der Nasriden-Herrscher bestaunen. Schon hier sind wir fasziniert von den feinen Stuckarbeiten und den perfekt geplanten Innenhöfen, doch wie Pablo sagt, wir steigern uns. Nach dem ersten Rundgang geht es weiter durch blühende Gartenanlagen zum Vorplatz der Alhambra, wo uns unser Guide zunächst das Justiz-Tor mit der Hand der Fatima zeigt, und danach erklärt, warum das Haupttor heute Tor des Weins genannt wird. Schließlich betreten wir die Paläste der Nasriden, die sich im 13. Jahrhundert in Granada angesiedelt hatten. Obwohl das Ensemble der Alhambra heute das bekannteste Zeugnis der maurischen Kultur auf der Iberischen Halbinsel ist und seit 1984 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist es eines der jüngsten. Erst im 14. Jahrhundert begann man die Festung zu herrschaftlichen Palästen auszubauen. Pedro schafft es, uns so durch die verschiedenen Höfe und Säle zu lotsen, dass wir immer möglichst viel sehen und gute Fotos schießen können. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, was hier in „normalen“ Jahren los ist. Besonders begeistert sind wir natürlich vom berühmten Myrtenhof, mit seinen wunderbaren Spiegelungen im Wasserbecken, dem Löwenhof, mit dem Brunnen aus dem 11. Jahrhundert, sowie von der einzigartigen Stalaktitendecke in der Sala de los Abencerrajes.
Es ist schade, dass wir nicht den ganzen Tag hier verbringen können, um jedes kleine Detail auf uns wirken zu lassen, doch mit vielen schönen Eindrücken spazieren wir schließlich von der Alhambra hinunter in die Altstadt zur Plaza Nueva. Von hier aus kann man die Altstadt auf eigene Faust weitererkunden, die Kathedrale, Grablege der Katholischen Könige und ihrer Kinder, besichtigen oder in der Calle Navas die typischen Tapas probieren.
Am späten Nachmittag geht es dann mit dem Bus wieder zurück nach Torremolinos, wo uns bald auch schon das Abendessen erwartet.


