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Wandern auf La Gomera

Reisebericht: 28.03. – 04.04.2025

Bericht von unserer Wanderreise nach La Gomera (nicht in Pfeifsprache).

Andreas Böcker

Ein Reisebericht von
Andreas Böcker


Freitag, 28. März 2025 – Ankunft auf La Gomera

Morgens besteigen wir alle an verschiedenen Ort in Deutschland unsere Flieger nach Teneriffa Süd, der überwiegende Teil der Gruppe kommt aus Leipzig. Plangemäß kommen wir so ziemlich zeitgleich alle an, so, dass keine langen Wartezeiten entstehen. Nur Vanessa musste bereits früher fliegen und nutzte die Zeit, in den Monkey Park zu gehen. Wir treffen sie in Los Cristianos am Hafen.

Zuvor aber freut sich Transferfahrer Jacobo, dass wir nach La Gomera weiterfahren wollen und gibt uns eine erste Kostprobe vom Silbo Gomero, der Pfeifsprache der Gomeros. Wir werden in den kommenden Tagen mehr darüber erfahren.

Im Hafen von Los Cristianos trinken die ersten (Ines und Mario) bereits einen Barraquito, einen "Cappuchino" mit sehr dickflüssiger und süßer Kondensmilch und Liquor 43, einem Getränk, das auf einer Kanarenreise nicht fehlen darf. Sie sind aber nicht die einzigen, die schon mal auf einer der kanarischen Inseln waren, Andreas und Andrea sowie Sylvia waren sogar schon mal auf La Gomera.

Das Boarding beginnt und dann geht auch schon unsere kurze Überfahrt von Los Cristianos mach San Sebastián de la Gomera los; nach ca. 50 Minuten kommen wir in San Sebastián an. Jetzt müssen wir unser Gepäck suchen, dass wir in Teneriffa auf einen Gepäckwagen gehievt haben. Busfahrer Ventura fährt uns vom Hafen zum Busbahnhof, von dort müssen wir 350 Meter zum Hotel laufen, denn näher kommt er mit dem großen Bus nicht heran. Vom Hafen wären es 650 Meter gewesen. Ein Klacks für eine Wandergruppe.

Für heute Abend steht nur noch das Abendessen im Hotel im Programm, danach verabschiedet sich ein Großteil der Gruppe auf seine Zimmer.

Samstag, 29. März 2025 – Unsere erste Wanderung auf den Garajonay über Igualero nach Pavón

Heute lernen wir Ulrike kennen, unsere Wanderführerin. Ulli ist ursprünglich hierher gekommen, um zwei Monate Urlaub zu machen. Plötzlich fand sie sich als Hotelrezeptionistin wieder und ist heute mit einem Fischer (das ist nur halb korrekt) aus La Gomera verheiratet.

Aufgrund der Wetterlage schmeißt Ulli unsere Wanderungen etwas durcheinander. Für heute beschließt sie, gehen wir auf den höchsten Berg der Insel La Gomera, den Garajonay (1.487 m NN). Ventura fährt uns zum Cruce de Pajarito (Kreuzung des Vögelchens), dort startet, am Rande des Lorbeerwaldes, unsere Wanderung.

Auf dem Weg dorthin fahren wir durch einen hier als Calima bekannten und durch Saharastaub verursachten Nebel, den man, da es sich um einen trockenen Nebel handelt, hier auch Bruma Seca nennt. Oft sehen wir kaum 100 Meter weit, dann reißt wieder etwas auf und man sieht mehr. Aber die berühmtesten Basaltfelsen Gomeras, die erstarrten Magmakammern Roque Agando und Ojila (sowie die kleineren La Zarcita und Carmona) sind kaum zu sehen, ihre Existenz eher zu erahnen, gleichwohl die Straße mitten zwischen ihnen durch führt.

