Reisebericht: Inselhüpfen auf den Kanaren – große Rundreise

06.03. – 18.03.2020, 14 Tage Rundreise auf den Kanarischen Inseln Teneriffa – La Gomera – La Palma – Gran Canaria


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Wilder Lorbeerwald oder akkurate Bananenfelder, Spanisches oder doch eher lateinamerikanisches Lebensgefühl, aber auch und vor allem Kanarische Köstlichkeiten
Ein Reisebericht von
Sabine C. Seifert
Sabine C. Seifert

Freitag, 6. März 2020 Flug nach Teneriffa

Am frühen Morgen des 6. März traf sich unsere Reisegruppe am Flughafen in Leipzig zum Flug nach Teneriffa. Am dortigen Flughafen sammelten wir noch weitere Gäste ein und fast vollzählig fuhren wir in unser Hotel nach Las Americas. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung und am frühen Abend trafen wir uns alle zu einer kleinen Willkommensrunde im Hotel wieder. Ein sympathische Reisegruppe hatte sich hier zusammengefunden, alle voller Vorfreude auf die unterschiedlichen Inseln und die Möglichkeit, die Vielfältigkeit der Kanaren bestaunen zu können.
Ein umfangreiches Abendbuffet versetzte uns alle noch mehr in Urlaubsstimmung, ebenso wie ein abendlicher Spaziergang an der Strandpromenade entlang.

Samstag, 7.März 2020 Rundfahrt auf der Vulkaninsel Teneriffa

Ein sonniger Tag begann für uns mit einem ausgiebigen Frühstück. Danach freuten wir uns darauf, endlich auf Entdeckungstour zu gehen, um bei einer ganztägigen Inselrundfahrt das abwechslungsreiche Teneriffa kennenzulernen. Unsere kompetente Reiseleiterin Gisela begleitete uns mit interessanten Geschichten, Daten und Fakten auf der Fahrt vom touristischen Zentrum Playa de Las Américas, wo sich unser Hotel befindet, über Los Cristianos in Richtung Candelaria. 
An die brandende Küste geschmiegt, befindet sich in dem kleinen Fischerdorf einer der bedeutendsten katholischen Wallfahrtsorte der Kanaren. In der dortigen Kirche, der Basílica de Nuestra Señora de la Candelaria, steht die schwarze Madonna, die Virgen de la Candelaria, die als Schutzheilige der Kanaren gilt. Nicht nur den Tinerfeños, den Einwohnern der Insel ist ein Besuch wichtig, sondern auch eine große Anzahl ausländischer Pilger kommt jedes Jahr auf die Vulkaninsel, um die schwarze Madonna zu sehen. Die Legenden besagen, dass die Statue bereits 100 Jahre bevor die Spanier ankamen, am Strand gefunden worden sein soll - von den Guanchen, den Ureinwohnern, aber vielleicht waren es ja doch Missionare, welche die Marienfigur mitbrachten?...
Genau vor der Kirche ragen imposant die Bronzefiguren der Stammesfürsten, der Menceys empor, die wirklich wie ein Fels in der Brandung erscheinen und es scheint als würden sie voller Stolz auf ihr Land schauen.
Schon geht es weiter zu dem malerischen Ort La Orotava mit seinen Balkonen aus kanarischer Kiefer und den typischen Innenhöfen. Ein wundervolles Beispiel dafür ist die Casa de los Balcones, ein 1895 erbautes Patrizierhaus, welches jedoch später als Schule fungierte und uns heute als Museum die Möglichkeit bietet, einheimischen Frauen bei ihren kunstvollen Stickarbeiten zuzusehen.
Ein kurzer Abstecher nach Puerto de la Cruz führt uns beim Mittagessen kulinarisch in die lokale Küche ein - wirklich ein Genuss diese kanarischen Salzkartoffeln mit roter, scharfer Mojosoße und zeigte beim Spaziergang danach, wo der Tourismus einst begann. Viel grüner ist hier die Umgebung, doch ist sie dafür auch mit weniger Sonnenschein bedacht.
Auf dem Weg nach Icod de los Vinos bestaunen wir sie schon mehrmals vom Bus aus: die wie ein übergrosser Brokkoli in die Landschaft geworfenen Drachenbäume. In dem verschlafenen Örtchen Icod de los Vinos, was sinngemäß übersetzt in etwa "Schöner Ort des Weines" bedeutet, steht das wohl älteste Exemplar der Welt eines 'Dracaena draco', der 1.000-jährigen Drachenbaum "Drago Milenario". Er misst sechs Metern im Umfang und bringt es auf eine Höhe von siebzehn Metern. Nun ein Baum, ist er ja nicht wirklich, sondern ein Agavengewächs, welches auch keine Jahresringe ausbildet.
Bei einem "Barraquito" - einem doppelten Espresso, Likör 43, Orangenschale, mit süßer Kondensmilch, Milchschaum sowie einer Brise Zimt - geniessen wir die wundervolle Aussicht auf den kleinen Ort Garachico. Die noch immer sichtbaren Lavaströme aus dem Jahr 1706 lassen uns die Ausmasse und Kraft der Vulkanausbrüche erahnen und uns staunen, dass die Menschen trotz allem hier immer wieder einen Neuanfang wagen.
Während Fahrt zurück zum Hotel über Santiago del Teide lassen wir schon einmal den Blick zur Steilküste schweifen, die wir am morgigen Tag besuchen werden.

