Reisebericht: Rundreise Tschechien – Natur und Geschichte

02.07. – 13.07.2015, 10 Tage Busreise zu den UNESCO–Stätten in Böhmen und Mähren mit Prag – Königgrätz (Hradec Králové) – Kuttenberg (Kutna Hora) – Brünn – Olmütz – Lednice – Valtice – Wittingau (Trebon) – Budweis – Krumau – Pilsen – Marienbad


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Böhmen und Mähren die Kernregionen der Tschechischen Republik beherbergen zweitausend Burgen und Schlösser, elf UNESCO-Welterbestätten und beachtenswerte Naturregionen. Eine Reise in das Land des Reformators Jan Hus, von Kaiser Karl IV. und Wallenstein
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

02.07. 2015 Böhmisches Elbsandsteingebirge, Decin, Frydlant im Isergebirge, Riesengebirge

Selten beginnen wohl Rundreisen in andere europäische Länder bereits mit einem ersten  Programmhöhepunkt bereits nach einer Reisestunde. Eine solche Ouverture genossen die dreiundzwanzig Gäste, die in Dresden starteten, um in zwölf Tagen die benachbarte Tschechische Republik kennenzulernen. Bereits wenige Kilometer hinter der Grenze stoppten wir in Tisa im Elbsandsteingebirge und stiegen hundert Höhenmeter bei einem kleinen Spaziergang nach oben auf die Tisaer Wände. Bei bereits warmen Sommerwetter schauten wir auf die Landschaft im Übergang von Sandstein zu Böhmischem Mittelgebirge; unter uns ein typisches Dorf des ehemaligen Sudentengebietes. In Decin nutzten wir die erste Chance zum Bevorraten mit Tschechischen Kronen für die kommenden Tage. Dann stiegen wir die „Lange Fahrt" hinauf zum Schloss, das hoch oben über der Mündung der Ploucnice in die Elbe steht. Die Lange Fahrt war eine gute Gelegenheit, um einige Phasen tausendjähriger böhmischer Geschichte zu erklären. Der große Innenhof des Schlosses, langzeitig in der Vergangenheit auch Kasernengelände, wird gerade restauriert. Bereits bestens begehbar sind die Terassen, die einstmals wohl italienische Landschaftsgärtner anlegten.
Von Decin ging es zwischen Elbsandstein und Böhmischen Mittelgebirge, am Rande der Lausitzer Berge mit seinen böhmischen Glaszentren - deren Produkte wir auf manchem Schloss als Kristallleuchter wiederfinden sollten - vorbei nach Frydlant. Im 16. Jahrhundert wurde hier ein Renaissanceschloss erbaut, das für sein Sgrafitto bekannt ist. Oft als das Schloss Wallensteins tituliert, erfuhren wir bei der Schlossbesichtigung, dass es zwar zwölf Jahre in dessen Besitz aber nie von ihm bewohnt war. Nach Wallensteins Ermodung fiel das Schloss an seine Widersacher. Die prägenden Einflüsse des 19. Jahrhunderts kann man heute gut beschauen; so gilt es heute auch als ein Beispiel der Neorenaissance.
Da die das Isergebirge querende Verbindung ab Hejnice für Busse gesperrt war, wählten wir den Weg über das polnische Isergebirge. Von der kleinen Passstraße, die Sklarska Poreba mit Harrachov verbindet, hatten wir bei abendlichem Licht prächtige Blicke auf den Nordhang des Riesengebirges zu den Scheegruben und bis zur Schneekoppe im Osten des Bergkammes. Von Sklarska Poreba sind es nur wenige Kilometer bis ins tschechische Harrachov, aber ein Motorradunfall bremste uns noch aus. So war es schon zur besten Abendessenszeit als wir das etwas versteckt liegende Hotel Harrachov Inn aufspürten - ein typisches Sporthotel mit dem Charme des gewerkschaftlichen Ferienheimes.