Am Cruce de Pajarito angekommen, beginnt nach kurzer Sortierung unser Aufstieg zu La Gomeras höchstem Berg, dem Garajonay. Es sind von hier aus noch ca. 175 Höhenmeter zu überwinden. Wir sehen erste Baumheiden und den "falschen Löwenzahn", die Gänsedistel. Weite Strecken unserer Wanderung führen durch ein Gelände, das vor einigen Jahren abgebrannt ist. Dor wächst eine Ginsterart (Klebriger Drüsenginster), die besonders gut auf Asche wächst. Die Pflanze vertrocknet in warmen Sommern und brennt dann leicht, was wiederum zu Bränden führt, die für die Gattung an sich, die ja gerne auf Asche wächst, nicht schlecht ist, aber eben auch nicht gerade geeignet, um unter der afrikanischen Sonne der Kanaren wieder den Wald erblühen zu lassen. Als wir wieder vom Garajonay herunetrsteigen, zeigt uns Ulli daher, wie die Gomeros dem Problem begegnen: Sie schlagen Schneisen zwischen die Codesos und pflanzen Gagelbäume. Die Gagelbäume sind typisch für die Randbereiche des Lorbeerwaldes. Die Gagelbäume spenden Schatten, so, dass der Ginster im Sommer nicht austrocknet, es kommt zu weniger Bränden, andere Pflanzen des gomerischen Waldes bekommen eine Chance zu wachsen.

Am Garajonay erklärt uns Ulli auch etwas zur Kultur der Altgomeros - sie vermeidet den verbreiteten Begriff "Guanchen", da dieser eigentlich nur die Altkanarier von Teneriffa bezeichnet: Hier auf dem Garajonay, dem höchsten Berg der Insel, dessen Name mit "Hoher Fels" zu übersetzen ist, und auf dem niedrigeren, aber durch sein Relief markanteren Fortaleza (Festung) hätten die Altkanarier sich zu Festivitäten getroffen. Der Fortaleza hätte wohl mehr religiösen Hochfesten gedient, dort seien vor allem Kulthandlungen vollzogen und Ziegen geopfert worden (man weiß nicht genau, wie die Altkanarier auf die Inseln gekommen sind, ihre Sprache ist jedenfalls mit der der Berber in Nordafrika verwandt und gerade der Name der Insel La Gomera erinnert an den marokkanischen Berberstamm der Gomâra, man weiß nur, dass sie zu römischer Zeit und wahrscheinlich nicht durch eigene Kraft auf die Inseln gekommen sind, manche Leute gehen von einer Deportation durch numidische Könige oder durch die Römer aus), auf dem Garajonay hingegen sei eine Art Hochzeitsmarkt gewesen, wo sich die vier Stämme La Gomeras regelmäßig getroffen hätten, um Ehepartner kennenzulernen, auch dies kennt man ähnlich aus dem Atlas-Gebirge. La Gomera war in der altkanarischen Zeit in vier Stämme aufgeteilt und die Gomeros mussten verpflichtend ihre Partner aus einem der anderen Stämme wählen. Wählte man einen Partner aus dem eigenen Stamm, galt dies als inzestuöses Verhältnis, ein Sachverhalt, der dem Conde de Peraza, nach dem der Torre del Conde (Turm des Grafen) ein San Sebastián benannt ist, zum Verhängnis wurde. Obwohl er spanischer Herkunft war (und eine spansiche Frau hatte), galt er in der Stammesgesellschaft von La Gomera als Angehöriger eines der vier Stämme von La Gomera und da er ein Verhältnis mit einer Eingeborenen (Iballa, sprich: 'Ibaya') unterhielt, soll dies zum Aufstand der Gomeros 1488 geführt haben. Man mag denken, dass die Chronisten hier die persönliche Verfehlung des jungen Grafen gegenüber seinem Regiment hervorgehoben haben.

Über Igualero, wo wir Frühstückspause machen, und das Monument für den Silbo Gomero bewundern, geht es nach Pavón, wo wir unseren ersten (naja, die Kanarenerfahreneren auch schon den zweiten) Barraquito trinken.

Barra...was?

Bar-ra-qui-to. Und hier in Pavón ist es auch noch ein ganz besonders liebevoll gemachter Barraquito. Man unterscheidet zwischen dem Barraquito simple und dem Barraquito especial, obgleich meistens doch der Especial gemeint ist. Insbesondere dieser sollte im Glas serviert werden, damit man seine einzelnen Schichten bewundern kann, da ist er dem italienischen Latte Macchiato ähnlich.

