Reisebericht: Rundreise Chile und die Osterinsel

09.10. – 30.10.2019, 22 / 26 Tage Einmalige Rundreise–Kombination: Santiago de Chile – Valparaiso – Atacama–Wüste – Seen– und Vulkanregion – Sieben–Seen–Gebiet in Argentinien – Anden–Überquerung – Patagonien – Torres del Paine–Nationalpark – Punta Arenas – Osterinsel – Colch


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Atemberaubende Naturkulisse, Übernachtung in einem Baumhotel, Vulkane mit weißen Häubchen, Strände in Schwarz und Weiß... und noch viel mehr erwartet uns auf dieser Reise
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Tag 1: Mittwoch, 09.10.2019 wir fliegen nach Santiago de Chile


Endlich! Es geht los. So lange Zeit der Erwartung. Ein Vorbereitungsabend und die Möglichkeit, Mitreisende kennenzulernen. Und jetzt ist es soweit. 

Tag 2: Donnerstag , 10.10.2019 Santiago de Chile


Wetter: lauwarm, wolkig, bedeckt
Die Andenkordillieren, die links und rechts die Straße Richtung Hotel säumen, sind zwar zu sehen, auch einige Schneespitzen, aber es ist sehr diesig.Den Flug von 14,5 Stunden von Paris (Abflug kurz vor Mitternacht) haben wir ganz gut überstanden. Der Service von Air France war gut, es gibt ein warmes Abendessen und morgens das übliche Flugzeugfrühstück. Die ganze Nacht über stehen Getränke in den Küchen bereit, der Sitzabstand ist ok und im Flugzeugfernsehen laufen auch deutsche Filme.Die Einreise verläuft etwas chaotisch. Nach dem Verlassen des Flugzeuges müssen wir fast eine halbe Stunde laufen, ehe wir die Passkontrolle erreichen. Hier legen wir das, von den freundlichen Eberhardt Mitarbeitern in Kesselsdorf bereits ausgefüllte, Zollformular vor. Einige werden durchgewunken, andere müssen Fragen beantworten, die Flugnummer nennen und das erste Hotel. Alles kein Problem. Bei der Einreisekontrolle herrscht seelischer Ausnahmezustand, alle sind aufgeregt, gestresst und die einfachsten Sachen fallen einem nicht ein. Na gut, letztendlich dürfen alle ohne Probleme einreisen und die Koffer sind auch alle da.Wir fahren durch einen langen Tunnel und als wir wieder auftauchen, sind wir mitten in der Stadt.
Nach einem köstlichen Kaffee im Hotel, wo wir auch unsere Koffer lassen, versorgen wir uns erst einmal mit chilenischen Peso. 793 Peso gibt es für 1 € in der Wechselstube. Bankautomaten gibt es in der Apotheke. Auf folgendes muss man sich einrichten: Erste Frage: foreign Client? Ausländischer Kunde? Antwort: Si.
Spanisch oder Englisch?
Geheimnummer u.s.w..
1 kleines Mineralwasser 0,5 Liter kostet 810 Peso, also etwas mehr als 1€, am Kiosk. Unser erster Einkauf.
Wir fahren ins Stadtzentrum und Gaynor, unsere chilenische Reiseleiterin, die wir auch Gitty nennen dürfen, zeigt uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Den Präsidentenpalast, die Moneta, die Plaza de Armas. Das Beeindruckendste hier ist eine Gruppe Lehrer im Seniorenalter, die auf rührende Art und Weise für ihre Rente kämpfen. Sie halten Plakate hoch und singen voller Inbrunst.
Am Denkmal für Salvador Allende legen wir einen längeren Stopp ein und erinnern uns an den Putsch von Pinochet und die Zeiten drumherum.
Wir spazieren durch eine Fußgängerzone bis zur ehemaligen Markthalle (bis 2012). Heute wird hier auch noch Obst und Fisch verkauft, den größeren Raum nehmen aber Restaurants ein. Wir werden in der oberen Etage platziert. Mit einem Pisco Sour stoßen wir auf unser Kennenlernen und auf den Start einer außergewöhnlichen Reise an. Das Essen ist ausgezeichnet und der Service hervorragend.
Am Nachmittag fahren wir mit der Funicular (Seilbahn) auf den Cerro San Cristóbal. Hier oben teilen wir mit der weißen Jungfrau aus Beton und Stahl den traumhaften Blick auf Santiago.
Übernachtung: Hotel Bonaparte

Tag 3: Freitag. 11.10.2019 Pazifikküste, Valparaíso und Weinverkostung


Wetter: 15 - 16 Grad, bedeckt
Das Frühstück ist gut. Wurst, Käse, Rühreier, eine breite Auswahl an Obst (es gibt sogar Erdbeeren) und Kuchen. Auch der Kaffee ist lecker und so starten wir gut gestärkt in den Tag. Auf dem Weg nach Vino del Mar kommen wir an einigen Straßen und Plätzen vorbei, die wir gestern schon gesehen haben. Wir verlassen Santiago und Gitty hat vieles über das Leben in Chile zu berichten. Außerdem bekommen wir einen umfassenden Einblick in die Landschaftsstruktur Chiles von Norden nach Süden.
Gegen 10 Uhr klart es auf und die ersten Weinfelder sind zu sehen. Wir nähern uns Vina del Mar von oben, allerdings versinkt die Stadt im Nebel. Vina del Mar ist ein beliebter Urlaubsort/Seebad für Millionen von Touristen aus dem eigenen Land und vor allem auch aus Argentinien. Besonders im Februar soll hier viel los sein, wenn ein berühmtes Musikfestival die Stadt aus allen Nähten platzen lässt. Die berühmte Blumenuhr, an der wir einen Fotostopp einlegen, zeigt die richtige Zeit an. Und es ist ziemlich frisch.
An der Pazifikküste entlang geht es weiter nach Valparaíso. Viele Pelikane sind hier zu sehen. Nicht mal zehn Minuten benötigen wir und schon sind wir in Valparaíso. Werke von Graffiti Künstlern schmücken jede Wand. Manche schön und manche auch nicht. Viele sind richtige Kunstwerke. Zu den Verkehrsmitteln gehören hier O-Busse und Lifte (Seilbahnen). Vorbei an bunten Häuschen, die sich an die Berghänge schmiegen, erreichen wir das Wohnhaus von Pablo Neruda.
Randnotiz:
Pablo Neruda - Dichter
befreundet mit Victor Jara - Sänger
Freund von Salvador Allende - Politiker
Il Postillo - Film (Der Postbote)
Mit den Tränen der Geduld - Buch
In Valparaíso könnte man eine Fotosafari nur für Wandbilder machen. Allerdings bekommen wir auf unserem Spaziergang auch viele beeindruckende Kunstwerke zu sehen. Entstanden sind die Bilder im Rahmen von Studentenprojekten. Die Studenten versuchten, alte und damit historisch bedeutsame Häuser vor dem Abriss zu schützen.
Wir fahren jetzt zum Weingut Matetic. Es liegt ein wenig abseits und so wird es zum Mittagessen etwas später. Auf dem Buffet wartet viel Fleisch auf uns: wir können wählen zwischen Huhn, Schwein und Rind. Dazu gibt es verschiedenen Beilagen und ein Rotwein wird kredenzt. Zum Nachtisch gibt es Kuchen und Torte und einen köstlicher Espresso. Gut gesättigt geht es für uns weiter in die etwa neun Kilometer entfernte Bodega. Am Wegesrand schauen ein paar Lamas verdutzt aus dem Gebüsch. Ein junger Mann führt uns zur Produktionsanlage und in den Weinkeller. Er erklärt, wie hier Wein hergestellt wird und welche Besonderheiten die Region dafür bietet. Zur Verkostung bietet er uns einen Weißwein und zwei Rotweine an. Auch wenn wir es wollten, mit dem Kaufen halten wir uns zurück, schließlich haben wir noch fast drei Wochen Reise und diverse Flüge vor uns. Wir verabschieden uns und machen uns auf den Rückweg zum Hotel.
Übernachtung: Hotel Bonaparte