03.07.2015 Burg Kost, Jicin, Böhmisches Paradies

Nach einer Fahrt über Tanvald und Jablonec erreichten wir den westlichen Rand des Böhmischen Paradieses. An dessen Südseite befindet sich, in einem Gebirgstälchen abseits üblicher erhabener Burgen, die Burg Kost, eine der besterhaltensten gotischen Burgen Böhmens. Schon die Einordnung in die Felsenwelt mit Teichen voller Entengrütze ist romantisch. In der Renaissance wurden Wände des Burgpalastes mit einem „Briefumschlag-Sgrafito" verziert. Bei unserem Bummel durch Burgräume , die Küche und über einen Wehrgang zum markanten Weißen Turm erfuhren wir mehr über die jahrhundertealte Geschichte böhmischer Fürsten und ihrer Rückkehr auf die Schlösser nach 1991. Die Mittagspause verbrachten wir in der hübschen Innenstadt von Jicin. Wallenstein plante hier einst den Ausbau der Residenz des Herzogtums Frydlant. Am Nachmittag erreichten wir das Böhmische Paradies bei 30 Grad Hitze. Dennoch spazierten einige Unentwegte auf einem knapp zwei Kilometer langen Rundweg durch die Prachover Felsen: zunächst über Stufen ging es bald eine natürliche Treppe im engen Felsspalt nach oben. Der kleine Anstieg lohnte sich; von hier oben beeindruckende Blicke auf die Felsen des Böhmischen Paradieses bis hinüber zur Burg Trosky. Andere Gäste entschieden sich für einige hundert Meter des Bummelns in der Felsenwelt bis sie im Kessel einer prächtigen Arena aus Sandsteinnadeln im Angesicht deren Höhe den Rückweg antraten und gesellten sich zu jenen, die sich gleich für Kaffee oder Bier im Grünen entschieden hatten. An den Burgen Hruba Skala und Valdstein des Felsengebietes Hruba Skala und dann durch das Tal Mala Skala und den Ort Zelesni Brod fuhren wir zurück nach Harrachov.

04.07.2015 Königgrätz und Litomysl

Königgrätz ging mit der zu damaliger Zeit größten Schlacht in die Geschichte ein: am 3.Juli 1866 trafen auf den Hügeln westlich von Königgrätz vierhunderttausend Soldaten der Österreicher und verbündeten Sachsen auf die Preußen. Die Schlacht besiegelte die Vorherrschaft Preußens im deutschen Raum und war Vorbote der deutschen Reichseinigung unter preußischer Führung. In der Nähe des Hügels von Chlum, wenige Kilometer vor Königrätz, erinnerten wir uns des schrecklichen Geschehens. In Königgrätz, dem Königingrätz, stiegen wir hinauf zur Altstadt. Über den Kleinen Markt bummelten wir in den sonnig-heißen Gassen am Theater vorbei Richtung Bischöflichem Gymnasium und dann zur Heilig-Geist-Kirche, der gotischen Dominante der Stadt. Bevor wir sie besichtigten, zogen hier die Templer - oder solche die sich, auch Österreich kommend, dafür halten - mit Fahnen und Ordenstracht aus der Kathedrale. Zu individuellem Bummel verabschiedeten wir uns auf dem Großen Platz in Anblick von Weißem Turm, barocker Kapelle und Jesuiten-Bischofspalast. Mancher bummelte noch hinab zur Elbe, in deren Nähe zahlreiche markante Gebäude des „Salons der Republik" - vorrangig der Jugendstilarchitektur - zu sehen sind.
Gegen Nachmittag erreichten wir Litomysl, die Geburtsstadt Smetanas: natürlich nicht ohne vorher „Aus Böhmens Hain und Flur" aufzulegen. Gemeinsam spazierten wir zunächst vom langen Marktplatz mit prächtigen Häusern aus Renaissance und Barock hinauf zum Schloss mit seiner bekannten Sgraffiti-Fassade. Für die hiesigen Musikfestspiele waren im Innenhof des Schlosses eine Bühne und mehr als tausend Plätze errichtet - so konnte man den von den UNESCO-„geehrten" Sgraffiti im Innenhof nur vom obersten Schlossgang sehen. Beeindruckend aber das kleine Schlosstheater - eines der ältesten noch original erhaltenen Theater in Europa.
Am späten Nachmittag trafen wir in Brünn, der mährischen Hauptstadt, am Hotel Slavia mitten im Zentrum der Stadt ein und hatten Zeit zum Verschnaufen bei über dreißig Grad - das Begrüßungsgetränk des Hotels gar über vierzig ... in Prozent ... ein Becherovka.