Ein Barraquito (especial) besteht aus süßer(!) sehr dickflüssiger Kondensmilch, Kaffee und Milchschaum. Über einen Löffel - und das kann Inés gut - lässt man Liquor 43 in das Glas laufen, der eine orangefarbene Schicht zwischen der Kondensmilch am Boden des Glases und dem Kaffee bildet. Zu guterletzt wird auf den Milchschaum ein Schnitzer Zitronenschale drapiert und das ganze mit Zimt bestreut und serviert. Im Glas lässt sich gut sehen, wie speziell der Especial ist, sprich, wie großzügig Wirt oder Wirtin mit dem Liquor waren. Erst nach dem Servieren wird alles gut verrührt, dass es sich ordentlich vermischt, auch wenn oft ein wenig von der dicken Kondensmilch am Boden bleibt.

Mit dem Bus fahren wir von Pavón dann wieder zurück nach San Sebastián, wo wir uns abends in der Tasca Las Cruces 2 treffen (die Tasca la Cruces 1 scheint es nicht mehr zu geben, aber die 2 ist fester Bestandteil des Namens).

Sonntag, 30. März 2025 – Wanderung durch den Lorbeerwald

Heute soll es richtig durch den Lorbeerwald gehen. Wir fahren zunächst nach EL Cercado, aber da morgen (und den Rest der Woche) Kreuzfahrtschiffe kommen, haben die Töpfereien heute zu. Kreuzfahrtschiffswochen sind anstrengend. Wir also sehen heute kein Töpferhandwerk. Das Töpfereihandwerk auf La Gomera ist Frauensache und wird von den Frauen an den nächsten Generationen weitergegeben. Insbesondere in El Cercado, wo ein besonders guter Ton ansteht. Leider aber gibt es nur noch wenige Töpfereien, weil die Tonwaren eben nur noch Deko sind und nicht mehr im Alltag benötigt werden, wie noch vor einigen Jahrzehnten, als La Gomera nur einmal wöchtlich von einem Versorgungsschiff angesteuert wurde und es noch keinen Tourismus etc. hier gab. In Spanien wird zwar nach wie vor gerne mit Tonpfannen gearbeitet, aber diese sind natürlich industriell hergestellt. Und alles andere, Kochtöpfe, Schüsseln, Durchschläge etc. wird eben aus Edelstahl, Kupfer, Glas oder Plastik hergestellt, das ist preiswerter und i.d.R. auch dauerhafter.

Wir fahren also weiter nach Las Hayas. Las Hayas, so heißt das Dorf, das heute Start und Zielpunkt unserer achtförmigen Wanderung ist. Ich denke zunächst, la hayas, das sind 'die Buchen': "Hier wachsen Buchen?!", aber nein, hier auf den Kanaren sind las hayas keine Buchen, sondern die Gagelbäume, die einer der wichtigen Bäume des kanarischen Lorbeerwaldes sind, von dem auf La Gomera noch die größten Gebiete erhalten sind.
Zunächst aber zeigt uns Ulli die kanarischen Palmen. Hier sehen sie noch gesund aus. Diese hier, das kann man an den relativ jungen (frisch grünen, relativ kurzen) Kronenblättern sehen, sind vor nicht allzu langer Zeit angezapft worden: Man gewinnt Nachts über die Krone den sogenannten Palmhonig (der sich offiziell nicht Plamhonig nennen darf, weil er ja kein Bienenprodukt ist), vor Sonnenaufgang werden die Eimer abgenommen und dann wird der Palmsirup, wie der Palmhonig fachmännisch korrekt heißt, aber wie ihn niemand freiwillig nennt, eingekocht. Der Palmhonig ist ein beliebtes Süßungsmittel auf La Gomera und Grundlage des Palmhoniglikörs Gomerón.

