Reisebericht: Rundreise Marokko und Andalusien – Auf den Spuren der Mauren

13.10. – 24.10.2022, 12 Tage Rundreise Marrakesch – Atlasgebirge – Casablanca – Rabat – Meknes – Fes – Ronda – Sevilla – Cordoba – Granada – Malaga


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Endlich dürfen wir nach der langen Corona-Zeit wieder in wohl eines der schönsten Länder Nordafrikas fahren. Die Marokkaner, freundlich wie immer schon, haben die schwierige Zeit überstanden und freuen sich auf uns. Wir reisen mal wieder auf den Spuren der Mauren und können die kunstvollen Hinterlassenschaften ihrer Blütezeit hautnah betrachten und erleben, auch in ihrer Wahlheimat Andalusien, das immer eine Reise wert ist.
Ein Reisebericht von
Gina Egenolf
Gina Egenolf

Donnerstag, 13.10.2022: Anreise nach Marrakesch

Fast alle aus der Gruppe treffen sich am Flughafen von Frankfurt, außer die Gäste aus Berlin.
Es ist hier heute einiges los, fast wie vor den Corona-Zeiten. Alle sind pünktlich und auch unser Flugzeug, welches uns nach Marrakesch bringt. Der Flug ist heute ein wenig unruhig aber schließlich landen wir und das Abenteuer Marokko kann beginnen.
Auch die Schlange bei der Einreise ist bald überwunden und das Gepäck ist inzwischen auch schon da.
Wir tauschen alle noch ein wenig Euro in Dirham, der Landeswährung. In der Empfangshalle dieses verhältnismäßig neuen Flughafengebäudes treffen wir unseren lokalen Reiseleiter Mohammed. Er begleitet uns bis zu unserem Hotel in einem neuen Stadtviertel Marrakeschs. Später treffen wir uns zusammen mit den Gästen, welche aus Berlin gekommen sind, zu einem ersten Pfefferminztee und der Begrüßung in einem der Säle im Erdgeschoß. Hier ist es schon ein wenig wärmer als in Deutschland und wir genießen diese Temperaturen.
Am Abend am Buffet des Hotels bekommen wir einen kleinen Überblick über das Speisenangebot des Landes. Marokko soll eine der besten Küchen Nordafrikas, wenn nicht gar der orientalischen Welt haben. Uns schmeckt es jedenfalls und wir freuen uns auf Weiteres.

Freitag, 14.10.2022: Marrakesch, die Perle des Südens

Nach einem reichhaltigen Frühstück starten frühzeitig zu unserer Besichtigung der Königsstadt
Marrakesch. Wir fahren mit unserem Fahrer Mohammed (wir nennen ihn Mohammed 2.) in Richtung Medina. Auf unserem Programm stehen als erstes die "Saadier-Gräber". Die Saadier welche sie hinterließen waren eine Dynastie von Mitte des 16. bis Mitte des 17.Jahrhunderts. Sie eroberten die portugiesischen Besitzungen an der Küste zurück und kontrollierten die berüchtigte mittelalterliche Goldroute von Marokko nach Westafrika, was ein sehr einträgliches Geschäft bedeutete. Die Gräber wurden im 20.Jahrhundert durch Zufall entdeckt und können heute besichtigt werden. Jetzt am Morgen sind wir die erste Gruppe und es ist nicht ganz so voll wie am Nachmittag. Wir nehmen Fühlung auf mit dieser interessanten Kultur, die durch verschiedene Dynastien der Araber und der Berber, welche man hier „Amazighen“ nennt, geprägt wurde. Auch wurde dieses kulturelle Wissen durch diese von der arabischen Kultur und dem Islam beeinflussten Völker weitergetragen nach Andalusien, unser Reiseziel nach Marokko.
Weiter geht es durch die Altstadt welche langsam erwacht ist zu einem beispielhaften Wohnpalast, dem Palais Bahia. Man betritt diesen Wohnpalast durch einen sich mehrfach windenden Gang und am Ende wartet ein
Riad, ein Garten. Diese Baustruktur schafft Kühle im immer heißen Sommer und Geborgenheit im Winter. Kein Laut dringt hier nach Draußen. Die "Nicht-Sichtbarkeit" des Reichtums in der Öffentlichkeit sollte Neid und Missgunst bei den Ärmeren verhindern. Ob sich "Bahia", welche die Lieblingsfrau des Besitzers und Namensgeberin des Palastes war, hier wohl gefühlt hat? Wir jedenfalls bewundern die Bau- und Dekorationselemente aus denen der marokkanische Stil besteht: Mosaikfliesen (vorher gebrannt und zusammengesetzt aus vielen Mosaiksteinchen) kunstvolle Muster formen, Stuckatur und bemalte Holzdecken.
Die Räume gruppieren sich um einen kleinen Garten der einen Springbrunnen in der Mitte hat. Dieser Palast ist eine der vielen Oasen welche sich in Marrakesch in der Altstadt befinden – nicht sichtbar für die Außenwelt. Aus den bis zum Boden gehenden Fenstern konnten die Frauen des Harem im Liegen in den Garten schauen, denn man saß und lag auf niedrigen Kissen oder Matratzen. Stühle wie wir sie kennen waren nur als Thronsessel bekannt.
Weiter geht es in ein ehemaliges Wohnhaus und heutiges Museum: das "Dar-Si-Said" Museum. Hier können wir das Kunsthandwerk der verschiedenen Berberstämme Marokkos betrachten.
Über 300 unterschiedliche Stämme gibt es in Marokko, die zu 3 großen Sprachgruppen gehören. Bunt sind die Kleider und auch die Teppiche. Jede Frau musste früher vor ihrer Ehe einen Teppich knüpfen oder weben, welchen sie mit in die Ehe brachte. Die Muster und Naturfarben haben sich gut erhalten. Die Farbenvielfalt ist unglaublich und jedes Muster erzählt eine Geschichte. Jetzt aber brauchen wir alle eine Pause und wollen das mit einem Mittagessen verbinden. Wir laufen durch die Medina in Richtung "Platz der Gaukler", dieses von der UNESCO geschützten Platzes. Es handelt sich um einen der wenigen historischen Plätze der islamischen Welt. In der Nähe gibt es in einem Restaurant welches Mohammed empfiehlt ein typisch marokkanisches Mittagessen, z.B. die berühmte „Tajine“, ein Schmorgericht mit verschiedenen Fleischsorten und Gemüse oder die „Pastilla“, eine Fleischpastete mit süßen und Mandelaromen. Sehr ungewohnt für den deutschen Gaumen aber allen schmeckt es. Dann laufen wir weiter über den Souk, was einfach Markt bedeutet. Die unterschiedlichsten Waren werden angeboten, meistens für die Touristen. Zwischen Kitsch aus China gibt es wirklich schöne, geschmackvolle Handwerkskunst, die auch ihren Preis hat. Wir kommen in den Souk der Schmiede, welche wohl heute weniger arbeiten, da Freitag, der Feiertag der Muslime, ist. 95 % aller Marokkaner bekennen sich zum Islam und das Freitagsgebet ist das wichtigste in der Woche.
Zum Ende unserer Besichtigung geht es zu einer amüsanten Vorführung von Naturheilmitteln und Gewürzen. Besonders Safran und das Arganöl werden als Heilmittel und Kosmetikprodukt gepriesen. Argan Bäume wachsen nur in Marokko im Süden entlang der Atlantikküste. Das Öl wird als Nahrungsmittel und Schönheitsprodukt verwendet und hilft so gegen oder für Alles. Es gibt hier auch nette Mitbringsel für die Lieben zuhause. Anschließen müssen wir uns erst einmal ein wenig ausruhen und alle kommen mit in unser Hotel.
Später fahren wir noch einmal in Richtung Gauklerplatz. Wir wollen uns auch noch eines der wichtigsten Gebäude der Stadt, die "Koutoubia-Moschee" von außen ansehen. Wir spazieren entlang einer Blickachse in Richtung dieser Moschee. Die Almohaden, die sog. Einheitsbekenner, prägten den typisch marokkanischen Baustil. Yacoub-el-Mansour, der Erbauer, schuf damit sich und seiner Berberdynastie ein Denkmal. Wir werden ihm auf der weiteren Reise noch 2-mal begegnen.
Am Gauklerplatz haben sich inzwischen viele Essensstände etabliert. Es gibt so exotische Angebote wie Schnecken und Hammelköpfe. Aber auch verschiedene Grillgerichte und sonstiges wie Gemüse sind zu haben. Junge Männer versuchen Kunden durch besondere Angebote anzulocken. Schade eigentlich, dass wir in einem Restaurant essen werden. Dort im Restaurant „Baraka“ (bedeutet Segen) finden wir uns denn auch alle ein und speisen dort zu Abend. Es gibt Musikuntermalung der Gnaoua-Musiker und dann tritt auch noch eine Bauchtänzerin auf. Schließlich kehren wir in unser Hotel zurück, denn morgen haben wir wieder viel vor.

