Reisebericht: Große Rundreise Tunesien – UNESCO–Vielfalt in Nordafrika

02.04. – 11.04.2015, 11 Tage Rundreise Tunis – Karthago – Sidi Bou Said – Bizerte – Ichkeul–See – Sejnene – Tabarka – Dougga – Kairouan – Sbeitla – Gafsa – Bergoasen Chebika und Tamerza – Tozeur – Douz – Djerba – Matmata – Chenini – Gabes – El–Djem – Sousse – Kélibia


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Unsere kleine Gruppe entdeckte in Tunesien die Spuren der 3000jährigen Kulturgeschichte und einzigartige Landschaften des nordafrikanischen Landes. Tunis, Karthago, Sbeitla, El Djem und die Weiten der Wüste. Doch lesen Sie unbedingt weiter…
Ein Reisebericht von
Patrick Fritzsche
Patrick Fritzsche

Donnerstag, 02. April 2015: Flug nach Tunis

In den vergangenen Jahren musste das nordafrikanische Land am Mittelmeer zwischen Libyen und Algerien eine schwierige Zeit überstehen. Die Vorzeichen für den touristischen Aufschwung Tunesiens standen also nicht schlecht. „Tunesien ist absolut sicher für Touristen, alles unter Kontrolle." - hieß es von der tunesischen Tourismusministerin. Und nur einen Tag später fielen die Schüsse im Nationalmuseum der Landeshauptstadt.
Gepaart mit den Schlagzeilen über das unfassbare Flugzeugunglück machten wir uns - das waren 12 reisefreudige und erlebnislustige Eberhardt-Gäste sowie meine Wenigkeit - auf den Weg nach Nordafrika. Ganz nach dem Motto: „TUNESIEN - jetzt erst recht" landeten wir am Abend auf dem internationalen Flughafen Aéroport International de Tunis-Carthage in der Landeshauptstadt Tunis. Wir wurden von unserem Reiseleiter Slim herzlich empfangen und nun machten wir uns mit unserem Reisebus (wir hatten übrigens einen großen Bus mit 50 Sitzplätzen!) auf dem Weg ins anderthalb Stunden entfernte Yasmine Hammamet. Hier checkten wir im Hotel Lella Baya ein und fielen müde ins Bett.