Leider sind die kanarischen Dattelpalmen, aus denen man den Palmhonig gewinnt, besonders anfällig für den Palmrüsselkäfer, einem aus Aisen eingeschleppten Käfer, der die Palmen befällt, seine Eier im Mark der Palme legt und die Larven zerstören den Wirtsbaum dann. Man versucht zwar, die Bäume zu impfen, aber bisher ist man der Plage noch nicht wirklich Herr geworden. Hier, wie gesagt, sind die Palmen noch gesund und das ist auch der Grund, warum auf la Gomera der Palmhonig noch gewonnen werden darf. Manchmal sieht man auch Plastik oder Metallringe um die Palmen gespannt, die helfen aber leider nicht gegen den Palmrüsselkäfer, sondern sind vor allem dazu gedacht, um Ratten davon abzuhalten, auf die Palmen zu klettern, und den Palmsirup zu trinken oder zu verunreinigen.

Unserere Wanderung durch den mystisch bemoostenLorbeerwald startet nun also von hier und Ulli zeigt uns verschiedene Arten von Bäumen, neben dem Gagel und den vier verschiedenen Lorbeerbäumen auch die Baumerika.
Was wir aus den deutschen Heiden und Vorgärten als vielleicht kniehohe Sträucher oder niedriger kennen, kann hier gut und gerne fünfzehn bis sogar zwanzig Meter hoch werden. Die Baumheiden kennzeichnen sich durch die umeinander gedreht Äste, weil jeder das Licht erreichen möchte. Wie der Gagelbaum wachsen die Baumheiden oft an den Rändern und in den Höhenlagen, sie schützen andere, sonnenempfindlichere Bäume, die lieber im Wald wachsen. Die, die wir sehen, werden so ihre sechs bis sieben Meter Wuchshöhe erreicht haben.
Aber auch verschiedene Arten von Lorbeerbäumen zeigt uns Ulli, den wilden Gewürzlorbeer (unser Gewürzlorbeer kommt meistens von Plantagen in Griechenland oder der Türkei), und den hochgewachsenen Loro mit seinem geraden Stamm. Ulli erzählt uns, dass die Ratten seine alkoholhaltigen Früchte mögen und an seinem Stamm hochklettern. Besoffen fallen sie dann herab und sind vor lauter Weinseeligkeit dann kaum noch zu etwas fähig, sie grinsten, behauptet Ulli, einen regelrecht an. Oft lägen sie dann auch auf den Straßen und würden platt gefahren. Aber gut, die Ratten sind hier eh nicht endemisch, sie sind als Kulturfolger des Menschen in den letzten 700 Jahren auf die Kanaren gekommen.

Man möge mir verzeihen, dass mir besonders der Name des Barbusano-Lorbeer im Gedächtnis geblieben ist.

Unsere Frühstückspause machen wir bei Las Creces und am Mirador Risquillos de Corgo öffnet sich der Blick ins Valle Hermoso (Schönes Tal > Schöntal), dann kreuzen wir wieder Las Creces (wir wandern ja eine Acht) und erreichen schließlich wieder Las Hayas, wo wir in der Casa Efigenia schon erwartet werden. Efigenia kochte ursprünglich für die Wald- und Forstarbeiter. Der Ursprung war ein Lädchen, das die Familie ihres Vatwers in Las Hayas betrieb, das Essen für die Waldarbeiter ein Zusatzangebot, das sich verselbständigt hat.
Bei ihr kann man nicht wählen, was man bekommt, sondern man bekommt das Essen, das alle bekommen, wie bei Muttern (die gute Efigenia kennt ihr genaues Alter nicht - oder will es nicht sagen - aber sie dürfte irgendwo zwischen 80 und 90 Jahre alt sein, den Betrieb führen längst ihre Kinder und Enkel). Vegetarier müssen bei ihr nicht hungern, denn sie kocht ausschließlich vegetarisch (und dennoch fehlt nichts). Es gibt einen gemischten Salat (Gurke, Paprika, Blattsalat UND Banenen), nahrhaftes Gofio (Gofio ist ein aus geröstetem Maisschrott, Weizenschrot, Roggenschrot hergestelltes Mehl, das man zum Andicken in Speisen hineinrühren kann, oder aber auch als Masse essen kann, hier wird es als Masse serviert), dazu einen deftigen Gemüseeintopf und Papas Arrugadas, die berühmten kanarischen Salzkartoffeln (Runzelkartoffeln) mit Mojo Rojo oder Mojo Picón (roter Sauce oder scharfer Sauce). Dies alles könne man essen, wie man wolle, sagt Efigenia, sie empfiehlt uns aber, alles gemeinsam auf den Teller zu geben und gemeinsam zu essen. Selbst Angela Merkel war schon bei ihr, aber bei ihr sei jeder gast besonders.