Sonntag, 8. März 2020 Das Bergdorf Masca und Verbrüderung mit den Piraten

Fast die gesamte Reisegruppe wollte sich heute mit auf den Ausflug zu den romantischen Bergdörfer begeben. Schon die Anfahrt zu dem winzigen Dorf Masca war ein Erlebnis für sich. Mit grossem Vertrauen in die Fahrkünste unseres Fahrers bewältigten wir die 8 steilen Kurven, die in die Schlucht zum Ort hinabführten. Mehr als einmal hielt der ein oder andere die Luft an, wenn der kleine Bus scheinbar auf den Abgrund zufuhr. Heute hatten die Plätze in den ersten Reihen wirklich ein Plus an Abenteuerfeeling. Wie aus der Zeit gefallen wirken die Steinhäuser und zeigen deutlich wie schwer, das Leben hier sicher auch noch in den 80er Jahren war, bevor die asphaltierte Strasse den Zugang erleichterte. Nur der Souvenirladen und kleinen Restaurants bringen uns ins Jahr 2020 zurück.
Auf der Weiterfahrt scheint es so, als würden all unsere Fotos am Ende der Rundreise nur Schluchten und gigantische Ausblicke festgehalten haben, aber wir können uns einfach nicht sattsehen an all den hoch aufragenden Bergen und tief eingeschnittenen Tälern der Insel. Manchmal soll man von den Bergrücken die Nachbarinseln La Gomera und La Palma erkennen können, vor uns verstecken sie sich im Dunst, der Ausblick war jedoch nicht weniger spektakulär.
Im Örtchen Garachico angekommen, blicken wir heute an den Lavaströme gen Himmel. Der Hafen wurde vor ca. 300 Jahren von der glühenden Masse unter sich begraben, schuf aber im Gegenzug natürliche Meerwasserbecken, die im Sommer zum Baden einladen. Am heutigen Tag ist der Atlantik zu aufgewühlt, so dass wir vom Baden an dieser Stelle absehen, sondern lieber noch ein wenig durch die kleinen Strassen bummeln, an der kleinen Mühle vorbei, die von der Lava verschont blieb und jetzt unterhalb von Normal Null steht, zum ehemaligen Hafentor, ebenso am Konvent der Franziskanerinnen vorbei, in welchem auch heute noch Nonnen in strenger Klausur leben und deren Kirche uns einen Moment zum kurzen Innehalten einlud.
Nach soviel Geschichte freuten wir uns nun auf unsere Schifffahrt mit dem Segelschiff "Flipper Uno" an der Küste Teneriffas entlang. Schon die Ankunft des Seglers in den Hafen war ein Erlebnis, dramatisch untermalt durch die Musik aus "Fluch der Karibik". Wer denkt da nicht, dass gleich Jack Sparrow vor einem auf den Planken landet. Wir sicherten uns die wenigen Schattenplätze im hinteren Bereich des Schiffes, genossen die warmen Sonnenstrahlen und das Umsorgen der Crew. Getränke wurden gereicht, erste Fotomotive gesucht und schon wurde es unruhig um uns herum, denn es wurden Delfine gesichtet. Eine Weile begleiteten uns diese neugierigen, eleganten Säugetiere, bevor wir selbst vor atemberaubender Kulisse der Steilküste von Los Gigantes ins Wasser springen konnten. Einige Gäste nutzten die Gelegenheit für einen Sprung mit dem Trapez in die erfrischenden Fluten des Atlantiks. Mit einer leckeren Paella und einem Schluck wärmenden Piratenschnaps im Bauch schipperten wir wieder zurück in den Hafen, wo unser Busfahrer schon auf uns wartete. Wenn wir nur fünf Minuten später eingelaufen wären, hätte der Karnevalsumzug unsere Abfahrt für zwei Stunden unmöglich gemacht. Obwohl wir gern ins Hotel fahren wollten, wäre dieser Umzug sicherlich auch ein unvergessliches Ereignis gewesen, welches wir so zumindest noch am Rande aus den Augenwinkeln erspähen konnten.