Tag 4: Sonnabend, 12.10.2019 Wir fliegen nach Calama – Ziel ist die Atacama Wüste


Wetter: in der Wüste pralle Sonne, heiß, nach dem Sonnenuntergang leicht kühl, windig
Das freundliche Hotelpersonal hat für uns den Frühstückstisch schon eine Viertelstunde früher gedeckt. So müssen wir nicht hetzen und haben genug Zeit zum Essen und zum Auschecken. Am Flughafen verabschieden wir uns von Patricio, der uns in den letzten Tagen herumchauffiert hat.
Mit minimaler Verspätung startet unser Flug kurz nach zehn Uhr. Wir fliegen von Santiago de Chile nach Calama. Der Flug dauert etwa zwei Stunden. Vom Flughafen bis San Pedro de Atacama sind es 94 Kilometer.
San Pedro de Atacama ist eine Gemeinde im Norden Chiles, zu der mehrere Oasendörfer und ein paar kleinere Siedlungen gehören. Unser Ziel ist die gleichnamige Oase: San Pedro de Atacama. Schnurgerade führt die (etwas holprige) Straße durch die Wüste. Für die Fotografen unter uns legen wir ein paar Fotostopps ein. In San Pedro werden wir zum Mittagessen erwartet. Als Vorspeise haben wir die Wahl zwischen Tomatensuppe und Thunfischsalat. Die Mehrzahl der Gäste entscheidet sich für die Suppe, doch der Kellner bringt die Bestellung durcheinander und bringt viele Teller Thunfischsalat und nur zwei Tomatensuppen. Was nun? Die Küche sagt, Tomatensuppe ist alle. Ok, einige entscheiden sich nun für den Thunfisch. Was für ein Durcheinander. Aber es geht noch weiter. Wir bekommen eine Entschuldigung, ein Freigetränk und Tomatensuppe wird frisch zubereitet. Alle sind zufrieden und gehen mit einem Lächeln auseinander.
Am Hotel wird die Zeit knapp und Gitty will uns sofort in den Bus scheuchen. Aber wir müssen doch die Schuhe wechseln und die Jacken auspacken! Wir handeln eine Viertelstunde Pause heraus. Dann fahren wir zum Mondtal. Die Region macht ihrem Namen alle Ehre, hier sieht es wirklich aus wie auf dem Mond. Die Atacama Wüste ist eine der trockensten und einsamsten Landschaften der Erde, wovon wir uns hier überzeugen können. In vielfältigen Formationen stapeln sich Felsen, mischen sich mit feinem Sand, der wiederum Dünen bildet. Auf eine dieser Dünen laufen wir hinauf (bei gefühlten fünfzig Grad und in praller Sonne) und werden oben mit einem überwältigenden Blick in das Mondtal belohnt. Weiter geht es zum Marstal. Hier wollen wir den Sonnenuntergang erleben. Unterwegs legen wir weitere Fotostopps ein und gehen ein Stück zu Fuß. Im Marstal erwarten uns weitere atemberaubende Ausblicke. Der Vollmond steht über dem Vulkan, dessen Spitze mit Schnee bedeckt ist. Nach dem Sonnenuntergang genießen wir ein Picknick mit Pisco Sour und Schnittchen. Ein traumhafter Tag geht zu Ende.
Übernachtung: Casa Don Tomas
Die Casa Don Tomas besteht aus einem Haupt- und mehreren Nebengebäuden, die sich um einen Innenhof reihen. Im Haupthaus befinden sich die Rezeption und das Restaurant sowie eine Lobby, in der wir uns treffen und wo wir uns mit Kaffee und Tee versorgen können. In den Nebengebäuden sind die Zimmer untergebracht. Alle ebenerdig mit bequemen Betten, Bad, Dusche, WC.

Tag 5: Sonntag, 13.10.2019 Lagune, Vulkane und ein Mütterchen mit einem Schlüssel


Wetter: sonnig, mild, ein paar Wolken
Frühstück gibt es ab Sieben, wir fahren los um Acht.Unterwegs berichtet Gitty auch über die schweren Zeiten in Chile und über die in der Atacama Wüste verscharrten Opfer der Militärjunta. Noch heute, nach mehr als vierzig Jahren, finden unermüdlich suchende Frauen die sterblichen Überreste ihrer Angehörigen. Anhand der Knochen können die Toten identifiziert werden.
Film: Mein Leben mit Carlos
In Socaire besuchen wir die kleine Kirche Santa Barbara. Socaire ist ein Dorf mit nur 250 Einwohnern. Wir wollen die kleine Kolonialkirche besuchen. Leider ist die Tür verschlossen. Es dauert nicht lange, da taucht ein Mütterchen auf. Sie hat den Schlüssel und lässt uns ein. Muchas grazias.
Ein fantastisches Panorama erwartet uns an der Lagune, die wir nun besuchen. Das Wasser schimmert blau grün, im Hintergrund sind die Vulkane Cerro Miscanti und Cerro Meniques zu sehen. Einer ist 5622 Meter hoch, der andere 5910 Meter. Wir stapfen entlang des golden schimmernden Büschelgrases, das hier überall zu Hause ist. Es ist frisch aber nicht kalt. Wir müssen langsam gehen, immerhin sind wir auf 4200 Metern Höhe. Unterwegs haben wir schon viele wilde Vicunas gesehen und auf dem Rückweg steht eines dieser eher scheuen Tiere direkt am Straßenrand und will offenbar die Straße überqueren. Leider kommen zwei andere Autos angefahren und vereiteln so diese Absicht. Nichtdestotrotz gelingen uns einige gute Fotos. Wir fahren zurück nach Socaire, wo wir unser Mittagessen einnehmen.
Am Nachmittag fahren wir zum Salar de Atacama. Über dreitausend Quadratkilometer umfasst dieser riesige See. Unser Ziel ist die Reserva Nacional Los Flamencos. Es gibt hier drei Arten von Flamingos, von weltweit sechs. Der See hat unterschiedliche Farbgebungen. Es gibt braun - gelbe Stellen oder graue. Das Meiste wirkt aber blendend weiß. Dazu kommt, dass die Sonne wieder gnadenlos vom Himmel scheint. Wir nehmen uns eine Stunde Zeit, um die Flamingos zu beobachten und für unsere Lieben daheim zu fotografieren.
Am frühen Abend sind wir zurück im Hotel, so das noch ausreichend Zeit ist, in San Pedro de Atacama zu bummeln, Souvenire zu kaufen oder einfach auszuruhen.
Übernachtung: Casa Don Pedro

Tag 6: Montag, 14.10.2019 Geysire, heiße Quellen, Thermalbad und viele Tiere


Heute heißt es, früh aufstehen, denn wir wollen zum Sonnenaufgang am El Tatio sein. Hintergrund ist, dass die sehr kalten Nächte, die abrupt mit Sonnenaufgang enden, dazu führen, dass die Geysire nur so sprudeln. Leider (oder vielleicht auch nicht) sind es heute morgen schon drei Grad plus und der Himmel ist wolkenverhangen. Folge ist, dass die Geysire nicht so enthusiastisch explodieren, wie wir es erwartet haben. Das ist aber nicht weiter schlimm, die Landschaft mit den brodelnden Geysiren ist dennoch beeindruckend. Wir sind auf der Hut, nicht vom Wege abzukommen, denn Unvorsichtigkeit und Leichtsinn haben hier schon zu tragischen Unfällen geführt. Uns passiert natürlich nichts und so erfreuen wir uns am Frühstück, das unser Fahrer David und Gitty für uns vorbereitet haben. (und ja, es gab auch Kaffee).
Gut gestärkt setzen wir unsere Reise fort, nächstes Ziel sind die Termas de Puritama. Unterwegs legen wir wieder viele Fotostopps ein. Ob brütende Blesshühner, Möwen mit frisch geschlüpften Jungen, Vicunas oder Esel und vor allem viele Vögel, alle Tiere lassen unsere Herzen höher schlagen und die Fotoapparate klicken. Um zu den Thermalbädern zu gelangen, müssen wir einen steilen Abstieg entlang eines atemberaubenden Canyons bewältigen (diesen müssen wir allerdings später auch wieder hoch). Wir entscheiden uns für Becken 4, wo wir es uns an Tischen gemütlich machen, denn wir werden hier auch Mittagessen. Aber zuerst wird gebadet. Je tiefer man sich an den Becken entlang begibt, um so heißer wird es. An den Tischen dagegen ist es recht frisch. Die Zeit bis zum Mittagessen geht schnell rum, denn diejenigen, die nicht baden gehen, haben die Freude, einen Fuchs zu beobachten, der es sich etwas oberhalb unsres Rastplatzes gemütlich gemacht hat. So vergeht der Nachmittag. In San Pedro de Atacama bleibt nach Rückkehr noch Zeit für einen individuellen Bummel.
Übernachtung:
Casa Don Pedro

Tag 7: Dienstag, 15.10.2019 Temuco – der Kleine Süden


Wieder heißt es früh aufstehen. Bereits um Dreiviertel Fünf fahren wir zum Flughafen. Nach zwei Flugstunden erreichen wir Santiago. Da unser Flug eine halbe Stunde Verspätung hat, müssen wir uns beeilen, um den Anschlussflug zu erreichen. Der Witz des Tages ist, dass wir mit der gleichen Maschine weiter fliegen, mit der wir gerade angekommen sind. Trotzdem mussten wir aussteigen, eine Runde durch den Flughafen flitzen, eine Sicherheitskontrolle passieren, um dann in den gleichen Flieger wieder einzusteigen. Die Schildbürger lassen grüßen.
Wir fahren jetzt nach Temuco und nutzen dafür einen Teil der Panamerikana.
Randnotiz:
Fluss Pio pio von der Andenkette zum Pazifik
Region Araucania
War Indianerland, Region der Mapuche
Gebiet der Milchkühe, Milchproduktion
Holzindustrie, Lachsindustrie, Fischerei
An der Plaza von Temuco legen wir eine Pause ein. Die Wahl besteht zwischen Bummeln gehen oder einkehren. Die servierten Portionen, egal ob Suppe oder Kuchen, sind gewaltig. Eine Gruppe junger Künstler läuft bunt bemalt und musizierend über die Plaza. Sie freuen sich über unsere Spenden.
In unserem Programm ist der Besuch der Markthalle vorgesehen. Allerdings ist diese vor einem Jahr abgebrannt, wovon wir uns mit eigenen Augen überzeugen können/müssen.
Alternativ gibt es aus der Gruppe den Vorschlag, den Expo Pavillon aufzusuchen, der im Reiseführer als sehenswert beschrieben wird. Gesagt, getan. Nach kurzem Suchen wird dieser auch gefunden. Ein ungewöhnlicher Bau mit Holzlatten verkleidet erwartet uns. Im Innern werden landestypische Produkte vorgestellt. Als die Mitarbeiter dieser Einrichtung mitbekommen, dass sich eine deutsche Reisegruppe in ihrem Etablissement befindet, werden wir spontan zu einer Führung eingeladen. Und das hat sich wirklich gelohnt. Denn mitnichten handelt es sich nur um eine Ausstellung. Die Darstellung der Produkte erfolgt auf animative Weise, die zum Teil zum Mitmachen auffordert. Zum Abschied werden wir um ein Gruppenfoto gebeten, da deutsche Gruppen hier noch selten anzutreffen sind.
Übernachtung: Enjoy Villarrica Park Lake Hotel
Das Villarica Park Lake Hotel liegt, wie der Name es sagt, direkt am See. Die Zimmer sind groß und haben einen Balkon mit Seeblick.

Tag 8: Mittwoch, 16.10.2019 Wasserfall und Huilo Huilo


Guten Morgen.
Der See liegt im Licht der aufgehenden Sonne. Die Luft ist sauber und frisch.
Beim Frühstück sitzen wir an den Panoramafenstern und genießen die fantastische Aussicht.
Wir sind noch keine zehn Minuten gefahren, da legen wir unseren ersten Fotostopp ein. Der Vulkan Villarica zeigt sich in voller Pracht. Am Vormittag besuchen wir die Wasserfälle Ojos de Caburga. Eine Stunde nehmen wir uns Zeit zum spazieren gehen und zum Fotografieren. Ein Goldhalsibis gibt uns zum Abschied die Ehre. Am See, der die Wasserfälle speist, halten wir nochmals. Hier gibt es, außer der schönen Aussicht, ein paar Läden, die handgearbeitete Souvenire verkaufen.
Wir fahren zurück nach Pucon, immer den strahlend weißen Vulkan Villarica im Auge. In Pucon flanieren wir die Hauptstraße entlang, gönnen uns Kaffee und Kuchen im KUCHENLADEN ( Original der Name des Cafés) oder vertreiben uns anderweitig die Zeit.
Auf dem Weg nach Huilo Huilo berichtet Gitty über das Problem der Mapuche Indianer und über die noch heute anhaltenden Auseinandersetzungen um Landbesitz. Und über Ureinwohner oder deren Nachkommen, die Lastwagen der Holzindustrie angezündet haben und nun, als Terroristen verurteilt, viele Jahre im Gefängnis sitzen.
Heute übernachten wir in einem ganz speziellen Hotel. Es ist ein Baumhaus. Von Innen wirkt es wie in ausgehöhlter Baumstamm, die Zimmer winden sich spiralförmig nach oben. Wir haben Zeit für eine Wanderung zum Wasserfall und/oder das Hotel von allen Seiten zu erkunden und zu fotografieren.
Wir sind auf ein Begrüßungsgetränk eingeladen, treffen uns an der Rezeption und gehen gemeinsam in die Bar. Nachdem jeder sein Wunschgetränk erhalten hat, fahren wir auf die Dachterrasse und genießen diese bei einer fantastischen Aussicht und bei angenehmen Gesprächen.
Das Abendessen nehmen wir anschließend im Hotel ein.
Heute gibt es: Couscous, Rinderkraftbrühe, Seehecht, Maisauflauf, Obst oder Mangoparfait

Tag 9: Donnerstag, 17.10.2019 Wir fahren nach Argentinien


Nach einem gemütlichen Frühstück in unserem Baumhotel beginnt der Tag mit einer Überraschung. Wir werden in das Museum von Herrn Petermann (75 Jahre alt) eingeladen. Das Museum ist noch im Bau, von fünf vorgesehenen Etagen sind zwei fertig, die wir auch besichtigen können. Wenn das Museum fertig ist, sollten die Besucher in der Spitze mit der Besichtigung beginnen. Vom Urknall und dem Kosmos angefangen, wird die Entstehung der Erde dargestellt sein. In der zweiten Etage sind Mineralien ausgestellt, die in Chile gefunden wurden. Auch Gold und Silber und Teile von Meteoriten sind dabei. Außerdem gibt es Fotos von den Mapuche und viele Gebrauchsgegenstände der Ureinwohner und Schmuck.
In einem separaten Raum ist der Bergbau ein Thema. Hier ist eine Kapsel aufbewahrt, mit der chilenische Bergleute nach einem Grubenunglück gerettet wurden.
Wir unternehmen noch einen Spaziergang in der Umgebung unseres Hotels, wo sich Hirsche und Wildschweine aufhalten. Dann ist es Zeit, zum Fährhafen zu fahren. In einem einfachen aber urigen Café am Wasser kehren wir kurz ein. Die Damen, die uns mit Tee und Kaffee versorgen, erinnern uns an unsere Mütter und Schwiegermütter. Einfache Frauen mit Kittel und Häubchen, warmherzig und gastfreundlich.
Um eins legt die Fähre ab. Knapp neunzig Minuten fahren wir über den Pirihueico See, umgeben von einem spektakulären Ambiente. 16.04 Uhr reisen wir in Argentinien ein. Sowohl die Ausreise aus Chile als auch die Einreise nach Argentinien sind ein wenig zeitaufwendig, aber eigentlich unkompliziert. Einziger Wermutstropfen: ab 16 Uhr (!) muss man eine zusätzliche Einreisegebühr bezahlen.
Am frühen Abend sind wir in San Martin de Los Andres. Wir checken im Hotel Le Chatelet ein und unternehmen anschließend einen Stadtspaziergang. Inzwischen ist Wind aufgekommen und es wird ziemlich kalt. Das Abendessen ist für 20 Uhr bestellt. Im Restaurant Ku gibt es heute typisch argentinisch Lamm (das leider so gar nicht unseren Geschmack trifft) oder aber Rind oder Nudeln. Ausgezeichnet schmeckt allen die Vorspeise, ein Toast mit einer im Ofen gebackenen Tomate (mit Zucker, Olivenöl und Knoblauch gewürzt) und einen Teller mit geschmolzenem Käse. Zum Abschied wird dann noch ein Glas Sekt gereicht.
Übernachtung: Hotel Le Chatelet
Das Hotel ist recht einfach. Die Empfangsdamen jedoch äußerst freundlich. Sie haben schon alles für uns vorbereitet, die Zimmerschlüssel liegen bereit. Allerdings ist ihnen, von wem auch immer, eine Teilnehmerliste von 2018 zugeschickt worden, so dass weder die Anzahl der Zimmer noch deren Verteilung stimmt. Die Damen reagieren recht unaufgeregt und bald schon ist alles korrigiert und auch die Ehepaare müssen nicht in getrennten Betten schlafen.

Tag 10: Freitag, 18.10.2019 Die Faszination der Sieben Seen


Wetter: fantastisch; strahlend blauer Himmel, schneebedeckte Berge, smaragdgrüne Seen und Flüsse und dazu viele Fotostopps, was will man mehr?
Wir sind in Argentinien unterwegs, auf dem Weg der Sieben Seen.
Villa la Angostura erreichen wir mittags. Der Ort lädt zum Bummeln und einkehren ein.
Weiter geht die Fahrt durch die traumhafte Landschaft mit überwältigenden Ausblicken. Bariloche ist bekannt für seine Schokoladenläden. Diese erobern wir am Nachmittag. Überall werden Stückchen zum Kosten gereicht. Außerdem spazieren wir am Ufer des Nahuel Huapi Sees entlang und genießen das schöne Wetter. In der Kathedrale von Bariloche gibt es interessante Glasfenster zu sehen. Hier sind Abschnitte der Geschichte dargestellt, unter anderem, wie Ureinwohner die ersten Missionare massakrierten (was später den Spaniern als Argument diente, die Urbevölkerung per Dekret auszulöschen).
Den Abend verbringen wir wieder gemeinsam, heute im Restaurant Kostello Resto Bar & Grill. Es gibt argentinisches Rindersteak.
Die Post
Unweit des Hotels gibt es eine Post. Anders ist es nicht möglich, eine Briefmarke zu erwerben. Die Post ist bis 17 Uhr geöffnet. Wir schlüpfen eine Minute vorher noch rein. Der freundliche Wachmann fragt nach unserem Anliegen und hilft uns, die passende Nummer zu ziehen. Es ist voll. Sehr voll. Mindestens zwanzig wartende Kunden. Am Anfang haben wir noch die Idee, dass Briefmarken an einem speziellen Schalter verkauft werden. Dies stellt sich jedoch als Irrtum heraus. An sechs Schaltern wird fleißig gearbeitet. Dennoch sind wir die Letzten (wir sind ja auch als Letzte gekommen), die nach zwanzig Minuten bedient werden. Die Briefmarke kostet vier Euro.
Übernachtung: Hotel Nevada
Das Hotel ist einfach. Es gibt einen (rumpligen) Fahrstuhl. Die Lage des Hotels ist für einen kurzen Aufenthalt sehr gut geeignet. In fünf Minuten ist die Fußgängerzone mit ihren vielen Schokoladenläden erreichbar.
Ein Adapter ist erforderlich.