Zum Nachtisch gibt es Leche Asada ("gebackene Milch"), ein typischer Nachtisch für La Gomera, der dem berühmten Flan ähnlich ist, aber dann doch wieder anders. Außerdem bekommen wir einen Apfelsinenlikör und Gomerón kredenzt, also die, die wollen.

Während des Essens führt uns Geo, der bereits erwachsene Großneffe von Efigenia, der an Wochenenden hier aushilft, den Silbo Gomero vor, die Pfeifsprache der Gomeros. Diese könne man, wenn die Bedingungen (Gelände, Luftdruck) stimmen, bis zu 20 Kilometer weit hören. Um die Konversation zu beginnen, pfeift man ein langezogenenes A (also nicht die Note, sondern den Buchstaben). A kann man im Spanischen mit "zu" oder "an" übersetzen und dann den Namen desjenigen, für den man eine Mitteilung hat. Der Angesprochene reagiert mit einem gepfiffenen "Qué?" (Was [ist los]) und dann kann man z.B., pfeifen, dass man vier Leute zu Besuch hat und "Juan" oder "José" doch bitte Kartoffeln von der Anbauterrasse für die Menge der Esser mitbringen möge. Für Geheimbotschaften, lacht Geo, eigne sich die Sprache natürlich nicht, da die halbe Insel jedes Liebesgeflüster mitbekäme. Ja, selbst wir als ungeübte Silbo-Hörer können die Worte heraushören (wenn wir vorher die Botschaft kennen). Hauptsächlich basiert das Pfeifen natürlich auf den Vokalen.

Abends sitzen wir im Caprichos, einem halb in einen vulkanischen Fels hineingebauten Restaurant, mit einem auf den Teide gerichteten Panoramafenster. Es gibt Fischsuppe, Fisch (außer für die vier Nicht-Fisch-Esser in der Gruppe): Zackenbarsch, zum Nachtisch Eis.

Montag, 31. März 2025 – Mirador de Abrante

Zunächst geht es ins Tal von Hermigua, eines der fruchtbarsten Täler von La Gomera, wo eine gewisse Regensicherheit besteht und die Leute ihre Feldfrüchte anbauen können. Man sieht zwar auch noch Bananenplantagen, aber früher war das Tal von Hermigua das Zentrum des Bananenanbaus auf La Gomera, Ulli zeigt uns vom Mirador aus auch den Anleger, mit dem Becken, in dem früher die Bananen gewaschen wurden (heute ein meerwassergespeistes Schwimmbad, in dem man nur baden solle, wenn auch die Gomeros darin badeten, denn wenn man Pech habe, trage einen eine Welle von hier ins Meer hinaus). Dann geht es weiter durch Agulo und mit Richtung wieder ins Inselinnere bis nach Rosas (Rosen). Früher hieß Rosas Rozas (Rodungen). In Rosas laufen wir los, vorbei an Kapuzinerkresse und Sauerklee und auch noch einigen Eukalyptusbäumen, sowie den Überresten von Baumheiden. dann laufen wir die Flanke des Berges entlang, den wir schließlich nach einigen Wendungen erklimmen. Jetzt geht es durch eine rote Halbwüste, den eigentlichen Rodungen. Man hat hier im 19. und 20. Jhdt. ziemlich schonungslos abgeholzt, sich aber nicht darum gekümmert, was aus dem Gelände würde. Es erodiert und es entstanden Badlands. Seit einigen Jahrzehnten versucht man diesem Prozess Einhalt zu gebieten und hat angfangen, kanarische Kiefern und anderes Grün anzupflanzen. Leider hat dies anfänglich wenig Erfolg gehabt, wir sehen viele verkrüppelte und eingegangene Kiefern, aber in den Erosionsrinnen enzwickelt sich allmählich das Grün, was Grund zur Hoffnung gibt (da kann man in der ockerroten Umgebung den Spruch "grün ist die Hoffnung" sehr anschaulich sehen). An der Abbruchkannte, die einige hundert Meter über Agudo liegt, hat man einen "Skywalk" gebaut, da wir aber am falschen Wochentag hier sind (der Skywalk bzw. das zugehörige Restaurang ist derzeit nicht vermietet und daher der Skywalk nicht täglich geöffnet), bedingt durch die wetterbedingten Umplanungen, müssen wir das Panorama eben ein paar Meter links vom Skywalk genießen. Es tut dem Panorama an sich keinen Abbruch, nur können wir eben nicht 400 Meter über dem Ort Agudo über eine über dem Boden "schwebende" Glasplatte laufen. Dafür aber zaubere ich einen Kuchen aus meinem Rucksack und Ulli ein Messer hervor und wir verteilen einen safgtigen Kuchen, den Efigenias Großneffe Geo mir gestern zum Abschied noch unter den Arm gedrückt hat. Eine etwas krümelige Angelegenheit, aber der Kuchen ist lecker!
Anschließend wandern wir weiter zum Besucherzentrum des Nationalparks, wo wir deíe Pflanzen bewundern können, die dort in den Gärten angepflanzt wurden, um den Besuchern einen Überblick über den hiesiegen Pflanzenreichtum zu geben.