05.07.2015 Kromeriz, Olomouc, Austerlitz

Ein weiterer heißer Reisetag stand bevor: acht Uhr starteten wir nach Kromeriz. Dort schlenderten wir zunächst durch den Blumengarten, eine wohlgeordnete Parklandschaft im französischen Stil mit klassizistischen Kolonnaden. Neu eröffnet seit diesem Jahr nun auch das östliche Areal des Parks und die Orangerien. So gewinnt dieses phantastische Gartenbauensemble noch mehr an Wert. Am UNESCO-Weltkulturerbe-Standort mit Schloss und einem englischen Park bestaunten wir das Schloss. Von besonderer geschichtlicher Bedeutung ist im Schloss der große Saal, in dem sich 1848/49 ein österreichischer Reichstag zu gründen versuchte. Zur heißen Mittagszeit besuchten wir den bischöflichen Weinkeller und kosteten Tropfen aus teils französischen Reben, die in der Region angebaut werden und den Gaumen der Bischöfe noch heute benetzen: Ruländer, Riesling, Sauvignon und Frankovka. Den Imbiss zum Besänftigen des Alkohols nahmen wir einige Schritte entfernt in der ehemaligen Münzstätte des Bischofs ein. So schon ein wenig müde fuhren wir nach Olmütz, der ehemaligen mährischen Metropole mit Erzbischofssitz. Für manchen ist es wohl die nach Prag schönste historische Altstadt Tschechiens; für die meisten Gäste in diesem Jahr war es bei 36 Grad allerdings recht anstrengend. Vom Dom St. Wenzel brachte uns der Bus vorbei an bischöflichen Gebäuden und Universitätsgebäuden bis in die Nähe des Ober- und Untermarktes mit Rathaus und Dreifaltigkeitssäule - wieder ein tschechisches UNESCO-Welterbe.
Auf der Rückfahrt nach Brünn verließen wir die Autobahn und fuhren bei Austerlitz auf den Hügel bei Prace, an dem am 2. Dezember 1805 die Dreikaiserschlacht tobte.
Nach einem langen, eindrucksvollen Tag erreichten wir bei heißem Sommerwetter gerade pünktlich zum Abendessen unser Hotel Slavia mitten in Brünn.

06.07.2015 Trebic, Telc

Einige Umleitungen auf den Dorfstraßen nach Trebic und Telc konnten uns in diesem Jahr nur wenig aufhalten, die zwei UNESCO-Welterbeorte ausreichend zu würdigen.
Bei schönstem Sommerwetter hatten wir die nötige Zeit, um in Trebic von der Bazilika zum Jüdischen Viertel zu laufen. Die spätromanisch-frühgotische Bazilika von Trebic ist wahrscheinlich die älteste Kirche auf unserem Reiseweg. Unter dem Schloss mit der Bazilika am Fluss liegt das ehemalige jüdische Viertel mit engen Gassen, rekonstruierten und leider schon wieder bedenklich beschädigten Häusern und zwei ehemaligen Synagogen. Vom Stadtviertel stiegen einige Gäste in wenigen Minuten hinauf auf den Hügelhang zu einem der größten jüdischen Friedhöfe in Tschechien. Weiter hinten am Hang des Friedhofes liegen alte, verwitterte und von der grünen Natur überzogene Grabsteine mit hebräischen Schriftzeichen.
Zur Mittagsstunde ging es weiter nach Telc. Wenige hundert Meter vom Parkplatz entfernt erreichten wir den wohl bedeutendsten Marktplatz Tschechiens, der ob seines Bestandes an Gebäuden der Spätrenaissance im Übergang zum Barock Welt(erbe)bedeutung hat. Die Schlossbesichtigung offerierte uns dann Schlossräume der Renaissance, oft noch im Originalzustand, mit eindrucksvollen Kasettendecken. Kein Wunder, dass in diesen Räumen mancher Film, insbesondere auch Märchenfilm, entstand.
Den Rückweg nach Brünn unternahmen wir nicht über die Autobahn bei Jihlava, sondern durch das mährische Hochland mit wogenden Getreidefeldern und reifendem Raps, so dass uns die Rolle Mährens als agrarischer Bereich der Tschechischen Republik recht bewusst wurde.