Samstag, 15.10.2022: Tagesausflug in das Atlas–Gebirge

Heute wollen wir einen Ausflug in den Hohen Atlas machen. Die Stadt Marrakesch liegt ja am Fuß dieses ca. 300 km langen Gebirgszuges welcher sich quer durch das Land erstreckt. Wir sehen von der Ferne, dass dort schon der erste Schnee gefallen ist. Das Gebirge spielt eine wichtige Rolle für Marokko, ist es doch in normalen Jahren Wasserlieferant, besonders im Frühjahr nach der Schneeschmelze. Auch ist es Heimat der Schleuh-Berber wie man diese Stammesgruppierung nennt. Das Land Marokko besticht nicht nur durch seine Naturvielfalt, sondern auch durch die verschiedenen Lebensformen welche sich in einer manchmal auch lebensfeindlichen Umgebung behaupten mussten. Die Berber, wie man sie der Einfachheit halber nennt, lebten bis vor Kurzem noch ohne Strom und teilweise auch ohne Straßen. So ist das Gebirge mit zahlreichen Wegen durchzogen, auf denen heute auch Wanderer ihren Urlaub verbringen. Infrastruktur, wie Schulen oder Krankenversorgung haben diese Gebiete erst langsam erreicht. In den letzten Jahrzehnten aber wurden Anstrengungen unternommen, die Bedingungen für die Menschen zu verbessern.
Wir fahren in das Ourika-Tal, welches eines der bekannten Täler des Hohen Atlas ist. Auch einige Europäer haben sich hier zusammen mit Marokkanern angesiedelt und eine Existenz aufgebaut. Es gibt Safran-Gärten und kleine Hotels und Geschäfte. Einer der bekanntesten unter ihnen ist wohl Andre Heller, der hier mit seinem Garten „Anima“ ein kleines Paradies geschaffen und sich künstlerisch verwirklicht hat. Wir halten an einem Haus der Einheimischen und für uns wird von der Frau des Hauses eine marokkanische Teezeremonie veranstaltet. Wir bekommen frisch zubereiteten Pfefferminztee, Olivenöl, selbst gemachte Butter und Brot.
Wir dürfen uns auch im Haus umsehen und das kleine Hamam und die Küche bewundern. Es ist erstaunlich mit welch einfachen Küchenutensilien ein Essen zubereitet werden kann. Es gibt ein Leben ohne Mikrowelle, Thermomix und Kochfeld. Allerdings braucht alles seine Zeit. Einen Geschirrspüler gibt es ebenfalls nicht.
Weiter durch das Ourika-Tal fahren wir vorbei an vielen im Moment noch geschlossenen Straßenrestaurants und halten vor dem Ort Setti-Fatima. Er ist ein Ausgangsort für Trekkingtouren und Ausflugsziel für marokkanische Familien am Wochenende. Oftmals wird solch ein Besuch auch Verbunden mit der Verehrung von Heiligen. Heiligengräber befinden sich im ganzen Land, wie auch in Setti Fatima. Man erhofft sich durch Spenden für diese Heiligen oftmals Linderung von Krankheiten oder die Erfüllung eines Kinderwunsches. Wir laufen ein Stück zu Fuß um ein wenig Natur zu schnuppern. Auch die Menschen hier sind oftmals zu Fuß oder auf dem Fahrrad unterwegs. Für weitere Strecken fährt man mit einem Sammeltaxi, deren Fahrer auch manchmal einen etwas verwegenen Fahrstil haben. Unser Fahrer Mohammed allerdings ist die Ruhe in Person und wir fühlen uns mit ihm sehr sicher. Er bringt uns denn auch zu unserem Restaurant mit einer schönen Terrasse. Hier essen wir zu Mittag und es schmeckt wieder hervorragend.
Am späten Nachmittag sind wir wieder in unserem Hotel und können noch ein wenig entspannen oder noch einmal in die Medina fahren, was auch einige machen.

Sonntag, 16.10.2022: Casablanca mit Großer Moschee – Hauptstadt Rabat

Heute brechen wir frühzeitig auf, da wir ein Stück Strecke zurücklegen wollen. Wir fahren direkt auf die Autobahn in Richtung Casablanca. In El Jadida, eine Stadt am Meer, ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die Wasserzisterne nicht geöffnet. Auch hat Mohammed unser Reiseführer in Erfahrung gebracht, dass dort in einer Woche eine Messe für Pferde und die Pferdezucht stattfindet, d.h. es wird zahlreiche Prominenz, vielleicht sogar der König Mohammed VI. erwartet. Das geht immer mit vielen Sicherheitsmaßnahmen einher, die man aber vorher nicht in Erfahrung bringen kann. Es ist immer eine der unerwarteten Dinge einer solchen Reise. Da wir aber den Besuch der Moschee Hassan II. in Casablanca nicht auf’s Spiel setzen wollen (auch dort muss man genau zu bestimmten Uhrzeiten eintreffen) entscheiden die beiden Reiseleiter direkt nach Casablanca zu fahren.
In der größten Stadt des Landes angekommen machen wir eine kleine Stadtrundfahrt und sehen einige der wichtigsten Gebäude, welche aus der französischen Protektoratszeit stammen. Leider sind die Art-Deco-Bauten in keinem so guten Zustand, hat man doch zu den Franzosen der historischen Zeit ein ambivalentes Verhältnis. Auch gibt es in Marokko kaum praktizierende Christen und so fristet die ehemalige Kirche ein Dasein als Bibliothek. Auffallend sind die großen Wandmalereien moderner Künstler die neuerdings einige Hauswände zieren. Einige sind gelungen und drücken das mit der Zeit gehende moderne Marokko aus.
Wir fahren zur sogenannten Corniche, der Meeresküste mit Strandpromenade und zahlreichen Restaurants und Vergnügungen für Familien. Hier haben wir ein wenig Freizeit, entweder um Mittag zu essen oder ein wenig spazieren zu gehen.
Danach fahren wir zur, zeitweilig nach Mekka, zweitgrößten Moschee des Islam. Imposant sieht sie aus mit ihrem 210 Meter hohen Minarett. Von weitem grüßt der Leuchtturm von Casablanca, welches auch einen großen Kreuzfahrt- und Fischereihafen hat.
Die Moschee wurde teilweise über Wasser gebaut und ist von Weitem sichtbar, besonders wenn der von der Minarettspitze ausgehende Laserstrahl zu besonderen Festtagen in Richtung Mekka zeigt. Wir haben genügend Zeit um die Moschee von außen zu betrachten. Dann geht es hinein und von einem lokalen Führer in der Moschee bekommen wir Erläuterungen zu diesem Bau, der in Marokko nicht unumstritten war. Sie wurde von Spendengeldern der Marokkaner erbaut und das traf bei einigen jungen Marokkanern auf Kritik, da ein großer Teil der Bevölkerung arm ist.
Nach dieser Besichtigung fahren wir in Richtung Rabat, Hauptstadt und Regierungssitz des Landes.
Hier ist unser erstes Ziel der Königspalast, von dem es einen in fast jeder großen Stadt Marokkos gibt. Nun da hier auch die Regierung befindet ist dieser besonders für offizielle Anlässe sehr wichtig. Wir steigen in der Nähe aus und können zu Fuß bis zum Eingangstor laufen. Hier sind Vertreter aller Gattungen der Polizei aufgestellt. Ebenso sieht man die engsten Bediensteten des Königspalastes in ihren weißen Gewändern über das Gelände laufen. Ihre Dienste für den König bleiben innerhalb der Familien und werden auf die Nachfahren weitervererbt. Geheimnisse bleiben so innerhalb der Palastmauern (natürlich im übertragenen Sinne). Mohammed erklärt uns die einzelnen Uniformen der Palastwachen und des Militärs. Danach besuchen wir noch das Mausoleum von Mohammed V. und Hassan II. welches leider seit einigen Tagen geschlossen ist. Es wird gesagt, weil Mohammed V. der sich im Moment wegen einer Erkrankung in Frankreich behandeln lässt, in Rabat weilt. Manchmal soll er an die Gräber seiner Vorfahren kommen um zu beten.
Leider können wir deshalb das Innere nicht besichtigen, aber trotzdem ist der Besuch interessant, befinden wir uns doch auf dem Gelände der unvollendeten Moschee von Yacoub-el-Mansour aus dem 12.Jahrhundert. Säulenreste zeugen von den gewaltigen Ausmaßen dieses Moscheebaus.
Danach geht es zu unserem Hotel in der Neustadt von Rabat gelegen.