Schließlich fahren wir nach Agudo, wo wir im El Mantillo (das Dischdeckchen) unser heutiges Mittagsmenü genießen.

Auf dem Rückweg machen wir, denn heute haben wir wirklich klares Wetter, noch einen Halt am Mirador de Manaderos, kurz vor San Sebastián. Abends essen wir wieder im Hotel.

Dienstag, 1. April 2025 – Barranco de Guarimiar

Heute sollte das beste Wetter in der Woche sein (und das wurde es auch) und so hatte Ulli bestimmt, dass wir heute, wo wir sicher keinen Regen hätten, den Barranco de Guarimiar laufen würden, die anspruchvollste Wanderung unserer Reise. Eigentlich wäre heute ja unser freier Tag gewesen, aber den verschieben wir auf morgen.

Zunächst fahren wir nach Imada, einem Dorf oberhalb der Schlucht. Fernán, unser heutiger Busfahrer, der bislang nur Linie gefahren ist, hätte wohl gedacht, dass wir einen Aprilscherz mit ihm machten, wenn dies in Spanien bekannt wäre (die Spanier schicken niemanden in den April, sondern machen das am Día de los Inocentes, dem Tag der Unschuldigen (Kinder), an dem die Katholiken den durch Herodes niedergemetzelten Kindern gedenken (28. Dezember), da inocente nicht nur 'unschuldig', sondern auch 'naiv' bedeutet). Die Serpentinenstraße ist schmal und auch Ulli und ich machen uns zwischendurch Sorgen, dass wir mit dem Bus irgendwo stecken bleiben und dann weder vor noch zurück kommen. An Wenden ist sowieso nicht zu denken. Ulli weiß aber, dass man in Imada wenden kann, aber sie sagt mir - oder schickt sie mich in den April? - dass sie noch nie mit einem so großen Bus nach Imada gefahren sei. Und der gute Fernán ist sichtlich nervös, der Schweiß steht ihm auf der Stirn. Aber irgendwann erreichen wir endlich Imada und die Endhaltestelle des (kleineren) Linienbusses, hier ist genug Platz für Fernán, zu wenden und wesentlich zuversichtlicher fährt er mit den dreien, die heute nicht mitwandern, die Serpentinenstraße wieder zurück.

Wir hingegen wandern nun schluchtabwärts. Zunächst noch ein wenig durch den unteren Dorfteil, den wir aber bald hinter uns lassen. Der den Barranco formende Bach hat einige Tümpel hinterlassen, die unter uns liegen, über uns ragen Steilwände auf, teilweise laufen wir entlang alter Wasserleitungen oder wasserführender Schichten im Vulkangestein an einem alten Weg in der Steilwand - natürlich ist der Weg gesichert. Hier wollte Ulli keinesfalls bei Regen mit uns entlang gehen, denn Vulkangestein kann feucht wirklich rutschig werden.

Hinter einem Weiler mit ein paar Ruinen und einem Wochenendhaus eines Gomeros teilen wir die Gruppe auf. Ulli wandert mit der Hälfte der Gruppe bergauf, in Richtung Alajeró, der Rest von uns folgt weiterhin dem Barranco bis El Rumbazo, Ulli sagt mir noch, dass der Weg irgendwann so wirkt, als befinde man sich auf Privatgelände, aber da sollten wir ruhig weitergehen, das sei richtig. Tatsächlich treffen wir auf eine mit Bambusstäben nur dürftig von der Umgebung abgehobene Dusche, die sogar funktioniert. Längst haben wir auch Fernán entdeckt, der im Bus auf uns wartet.

Fernán fährt uns runter nach Playa Santiago, wo das Schlitzohr behauptet, er könne uns nicht bis in den Ort fahren und uns oberhalb des Ortes aussteigen lässt. So müssen wir noch etwa einen halben Kilometer laufen, bis wir endlich den Strand erreichen, dort treffen wir Antje, Uschi und Burkhardt, die schon auf uns warten. Fernán fährt nun hoch nach Alajeró um die andere Hälfte der Gruppe dort abzuholen.

Gemeinsam trinken wir im Bodegón del Mar einen Barraquito. Dummerweise hat der Wirt nicht hinreichend Barraquito-Gläser, deshalb bekommen wir den Barraquito in Tassen. Zwischenzeitlich weiß der Wirt nicht mehr, ob er schon Liqueur hineingegeben hat, gibt noch einen Schuss dazu und meint zu mir: Wenn einzelne Leute besonders lustig würden, dann hätten die wohl den doppelten Anteil an Liqueur bekommen.

Dann müssen wir aber auch schon wieder unseren Bus nach San Sebastián besteigen - plötzlich kann Fernán ganz leicht in den Ort hinein fahren.

Zu Abend essen wir im Cuatro Caminos.

Mittwoch, 2. April 2025 – Valle Gran Rey

Heute ist zwar unser freier Tag, aber die gesamte Gruppe hat sich für folgendes entschieden: Dass wir einen Bus charterten und mit dem Bus nach Valle Gran Rex führen, dann aber mit dem Benchi, einer kleinen Fähre, die verschiedene Orte La Gomeras mit einander verbindet, zurück nach San Sebastián fahren. Korrekt heißt die Fähre Benchijigua, aber jeder sagt nur Benchi.
Wir treffen uns also morgens zur üblichen Zeit am üblichen Ort mit dem Bus. Am Steuer sitzt Domingo, der Chef des Busunternehmens. Wir fahren los, bis Domingo nach ca. einer Viertel Stunde mitten im Nichts anhält? "Gibt es ein Problem?" "Nein, der Fahrer ist mit dem Auto hierher gekommen." Domingo steigt aus und García übernimmt das Steuer.
Dann geht es weiter über das Zentrum der Insel bis hin nach Valle Gran Rey. Am Mirador de la Curva del Queso (Aussichtspunkt an der Käsekurve - kein Witz) schauen wir auf unser Ziel hinab, bevor es weiter geht und García uns kurz vorm Strand absetzt. Jetzt strebt die Gruppe auseinander. An der Playa del Ingles entdecken einige die Portugiesische Galeere, das ist kein Schiff, sondern eine Qualle. Einige Exemplare davon snd hier angeschwemmt worden. Einige berühren die Tiere sogar, aber zum Glück nur am Körper und nicht an den Tentakeln, denn die blaue Qualle ist gefährlich, die Berührung der Tentakeln kann zu extremen allergischen Reaktionen führen, bis hin zum Tod. Ulli schickt uns auch eine Warnung, dass bei Valle Gran Rey die Portugiesische Galeere gesehen worden sei und wir daher besser nicht baden gehen sollten.

Nachdem wir einige Stunden in Valle Gran Rey verbracht haben, finden wir am Hafen wieder zusammen und fahren jetzt mit dem Benchi zurück nach San Sebastíán. Als wir dort sind, entdecken wir unter den Fischen im Hafenbecken einen Trompetenfisch.