07.07.2015 Brünn und Mährischer Karst

Nur wenige Minuten sind es zu Fuß vom innerstädtischen Hotel Slavia auf die Burg Spilberk, dennoch entschlossen wir uns mit unserer örtlichen Reiseleiterin Ilse auf die Burg hinauf zu fahren. Von der einstigen Festungsanlage, langzeitig auch als Gefängnis genutzt, hat man  einen guten Blick auf die Stadt mit Augustinerkloster, wo Gregor Mendel forschte, Messegelände und Altstadt. Am späten Vormittag bummelten wir dann vom Hotel durch die Altstadt bis zu St. Peter & Paul, dem gotischen Dom der Stadt.
Nach individueller Mittagspause starteten wir zur Punkva-Höhle im Mährischen Karst.
Mit einem kleinen Elektrozug auf Rädern ging es durch das Tal bis zum Eingang der Höhle und dort pünktlich hinein in den Berg. Auf sicherem und betoniertem Weg, aber mit Auf- und Abstiegen, wandelten wir vorbei an Stalagmiten und Stalagtiten. Ein emotionaler Höhepunkt war das Einspiel von Musik in der Schwiegermutterschlucht mit Dunstschwaden. Bald ging es dann mit dem Boot einige hundert Meter auf der unterirdischen Punkva durch den Fels. Nach einer Stunde kam leider bereits das Ende dieses romantischen Erlebnisses.
Nach Gotik, Renaissance und Barock auf unserer Tour wollten wir am späten Nachmittag auch ein meisterliches Bauwerk des Bauhauses sehen. So stoppten wir an der UNESCO-gekrönten Villa Tugenhat in Brünn, die einst Mies van der Rohe konzipierte. Wir hatten Glück und konnten durch den Garten bummeln und so wohl eines der architektonisch bedeutsamsten Wohnhäuser der Welt sehen. Der Bus brachte uns dann zum Abendessen im der Mährischen Hütte, wo das Essen und das Inventar durchaus als mährisch zu bezeichnen ist, indes die Beschallung mit Weltpop der Achtziger auf CD wenig Mährisch war.

08.07.2015 Cesky Sternberk, Sazavatal, Brauerei Bernard in Humpolec

Der spätere Operndirektor der Wiener Oper und Komponist G. Mahler stammt aus dem kleinen mährischen Dorf Kaliste bei Humpolec. Ihm gedachten wir mit dem Scherzo aus seiner 5. Sinfonie als wir wenige Kilometer vom Dorf entfernt Richtung Sazavatal fuhren. Mit einem kleinen Abstecher schauten wir uns zunächst die Mariensäule und das Schloss von Kacov an. Weiter ging es in zügiger nochmaliger Autobahnfahrt und dann über Landstraßen nach Cesky Sternberk. Nach leichtem Aufstieg erreichten wir die auf einem Felsen, hoch über der Sazava gebaute Burg der Sternberks. Der heute zweiundneunzigjähige Besitzer der Burg wohnt im ersten Stockwerk - zeigte sich uns aber nicht. Mit dem Regelzug, aus zwei Triebwagen bestehend, fuhren wir mit etwas Verspätung durch das Sazavatal nach Kacov. Nach zwanzig Minuten war das Vergnügen leider schon beendet und der Bus erwartete uns am Ausstieg neben der Sazava. Vor dem Einstieg in den Bus schnell noch einige Fotos nun unterhalb des Schloss-(Wohnhauses) Kacov,, in dessen Hof wir bereits am Vormittag standen. Von hier ging es dann in zügiger Fahrt über Zruc nach Humpolec zur Brauerei Bernard. Bei dieser Familienbrauerei handelt es sich mittlerweile um die siebentgrößte Brauerei Tschechiens; hat aber dennoch nur 1,5 % Marktanteil, weil der Gigant in Pilsen mit seinen Tochterunternehmen vierzig Prozent Marktanteil hat. Das was wir an Produktionsanlagen sahen und an Bier kosteten war wohlfein. Dann ging es Richtung der Hussitenstadt Tabor. Das Hotel Dvorak in Tabor bot beste Möglichkeiten zum stadtnahen Bummel.