Freitag, 03. April 2015: Tunis – Karthago – Künstlerdorf Sidi Bou Said

Vom Golf von Hammamet reisten wir heute erneut in die Hauptstadtregion und bekamen einen ersten Eindruck der doch sehr grünen und bergigen Landschaft Nordtunesiens. Der Weg führte uns am südlichen Ende der Halbinsel Kap Bon entlang. Dieses Gebiet wird landwirtschaftlich intensiv genutzt. Zitrusfrüchte, Oliven, Wein und Getreide werden hier schon seit dem 16. Jahrhunderts angebaut. Diese landwirtschaftlichen Kulturen wurden von muslimischen (Moriscos) und jüdischen Flüchtlingen aus Andalusien eingeführt und erfolgreich ausgebaut.
Nun kamen wir in die Nähe der tunesischen Hauptstadt, doch diese ließen wir erst einmal „links liegen" und machten uns auf den Weg nach Karthago. Im Stadtteil Salammbo sahen wir eines der ältesten punischen Kultstätten (Tophet) und stoppten am ehemaligen punischen Hafen (Kothon), in dessen Mitte sich eine künstliche Insel mit dem Gebäude der Admiralität befand. Der kreisrunde punische Militärhafen und der mit ihm über einen Kanal in Verbindung stehende rechteckige Handelshafen (Limen) wurden unter erheblichem Aufwand gebaut und sind heute noch gut erhalten.
Auf dem Byrsa-Hügel, das Zentrum sowohl des punischen als auch des römischen Karthago, empfing uns schon die hier thronende Kathedrale Ludwig des Heiligen. Hier wurden wir erstmal mit einem schönen Ausblick belohnt: über die Bucht von Tunis bis zur Halbinsel Kap Bon, über Tunis mit den Vororten La Goulette und Le Kram und das Villenviertel von Karthago. Slim entführte uns nun in die Vergangenheit, in die Blüte der legendären Hafenstadt Karthago an der wichtigsten phönizischen Handelsroute zwischen der Levante und Gibraltar. Durch deren Lage an der Straße von Sizilien konnte die Stadt den Seehandel im Mittelmeer kontrollieren. Dies war ein Hauptgrund für die wirtschaftliche und militärische Dominanz der Stadt.
Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns nun auf den Weg ins nahegelegene Künstlerdorf Sidi Bou Said. Dieser kleine Villenvorort wurde nach dem gleichnamigen Mystiker benannt, der im 13. Jahrhundert hier auf dem Hügel lebte und später auch hier begraben wurde. Die heutige Ansicht des Ortes verdankt Sidi Bou Said den aus Spanien geflüchteten Andalusiern, die sich hier einst niederließen und eine zweite Heimat fanden. Wie in ihrer alten Heimat bauten sie ihre Häuser und statteten sie mit blauen Fenstern und Türen aus, die handwerklich kunstvoll gefertigt waren. Nicht umsonst wurden unter anderem Paul Klee und August Macke durch die Schönheit des Ortes hier inspiriert. Hier verbrachten wir auch unsere Mittagspause, z.B. im berühmten Café des Nattes.
Gut gestärkt und ausgeruht reisten wir in die Hauptstadt Tunis zum Bardo-Museum im gleichnamigen Stadtteil, gleich neben Regierungssitz des Landes. Das Musée national du Bardo ist das größte und älteste archäologische Museum von Tunesien. Das Museum besitzt die weltweit bedeutendste Sammlung römischer Mosaiken und zählt zusammen mit dem Ägyptischen Museum in Kairo zu den bedeutendsten archäologischen Museen Nordafrikas. Das Museum beherbergt karthagische, römische, byzantinische und arabische Schätze. Es besitzt Exponate von Weltrang und bietet einen ausgezeichneten Überblick über die tunesische Geschichte und Kultur.
Der größte Schatz des Museums ist die Ausstellung der vielen römischen Mosaiken, die wir gemeinsam mit Slim besichtigten. So langsam wurde uns bewusst, dass diese zur größten Mosaikensammlung der Welt gehören. Slim zeigte uns auch die Privatgemächer mit dem Harem des ehemaligen Bey von Tunis. Ein wenig bedrückend und emotional war dieser Besuch schon irgendwie, denn die Spuren der schrecklichen Ereignisse Ende März waren nicht zu übersehen.
Wir rundeten unseren Tag in Tunis mit einem Bummel durch die Medina, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Altstadt, ab und reisten am späten Nachmittag zurück nach Hammamet.

Samstag, 04. April 2015: Kairouan – Ruinenstadt Sbeitla – Gafsa

Nach dem Motto: „Wir packen unsere Koffer und nehmen mit..." machten wir uns auf dem Weg ins Inland. Unser erstes Etappenziel war die Stadt Kairouan, die übrigens nach Mekka, Medina und Jerusalem die viertwichtigste Stadt des Islam war und immernoch ist. Denn die Stadt mit heute ca. 120.000 Einwohnern wurde 670 n. Chr. von einem Anhänger des Propheten Mohammed gegründet, der viele wundersame Erscheinungen hatte. Es heißt, dass sieben Besuche in Kairouan einer Fahrt nach Mekka entsprechen - also eine der 5 Säulen des Islam!
Bevor wir die Große Moschee besuchten, hielten wir an den Aghlabiden-Becken aus dem 9. Jahrhundert. Es diente der Stadt als Wasserspeicher und wurde von einem 36 m langen Aquädukt mit Wasser aus den Bergen versorgt.
Nun machten wir uns in das Herz von Kairouan - zur fast unversehrt gebliebenen Medina. Von der alten Stadtmauer umschlossen, beherbergt sie Meisterwerke arabisch-islamischer Kunst wie die älteste und bedeutendste Moschee Nordafrikas - die berühmte Sidi Oqba-Moschee, die als Vorbild für die maurische Sakralarchitektur diente.
Wir betraten den Innenhof, der uns mit seinen mächtigen Mauern geradezu einen festungsartigen Eindruck vermittelte. Das recht trostlose Minarett (irgendwie sieht es aus wie ein Wachturm) ist heute eines der Wahrzeichen der Stadt.
Unser Weg führte uns immer weiter landeinwärts zur Ruinenstadt Sbeitla. Schon von Weitem wurden wir vom Triumphbogen des römischen Kaisers Diocletian empfangen. Nach einer erholsamen Pause mit Kaffee und Tee erkundeten wir das außerordentlich gut erhaltene bzw. detailliert hergerichtete archäologische Gelände. Mit seinen unzähligen Ruinen römischer Tempel und Bäder, einem Theater, der frühchristlichen Kirchen und der byzantinischen Festungen ist das frühere Sufetula eine der größten archäologischen Stätten des Landes.
Nun tat uns die Busfahrt nach Gafsa richtig gut und wir konnten die Beine etwas hochlegen - Platz im Bus gab es ja schließlich
In Gafsa übernachteten wir im Gafsa Palace, dem wohl besten Haus am Platze, wenn man es so bezeichnen kann.