Tag 11: Sonnabend, 19.10.2019 Wir kehren zurück nach Chile


Wetter: strahlender Sonnenschein
Um Chile von Norden nach Süden zu durchqueren, muss man einen Abstecher nach Argentinien machen, die geografischen Gegebenheiten geben es nicht anders her. Heute aber geht es wieder zurück nach Chile. Gegen halb elf erreichen wir die erste Grenze. Die Ausreise aus Argentinien erfolgt problemlos. Lediglich die Passkontrolle muss absolviert werden.
Auf dem Gebirgspass, an der Grenze zwischen Argentinien und Chile, stoßen wir mit Rotwein auf dieses Erlebnis an. Eine halbe Stunde später erreichen wir die chilenische Einreisekontrolle. Alles Gepäck muss ausgeladen werden und ein Hund schnüffelt nach verbotenen Waren. Wir müssen alle mit unserem Handgepäck aussteigen und auch dieses wird von dem Hund abgesucht. Wer Souvenire dabei hat, muss diese vorzeigen, aber alles wird genehmigt und durchgewunken. Noch vor eins sind wir zurück in Chile.
Kaum haben wir die Anden überquert, zeigen sich wieder Wiesen in saftigem Grün. Es dauert nicht lange, bis die Vulkane Calbuco, Puntiagudo, Osorno in Sichtweite kommen. Im beliebten Restaurant Vogelscheuche werden wir, bei einem Blick auf den Vulkan Osorno, mit einem leckeren Buffet und Inklusivgetränken, verwöhnt.
Gegen 17 Uhr erreichen wir Puerto Varas und unser Hotel Cabanas del Lago. Wir treffen uns auf einen Pisco Sour, bevor jeder seiner Wege geht. Die Strandpromenade mit Vulkanblick lädt zum Flanieren ein. Alternativ geht man ins gegenüber liegende Schwimmbad (Badekappe erforderlich) oder macht es sich im gemütlichen Zimmer am großen Panoramafenster bequem.
Übernachtung: Cabanas del Lago

Tag 12: Sonntag, 20.10.2019 Wir fliegen nach Punta Arenas


Wetter: heftiger Regen
Überraschung!
Wir haben einen neuen Bus!
Naja, so überraschend ist es auch wieder nicht.
Heute konnten wir ausschlafen und das üppige Frühstücksbüffet in Ruhe genießen. Erst halb elf lädt Don Jorge die Koffer ein. Hector ist nicht mehr da. Schade, wir konnten uns gar nicht verabschieden. Wir unternehmen eine kleine Rundfahrt durch Puerto Varas und schauen uns nochmal die alten Holzhäuser mit ihren speziellen Schindelverkleidungen an. Anschließend geht es nach Puerto Montt. Am ersten Stopp, an einem Aussichtspunkt über der Stadt, ist keinem nach Aussteigen zumute. Es regnet wie verrückt und zu sehen ist auch nicht viel. Als wir den Markt oder besser, die Märkte, erreichen, lässt der Regen etwas nach. An den teilweise überdachten Ständen werden viele handgefertigte Waren aus Holz und Wolle angeboten. Etwas weiter hinten werden Fisch und Meeresfrüchte und andere Lebensmittel verkauft. Mittags kehren wir ins Restaurant Kiel ein. Hier erwartet uns ein üppiges Mahl begleitet von vielen Getränken.
Nun ist es Zeit zum Flughafen zu fahren. Wir machen uns etwas Sorgen, denn in den letzten Tagen gab es in Santiago Unruhen, die eine Ausgangssperre zur Folge hatten. So konnte das Personal des Flughafens seinen Arbeitsplatz nicht erreichen und etliche Fluggäste blieben in Santiago hängen. Wir haben Glück und starten mit nur einer Stunde Verspätung. Die Aussicht aus dem Flugzeugfenster ist grandios. Leider gibt es aber viele Wolken, deren Weiß mit dem Schnee der Berge und Gletscher verschmilzt. Bevor wir (sanft) landen, überfliegen wir die Magellanstraße.
Noch zwei Stunden Fahrt, dann kommen wir kurz vor Mitternacht im Hotel an.
Übernachtung: Weskar Lodge
Auch die Weskar Lodge besteht aus mehreren Gebäudeteilen. Im Haupthaus findet der Gast die Rezeption, eine gemütliche Lounge und das Restaurant.
Die Zimmer sind gut geheizt, so dass wir als erstes den Knopf zum Abstellen der Heizung suchen. Das Personal ist jung, gastfreundlich und hilfsbereit. Es gibt keinen Fahrstuhl und die jungen Männer bieten ihre Hilfe beim Kofferschleppen an. Zwei Zimmer mit Wasserschaden aus unbekannter Ursache, müssen gewechselt werden, was unkompliziert ermöglicht wird.

Tag 13: Montag, 21.10.2019 Mit dem Katamaran zu Eisbergen und Gletschern – Puerto Natales


Wetter: stürmisch, kühl
Ab 6.30 Uhr ist für uns der Frühstückstisch gedeckt, denn 7.45 Uhr holt uns Gitty ab. In fünf Minuten sind wir am Hafen, andere Gruppen waren schneller und alle Fenstertische sind besetzt. Trotz heldenhaftem Einsatz von Gitty bekommen wir keinen anderen Tisch. Aber auch von der Mitte aus kann man gut sehen. Und raus gehen können wir ja auch. Allerdings weht dort ein scharfer Wind über den Ultima Esperanza Fjord. Nur wenige halten es länger draußen aus. Der Kapitän hält auf einen Felsen zu. Hier brüten Kormorane. An einer anderen Felswand haben es sich Seelöwen gemütlich gemacht. Bald nähern wir uns dem Hängenden Gletscher Balmaceda. Ganz dicht fahren wir heran. Weiter geht die Fahrt durch die beeindruckende Landschaft. Später legen wir an und unternehmen einen Spaziergang zum Serrano-Gletscher. Schmal schlängelt sich der Wanderweg am Fjord entlang. Unterwegs stehen Mitarbeiter vom Schiff und passen auf, dass uns nichts passiert. Andere lösen Brocken aus dem schwimmenden Eis. Zurück an Bord erfahren wir, warum. Jeder bekommt einen Whisky mit Gletschereis. Der Jubel ist groß. Auch die Rückfahrt begleitet lautes Geschrei. Wir fahren jetzt gegen die Wellen und das Wasser klatscht in hohem Bogen gegen die Fenster. Den Japanern, die ganz vorne sitzen, macht das ersichtlichen Spaß.
Das Mittagessen gibt es in der Estanzia Perrales. Vorsuppe in schönen Schüsseln, Berge von Fleisch (Lamm, Geflügel, Wurst) oder Gemüse für die Vegetarier. Zum Nachtisch einen halben Pfirsich aus der Dose.
Zurück an Land legen wir einen kurzen Stopp an der Plaza von Puerto Natales ein. Hier gibt es einen Briefkasten und einen Tante Emma Laden.
Den Abend lassen wir in der Lounge bei einem gemütlichen Beisammensein ausklingen. Hauptthema der Gespräche sind allerdings die Unruhen in Santiago und die Sorge um unsere Flüge.

