Reisebericht: Single–Weihnachten in Südmähren

23.12. – 27.12.2022, 5 Tage Weihnachtsreise für Singles und Alleinreisende nach Tschechien: Brünn – Olmütz – Kremsier – Wien – Mikulov – Prag


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Eine Premierenfahrt – erstmals bietet Eberhardt Travel diese Reise an. Ein Programm für Feinschmecker: mehrere Unesco-Welterbestätte, eine Fahrt in die Hauptstadt von Österreich – Wien – und eine Weinverkostung
Ein Reisebericht von
Vivian Kreft
Vivian Kreft

Anreise nach Brünn und Abendessen in einer urigen Brauerei

Der Bus startet in Chemnitz und fährt über Dresden und Dohna über Prag nach Brünn. Das Wetter ist freundlich, die Fahrt mitten durch Prag bietet dem Auge etwas.

Doch kurz vor Brünn –35 km fehlen uns noch –Vollsperrung! Umleitung. Reihen wir uns in diesen Bandwurm an Autos ein oder schwimmen wir gegen den Strom? Warum fahren die anderen nicht in diese Richtung? Stehen wir bald vor einer gesperrten Straße oder einer Brücke, die wir mit dem schweren Bus nicht passieren können? Wir haben keine Antwort und wagen es. Fahren sehr lange an einer langen Autoschlange vorbei und wissen, wir können nicht zurück, dieser Stau würde uns sehr viel Zeit kosten.
Landstraße, es dunkelt, die Bläue des Himmels vom Schnee eingefangen, der auf den Feldern beidseits der Straße liegt. Schwarze Silhouetten der Obstbäume, Nebel liegt auf der Straße, ein steinernes Wegekreuz schält sich aus dem weißen Gewabber heraus. Wir fahren durch kleine Ortschaften, kein Mensch auf der Straße, Weihnachtsbeleuchtung hier und dort kündet davon, dass in dieser Dunkelheit Menschen wohnen. Kurvige Straße, schmale Straße. Offenes Feld, Wald. Diese unfreiwillige Fahrt bleibt uns im Gedächtnis, stimmngsvolle Fotos werden herumgereicht.

Wir erreichen unser Hotel, einige Unentwegte laufen gleich nach dem Bezug ihres Zimmers auf den Weihnachtsmarkt, Heute ist der letzte Tag, an dem er geöffnet ist.
Unser örtlicher Reiseleiter Robert holt uns zum Abendessen ab. Es geht ins „Pegas“, ein Bierlokal um die Ecke. Wie einladend und gemütlich: bemalte Wände, zwei Kupferkessel hinter der Theke. Gleich vorne sitzen die Berufstätigen vor ihrem Bier, unterhalten sich angeregt. Wir haben im hinteren Teil unsere reservierten Tische und können zwischen einer Vielzahl von Biersorten wählen. Sogar ein Weihnachtsbier gibt es, das wie ein englisches Bitter schmeckt. Gut „getränkt“ und gestärkt gehen wir ins Hotel zurück.

Stadtführung durch Brünn und Weihnachtsfeier

Wir lernen heute auf einer ausführlichen Stadtrundfahrt Brünn kennen. 380.000 Einwohner hat die Stadt und davon sind 80.000 Studenten, die eine der 32 Fakultäten besuchen. Daher wirkt sie auch so jung auf uns, da die jungen Menschen das Stadtbild beherrschen, wie wir auf unserem Stadtrundgang noch sehen werden. Die Motorradstrecke ist den Männern bekannt. 1986 wurde sie geschlossen. Wir fahren heute mit dem Bus die Strecke ab, an der früheren Tribüne vorbei, an den Denkmälern, die den Siegern errichtet worden ist.

Robert unterrichtet uns über die Mietkosten, was ein Eigenheim kostet, was der Durchschnittsverdienst ist. Um das Verständnis für die Kulturen zu wecken, darf über all dem Historischen die Gegenwart nicht zu kurz kommen, denn das verbindet die heute Lebenden miteinander. Wenn 1.400 Euro nette ein gutes Durchschnittsgehalt ist und ein Eigenheim zwischen 600 und 800.000 Euro kostet, dann sind diese Beträge mit Deutschland durchaus zu vergleichen. 650 Euro für eine 50m²-Zweizimmerwohnung. Tschechien hat aufgehört, ein günstiges Land zu sein
Alle Geschäfte sind geschlossen. Wirklich alle. Eine große Ruhe liegt auf der Stadt. Junge Paare mit Kinderwagen und Kindern an der Hand besuchen die großen Krippen, die auf den Weihnachtsmärkten stehen. Und viele – ob jung, ob alt – gehen mit einer Laterne in die Kirche, um das Licht von Bethlehem nach Hause zu tragen. So sieht man Menschen mit einer Laterne in der Hand durch die Stadt heimwärts gehen.