Sonntag, 05. April 2015: Bergoasen Tamerza und Chebika – Wüstentour

Der heutige Tag war der unverwechselbaren Natur Tunesiens gewidmet. Mit unserem Reisebus fuhren wir nach Al Mitlawi, wo schon die Jeeps für unsere heutige Tour bereitstanden. Schnell waren wir umgestiegen und es ging los in Richtung algerische Grenze. Wir kamen nun direkt hinein ins Atalasgebirge, also wieder eine ganze andere Landschaft der letzten beiden Tage. Wir schlängelten uns die Serpentinen hinauf und wieder hinunter, kreuz und quer durch die Berge.
In der Gebirgsregion des Djebel en-Negueb, die von tiefen Schluchten durchzogen wird, liegt die Oase Tamerza. Schon die Römer kannten den Ort und nannten ihn "Tripolitanus Ad Torres" (Tamerza) - er war ein Teil ihrer Grenzbefestigung (Limes). Gemeinsam wanderten wir einige Meter hinunter zum Wasserfall mitten in der felsigen Wüste.
Mit unseren Jeeps erreichten wir die Oase Chebika am Rande des Chott Er-Rahim. Die Bergoasen werden wegen ihrer Lage auch "Balkon der Sahara" genannt. Es ist ein sehr abwechslungsreiches Gebiet- das betrifft sowohl die Landschaft als auch die dort wachsenden Pflanzen. Hier konnten wir Hartnäckigkeit der Palmen bewundern, die zwischen schroffen Felsen wachsen und außergewöhnlich auf Berggipfeln gelegen sind. In der Oase Chebika, die in der Römerzeit ein wichtiger Beobachtungsposten an der algerischen Grenze war, spazierten wir im Schatten der großen Dattelpalmen - ein wahres Kleinod!
Mit unseren Jeeps ging es anschließend in die tunesische Wüste. Ich selbst kenne schon viele Wüsten der Welt und doch hat jede wieder ihren eigenen Reiz!
Durch Salzpfannen, über weiße Sanddünen und über weite Plateaus sausten die Geländewagen. Die Weite, die Leere, das Knirschen, die Hitze und die Gefahren der Wüste inspirierten schon so einige Regisseure von großen Produktionen. So hielten wir am Drehort von Star Wars (Krieg der Sterne) in Ong Jemel, inmitten der Wüste.
Nach diesem Abenteuer brachten uns die Jeepfahrer in die Oase Tozeur, nachdem wir einen kleinen Stopp in der Oase Nefta gemacht haben.
Unser Busfahrer Murat hat bereits die Koffer ordnungsgemäß im schönen Hotel "Mouradi Tozeur" abgeliefert und so blieb noch genügend Zeit für einen erholsamen Nachmittag am Pool oder auf der Sonnenliege.

Montag, 06. April 2015: Oase Tozeur – Salzsee Chott el Djerid

Der Vormittag war ganz der Oase Tozeur - dem "Land der Dattelpalmen" gewidmet. Traditionell mit Pferdekutschen erkundeten wir die Oase, die Lebensader der Stadt. Unzählige Dattelpalmen säumten den Weg, dazwischen kleine Felder mit Gemüse und Plantagen mit Obstbäumen. Bei unserem kleinen Spaziergang inmitten der grünen Riesen erhielten wir einen guten Einblick in die Welt der Dattelpalmen. All dies wurde dann im Dattelpalmenmuseum „Eden Palm" intensiver beleuchtet. Nach einer interessanten Führung mit einem hier in der Oase lebenden Herrn konnten wir die unterschiedlichsten Erzeugnisse aus den geernteten Datteln probieren.
Zum Mittagessen wurden wir von einer tunesischen Familie in deren privaten Wohnhaus herzlich empfangen. Wir saßen im großzügigen Esszimmer an einer reich gedeckten Tafel. Frisch zubereiteter Couscous mit Hühnchen, gefüllte Teigröllchen mit Gemüse und frischer Petersiliensalat entführte uns in die tunesische Küche. Dazu ein Schluck reine Buttermilch und das tunesische Nationalgericht ist fertig - von den Damen des Hauses für uns zubereitet! Vielen Dank dafür! Die wenig europäischen Zutaten und vor allem die Gewürze machten die Speisen so anders und diese sind damit immer auch ein sinnliches Erlebnis. Ein Makroud (die kleinen süßen, in Honig getränkten Grießgebäckstücke mit einer Dattelpaste gefüllt) rundete das gemeinsame Essen ab.
Ein Erlebnis der besonderen Art folgte anschließend.  Der gewöhnungsbedürftige Künstler Mondher empfing uns in seinem kleinen, selbst zusammengestellten Museum in der Altstadt von Tozeur. Nach ein wenig Musik und Geschichten rund um diese gab es noch einen Tee mit Pfefferminze.
Um zu unserem Hotel in Douz zu gelangen, überquerten wir den Salzsee Chott El Jerid. Von diesen Chotts, das sind ausgetrocknete Salzseen, die je nach Jahreszeit ihre Farbe und ihr Aussehen ändern, gibt es in Tunesien einige. Doch dieser ist mit 7.500 Quadratkilometern (fast die 14fache Fläche des Bodensees) ist der größte Salzsee der Sahara. Früher musste man schon ein Abenteurer sein, um eine Chott-Überquerung zu wagen. Heute erfolgt die Überquerung durch eine sehr sichere und schöne Strasse. Dennoch ist der Zauber genauso stark geblieben. Ein Spiel aus schneeweißem Glitzern, dem blauen, lagunenartigen Seewasser und dem rosarot schimmernden Küstenlinien war eine Augenweide. Und auch die schönste Blume der Wüste - die Sandrose - verdankt ihre sehr lange Entstehungsphase den Salzseen. Denn Sandrosen entstehen nur an Orten wo die Wüste auf einen Salzsee trifft.
In Douz - dem Tor zur Wüste - angekommen, erlebten wir die Wüste aus nächster Nähe. Entweder auf dem Rücken eines "Wüstenschiffes" oder im Gespann eines Pferdes erkundeten wir die Wüste. Durch den starken Wind war das ein echtes Wüstenerlebnis! Da kann es schon mal passieren, dass man eine Hose einbüst!
Zum Glück war unser Hotel "Sahara" (das passt ja wie die Faust auf's Auge) nur wenige Meter entfernt, sodass wir uns den Sand aus allen Poren waschen konnten.
Im Hotelrestaurant wurden wir dann mit einem üppigen Menü bestens versorgt!

Dienstag, 07. April 2015: Höhlendorf Matmata – Medenine – Insel Djerba

Wir verließen die Wüstenstadt Douz, deren Bevölkerung auch heute noch sehr traditionell in Anlehnung an die Halb-Nomaden lebt. Genauso traditionell ging unser heutiges Programm weiter. Durch den tunesischen Süden fuhren wir durch alte Berberdörfer und kamen schon bald ins Höhlendorf Matmata. Die alten Traditionen der Berber sind hier zum größten Teil aufrechterhalten worden. Die Bewohner leben in Höhlenwohnungen, die zum Teil in die Bergwände hinein gebaut wurden. Im Winter warm und im Sommer angenehm kühl bieten sie ihren Bewohnern einen hervorragenden Schutz in einer menschenfeindlichen Umgebung.
Wir hatten die Möglichkeit, diese, eine auf der ganzen Welt einzigartige Architektur kennenzulernen: die troglodytischen Wohnungen. In diesen Behausungen wohnen heute noch Berberstämme, die sich vor langer Zeit in diese ungewöhnliche Gegend zurückgezogen haben. Zur Begrüßung gab es Tee, Fladenbrot und Olivenöl mit Honig. Wir durften uns in allen Räumen frei bewegen und alles auf eigene Faust erkunden.
Durch das Dahar-Bergland reisten wir weiter in die Stadt Medenine, eine Stadt mit ca. 61.000 Einwohnern. Einst war Medenine ein wichtiger Marktort am Kreuzungspunkt wichtiger Karawanenwege. Der Ort war außerdem das Zentrum des mächtigen Berberstammes der Ouerghamma. Während der französischen Kolonialzeit wurde Medenine zu einer Garnisonsstadt und zum Verwaltungszentrum der Region ausgebaut. Heute wirkt die Stadt sehr geschäftig und die Stadt bietet nur wenig Interessantes. Der Hauptanziehungspunkt von Medenine sind seine Ghorfas. Es sind Bauten mit gewölbten, auf mehreren Stockwerken übereinanderstehenden Zellen und sie dienten in der Hauptsache als Speicher für Getreide. Früher gab es über 6.000 solcher Ghorfas, doch heute sind nur noch wenige erhalten geblieben. Dennoch gewährten sie uns einen guten Eindruck von der geschäftigen Stadt von damals.
Unser heutiges Ziel war die Insel Djerba, DAS Touristenzentrum des Landes schlechthin. Mit der Fähre setzten wir vom kleinen unbekannten Örtchen Jorf auf die mit 514 Quadratkilometer größte Insel Nordafrikas im Golf von Gabès über.
Bevor wir in unser Hotel fuhren, erkundeten wir den Hauptort Houmt Souk. Der Name "Houmt Souk" kommt nicht von ungefähr, denn er bedeutet übersetzt "Marktsiedlung" und zeugt somit noch heute von der bedeutenden Funktion des Ortes als Umschlaghafen und Handelszentrum in der Zeit der Römer. Als wichtiges Handelszentrum war Houmt Souk das Ziel zahlreicher Karawanen, die aus der Sahara kamen, und großer Handelsschiffe. Houmt Souk war in früheren Zeiten ein Umschlagplatz für wertvolle Güter wie Elfenbein und Gold, auch der Sklavenhandel wurde rege betrieben. Die Händler fanden Unterkunft in den sogenannten Foundouks, die als Herberge und Lagerplatz für die Waren dienten. Ein großer Innenhof und das Erdgeschoss bot Platz für Vieh und Handelsgüter, im Obergeschoss befanden sich die Unterkünfte, somit hatten die Händler ihre Waren stets im Blick. Wir bummelten durch den farbenfrohen Souk und besuchten besagte Unterkünfte der vorüberziehenden Händler (heute einfache, aber niedliche Hotels).
Schließlich erreichten wir das Hotel "Djerba Palace" und wurden mit einem großen Buffet sowie Inklusivgetränken verwöhnt

Mittwoch, 08. April 2015: Der Süden: Berberdorf Chenini im Dahargebirge – Ksar Haddada – Gabes

Nach einer Nacht auf der Insel Djerba setzen wir unsere Erkundungstour fort und erhielten einen kleinen Überblick über die Insel.
Über den Römerdamm, der die Insel seit römischer Zeit mit dem Festland und der Oase Zarzis verbindet, erreichten wir das Festland wieder. Über den Römerdamm wird Djerba auch mit Trinkwasser und Elektrizität versorgt und ist bis heute die einzige Verbindung mit dem Festland.
Wir machten uns nun auf den Weg in den Süden, in Richtung Tataouine. In der Ferne tauchten schon die Berge des Dahargebirges auf. Rechts und links der Straße in den Süden waren einige Versuchsstationen für Pflanzenzüchtung zu sehen. Hier werden Pflanzen und Bäume gezüchtet, die eines Tages die Wanderung der Wüste nach Norden stoppen sollen.
Tatouine wurde während der Zeit des französischen Protektorats gegründet, um den Frieden im Süden des Landes zu sichern. Heute wird die Stadt oft auch "la porte du désert" - das Tor zur Wüste - genannt.
Für uns war es heute das "Tor zu den Berberdörfern". Eine etwa 12 Kilometer lange Straße führte uns direkt zum Berberdorf Chenini. Unterwegs gab es phantastische Ausblicke auf die Landschaft des Dahar-Gebirges - ein großes ockerfarbenes Gelände mit vereinzelten, kleinen Grünflächen.
Auf einem Hügel vor uns lag schon das Berberdorf Chenini. Rechts von uns im Tal lag das "Nouvelle Chenini"- das neue Dorf, gebaut aus Beton und nicht zu vergleichen mit dem ursprünglichen Zuhause der noch immer dort lebenden Berberfamilien. Nach einer kleinen Pause mit Kaffee oder Tee erkundeten wir das fast ausgestorbene, eigentliche Berberdorf zu Fuß und wanderten hinauf zur weißen Moschee - dem Mittelpunkt von Chenini. Sie bildet einen wunderbaren Kontrast zum gesamten Dorf!
Unseren nächsten Stopp legten wir in Ksar Hadada ein. Auch dieser, heute fast ausgestorbene, Ort wurde von den Berbern erbaut und besiedelt. Nur durch ihre Kultur war es möglich, dass auch hier die alten Teile bestens erhalten sind. Das Ksar Hadada ist aufgrund seiner Architektur und Geschichte ein besonderes und erhaltungswürdiges Bauwerk. Selbst die Phantasie von Georg Lucas wurde in Gang gesetzt, als er und sein Team die Location für sein Projekt Star Wars suchte und hier u.a. einen guten Drehort fand.
Schon wieder auf dem Rückweg in Richtung Norden, hielten wir in der Ortschaft Ghomrassen und kauften fast die gesamte Bäckerei an der Hauptstraße leer - das Geschäft des Tages war also erledigt
Unser heutiges Tagesziel war die Oase Gabes, die einzige tunesische Oase direkt am Meer. Der Ort selbst bot neben der Altstadt überraschend wenige historische Gebäude, da er im 2. Weltkrieg zuerst von den Deutschen und danach von den alliierten Truppen stark zerstört wurde. Wir besuchten den hiesigen Gewürzsouk. Typisch für Gabes ist das hier produzierte Henna, das aus den getrockneten und zerriebenen bzw. zermahlenen Blättern des Hennastrauches gewonnen wird.

Donnerstag, 09. April 2015: Sfax – El Djem – Sousse – Port El–Kantaoui

Von der Oase Gabes folgten wir der Küstenstraße entlang des Golfs von Gabes in Richtung Norden. In der unscheinbaren Stadt Mahrès direkt am Meer hielten wir für wenige Minuten. Hier findet seit 1988 immer im Juli das Festival der plastischen Kunst statt. Teilweise sind die ausgestellten Kunstwerke noch zu sehen. Viel interessanter waren aber die Flamingos und die einheimischen Frauen, die bis zu den Waden im Schlick der Ebbe standen und auf der Suche nach ganz bestimmten Dingen waren. Waren es Muscheln, Schnecken oder andere Leckereien aus dem Meer? Leider haben wir es nicht erfahren.
Schließlich erreichten wir die Küstenstadt Sfax, die heute nach Tunis die zweitgrößte Stadt des Landes ist. Dies liegt nicht nur an ihrer Einwohnerzahl, sondern auch an ihrer wirtschaftlichen Bedeutung. Sfax hat nichts mit den touristischen Zentren gemein. Was Sfax aber besonders reizvoll macht, ist sein authentisches Wesen und die wunderbar erhaltene Medina mit ihren Stadtmauern. Am Ende unseres Rundganges durch den Souk und die Medina sahen wir riesige Anhänger voll Schnecken - waren es also doch Schnecken, nach denen die Frauen in Mahrès gesucht haben?
Durch endlose Olivenhaine fuhren wir weiter in Richtung Norden und erreichten die Ortschaft El Djem. Wie wir bereits auf unserer Reise erfahren haben, war Tunesien einst einer der schillerndsten Provinzen des römischen Reiches. Da darf bei einer Reise in Tunesien die mächtige Arena von El Djem, inmitten der kargen Steppe Mitteltunesiens gelegen, nicht fehlen. Sie war eine der größten des römischen Imperiums und annähernd so groß wie das Kolosseum in Rom. Die gewaltige Größe des Amphitheaters mit einer Kapazität von über 30.000 Menschen war in erster Linie eine Machtdemonstration Roms zu seiner Zeit. Wir besichtigten die Arena, die Zuschauertribünen sowie die Abteilungen im Untergeschoss.
Nach einer Mittagspause reisten wir weiter nach Sousse. Sousse ist eine dynamische und animierte Stadt mit einer wunderbar erhaltenen Medina (UNESCO-Weltkulturerbe), die von hohen Stadtmauern umgeben ist und an die mittelalterliche Vergangenheit der Stadt erinnert. In den Souks und Gassen der Medina, in ihren Häusern und an den Stadtmauern spürt man den Ruhm der vergangenen Zeit.
Etwas nördlich von Sousse befindet sich der kleine, charmante Ort Port El-Kantaoui, wo sich unser letztes Hotel der Rundreise befand. Hier verbrachten wir 2 Nächte.

Freitag, 10. April 2015: Freizeit in Port El–Kantaoui

Den letzten Tag der Reise verbrachte jeder nach seinen individuellen Wünschen in Port El-Kantaoui - dem "Hafengarten im Mittelmeer". Da sich unser Hotel direkt an der schönen Marina mit dem neuen Yachthafen befand, war es ein optimaler Ausgangspunkt für Spaziergänge am Hafen oder am Strand. Der Tag bestand einfach mal aus Nichtstun, Genießen, Erholen und Bummeln.
So konnte jeder die Erlebnisse der letzten Tage in Ruhe verarbeiten und den letzten Tag der Reise noch etwas in Ruhe verbringen.

Samstag, 11. April 2015: ma'a s–salamah Tunesien

Nach erlebnisreichen und interessanten Tagen im Norden Afrikas machten wir uns nach dem Frühstück wieder auf den Weg in Richtung Tunis, dem Ausgangspunkt unserer Reise in Tunesien. Heute, nachdem (fast) das komplette Land mit all seinen Gegensätzlichkeiten intensiv bereisten, können wir mit ruhigem Gewissen sagen: Es war genau richtig, JETZT nach Tunesien zu reisen. Wir haben uns eines Besseren belehren lassen. Die Medien machen teilweise die Dinge dramatischer als sie in Wirklichkeit sind. Wir haben uns stets wohl und sicher geführt, in der Hauptstadt Tunis, in den Touristenzentren Hammamet und Djerba, im Landesinneren und sogar im großen Süden sowie in den Oasen in den Bergen an der Grenze zu Algerien!
Mit einem guten Gefühl stiegen wir in den "Vogel" der Lufthansa, der uns sicher über das Mittelmeer nach Frankfurt und weiter nach Leipzig, Düsseldorf und schließlich auch nach Dresden brachte.
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass wir gemeinsam eine solch schöne Zeit verbrachten. Natürlich habe ich auch in den kommenden Jahren wieder einzigartige Rundreisen in den verschiedensten Ländern der Welt auf meinem Plan.
Kommen Sie mit? Ich würde mich freuen!
Mit reiselustigen Grüßen
Ihr Reisebegleiter Patrick Fritzsche

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Kommentare zum Reisebericht

Ganz schön schön!!!! Wann kommt der Rest?????

margret degener
24.04.2015

Patrick super gemacht. Freue mich schon auf die nächste Eberhardt-Reise und hoffe, dass Herr Nimschowski genau so tolle Reiseberichte schreibt wie Du. Nochmals danke für eine tolle Reise, obwohl die Mittagspausen manchmal etwas länger sein konnten bzw. Stopps an kleinen Patisserien (wie beim Tanken) öfter Freude gemacht hätten. Nochmals Danke!

margret degener
26.04.2015