09.07.2015 Hluboka, Cesky Krumlov

Zwei touristenintensive Orte standen heute auf dem Programm: Hluboka und Cesky Krumlov.
Am Vormittag erreichten wir das im Tudorstil errichtete weiße Schloss Hluboka, inmitten einer schönen, englischen Parklandschaft. Einst den Schwarzenbergs gehörend, verfügt es wohl über die schönsten holzgetäfelten Wände mit oft immensen Schnitzereien. Indess der An- und Abstieg zum Schloss über einige hundert Meter muss bewältigt werden; ein Bähnli half den meisten Gästen. Nach gutem Zureden und mit etwas Mut fuhren wir mit dem Bus in Cesky Krumlov eine (doch nicht!) gesperrte Straße über die Moldau zur Brauerei Eggenberg. Die Brauerei ist zur Besichtigung geschlossen, weshalb wir ja bereits am Vortage die Brauerei Bernard in Humpolec besucht hatten. Einst wurde hier ein „Verlegerabzug" für den Giganten Budweis produziert, heute wird nun hier mit alter Technik in kleinen Mengen ein Privatbier entsprechend der geringen Nachfrage produziert und auf die vertriebsaggressiven Großbrauereinen mit Argwohn geschaut. In der Brauereigaststätte ließen wir uns das Bier zum Entenbraten schmecken. Cesky Krumlov und sein Schloss gehörte einst dem Geschlecht der Rozenbergs, später den Eggenbergs, dann den Schwarzenbergs - dies alles erfuhren wir unserer Visite im Schloss, nachdem alle Gäste bereits individuell die hübsche Altstadt erkundet hatten. In zügiger Fahrt ging es dann entlang der Moldau, durch Budweis mit seiner Brauerei zurück nach Tabor.

10.07.2015 Pilsen, Eger, Karlsbad

Nach Schlösser- und Burgentagen wollten wir uns heute einige Orte mit Geschichte im Westen Tschechiens anschauen. Auf Grund seiner industriellen Geschichte gilt Pilsen oft eher als graue Stadt. Indes hat Pilsen - insbesondere in Vorbereitung als Kulturhauptstadt Europas 2015 - an touristischer Qualität gewonnen und rund um den Markt einige ansehnliche Gebäude herausgeputzt. Bedeutsam vor allem St. Bartholomäus, der höchste Kirchturm Tschechiens, auf den einige Gäste stiegen und Sicht hinab auf die Altstadt und hinüber zu den Industriestandorten der Stadt genossen. Mittagspause dann in Eger, dem heutigen Cheb. Auch diese Stadt, bekannt eher als Stadt der Vertriebenen, der tschechischen Sinti und Roma, von Vietnamesen und Prostituierten, hat an Charme gewonnen: der Markt, die Gassen im Umfeld und die Parkanlage an der ehemaligen Kaiserpfalz. Zeit nochmals an Wallenstein zu erinnern, der hier 1634 ermordet wurde. Gästen mit ein wenig Fitness ist indess wirklich der kurze Weg zur Kaiserpfalz und deren Besichtigung zu empfehlen. Nachmittagsstopp dann in Karlsbad und Bummel entlang der Tepla vom Grandhotel Pupp zu den Kolonnaden, an deren Quellen sich auch Atatürk, Goethe und Marx labten. Heute ist Karlsbad wohl die russischste Stadt in Mitteleuropa...auch wenn es scheinbar nicht mehr so boomt wie noch in den Vorjahren.
Wir weilten am vorletzten Tag der Karlsbader Filmfestspiele in der Stadt - viel Trubel, rote Teppiche, aber kein Sternchen zu sehen.
Den Abend verbrachten wir im malerischen Loket und übernachteten im Hotel Kaiser Ferdinand. Das romantische Hotel bot viele nostalgische Fotos aus der kaiserlichen Ära und für uns nach dem Abendessen noch eine Führung durch den Ort durch die Hotelmanagerin.

11.07.2015 Loket, Prag

Am Morgen hatten wir noch ein wenig Zeit, um uns die kleine Ortschaft Loket (Ellbogen) an der Eger anzuschauen und wer wollte machte einen Burgbesuch hoch oben über dem Flussbogen.
Nach zwei Stunden Fahrt hatten wir gegen Mittag den Stadtrand von Prag erreicht. Die Karlsbader Straße von Prag führt direkt über den Weißen Berg, 1620 Austragungsort einer bedeutenden Schlacht des Dreißigjährigen Krieges. Nach typisch Prager-Hotelanfahrt (rund um das Caree und Stopp im fließenden Verkehr) standen wir an der Rezeption des repräsentativen Boutique-Hotels Seven Days in Prag 2, oder Nove Mesto, nur vierhundert Meter vom Wenzelsplatz entfernt. Insider nutzten den Nachmittag dann zum individuellen Erkunden der Stadt entsprechend ihrer spezifischen Interessen; all jene die vor langer Zeit oder noch nie in Prag waren, nutzten die Orientierungstour entlang Wenzelsplatz zum Altstädter Rathaus durch Stare Mesto zur Karlsbrücke mit Blick auf den Hradschin, um einen Ausgangspunkt für individuelles Erkunden zu bestimmen. Bei bestem Sommerwetter waren wir ein gänzlich unbedeutender Bestandteil der Touristenmassen in dieser europäischen Hauptstadt ersten Ranges.

12.07.2015 Kolin, Kuttenberg

Sonnenschein begleitete uns bei der Ausfahrt aus Prag: Erinnerung, dass Vysegrad die erste Prager Burg war, also Vysegrad von Smetana - aus dem Zyklus Mein Vaterland - eingespielt. Nach einer reichlichen Stunde hatten wir Kolin, Köln an der Elbe, erreicht. Das eher unbekannte Städtchen war einst Königsstadt und erlebte 1757 die Schlacht des Großen Fritzen gegen die Österreicher, eine der ersten Schlachten im 7-jährigen Krieg. St. Bartolomäus war nach langer Rekonstruktion nun geöffnet, so konnten wir diese gotische Kirche besichtigen. Davor hatten wir bereits eine kleine Runde über den Markt mit einem prächtigen Rathaus und durch das ehemalige jüdische Viertel mit einer Synagoge gedreht. Zur Mittagszeit trafen wir in Kuttenberg ein und erkundeten das Örtchen an der Kathedrale St. Barbara beginnend. Die Netzkonstruktion des riesigen Kirchenschiffs ist beeindruckend. Das riesige Jesuitenkolleg auf dem Weinberg ist frisch rekonstruiert und strahlte uns beim Weg über die Terrasse - als Weg vom Kolleg zur Kirche einst entstanden - entgegen. Aufgeräumte Gässchen mit zahlreichen Kneipen machten den Bummel und eine Rast im Örtchen Kutna Hora sehr angenehm.
Den Weg zum Abendessen im U Medvidku in der Prager Altstadt erleichterten wir uns mit einer kurzen Metrofahrt. Der Nachhauseweg führte manchen am lauen Sommerabend nochmals zur Karlsbrücke und dem Altstädter Rathaus.