Tag 6 Málaga

Obwohl wir nun schon zwei Nächte in Torremolinos übernachtet haben, haben wir noch nicht viel von der nahe gelegenen Provinzhauptstadt Málaga gesehen. Das soll sich heute ändern. Mit Busfahrer Manolo treten wir die kurze Fahrt ins Zentrum an. Am Rathaus erwartet uns schon Stadtführerin Cristina und wir unternehmen eine kleine Rundfahrt durch das Villenviertel Málagas, wo sich im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert vor allem englischer Handelsleute aus der Textilindustrie ihre Feriendomizile errichten ließen. Unsere Fahrt geht weiter den Berg hinauf zum Castillo de Gibralfaro, was so viel bedeutet wie Felsen des Leuchtturms. Bereits in der Antike war der 135 m hohe Hügel befestigt, die noch erhaltenen Reste wurden im 10. Jahrhundert den Mauren zu einer Festung ausgebaut
Von hier oben hat man eine fantastische Aussicht über den Hafen von Málaga sowie über die Altstadt. Wunderbar lässt sich auch schon die Kathedrale erkennen, die von den Einheimischen liebevoll La Manquita, die Einarmige, genannt wird. Wie in Sevilla hat man auch hier über der ehemaligen Großmoschee im 16. Jahrhundert einen opulenten Renaissancebau geplant, jedoch wurde aus Geldmangel der zweite Turm der Hauptfassade nie vollendet.
Zurück in der Altstadt führen wir unsere Besichtigung zu Fuß weiter. Zunächst treffen wir an der Plaza de la Merced auf den auf einer Parkbank sitzenden Künstler Pablo Picasso – zumindest in Bronze. In einem Haus unweit von hier wurde der weltberühmte Maler 1881 geboren. Dann geht es weiter durch die engen Gassen der Altstadt und wir erfahren nebst Geschichten aus Picassos leben auch einiges über die Geschichte der Stadt und örtliche Spezialitäten. Unser Weg führt uns vorbei an den Überresten des römischen Theaters und der Alcazaba, dem Picasso Museum und der Kathedrale bis zur Plaza de la Constitución. Wer möchte kann den Spaziergang noch etwas verlängern und noch mit Cristina zur Markthalle aus dem 19. Jahrhundert kommen. Der Weg lohnt sich, denn zum einen ist die stählerne Konstruktion aus drei Hallen mit gläserner Kuppel und reichhaltiger Innendekoration, die der berühmten Pariser Markthalle „Les Halles“ nachempfunden ist, schon rein optisch beeindruckend, zum anderen ist es unglaublich spannend, sich das riesige Angebot an Obst, Gemüse, Gewürzen und Trockenfrüchten anzusehen. Auch die Möglichkeit, das ein oder andere frisch zubereitet gleich zu probieren ist zur Mittagszeit mehr als verlockend.
Am Nachmittag führt uns unser Weg dann noch einmal mit dem Bus ein wenig ins Hinterland, denn wir wollen Juanito auf seiner Orangenplantage besuchen. Auch wenn im Vorhinein einige skeptisch waren, dass sie vielleicht am Ende mit einem Teppich oder einem Orangenbaum die Finca wieder verlassen würden, sind nach der Begrüßung durch den äußerst charmanten Juan alle von ihm überzeugt. Äußerst unterhaltsam führt er uns durch seinen Obstgarten und lässt uns nicht nur von seinen über dreißig Sorten Zitrusfrüchten probieren, sondern auch von seinen unglaublich leckeren Granatäpfeln. Nach einer halben Stunde müssen wir alle zugeben, dass wir bisher keine Ahnung hatten, was für eine unglaubliche Vielfalt an Orangen und Zitronen es gibt, und dass bis dato noch nie jemand von uns etwas von Kaviarlimetten gehört hat – die aber sehr lecker sind. Der kleine Exkurs in die andalusische Landeskunde wird noch abgerundet durch ein frisches Glas Orangensaft auf der gemütlichen und schattigen Terrasse. Hier könnte man es gut noch eine Weile aushalten…