An diesem Tag haben wir auch unter uns ein Geburtstagskind, dem wir ein Ständchen singen "Viel Glück und viel Segen". Der Chor übt sich ein für den Abend.

Um 17 Uhr gibt es das Weihnachtsmenu an festlich gedeckten Tischen. Das Hotel hat uns einen sehr schönen Raum zugedacht. Mit Klavierbegleitung geht es in den Abend. Die meisten von uns haben den traditionellen Karpfen gewählt, eine Fastenspeise.
Um 20 Uhr brechen jene auf, die noch Weihnachtslieder singen möchten. Und so suchen wir uns einen schön geschmückten Weihnachtsbaum mitten in der Stadt und singen gemeinsam mehrere Weihnachtslieder, zur Freude der hinzukommenden Passanten.
In der St. Josephskirche, einer böhmischen Barockkirche, findet um 21 Uhr eine Christmette statt mit Orgel und Chor und so lassen wir hier das Weihnachtsfest ausklingen. Auf dem Heimweg treffen wir noch eine gesellige Runde in der Bar an.

Ausflug nach Olmütz und Kremsier – zwei Unesco–Kleinode

Die Sonne scheint zum Frühstück und begleitet uns noch zum Schlachtfeld von Austerlitz, Dann verschluckt uns der Nebel.
Olmütz und Kremsier, diese zwei Unesco-Welterbestatte besuchen wir heute.

Olmütz, eine barocke Stadt mit einem weit ausladenden Marktplatz, war bis ins 17. Jahrhundert die Hauptstadt von Mähren, bevor dieser Status an Brünn ging. Nach Prag hat Olmütz den zweitgrößten Stadtkern aus barocker Zeit. Man sieht der Stadt die damalige Wohlhabenheit an, die sich bis heute erhalten hat. Die Mariensäule, die unter Unesco-Schutz steht, ist eine eindrucksvolle Komposition: Über einem ausladenden Sockelgeschoss schraubt sich die Säule 35 Meter in die Höhe Sie wurde 1716 aus Dank für das Erlöschen der Pest gebaut. Was errichten wir, wenn wir Corona überwunden haben?

Das Rathaus steht auf dem Platz mit einer prächtigen Sonnenuhr, deren Ganggenauigkeit wir leider nicht überprüfen können, da die Sonne fehlt. Unser Rundgang führt uns zu einem weiteren weiten Platz und man fühlt sich an eine italienische Stadt erinnert, mit dem Neptunbrunnen und den schönen Fassaden der umliegenden Häuser. Die Stadt gehört uns, wir sind die einzigen Touristen weit und breit.

Eine Kuriosität ist der Brunnen, auf dem Cäsar zu Pferd sitzt. Kein geringer als der römische Feldherr soll die Stadt gegründet habe. Unter dem sich aufbäumenden Pferdeleib geben sich die Flüsse March und Thaya die Hände, es sieht aus, als ob die beiden bärtigen Männer Verlobung feiern.

Weiter geht es nach Kremisier, der zweiten Unesco-Schönheit. 1997 wurde Kremsier zur schönsten historischen Stadt Tschechiens gewählt. Der sehr große Sommersitz des Erzbischofs – ein Schloss – mit prächtigem Park sind die Sehenswürdigkeiten. Der quadratische Marktplatz ist von Häusern aus der Renaissance- und Barockzeit umrahmt. Laubengänge laden zum Schlendern und Verweilen ein.

Ausflug nach Wien

Ein Tag in mehreren Akten. Der Nebelvorhang öffnet und schließt sich. In Wien soll die Sonne scheinen und so fahren wir zuversichtlich in die Donaumetropole. Die Fahrt ist kurzweilig. Robert informiert uns über das, was links und rechts zu sehen ist. Das Geschlecht Lichtenstein kommt ursprünglich aus Südböhmen und hat bis zum Zweiten Weltkrieg hier gelebt. Burgen und Paläste, so auch in Wien, zeugen heute noch davon.

In Wien fahren wir zunächst zum Schloss Schönbrunn. Scheint dort die Sonne? Nein, doch das sog. Schönbrunner Gelb, in der die Schloßfassade gestrichen ist, leuchtet uns entgegen. Spaziergang auf die Parkseite. Die Gloriette sieht nur, wer sie schon einmal gesehen hat, ihre Silhouette verschwimmt im Nebel. Der Weihnachtsmarkt auf der Hofseite ist sehr geschmackvoll. Die Buden sind einheitlich hübsch geschmückt, das Angebot niveauvoll und facettenreich. Porzellan, Keramik, Christbaumschmuck, Seife, Gewürze, Lebensmittel, Graphiken, Zinnschmuck und vieles mehr. Hier kaufen wir die eine oder andere Nettigkeit. Dann geht es weiter im Bus entlang des Naschmarktes zum Naturhistorischen Museum. Von hier aus starten wir unseren Stadtspaziergang, der uns durch die Hofburg führt. Am Michaelerplatz entscheiden sich vier Gäste für die Weiterfahrt mit der Kutsche. Wir anderen laufen über den Kohlmarkt und staunen über die Schlange, die vor dem Hofkonditor Demel auf Einlass wartet. Was war es die letzten zwei Tage in Tschechien ruhig. Wir waren überall die einzigen Touristen und hatten die malerischen Innenstädte für uns alleine.

Die Pestsäule auf dem Graben wirkt niedlich gegenüber jener in Olmütz. Weiter zum Stephansdom. Und rein mit uns. Nach der festlich-barocken Pracht der böhmischen Kirchen wirkt der gotische Raum feierlich. Mit wachem Blick schauen die Kirchenväter von ihrem Kanzelausblick auf die vielen Besucher aus aller Welt. Kinder halten ihr Spielzeug, das ihnen das Christkind gebracht hat, fest im Arm. Es muss jetzt überall mitgenommen werden.
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In den Seitenstraßen ist es ruhig, Einzelhandelsgeschäfte mit schönen Auslagen reizen das Auge.
Die Sonne lässt sich blicken und taucht bei unserer Rückfahrt die Stadt in ein dramatisches Licht. Die prächtigen Gebäude an der Ringstraße leuchten hell auf, während der Himmel sich dunkelgrau färbt. In dieser Lichtinszenierung fahren wir zum Hundertwasserhaus. Obgleich es bereits seit beinahe 40 Jahren steht, kann es immer noch faszinieren und ist eine Attraktion. Das mag auch daran liegen, dass trotz aller Erkenntnisse über lebenswertes Wohnen kaum Häuser nach diesen Einsichten gebaut werden.

Nach diesen Eindrücken lassen wir uns durchs Dunkle fahren, über die Grenze zurück und durch die tschechische Landschaft zu einem Weinkeller. Der Eingang wirkt unscheinbar, viele leere Weinflaschen vor der Tür sind der Hinweis, dass wir hier richtig sind. Hinter dem Eingang öffnet sich ein Kellergang mit abgehenden Gewölben. Am Ende öffnet sich ein großer hoher Raum, zwei lange Tische sind für uns gedeckt. Wir probieren vom Wein des Heiligen Martin, der nur zu dieser Zeit ausgeschenkt wird, essen und gegen Ende spielt noch ein Akkordeon auf und lässt die ein, den anderen das Tanzbein schwingen.

Rückfahrt und Stippvisite in Prag

Die Weihnachtsgäste fahren zurück nach Deutschland. Auf dem Rückweg halten wir in Prag für einige Stunden. Die Sonne scheint, blauer Himmel, ein schöner klarer Wintertag.

Es geht über den Wenzelsplatz zum Altstädter Ring mit seinem schönen Weihnachtsmarkt. Der Prager Schinken brutzelt über offenem Feuer mitten in der Stadt und verströmt einen verlockenden Duft. Bei schleichendem Fußgängerverkehr lassen wir uns mitziehen durch die engen Gassen zur Karlsbrücke. Menschen, wohin man blickt und tritt. Seitdem Prag 1992 in die Unesco-Welterbenliste aufgenommen worden ist, besuchen jährlich 5,5, Mio. Touristen die Stadt. Wie schön ruhig war es da in Brünn und den bezaubernden Orten, die wir besucht haben.

Die Gäste, die in Brünn bleiben, haben nun Zeit, die Stadt und ihre Geschäfte zu erbummeln oder um den nahegelegenen Stausee zu wandern, mehrere Museen laden zum Besuch ein und die Architekturliebhaber kommen voll auf ihre Kosten: die Villa Tugendhat von Mies van der Rohe ist Mekka und ausgearbeitete Routen führen den Interessierten vorbei an Bauten aus der Zeit von Bauhaus und Funktionalismus – Werkssiedlungen, Villen, Fabrikgebäude.

Schlusswort

Liebe Gäste,

das waren schöne und sehr abwechslungsreiche Tage. Mit Sonne, mit Nebel, doch ohne Regen. Und unser öffentliches Weihnachtssingen in Brünn bleibt uns in guter Erinnerung.

Wir haben eine Kulturlandschaft mitten in Europa besucht. Hier reihen sich Kleinodien aneinander und der eine, die andere sind angeregt worden, noch einmal vorbeizukommen. Das Beste, was eine Reise auslösen kann.

Unsere Ausflüge waren dicht getaktet und dank Eurer Achtsamkeit aren wir immer in der Zeit und dank unseres Steuermanns Thomas, unserem Busfahrer, wurden wir direkt vor den Toren der Stadt und der Tür zum Weinkeller abgesetzt und wieder abgeholt. Robert, der rührige Reiseleiter vor Ort, führte uns durch die Donaumonarchie und kümmerte sich um Speis und Trank während des Tages, was an den Feiertagen eine rechte Aufgabe war.

Ich wünsche Euch von Herzen ein gutes Jahr und freue mich, wenn wir uns auf einer der Reisen wiederbegegnen,
Eure Vivian

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