Montag, 9. März 2020 Auf zum Vulkan Teide und zur Weinverkostung!

Nur ungern trennten wir uns vom Frühstücksbuffet, welches uns immer so verführerisch anlachte. Doch auf die Rundfahrt wollten wir ja auch nicht verzichten, zumal wir heute hoch hinaus wollten. Mit vielen Stopps auf unterschiedlicher Höhe bereitete uns unsere lokale Reiseleiterin Gisela langsam auf den Anstieg vor, zuerst auf dem etwa 1.400 Metern gelegenen Vilaflor. Der Ort bietet einen tollen Panoramablick auf den Teide, der sich uns in seiner ganzen Schönheit in gleissendem Sonnenlicht präsentierte. An anderer Stelle warteten die kanarischen Kiefern, alte Lavafelder, groteske Gesteinsformationen darauf, auf dem Bild festgehalten zu werden. Während der Fahrt erfuhren wir informatives über den mit 3.718 Metern höchsten Berg Spaniens, über die Lavaausbrüche im Laufe der Jahrhunderte und geologische Besonderheiten der Vulkaninsel. Der oft schneebedeckte Pico del Teide gilt als aktiver Vulkan, der bis zum Kraterrand bestiegen werden kann. Wir nutzten die seit 1971 fahrende Teide-Seilbahn, den "Teleférico de Teide", um auf 3.555 m zu gelangen, also fast bis zum Gipfel. Ein grandioser Ausblick auf den gesamten Kraterkomplex mit seinem 17 km Durchmesser Kessel aus dem sich der Stratovulkan Teide erhebt, liegt zu unseren Füßen. Dort unternahmen ein paar ganz abgehärtete einen Rundgang mit Gisela. Doch der kalte Wind trieb nach und nach alle wieder hinab zur Basisstation, wo ein warmer Kaffee im Bistro wartete.
Nach der Durchfahrt des riesigen Kraters, der Caldera "Las Cañadas" speisten wir mit Blick auf den erst 200.000 Jahre jungen El Pitón, den Gipfel des Pico del Teide.
Am Nachmittag wartete eine exquisite Weinprobe in der kleinen Weinkellerei "Bodega Reverón" auf uns. Inhaberin Donna nahm uns humorvoll mit auf eine Entdeckungsreise zur Geschmackserkennung eines guten Weines. Abgerundet wurde dies durch kleine Köstlichkeiten aus Ziegenkäse und Chorizo-Wurst. Das Weinanbaugebiet Tacoronte / Acentejo liegt nahe am Vulkan und lebt von dessen fruchtbarer Erde. Aber wie alle Insulaner hadern auch die Weinbauern derzeit mit dem Wettergott. So wundervoll wir den Sonnenschein empfinden, so sehr erwartet man hier den schon lang ausgebliebenen Regen.
Mit einigen Weinflaschen im Gepäck geht es weiter bergab, um noch ein wenig im Hotel zu entspannen oder den Sonnenuntergang an der Strandpromenade zu geniessen.