Tag 7 Fakultativer Ausflug nach Gibraltar

Nach vielem Hin- und Her im Vorhinein, bedingt durch die Nachwirkungen des Brexit geht es heute nun tatsächlich nach Großbritannien – zumindest rein politisch gesehen, denn auf dem Programm steht der Besuch des britischen Überseegebiets Gibraltar. Bekannt ist die 6,5 km² große Exklave an der Südspitze der iberischen Halbinsel vor allem für steuerfreies Einkaufen und die einzige wildlebende Affenkolonie auf dem europäischen Kontinent.
Nach einer recht frühen Fahrt entlang der Costa del Sol erreichen wir die Grenze mit ein wenig Nervenkitzel, denn die letzten Tage wurde heftig diskutiert, ob ein deutscher Personalausweis nun reichen wird um nach Gibraltar einreisen zu dürfen. Unterstützung bekommen wir durch Danny, den Chef der gibraltarischen Agentur und fragen uns nach wenigen Minuten, ob seine Hilfe tatsächlich nötig gewesen wäre, denn alles geht problemlos und blitzschnell vonstatten.
In Gibraltar angekommen, starten wir zu unserer Rundfahrt mit dem aufgeweckten Fahrer, der uns versucht seine Heimat so nahe wie möglich zu bringen. Schnell merken wir, dass Gibraltar weder wirklich britisch noch spanisch zu sein scheint. Während sich seit Jahrhunderten zunächst Mauren und Spanier und nun Spanier und Briten um den strategisch wichtigen Kalksteinfelsen an der Meerenge zwischen Afrika und Europa streiten, leben die Einwohner Gibraltars einen Kulturmix: man spricht Englisch und Spanisch, so wie es gerade passt, stellt demonstrativ rote Telefonzellen und Briefkästen auf, fährt aber auf der rechten Straßenseite um Unfälle zu vermeiden.
Unsere Fahrt führt uns zunächst an den Befestigungsmauern der Altstadt und am Trafalgarfriedhof vorbei, langsam den Berg hinauf bis zum Europa Point. Von hier aus kann man die 60 km breite Straße von Gibraltar sehen. In der Antike war man sich sicher, dann hier, zwischen den Säulen des Herkules, die Welt endet. Die Phönizier fanden jedoch schließlich heraus, dass dem nicht so ist und entdeckten die Atlantikküste.
Weiter den Berg hinauf geht es nun ins Naturschutzgebiet und nach wenigen Metern machen wir schon Bekanntschaft mit dem ersten Berberaffen. Es gab unzählige Theorien, woher die Maskottchen Gibraltars ursprünglich kamen, doch heute weiß man, dass kein unterirdischer Tunnel nach Marokko verantwortlich ist, sondern dass vermutlich maurische Handelsschiffe die Tiere freiwillig oder unfreiwillig auf die iberische Halbinsel mitgebracht haben. Nach unserer ersten Begegnung mit den Primaten besichtigen wir die Tropfsteinhöhle Saint Michael’s Cave, welche zu unserer Überraschung sehr viel größer ist als erwartet. Bei einer Lightshow wird sie zudem beeindruckend in Szene gesetzt.
Auf dem Rückweg ins Stadtzentrum haben wir das Glück den Start eines Flugzeugs zu beobachten. Da Gibraltars Fläche so begrenzt ist, führt die Start- und Landebahn einmal quer über die Landzunge, die den Felsen mit Spanien verbindet , und kreuzt damit auch die einzige Zufahrtsstraße, die für jeden ankommenden oder abgehenden Flug gesperrt wird. Ein sehr interessantes Spektakel.
Die anschließende Freizeit bietet die Möglichkeit noch einmal mit der Seilbahn hinauf auf den 429 m hohen Felsen zu fahren, oder aber über die Main Street zu spazieren, lang vermisste britische Produkte einzukaufen oder ganz typisch – eine Portion Fish and Chips zu essen.
Am Nachmittag passieren wir dann fast genauso problemlos wie auf dem Hinweg wieder die Grenze nach Spanien und machen uns auf den Rückweg nach Torremolinos. Dort angekommen treffen wir dann abends auf die Reisegäste, die im Hotel geblieben oder noch einmal nach Málaga gefahren sind, und stoßen bei einem Gläschen Wein auf die gelungene Reise an.


Tag 8 Rückreise

Ehe man sich versieht, geht eine schöne Reise auch schon wieder dem Ende zu. Der Großteil der Gruppe hat noch die Möglichkeit in aller Ruhe zu frühstücken und sich die Beine noch ein wenig an der Strandpromenade zu vertreten, bevor es dann zum nahegelegenen Flughafen in Málaga geht. Nun heißt es Abschied nehmen von den Mitreisenden, die wieder über verschiedene Flughäfen den Weg nach Hause antreten, wo uns der kalte deutsche Herbst erwartet.

Schlusswort

Liebe Gäste,
ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen/Euch dafür bedanken, dass Sie mich mit in Ihren Urlaub genommen haben :)
Ich bin ganz froh, dass ich dieses Jahr noch überprüfen konnte, ob ich noch weiter als bis zwanzig zählen kann und bin eben so froh, dass es noch funktioniert hat.
Auch wenn wir vielleicht mit einem Schmunzeln an die ein oder andere Panne auf der Reise denken werden, hoffe ich, dass alle auch viele schöne Erinnerungen und Eindrücke mit nach Hause genommen haben.
Bleiben Sie alle schön gesund und reiselustig und hoffentlich bis bald.

Ihre/Eure
Sinah Witzig

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