Reisebericht: Rundreise Suriname, Guyana und Französisch–Guyana

12.02. – 01.03.2019, 18 Tage Rundreise Südamerika: Paramaribo – Georgetown – Iwokrama–Regenwald – Kaieteur–Nationalpark – Berg en Dal – Kourou – Cayenne – Teufelsinsel – Sümpfe von Kaw


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Südamerika - doch ganz anders als sonst. Die drei Guyanas erwarten uns mit tollen Erlebnissen, traumhaften Tiersichtungen und einer spannenden Kultur und Geschichte. 18 Tage durften wir eintauchen in eine andere Welt.
Ein Reisebericht von
Wiebke Christ

Tag 1, Dienstag, 12. Februar 2019

Es ist früh, sehr früh, als wir uns aus den unterschiedlichen Gegenden Deutschlands auf den Weg machen. Doch unser Ziel für die nächsten Wochen ist klar - Südamerika, vollkommen abseits der großen Touristenströme und in Länder, die noch entdeckt werden wollen. Zuhause wurde der eine oder andere von uns gefragt: "Wo soll es hingehen? Suriname, Guyana und Französisch-Guyana? Wo ist das denn genau?". Und wer kann das verübeln; denkt man doch automatisch an die großen Länder wie Brasilien, Argentinien oder Chile beim Stichwort Südamerika.
Wir treffen uns zum Abflug in einer kleineren Gruppe in Berlin und fliegen von hier nach Amsterdam, wo unsere Gruppe durch die anderen 4 komplettiert wird. Nach guten 8 Stunden landen wir nach einem ruhigen Flug in der Hauptstadt Surinames, in Paramaribo. Zunächst brauchen wir etwas Geduld bei der Einreise. Im Anschluss treffen wir auf unseren örtlichen Reiseleiter Andre, der uns die nächsten 18 Tage durch die Länder führen wird, sowie unseren Busfahrer für Suriname, Ryan. Nachdem wir im Hotel eingecheckt haben und unser erstes Abendessen genossen haben, fallen wir müde ins Bett. Ein langer Tag, aber wir freuen uns auf das, was kommt.

Tag 2, Mittwoch, 13. Februar 2019

Die Zeitverschiebung spielt uns in die Hände, so dass wir uns ausgeschlafen zum Frühstück treffen. Heute wollen wir uns Paramaribo und Umgebung anschauen. Wir fahren mit dem Bus ein kleines Stück rein in die Stadt. Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen so zentral, dass wir sie ganz bequem zu Fuß erreichen können. Und so starten wir beim Denkmal für die indischen Einwanderer nach Suriname, gehen weiter entlang des Palmengarten und des Präsidialkabinetts zum alten Fort Zeelandia. Suriname ist ein vielschichtiger Mix aus verschiedensten Völkern, Kulturen und Religionen, die friedlich miteinander leben. Vom Fort Zeelandia hat man einen fantastischen Blick auf den Suriname Fluss. Im Fort ansässigen Museum lernen wir viel über die Kolonialvergangenheit Surinames, das zunächst eine englische und später eine niederländische Kolonie war. Seit 1975 ist das kleine Land mit seinen etwa 540.000 Einwohnern unabhängig, jedoch ist Niederländisch weiterhin die offizielle Amtssprache.
Der eigene Baustil Paramaribos begeistert uns - es sind hauptsächlich Holzhäuser zu finden, die im Louisianabaustil errichtet wurden. Die Backsteine, die hier verbaut wurden, sind meist mit den Sklavenschiffen gekommen und dienten dort dem Gewichtsausgleich.
Weiter geht unser Rundgang durch Paramaribo und führt uns vorbei am Platz der Unabhängigkeit, an verschiedenen Regierungsgebäuden und Botschaften, sowie an die Waterkant. Etliche der alten Gebäude sind wunderschön restauriert und man fühlt sich ein wenig in der Zeit zurück versetzt. Wir besuchen im Anschluss den Markt der Maronen sowie den libanesischen Markt. Hier kann es nicht ausbleiben, dass wir vom reifen Obst naschen! Das nächste Stück fahren wir mit dem Bus. Zunächst halten wir an der Moschee und der Synagoge, die direkt nebeneinander stehen. Nach dem Mittagessen in einem indischen Restaurant fahren wir weiter zur Kathedrale, die komplett aus Holz erbaut ist. Bevor wir die Stadt verlassen schauen wir uns einen Hindu-Tempel an. Religöse Freiheit wird hier wirklich groß geschrieben.
Wir überqueren den Suriname Fluss über die bekannte Jules Wijdenbosch Brücke und fahren zu einer alten Plantage, Peperpot. Hier erfahren wir bereits ein wenig über das Sklavenleben auf den Plantagen, bevor wir weiterfahren zum alten Fort Nieuw Amsterdam, dem Gegenstück von Fort Zeelandia.
Den Abend lassen wir bei einer Sunset Dolphin Tour auf den Flüssen Suriname und Commewijn ausklingen und können die seltenen rosa Flussdelfine sehr gut beobachten. Wir besuchen am Commewijn Fluss noch eine andere alte Plantage, "Rust en Werk", bevor wir zurück nach Paramaribo und in unser Hotel kommen.