Da aufgrund der verschobenen Wanderungen wir an zwei Tagen Mittagessen und Abendessen haben aber an zwei Tagen überhaupt kein Essen im Programm, lädt Eberhardt Travel heute Abend außerplanmäßig zum Abendessen ein. Wir gehen wieder in de Tasca La Cruces.

Donnerstag, 3. April 2025 – San Sebastián de La Gomera und Umgebung

Eigentlich hatten wir uns auf eine weitere Wanderung im Lorbeerwald gefreut, aber ein Sturm macht uns einen Strich durch die Rechnung. Der Sturm ist insbesonder für Teneriffa und Gran Canaria angesagt, aber La Gomera soll er auch streifen. Die Inselregierung schließt daher die Wanderwege und selbst der Stadtpark hinter unserem Hotel schließt die Tore.

Ulli will uns trotzdem etwas bieten und macht daher eine Stadtführung, danach wollen wir, je nach Wetterlage, noch ein wenig "wandern", wobei es sich bei dieser Wanderung eher im einen ausgedehten Spaziergang handelt.

Wir treffen uns heute ein wenig später, als normal und tatsächlich: Eine heftige Windböe jagt durch San Sebastián. Das war alles, was wir von dem Sturm, der auf Teneriffa auch Palmen entwurzelt, in San Sebastián mitbekommen. Wir beginnen eine kurze Stadtführung, vorbei am Torre del Conde zur namensgebenden Ermita de San Sebastián, dem ersten KIrchlein auf der Insel, die später dann durch die größere Pfarrkirche Iglesia de la Asunción (Kirche von der Himmelfahrt Mariens) ersetzt wurde. Aber vorher schauen wir uns noch eine Ausstellung in der Casa de Colón (Kolumbushaus) an. Hier sind aus auf der Insel gefundenen Hölzern Figuren geschnitzt worden. James Kline sitzt in der Ausstellung und spielt auf seiner interessanten Arch-Harp-Guitar, einer Gitarre, an deren Körper sich ein weiteres gitarrenartiges Seiteninstrument anschmiegt.

Die Stadttführung beendet Ulli im alten Zollhaus (Casa de la Aduana), das zu ihrer Überraschung geöffnet hat.

Nach einem kurzen, aber heftigen Nieselregen (Nieselregen und heftig klingt wie ein Widerspruch in sich, man muss es erlebt haben), scheint den Rest des Tages die Sonne und es rührt sich kaum ein Lüftchen, aber Wanderwege und selbst der Stadtpark bleiben geschlossen. Wir steigen in die obere Etage von San Sebastián und gehen am Parador und am Leuchtturm vorbei. Auf dem Rückweg in die Stadt begegnen wir ein paar Schülern, die uns den Silbo noch einmal stolz vorführen.

Dann verabschiedet Ulli sich am frühen Nachmittag von uns und wir treffen uns abends im Caprichos, wo es heute ein asiatisch angehauchtes Mahl gibt, die Gänge orientieren sich an spanischer Essenskultur, mixen diese aber mit indischen und japanischen Rezeptideen.

Freitag, 4. April 2025 – Rückreise

Den Morgen können wir noch kurz in San Sebastián genießen, aber relativ früh werden wir zur Fähre gefahren, so dass wir relativ früh da sind. Aber wir müssen die 350 Meter zum Busbahnhof laufen, um die Strecke von 650 Metern zum Hafen gefahren zu werden.
Ich hole und verteile die Bordkarten und wir geben unser Gepäck auf.

Dann geht es auf die Fähre, diesmal fahren wir nicht mi Fred Olsen, sondern der Konkurrenz: Armas. Bald sind wir wieder auf Teneriffa, wo Anna uns in Empfang nimmt und zu unserem Transfer zum Flughafen geleitet. Da praktisch alle unsere Flieger Verspätungen haben, haben wir hinreichend Zeit auf dem Flughafen, bevor es für uns alle nach Hause geht, wo die meisten erst in der Nacht ankommen.


Eine tolle Reise mit einer lustigen und solidarischen Wandergruppe geht zu Ende. Bleibt wie ihr seid und dabei gesund. Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder, bis dahin, euer Andreas.


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