Reisebericht: UNESCO–Schätze Tschechiens

07.08. – 14.08.2010, 8 Tage Studienreise in die böhmisch–mährische Schatzkammer


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Jan Nepomuk schützt uns vor Hochwasser Das glauben Sie mir nicht? Und doch waren alle Zeitungen ab dem 7. August voll davon: Feuerwehrleute in Schlauchbooten, Häuser mit großen Löchern und Schutthaufen, reißende Gebirgsbäche. Doch der heilige Jan
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

Reisebericht

Der Heilige Jan Nepomuk schützt vor Hochwasser
Das glauben Sie mir nicht? Und doch waren alle Zeitungen ab dem 7. August voll davon: Feuerwehrleute in Schlauchbooten, Häuser mit großen Löchern und Schutthaufen, reißende Gebirgsbäche. Doch der Heilige Jan hielt seine schützende Hand über uns, so streiften wir nur das Hochwassergebiet vor Usti, als übervolle Kanäle Wasserschleier auf die Straße spieen und wir unsere über 18 Tonnen Busgewicht hindurchdrückten.


Der heilige Jan wurde von Peter Parlers wunderschöner Brücke gestürzt und in der Moldau ertränkt - vorher wohl eigenhändig von seinem König gefoltert, das war ungewöhnlich, selbst im Jahr 1393.
Sicher ging es nicht nur um das Beichtgeheimnis der Königin, Sie ahnen es schon: da steckt mehr dahinter.
Was genau, das erfuhren wir an seinem Wallfahrtsort in der Nähe von Zdar nad Sazavou, einem kleinen Örtchen, bedeutend durch die Verehrung des früheren Klosterabtes Vejmluva und die seines genialen Baumeisters Santini für den heiligen Jan. 
Doch nicht nur auf dem Grünberg, so der Name dieses Wallfahrtsortes, war unser Beschützer Kult. Er war praktisch immer um uns - grüßte von dieser Hausecke, von jenem Brückenpfeiler, vom dortigen Denkmalssockel.
Und er hat seine Sache gut gemacht - uns erfreute am Folgetag schönes Wetter und so blieb es.
Der heilige Jan hat sich zu Lebzeiten sicher nicht mit dem anderen, dem unheiligen Jan - Hus meine ich - besprochen, obwohl es denkbar gewesen wäre. Vielleicht hätten sie sich gut verstanden?
Doch leider kam es so, dass in der dunklen Zeit des Barock, der "doba temna" von dem einen unheiligen Jan durch den anderen heiligen Jan abgelenkt werden sollte. Alle sollten vergessen, worum 30 Jahre ohne Ergebnis gekämpft wurde: um den rechten Glauben.  Und hatte nicht der unheilige Märtyrer zuvor - lange vor unserem Luther - durch seine Verbrennung 1415 auf dem Scheiterhaufen zu Konstanz ja genug Fensterstürze, Hinrichtungen und Glaubens-Kämpfe entfacht?
Also weg mit dem einen Jan und her mit dem anderen. So die Jesuiten.
Doch es hat wenig gebracht, denn wir sind beiden Spuren gefolgt, auch denen von Jan Hus - sie führten uns auf dem Rückweg symbolisch an Tabor vorbei, zum dritten Jan (Zizka). Doch das ist eine andere Geschichte. 
 
Grit Wendelberger, Halle 2010

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