Reisebericht: Südtirol und die Messner Mountain Museen

15.09. – 22.09.2018, 8 Tage Rundreise in Italien mit leichten Wanderungen und Besuch der 6 Museen von Reinhold Messner: Ortles – Juval – Firmian – Dolomites – Ripa – Corones


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Sechs Museen Reinhald Messners in den italienischen Alpen werden verbunden mit kleinen Wanderungen bis in 2500 Meter Höhe
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag (15.09.2018) Anreise nach Meran

In Dresden bereits um vier Uhr startend, stiegen bis Nürnberg siebzehn Gäste dieser Reisegruppe in den „Gardasee-Pendel" zu. Gemeinsam mit neunzehn Gästen, die individuell sich am Gardasee oder auch in Meran erholen wollten, erreichten wir mit etwas Verzögerung unsere Buswechselstelle im österreichischen Steinach. Die Fahrt durch Bayern erfolgte bei eher trübem Kaum-Licht. Als wir im Wipptaler Hof bei Suppe und Broten auf den folgenden Transfer warteten, kam die Sonne heraus. Mit Roland Holzner, unserem Südtiroler Busfahrer, ging es an Brennero, Brixen und Bozen vorbei- tolle Bergblicke bei sonnig-warmem Wetter und Sicht auf reifenden Wein und Äpfel. Bereits 16:30 Uhr erreichten wir das Kolping-Hotel fast im Zentrum von Meran. So war Zeit zum Auspendeln oder gar für einen Gang in die City von Meran nach über zwölf Stunden Busreisezeit und zeitigem Aufstehen und für Vorfreude auf die Museen des Gurus des Alpinismus.

2. Tag (16.09.2018) Sulden, MMM Ortles

Durch den Vinschgau mit unendlich anmutenden Apfelplantagen voller roter und gelber Früchte brachte uns Roland, der Busunternehmer aus Lans, entlang der Etsch, nach Sulden auf 1900 Meter Höhe. Zunächst ein Blick auf jenes Hotel, wo die deutsche Bundeskanzlerin mitunter ihren Sommerurlaub verbringt. Mit dem Kanzel-Sessellift erreichten wir die obere Seilbahnstation in mehr als 2300 Meter Höhe. Im Westen ragte der Ortler, einst höchster Berg des alten Österreich-Ungarn empor. Links davon die Königspitze, nur einhundert Meter niedriger aber bezüglich der noch vorhandenen Gletscher vielleicht sogar beeindruckender. Gemeinsam starteten wir an der „Kanzel". Auf dieser Tour im alpinen Terrain hatte jeder die Möglichkeit entsprechend seiner Lust und Kondition den Weg zum Rosimboden und vielleicht zum Gletscher zu gestalten. Die Spitzengruppe erreichte nach drei Kilometern Wanderweg die Höhe von mehr als 2700 Metern - beeindruckender Rückblick hinüber zum Ortler. Bis zum Wasserfall, geschweige bis zum Gletscher, war es doch noch zu weit und der Gedanke an eine Leber- oder Speckknödelsuppe verwirrte doch. Die Mehrzahl der Gäste genoss zu diesem Zeitpunkt schon die Sonne auf einer Terrasse bei einem Imbiss.
Am Nachmittag besuchten wir das Messner Mountain Museum Ortles, das die Verbindung von Berg und Eis darstellt. Dieses kleinste Museum Messners reflektiert das Thema Eis insbesondere durch Berggemälde und einen Film über die Antarktisexpeditionen sowie Ausrüstungsgegenständen einer Expedition von Reinhold Messner mit Arved Fuchs zum Südpol. Eine genussvolle Fahrt durch die Berglandschaft des Vinschgau brachte uns zu Abendbeginn zurück zum Hotel in Meran.