Montag, 17.10.2022: Rabat – Meknes – Fes

Heute nach unserem Frühstück geht die Besichtigung von Rabat weiter. Auf dem Weg zur Kasbah de Oudaya halten wir an einem Aussichtspunkt mit Blick auf die neuesten Bauten Rabats: das Opernhaus von der bekannten und bereits verstorbenen Architektin Zaha Hadit und den Turm Mohammed VI. Sie sollen die Hauptstadt zu einer Perle der Architektur machen. Sehr elegant wirken die Formen im Morgenlicht.
Wir betreten dann den ältesten Teil der Stadt Rabat durch ein schön restauriertes Sandsteintor. Dahinter liegt eine andere Welt mit kleinen schön geschmückten weißen Häuschen. Ruhig ist es hier heute Morgen und wir werden auf unserem Rundgang nicht gestört. In Ruhe laufen wir durch die Gassen bis zu einer Aussichtsplattform mit Blick zum Atlantischen Ozean. Wir schauen auf den neuen Yachthafen und einen muslimischen Friedhof. Schmuck auf den Gräbern gibt es hier in Marokko erst seit dem 15.Jahrhundert. Auf der anderen Seite können wir zum Mausoleum von Mohammed V. und dem Hassan-Turm blicken. Auch die Nachbarstadt Salé zu der wir blicken profitiert von den Investitionen: der neue Yachthafen ist fertig und neue Wege verbinden die beiden Schwesternstädte. Von der Piratenrepublik "Bou Regreg" des 17. Jahrhunderts ist heute nichts mehr zu merken aber vorstellen können wir uns das beim Blick auf die Weiten des Atlantiks hier von der Terrasse des Cafés.
Wir fahren hinaus aus der Stadt, vorbei an der privaten Königsresidenz mit einem Gestüt und der Münzprägeanstalt Marokkos. Hinter der Stadt beginnen bald die Korkeichenwälder die später in landwirtschaftliche Gebiete übergehen. An einer Tankstelle machen wir eine Kaffeepause und besorgen uns einen Imbiss. Wir fahren durch Olivenhaine und erfahren dabei von der Wichtigkeit des Olivenanbaus für die Stadt Meknes, auch eine der Königsstädte. Hier herrschte der Almohaden-Sultan Moulay Ismail. Er war ein starker Herrscher der Einiges für Marokko schaffte, vor allem eine Neuordnung des Staates und des Militärs. Er war ein Mitglied der derzeit noch herrschenden Dynastie der Alaouiten. Viele Geschichten, erfundene und wahre, gibt es um diesen Zeitgenossen Ludwigs XIV. Wir fahren zu seinem Mausoleum, welches jetzt wieder seit 3 Jahren geöffnet ist und können hier wiederholt das künstlerische Geschick der Handwerker Marokkos bewundern. Auch die Standuhren welche ein Geschenk Ludwigs XIV. an Moulay Ismail waren sind zu sehen. Wir werden später noch die Beschreibungen eines entkommenen Sklaven aus der Gefangenschaft des Sultans hören. Auf alle Fälle schien der Herrscher sich verfolgt zu fühlen, was man aus den vielfachen Schutzmauern der Anlage schlussfolgern kann. Er war wahrscheinlich wirklich nicht sehr beliebt.
Wir laufen gemeinsam zu dem großen Monumentaltor "Bab Mansour", welches im Moment wegen Restaurierung nicht zu sehen ist. Gegenüber befindet sich ein ähnlicher Platz wie in Marrakesch. Hier machen wir eine weitere Pause und wir haben ein wenig Freizeit.
Dann aber zieht uns der Weg nach Fes, in die absolute Favoritin aller Königsstädte Marokkos. Unser erster Halt dort ist der Königspalast. Seine Fassade wurde von den Handwerkern der Stadt Fes im 20.Jahrhundert geschenkt. Der Palast selber ist sehr viel älter. Die Bronze Tore sind mit dem sog. Spinnennetz Gottes verziert und erstrahlen in der Sonne. Wir fahren in Richtung Altstadt und wollen uns die Bronzearbeiten mal von der Nähe anschauen. In der namhaftesten Werkstatt sehen wir uns das Bronzehandwerk genauer an und nutzen es gleich um ein wenig die Atmosphäre der Stadt Fes aufzunehmen. Vom Bab Boujeloud, einem Stadttor mit auf der einen Seite blauen und auf der anderen Seite grünen Fliesen laufen wir in Richtung Medersa „Bou Inania“, eine Koranhochschule. Hier wurde früher der Koran und auch weitere Fächer studiert. Schön sind die Stuckarbeiten, die Holzschnitzereien und die Kalligrafien. Anschließend fahren wir müde und gesättigt von Eindrücken in unser Hotel. Das Abendessen haben wir uns heute redlich verdient.

Dienstag, 18.10.2022: Königsstadt Fes – Blaue Stadt Chefchaouen – Tanger

Nach einem kräftigen Frühstück wartet heute noch einmal die Königsstadt Fes auf uns. Wir fahren als erstes zu einem Aussichtspunkt im Süden der Stadt. Von dort sehen wir den Königspalast, dessen Tore wir gestern schon besichtigt haben. Auch blicken wir von hier auf "Fes-el-Bali" mit der berühmten "Kairouine-Moschee" und dem "Grabmal Moulay Idriss II". Beide Gebäude sind an den grünen Ziegeldächern zu erkennen. Hier nach Fes kommen viele Pilger aus Marokko, um in diesen Gebäuden zu beten.
Nach dem Blick von Oben stürzen wir uns, in das noch verhaltene Getümmel. Die Geschäfte sind teilweise noch zu und es herrscht noch Stille in den Gassen. So können wir ungestört durch diesen Teil der Stadt laufen. Wir betrachten die alten Häuser und gehen in Richtung Moschee und Mausoleum. Beide Häuser sind noch geschlossen. Auch in eine alte Karawanserei, die restauriert wurde, können wir anschauen. Heute haben wieder Händler die Verkaufsräume belegt und die früheren Übernachtungsmöglichkeiten werden als Lager oder Büro genutzt. Einige Lebensmittelgeschäfte die in Fett konserviertes Fleisch oder Süßigkeiten verkaufen sind schon geöffnet. Am "Place Nejarin", sind die Metallarbeiter aktiv. Sie stellen große Schüsseln her, welche gemietet werden können. Am Ende unseres Rundgangs besuchen wir noch die Gerberei und Färberei. Wir bekommen den Prozess der Lederverarbeitung kurz beschrieben und zum Schluss wird gezeigt, wie man die Echtheit von Leder testet: mit dem Feuerzeug. Nun aber gehen wir zum Bus, denn wir haben heute noch einen weiten Weg vor uns. Wir verlassen diese älteste Königsstadt und fahren erst einmal in Richtung Westen. Dann geht die Fahrt in Richtung Rif-Gebirge. An einem Hotel an der Straße gönnen wir uns eine Mittagspause. Weiter geht es durch eine im Moment etwas trockene Landschaft in Richtung Chefchaouen. Diese Region ist vor allem für den Anbau eines Gewächses bekannt, welches besonders bei der Jugend (aber auch bei Älteren) sich heutzutage großer Beliebtheit erfreut und im Moment in Bezug auf seiner Gefährlichkeit und Legalisierung zu Debatten in Politik und Gesellschaft führt: Marihuana. Hier könnte man es erwerben, allerdings illegal. Drogenkonsum und -besitz ist in Marokko verboten!
In einem Kaffee mit einer schönen Aussicht auf Chefchaouen genießen wir noch einen Pfefferminztee. Dann geht die Reise in die heute moderne Stadt Tanger. Von hier wird morgen unser Schiff starten und uns nach Spanien bringen. Wir übernachten in einem neuen modernen Hotel in der Nähe unserer Fährhafens. Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ist nicht mehr aufzuhalten, liegt hier doch der größte und tiefste Containerhafen Afrikas. Dieses Viertel erzählt wenig vom alten Tanger. Gegenüber ist der neue Bahnhof von dem seit einigen Jahren der für Marokko neue Hochgeschwindigkeitszug TGV startet.
Heute bekommen wir das Abendessen mal nicht vom Buffet aber es schmeckt und alle sind zufrieden. Morgen wartet Andalusien auf uns. Genau wie die maurischen Eroberer einst, kommen wir über die Straße von Gibraltar, welche an der engsten Stelle nur 14 km misst.

Mittwoch, 19.10.2022: Fährüberfahrt – Gibraltar – Estepona

Nach einem Frühstück in unserem trendigen Hotel fahren wir mit den beiden Mohammeds noch zum Hafen. Ein wenig Abschiedsschmerz verspüren wir schon, haben uns die beiden doch zuverlässig und mit viel Sachkompetenz ihr Land gezeigt. Dann aber heißt es endgültig Abschied nehmen, denn andalusische Abenteuer warten auf uns.
Die Überfahrt ist unspektakulär aber das Schiff rollt ein wenig und das macht einigen ein mulmiges Gefühl. Das ganze dauert aber nicht lange und schon bald legen wir in Tarifa an. Der Ort für Surfer ist bekannt für seinen ordentlichen Wellengang, den die Freizeitsportler hier vorfinden – für Schwimmer nicht unbedingt geeignet. Hier am Hafen erwartet uns der spanische Bus mit Manuel unserem Fahrer für die nächsten 6 Tage. Der Bus ist riesig und jeder findet seinen bevorzugten Platz.
Wir fahren zu unserem nächsten Ziel nach Gibraltar welches für alle Ewigkeit an Großbritannien vermacht wurde. Wir fahren bis zur Landesgrenze und gehen zu Fuß durch die Passkontrolle. Würde uns der Bus bringen so hätten wir einen riesigen Aufwand mit unserem Reisegepäck. Also lieber ein wenig zu Fuß was auch problemlos möglich ist. Ein Kleinbus mit einem netten Fahrer holt uns ab und macht mit uns die Tour welche wir gebucht haben. Da der Fahrer nur englisch spricht bekommen wir die wichtigen Infos von einem Band vorgespielt. Allerdings wird das Ganze noch ein wenig ergänzt: In Englisch. Wir bekommen die Geschichte von Gibraltar mit dem typisch englischen Humor erzählt und fahren zu einem Aussichtpunkt mit Leuchtturm und einer Moschee. Multikulti ist hier angesagt. Wir blicken auf den Hafen mit seinem strategischen Hafen. Dann geht es zur St.Michael’s Cave, eine Kalksteinhöhle die schon in neolithischer Zeit bekannt war und durch Auswaschungen in dem Kalksteinmassiv entstand. Sie ist die meistbesuchte Höhle der ca. 150 Höhlen der Region und wird durch Lichtspektakel in Szene gesetzt. Wir haben ein wenig Zeit um die Höhle zu erkunden, natürlich auf festgelegten Pfaden. Vor der Höhle warten die wohl bekanntesten Bewohner von Gibraltar, die Berberaffen. Es handelt sich um eine Makakenart, die wahrscheinlich mal hierher mitgebracht und ausgesetzt wurde. Seitdem vermehren sie sich und bekommen auch ausreichend zu fressen, wie man sehen kann. Schüchtern sind sie nicht und obwohl man sie nicht füttern darf gelingt es ihnen ab und an etwas zu stibitzen: Affen sind schlau! Wild leben sie noch In Marokko, im Mittleren und in abgelegenen Tälern des Hohen Atlas, dort wo wir herkommen. Die eigentlich scheuen Tiere sind hier offenbar als Fotomodelle beschäftigt.
Danach geht es zurück in die Stadt Gibraltar, die wirklich sehr englisch wirkt. Anschließend fahren wir nach Spanien zurück. Die sonst komplizierten Grenzkontrollen entpuppen sich heute als harmlos und bald sind wir auf dem Weg nach Estepona, wo wir nach einer Stunde ankommen. Schnell sind die Formalitäten erledigt und wir können uns ein wenig dem süßen Nichtstun hingeben. Das Hotel ist weitläufig und später genießen wir das spanische Essen, welches hier üppig ausgezeichnet ist.