Dienstag, 10. März 2020 Der grüne Norden Teneriffas

Über die Nordautobahn gelangen wir schnell nach Santa Cruz de Tenerife, einer der beiden kanarischen Hauptstädte (neben La Palma de Gran Canaria). Zuerst begaben wir uns zum Mercado de Africa, einem Marktplatz mit schönem Patio und den verschiedensten kanarischen Spezialitäten. Neben dem Fischmarkt, verführt die Bäckerei mit süssen Leckereien und der Blumenhändler preist seine bunte Vielfalt an. Eigentlich wollten wir noch ein wenig verweilen und dem bunten Treiben zuschauen, jedoch auch der größte und schön gestaltete Platz auf den Kanaren, der Plaza de España, wartete auf uns. Der sich daneben befindende übergroße Schriftzug "Santa Cruz" wurde nicht nur für uns zum Treffpunkt, sondern gern auch als Fotomotiv genutzt.
Noch ein kurzer Stopp am Hafen und danach wollten wir ihn endlich sehen: den goldene Sand von Las Teresitas. Der Playa de Teresitas liegt ganz im Nordosten der Insel, in der Nähe von San Andres. Auch wir staunten über den hellgelben Sand, der hier in den 1970ern aus der Sahara angehäuft wurde. Die ringsherum gepflanzten Palmen vervollständigen den paradiesischen Anblick. Wir bummeln ein wenig am Strand entlang, hatten uns aber entschlossen erst nach der Mittagspause beim nächsten Halt die Badesachen auszupacken. So fuhren wir weiter durch das Anagagebirge über eine kurvige, enge Serpentinenstrasse hinab in den kleinen Ort Taganana (bedeutet soviel wie "von Bergen umgeben"), wo wir in der Casa Africa wieder typisch zu Mittag aßen. Doña Africa (dies ist im übrigen ein oft vorkommender Frauenname), eine Institution hier im Ort, bekocht nicht nur Touristen, sondern vor allem die Einheimischen, die so wie wir gern bei ihr frischen Fisch und die beste Mojo-Sosse, die ich je gegessen habe, probieren.
Nur unser Sprung in den Atlantik und die erhoffte Abkühlung viel sprichwörtlich ins Wasser. Durch die Flut war der Ozean so weit angestiegen, dass kein Strand mehr auszumachen war und über die grossen Stein wollte keiner zum Wasser kraxeln. Nun ja, nass wurden einige von uns doch, nämlich diejenigen die für ein tolles Foto kurzzeitig die schäumenden Wellen vergaßen.
Mit Blick auf zwei unterschiedliche Vegetationsformen verließen wir den charmanten Ort, fuhren durch den dichten Mercedeswald, hielten an den Aussichtspunkten Cruz del Carmen und Pico del Ingles, und gelangten am frühen Nachmittag in die ehemalige, 1496 gegründete, Hauptstadt La Laguna, die eigentlich San Cristóbal de La Laguna heißt. Die alte Universitätsstadt liegt nach Angaben von Gisela meist umhüllt von Nebelschwaden und ohne Jacke ist ein Besuch weniger empfehlenswert. Wir hingegen wandelten bei strahlendem Sonnenschein durch die Gassen der zum Weltkulturerbe gehörenden Altstadt, bewunderten die Kathedrale, die zauberhaften Innenhöfe und lauschten der Liebesgeschichte einer Nonne zu einem jungen Weltlichen.
Bevor wir voller neuer Eindrücke in unser Hotel zurückkehrten, verweilten wir auf einer Anhöhe mit Blick auf Las Americas und sagten Adieu zu Teneriffa mit einem Schluck des superben, fruchtigen Weines aus der Bodega Reverón, welchen mir Donna für die Gruppe zum Abschied mitgegeben hatte.