Tag 3, Donnerstag, 14. Februar 2019


Heute brechen wir sehr früh auf und fliegen nach Guyana. Wir fliegen mit kleinen Propellermaschinen. Damit diese nicht überladen sind, mussten wir ein Teil unseres Gepäcks im Hotel in Paramaribo zurück lassen und werden nun beim Check-In samt Gepäck gewogen. In Georgetown steigen wir um in das Flugzeug nach Iwokrama: der südamerikanische Regenwald erwartet uns. Wir kommen gegen Mittag in Iwokrama an, wo wir direkt unsere Hütten mit Blick auf den Fluss Essequibo beziehen. Nach dem Mittagessen haben wir Freizeit, die viele von uns nutzen um das weitläufige Gelände zu erkunden und auf Vogelpirsch zu gehen, wo wir schon verschiedenste Arten sehen können. Iwokrama ist ein absolutes Vogelparadies!
Nach dem Abendessen brechen wir zu einer Nachtfahrt auf dem Fluss Essequibo auf. Wir sehen einige Kaimane und eine Baumboa, die satt und zufrieden auf ihrem Ast liegt.

Tag 4, Freitag, 15. Februar 2019


In der Nacht haben einige von uns die Rufe derRoten Brüllaffen gehört. Ob es klappt und wir sie nicht nur hören, sondern sehen können?
Nach dem Frühstück brechen wir mit den Booten auf, um noch tiefer in den Regenwald vorzustoßen. Unser Ziel ist der Turtle Mountain, den wir durch den Regenwald erwandern wollen. Unterwegs lernen wir viel über den tropischen Regenwald und die Besonderheiten des Regenwaldes von Iwokrama. Wir haben einen tollen lokalen Guide dabei, Dischi, der seinen Wald wie seine Westentasche kennt. Der Aufstieg ist bei den hohen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit recht anstrengend, so dass wir uns unterwegs immer wieder kleine Pausen gönnen. Wir entdecken diverse Tierspuren, wie vom Tapir, und sehen auch die verschiedensten Tiere. Als wir oben auf dem Turtle Mountain ankommen werden wir mit einem fantastischen Blick über den Wald und den Fluss belohnt! Zudem geht hier etwas Wind, was wir alle sehr genießen. Wir beobachten von hier aus den Schwalbenweih, der in Ruhe seine Kreise über den Wald zieht. Auf dem Abstieg haben wir großes Glück. Nachdem wir auf dem Aufstieg die Klammeraffen immer wieder gehört, aber nicht gesehen haben, haben wir nun Glück und sehen sie gleich mehrfach. Und nicht nur das, auch die Roten Brüllaffen sehen wir sehr gut, wie sie die Klammeraffen von einem Baum mit offenbar besonders schmackhaften Früchten vertreiben. Wir beobachten dies eine Weile, bevor wir zurück zu den Booten gehen.
An der Lodge haben wir zunächst nach dem Mittagessen Freizeit, die wir wieder zum Vögelbeobachten nutzen. Am Nachmittag brechen wir mit den Booten zu den Kurapukari Wasserschnellen auf und sehen kurz vor den Schnellen Steinschnitzereien aus längst vergangener Zeit, die vor eben diesen Stromschnellen und Untiefen warnen. Wir steigen um auf Jeeps und fahren durch das kleine Dorf Fair View rein in den Regenwald. Unterwegs sehen wir verschiedenste Vögel, von unterschiedlichen Amazonenarten, Papageien, Greifvögeln bis zum riesigen Glattschnabelhoko. Als die Sonne langsam untergeht lassen wir die Autos stehen und gehen zu Fuß weiter. Unser Guide Dischi spielt Tapir Geräusche auf seinem Smartphone ab, und tatsächlich, ein großes Tapir kommt aus dem Gebüsch und überquert in einiger Entfernung zu uns die Straße! Was für ein Erlebnis! Wir sind alle begeistert, was für Erlebnisse und Sichtungen wir heute hatten!

Tag 5, Samstag, 16. Februar 2019


Nachdem wir gestern schon die verschiedensten Aspekte des Regenwaldes von Iwokrama gesehen haben, wollen wir heute noch einmal in dessen Wipfel aufsteigen. Mit unseren Jeeps fahren wir zum Canopy Walk. Dort angekommen steigen wir langsam hinauf. Unterwegs sehen wir große Blattschneiderameisenkolonien und lernen über deren Wichtigkeit für den tropischen Regenwald. Auf dem Canopy Walk angekommen bekommen wir eine kurze Sicherheitseinweisung, bevor wir uns in die Wipfel begeben. Herrliche Ausblicke liegen hier vor uns, und wir bekommen erneut einen ganz anderen Einblick in den Regenwald.
Zurück in der Lodge heißt es langsam aber sicher Abschied nehmen und nach dem Mittagessen geht es zurück zum Airstrip und mit dem gleichen Piloten wie auf dem Hinflug zurück nach Georgetown. Dort kommen wir am späten Nachmittag an und werden von unseren Fahrern in unser nahegelegenes Hotel gebracht. Hier nutzen fast alle die Chance, unsere "Regenwaldwäsche" einmal waschen zu lassen.

Tag 6, Sonntag, 17. Februar 2019


Georgetown, die Hauptstadt Guyanas, steht heute auf unserem Tagesprogramm. Nach dem Frühstück werden wir abgeholt und fahren mit den Autos in die Stadt. Georgetown hat gute 200.000 Einwohner und damit fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung Guyanas, die hier lebt. Als ehemalige britische Kolonie ist Englisch auch heute noch die Amtssprache. Seit 1966 ist das kleine Land unabhängig, gehört wie viele ehemalige britische Kolonien zum Commonwealth of Nations.
Wir halten zunächst an der Atlantikküste. Anders als wir erwartet haben ist hier kein strahlend-blaues Wasser zu sehen, sondern eher ein schlammiges Braun. Das, so lernen wir, liegt am Amazonas Strom, der von der Mündung des Amazonas bis hier hoch reicht und Schwemmmaterial mitführt.
Wir fahren weiter zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten, wie dem Umana Yama, dem Regierungssitz, dem Rathaus und auch in das Botschafterviertel. Leider ist die Sicherheitslage nicht so entspannt wie in Paramaribo, so dass wir nicht viel zu Fuß erkunden können. An der St. George Cathedral halten wir sehr lange. Wir kommen gerade zum Ende des Gottesdienstes an und werden fröhlich empfangen. Touristen verirren sich hier kaum her, und die Kirchgänger sind sehr stolz, ihre schöne Kathedrale zeigen zu können. Wie auch die Kathedrale von Paramaribo ist diese komplett aus Holz gebaut. Beide Städte streiten sich, wer die größere Holzkathedrale hat - zum Glück müssen wir diese Entscheidung nicht treffen. Auch an der St. Andrew's Kirk werden wir fröhlich begrüßt und auch hier wird uns die Kirche gründlich gezeigt. Als Touristen fallen wir in Georgetown noch mehr auf als in Paramaribo. Wir besuchen den 24 Stunden Markt, und fahren im Anschluss zur Pontonbrücke "Demerara Harbour Bridge". Ein beeindruckendes Bauwerk mit einer Länge von knapp 2 Kilometern, das auf über 60 Pontons aufliegt.
Nach dem Mittagessen haben wir einen freien Nachmittag, für den unser Guide Andre den Vorschlag gemacht hat, dass wir ins Mahaica Feuchtgebiet fahren. Dort ist einer der letzten Rückzugspunkte des Nationalvogels Guyanas, dem Hoatzin. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und fahren am Nachmittag dorthin. Die Fahrt führt durch riesige Reisfelder, wo zuvor Regenwald stand. Wir können auch das Abholzen und Roden des Regenwaldes beobachten. Es ist erschreckend.
Am Boot angekommen fahren wir in das Feuchtgebiet rein. Wir sehen verschiedene Wasservögel, wie den Jacana, verschiedene Entenarten, aber auch Venezuela-Amazonen, verschiedene Greifvögel oder auch den kleinen Rötelkuckuck. Zunächst hören wir den Hoatzin, aber erst, als die Sonne anfängt zu sinken, kommen die schönen Vögel raus. Wir wissen gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollen, sie sind überall um uns herum. Ein wunderbares Schauspiel! In den Bäumen über uns entdeckt unser Bootsführer noch eine Familie Roter Brüllaffen samt Baby, die die Abendsonne genießen. Wir sind hin und weg! Am Ende der Fahrt lädt uns der Bootsführer für einen Snack zu sich nach Hause sein. Leckere gebratene Bananen, frisches Obst sowie Säfte und Kaffee erwarten uns. Ein wirklich toller Ausflug.

Tag 7, Montag, 18. Februar 2019


Da auf dem gestrigen Sonntag die Museen geschlossen hatten, holen wir dies heute Vormittag nach und besuchen zunächst das Nationalmuseum. Hier ist einiges über die Tierwelt ausgestellt, sowie über die Geschichte des Landes, insbesondere den Goldabbau. Im Anschluss fahren wir zur Statue von Cuffy, dem guyanischen Nationalhelden. Dieser führte den Sklavenaufstand von 1763 an. Weiter geht es zum Botanischen Garten, bevor wir zum Flughafen fahren. Denn heute erwarten uns die Kaieteur Wasserfälle; ein ganz besonderes Highlight der Reise!
Der Flug ist sehr schön und unser Pilot dreht über den Fällen eine Ehrenrunde, so dass wir alle bereits aus dem Flugzeug einen Blick erhaschen können. In Kaieteur angekommen laufen wir zu Fuß durch eine fantastische Landschaft mit einer ganz eigenen Botanik. Wir befinden uns nun auf den Ausläufern der Tepuis, einer spannenden Berglandschaft, die sich durch Tafelberge und damit stark abgegrenzte Lebensräume für Flora und Fauna auszeichnet. Immer wieder schauen wir in die Riesenbromelien, um dort die Pfeilgiftfrösche zu entdecken. Insgesamt laufen wir drei Aussichtspunkte für die Fälle an, einer schöner als der andere. Und tatsächlich haben wir Glück: in einer Riesenbromelie entdecken wir mehrere kleine Goldene Pfeilgiftfrösche, die sich von uns überhaupt nicht stören lassen. Die Fälle ziehen uns in ihren Bann. Sie zählen zu den schönsten Wasserfällen der Welt, und das können wir nur bestätigen. Auf dem Rückweg zum Airstrip haben wir noch mehr Glück und entdecken gleich mehrere leuchtend orange Felsenhähne. Ein echtes Schauspiel!

Tag 8, Dienstag, 19. Februar 2019


Unsere Zeit in Guyana kommt heute schon zum Ende, und so fahren wir am Morgen zurück zum Flughafen und wollen nach Suriname zurückfliegen. Leider gibt es ein paar Schwierigkeiten beim Check-In, so dass unser lokaler Reiseleiter Andre mit einem späteren Flug hinterher kommen muss. In Paramaribo werden wir sehr nett von unserer örtlichen Agentur empfangen. Zunächst fahren wir zu unserem ersten Hotel zurück und holen dort unser restliches Gepäck ab. Im Anschluss bekommen wir für heute eine neue lokale Reiseleiterin: Jahirah. Mit ihr und unserem Fahrer Ryan, den wir bereits von Anfang her kennen, geht es heute in die Jodensavanne.
Auf dem Weg halten wir in dem kleinen Indiodorf Powakka, wo uns die Herstellung des typischen Kassawabrotes gezeigt wird. Wir dürfen auch selber Hand anlegen und, nach getaner Arbeit, auch probieren. So gestärkt (und natürlich mit einem leckeren Mittagessen) fahren wir in die Jodensavanne. Die Juden, die sich hier angesiedelt haben, wurden ursprünglich aus Portugal vertrieben und flohen unter anderem nach Brasilien. Doch auch hier wurden sie weiter verfolgt, so dass sie sich hier in Suriname niederließen. Die Synagoge, die wir in Paramaribo gesehen haben, stand ursprünglich hier. Wir besuchen die Reste der Siedlung, die vor vielen Jahren schon aufgegeben wurde. Jahirah, unser heutiger Guide, ist familiär hierher stark verknüpft: sie ist Kreolin mit jüdischer Abstammung, weshalb sie sich besonders gut auskennt.
Im Anschluss versuchen wir noch ein weiteres Dorf der Ureinwohner zu erreichen. Doch auf Grund starker Regenfälle sind die Straßenverhältnisse so schlecht, dass wir leider nicht durchkommen, und so fahren wir letztlich zu unserer Lodge Berg en Dal, wo uns unser eigentlicher Guide Andre wieder in Empfang nimmt.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei Jahirah, die uns heute toll betreut hat!

Tag 9, Mittwoch, 20. Februar 2019


Nachdem wir gestern unser großes Gepäck aus Paramaribo wieder abgeholt haben, heißt es heute noch einmal umpacken. Wir wollen nach Anaula, tief rein in den Regenwald, wo es keine Straßen gibt und wir auf kleine Boote angewiesen sind.
Nach dem Frühstück brechen wir zunächst mit dem Bus auf und fahren eine gute Stunde nach Atjoni. Dort endet die Straße und ab hier geht es nur mit dem Boot weiter. Der Flusshafen ist ein geordnetes Chaos. Zügig wird unser Gepäck auf unser Boot verladen, wir bekommen unsere Schwimmwesten und los geht es in Richtung Anaula. Unterwegs kommen wir an vielen Dörfern der Marronen vorbei. Die Marronen sind entlaufene Sklaven, die sich tief im Regenwald vor ihren Verfolgern versteckt haben. Sie sind ein sehr stolzes Volk, welches wir in den nächsten Tagen noch näher kennenlernen möchten.
Wir fahren den Suriname Fluss weiter hoch. "Richtige" Schifffahrt ist hier auf Grund der vielen Stromschnellen und Untiefen, großer Steine im Flussbett nicht möglich, was wir sehr schön finden.
Anaula liegt sehr schön auf einer kleinen Insel im Suriname Fluss. Wir werden herzlich begrüßt und beziehen unsere Hütten mit Blick direkt auf den Fluss. Am Nachmittag nutzen wir die Freizeit zum Erkunden der Lodge, zum Vögelbeobachten, Ausspannen und Relaxen. Am späteren Nachmittag fahren wir mit dem Boot zu den Ferulasi Stromschnellen, in denen wir eine Massage der besonderen Art durch das Wasser bekommen. Herrlich! Und nach dem Abendessen fahren wir noch einmal auf den Fluss - wir sehen etliche Kaimane und vorallem einen wunderbaren Sternenhimmel, der sich über uns erstreckt.

Tag 10, Donnerstag, 21. Februar 2019


Am Vormittag fahren wir mit dem Boot zu einem Dorf, in dem die Herrnhuter sehr aktiv sind und wir zudem die Kultur der Marrones kennenlernen dürfen. Zunächst besuchen wir die Grundschule, die durch die Herrnhuter Stiftung betreut wird. Die Kinder kommen aus verschiedenen umliegenden Dörfern zusammen, um hier in die Schule gehen zu können. Wenn sie später auf eine weiterführende Schule möchten, dann müssten sie in das Internat in Atjoni gehen. Da die Schule kostenpflichtig ist, können sich das die wenigsten leisten. Zudem werden die Kinder meist dringend als Unterstützung bei den Familien gebraucht. Wir dürfen auch die Klassenzimmer und die zugehörige Bibliothek besuchen und hinterlassen eine großzügige Spende, um den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten. Im Anschluss besuchen wir den Kindergarten, der an die Schule angeschlossen ist. Die Kinder sind ganz begeistert von unserem Besuch und spielen und tanzen direkt mit uns. Auch hier hinterlassen wir eine Spende für die Kleinsten.
Wir gehen weiter in das Dorf der Marronen. Anders als bei den Indiodörfern stehen hier die Häuser sehr eng beieinander; die Familien scharen sich quasi um das Großelternhaus. Die meisten Familien haben zwischen 8 und 10 Kindern und wohnen auf engstem Raum in den kleinen Häusern zusammen.
Auch die Kirche der Herrnhuter besuchen wir, während wir weiter durch das Dorf gehen. Erst seit etwa 30 Jahren öffnen sich die Marrones langsam anderen Bevölkerungsgruppen und sind nach wie vor sehr zurückhaltend. Gegen Mittag kehren wir zurück nach Anaula und lassen die größte Mittagshitze an uns vorüberziehen. Wir haben großes Glück und sehen am Nachmittag, als wir uns auf Tierpirsch auf dem Gelände begeben, auch ein Zweifingerfaultier. Der Regenwald ist hier wieder ganz anders als in Iwokrama.
Am Abend bekommen wir noch eine schöne Tanzvorstellung der Marrones.

Tag 11, Freitag, 22.02.2019


Nach unserem Frühstück erkunden wir zu Fuß mit einem Guide von der Lodge, Alex, den Regenwald zu Fuß. Er zeigt uns verschiedene Medizinalpflanzen: von Heilung bei einem Schlangenbiss, zu Wasserversorgung oder aber auch einem Gegenmittel bei Magen-Darm-Problemen ist Vieles dabei. Wir sehen unterwegs auch Totenkopfäffchen, die wir mit Bananen füttern können.
Nach dem Mittagessen heißt es Abschied nehmen von dieser tollen Gegend. Mit dem Boot fahren wir zurück nach Atjoni, und von da aus mit dem Bus wiederum nach Berg en Dal zurück. Nachdem wir unsere Cabanas bezogen haben treffen wir uns auch hier zur liebgewonnenen Vogelpirsch. Die "Ausbeute" ist immer wieder toll - wir sehen einen Teju (einen großen Waran), und auch Goldagutis, den Grünrückentrogon, den Kleinen Ani und verschiedene Tangaren. Am Flussufer selber sind unterschiedlichste Fischarten zu beobachten. Auch der Pool lädt zum Entspannen ein, was einige von uns nutzen.

Tag 12, Samstag, 23.02.2019


Der van Blommenstein Staudamm steht heute bei uns auf dem Programm, einer der größten Stauseen der Welt mit 1.560 Quadratkilometern Fläche. Zunächst sehen wir auf dem Wege dorthin die Dörfer, die damals im Bau des Staudammes weichen mussten. Diese wurden an den Rand umgesiedelt. Lange Zeit glaubten die Bewohner der Dörfer nicht, dass ihre Gegend unter Wasser käme, und so mussten damals etliche Bewohner per Boot gerettet werden. Der Staudamm diente zunächst der Stromversorgung einer großen Aluminiumfabrik und später dann auch der Stromversorgung Paramaribos. Seit Abschaltung der Fabrik beliefert der Staudamm fast ausschließlich Paramaribo mit Strom.
Aus dem Wasser des riesigen Sees ragen auch nach so vielen Jahren die Baumstämme der Hartholzbäume aus dem Wasser. Wir fahren mit dem Boot einen Teil des Sees ab - die Dimensionen sind riesig! Unser Bootsführer kennt den See genau und weiß, wo versteckte Baumstümpfe etc. sind. Nach einer guten Stunde kehren wir zum Bus zurück und fahren langsam in Richtung Paramaribo weiter. Unterwegs halten wir noch einmal in Powakka, wo uns die Kapitänin des Ortes Einiges über das Leben der Ureinwohner erzählt.
Am Nachmittag kommen wir in unserem ersten Hotel in Paramaribo wieder an und genießen den letzten Abend in Suriname in einem schönen Restaurant an der Waterkant.

Tag 13, Sonntag, 24.02.2019


Am Vormittag fahren wir los in Richtung Albina, zur Grenze nach Französisch-Guyana. Unterwegs halten wir noch und tauschen unsere letzten Suriname Dollar zurück in Euro, denn später am Tag werden wir wieder in der EU sein. Ein merkwürdiger Gedanke, in Südamerika auf einmal zurück in der EU zu sein.
Kurz vor Albina haben wir eine Reifenpanne am Bus. Dank unseres tollen Fahrers Ryan ist der Reifen an dem großen Bus schnell gewechselt. In Albina essen wir noch zu Mittag, bevor wir uns von Ryan verabschieden und mit dem Boot über den Marowijne Fluss nach Französisch-Guyana übersetzen. In St. Laurent angekommen besichtigen wir zunächst das Gefängnis, in dem auch die berühmten Gefangenen wie Papillon oder auch Dreyfus angekommen sind. Leider ist heute nicht der beste Busfahrtag - unser hiesiger Bus ist viel zu klein für uns samt Gepäck, so dass kurzfristig umgeplant wird. Unser örtlicher Reiseleiter Andre fährt mit einem separaten Fahrzeug und Gepäck vor und wir folgen mit dem Bus und treffen uns in Kourou wieder.
Auf gut halber Strecke legen wir einen Zwischenstopp in Iracoubou ein, wo wir die Kirche besichtigen. Diese wurde von dem Gefangenen Francis Lagrange von innen gestaltet und ist besonders schön. Im Anschluss fahren wir weiter nach Kourou, wo wir noch einen kurzen Halt am Space Centre machen. Im Abendlicht ist dies besonders schön. Am Hotel treffen wir wieder auf Andre und unser Gepäck und lassen den Abend in Ruhe ausklingen.

Tag 14, Montag, 25.02.2019


Französisch-Guyana ist die alte Strafkolonie der Franzosen und gehört auch heute politisch noch zu Frankreich. Die meisten Gefangenen wurden auf den Îles du Salut gefangen gehalten. Nur sehr wenige wurden von dort wieder entlassen und noch wenigeren gelang eine Flucht. Auch hier werden uns heute die Namen Papillon und Dreyfus begleiten.
Wir fahren eine gute Stunde mit dem Boot zur Île Royal, der Hauptinsel der Îles du Salut. Die kleineren Inseln St. Josephe und die Teufelsinsel sind sehr dicht dran, jedoch sind die Strömungen so stark, dass die Teufelsinsel per Boot zum Beispiel gar nicht erreichbar ist.
Wir beginnen den Inselrundgang und treffen direkt auf große Gruppen von Kapuzineraffen und auch Totenkopfäffchen. Sie sind so an Menschen gewöhnt, dass sie auch auf uns drauf springen und uns die Bananenstücke aus der Hand fressen. Wir sind ganz begeistert.
Die alten Gefägnisgebäude sind zum Teil noch gut erhalten, so das wir hier sehr viel besichtigen können: die Unterkünfte der Wächter, die Kirche, das Krankenhaus, die Gefangenenbaracken, die Zellen für die Einzelhaft oder auch die alte Küche. Die meisten Gefangenen mussten hier ohne ein Dach über dem Kopf auskommen und waren der Hitze und dem Wetter schutzlos ausgeliefert. In den Einzelhaftzellen gab es keinerlei Kontakt untereinander, Sprechen war streng verboten. Es herrschten auf diesen Inseln, die sich uns derart schön präsentieren, grausame Umstände.
Wir umrunden die Insel vollständig und sehen dabei auch die alte Seilbahn, mit der die Teufelsinsel bedient wurde.
Am Ufer stehend können wir auch noch Meeresschildkröten beobachten, bevor wir mit dem Boot am Nachmittag zurück nach Kourou fahren.
Auf Grund dessen, dass morgen eine Rakete von Kourou aus startet, mussten wir die folgenden Tage etwas umplanen.

Tag 15, Dienstag, 26.02.2019


Eigentlich wären wir heute zum Space Centre in Kourou gefahren, jedoch startet heute Abend eine Rakete. Auf Grund dessen ist das Space Centre weiträumig abgesperrt und wir brechen am Vormittag auf in die Hauptstadt Französisch-Guyanas, nach Cayenne.
Bei der Ankunft in Cayenne machen wir mit unserem Bus eine kleine Rundtour durch die Stadt, bevor wir pünktlich zum Mittagessen am Hotel direkt im Stadtzentrum ankommen. Am Nachmittag fahren wir in die Mangroven zum Crique Gabrielle. Wir haben in den letzten zwei Wochen schon so viele verschiedene Ökosysteme kennenlernen dürfen, doch die Mangroven sind noch einmal etwas ganz Anderes und ziehen uns in ihren Bann. Mit dem Boot fahren wir tief rein in die Mangroven. Unser Bootsführer pflückt uns unterwegs herrliche Früchte von den Bäumen, die wir natürlich probieren. Lecker! Die Vogelwelt ist hier auch wieder ganz anders, genauso wie die Botanik. Wir lernen viel über den Nutzen der Mangroven für die Küsten und über die dortige Tier- und Pflanzenwelt. Am Ende bekommen wir noch einen Schluck selbstgemachten Rum - Prost! Wir stoßen auf zwei tolle Wochen an und darauf, dass wir gleich den Raketenstart live vom Strand aus sehen können.
Auf geht es zurück nach Cayenne, wo wir uns mit vielen anderen Neugierigen am Strand einfinden. Die Kameras liegen bereit, die Speicherkarten sind gewechselt und alle starren gebannt auf den Horizont in Richtung Kourou. Dort zieht kurz vor dem geplanten Start eine schwere Schlechtwetterfront auf, so dass der Raketenstart leider kurzfristig auf morgen verschoben wird. Wir werden morgen also die nächste Chance haben.

Tag 16, Mittwoch, 27.02.2019


Die Sümpfe von Kaw erwarten uns heute. Am Morgen fahren wir los und kommen nach etwa anderthalb Stunden Fahrt bei unserem Boot an. Heute heißt es: Vögel in allen Formen, Farben und Varianten. Wir sind begeistert, was wir unterwegs alles sehen: verschiedenste Reiherarten von den kleineren Kuhreihern bis zu den auffälligen Cocoi Reihern, den Großen und Kleinen Ani, Raben-, Truthahn- und Gelbkopfreiher, den Rieseneisvogel, Komorane und diverse Kleinvögelarten. Auch Schildkröten sehen wir, sowie tolle Schmetterlinge, farbenfrohe Spinnen und Libellen sowie einen "Wasserstau" - Zebus, die vor unserem Boot das Wasser zur nächsten Weide überqueren. Gegen Mittag machen wir Halt im kleinen Dorf Kaw, wo wir die stärkste Mittagshitze abwarten. Die unterschiedliche Landschaft der Sümpfe - hohe Baumbestände zu weiten Weiden, enge und schmale Wasserwege zu den großen Hauptadern, finden wir beeindruckend.
Nach dem Mittagessen fahren wir noch etwas mit dem Boot weiter, bevor wir pünktlich für den Raketenstart wieder am Bus sind und nach Cayenne fahren.
Diesmal haben sich nochmehr Neugierige am Strand von Cayenne versammelt - doch wir bekommen wieder sehr gute Plätze. Der Countdown beginnt, und diesmal geht alles nach Plan: wir haben eine fantastische Sicht auf den Raketenstart und können lange beobachten, bis die Rakete aus unserem Sichtfeld verschwindet. So etwas hat von uns noch keiner vorher gesehen und wir sind alle stark beeindruckt. Auch wenn wir das Space Centre wegen der Sperrungen rund um die Starttage einer Rakete nun nicht mehr besuchen können, dies war ein einzigartiges Erlebnis!

Tag 17, Donnerstag, 28.02.2019


Der letzte Morgen in Südamerika bricht für diese Reise an. Am Vormittag schauen wir uns die schöne Altstadt Cayennes an. Cayenne ist die kleinste der drei Hauptstädte mit nur etwa 57.000 Einwohnern und für uns sehr gut zu Fuß zu erkunden. Wir sehen unter anderem das schön restaurierte Rathaus und die alte Festung, von der aus man einen fantastischen Blick auf die Stadt hat. Auch die Kaserne kann man von hier aus sehen, die von den Franzosen weiterhin genutzt wird. Weiter laufen wir vorbei an alten Herrenhäusern, dem Gericht, dem Platz Palmistes und natürlich zur alten Kathedrale. Nach dem Rundgang treffen wir uns alle im Hotel, denn es heißt packen.
Nach dem Mittagessen fahren wir mit dem Bus noch einmal entlang des Strandes, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen. Dort verabschieden wir uns auch von unserem Guide Andre. Auf Grund des Karnevals ist gerade eine Truppe von Karnevalisten am Flughafen, die von hier aus nach Brasilien weiterreisen. Was für eine Verabschiedung aus Südamerika!

Tag 18, Freitag, 01.03.2019


Nach einem ruhigen Flug kommen wir sehr pünktlich in Paris Orly an. Von hier nehmen wir den Shuttlebus nach Charles-de-Gaulle, wo wir uns auf unsere unterschiedlichen Heimflughäfen einchecken. Nach einem letzten gemeinsamen Kaffee verabschieden sich auch die letzten auf ihre verschiedenen Flüge und diese wunderschöne Reise kommt zu ihrem Ende.
Ich möchte mich ganz herzlich bei euch, meiner tollen Reisegruppe, bedanken und freue mich, wenn wir uns auf einer Reise einmal wiedersehen! Eure Wiebke Christ

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