Donnerstag, 20.10.2022: Estepona – Ronda – Sevilla

Am Morgen geht die Schlemmerei weiter. Einige gönnen sich ein Gläschen Sekt, da heute Sonntag ist. Das Frühstück lässt keinen Wunsch offen. Und der Kaffee schmeckt auch. Heute fahren wir nach "Ronda" die Stadt an einer tiefen Schlucht und bekannt auch als die Stadt des Stierkampfs. Wir fahren durch eine schöne Landschaft mit wunderbarer mediterraner Vegetation, Hügel mit Olivenbäumen. In Richtung Ronda kommen wir an einigen der weißen Dörfer vorbei. Sie sind charakteristisch für Andalusien und diese Region. Ronda ist das größte dieser weißen Dörfer, liegt auf über 700 m in der Serrania de Ronda auf einem Plateau. Wir kommen überpünktlich am Busbahnhof an und nutzen die Zeit für eine technische Pause. Da kommt auch schon unser lokaler Stadtführer Daniel.
Wir haben heute die arabischen Bäder von Ronda auf dem Programm und dafür müssen wir hinunter laufen zum Ufer des Rio Guadalevin. Denn für die Bäder benötigte man natürlich Wasser. Die Bäder sind gut erhalten, aber erst einmal heißt es absteigen. Der Weg ist aber gut ausgebaut und stellt für uns keine Schwierigkeit dar. Nach Besichtigung der Bäder wo wir einen kleinen Film zu sehen bekommen heißt es allerdings wieder nach oben. Stetig führt der Weg bergan in die Altstadt von Ronda wo wir die Kathedrale Santa Maria La Mayor von außen zu sehen bekommen. Ihr einstiges Minarett wurde in einen Glockenturm umgebaut. Daran werden wir uns gewöhnen in Andalusien. Von Kirche zu Moschee und Moschee zu Kirche. Vorbei an einer Stelle an der an die romantischen Reisenden des 19.Jahrhunderts erinnert wird, die Ronda zu einem ihrer Lieblingsorte kürten: allen voran Rainer Maria Rilke und Ernest Hemingway der in seinem Buch „Wem die Stunde schlägt“ der Stadt ein literarisches Denkmal setzte. Die Geschichte erzählt vom spanischen Bürgerkrieg.
Er war auch ein großer Fan des spanischen Stierkampfs, der hier in Ronda von der Familie Romero Regeln bekam, nach denen heute noch gekämpft wird. Wir laufen zu der einzigen Stierkampfarena Spaniens welches aus Sandstein erbaut ist und deshalb wohl eine besonders gute Akustik haben soll. Heute wir nur noch einmal im Jahr ein Stierkampf 3 Tage abgehalten, denn es ist sehr teuer, das zu veranstalten und zu organisierten. Auch hat die Popularität des Stierkampfs in den letzten Jahren nachgelassen. In einigen Regionen ist er sogar verboten.
Nach diesem Besuch haben wir Freizeit um zu bummeln oder um Mittag zu essen. Daniel empfiehlt uns ein Restaurant in dem wir „Rabo de Torro“ essen können: Ochsenschwanz.
Dann aber müssen wir zurück in Richtung Bus denn wir wollen nach Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens. Sie hatte einst den größten Exporthafen Spaniens am Guadalquivir und kam durch den Handel mit der neuen Welt zu Reichtum. Wir fahren bergab, da Sevilla fast auf Meereshöhe liegt.
Der Himmel ist bewölkt und der Wetterbericht kündet von Regen. Nun wir werden sehen. Wir machen eine kleine Stadtrundfahrt bevor wir einen Stopp an der Plaza Espana einlegen. Dieser Platz wurde, anlässlich der Weltausstellung 1929, neugestaltet und ist heute ein Ausflugsziel an Wochenenden und bei besonderen Veranstaltungen in Sevilla. Wir bummeln ein wenig am Platz herum und betrachten die Fliesenkunst des Platzes.
Bei der Fahrt in Richtung Hotel lugt die "Giralda" in der Ferne heraus. Die Anfahrt entpuppt sich als ein wenig kompliziert mit den Einbahnstraßen und unserer Bus Größe aber schließlich können wir unsere Zimmer beziehen und sind froh im Hotel zu sein, denn es beginnt zu regnen.

Freitag, 21.10.2022: Sevilla – Andalusiens Hauptstadt

Heute Morgen treffen wir unseren Stadtführer der uns die Stadt zeigen wird. Das Wetter meint es heute Morgen nicht so gut mit uns und wir laufen mit Regenschirmen los. Unsere Befürchtungen aber, dass wir ihn heute brauchen werden, verstreuen sich schnell. Die Regenwolken sind sparsam und so kommen wir trockenen Fußes zu unserem ersten Besichtigungspunkt, dem Palast "Real Alcazar". Der Palast wurde von Pedro I., bei uns unter dem Namen "Peter der Grausame" bekannt, erbaut. Er holte Baumeister aus Granada und schuf so einen prächtigen Palast im sog. "Mudejar-Stil", eine Mischung aus muslimischen, jüdischen und christlichen Elementen mit entsprechender Symbolik. Vieles erinnert uns an Marokko, vor allem der grüne Hof in der Mitte. War und ist doch der Garten in der islamischen Welt die Vorwegnahme des Paradieses, welches einen bei guter Lebensführung erwarten soll. Der Palast wurde durch spätere Herrscher erweitert und ausgebaut, vor allem von Karl V., der als katholischer Herrscher ein strikter Gegner der Reformation war und über Martin Luther nach dem Reichstag zu Worms 1521 die Reichsacht verhängte. Der Palast wird auch heute noch von der Königsfamilie ab und an genutzt. Nach einigen Minuten der Entspannung laufen wir zu unserem nächsten Höhepunkt des Tages, der Kathedrale von Sevilla. Hier an dieser Stelle errichteten im 12.Jahrhundert die Almohaden, die Berberdynastie deren Bauwerke wir schon in Marrakesch und Rabat bewundern durften, eine Moschee. Übrig sind heute nur einige Reste und Teile des einst maurischen Minaretts, welches man heute Giralda nennt. Auch heute noch könnte ein Muezzin mit Maultier diesen Glockenturm erklimmen, allerdings trifft man heute hauptsächlich Touristen die sich Sevilla von oben anschauen wollen. Wir bewundern die Ausmaße der Kathedrale, ist sie doch eine der Größten der Welt. Wir sehen den Altar und das Chorgestühl und erweisen Christoph Kolumbus, dem Wiederentdecker der Neuen Welt, die Ehre. (Wir wissen heute, dass die Wikinger die Ersten waren!) Es werden hier wohl Teile seiner Überreste aufbewahrt. Wir verabschieden uns von unserem lokalen Stadtführer und bedanken uns bei Ihm. Es sind viele Menschen in der Kathedrale und die meisten aus der Gruppe sind schnell verschwunden. Ihnen gelüstet es nach ein wenig Freiheit, ist doch so eine Führung auch eine anstrengende Angelegenheit. Wir verabreden uns für heute Abend, denn unser Abendessen wird außerhalb des Hotels stattfinden. Am Abend gehen wir dann noch einmal in das Viertel Sta. Cruz, in eine der vielen Tapas-Bars. Und dann wird getafelt bis wir nicht mehr können. Ein gutes Glas Tinto hilft das Ganze zu verkraften.

Samstag, 22.10.2022: Cordoba – Grandada

Heute Morgen geht es nach dem Frühstück in Richtung Córdoba, die Stadt welche einmal eine der größten Städte des Mittelalters war, wo Kunst und Kultur blühten. Wir sind auf der Nationalstraße unterwegs durch grüne Felder und langsam geht es wieder bergauf. Auch die Luft wird ein wenig kühler. Auf ungefähr halber Strecke machen wir eine Pause in einem alten Bahnhof, der zu einer sehr nostalgischen Bar umgebaut wurde. Hier gibt es Köstliches aus den spanischen Landen, wie Olivenöl aus erster Pressung und Marmeladen. Außerdem können wir hier einen frisch gepressten Orangensaft genießen. Dann aber wartet "Córdoba" auf uns. Wir parken in der Nähe der Moschee Kathedrale am Ufer des Guadalquivir und Gina geht mit uns entlang des Flusses, vorbei an alten Wasserrädern zur Kathedrale. Am gelben Briefkasten sind wir mit unserer lokalen Stadtführerin verabredet. Sie begrüßt uns vor der "Mezquita" und wir treten ein in den wohl ungewöhnlichsten Bau ganz Andalusiens. Ein prächtiger Säulenwald, der in unterschiedlichen Zeiten erweitert und ergänzt wurde, erst durch die muslimischen Herrscher und später durch die Christen. Hier trifft Abendland auf Morgenland und das wurde hier auf spektakuläre Weise sichtbar gemacht. Dank unserer lokalen Reiseführerin können wir die einzelnen Bauphasen nachvollziehen. Sprachlos stehen wir in diesem grandiosen Bauwerk. Prächtig sind die Gebetsnische und die Kuppel über ihr. Dann aber hat uns das Tageslicht wieder und wir bummeln gemeinsam durch die Altstadt von Cordoba. Die Gassen der "judería" des einst jüdischen Viertels schlängeln sich durch den Ort. Wir begegnen einem arabischen Mediziner (Algafiki) der Operationen am Grauen Star durchführte und grüßen die Skulptur des Universalgelehrten Maimonides. Er war einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten überhaupt.
Dann aber wartet ein gutes Mittagessen auf uns. In einem netten Lokal in der Nähe der Moscheekathedrale bekommen wir mal wieder Tapas. Schnell geht die Zeit herum und wir fahren weiter nach Granada, wo wir in unserem Hotel, fast vor der Alhambra gelegen, einchecken. Es bleibt noch ein wenig Zeit bis zum Abendessen und zu unserem Flamenco Abend auf dem "Sacromonte", dem Hügel der Roma, die diese Flamenco Tradition besonders pflegen.
Wir werden später abgeholt und den letzten Rest des Weges zu Fuß zurücklegen, hat sich doch vor unserem Kleinbus ein unentwirrbares Fahrzeuggeflecht entwickelt. Also geht es zu Fuß bis zu einem höhlenähnlichen Gelass in dem wir unsere Plätze, die an der Wand entlang gestellt sind, einnehmen können. Dann aber geht es los: wie es scheint, hat hier eine Familie ihr Auskommen gefunden, indem sie Gästen ihre begehrte Flamenco-Kunst darbieten. Hautnah und lebensecht bekommen wir Flamenco vom Feinsten: alle geben ihr Bestes und das ist viel. Bewundernswert sind Kraft und Grazie der Tänzer und Tänzerinnen. Wer die Chefin ist, wird uns eindeutig vermittelt, hält sie doch erst einmal für einige mutmaßliche Störer der Aufführung eine unmissverständliche Ansprache. Dann aber singt und tanzt man und auch das Publikum feuert die Tänzer mit olé-Rufen an. Eine gelungene Vorstellung. Am späten Abend werden wir müde und zufrieden wieder in das Hotel gefahren.