Tag 14: Dienstag, 22.10.2019 Nationalpark Torres del Paine


Wetter: sonnig, mild
Der Ausflug fängt gut an. Ein Adler sitzt auf einem Bäumchen an der Straße. Etwas weiter haben sich Geierfalken über einen totgefahrenen Hasen hergemacht. Alles Fotomotive für uns.
Nach einer technischen Pause in einem großen Souvenirshop setzen wir unsere Fahrt fort und bald darauf begegnen wir einer Herde Guanacos. Ein Nandu stolziert in der Ferne. Die Torres zeigen sich in voller Pracht. Noch eine Guanaco Herde. Ein Nandu Harem. Ein Gürteltier flitzt über die Straße. Guanacos, Torres mit See, Torres mit Guanacos...
Gegen zwölf und hundert Fotos weiter erreichen wir den Nationalpark. An erlaubten Fotospots legen wir Pausen ein, um die fantastische Umgebung zu genießen. Etwas später unternehmen wir eine kleine Wanderung, auf der uns weitere unglaubliche Ausblicke und viele Guanacos erfreuen. Auf einem Campingplatz halten wir zum Picknick. Am Nachmittag erreichen wir den Lago Grey. Hier schwimmen türkisblaue Eisberge im Wasser. Wir spazieren am Ufer entlang und sind weiterhin beeindruckt von der spektakulären Natur. Gegen 17.30 Uhr treten wir den Rückweg an.
Gittys Mann ist Koch und er hat ein eigenes kleines Restaurant. Da ist es selbstverständlich, dass wir unseren letzten Abend dort verbringen. Unterwegs hat Gitty schon mal die Speisekarte vorgestellt und die Bestellungen entgegen genommen. Sinn der Sache ist, uns die chilenische Wartezeit auf das Essen zu ersparen. Wir haben die Wahl zwischen Meeresfrüchtesuppe, Seehecht mit Reis und einer Spezialität aus Fleisch und Mais im Tontopf gebacken - Pastel de Choclo. Zur Begrüßung gibt es den traditionellen Pisco Sour. Erst kurz vor Mitternacht sind wir zurück im Hotel.

Tag 15: Mittwoch, 23.10.2019 Punta Arenas und Flug nach Santiago


Der Tag beginnt mit einem Fotostopp am Geisterwald. (Mal abgesehen von Frühstück, Check out und Gepäck verladen). Flechten hängen in Fetzen von abgestorbenem Bäumen, die im Wasser stehen. Das sieht schon am Tage gruselig aus. Magallan Gänse überqueren die Straße ohne Respekt vor dem herannahenden Bus. Zwei Männchen jagen ein Weibchen, naja, kein Wunder, dass die ringsherum nichts mehr wahrnehmen. Dann liegt ein toter Hase mitten auf der Straße. Vier Geierfalken am futtern. Die lassen sich schon stören und fliegen kurz davon als der Bus kommt.
Wir kommen an einigen Estanzias vorbei. Direkt davor oder auf der gegenüberliegenden Seite stehen kleine Häuschen, sehen aus wie Unterstände für Wachsoldaten, sind aber Bushaltestellen.
Hundert Kilometer vor Punta Arenas kreuzt ein Stinktier unseren Weg.
Gegen elf erreichen wir Punta Arenas. Wir fahren zum Stadtzentrum, vorbei am Denkmal für die Freiwillige Feuerwehr, das Denkmal für die kroatischen Einwanderer (früher jugoslawische), dem Denkmal der Schafzüchter, bis zum Friedhof. Hier befinden sich das Grab von Sarah Braun und die Grabstätten der alt eingesessenen Familien. Vor dem Friedhof zieht eine kleine Topfdeckeldemonstration vorbei. Die Unruhen im Land sind noch nicht beendet. Da, wo die Denkmäler stehen, ist jetzt ein Panzer positioniert. Der Panzerfahrer beobachtet aufmerksam das Geschehen.
Vom Aussichtspunkt beobachten wir wie die Demonstranten zur Plaza ziehen. Dort wollen wir auch hin. Allerdings ist es ratsam in solchen Situationen Menschenansammlungen zu meiden. So umfahren wir die Plaza mit dem Bus und steigen nicht aus. An allen Ecken stehen bewaffnete Militärs. Die Scheiben der Banken sind eingeschlagen. An einer Ecke wird schon wieder auf Topfdeckel geschlagen. Wir machen uns lieber vom Acker.
Am Flughafen müssen wir uns von Gitty verabschieden. In den letzten zwei Wochen sind wir uns sehr vertraut geworden. Danke liebe Gitty für die ausgezeichnete Betreuung.
Wir fliegen nach Santiago de Chile zurück. Zu unserer großen Überraschung erwartet uns hier Angelika, die uns zum Flughafenhotel begleitet. Sie hat auch schon die Bordkarten für morgen dabei.
Das Abendessen nehmen wir heute im Hotel ein. Man merkt, dass hier ein Kommen und Gehen herrscht, trotzdem ist die Bedienung freundlich und das Essen liebevoll angerichtet. Einziger Wermutstropfen: eine Glastür ist kaputt und es zieht wie verrückt.
Übernachtung: Holiday In Airport Hotel
Direkt am Flughafen Santiago de Chile, sauber, ordentlich, nettes Personal, gutes Essen, trotz Flughafennähe kein Fluglärm in der Nacht

Tag 16: Donnerstag, 24.10.2019 Wir fliegen auf die Osterinsel


Das Frühstück wird ab Fünf angeboten, da wir aber erst um halb acht zum Flughafen rüber gehen, ist auch etwas später noch Zeit dafür. Angelika holt uns ab. Die Agentur hat bereits die neuen Einreiseformulare für uns ausgefüllt. Diese Formulare wurden entwickelt, um dem inflationären Zuzug auf die Insel Einhalt zu bieten. Dabei geht es weniger oder gar nicht um uns, sondern um Chilenen vom Festland, die kamen und dann nicht mehr gingen. Wir geben die Koffer ab und begeben uns zur Passkontrolle. Hier erhalten wir einen neuen Einreisezettel, den wir beim Boarding wieder abgeben müssen.
Während des Fluges gibt es einen warmen Imbiss und ein TV-Programm, sogar ein deutscher Film ist dabei. Jetzt sind wir 3800 Kilometer vom chilenischen Festland entfernt. Die nächste bewohnte Insel im Westen der Osterinsel ist Pitcairn, dort, wo die Meuterer der Bounty Unterschlupf fanden. Also sind wir irgendwo im Nirgendwo. Unsere örtliche Reiseleiterin Malena empfängt uns mit Blumengirlanden, die sie uns um den Hals hängt. Unser Gepäck wird in ein separates Auto verladen und unser freundlicher Busfahrer Petro bittet uns, einzusteigen. Wir fahren zum Hotel O'tai.
Am Nachmittag unternehmen wir bereits den ersten Ausflug. Unser erster Stopp gilt der Eintragung eines Stempels der Osterinsel in unseren Reisepass. Möchten wir es doch dokumentiert haben, dass wir tatsächlich hier waren. Anschließend fahren wir nach Tahai. Hier besichtigen wir eine rekonstruierte Zeremonieanlage. Es gibt drei Ahus zu sehen. Ein Ahu ist eine flache, abgestufte Plattform aus losen Steinen. Innerhalb der Ahus wurden Gräber gefunden. Man vermutet, dass die Ahus ursprünglich Altäre waren, später als Begräbnisstätten genutzt wurden und dass noch später Moais auf ihnen errichtet wurden. Die ersten Moai, die wir zu sehen bekommen, befinden sich auf dem Ahu Vai Uri. Es sind fünf Steinfiguren, von denen drei fast vollständig erhalten sind, einem der Kopf und einem anderen ein halber Kopf fehlt. Das ist uns erst einmal egal, denn genau deswegen sind wir auf die Osterinsel gereist, um die geheimnisvollen Moais zu sehen. Und jetzt stehen wir direkt davor. Herz, Du könntest nicht schneller schlagen. Weiter geht es zum Ahu Tahai. Hier steht ein einzelner ziemlich verwitterter Moai. Vermutlich stammt er aus dem 7. Jahrhundert und gilt damit als einer der ältesten Moai. Grüß Dich, Kumpel. Nett, Dich zu sehen. Und jetzt kommt der Knaller. Ein Moai mit Augen! Wir sind am Ahu Ko Te Riku, wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhundert. Dieser Moai hat nicht nur schöne Korallenaugen, er trägt sogar einen Kopfschmuck. Das ist echt mein Lieblingsmoai. Nun kommen wir nach Ahu Akivi. Dies ist einer der wenigen Ahus im Insel Inneren. Außerdem sind die sieben Moais, die wir hier sehen, die einzigen, die aufs Meer hinaus schauen.
Übernachtung: Hotel Otai
Das Hotel befindet in Hanga Roa. Direkt gegenüber ist die Feuerwehr und die Post, was die Orientierung erleichtert. In der Post gibt es Briefmarken für Postkarten in die Heimat. Die kosten hier 1000 chilenische Pesos (vom Festland aus kosten die Briefmarken nur 600 Pesos). Vor der Post befindet sich ein Briefkasten. Wer Wert darauf legt, Briefmarken von der Insel zu bekommen, muss die Öffnungszeiten beachten. Werktags bis 17 Uhr, sonnabends von 10.00 bis 13.00 Uhr. Das Hotel besteht aus mehreren Gebäudeteilen. Die Rezeption, das Restaurant und die Bungalows. Das Personal ist freundlich und bemüht um das Wohl der Gäste. Die Bungalows sind einfach ausgestattet, mit einem Bett, einem Schreibtisch, einem Kühlschrank und einem Bad. (Mit Föhn). Alles ist sehr sauber. Mit dem Auftauchen von Käfern und Mücken muss trotzdem gerechnet werden. Ab früh um fünf krähen die Hähne.

Tag 17: Freitag, 25.10.2019 Osterinsel – Ganztagesausflug


Wetter: bewölkt, mild
Frühstück gibt es ab acht. Die Internetfreunde sind schon eher da, denn nur am Restaurant und an der Rezeption gibt es W-LAN (wofür wir übrigens 10 $ berappen mussten).
Malena holt uns 9.30 Uhr ab.Wir fahren nach Tongariki. Das ist die schönste und am besten rekonstruierte Anlage der Insel. Tongariki ist der größte Ahu, der auf der Osterinsel gebaut wurde. 1960 wurde er durch eine Flutwelle vollständig zerstört. In mühevoller Kleinarbeit wurde er wieder neu errichtet. 15 Moai (fünfzehn!) stehen auf dieser großen Plattform. Wir machen den Quatsch aller Touris und lassen uns als Moais fotografieren. Ein bisschen Spaß muss sein, oder?
Wir kommen nach Rano Raraku. 397 Moai stehen hier, teilweise unfertig, teilweise zum Abtransport bereit. Der größte Moai, mehr als 21 Meter hoch, liegt hier zur Fertigstellung bereit. Was ist passiert? Warum wurde hier mitten in der Arbeit alles stehen und liegen gelassen? Man weiß es nicht.
Mittags fahren wir zum Dorf zurück. Kehren ein in ein Restaurant, was nur für uns geöffnet hat. Hühnchen, Fisch oder vegetarisch?
Den Nachmittag verbringen wir am Strand. In der Bucht von Anakena gibt es einen weißen Sandstrand mit Palmen und einem Picknick Platz. Kalt ist es nicht. Also, wer will, der kann auch baden gehen. Alternativ können wir in eines der vielen Strandlokale einkehren und einen Cocktail oder einen Kaffee schlürfen. Urlaub eben.

Tag 18: Sonnabend, 26.10.2019 Osterinsel


Wetter: Regen, mild
Oh, mein Gott. Der Blick aus dem Fenster lässt nicht Gutes erahnen. Zum Glück täuschen wir uns. Und der Wetterbericht auch. Am ersten Fotostopp am Hafen tröpfelt es noch ein wenig. Aber später kommt entgegen aller Vorhersagen die Sonne raus.
Wir besuchen das Zeremoniendorf Orongo. Hier befinden sich viele kleine höhlenartige Steinhäuser. Sie haben einen elyptischen Grundriss und sind etwa sieben Meter lang. Der Eingang zu den Häusern ist sehr klein.
Zweihundert Meter tief liegt der Vulkansee des Rano Kau. Kreisrund. Wir beschäftigen uns mit der Tradition des Vogelmannkults. Das Schicksal der Osterinselbewohner wollte es, dass sie, nachdem sie alle Bäume gerodet und für den Transport der Moais oder zum Bau von Booten verwendet hatten, eines Tages ohne Bäume und ohne Holz da standen. Kein Boot konnte mehr gebaut werden und niemand konnte die Insel verlassen. Allein die Vögel waren dazu in der Lage. Möglicherweise entstand daraus der Vogelmann-Kult. Die geschicktesten Krieger maßen sich im Wettbewerb. Von einer vorgelagerten Insel sollte ein Ei der Rauchseeschwalbe zum Dorf gebracht werden. Dazu musste eine steile Felswand überwunden werden und wer als Erster erfolgreich im Dorf ankam, wurde der Vogelmann oder bestimmte seinen Häuptling zum Vogelmann. Dieser hatte dann für ein Jahr das Sagen auf der Insel.
Unser nächstes Ziel ist eine Höhle, die sich in der Nähe des Ufers befindet. Das vulkanische  Gestein bildet hier einen kreisförmigen Kessel, in dem das Meer so richtig toben kann. Die Höhle ist inzwischen für Besucher gesperrt, es hat ein paar Steinschläge gegeben, wir dürfen nicht hinein. Aber auch von Weitem und vor allem durch die Umgebung, ist sie beeindruckend. In der Nähe grasen Pferde auf einer Koppel.
Am Nachmittag ist Zeit für Unternehmungen auf eigene Faust. Viele besuchen die Kirche, in der sich heidnischer und katholischer Glauben auf ungewöhnliche Weise vermischen. Ein Bummel durch die Gassen und ein Blick in den einen oder anderen Laden runden das Programm ab.
Zum Abendessen gehen wir wieder gemeinsam. Heute sind wir im Au Boot du Monde zu Gast. Wir werden bereits erwartet und freundlich bewirtet. Auch dass wir anschließend die Show besuchen wollen, ist bekannt. Rechtzeitig erhalten wir die Rechnung für die Getränke und man weist uns freundlich den Weg. Bis zum Beginn der Show ist noch etwas Zeit und so kommt es, dass wir mit kriegerischer Bemalung im Gesicht versehen werden. Auf der Bühne wird dann eineinhalb Stunden getanzt und Musik gemacht. Die Show verbindet traditionelle Tänze mit modernen Musikinstrumenten, was nicht jedermanns Geschmack trifft. Dennoch ist das Programm feurig, die Männer machen ordentlich Rabatz und die Mädchen lassen die Hüften kreisen.

Tag 19: Sonntag, 27.10.2019 Wir verlassen die Osterinsel und fliegen zurück nach Santiago de Chile


Wie immer frühstücken wir um acht. Denn bereits um neun wollen wir den Gottesdienst in der Kirche besuchen. Der Pfarrer ist ein junger Mann und trägt einen prächtigen Federbusch auf dem Kopf. In den ersten Reihen sitzt eine Band, die das ganze Geschehen musikalisch begleitet. Der Gottesdienst folgt einem alt eingespielten Ritual und wir machen nach, was die Einheimischen machen. Aufstehen, setzen, aufstehen, setzen. Der Pfarrer hat eine angenehme Stimme und es scheint, als ob er vernünftige Dinge sagt. Zwischendurch fassen wir uns an den Händen und lauschen der Band. Plötzlich umarmen sich alle gegenseitig. Auch uns werden die Hände geschüttelt und wir bekommen nette Worte gesagt. Auch wenn wir die Sprache nicht verstehen, ist doch klar, dass es gute Wünsche sind. Es ist sehr emotional. Zum Schluss werden Oblaten verteilt und der Klingelbeutel herumgereicht. Klar, dass wir auch etwas spenden. Als wir die Kirche verlassen, steht der federngeschmückte Pfarrer an der Tür und gibt jedem die Hand. Und fotoscheu ist er auch nicht, der Gute.
Wir müssen jetzt die Zimmer räumen und auschecken. Bis mittags ist aber noch Zeit zum Meer zu gehen und nach Schildkröten Ausschau zu halten oder noch einmal durch die Straßen zu bummeln.
12.30 Uhr holt uns Malena ab und wir fahren zum Flughafen. Hier ist alles sehr übersichtlich, es gibt nur eine Maschine, die abgefertigt wird. Nachdem das Schlangestehen bewältigt ist, beginnt schon bald das Boarding und wir fliegen zurück nach Santiago.
Hier wartet bereits Angelika auf uns und begleitet uns zum Hotel. Noch einmal werden alle Pässe und Einreisezettel kopiert, dann bekommen wir unsere Zimmerschlüssel.
Für einige ist die Nacht recht kurz, denn leider gibt es andere Gäste, die vor unseren Zimmerfenstern rauchen oder sich bis weit nach Mitternacht laut unterhalten. Zum Glück reist die Jugendgruppe am nächsten Tag ab.

Tag 20: Montag, 28.10.2019 Weinverkostung und Abschiedsessen im Colchagua Tal


Die Situation in Santiago ist derzeit unberechenbar. Seit einigen Tagen gibt es nach politischen Auseinandersetzungen einen Mob, der randalierend durch die Straßen zieht. Deshalb und weil der Weg weit ist, fahren wir um acht Uhr ab.
Ziel ist das Colchagua Tal und das Weingut Santa Cruz. Nach gut vier Stunden Fahrt, unterbrochen von einer halben Stunde Pause, erreichen wir den Hauptort San Fernando und kurz darauf das Weingut. So weit das Auge reicht sind Weinfelder zu sehen. Angelika hat uns inzwischen erklärt, dass der Inhaber des Weinguts ein bekannter Milliardär ist. Wir fahren mit seiner privaten Seilbahn (zwei Gondeln für jeweils vier Personen) auf einen Hügel, wo eine Art Freilichtmuseum eingerichtet ist. Später dürfen wir einen Blick in den Weinkeller werfen und drei gute Weine verkosten. Das Mittagessen ist ausgezeichnet, auch wenn das angebotene Steak in geschnetzelter Form serviert wird. Wir revanchieren uns, in dem wir ein paar Weinflaschen kaufen (zwei darf man pro Person mit nach Hause nehmen). Die Rückfahrt wird einfach verschlafen und am Abend sind wir zurück im Hotel.
Übernachtung: Hotel Bonaparte

Tag 21: Dienstag, 29. Oktober 2019 Wir fliegen zurück nach Hause


Der Vormittag steht zur freien Verfügung und wir können ausschlafen, spät frühstücken und in aller Ruhe unsere Koffer packen. Erst um zwölf müssen wir die Zimmer räumen, in der Lounge gibt es noch einen leckeren Kaffee und halb eins fahren wir zum Flughafen. Die Zeit bis zum Abflug halb fünf vergeht schnell. Wir sind beschäftigt mit Koffer aufgeben, Passkontrolle, Sicherheitskontrolle und mit dem Gang zum weit entfernten Gate E09. Die letzten Pesos wandern in den Souvenirshop und schon ist Boarding angesagt. Nachdem auch die Gruppe der marokkanischen Karatekids den richtigen Ausgang gefunden hat, starten wir relativ pünktlich den Rückflug nach Paris. Hier verstreuen wir uns in alle Winde, denn die Zielflughäfen in Deutschland sind nicht für alle die gleichen.

Liebe Reisefreunde,


ich hoffe, alle sind gut nach Hause gekommen. Noch einmal möchte ich mich bei Euch für die außergewöhnliche Reise bedanken. Es war mir eine Freude, Euch kennen zu lernen. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen des Reiseberichtes und beim Erinnern an unsere vielfältigen Erlebnisse. Vor allem aber wünsche ich Euch Gesundheit und immer viel Lust aufs Reisen. Herzlichst Eure Reisebegleiterin Sabine

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Sabine,
leider haben wir uns am Flughafen in Paris nicht mehr sehen können, da Ihr Hamburg- und Berlin-Flieger ein anderes Gate hatten als wir. So konnten wir uns von Dir nicht mehr verabschieden. Wir danken Dir aber recht herzlich für Deine angenehme und tolle Reisebegleitung. Du hast mit Deiner ruhigen Art stets auf uns geachtet, dass alle da waren und für uns sehr gut gesorgt, so dass doch alle gesund und mit vielen Eindrücken nach Hause gekommen sind -vielen Dank. Vielen Dank auch für den ausführlichen Reisebericht, der uns die tolle Reise nochmal passieren ließ. Hätten wir gewusst, dass Du so ausführlich berichtest, hätten wir uns dies auf der Reise sparen können, täglich Buch zu führen. Auch die Bildergalerie ist Dir mit ausdrucksvollen Bildern gut gelungen und wir werden sicherlich noch oft an Chile, Dich und Eberhardt-Reisen denken - den letzten Katalog haben wir schon mal gestern durchgeblättert. Vielleicht trifft man sich ja mal wieder auf einer Reise mit Dir.
Nochmal vielen Dank und viele Grüße aus der Pfalz
Rudolf und Therese

Rudolf
02.11.2019