Reisebericht: Südtirol und die Messner Mountain Museen

16.06. – 23.06.2018, 8 Tage Rundreise in Italien mit leichten Wanderungen und Besuch der 6 Museen von Reinhold Messner: Ortles – Juval – Firmian – Dolomites – Ripa – Corones


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MMM Messner Mountain Museums - Sechs auf einen Streich: erste Eberhardt-Travel-Tour zu allen Museen Reinhold Messners
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag (16.06.20018) Anreise nach Meran

In Dresden startend, stiegen bis Ingolstadt fünfzehn Gäste zu, wissend, dass zwei Gäste direkt nach Meran reisten. Alle Gäste hatten letztlich eine sie in Spannung haltende Frage: „Werden wir IHN sehen?" - oder die klassische Yeti-Frage: „Gibt's den Messner wirklich?".
Von Sachsen durch Bayern - mit einem stauvermeidenden Weg über Tegern- und Achensee- erreichten wir Österreich, die Brennerautobahn und am Ort Brennero Südtirol. An Brixen und Bozen vorbei- tolle Bergblicke bei sonnig-warmem Wetter - fuhren wir achtzehn Uhr am Hotel in Meran vor. Zwölf Stunden Busreisezeit muss man für den Weg von Dresden bis Meran einplanen, so wurde es nach dem Abendessen im Hotel für die Reisegruppe recht ruhig.

2. Tag (17.06.2018) Sulden, MMM Ortles

Durch das Vinschgau mit unendlich anmutenden Apfelplantagen brachte uns der Reisebus, entlang der Etsch, nach Sulden auf 1900 Meter Höhe. Mit dem Kanzel-Sessellift erreichten wir die obere Seilbahnstation in mehr als 2300 Meter Höhe. Im Westen ragte der Ortler, einst höchster Berg des alten Österreich-Ungarn. Links davon der Cebru, nur ein hundert Meter niedriger aber bezüglich der noch vorhandenen Gletscher vielleicht sogar beeindruckender. Gemeinsam starteten wir an der „Kanzel". Auf dieser Tour im alpinen Terrain hatte jeder die Möglichkeit entsprechend seiner Lust und Kondition den Weg zum Rosimboden und vielleicht zum Gletscher zu gestalten. Die Spitzengruppe erreichte nach drei Kilometern Wanderweg die Höhe von knapp 2700 Metern - beeindruckender Rückblick hinüber zum Ortler. Zu diesem Zeitpunkt genossen andere schon die Sonne auf einer Terrasse oder eine Leberknödelsuppe. Am Nachmittag besuchten wir das Messner Mountain Museum Ortles, das die Verbindung von Berg und Eis darstellt. Dieses kleinste Museum Messners reflektiert das Thema Eis insbesondere durch Berggemälde und einen Film sowie Ausrüstungsgegenständen einer Expedition von Messner mit Arved Fuchs zum Südpol. Eine genussvolle Fahrt durch die Berglandschaft des Vinschgau brachte uns zu Abendbeginn zurück zum Hotel in Meran.

3. Tag (18.06.2018) Montiggler Seen, MMM Firmian, Treff mit Reinhold Messner

Eine leichte Spazierwandertour um die Montiggler Seen war Startpunkt in den Tag. Auf eher ebenen Wegen führte der Weg um den großen - und wer wollte - um den kleinen Montiggler See durch Wald mit häufigen Durchblicken auf den See. Vogelzwitschern begleitete den Weg mit Ausblicken auf die Berge. Zur Mittagszeit erreichten wir Sigmundskron am Stadtrand von Bozen, wo sich MMM Firmian befindet. In gut zwei Stunden erkundeten wir individuell die Burganlage, in deren Bastionen sich die Ausstellung Messners in einer Kombination von Gemälden und Ausrüstungsgegengegenständen bekannter Bergsteiger befindet. Für uns zumeist ostdeutsche Gäste war die Sonderausstellung mit Fotos von Erstbegehungen im Elbsandstein durch den sächsischen Bergsteigers Bernd Arnold eine Freude und Wertschätzung für wohl einen der weltbesten „Kletterer" der siebziger und achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Dann 14:30 Uhr erschien der Kletterpapst persönlich und bat uns ins kleine Amphitheater zur Audienz. Er berichtete von der Entwicklung und dem Ausbau des MMM-Projektes, das er durchaus als sein Erbe zum Schutze der Bergwelt ansieht. Anschließend hatten wir die Chance für Fragen. Professionell, bestechend scharf in seinen Aussagen, anderer Leistung und Menschen anderer Kulturen stets wertschätzend, ging er auf die Fragen ein; so verging diese wohl einmalige Situation: Eberhardt-Gäste trafen erstmalig Reinhold Messner im Herzen seiner Museen! Tolle Geschichte am Rande: zum gleichen Zeitpunkt befand sich einer der besten deutschen Alpinisten mit seiner Reisegruppe in Firmian - Siegfried Hupfauer.

4. Tag (19.06.2018) von Tschars über Waalwege nach MMM Juval, Weingut Schloss Rametz

Inmitten von Apfelplantagen des Vinschgau liegt Tschars. Nach einem Aufstieg zur Kirche St. Martin, deren gotische Bausubstanz in Renaissance (Wandmalerei) und Barock (Altar) verändert wurde, schritten die meisten Gäste über den Wanderweg am Hang Richtung Schloss Juval. Im Wald mit häufigen Ausblicken auf das Vinschgau wanderten wir bald an den Wasserläufen der Waalwege entlang. Dieser herausragend schöne Wanderweg bedarf indes ein wenig Trittstabilität, obwohl der Weg zum Schloss Juval nur 4,5 km beträgt. Andere Gäste ließen sich bequem im Shuttle-Bus nach oben fahren; ein Gast versuchte sich am steilen Straßenaufstieg, was wohl nicht zu empfehlen sei.
Pünktlich zur vereinbarten Zeit empfing uns der "Knecht des Schlossherrn" zur Führung durch die Sommerresidenz Reinhold Messners. Mit viel Liebe wurde das Schloss wieder aufgebaut und ausgestattet. Ein steiler Straßenabstieg oder der Shuttlebus brachten uns zu unserem Reisebus. Am Nachmittag erreichten wir mit diesem Schloss Rametz mit seinem Weinkeller und Museum. Inmitten von Weinreben am Berghang fachsimpelten wir mit Sepp zunächst über den Weinbau in Südtirol. Nach ein wenig Besichtigung verkosteten wir zum Käse-Schinkenteller einen Grauburgunder, Sekt, den regionaltypischen Vernatsch, einen Spätburgunder und zum Schluss einen kräftigen Cabernet.
Von Schloss Rametz bei Meran wechselten wir zum neuen Hotel „Mühlgarten" in St.. Lorenzen bei Bruneck. Bestes Spätnachmittagslicht beleuchtete Weißhorn und Schwarzhorn, den Rosengarten und die Vajoletttürme, den Schlern, später die Plose und gegenüber den Gitsch. In zügiger Fahrt durch das Pustertal sahen wir bald den kahlen Kronplatz und erreichten unser 4*-Hotel fast an seinem Fuße.

5. Tag (20.06.2018) MMM Monte Rite und Falzaregopass

Sein erstes Museum errichtete Messner nicht in Südtirol sondern auf dem Monte Rite, einem Berg, den fast einhundert Jahre lang das italienische Militär besetzt und Kasernen und Geschützstellungen errichtet hatte. Das war Anreiz für Messner sich genau jenem Thmea zu stellen. Nach Busfahrt durch das Pustertal bogen wir bei Toblach Richtung Süden ab. Vorbei an der Nasswand mit einem Soldatenfriedhof erreichten wir einen traditionellen Fotostopp, um östlich die Drei Zinnen zu sehen. AM Dürrensteinsee vorbei erreichten wir im Angesicht des Cristallo Cortina d' Ampezzo, die Olympistadt von 1956. An Harry Glass erinnerten sich zahlreiche Gäste im Anblick der Sprungschanze. Am Sorapis vorbei benötigten wir noch eine weitere Stunde bis wir den Passo Cibiano erreichten. Der erste Gipfeltransferbus wartete bereits und trug alle weitere sechshundert Meter hinauf bis einige Meter unter das Refugio. Nach einigen hundert Metern Militärstrße erreichten wir die ehemalige Stellung, die Messner zu einem Museum ausbauen ließ. Drei Glaskuppeln ragen aus der Betondecke an Stellen, wo einst Geschützstellungen waren - eine geschickte Konstruktion zur Verbindung von Militärgeschichte und Museum. Im Stellungsbau Berggemälde und Ausrücstungsgegenstände; im langen Gang Liegen mit wohlgefalteten Decken und Sprüchen. Auf der Betondecke des Museums kann man heute eine 360-Grad _ Aussicht genießen; trotz Wolken sah man bis zu dreißig Kilometern weit. Nach der Besichtigung teilte sich die Gruppe fast häftig ind Transfer-Abfahrer und Wanderer. Auf einem schmalen Weg durch den Wald überwanden die Wanderer auf fünf Kilometer die sechshundert Höhenmeter bis hinunter zum Pass.
Mit Fotostopp oberhalb von Cortina brachte uns Gisela, unsere Busfahrerin - überraschende Blicke manches italienischen Busfahrers, durch enge Kurven hinauf auf den Falzarego-Pass.
Am Falzarego, einem der bezüglich aufsteigender Felsen und der damit verbundenen Geschichte wohl spannendsten Alpenpässe, machten wir einen ausgiebeigen Halt zum Schauen auf den Kriegsberg Lagazoui und die Cinque Torre. Durch das Hochabteital und das Gadertal erreichten wir rechtzeitig unser Hotel zum Genießen des Fünf-Gang-Menüs.

6. Tag (21.06.2018) MMM Ripa und Bruneck

Die Nähe des Hotels „Mühlgarten" zu Bruneck und dem MMM Ripa auf Brunecks Schloss ermöglichte ein ruhiges Angehen des Tages nach dem Frühstück gegebenenfalls noch mit Poolbesuch. Auf einem vier Kilometer langen Weg durch Felder und Wald erreichten die Wanderer Bruneck und stiegen zum Schloss hinauf. Hier trafen die Wanderer auf jene Gäste, die mit dem Bus bis fast in die Ausstellung gefahren wurden. Aus der alten Bischofsburg ist ein wahres Goldstück im Ensemble der MMM geworden. In die rekonstruierte Burg bestens eingepasst zeigt Messner hier das Leben der Bergvölker, von einfachen Zelten der Turkvölker und indigener Bevölkerung Amerikas zu europäischen Bergvölkern. Ein herausragendes ethnografisches Museum, das vom schweren Leben der Bergvölker berichtet. Wer die alter Burganlage kennt: ein Riesengewinn für das Pustertal und Bruneck. Davon profitierte auch das Städtchen Bruneck; die Fassaden jahrhundertealter Häuser haben an Glanz gewonnen. Mancher nutzte die individuelle Freizeit in Bruneck auch zu einem Mittagessen oder wenigstens zu einem Eis. Vor heraufziehendem Gewitter erreichten wir unser Hotel und konnten uns auf das Abendessen freuen - selten so delikat-zarte Entenbrust gegessen.

7. Tag (22.06.2018) MMM Corones

Sechstes MMM und letzte Wanderung: zu gutbürgerlicher Zeit starteten wir mit dem Bus zunächst durch das Pustertal, an Olang vorbei und dann aufwärts zum Furkelpass an der Südseite des Kronplatzes. Die Gewitterwolken der Nacht hatte es verweht, sonnig-wolkig aber kühl war es geworden. Auf der Glatze des Kronplatzes wehte ein frischer Wind aber die Aussichten waren phantastisch: bis zu den Ötztaler und Zillertaler Alpen im Norden, im Süden das Panorama der Dolomiten und im nahen Westen schob sich der Peitlerkofel in die Höhe. Zunächst besichtigten wir MMM Corones - modernste Betonarchitektur von Sarah Hadid unter der Erde mit zwei großen Fenstern und einer Aussichtsplattform. Das Museum widmet sich der alpinistischen Erschließung der Dolomiten und soll wohl das letzte von Messners Museen bleiben - die Krone. AM Südhang wanderten wir knapp vier Kilometer bis zum Pass hinab, vom kahlen Summit sogar noch durch grünen Nadelwald. Zum Abschluss unserer Touren durch die Dolomiten fuhren wir in das ruhige Rautal und erlebten wie die ersten Kühe, vor den offiziellen Almauftrieben, sich mit den Hochalmen anfreundeten. Abschluss dann am Talende mit der Stempelurkunde aller Besichtigungen und einem Schluck Limoncello.

8. Tag (23.06.2018) aus Südtirol zurück nach Deutschland

Nach etwas verzögerter Abrechnung der Getränkerechnungen und Blockierung der Ausfahrt durch einen Bus, der koreanische Sänger zum Festival des Pustertals bringen wollte konnten wir starten. Nochmals durchs Pustertal, dann auf die Brennerautobahn einschwenkend, erreichten wir die Grenze zu Österreich und nach einer weiteren Stunde die bayrische Grenze. Der deutsche Innenminister und bayrische Ministerpräsident ließen uns nach zehn Minuten zögerlichen Fahrens - „allgemeine Inaugenscheinnahme" - einreisen. Etwas Zögerlichkeit auf der A99 bei München, aber alle Transferzeiten wurden in Bayern und Sachsen erreicht. Nach warmen und sonnigen Tagen war es kühl, wolkig und regnerisch - welch schöne Erinnerung an die zurückliegenden Tage.
„Wo fängt der Alpinismus an, wenn der Tourismus den Everest erreicht hat?" (R. Messner)
„Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch!"
(J.W.v. Goethe, Zauberlehrling")
Ihr Dr. Jürgen Schmeißer

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Kommentare zum Reisebericht

Schön, dass SIe meinen Reisebericht bereits gelesen haben und mit den Fotos sich an tolle Tage in Südtirol erinnern konnten. Auch für mich war diese Reise eine perfekte Symbiose von Landschaft, leichten Wanderungen, musealen Inhalten in architektonischer Einbindung und etwas Messner - Flair. Ich wünsche mir folglich viele Reisegäste zu den Folgeterminen. Bis zum Wiedersehen - Ihr Dr. Jürgen Schmeißer

Dr. Jürgen Schmeißer
25.06.2018

Vielen Dank für diesen schönen Reisebericht sowie den klasse Bildern;-)
Er widerspiegelt genau die spannenden und interessanten Tage in den Dolomiten die wir bei wunderschönem warmen Wetter genießen konnten.

Kerstin Zwippel
25.06.2018