3. Tag (17.09.2018) von Tschars über Waalwege nach MMM Juval, Weingut Schloss Rametz

Inmitten von Apfelplantagen des Vinschgau liegt Tschars. Nach einem Aufstieg zur Kirche St. Martin, deren gotische Bausubstanz in Renaissance (Außenfresken) und Barock (Altare und Innenmalerei) verändert wurde, verweilten wir hier und der Messner weihte uns in die Geschichte der Kirche und seine Architektur ein. Anschließend schritten die meisten Gäste der Gruppe über einen angenehmen Wanderweg am Hang Richtung Schloss Juval. Im Wald mit häufigen Ausblicken auf das Vinschgau wanderten wir bald an den Wasserläufen der Waale - historischer Bewässerungsläufe - entlang. Dieser herausragend schöne Wanderweg bedarf indes ein wenig Trittstabilität, obwohl der Weg zum Schloss Juval nur 4,5 km beträgt. Einige Gäste ließen sich bequem im Shuttle-Bus nach oben fahren, mussten aber auf die Waalwege natürlich verzichten.
Pünktlich zur vereinbarten Zeit empfing uns der "Knecht des Schlossherrn" zur Führung durch die Sommerresidenz Reinhold Messners. Mit viel Liebe wurde das Schloss wieder aufgebaut und ausgestattet. Ein steiler Straßenabstieg oder der Shuttlebus brachten uns zu unserem Reisebus.
Am Nachmittag erreichten wir mit diesem Schloss Rametz mit seinem Weinkeller und Museum. Inmitten von Weinreben von Vernatzsch und Cabernet fachsimpelten wir am Berghang mit Monika über den Weinbau in Südtirol. Nach ein wenig Besichtigung von Schlosshof und Weinmuseum verkosteten wir zum Käse-Schinkenteller einen Grauburgunder, Sekt aus überwiegend Chardonnay, den regionaltypischen Vernatsch, einen Blauburgunder und zum Schluss einen kräftigen Cabernet.
Nach wenigen Minuten hatten wir dann mit dem Bus unser Hotel in Meran erreicht: Zeit zum Ausruhen oder Eisessen in der Nachbarschaft.

4. Tag (18.09.2018) MMM Firmian, Wandern am Montiggler See

Mit zwei Kleinbussen fuhren wir von Meran zum Schloss Sigmundskron, wo sich das Messner Museum Firmian befindet. Hier fand das Umladen unseres Gepäcks für den zweiten Teil der Reise und die folgende Unterkunft im Hotel Mühlgarten in Stefansdorf bei Bruneck statt.
Für das MMM Firmian auf der Burg Sigmundskron ließen wir uns ausreichend Zeit. In gut zwei Stunden erkundeten wir individuell die Burganlage, in deren Bastionen sich die Ausstellung Messners in einer Kombination von Gemälden und Ausrüstungsgegengegenständen bekannter Bergsteiger befindet. Für uns zumeist ostdeutsche Gäste war die Sonderausstellung mit Fotos von Erstbegehungen im Elbsandstein durch den sächsischen Bergsteigers Bernd Arnold eine Freude und Wertschätzung für wohl einen der weltbesten „Kletterer" der siebziger und achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Im Museum auch eine Darstellung von Reliefs der Landschaften der Achttausender mit unzähligen Postkartengrüßen von erfolgreichen Expeditionen und dann im Weißen Turm ein wenig Geschichte Südtirols.
Zur späten Mittagszeit trafen wir am Montiggler See ein. Ein kleiner Bummel auf eher ebenen Wegen von vier Kilometern führte uns um den Großen und den Kleinen See, umgeben von schönem Mischwaldbestand mit Blicken über den See.
Zur Nachmittagszeit fuhren wir an Bozen vorbei, durch das Eisack- und das Pustertal und erreichten mit den ersten Regentropfen unser Hotel Mühlgarten in Stefansdorf unterhalb des Kronplatzes. Zeit das angenehme Hotel zu genießen und nach dem Abendessen mit einem Limoncello auf die Reiseerlebnisse anzustoßen.