Sonntag, 23.10.2022: Granada – Alhambra und Sultanspalast – Malaga

Nachdem wir heute unser Gepäck im Bus verstaut haben, gehen wir mit unserem örtlichen Guide Carlos zum Eingang der Alhambra. Wir müssen ein wenig nur warten, dann geht es zügig durch die Kontrolle. Zuerst besuchen wir die Gärten des "Generalife". Wunderschön angelegt mit subtropischen Gewächsen und zahlreichen Wasserspielen, Fontänen und Springbrunnen: überall plätschert es. In der Alhambra verzweigen sich zahlreiche Zuflüsse des Schmelzwassers aus der "Sierra Nevada". Die Araber waren Meister der Wassertechnik und wussten dieses kostbare Gut zu ihrem Nutzen zu kanalisieren. Wir spazieren in Ruhe bei angenehmen Temperaturen durch den Palast. Anschließend gehen wir zum Palast Karls V., der hier einen Renaissancepalast errichten ließ. Das Gebäude strahlt im Vergleich zu den maurischen Gebäuden eine gewisse Kälte aus, was letztendlich durch das Baumaterial Marmor bewirkt wird.
Dann aber betreten wir den Palast der Nasriden, einen wirklich spektakulären Bau. Die Ornamentik und Ästhetik findet ihren Höhepunkt im berühmten "Löwenhof". Ein Spiel von Licht und Schatten. Die Nasriden wussten wie man gut leben kann. Die Zeit geht schnell vorbei und eh wir uns versehen sind wir schon wieder draußen. Haben wir das alles nur geträumt? Nein alles ist real und die Restauratoren von heute versuchen mit allen Mitteln dieses grandiose Bauwerk zu erhalten. Dieser Beruf ist hier hoch angesehen. Wir verdanken es letztendlich Herrschern wie Karl V., dass dieses Bauwerk nicht komplett zerstört, und romantischen Reisenden wie Mr. Irving dass es wiederentdeckt und restauriert wurde.
Wir fahren weiter in die Innenstadt von Granada. Eigentlich wollen wir zum Aussichtspunkt Plaza San Nicolas, allerdings ist die einzige Zufahrt gesperrt und so setzt uns unser Bus in der Nähe der Kathedrale von Granada ab.
Einige machen sich alleine auf den Weg zum Mittagessen, andere spazieren zur Kathedrale und lassen sich anschließend in einer der Bars nieder. Hier können wir diverse spanische Bocadillos essen und unsere Eindrücke sacken lassen.
Danach laufen wir wieder zum Bus und fahren weiter zu unserer letzten Station der Reise, der Stadt "Malaga". Sie hat sich in den letzten 20 Jahren zu einer wirklich schönen Stadt gemausert. Wir treffen unsere Stadtführerin in der Nähe des Rathauses und machen eine kleine Stadtrundfahrt. Entlang des Hafens werfen wir einen Blick auf den alten Leuchtturm, der von unserer Reiseleiterin als "kleine Dicke" liebevoll benannt wird. Dann geht es zu Fuß weiter zum Platz wo einst die Familie von Picasso wohnte und er auf seiner Bank immer noch sitzt. Vorbei am römischen Theater und den antiken Becken für das Salzen von Fisch. "Garum" war eine beliebte Fischpaste der Römer, manchmal auch als "Maggi der Römer" bekannt. Weiter geht es in Richtung Abendessen vorbei an der Kathedrale von Malaga, über die Plaza de Constitucion bis zu unserem für heute gebuchten Restaurant. Heute essen wir mal im Freien, die Luft ist lauf und mild und wir speisen heute Fisch. Kein Garum wie die alten Römer aber frittiertes Meeresgetier wie es in Malaga üblich ist.
Satt fahren wir zu unserem Hotel und beenden damit eine abwechslungsreiche Tour auf den Spuren der Mauren mit vielen neuen und nachhaltigen Eindrücken. Auf Wiedersehen Marokko und Spanien, ma' as-salama Marokko, Adios Andalusien.
Da wir spät im Hotel sind, wird der Abschied kurz, denn morgen haben alle unterschiedliche Transfers zum Flughafen. Die Hälfte der Gruppe bleibt noch ein wenig in Spanien und sie gehen ihre eigenen Wege.

Montag, 24.10.2022: Heimflug

Ein letzter Abschied von unserem Fahrer Manuel. Wir sind heute auf 8 Personen geschrumpft. Wir kommen schnell zum Flughafen wo wir noch letzte Einkäufe machen. In Frankfurt am Gepäckband trennt sich der letzte Rest dieser netten Reisegruppe.

Schlusswort

Eine Gruppe aus vielen Himmelsrichtungen Europas und sogar von weiter her hat den Begriff Völkerverständigung auf dieser Reise mit viel Humor und Gruppengeist in die Realität umgesetzt. Ein Geist der wohl auch in den besuchten Städten Andalusiens in historischen Zeiten geherrscht haben muss. Vielen Dank dafür an alle Gruppenmitglieder von Mohammed 1, Mohammed 2, Manuel, Daniel, Nuria, Michael, Carlos und Eurer Reiseleiterin Gina

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht