Reisebericht: West–USA Rundreise mit Bewegung und Naturerlebnissen

20.04. – 03.05.2015, 14 Tage Rundreise mit 5 leichten Wanderungen – Los Angeles – Grand Canyon – Arches–Nationalpark – Bryce Canyon–Nationalpark – Las Vegas – Tal des Todes – Yosemite–Nationalpark – San Francisco


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Gar mannigfaltig sind die Berichte, das Wissen und die Bilder im Kopf, die sich einem förmlich aufzwängen, wenn man von Los Angeles und Beverly Hills, San Francisco und der Golden Gate Bridge, dem Grand Canyon oder der Spielerstadt Las Vegas spricht.
Ein Reisebericht von
Ralf Mehnert
Ralf Mehnert

Montag, 20.04.15, Flug nach Los Angeles – Übernachtung Long Beach

Die Informationen aus Filmen, Büchern, Dokumentationen und nicht zuletzt aus den einschlägigen Klatschspalten diverser Zeitschriften sind so vielfältig, dass man glaubt, alles bereits zu kennen, ohne jemals da gewesen sein zu müssen. Aber der gebildete Reisende weiß natürlich, dass Weltanschauung von "Welt anschauen" kommt, und so macht sich eine kleine Reisegruppe an einem schönen Montag im April auf, den Westteil des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten selbst in Augenschein zu nehmen. Mit einem A340 der Lufthansa flogen wir von München nach Los Angeles, wo wir nach reichlich elf Stunden Flug wohlbehalten am Tom Bradley International Terminal landeten. Immerhin ist der Flughafen nach Chicago und Atlanta der drittgrößte der USA, was sich insofern positiv auf die Einreise auswirkte, dass ausreichend personelle Kapazitäten zur Verfügung standen, um die Schlangen der Einreisewilligen relativ zügig abzufertigen. Nachdem die mitunter schlechten Erfahrungen anderer Reisender bei der Grenz- und Zollkontrolle auf uns nicht zutrafen, betraten wir zwar müde, aber gut gelaunt, kalifornischen Boden. Unser Reiseleiter Ben, ein Amerikaner holländischer Abstammung, begrüßte uns herzlich. Wir fuhren während der Rush Hour durch Los Angeles nach Long Beach, unserem Übernachtungsort für die nächsten zwei Tage. Da der Verkehr um diese Zeit nur mit "oh mein Gott" beschrieben werden konnte, kamen wir dementsprechend langsam voran, so dass wir während des „Stop and Go" bereits eine ganze Menge Informationen zu Los Angeles und seinen 50 Vororten erhielten. Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt über die teils vierspurigen Freeways trafen wir im Hafen von Long Beach ein, wo unser Hotelschiff Queen Mary vor Anker lag. Dieses aus den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts stammende Schiff hatte eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Einst als größtes und schnellstes Schiff der Cunard Reederei im Liniendienst zwischen Europa und Amerika im Einsatz, wurde es während der Zeit des zweiten Weltkrieges als Truppentransporter eingesetzt. Nach dem Ende des Krieges wurde es renoviert und wieder zivilen Aufgaben zugeführt. In den 1960er Jahren, als die transatlantische Fliegerei der Schiffsüberquerung zunehmend preiswertere Konkurrenz machte, wurde die Queen Mary außer Dienst genommen und in Long Beach als Hotelschiff verankert. In dieser historischen "Behausung" betteten wir also unsere Häupter in den nächsten zwei Nächten auf die Kissen. Nach dem Bezug unserer Zimmer erkundeten wir das Schiff auf eigene Faust, bevor wir ein hervorragendes Abendessen im Schiffsrestaurant zu uns nahmen. Da es nach deutscher Zeit mittlerweile sechs Uhr in der Früh war, freuten wir uns anschließend alle auf die wohlverdiente Nachtruhe.

Dienstag, 21.04.15, Los Angeles und Santa Monica

Aufgrund der Zeitumstellung waren die meisten bereits um vier Uhr das erste Mal wieder munter, was aber der Lust und Vorfreude auf die Entdeckungen des heutigen Tages keinen Abbruch tat. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Blick auf die Marina von Long Beach begannen wir unsere Stadtrundfahrt durch Los Angeles. Den ersten Stopp machten wir am El Pueblo de Los Angeles, dem historischen Zentrum und Gründungsort der Stadt im Jahre 1781. Ben machte uns mit den geschichtlichen Hintergründen vertraut, bevor wir uns die Calle Olvera, eine 1930 restaurierte Gasse im mexikanischen Stil sowie die architektonisch interessante Union Station, den 1939 erbauten Bahnhof, selbst anschauten. Im Anschluss fuhren wir am Civic Center, Amerikas zweitgrößtem Regierungskomplex, vorbei zum Los Angeles Music Center mit der von Frank Gehry 2003 erschaffenen futuristischen Walt Disney Concert Hall und dem Dorothy Chandler Konzertpavillion, bevor wir die im September 2002 erbaute katholischen Kathedrale "Our Lady of the Angels" mit ihrem 40 Meter hohem Glockenturm besuchten. An dem für Filmfreunde bekannten Westin Bonaventure Hotel vorbei ging unsere Tour weiter nach Hollywood, zum berühmten Hollywood Boulevard und dem Walk of Fame. Obwohl wir leider keine echten Filmstars zu sehen bekamen, nahmen wir am Grauman's Chinese Theatre (heute TCL Chinese Theatre) mit den Hand- und Fußabdrücken der Stars sowie auf der Treppe des Dolby Theater, dem Ort der jährlichen Oskar-Verleihung, ein wenig von dem Glanz und Glamour mit, der diesen Stätten innewohnt. Uns störten auch die in 3,50$ teure Faschingskostüme gekleideten "Darsteller" von bekannten Filmfiguren nicht, die allenthalben entlang des Walk of Fame versuchten, einen schnellen Dollar mit den zahlreichen Touristen zu verdienen. Auch hier galt: Leben und leben lassen. Noch schnell den Hollywood-Schriftzug fotografiert, im Hard Rock Café die Toiletten gecheckt und weiter ging es über den berühmten Sunset Boulevard und den Doheny Drive mit dem Wohnhaus von Marilyn Monroe nach Beverly Hills. Am Rodeo Drive konnten wir leider nicht halten, da keine Busparkplätze verfügbar waren, so dass wir unser Geld nicht bei Gucci und Armani lassen konnten und stattdessen das Viertel mit dem Bus durchfuhren. Außer jeder Menge Edelboutiquen gab es auch nicht wirklich viel zu sehen, da die Reichen und Schönen diskret einzukaufen pflegten. Am Beverly Wilshire Hotel vorbei, dem Schauplatz des Filmklassikers Pretty Woman, fuhren wir weiter zu den 20th Century Fox Studios, wo Milliardengewinne mit Filmen wie Titanic, Avatar und der Star Wars-Reihe gemacht wurden. Von der nahe gelegenen Century City, einem Komplex aus modernen Wohn- und Bürogebäuden, ging es weiter nach Marina Del Ray und Venice, zwei bekannten Stadtteilen von LA, die für ihren Lifestyle (Venice) und ihre Exklusivität (Marina Del Ray) bekannt sind. Wer sein Boot direkt vor dem Haus parken will, kommt hier an einem Liegeplatz nicht herum. Am frühen Nachmittag erreichten wir Santa Monica, ein beschauliches Plätzchen direkt am Pazifik in der gleichnamigen Bucht gelegen. Die Sonne verwöhnte uns mit angenehmen 20 Grad und wir bummelten als erstes über die Third Street Promenade, eine Fußgängerzone, die mit kleinen Läden und Restaurants zum shoppen und rasten einlud. Anschließend spazierten wir entlang der Strandpromenade zum Santa Monica Pier mit dem Pacifik Park, welcher durch sein Riesenrad schon weithin sichtbar war. Für uns Deutsche, die wir die schönen Seebrücken an der Ostseeküste kennen, ist der Santa Monica Pier keine wirkliche Offenbarung. Es ist, im Großen und Ganzen, ein Jahrmarkt, den man auf Stelzen ins Wasser gebaut hat. Aber wie uns der große Andrang lehrte: genau das wird hier gebraucht. Nachdem wir einer einsamen Robbe nachgeschaut und dem Treiben auf dem Pier beigewohnt hatten, begaben wir uns zum Abendessen in ein örtliches Grill & Steakhouse. Wir ließen den Tag bei einem schönen Stück Tilapiafisch, einer afrikanischen Buntbarschart, ausklingen, probierten dazu kalifornischen Wein und freuten uns auf die Highlights der nächsten Tage.

Mittwoch, 22.04.15, Calico Ghost Town und Laughlin

Heute verließen wir fürs erste die amerikanische Pazifikküste und folgten der Interstate 40 in östlicher Richtung. Nach gut anderthalbstündiger Fahrt hatten wir den Großraum Los Angeles hinter uns gelassen und sahen die San Bernardino Mountains vor uns aufragen. In knapp 1000 Meter Höhe passierten wir das Gebirge, um auf der anderen Seite in die schier endlose Mojave-Wüste einzutauchen und uns am Örtchen Hesperia vorbei nach Barstow vorzuarbeiten. Außer Kakteen und kleinen Büschen wuchs nichts um uns herum. Wir machten eine kurze Rast, bevor wir nach Calico zur „Ghost Town", der Geisterstadt, weiterfuhren. Wie bei Gary Cooper im Western „High Noon" trafen wir Punkt 12.00 Uhr mittags in Calico ein. Der Sheriff des pittoresken Westernstädtchens erwartete uns schon, um uns Willkommen zu heißen. Die 1881 gegründete und 1951 restaurierte Stadt verdankte ihre Existenz dem Silber und Salpeter, was in dieser Gegend abgebaut wurde. Eine der alten Silberminen kann man gegen Gebühr auch heute noch besuchen. Wir erkundeten die Stadt auf eigene Faust und hatten einen wunderschönen Blick vom Lookout oberhalb von Calico. Eine Stunde später bestiegen wir wieder unsere moderne Postkutsche und setzten unsere Fahrt in Richtung Laughlin fort. Unser schlauer Ben fuhr dabei nicht gleich zurück zur Interstate 40, sondern bog auf ein kurzes Teilstück der Route 66 ab, inklusive Fotostopp des weltberühmten Signets, welches hier aus Kostengründen profan auf den Asphalt gemalt wurde, weil zahlreiche Verehrer der historischen Route 66 die normalen Hinweisschilder als Sammlerobjekte einfach mitgehen lassen. Die Temperaturen stiegen während unserer Fahrt weiter an und als wir in der Spielerstadt Laughlin ankamen, waren es draußen angenehme 25 Grad. Nach unserem Zimmerbezug im Aquarius Casino Hotel erkundeten wir den Casino-Komplex, spazierten am Ufer des Colorado River entlang und bestaunten die tausenden Bikes und Biker, die anlässlich des jährlichen Laughlin-River-Runs, des größten Harley-Davidson-Treffens im Westen der USA, die Straßen und Parkplätze bevölkerten und natürlich bedröhnten. Laughlin selbst ist nur eine Ansammlung von wenigen Casino-Hotels mit nicht mehr als knapp 9000 echten Einwohnern. Aber mehr als fünf Millionen Besucher pro Jahr versuchen abseits von Las Vegas hier ihr (Spiel)Glück zu finden. Die Mitarbeiter der riesigen Spiel- und Schlaftempel kommen dabei fast alle von der gegenüberliegenden Seite des Colorado River, der kleinen Stadt Bullhead in Arizona. Nach einem ausgiebigen Abendessen im Casino-Restaurant schauten wir den Spielern im Casino über die Schultern. Roulette, Black Jack und diverse andere Spiele, die wir bis dato nicht kannten, lockten immer wieder hoffnungsvolle Menschen aller Altersgruppen an die Tische. Von den Hunderten Spielautomaten, die Tag und Nacht von Spielsüchtigen belagert wurden, möchte ich gar nicht sprechen. Allein das zuschauen war amüsant und kurzweilig und ein guter Vorgeschmack auf Las Vegas.

Donnerstag, 23.04.15, Laughlin – Grand Canyon

Wir verließen den Staat Nevada und überquerten den Colorado nach Arizona. Nicht mit einem Planwagen wie bei den ersten Siedlern, sondern mit unserem Ford Super Duty Shuttle-Bus, was weitaus komfortabler und klimatisch angenehmer war. Wir passierten die Cedar Mountains und stoppten kurz in Kingman, um unser modernes Muli mit dem nötigen Lebenssaft zu versorgen, bevor wir auf die historische Route 66 abbogen und das bekannte Örtchen Seligmann erreichten. Das vor allem bei Touristen beliebte Städtchen versucht seit Jahren standhaft, ein ganz klein wenig von dem Route 66-Feeling aufrecht zu erhalten, was aber zusehends schwerer wird, da sich achtzig Prozent aller Aktivitäten in Seligmann mit dem Verkauf von Andenken und Postkarten beschäftigen. Business at usual. Aber verständlich, denn etwas anderes bietet der Ort tatsächlich nicht. Also ein paar Fotos um der alten Zeiten Willen gemacht und weg waren wir wieder. Um die Mittagszeit erreichten wir dann den Flugplatz der Grand Canyon Airline. Einige aus unserer Gruppe wollten den Grand Canyon entweder mit dem Kleinflugzeug oder mit dem Helikopter überfliegen. Später berichteten Sie von einer faszinierenden, lange nachwirkenden Erfahrung. Der Rest der Gruppe machte sich mit mir auf, den West Rim am Grand Canyon entlang zu wandern. Hier boten sich für uns schon die ersten spektakulären Ausblicke. Nachdem wir unsere "Flieger" wieder in Empfang genommen hatten, fuhren wir zum Mathers Point, um von hier aus gemeinsam zur Bright Angel Lodge zu spazieren. Der gut ausgebaute, etwa vier Meilen lange Rim Trail bot dabei eine grandiose Sicht auf den Grand Canyon. Es ist tatsächlich erst an Ort und Stelle vorstellbar, welch gewaltigen Kräfte der Colorado River im Lauf der Millionen von Jahren freigesetzt hat, um sich derartig tief ins Gestein zu schneiden. Majestätische Felswände, orange-ockerfarbene Felsformationen sowie gigantische Steinplateaus fesseln an nahezu allen Stellen das Auge des Betrachters. Es gibt sicherlich nur wenige Orte auf der Welt, die einen Menschen ehrfurchtsvoll verharren lassen ob der Kraft und dem Schöpfertum der Natur. Der Grand Canyon gehört wahrlich dazu. Tief ergriffen beendeten wir an der Lodge unsere Wanderung und begaben uns ins nahe gelegene Canyon Plaza Resort, wo wir die nächste Nacht verbrachten. Unterwegs konnten wir noch Wapitihirsche bewundern, ehe wir eincheckten und uns anschließend am Hotelbuffet stärkten. Und wer noch nicht genug vom Canyon bekommen hatte, ging mit uns ins benachbarte IMAX-Kino und nahm an einer rasant bebilderten Achterbahnfahrt durch den Grand Canyon teil.

Freitag, 24.04.15, Grand Canyon – Monument Valley – Moab

Nach einer kühlen Nacht mit Temperaturen um den Gefrierpunkt tat uns allen ein starker Kaffee und ein kräftiges Frühstück gut. Um acht Uhr hieß es dann aufbrechen. Bevor wir uns aber vom Canyon endgültig in Richtung Utah verabschiedeten, fuhren wir zum Desert View Point, dem östlichsten Aussichtspunkt am South Rim, um dem Indian Watchtower einen Besuch abzustatten. Ben erklärte uns die Bedeutung des von Mary Colter erschaffenen Watchtower für die Hopi-Indianer und erklärte uns die Wandmalereien im Inneren des Turmes. Man hatte vom Tower und den davor gelegenen Lookouts einen fantastischen Blick auf den Grand Canyon und die nahe gelegene Painted Desert, die "angemalte Wüste". Zumal so zeitig am Morgen nur wenige Touristen unterwegs waren und den sonst total überfüllten Ort etwas "Platz zum Atmen" ließen. Als die ersten Touristenschwärme nahten, bestiegen wir wieder unseren Bus und fuhren an der Schlucht des kleinen Colorado entlang durch die Painted Desert nach Moenkopi und Kayenta. Wir befanden uns im Indianerland, wo Hopis und Navajos ihr zu Hause haben. Das Land ist sehr karg, besitzt aber wunderschöne Tafelberge, Felsplateaus und Gesteinsformationen. Wildwest-Atmosphäre wie aus dem Bilderbuch. Natürlich würde es noch besser werden, waren wir doch auf dem Weg zu der Traumkulisse für alle Wildwestfreunde schlechthin. Gegen dreizehn Uhr erreichten wir jenes gelobte Land, welches schon dem Marlboro-Cowboy, John Ford, John Wayne, den Transformers, dem Lone Ranger und noch Hunderten anderer Filmprojekte als Hintergrund und Inspiration gegolten hatte. Das traumhaft schöne Monument Valley! Als wir zum ersten Mal einen Blick auf die majestätischen Tafelberge werfen konnten, standen uns vor Ergriffenheit beinahe die Tränen in den Augen. Die durch vulkanische Aktivitäten und selektive Erosion entstandenen weltbekannten Felsformationen beeindruckten jeden Neuankömmling zutiefst. In 1900 Meter Höhe auf dem Colorado-Plateau gelegen, bestaunten wir die Sentinel Mesa und den West Mitten Butte, sahen vor unserem geistigen Auge den Marlboro-Cowboy am Merricks Butte vorbeireiten und John Wayne vor dem Elephant Butte die Postkutschenräuber zur Strecke bringen. Zwei von Navajos gesteuerte Jeeps brachten uns dann noch näher an die skurrilen und einzigartigen Gesteinsformationen heran, die alle einen Namen hatten. So sahen wir einen Großteil des Valleys mit der durch Eisenoxid hervorgerufenen typischen rostroten Farbgebung. Nach dem Ende der Tour waren sich alle einig, dass es ein unglaubliches Erlebnis war, in dieser Bilderbuchkulisse unterwegs gewesen sein zu dürfen. Nach diesem Höhepunkt des heutigen Tages machten wir uns endlich in Richtung Moab auf den Weg, denn der Tag ging zur Neige und wir mussten bis zum Ziel noch 165 Meilen hinter uns bringen. Ein kurzer Stopp am sogenannten Forrest-Gump-Point, den wahrscheinlich nur Filmfreunde kennen, und weiter ging es hinein nach Utah. Nach der Ankunft in unserem Hotel in Moab machten wir uns kurz frisch und nahmen dann unser Abendessen in der Moab-Brewery ein, eine für diese Region typischen Kneipe mit deftigem Essen und selbstgebrautem Bier. Es ging laut und hoch her, aber die Kellner waren flink und freundlich und auch das Essen hatte allen gut geschmeckt. So ging ein weiterer Tag mit tollen Erlebnissen zu Ende.

Samstag, 25.04.15, Arches Nationalpark & Canyonland Nationalpark

Heute Morgen weckte uns ein verdächtiges Geräusch, welches entweder auf einen lecken Spülkasten oder aber auf einen weinenden Himmel zurückzuführen war. Ersteres lässt sich meistens relativ schnell beheben, letzteres kann das Programm eines ganzen Tages gefährden. Ein Blick aus dem Fenster sagte uns, dass es nicht der Spülkasten war. So frühstückten wir in einer etwas getrübten Stimmung, welche durch das asketische Frühstücksbuffet noch ein wenig verstärkt wurde. Aber was blieb uns anderes übrig, als erst einmal loszufahren und auf eine Verbesserung der Wetterlage zu hoffen? Zumal wir erfahren hatten, dass es im Bryce Canyon sogar geschneit haben soll. Und da wollen wir morgen hin... Nach dem übersichtlichen Frühstück und einem kurzen Stopp im örtlichen Supermarkt fuhren wir zum Arches Nationalpark. Wir verließen dabei die auf 1300 Metern gelegene 5000 Seelengemeinde Moab und begaben uns in den knapp 300 Quadratkilometer großen Nationalpark, der für seine beinahe 2000 Steinbögen weltberühmt war. Erosion und Verwitterung haben hier ganze Arbeit geleistet und tun es noch. Und wer hat nicht schon auf Bildern den Delicate Arch gesehen, das Wahrzeichen des Bundesstaates Utah? Hier ist er auf fast jedem Autokennzeichen zu finden. Nach der Einfahrt in den Park stoppten wir zuerst an einem Aussichtspunkt, der uns einen wunderbaren Panoramablick auf die vor uns liegende Sandstein-Landschaft ermöglichte. Wir sahen die Three Gossips, die drei Tratschtanten, den Turm zu Babel, den Sheep Rock und viele mehr. In der Ferne erhoben sich die schneebedeckten dreieinhalbtausend Meter hohen La Sal Berge. Doch das Beste war: alles lag im Sonnenschein vor uns, den Regen hatten wir offensichtlich in Moab zurücklassen können. Weiter ging unsere Tour mit der Fotografischen Umrundung des Balanced Rock, einem 39 Meter hohem steingewordenen Wunder der Natur. Auf einem 22 Meter hohen, schmalen Fuß balanciert ein 17 Meter hoher und 3000 Tonnen schwerer Steinbrocken. Das Ganze erinnert in seiner Form an ein Mikrofon oder einen überdimensionalen Pilz. Anschließend fuhren wir zu den Windows, zwei in Nord und Süd unterteilte "Steinfenster", welche in einem Areal mit mehreren solcher Bögen gelegen sind. Das Wetter war mittlerweile bestens und der strahlend blaue Himmel bildete einen wunderbaren Kontrast zu dem Orange der Sandsteinbögen und Felskavernen. Wir erkletterten und umrundeten die "Fensterformation", passierten dabei auch Turret Window, bevor wir am Ende des Window Trails auf den Double Arch stießen, mit einer Höhe von 33 Metern und einer Spannweite von 49 Metern eine weithin sichtbare imposante Erscheinung. Nach den obligaten Erinnerungsfotos schlossen wir unseren Besuch im Park mit einem Fernblick auf den berühmten Delicate Arch ab, den von nahen zu betrachten etwa drei Stunden Fußmarsch bedeutet hätte. Diese Zeit hatten wir leider nicht, da wir den benachbarten Canyonland Nationalpark ebenfalls besichtigen wollten. Nach einer knappen Stunde Busfahrt erreichten wir den 1366 Quadratkilometer großen Nationalpark, dessen fantastische Canyonlandschaft durch die Wasserkraft des Colorado- und Green River entstanden ist. Über Jahrmillionen fraßen diese Flüsse tiefe Schluchten in das Coloradoplateau. Das Gebiet war früher die Heimat der Pueblo Indianer, von denen es noch an einigen Stellen Relikte und andere Hinterlassenschaften zu sehen gab. Vom Visitor Center fuhren wir auf dem "Island in the Sky" die 12 Meilen zum Grand View Overlook, welcher in 1850 Meter Höhe liegt und eine spektakuläre Aussicht auf den Colorado und den Green River zulässt. Ähnlich wie am Grand Canyon wird einem auch hier wieder die Winzigkeit des eigenen Seins, in erdgeschichtlichen Maßstäben, bewusst. Wieder am Visitor Centre angekommen, ließen wir noch einen letzten Blick über diese beeindruckende Canyonlandschaft schweifen, bevor wir uns auf den Rückweg nach Moab begaben. Bis zum Abendessen war noch etwas Zeit, so dass wir noch etwas in der Kleinstadt bummeln konnten. Mit der Abfahrt zum Abendessen setzte dann ein Platzregen ein, der alles zu ertrinken drohte. Wir retteten uns in den Moab Grill & Diner, wo wir ein leckeres Sirloin-Steak zu uns nahmen. Während unseres Abendessens wurden wir vom heimischen Country & Westernstar "The Lost Buffalo" unterhalten, der mit Gitarre und Mundharmonika viele bekannte Country-Songs für uns intonierte.

Sonntag, 26.04.15, Moab – Bryce Canyon

Wir verließen das Städtchen Moab und fuhren über Greenriver und die Interstate 70 in die Rocky Mountains hinein, knapp 450 Kilometer trennten uns von unserem heutigen Ziel, dem Bryce Canyon Nationalpark. Das Wetter war, wie angekündigt, sehr durchwachsen und wir mussten mit nasskalten sechs Grad vorlieb nehmen. Auf unserer Fahrt durch die beeindruckende Bergwelt der Rocky's fing es sogar an zu schneien, so dass wir für unsere Wanderung im Bryce Canyon das Schlimmste befürchten mussten. Ben erzählte auf der relativ ereignislos verlaufenden Fahrt nach Südwesten die Geschichte der Mormonen und des Bundesstaates Utah. Zwei kleine Pausen unterbrachen die lange Tour, bevor wir um die Mittagszeit die Interstate 70 verließen und südlich auf die 89 abbogen. Wir kamen in den Dixie National Forrest und stoppten am Red Canyon Visitor Center, um die sogenannten "Salz- und Pfefferstreuer", zwei Felsnadeln, zu fotografieren. Mittlerweile hatten wir zwar keinen Regen mehr, aber die Temperaturen lagen bei nur vier Grad und der Himmel war wolkenverhangen. Wie überall im Westen dominierte auch hier die Ponderosa Kiefer (Schwarzkiefer), nur selten durch andere Baumarten ergänzt. Bevor wir zum Bryce Canyon weiterfuhren, machten wir noch einen kurzen Stopp an unserem Hotel für die kommende Nacht. Als wir am Bryce Canyon ankamen, wehte zwar noch ein kräftiger Wind, aber dafür ließ sich nun endlich auch einmal die Sonne blicken. So langsam glaubten wir alle, dass wir wettertechnisch einfach immer wieder Glück hatten. Denn jedes Mal, wenn es wirklich darauf ankam, war uns das Wetter hold. So auch hier. Wir begannen unsere Wanderung durch den faszinierenden Canyon mit seinen skurrilen, rötlich schimmernden Felsnadeln, die wie Kleckerburgen aus Kindertagen in den Himmel ragen, am Sunset Point in knapp 2500 Metern Höhe. Mittlerweile hatten wir ideales Wanderwetter und genossen die wunderschöne, aber surreal wirkende Umgebung. In knapp anderthalb Stunden durchwanderten wir den Canyon bis zum Sunrise Point und überwanden dabei etwa dreihundert Höhenmeter. Es war eine spektakuläre, überaus lohnenswerte Tour. Als Abschluss fuhren wir zum 2529 Meter hoch gelegenen Bryce Point, welcher eine tolle Aussicht auf den gesamten Bryce Canyon gewährte. Wäre hier nicht der Wind stürmisch zu nennen gewesen, hätte man lange Zeit verweilen und Mutter Natur huldigen können. Am zeitigen Abend bezogen wir unsere Zimmer im Ruby's Inn und erkundeten die Hotelanlage. Um 19.00 Uhr begaben wir uns ins gegenüberliegende "Ebenezers" Barn & Grill, am besten zu erklären mit einer Musikantenscheune, wo wir zu einem zünftigen Western-BBQ-Abendessen mit Cowboytricks und Country- und Westernmusik unterhalten wurden. Das Essen war lecker und das Programm hat allen sehr viel Spaß gemacht. Bei gefühlten Minusgraden flüchteten wir uns dann schließlich in die Wärme unserer Zimmer.

Montag, 27.04.15, Bryce – Zion Nationalpark – Las Vegas

Heute stand wieder einmal eine Veränderung der Sehgewohnheiten an. Hatten wir in den letzten Tagen die Schönheiten der Natur in vollen Zügen genießen können, so sollte uns am heutigen Abend die menschliche Schöpferkraft in Form von steingewordener Gigantomanie beeindrucken. Immerhin beherbergt das Ziel des heutigen Tages einige der, an Zimmern gemessen, größten Hotels der Welt. Dies, der gigantische Energiebedarf sowie die wohl einzigartige Casino-Dichte haben für den legendären Ruf der Stadt in der Wüste von Nevada gesorgt. Doch bevor wir unser Domizil in Las Vegas bezogen, wollten wir noch dem Zion-Nationalpark in Utah einen Besuch abstatten. Während wir deshalb das Gebiet um den Bryce Canyon verließen, erzählte Ben sehr anschaulich über die Ausrottung der Büffelherden und die amerikanische Siedlungsgeschichte des 19. Jahrhunderts. Nach einem kurzen Zwischenstopp zum Tanken und Kaffeetrinken in Carmel Junction erreichten wir gegen 11.00 Uhr den Nationalpark, der 579 Quadratkilometer groß ist und 1919 gegründet wurde. Der Name des Parks leitet sich aus dem Hebräischen ab und wurde meist von den mormonischen Siedlern benutzt. Er bedeutet so viel wie Zufluchtsort. Orangeroter Sandstein wurde durch den Virgin River in eine schluchtenreiche Landschaft verwandelt. Erster Fotostopp war an der Checkerboard Mesa, dem Tafelberg am Eingang des Parks, der aussieht wie ein "Schachbrett". Wir passierten zwei Tunnel durch das Gebirge und machten einen weiteren Fotostopp. Die Landschaft mit den steil aufragenden Wänden ist ein Spielplatz für Kletterer und Bergsteiger. Vom Zion Human History Museum spazierten wir zum Virgin River und genossen die Ruhe und die Schönheit der Umgebung. Danach setzten wir unseren Weg durch die Bundesstaaten Utah, Arizona nach Nevada fort. In St. George machten wir unsere Mittagspause, stellten die Uhren eine Stunde zurück und fuhren anschließend mit großer Vorfreude durch die Virgin River Gorge und die Mojave Wüste dem Spielerparadies entgegen. Am frühen Nachmittag war es dann soweit - Viva Las Vegas; wir erreichten die Stadt des großartigen Entertainments, der grenzenlosen Träume, aber auch der zerstörten Hoffnungen. Wir bezogen unsere Zimmer im Hotel Luxor, dem architektonischem Nachbau einer ägyptischen Pyramide. Wie alles in Las Vegas sprengte auch dieses Haus jede Dimension. Über 4000 Zimmer warteten auf die müden Glücksritter, Urlauber und Vergnügungssüchtigen. Ein riesiges Buffet, mit diversen länderspezifischen Spezialitäten, sättigte unsere hungrigen Mägen, so dass wir 18.00 Uhr gut gestärkt zu unserer "Las Vegas by Night-Tour" aufbrechen konnten. Wir fuhren den Strip entlang und bewunderten die riesigen Casino-Hotel-Komplexe zur linken und zur rechten Seite. Durch das Geschick von Ben ergatterten wir einen der ganz raren Parkplätze am Hotel Cesars Palace und konnten so zu Fuß weitergehen. Die Hotels Mirage, Venetien und das schon genannte Cesars Palace waren für die nächsten anderthalb Stunden unsere Besichtigungsorte. Es war schon erstaunlich, welche Mühe man darauf verwandt hat, die Hotels themengerecht auszustatten und beim Besucher einen durchaus realitätsnahen Eindruck zu hinterlassen. Man meinte an einigen Stellen tatsächlich, in einem sauberen, aufgeräumten Rom oder Venedig zu sein. Wobei das "sauber" schon wieder unzweifelhaft klarstellte, eben doch nicht in den besagten Städten zu wandeln. Nachdem wir uns am Strip und in den Hotels umgeschaut hatten, fuhren wir weiter zum alten Teil von Las Vegas. 20 Minuten dauerte die Fahrt zur Fremont Street über die "Chapel Row", die Straße der Trauungskirchen, wo man sich eben mal schnell für kleines Geld und in kurzer Zeit vermählen kann. Vorbei am Stratosphere-Tower erreichten wir die wohl am stärksten durch Lichter, Lämpchen und LED's beleuchtete Straße der Welt. Wir stiegen aus und stürzten uns ins Getümmel. Jeweils zur vollen Stunde wird über eine riesige LED-Wand, die über den Köpfen mehrere hundert Meter entlang führt, eine Video-Show vorgeführt. Ein tolles Spektakel, untermalt mit Hits von Bon Jovi. Auf dem Rückweg in das neue Las Vegas stiegen wir am Cesars Palace wieder aus und bummelten über den Strip zurück zum Luxor Hotel. Dabei genossen wir die viertelstündlich stattfindenden Wasserspiele vor dem Hotel Bellagio, sahen den schön beleuchteten Nachbau des Pariser Eiffelturms und überlegten kurz, im Hotel New York New York mit der Achterbahn zu fahren. Aber wie es sich für einen richtigen Aufenthalt in Las Vegas gehört, steuerten wir stattdessen das Casino im Hotel Luxor an und versuchten unser Glück am Roulette-Tisch. Die Ausbeute war sehenswert: Viel Spiel, viel Spaß, ein gewisser Lerneffekt und ein kleiner Gewinn standen nach einer reichlichen Stunde zu Buche. Vegas rockt, die Freude war groß. Nach Mitternacht sanken wir dann alle voller unglaublicher Eindrücke in unsere Betten.

Dienstag, 28.04.15, Las Vegas – Death Valley

Wir verließen Las Vegas nach einem ausgezeichneten Frühstück und machten uns auf den Weg zurück nach Kalifornien, in Richtung Panamint Range und zum „Hottest Point on Earth" im Death Valley. In einem Supermarkt in Pahrump stoppten wir, um unsere Vorräte für die Fahrt durch das Tal des Todes aufzustocken. Wie schon auf der Fahrt nach Vegas durchquerten wir trockenes, unwirtliches Land und spürten trotz der zeitigen Morgenstunde schon die sprunghaft steigenden Temperaturen. Es sollte für unsere Verhältnisse heute sehr heiß werden! Links und rechts der Straße sahen wir Joshua Trees, Yuccas und Staghorn Chollas, sogenannte Geweihkakteen. Wir passierten das "Amargosa Opernhaus", die Wirkungsstätte von Martha Beckett, im 10 Einwohner kleinen Dörfchen Death Valley Junction und fuhren weiter zum Zabriskie Point, von wo aus man einen tollen Blick auf die farbenprächtigen Erosionslandschaften hat. Im Hintergrund sahen wir die Panamint Range mit dem 3366 Meter hohen Telescope Peak, der auch jetzt noch eine kleine Schneehaube trug. Im Death Valley angekommen, bogen wir nach links ins Badwater Basin ab. Wir kamen am Devil's Golf Course vorbei und stoppten schließlich um die Mittagszeit am Badwater Point, welcher sich 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel befindet und damit der tiefste Punkt der USA ist. Wir liefen bei mittlerweile 38 Grad über eine Salzkruste in das Basin hinaus. Eine unglaublich einsame und scheinbar tote Landschaft umgab uns. Im Anschluss fuhren wir zur Furnace Creek Ranch, wo im Jahre 1913 unglaubliche 57,6 Grad Celsius gemessen wurden. Im nahe gelegenen Visitor Centre machten wir unsere Mittagspause und erfuhren in der angrenzenden Ausstellung weitere wichtige Details zur Flora und Fauna im Death Valley. Man kann hier auch einen kleinen Film zum Leben im Tal sehen sowie sich auf einer schönen Reliefkarte die wichtigsten Orte nochmal visualisieren. Danach setzten wir unsere Fahrt zu den Mesquite Sand Dunes fort, die ein Gebiet von knapp vier Quadratkilometern einnehmen und bis zu 50 Meter hoch sind. Aufgrund der Nähe zu Hollywood wurden diese schon oft als Filmkulisse verwendet. Weiter ging unsere Fahrt über den 1500 Meter hohen Towne Pass über die Panamint Range ins gleichnamige Tal. Wir fuhren nicht den üblichen Weg über Ridgecrest, sondern bogen von der Hauptstraße nach links ins Valley ab. Wir sparten dadurch knapp 45 Minuten ein, mussten dafür aber auch ein knapp fünf Kilometer langes Stück Schotterpiste ertragen, was wir klaglos taten. Begleitet wurde unsere Fahrt von einem Kampfjet der US Air Force, welche dieses Tal gern für Ihre Tiefflugübungen nutzen. Nach Trona, wo heute nur noch wenig Borax abgebaut wird, fuhren wir über ein paar Schleichwege nach Tehachapi. Unterwegs sprach unser immer zu Scherzen aufgelegter Reiseleiter Ben folgende denkwürdigen Sätze, die allen dank der unwirtlichen Umgebung um uns herum das Blut in den Adern gefrieren ließen: "Meine Damen und Herren, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Die gute ist: wir liegen sehr gut in der Zeit. Die schlechte ist: Ich weiß absolut nicht, wo ich bin." Natürlich war das nur als Scherz gemeint, denn unser Navi konnte uns zu jeder Zeit den genauen Standort mitteilen. Aber er hatte natürlich die Lacher auf seiner Seite. Gegen Abend erreichten wir nach knapp 450 Kilometern unser Hotel in Bakersfield, wo wir noch ein stärkendes Abendessen zu uns nahmen und dann noch ein wenig die milden Abendtemperaturen am Pool genossen.

Mittwoch, 29.04.15, Bakersfield – Yosemity–NP

Heute stand ein weiterer Nationalparkbesuch auf unserem Programm. Wir verließen am Morgen Bakersfield und fuhren über Selma, einem Zentrum der Rosinenproduktion, Richtung Yosemite Nationalpark. Ben erzählte unterwegs über die Farmer in Kalifornien, die Landwirtschaft, die Mandelproduktion, Viehzucht und Wasserknappheit. Wir durchquerten Fresno, die fünftgrößte Stadt Kaliforniens und stoppten ein wenig später in Oakhurst an einem Supermarkt, um hier für unser geplantes Picknick einzukaufen. Um 13.00 Uhr "betraten" wir den Yosemite Nationalpark, in den Ausläufern der Sierra Nevada gelegen, über den Eingang "Mariposa" und fuhren zuerst zu den Mammutbäumen der Mariposa Grove. Eine kleine Wanderung führte uns zum Grizzly Giant, ein etwa 1900-2400 Jahre alter, 64 Meter hoher und in seinem Umfang 30 Meter zählender Baumriese. Ein paar Schritte weiter lud der California Tunnel Tree zu einem Erinnerungsfoto ein. Nach dieser sehr schönen Wanderung zu den Riesen-Sequoias setzten wir unsere Parkbesichtigung fort und fuhren nach Wawona, wo wir für unser Picknick eine Pause machten. Es gab leckere Truthahnsandwiches, Baquettebrote, Salami, Roastbeef, Chedarkäse, Gemüse, Obst und Cookies. Natürlich durfte auch ein Tröpfchen echten Kalifornischen Weines nicht fehlen. Inmitten der Natur und unter freiem Himmel schmeckt es doch am besten! Derartig gesättigt fuhren wir weiter zu einem Viewpoint oberhalb des Yosemite Valley's mit tollem Blick auf den El Capitan, den Half Dome sowie den 189 Meter hohen Brautschleierwasserfall. Nach einer Tunneldurchfahrt sahen wir den beeindruckenden El Capitan noch einmal aus nächster Nähe. Den Abschluss unseres Besuches im Nationalpark bildete ein kleiner Spaziergang zu den Yosemity Falls, die sich majestätisch aus über 700 Metern Höhe in die Tiefe stürzen. Auf dem Rückweg hatten wir noch eine Begegnung der spannenderen Art, denn es stand plötzlich ein Tier vor uns, dass im ersten Augenblick wie ein Wolf aussah, sich aber im Endeffekt als Coyote herausstellte. Bei angenehmen Temperaturen verbrachten wir den Abend in einer landschaftlich schön gelegenen Lodge am Rande des Nationalparks bei den Resten unseres Picknicks, etwas Bier, Wein und einer Flasche Tennessee Whiskey.

Donnerstag, 30.04.2015, Yosemite – Sacramento – Napa

Wir verließen die Region um den Yosemite Nationalpark und fuhren den Merced River entlang durch die Ausläufer der Sierra Nevada. In der sich allmählich ändernden Landschaft nahmen die Farmen und Ranches wieder zu, denn immerhin ist die Landwirtschaft der viertwichtigste Wirtschaftszweig in Kalifornien. Darüber hinaus stammt das meiste Holz in den USA aus diesem Bundesstaat. Wenig später durchquerten wir das kleine Örtchen Mariposa, Ben erzählte uns derweil Wissenswertes über den Goldrausch in Kalifornien, der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts diesen Landstrich in Aufruhr versetzte und Kalifornien den Beinamen „Golden State" einbrachte. Wir passierten die Stadt Merced und fuhren auf dem California Highway 99 durch das Sacramento-Tal gen Norden. Lodi ließen wir zugunsten von etwas mehr Zeit in Sacramento links liegen, machten unterwegs nochmal eine kurze Toilettenpause und erreichten die kalifornische Hauptstadt um die Mittagszeit. Unser erster Weg führte uns zum 1869 fertiggestellten Capitol, welches weithin sichtbar die Innenstadt dominiert. Nach dem üblichen Sicherheitsprozedere (Sicherheitsschleuse, Gepäckscanner) betraten wir das dem Capitol in Washington nachempfundene Gebäude, welches die Legislative des Staates Kalifornien und den Sitz des Gouverneurs beherbergt. Nach der Beendigung unseres Rundganges fuhren wir weiter nach Old Sacramento. Dieser 28-Hektar große und liebevoll sanierte Distrikt liegt am Sacramento River. Viele Touristen lassen sich hier inmitten der historischen Sehenswürdigkeiten in die Zeit des Goldrausches in Kalifornien und der Entstehung der transkontinentalen Eisenbahn zurück versetzen. Nach anderthalbstündigem Bummel durch die Gassen des Viertels setzten wir unseren Weg in Richtung Napa Valley fort. Das für seinen Weinbau bekannte Gebiet an der kalifornischen Westküste, das Dank seines mediterranen Klimas weltweit bekannte Weine hervorbringt, war Ziel unseres letzten Programmpunktes an diesem Tag. Wir besuchten die Cosentino Winery, ein kleines Weingut, welches auf zwei Hektar Fläche vor allem Chardonnay und Cabernet Sauvignon produziert. Bei einer kurzen Führung und der anschließenden Verkostung erfuhren wir mehr zum Anbau und der Herstellung kalifornischer Weine. Wir ließen den Tag bei einem schmackhaften Abendessen und anschließendem gemütlichen Beisammensitzen unter dem kalifornischen Abendhimmel ruhig ausklingen.

Freitag, 01.05.2015, Muir Woods – San Francisco

Die letzte Etappe unserer großen Entdeckungsreise durch den amerikanischen Westen begann mit einem wunderbaren Frühstück in unserem Hotel in American Canyon. Das vorletzte Mal hieß es Koffer packen und alles in unseren Bus verstauen. Bei bestem Wetter machten wir uns auf den Weg nach Muir Woods, dem nördlich von San Franzisco gelegenen Schutzgebiet der bekannten Küstenmammutbäume, den höchsten Bäumen der Erde. Wir erreichten den Park am zeitigen Vormittag, so dass der Besucherstrom aus dem Großraum San Francisco noch nicht eingesetzt hatte. Bei einem Spaziergang bestaunten wir die bis zu 115 Meter hoch wachsenden Bäume, die hier bis zu achthundert Jahre alt sind. Über Sausolito mit seinen noblen Häusern und vor Anker liegenden Yachten erreichten wir später das nördliche „Einfalltor" und wohl bekannteste Bauwerk San Franciscos, die Golden Gate Bridge. Doch leider lag dieses Reise-Highlight, auf das sich viele von uns so lange gefreut hatten, in einer dicken Nebelschicht verborgen. Kein Fernblick auf die berühmte, rostrot leuchtende Brücke war uns vergönnt. Da half es auch nicht, dass wir das 2,7 Kilometer lange Bauwerk zu Fuß überquerten und mit Händen fassen konnten. Das alles entscheidende Foto, „Mensch - vor, auf, neben oder unter der Brücke", in Millionen Fotosammlungen weltweit als Höhepunkt jahrelangen Reisens geführt, konnte nicht geschossen werden. Die Trauer darüber hielt aber nur einen Moment lang an, letztendlich freuten wir uns auf die weiteren Höhepunkte der einstigen Hippie-Metropole am pazifischen Ozean. Bei der obligatorischen Stadtrundfahrt lernten wir das Civic Centre mit dem Rathaus, den Alamo Square mit den farbenfrohen Painted Ladies, den hektischen Union Square, die Lombard Street mit dem kurvenreichsten Straßenteilstück der Welt, Chinatown, Little Italy und den Besuchermagnet Fisherman's Wharf kennen. Vor dem Abendessen in einem japanischen Restaurant am Pier 39 hatten wir noch Zeit, in den Geschäften zu bummeln und das rege Treiben an der Wasserfront, gegenüber der berühmten Gefängnisinsel Alcatraz, zu genießen. Die am Pier 39 „ansässige" Seelöwenkolonie ist dabei natürlich ein Besuchermagnet und blieb nicht unfotografiert. Leider hatte sich auch zum Abend hin die Sicht auf die Golden Gate Bridge nicht verbessert, so das uns als Trost nur der Blick auf die (ebenfalls) sehr schöne, aber farblich nicht so attraktive Bay Bridge blieb. Ein sehr frischer Wind, der in San Francisco durchaus zum Alltag gehört, vertrieb uns ein wenig die Lust, noch länger an der Fischerman's Wharf zu verweilen. Mark Twain hatte zum Wetter einmal im Spaß gesagt: „Der kälteste Winter, den ich jemals erlebt habe, war der Sommer in San Francisco". Wir mochten gar nicht daran denken, wenn der Mann Recht haben sollte. Zu der Trauer um die nicht sichtbare Brücke gesellte sich dann auch noch die Trauer um den Abschied unseres liebgewonnenen Reiseleiters und Busfahrers Ben. Heute war sein letzter Tag mit uns, er brachte uns noch ins Hotel und setzte dann seinen Weg in Richtung Los Angeles fort. Wir mussten alle das ein oder andere feuchte Auge trocknen, hatte uns Ben doch in den vierzehn Tagen unseres Zusammenseins mit seiner Sachkompetenz, seinem herzlichen Wesen und seiner heiteren Art unvergessliche Urlaubstage beschert. Nicht zuletzt dank seines Engagements war unsere Tour durch den Westen ein großes Abenteuer und ein unvergessliches Erlebnis. Den letzten Abend im Land der unbegrenzten Möglichkeiten schwelgten wir dann auch bei Bier und Wein in Anekdoten und Reiseerinnerungen.

Samstag, 02./03.05.2015, San Francisco – Deutschland

Bevor wir uns endgültig aus Kalifornien verabschiedeten, wollten wir die verbleibende Zeit bis zum Rückflug noch nutzen, um eine weitere weltberühmte Besonderheit in San Francisco kennenzulernen. Direkt ums Eck von unserem Hotel hatte eine der drei Cable-Car-Linien der Stadt ihren Endhaltepunkt. Nach einem ausgedehnten Frühstück schwangen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes auf die Trittbretter der einzigen verbliebenen Kabelstraßenbahn der Welt, um im historischen Ambiente der heute nostalgisch anmutenden Vehikel durch die Stadt zu fahren. Die California-Street-Linie führte von unserem Hotel bis zum Ende des Finanzdistrikts, wo wir ausstiegen und das in der Nähe befindliche Embarcadero Ferry Terminal mit seinen kleinen Geschäften und dem angrenzenden Wochenmarkt besichtigten. Von hier aus hatten wir auch einen tollen Blick auf die Bay Bridge, die San Francisco mit der Nachbarstadt Oakland verbindet. Da das Wetter sehr schön war und wir noch Zeit bis zum Flughafentransfer hatten, spazierten wir die Market Street, eine der Hauptverkehrsadern der Stadt und gleichzeitig wichtige Einkaufs- und Geschäftsstraße, bis in Höhe Union Square entlang, um dann langsam den Rückweg zu unserem Hotel anzutreten. Am späten Vormittag hieß es dann endgültig Abschied nehmen, als uns der Bus in knapp fünfundzwanzig Minuten von Downtown San Francisco zum Internationalen Flughafen brachte. Nachdem wir eingecheckt und die obligatorische Sicherheitszeremonie hinter uns gebracht hatten, traten wir pünktlich und mit etwas Wehmut im Herzen den Heimflug an. Was wir aus dem Westen der USA mitnahmen, waren zwei überaus erlebnisreiche Wochen, angefüllt mit neuen Erfahrungen, vielen wunderbaren Momenten und eine Vielzahl von schönen Erinnerungen an die kulturelle und landschaftliche Vielfalt dieses einzigartigen Landstrichs. Wir verabschiedeten uns mit dem Gedanken, vielleicht irgendwann einmal ein „Welcome back" in unseren Ohren zu hören. Denn Raum für Entdeckungen ist noch immer genügend vorhanden...

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