5. Tag (19.09.2018) MMM Monte Rite und Falzareggopass

Nach einer Regennacht und tief hängenden Wolken am Morgen, hofften wir auf Wetterbesserung für unsere Fahrt in die Region Belluno, also nach „Richtig-Italien". Schon bald wurde unser Hoffen gehört und es entwickelte sich ein sichtenreicher Tag mit Sonne und fotografisch gut wirksamen Wolkenbildungen.
Sein erstes Museum errichtete Messner nicht in Südtirol sondern auf dem Monte Rite, einem Berg, den fast einhundert Jahre lang das italienische Militär besetzt und Kasernen und Geschützstellungen errichtet hatte. Das war Anreiz für Messner sich genau jenem Thema zu stellen. Nach Busfahrt durch das Pustertal bogen wir bei Toblach Richtung Süden ab. Vorbei an der Nasswand mit einem Soldatenfriedhof erreichten wir einen traditionellen Fotostopp, um östlich die Drei Zinnen zu sehen. Am Dürrensee vorbei erreichten wir im Angesicht des Cristallo Cortina d' Ampezzo, die Olympistadt von 1956, die sich nun wohl wieder für Olympische Winterspiele bewirbt. Am Sorapis vorbei benötigten wir noch eine weitere Stunde bis wir den Passo Cibiano erreichten. Der erste Gipfeltransferbus wartete bereits und trug zunächst die „Igelgruppe" und später die „Hasen" weitere sechshundert Meter hinauf. Nach einigen hundert Metern Militärstraße erreichten wir die ehemalige Geschützstellung, die Messner zu einem Museum ausbauen ließ. Drei Glaskuppeln ragen aus der Betondecke an Stellen, wo einst Geschützstellungen waren - eine geschickte Konstruktion zur Verbindung von Militärgeschichte und Museum. Im Stellungsbau Berggemälde und Ausrüstungsgegenstände; im langen Gang Liegen mit wohlgefalteten Decken und Sprüchen. Auf der Betondecke des Museums stehend, kann man heute eine 360-Grad - Aussicht genießen; trotz Wolken sah man bis zu dreißig Kilometern weit. Nach der Besichtigung teilte sich die Gruppe in Transfer-Abfahrer und Wanderer. Auf einem schmalen Weg durch den Wald überwanden die Wanderer auf sechs Kilometern die sechshundert Höhenmeter bis hinunter zum Pass.
Mit Fotostopp oberhalb von Cortina brachte unser regionaler Busfahrer durch enge Kurven über Cortina hinauf auf den Falzareggo-Pass. Am Falzareggo, einem der bezüglich Felsen und der damit verbundenen Geschichte wohl spannendsten Alpenpässe, machten wir einen Halt zum Schauen auf den Kriegsberg Lagazoui und die Cinque Torre. Durch das Hochabteital und das Gadertal erreichten wir rechtzeitig unser Hotel zum Genießen des Fünf-Gang-Menüs.

6. Tag (20.09.2018) MMM Ripa und Bruneck

Die Nähe des Hotels „Mühlgarten" zu Bruneck mit dem MMM Ripa auf Brunecks Schloss ermöglichte ein ruhiges Angehen des Tages und nach dem Frühstück gegebenenfalls noch mit einem Poolbesuch. Auf einem vier Kilometer langen Weg durch Felder und Wald, im hiesigen September voller Pilze, erreichten die Wanderer Bruneck. Am Ursulinentor hindurch erreichten wir die „Fußgängermeile" und stiegen zum Schloss hinauf. Hierin kamen dann auch jene Gäste, die bereits individuelle losgelaufen waren, bzw. jene, die mit dem Bus bis fast in die Ausstellung gefahren wurden. Aus der alten Bischofsburg ist ein wahres Goldstück im Ensemble der MMM geworden. In die rekonstruierte Burg bestens eingepasst zeigt Messner hier das Leben der Bergvölker, von einfachen Zelten der Turkvölker und indigener Bevölkerung Amerikas zu europäischen Bergvölkern. Ein herausragendes ethnografisches Museum, das vom schweren Leben der Bergvölker berichtet. Wer die alte Schlossanlage ohne touristischen Nutzwert kennt: ein Riesengewinn für das Pustertal und Bruneck. Davon profitierte auch das Städtchen Bruneck; die Fassaden jahrhundertealter Häuser haben an Glanz gewonnen. Mancher nutzte die individuelle Freizeit in Bruneck auch zu einem Mittagessen oder wenigstens zu einem Eis. Die Geschäftsschließzeit bremste jedoch jegliche Shopping-Idee. Bei 28 Grad und Sonnenschein erreichten wir unser Hotel zur besten Kaffeezeit und jeder konnte die Fitnesseinrichtungen des Hauses nutzen oder ein wenig in der Nachmittagssonne sitzen und die Aussicht ins Pustertal genießen.