13.07.2015 Karlstejn, Melnik, Heimfahrt

Bereits am zeitigen Vormittag hatten wir den Besichtigungstermin auf der Burg des Königs Karl IV., der später auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wurde. Der zentrale Parkplatz für die den Tschechen und internationalen Touristen so bedeutsame Burg liegt etwa zwei Kilometer vom Burgeingang entfernt und es geht aufwärts. Als kleine Überraschung zum Abschluss der Reise ließen wir uns von Minibussen nach oben bringen. Die einstündige Führung durch Burg, Schloss und Turm versetzte uns zurück in das 14. Jahrhundert, auch wenn manches erst im neogotischen Umbau erneuert wurde und die Königskrone recht einfaches Imitat ist. Beim Abweg hinunter durch das Dorf gelangen sicher noch einige schöne Fotos von der Burganlage hoch oben in den bewaldeten Hügeln.
Einen allerletzten Blick auf eine typische Ansicht in den meisten Tschechien-Reiseführern - die Vereinigung von Elbe und Moldau bei Melnik - hatten wir uns für Mittag vorgenommen. Ein doch recht langer Fahrtweg führte uns nochmals um Prag herum. In Melnik machten wir eine Haltemöglichkeit neben der Straße zum Busparkplatz für unseren schnellen Gang zum Markt, dem Schloss der Lobkowitzer und dem bekannten Blick vom Weinberg auf Moldaukanal, die Moldau und ganz von links kommend, der hier recht schmalen Elbe.
Die Rückfahrt verzögerte ein Unfall vor uns, aber von der landschaftlich schönen Fahrstrecke an der Elbe entlang durch die Böhmische Pforte zwischen Lovosice / Litomerice und Usti - mit Blick auf den Schreckenstein - ließen wir uns nicht abhalten. Rückblick auf eine zwölftägige Reise durch Böhmen und Mähren - Rückblick auf tausendjährige Geschichte an Elbe und Moldau im Vaterland von Huss und Smetana.
Obwohl insbesondere Ostdeutsche meinen, in Tschechien oft gewesen zu sein und „alles" zu kennen, zeigte die Reise, dass die Tour so mannigfaltig und umfangreich gestaltet ist, dass für alle Gäste ein hoher Neuigkeitswert erreicht wurde und selbst ein Wiedererkennen nach über dreißig Jahren eher als Neuerlebnis ausfällt.
Es lohnt sich! Im Jahre 2016 bietet Eberhardt Travel zwei Reisetermine CZ-RUNDE an.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Ein sehr schöner und präzieser Reisebericht !

Herzlichen Dank dafür, auch für die schönen Bilder.

Insgesamt war es eine schöne Reise - trotz der gewaltigen Hitze.

Friederike und Dr. Wolfgang Mützel , Berlin
16.07.2015

Sehr geehrte Familie Mützel,
vielen Dank für die positive Wertschätzung der Reise und meines Reiseberichtes.
Ich würde mich freuen, wenn wir Ihnen mit dieser Reise die Kompetenzen von EberhardtTravel als Reiseveranstalter in Osteuropa ein wenig nahebringen konnten. Kennen Sie unsere Rundreisen Polen, Bulgarien, Rumänien oder unsere Reise Moskau und der Goldene Ring (RU-GOLDR)? Ich würde mich freuen, gelegentlich wieder von Ihnen zu hören. Mit freundlichen Grüßen Dr. Jürgen Schmeißer

Dr. Jürgen Schmeißer
18.07.2015

Sehr geehrte Familie Rücker,
vielen Dank für die freundliche Bewertung der Reise. Ich freue mich, wenn es mit dieser Reise gelungen ist, Gästen, die eher CZ-erfahren sind, bisher Unbekanntes des Nachbarlandes zu zeigen und mit der Fotogalerie noch einige Motive zu präsentieren, die die Gäste (so) vielleicht auch nicht gesehen haben. Jede Reise ist so auch für das Team von Eberhardt immer wieder Erfahrungshintergrund für das präzisieren dieser Reise und das Entwickeln neuer Reisen. Bis zum Wiedersehen bei einer Eberhardt Travel - Reise ihr Dr. Jürgen Schmeißer

Dr. Jürgen Schmeißer
09.08.2015

Zwar nach etwas längerer Zeit, der Sortierung unserer Bilder geschuldet, möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei Ihnen für die gelungene Reise bedanken. Auch vielen Dank für Ihre Bildergalerie, die für uns einige unbekannte Motive bot. Insgesamt war es eine sehr schöne Reise und das kleine Loket ein sehr schöner Übernachtungsort. Auf jeden Fall ist geplant auch wieder mit Eberhardt zu verreisen. Ihre Familie Rücker

Helga und Dr. Ullrich Rücker
09.08.2015