Mittwoch, 11. März 2020 Fährüberfahrt nach La Gomera & Valle Gran Rey

Am Morgen starteten wir vom Hafen Teneriffas mit der Fähre nach La Gomera, unserer zweiten Insel der Kanaren-Rundreise. Eine knappe 3/4 Stunde wehte einigen die Seeluft um die Nase oder andere saßen bei angeregten Gesprächen zusammen.
Am Kai von San Sebastian erwartete uns bereits der Eberhardt-Reisebus und unsere freundliche lokale Reiseleiterin Andrea, die schon knapp 30 Jahre auf La Gomera lebte. Bei einem kurzen Stopp im Hotel, welches zentral genau in der Fussgängerzone des Ortes liegt, verstauten wir das Gepäck und brachen zum Ausflug ins Palmental Valle Gran Rey auf.
Diverse Fotostopps mit fantastischen Ausblicken, wie der am Roque de Agando, liessen uns ins Schwärmen geraten. Aber natürlich tauchten dabei auch Fragen auf, wie z.B. solche Felsspitzen mit in den Himmel ragenden Gesteinsformationen entstehen. Unsere sehr versierte Reiseleiterin erklärte uns, dass bei Ausbrüchen der Vulkane, hier das härtere vulkanische Gestein, namens Phonolith im Vulkanschlot erstarrte. Das Gestein, welches das Phonolith umgab, setzte sich aus weicheren Schichten zusammen und wurde im Laufe der Jahrhunderte durch Erosion abgetragen, so dass nur der ausgehärtete ehemalige Vulkanschlot las bizarre Formation zurückblieb. Auf der Spitze soll ein Heiligtum der Gomeros, der Ureinwohner gefunden worden sein, ebenso wie auf dem Tafelberg 'La Fortaleza de Chipude'.
An der kleinen Wallfahrtskirche San Francisco de Asis in Igualero mit dem Denkmal für die Pfeifsprache "El Silbo Gomero" verbrachten wir ebenso einen Moment wie in den Töpferwerkstätten der Einheimischen von Chipude, dem ältesten Ort der Insel und mit 200 Einwohnern schon fast belebt zu nennen. Chipude, dessen alter Namen Tecomadá von den Einheimischen noch genutzt wird, wurde besonders seines fruchtbaren Bodens sowie seiner exponierten Lage wegen geschätzt. Neben Keramik wird hier aber auch der berühmte Palmenhonig, oder richtiger Palmensirup hergestellt. Einige von uns nahmen ein paar Kostproben mit, besuchten eine der zwei Bars und genossen die klare Bergluft bei einem Glas frisch gepressten Orangensafts.
Gegen Mittag schlängelte sich unser Bus durch das Palmental nach Valle Gran Rey, dem Tal des grossen Königs. Die Legende besagt, dass im Valle Gran Rey 1488 der Aufstand der Gomeros gegen den Konquistadoren Hernán Peraza "dem Jüngeren" geplant wurde. Auf einem Felsen mitten im Meer dem Land vorgelagert, trafen sich die Aufständischen und wollten mit dem Tod von Peraza ihre Insel von den Besetzern befreien. In den 1970er Jahren dann als Hippie-Hochburg bekannt geworden, entwickelte es sich in den letzten Jahren zu einem beliebten kleinen Touristenort. Und wir probierten hier in den netten Restaurants bei strahlendem Sonnenschein die ausgezeichnete lokale Küche.
Ein schöner erster Tag auf der "wildesten" Insel der Kanaren ging langsam zu Ende und er klang bei einem gemeinsamen Abendessen im Hotel aus. Hier trafen wir noch eine zweite Eberhardt-Gruppe, die zum Wandern auf La Gomera unterwegs war.

Donnerstag, 12. März 2020 Inselrundfahrt auf La Gomera – Fährüberfahrt nach La Palma

Der heutige Tag sollte uns vor allem die wilde Seite von La Gomera näher bringen. Von der Inselhauptstadt San Sebastian fuhren wir am Rande des Nationalpark Garajonay mit seinem einzigartigen Lorbeerwald entlang als erstes zum Dorf Agulo. Dort spazierten wir mit Andrea durch das Örtchen zur weißen Pfarrkirche San Marcos, die der Architekt Pintor y Ocete im maurischen Stil erbaute. Leider konnten wir keinen Blick ins Innere werfen, um die Christusfigur des lokalen Künstlers Perez Donis zu sehen. Auch die Schule liessen wir nicht aus, wo ein Unterrichtsfach auch die Pfeifsprache Silbo ist. Eine Kostprobe dieser Verständigungsart wurde uns nach dem Mittagessen im Restaurant "Mirador de Abrante" dargeboten. Am Schluss konnten auch wir schon einiges verstehen - sagen wir mit etwas Hilfe unserer Souffleuse Andrea...
Aber nicht nur dies bereicherte das Mittagessen, sondern auch der atemberaubende Standort des Restaurant. Auf einer gläsernen Plattform kann man in 600 Meter Tiefe blicken, wirklich nur etwas für Schwindelfreie. Gestärkt fuhren wir nun zum Besucherzentrum "Juego de Bolas", welches ganz in der Nähe von Las Rosas liegt und Informationen zum Nationalpark Garanjonay bietet.
Auf der Rückfahrt nach San Sebastian nahmen wir uns die Zeit, ein wenig durch den zum UNESCO-Welterbe erklärten Lorbeerbaum-Wald zu schlendern. Sonnenstrahlen scheinen durch die Äste und die mystische Stimmung wird durch die flatternden Bartflechten und das von den Baumstämmen herabhängende Moos verstärkt. Am Schluss der kleinen Wanderung pflegten wir unsere eingeführte Tradition und erhoben ein kleines Gläschen "Gomerón" auf La Gomera und Andrea mit dem spanischen Trinkspruch "Arriba, abajo, al centro pa' dentro!"
Leider ging unser Besuch auf La Gomera viel zu schnell zu Ende. Auf den Spuren Christoph Kolumbus' wandelnd, entdeckten die Gäste bei einem kleinen Stadtbummel das alte Zollhaus, den sagenumwobenen Brunnen sowie die Pfarrkirche Nuestra Señora de la Asuncion. Bevor wir allerdings wirklich Abschied nahmen, genossen wir im Restaurant "Capricho" in der Nähe des Fährhafens ein typisches Tapas-Menü zu Abend. Es war alles so lecker, dass man sich wünschte, man wäre nicht so schnell satt. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt mit der Fähre erreichten wir zufrieden, aber müde unser Hotel auf La Palma.

Freitag 13. März 2020 Der feurige Süden La Palmas – Lava, Land, Leuchtturm und Salz

Erst jetzt am Morgen bot sich die Möglichkeit, unser Vier-Sterne-Hotel einmal in richtig in Augenschein zu nehmen. Ein kleiner Wasserfall plätschert durch den Innenhof und begleitet den Besucher auf seinem Weg zum Restaurant. Entspannter kann ein Tag nicht beginnen.
Um 9 Uhr trafen wir auf unseren lokalen Reiseleiter Rudi, welcher uns sofort mit in die Hafenstadt Santa Cruz nahm, um ein Wahrzeichen der Stadt in Augenschein zu nehmen: eine Reproduktion des Schiffes Santa María mit welchem Kolumbus 1492 in die neue Welt aufbrach. Das Schiff repräsentiert die Seefahrt und erinnert an die, die fortgingen. Denn die Geschichte La Palmas ist wie die anderen Inseln der Kanaren sehr durch die Auswanderer geprägt, die vor allem nach Kuba oder Venezuela gingen. Und außerdem ist das Schiff alle fünf Jahre Schauplatz für die traditionellen Festivitäten des "Diálogo entre El Castillo y La Nave", dem Dialog zwischen der Burg und dem Schiff.
Noch ein kleiner Stadtbummel vorbei am alten Rathaus durch die Einkaufspassage und zur Kirche, aber schon fuhren wir weiter - hinauf zur Keramikwerkstatt „El Molino" von Don Ramón und Vina. Die Werkstatt befindet sich in einer der am besten von noch 10 erhaltenen Windmühlen auf La Palma. Früher wurden dort Weizen, Gerste oder Roggen gemahlen, doch heutzutage werden hier originalgetreue Kopien von Keramiken der Ureinwohner hergestellt. Nicht ein Strich oder Kreis im künstlerischen Design darf verändert werden. Aber wir konnten nicht nur den Künstlern bei der Arbeit zuschauen, sondern auch durch einen wunderschönen botanischen Garten mit einheimischer Vegetation bummeln.
Weiter führte uns unser heutiger Tag zum alten Lavafluss des Vulkan San Martíns und zum „Hausvulkan" San Antonio in Fuencaliente. Bei wirklich fast stürmischen Gegebenheiten, stemmten wir uns gegen den Wind, um einen sensationellen Ausblick auf die Krater zu erhaschen.
Durch Lavagestein führte die Strasse dann hinab zur letzten betriebsfähigen Saline von La Palma. Wer wollte konnte einen kleinen Spaziergang durch die Salinen mit all den kleinen Salzbecken unternehmen oder im dortigen Restaurant eine Kleinigkeit zu Mittag essen. Naja, eigentlich mußte man sich für das eine oder das andere entscheiden, denn das Personal des Restaurants war nicht in die Länge unserer Pause eingeweiht...
An der Küste ging es jedoch nicht nur um Meersalz, sondern hier trafen wir wieder auf die kanarischen Bananen. Grüne Felder mit den fast zwei bis drei Meter hohen Stauden soweit das Auge reichte. Erstaunlich, dass auf den regenarmen Inseln, eine Pflanze kultiviert wird, die an sonnigen Tagen oft mehr als 20 Liter Wasser pro Tag verbraucht. Ob es da in der Zukunft ein Umdenken geben wird oder muss?
Zum Abschluss des Tages begaben wir uns noch auf einen kleinen Rundgang im Nationalpark "Caldera de Taburiente" und traten dann den Heimweg zu unserem Hotel an.

Samstag 14. März 2020 Der Norden La Palmas & Flug nach Gran Canaria

Auch heute erwartete uns wie all die Tage vorher schon, ein reichhaltiges Frühstücksbuffet mit allem, was das Herz begehrte.Als Highlight des Tages stand das Sterne-Observatorium von La Palma auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin besuchten wir noch auf der Ostseite der Insel das "Real Santuario Insular Nuestra Señora de las Nieves", das königliche Inselheiligtum von dem aus "Unsere Liebe Frau vom Schnee" als Schutzpatronin über La Palma wacht. Schon seit über 500 Jahren wird sie verehrt und bereits seit 1680 alle fünf Jahre mit der "Umzug der Jungfrau" prunkvoll gefeiert. Ein kurzer Stopp am Aussichtspunkt "Mirador de los Adenes" zeigte, dass wir uns bereits über den Wolken befanden.Während der Auffahrt zum Sterne-Observatorium führte uns Rudi in die Arbeit des
Observatoriums als auch in die Astrophysik ein. Für die Auswahl des Standorts La
Palma spielte die saubere Luft, ein fast das ganze Jahr über wolkenloser Himmel
und das Fehlen von Lichtverschmutzung eine Rolle. Die Innenbereiche der
Observatorien sind für uns nicht zugänglich. Wir bleiben bei den nicht minder
beindruckenden Felsformationen des 'Roque de los Muchachos' auf einer Höhe von
2.426 m über dem Meeresspiegel und betrachten voller Ehrfurcht nicht nur das
Observatorium zur Beobachtung der Himmelskörper, sondern vor allem den
Wolkenteppich, der sich unter uns in der bizarren Landschaft ausbreitet.Beeindruckt von soviel Schönheit sitzen wir im Bus, fahren durch Kiefernwälder hinab
nach Punta Gorda, wo wir in einem urigen Innenhof eines Restaurant kanarische
Salzkartoffeln, Ziegenkäse mit Avocados oder gebratenes Zicklein probieren konnten.
Mit vielen tollen Eindrücken erreichten wir nochmals unser Hotel, von wo wir nach dem Abendessen aus in Richtung Flughafen starteten. Mit einem zweimotorigen Propellerflugzeug dauerte der Flug nur knapp 30 Minuten und brachte uns am späten Abend zu unserer letzten Insel, nach Gran Canaria.

Sonntag 15. März 2020 Freizeit auf Gran Canaria

Heute holte es uns endgültig ein - Covid19, die letzten Tage verdrängten wir es, genossen die Urlaubsstimmung und die schöne Reise von Insel zu Insel.
Im Hotel und von unserer lokalen Reiseleitung über die neuesten Regelungen informiert, blieb uns nichts anderes übrig als uns im Gebäude aufzuhalten. Noch war der große Poolbereich geöffnet, genauso wie die Dachterrasse, die uns sehnsüchtig zu den Sanddünen am Strand blicken lies.
Wir machten das Beste daraus, entspannten am Swimmingpool, lasen, ruhten uns nach den ereignisreichen Tagen der letzten Woche aus, vertraten uns die Beine beim Bummeln zum Supermarkt über der Strasse und langten reichlich am Abendbuffet zu.

Montag, 16. März 2020 Vortrag über Gran Canaria & Spanischkurs für Anfänger

Unsere sympathische Reiseleiterin Anita empfing uns nach dem Frühstück zu einem kleinen kulinarischen Ausflug durch Gran Canaria. Wenn wir schon nicht herumfahren konnten, lernten wir die Insel zumindest anhand der Landkarte, kleinen Anekdoten und den von Anita mitgebrachten Leckereien kennen. In dieser lustigen Runde vergass man für ein paar Augenblicke die derzeitige Situation.
Am Nachmittag versammelte sich unsere Eberhardt-Gruppe wieder zur Lagebesprechung, zum Informationsaustausch und einem kleinen Kurs der spanischen Sprache. Wichtige Phrasen zum Überleben in einem spanisch-sprechenden Land wurden fleissig geübt und Hemmungen abgebaut. Bereits zum Abendessen traute sich der ein oder andere das Erlernte anzuwenden. Meistens hat es auch geklappt und das Gebrachte war auch wirklich das Bestellte ;-)

Dienstag, 17. März 2020 Vortrag über Costa Rica und Lateinamerika

Schon seit dem gestrigen Tag war der Pool geschlossen, der Bewegungsraum immer eingeschränkter. Trotz allem traf sich unsere Gruppe zweimal am Tag zu einer kleinen Besprechungsrunde.
Um die Zeit zu Verkürzen gab es heute einen kleinen Vortrag über meine zweite Heimat Costa Rica. Zehn Jahre hatte ich dort gelebt und gearbeitet. Da die Kanaren soviel mit Lateinamerika gemeinsam haben, bot sich ein gedanklicher Ausflug dorthin förmlich an.
Am Nachmittag überraschte uns das Hotel mit einem Glas Sekt und so verbrachten wir plaudernd die letzten Stunden auf Gran Canaria. Hoffen wir Alle, dass wir irgendwann in der Zukunft nochmals die Möglichkeit erhalten, die Schönheiten dieser Insel erkunden zu können.

Mittwoch, 18. März 2020 Rückflug nach Deutschland

Am Vormittag fuhren wir eine Stunde eher als geplant zum Flughafen. Menschengewimmel und Stimmengewirr bewiesen, dass die vorzeitige Ankunft die richtige Entscheidung war. Als Gruppe zusammenbleibend, schafften wir den Check-In und passierten ohne Probleme die Sicherheitskontrollen.
Nach 5 Stunden Flug landeten wir müde, aber froh wieder in heimatlichen Gefilden.
Fazit: Wir haben jeden Augenblick genossen, und vielleicht war dies unsere - für lange Zeit - letzte Reise, die wir so unbeschwert verbringen konnten.
Bleiben Sie gesund und passen Sie auf sich auf! Es war mir eine Freude, mit Euch/ Ihnen zu reisen.
Eure RGL Sabine

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