7. Tag (21.09.2018) MMM Corones

Wieder ein Tag mit Sonne, wenn auch in den Dolomiten Dunst aufzog und für die kommende Nacht ein deutlicher Wechsel zu Kühle hin angesagt war. Aber zunächst sechstes MMM und letzte Wanderung: zu gutbürgerlicher Zeit starteten wir mit dem Bus zunächst durch das Pustertal, an Olang vorbei und dann aufwärts zum Furkelpass an der Südseite des Kronplatzes. Auf der Glatze des Kronplatzes in über zweitausendzweihundert Meter Höhe war es kühler als am Pass, aber sonnig. Die Aussichten waren weniger phantastisch als zur Juni-Reise: die weit entfernten Ötztaler Alpen waren nicht zu sehen, die Zillertaler Alpen im Norden mit einigen markanten Bergen, im Süden das Panorama der Dolomiten bis Kreuzkofel und Marmolada und im nahen Westen schoben sich der Peitlerkofel und die Geislerspitzen erkennbar in die Höhe. Zunächst besichtigten wir MMM Corones - modernste Betonarchitektur von Sarah Hadid unter der Erde mit zwei großen Fenstern (den Augen Reinhold Messners - gerichtet auf das Villnösstal und den Kreuzkofel: Kindheit und schwerste Kletterei) und einer Aussichtsplattform. Das Museum widmet sich der alpinistischen Erschließung der Dolomiten und soll wohl das letzte von Messners Museen in den Alpen bleiben - die Krone / Corones. Am Südhang wanderten wir knapp vier Kilometer bis zum Pass hinab, vom kahlen Summit über einstige Almwiesen, sogar noch durch grünen Nadelwald. Zum Abschluss unserer Touren durch die Dolomiten fuhren wir in das ruhige Rautal und erlebten den Almabtrieb einer großen Herde. Welch toller Abschluss: das Glockengeläut der Rinder im Talende mit Übergabe der Stempelurkunde aller Besichtigungen der Messner Mountain Museen; dazu ein Schluck Willi(ams).

8. Tag (22.09..2018) mit dem Gardasee– und dem Tirolpendel zurück nach Deutschland

Nehmen wir es mal ökologisch bewusst: mit nur einem Bus fuhren Individualurlauber vom Gardasee und aus dem österreichischen Tirol sowie die Gäste der Reisegruppe zurück nach Deutschland.
Um dieses Timing zu realisieren, verabschiedeten wir uns von Marianne Gatterer, der Hotelchefin vom Mühlgarten, gegen zehn Uhr und erreichten - nach einem Stopp beim Lanz, dem Wirt und Regionalprodukteanbieter, nicht Moderator -, unseren Zustieg, die Autobahnkreuzung bei Brixen / Vahrn. Hier schwenkten wir mit dem Gardaseependelbus auf die Brennerautobahn ein, erreichten die Grenze zu Österreich und unsere weiteren Zustiege. Der deutsche Innenminister und bayrische Unterstellten ließen uns nach zehn Minuten zögerlichen Fahrens - „allgemeine Inaugenscheinnahme" - einreisen; drei Kilometer später reisten wir wieder nach Österreich aus, um weitere Gäste zur Heimfahrt zu begrüßen. Gegen 15:30 Uhr war es vollbracht und zügig ging es nun an München und Nürnberg vorbei nach Sachsen. Nach warmen und sonnigen Tagen wurde es kühler, wolkig und erste Tropfen fielen: welch schöne Erinnerung an die zurückliegenden Tage.
Ihr Dr. Jürgen Schmeißer
„Wo beginnt der Alpinismus, wenn der Tourismus den Gipfel des Mount Everest erreicht hat?"
(R. Messner)

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht