Reisebericht: Wanderreise USA – Grand Canyon, Bryce, Yosemite

30.09. – 18.10.2015, 19 Tage Wanderreise Las Vegas – Bryce – Capitol Reef – Arches – Canyonlands – Grand Canyon – Yosemite – San Francisco (90 Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Wandern in den US-Nationalparks Bryce, Arches, Capitol Reef, Canyonland, Grand Canyon und Yosemite verbindet sich mit den Städten Las Vegas und San Francisco
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

30.09.2015 über Chicago nach Las Vegas

Unsere aus siebzehn Gästen bestehende Wanderreisegruppe traf sich am Vormittag in Frankfurt, um mit einer Boeing 747 nach Chicago zu fliegen. Die amerikanischen Einreiseformalitäten wurden mit Anstand überstanden. Obwohl wir fast drei Stunden Zeit hatten, war dann die Zeit bis zum Abflug nach Las Vegas knapp: Einreiseformalitäten, Zoll, Gepäck-Wiederaufgabe und eine lange Schlange am Security-check. Zuletzt musste es schnell gehen, um den Anschlussflug nach Las Vegas zu schaffen. In LAS erwartete uns noch sommerliche Hitze. In wenigen Minuten erreichten wir vom Flughafen unser Hotel Excalibur. Hier erwartete uns zunächst eine riesige Spielhalle, durch die wir an hunderten Spielautomaten vorbei ollen mussten. Hunderte Zimmer befinden sich dann in zwei Towern mit je 28 Etagen - wir fanden unsere Betten und trafen uns zum Abendessen im Buffet-Restaurant des Hotels zum umfangreichen und mannigfaltigen Abendessen. Dann war es nach meist siebenundzwanzig Stunden Wachsein Zeit für einen Schlaf ...

01.10.2015 Sunset im Bryce Canyon

Die Nacht war zwar lang aber wohl noch sehr vom deutschen Biorhytmus bestimmt, also schlaftechnisch knapp. Wir starteten halb Neun und es ging zunächst vorbei an den Riesenhotels von Las Vegas in die Wüste Nevadas. In diesem Jahr konnten wir die Interstate 15 durchgängig fahren. So erreichten wir St. George und machten Pause im Mc D, nicht ohne auch die Uhren auf die neue Zeitzone einzustellen (- 8 h zur MESZ). Da ein Fotostopp auf der Interstate recht hoch abgestraft wird, verzichteten wir auf Stopps in der Wüste und Fotos von Kakteen, sowie den Bundesstaatseingangschilder von Nevada, Arizona und Utah. Von Cedar ging es mit dem Hw 14 durch den Dixie National Forrest mit Ausblicken zum Zion-Nationalpark (Hier überquerten wir die 3000 Meter Höhenmarke), auf den Navajo-See, auf Vulkanreste und zunehmend auf rote Felsen, besonders im Red Canyon. Hier war Manchem gleich nach einer ersten Wanderung, aber es sollte nur ein Fotostopp sein. Nach dem Check in im Hotel in Bryce View starteten wir dann zur nachmittäglichen Tour in den Bryce Nationalpark. Bald sollte die Sonne untergehen, was lag also näher als zum Sunset Point zu fahren, und uns erstmals von der Welt der Hoodoos faszinieren zu lassen. Noch stand die Sonne recht hoch und so fuhren wir noch zum imposanten Bryce Canyon Viewpoint. Langsam bewegte sich der Schatten vorwärts, weiter abseits vom Rim glühten jedoch die Steine in der Sonne fast rötlich. Abendessen dann im Rubys am Nationalparkeingang.

02.10.2015 der Märchenland–Weg im Bryce Nationalpark

Am Morgen war es mit ca. 8 Grad - oder 42 F - recht frisch, aber die Sonne schien bald ausreichend. Als erste Wanderung der Reise stand der Fairylandtrail im Bryce Nationalpark im Programm - für eine Eröffnungswanderung sicherlich schon ganz anspruchsvoll. Die Sonne war gegen 7:15 Uhr aufgegangen, dennoch wollten wir auch fast zwei Stunden später am Sonnenaufgangs-Aussichtspunkt - dem Sunrise Point- starten. Noch waren kaum Menschen im Park als wir über den Rim Trail, also immer an der Kante des Canyons entlang wanderten und die Sichten in die Tiefe des Canyons mit seinen hunderten versteinerter Tiere, Märchenfiguren und Menschen sowie auf scheinbaren Schlössern und Brücken in verschiedensten Farbschattierungen genossen. Am Fairyland-Viewpoint ging es dann nach einer kleinen Pause dreihundert Meter in die Tiefe des Amphitheaters: nun konnten wir die Zauberwelt aus Stein von unten bewundern. Über felsige Wellen wanderten wir 15 Kilometer durch die Sandsteinlandschaft. Nach fast sechsstündiger Tour führte der Weg wieder hinauf auf den Rim. Hier verabschiedeten wir uns optisch vom Bryce Canyon. Der anschließende Versuch in der Bryce Lodge ein Bier zu trinken ohne etwas Essen, misslang. So setzte sich wohl mancher mit der BUD-Dose ins Zimmer.
Abendessen dann bei Ebenezers, einem Western-Restaurant, mit kleinem Lassoprogramm Programm und recht guter Countrymusik - eine kleine Begrüßung für die etwa zweihundert Gäste aus zehn Ländern.
(Wanderung: 15 km, 600 Meter Aufstieg und Abstieg)

03.10.2015 Vom Bryce über den Hw12 in das Capitol Reef

Der Highway 12 gilt als einer der spektakulärsten Aussichtsstraßen der USA. Er führt quer durch das Coloradoplateau vorbei an Nationalparks wie Bryce, Escalante-Grand Staircase und Capitol Reef. Für 110 Meilen brauchten wir dann doch über vier Stunden, weil wir immer wieder anhielten, um die Landschaft zu genießen und zu fotografieren. Unser Fahrer Dave kannte die meisten Plätze und hatte volles Verständnis für unsere Wünsche. In der grandiosen Landschaft des geschichteten Steins des Grand Staircase NP fanden wir ein Kaffeehaus mit bestem Kaffee und toller Aussicht auf die Felsenwelt. Im Capitol Reef starten wir bei grauem Himmel an der Hickmann-Bridge unsere Tour über 300 Meter Höhenunterschied hinauf auf den Rim Overlook. Tief unter uns lag die Obstbaum-Oase Fruita, ein durch Mormonen gegründeter Ort. Der Weg führte über Sandsteinflächen vorbei an steilen Felswänden und Blicken auf riesige Steinpyramiden, Dome und Felswände in Färbungen von lichten weißgelb bis speckigem Schwarzrot.
Für die meisten reichte die Kraft noch, so dass wir weiter aufstiegen, um von einer Felsterasse auf das Castle, eine erodierende Sandsteinformation, zu schauen.
Tagesausklang dann im Rimrock-Restaurant gleich gegenüber dem Hotel. (Wanderung: 8/11 Km, 350 Höhenmeter Aufstieg und Abstieg)

04.10.2015 Capitol Reef Nationalpark

Am noch kühlen Vormittag stiegen wir in Serpentinen steil hinauf zum Einstieg in den Cohab Canyon. Wasser führte hier in Millionen von Jahren zu interessanten Auswaschungen im Stein. Kein Wunder, dass für diese Landschaft der Name „Wassertaschen-Gebiet" (Waterpocket) entstand. Auf leichtem, kraxeligen Weg bei bestem Sonnenschein und unzähligen Fotomotiven stiegen wir zum Fruita-Overlook hinaus, um auf Fruita nochmals zu schauen, insbesondere aber unseren gestrigen Weg am gegenüberliegenden Riff zu bewundern. Als wir in die Tiefe zum Fremont-River hinab schauten entdeckten wir bereits unser späteres Besichtigungsziel, jene Stelle, wo man alte indianische Felszeichnungen betrachten kann. Doch zunächst wanderten wir vom Nord-Aussichtspunkt über die Hochfläche und kleine Felsrippen zur Süd-Aussicht, die eher einem roten Steinbalkon gleicht. Gegen Mittag erreichten wir unseren Bus am Parkplatz der Hickmann-Bridge. Der Bus brachte uns die wenigen yards zu den wohl eintausenddreihundert Jahre alten Zeichnungen (Petroglyphen) von Menschen und Tieren der indigenen Bevölkerung des Gebietes, deren Spuren sich später völlig verloren. Dave fuhr uns nun die wenige Kilometer zum Einstieg in den Grand Wash - einem tief in den Felsen gelegen Canyon, wo einst die Wassermassen eben den Großen Abwasch (Abrieb) am Felsen durchgeführt hatten. Demutsvoll bewegten wir uns an hundert Meter hohen Felswänden entlang, an denen die Wassermassen glatte Fronten und kurvige Ausbuchtungen in rasanter Fahrt geschaffen hatten. Vor über hundert Jahren hatte der Räuber Butsh Cassidy hier wohl sein Versteck und in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts suchte man hier nach Uran.
Nach zwei Wanderungen von fünf und sieben Kilometern und etwas Geschichte von Cowboys- und Indianern erreichten wir das Besucherzentrum des Nationalparks mit einem Film über Gebiet und Historie und noch am Nachmittag das Hotel mit Zeit zum Ausruhen. Abendessen dann nochmals im Rimrestaurant gegenüber... und es begann zu regnen.
(beide Wanderungen: 13 km, 300 Höhenmeter Auf- und Abstieg)

05.10.2015 Tal der Kobolde und Arches Nationalpark

Ohne Unterlass regnete es seit dem Vorabend und ein Blick zum Himmelversprach keine Änderung. Vorbei am Capitol Reef ging es durch die feuchte, und so gar nicht mehr wüsten-, steppen-, prärieähnliche Gebirgslandschaft. Nach zwei Stunden erreichten wir das Tal der Kobolde im Regen. Bereits eine Weile vorher hatten wir den markanten Tempel(berg) hinter kleinen Sanddünen gesehen und tiefen Regenwolken gesehen - keine Situaition für einen Fotostopp. Vom überdachten Aussichtspunkt neben dem Parkplatz zeigten sich uns in drei kleinen Talkesseln hunderte versteinerte Kobolde - eine lustige Gesellschaft triefend vor Nässe. So bleib es bei einem recht kurzen Stopp und es ging weiter nach Green River am gleichnamigen Fluss zu unserer Mittagspause im Truckerrestaurant mit Pommes und Burger. Über die Interstaat 70 und bald Richtung Südost abzweigend fuhren wir Richtung der einstigen Uranwelthauptstadt Moab. Kurz nach Mittag erreichten wir bereits die Einfahrt zum Arches-Nationalpark. In der Hoffnung etwas trocken einige Fotos machen zu können, hielten wir auf unserer ersten Bustour im Arches Nationalpark an zahlreichen Viewpoints, so der Park Avenue, an der Orgel, am Gericht und am Balanced Rock. An den Windows und am Doppel-Bogen entschieden wir dann bei Regen, den Delicate Arche erst am Folgetag in Angriff zu nehmen und heute die Freizeit in Moab zu verbringen. Zum Abendessen bei Eddies mit einem Rindsteck und wer wollte einem der zahlreichen verschiedenen Biere des Hauses regnete es nicht mehr und so wurden wir für den kommenden Tag hoffnungsvoll.

06.10.2015 Arches Nationalpark

Wolkig, sonnig - vor allem: der Regen hatte aufgehört. Um eines der bekanntesten Ziele amerikanischer Nationalparks, den Delicate Arche, nicht im angesagten Gewitter untergehen zu lassen, entschieden wir uns dafür, diesen Bogen gleich am Vormittag anzusteuern. Bereits Gegen neun Uhr waren wir an der Wolf Range und noch gab es auf dem Parkplatz viel freie Fläche. Der Vorteil des zeitigen Starts und folglich noch weniger Touristen zeigte sich dann auch auf dem Aufweg und schmalen Band, das in einer einstündigen Tour bis zum Delicate Arche genommen werden musste. Natürlich ist das Spätnachmittagslicht attraktiv und hüllt den Bogen in ein warmes Licht, aber als wir uns auf die Nordostseite des Arches begaben, hatten auch wir bestes Fotolicht zum Possieren an diesem Naturdenkmal von Weltbedeutung. Am Mittag dann Start in des Teufels Garten im nördlichen Teil des Nationalparks. Zunächst auf sandigem Pfad ging es zum Pinien-Baum-Arch: im Hintergrund Berge und leichter Wolkenhimmel. Fast gegenüber noch ein Blick auf den Tunnel-Arch, hoch oben im Felsenblock. Bald hatten wir den Landscape-Arche erreicht, mit 306 feet wohl der längste Felsenbogen der Welt. Wie lange wird er wohl noch halten, nachdem bereits 1991 eine mächtige Platte aus dem Bogen herausbrach? Nun ging es über eine trittfeste aber doch rieslich versandete Felsenrippe aufwärts zu neuen Ausblicken auf Felsen und Felsenbögen. Der Participation- und bald der Navayo-Bogen waren unser Ziel. Zurück auf dem Plateau führte der Weg zu einem schmalen Riff in luftiger Höhe - das zum Aussichtspunkt auf den Doppel-O-Bogen führt. Da wir an diesem Punkt bereits die Kilometer von eigentlich zwei Wanderungen in den Beinen hatten brachen wir an einer Aussichtsstelle auf dieses nördlichste Territorium des Nationalparks ab und kehrten auf gleichem Wege zurück. Häufiges Fotografieren auf dem Hinweg hatte einen ganz anderen Eindruck über den Zeitbedarf gemacht; so waren wir dann doch recht zügig nach drei Stunden Wanderung am Ausgangspunkt. Nach so kurzer Zeit hatten wir uns mit unserem Fahrer Dave noch gar nicht verabredet. Auf dem Rückweg hielten wir nochmals am Courthouse-Tower und an der Park Avenue - nun ohne Regen aber mit heftiger Gewitterfront westlich von Moab. Bevor diese sich aber doch nur leicht abregnete, erreichten wir unser Hotel in Moab. Abendessen typisch amerikanisch in einem Fast-Food-Restaurant mit Tilapia-Fisch, der sicher nicht aus den Wüsten des Mittleren Westens kommt.
(Wanderungen: 5 + 8 km, je 150 Höhenmeter Auf- und Abstieg)

07.10.2015 Canyonland Island in the Sky

Eine Stunde Busfahrt brachte uns auf die Insel im Himmel. Je weiter wir fuhren, um so deutlicher wurde uns der Sinn dieses Namens: links und rechts der Hochfläche taten sich tiefe Abgründe der Canyons auf. Linker Hand über dem Colorado wogten noch Wolken und aufziehende Nebelbänke; nach rechts und über dem Green River strahlte bereits blauer Himmel. So starteten wir am Green-River-Viewpoint mit Blick in die Weite der Terrassen- Landschaft und auf den Grünen Fluss in der Tiefe. Bei spätem Morgenlicht wanderten wir zum Upheavel- Dom auf den Rand eines Kraters, den einst ein riesiger Meteorit hinterließ. Gegen Mittag bei angenehmer Herbstsonne wanderten wir zum Grand Viewpoint und hatten einen prächtigen Überlick auf die Gesamtlandschaft mit Höhenstufen von jeweils 1000 feet Unterschied. Einen letzten Foto- und Bummelstopp legten wir am bekannten Mesa-Arche oberhalb des Colorado ein. Als Zugabe (!) oder vielleicht auch schon als Ausgleich für am kommenden Tag entgehende harte Wanderkilometer verabschiedeten wir uns von dieser beeindruckenden Landschaft am Dead Horses Viewpoint. Abendessen im Peace Tree Cafe gegenüber des Hotels - und man konnte sogar reagionalen Chardonnay und Cabernet Sauvignon trinken.
(Wanderungen: 7 km, 200 Höhenmeter)

08.10.2015 Canyonland The Needles

Eine anspruchsvolle Wandertour stand bevor, aber eine achtzehnköpfige Gruppe ist natürlich in ihrer Kondition und in ihren Bedürfnissen nicht ganz homogen. So entschieden wir uns, eine etwas kürzere Tour im südlichen Canyonland - Nationalpark anzugehen und einige scharfe Ab- und Aufstiege in den lost - Canyon zu vermeiden.
Zunächst stoppten wir jedoch am Mormonentempel in Monticello. Nach dem Ausfassen der Lunch-Pakete im Cafe am Friedensbaum fuhren wir Richtung Nationalpark. Hier empfing uns nach Farmland das grüne Indian Creek Canyon mit steil aufragenden dunkelroten Felswänden. Am späten Vormittag trafen wir am Campground Squaw Flat (Wohnung der Häuptlingsfrau) ein. Unsere Wanderung begann auf sandigen Wegen, Kakteen, interessante Blütenpflanzen, riesige Wacholderbüsche begleiteten uns in den Squaw Flat Canyon. An manchen Stellen konnten wir unsere Standfestigkeit auf dem Fels erproben, an anderen mussten wir im erstaunlich feuchten Canyon Wasserlachen überqueren. Immer wieder drehte sich der oft sandige Weg durch die Felswände des Canyons. Fast am westlichsten Punkt des Canyons entschieden wir uns zur Pause und zur Teilung in Wartende und Aufsteigende. Die Letztgenannten stiegen in ausgewaschenen Wasserrinnen durch den Fels nach oben und genossen einen Blick in den toten, verlorenen, untergegangenen verlassene (lost) Canyon und hinüber zu den Needles. Auf gleichem Weg ging es dann über Felsenriffe und durch das sich lang hinziehende Squaw-Canyon zurück. Nach zehn Kilometern erwartete uns Dave bereits seit einem Weilchen mit Bus. Auf der Rückfahrt hielten wir noch an zweitausend Jahre alten indianischen Felszeichnungen am Newsletter Rock. Abendessen im Cafe Pferdekopf-Grill am südlichen Ortsende - ein recht großes Schweinesteak ohne Bier - das Cafe hat nicht die Lizenz. Mancher spülte dann den Fleischberg noch im Cafe am Friedensbaum mit einem Bud hinunter.
(Wanderung: 10 km, 200 Meter Auf-und Abstieg)

09.10.2015 Gooseneck State Park und National Monument Valley

Auf fast schnurgerader Piste ging es von Monticello im Bus südwärts. Als wir schon am Ortsrand von Mexican Hut den Mexikaner mit Sombrero aus Stein sahen, bogen wir zum Gooseneck State Park ab und stoppten wenige Meter vor der steilen Abbruchkante. Der San Juan Fluss hatte sich hier den wohl größten Mäanderbogen in Nordamerika gebahnt, weshalb die Menschen dieser Stelle den Namen Gänsehals (Gooseneck) gaben. Hinter Mexican Hut wurde die durchfahrene Landschaft leicht wellig und Reste der ehemaligen Gesteinsdeckschicht ragten hinaus: wir näherten uns dem National Monument Valley mit seinem Besucherzentrum. Nach unzähligen phantastischen Ausblicken auf unseren Wanderungen tritt dann schon die Frage auf, warum gerade dieser Ort so bekannt ist: es sind wohl die unzähligen Spiel- und Werbefilme seit über achtzig Jahren, die diesen hohen Stellenwert auch für die Tourismusbranche prägten. Die Eintrittsgebühr hatte man auch im Jahr 2015 erneut aber die wenigen Darstellungen zu den Navayos blieben dürftig. Interessant die museale Dokumentation über den Einsatz der Navayos als Talker an der Pazifikfront im 2. Weltkrieg. Weiter ging es mit dem Bus durch die Wüste Arizonas, bis wir kurz vor Flagstaff - völlig unerwartet - in eine waldige und bergige Landschaft kamen. Hier im Ort Williams übernachteten wir die kommenden zwei Nächte. Abendessen diesmal mit Buffet im alten Lokdepot am Bahnhof von Williams, wo noch immer ein Zug nach Grand Canyon fährt.

10.10.2015 Grand Canyon

Bereits nach einer Stunde Fahrt von Williams erreichten wir den Grand Canyon Nationalpark.
Der Hubschrauberflug war erst für 12:35 Uhr vorgesehen; so fuhren wir derekt zum großen Parkplatz am Visitor-Center und bummelten zum Mather Point am South Rim des Grand Canyon. Gegen Mittag ging es dann mit dem Bus zur Papilon-Flugesellschaft. Fünfzehn der achtzehn Reiseteilnehmer wollten das hiesige Tourismusangebot eines Hubschrauberfluges über dem Gran Canyon nutzen. Alles war in diesem Jahr bestens vorbereitet. Nach Bezahlung, Wiegen, Sicherheitsunterweisung und Umschnallen einer aufblasbaren Schwimmweste flogen alle Gäste über drei Bell-Helikopter verteilt eine halbe Stunde über die spektakuläre Landschaft. Anschließend ging es wieder zurück zum zentralen Parkplatz gleich hinter dem South Rim. Mit dem Nationalpark-Shuttle fuhren wir zum Kaibab Trailhead im östlichen Teil des Rim-Trails (also des Weges auf der Kante des Abbruchs). Unsere Gruppe teilte sich am South Kaibab Trailhead, in die Rim-Trail-Wanderer, u.a. zum Yaki-Point, und jene, die dem Angebot des Wanderreiseleiters folgten, einen Weg in die Tiefe des Canyons anzutreten. Dafür wird der South Kaibab Trail empfohlen, der zwar sehr steil und wasserlos ist, aber von weniger Menschen und Mulis begangen wird. Immer wieder fanden wir Schilder, auf denen dringend abgeraten wird, an einem Tag den Trail bis zum Colorado River hinab und wieder hinauf zu gehen. Also suchten wir uns nach ca. 230 Höhenmetern Abstieg einen guten Aussichtsplatz - den Ooh-Aah-Point, wo wir rasteten und umkehrten. In kleinen Gruppen erreichten wir den Mather Point nochmals oder auch direkt das Visizor-Center. Bei prächtigem Herbstwetter konnten wir noch verweilen und den Tag ausklingen lassen. Abendessen heute noch am Rande des Nationalparks bevor es mit dem Bus bei Sternenhimmel zurück nach Williams ging. (Wanderung: 8 km, 250 Meter Auf-und Abstieg)

11.10.2015 Las Vegas

Bei sonnigem Wetter verabschiedeten wir uns von Williams, nicht ohne doch am Bahnhof von Williams zu stoppen, dem letzten in den USA gebauten Sackbahnhof. Traditionell fährt ab hier wieder der Zug nach Grand Canyon Village. Auf unseren 270 Meilen-Weg nach Las Vegas machten wir an der Route 66 in Seligmann Stopp - Zeit für einige nostalgische Fotos. Einen zweiten Stopp legten wir nördlich des Hoover-Damms ein und blickten auf den Boulder Lake, der sich im seit 1931 angestauten Colorado-River bildete. Vor dem check in im Excalibur noch ein reichliches Stündchen Shopping im Premium Outlet Store South. Dann fuhren direkt zum nahen Hotel Excalibur, wo wir dieses Mal in der 7. Etage wohnten. Nach üppigem Büfett am Abend trafen wir uns mit Ursula zur Nachttour entlang der Strip von Las Vegas. Als Wandergruppe war es für uns konditionell nun keine Herausforderung den Strip über vier Kilometer zu Fuß zu erkunden. Die Freiheitsstatue und New York, das Bellagio, das Fontänenspiel vor Cäsars Palast, Venedig und der Pariser Eifelturm - eine Weltreise in drei Stunden. Der Vulkan wollte am Sonntagabend zu 22 Uhr nicht mehr speien. Tausende Menschen aus aller Welt strömten über die Straße, nur in den Casino-Hotels war es etwas ruhiger. Indivieduell kehrten wir zum Excalibur sofort oder nach weiteren Besichtigungen zurück.
(Stadtwanderung ca. 7 km)

12.10.2015 durch das Death Valley nach Kalifornien

Nach einem Stopp am welcome-Schild am Las Vegas - Boulevard South verließen wir Las Vegas Richtung Death Valley. Bevor wir in den Nationalpark hineinfuhren stoppten wir am Amargosa Opera House, einst soziales Zentrum der hier aktiven Borax-Werke. Der Nationalpark Dealth Valley umfasst eine riesige Wüstenfläche, in der bis vor 25.000 Jahren ein Salzsee schlummerte. Dieser hinterließ zahlreiche Mineralien, die vor hundert Jahren in der heißen Gegend abgebaut wurden. Wir ließen uns von erodierenden Erdpyramiden am Zabierskie Point, gelben Sanddünen, weiß-salzig flimmernden Ebenen und Resten der Bergbautradition beeindrucken und fühlten die 104 Fahrenheit (also ca. 42 Grad Celsius) auf einer Höhe (oder besser Tiefe) von 190 feet unter Meeresspiegel am Nationalparkzentrum.
In heißester Mittagsglut liefen wir einige Meter durch die Sanddünen, bevor wir den Nationalpark im Westen verließen. In Bergauffahrt auf über 4000 feet ging in die Panamint Rang und wieder hinab in das gleichnamige Valley und bald darauf wieder hinauf über Pässe voller Vulkangestein. Oft probt in diesem Gebiet die US-Air-Force Tiefflug - an diesem Montag war es jedoch ruhig. Durch bergiges, kahles und heißes Gelände brachte uns Dave mit dem Bus am späten Nachmittag in die fruchtbareren Gegenden mit großem Weideland im Owens Valley östlich der Sierra Nevada. Linker Hand ragten die Berge der Sierra Nevada bis über viertausend Meter auf. Über Bishop erreichten wir bei Abendlicht den Gebirgsort Mammoth Lake, wo wir in einer Lodge übernachten.

13.10.2015 Yosemite Nationalpark, Lembert Dome

Zunächst fuhren wir von Mammoth Lake, dem Gebirgsort in 2250 Meter Höhe, zum Mono Lake, einem alkalischen Salzwassersee, dessen Wasser zwischen 1941 und 1994 massiv zur Versorgung von Los Angeles abgepumpt wurde. In dem heute noch zehn Meter niedrigeren See haben sich phantastische Kalkgebilde entwickelt. Bei blauem Himmel bilden sie herrliche Fotomotive. Die sonst üppige Vogelwelt war indes mit Ausnahme einiger Enten bereits nach dem Süden oder an das offene Meer gezogen. Vom Mono Lake ging es über den Tioga Pass in mehr als dreitausend Meter Höhe zum Trailhead Lembert Dome. Über der größten alpinen Bergwiesen der Sierra Nevada, den Meadows, erblickten wir schnell unseren Dom mit seinen glatt anmutenden Wänden, den es zu besteigen galt. Vor uns tat sich zunächst eine solch glatte, steile Wand auf, so dass kaum einer glauben wollte, dass wir in zwei, drei Stunden dort oben stehen sollten. Zunächst stiegen wir auf sandigen Wegen moderat aufwärts zum Dog Lac, einem malerischen Bergsee. Nach der Mittagspause am See führte ein Waldweg und eine geneigte, stufige schräge Granitfläche auf den Vorgipfel des Lembert Domes. Beiderseits von hier hatten wir eine phantastische Aussicht auf die Felsenlandschaft mit Domen, abgeschliffenen Bergrücken und der viertausend Meter hohen Bergkette im Osten des Yosemite. Fast alle stiegen über die gut griffige Felskuppe noch weitere 30 Höhenmeter zum Gipfel auf und befanden sich in 2871 m Höhe mit prächtiger Rundumsicht.
Anschließend bestiegen wir noch den fast genauso hohen Nebengipfel, auf dem die abschmelzenden Gletscher einst riesige Kugeln von Granitgestein zurückließen. Ein lockerer Abweg, Fotostopp an einigen Sequoias, Wege durch die Wiesen mit viel Blick auf Berge und alte Kiefern, Douglasien und Tannen und während der Rückfahrt noch ein lockeres Verweilen an einem Aussichtspunkt der Tioga Road - so erreichten wir zum Abendessen das Yosemite Valley. Bei prächtigstem Spätnachmittagslicht stoppten wir dann noch an der Felswand des El Capitan und erreichten den Food Court, eine Selbstbedienungsgaststätte zum Abendessen. Es war dann schon dunkel, als wir die Cedar Lodge in EL Portal erreichten.
(Wanderung: 8 km, 350 Meter Aufstieg, 450 Meter Abstieg)

14.10.2015 Yosemite, Glacier Point

Bei den bisherigen Reisen besuchten wir an diesem Vormittag das Gebiet bei der Mariposa Grove, um sehr alte Sequoias zu sehen. Da dieser kleine Park bis 2017 neu gestaltet wird, ist er gesperrt. So hofften wir auf Mammutbäume auf unserer Tagestour, die uns vom Glacier Point in das Yosemite Valley führen sollte. Wir starteten direkt zum Glacier Point, den wir nach einer reichlichen Stunde mit dem Bus erreicht hatten. Bei leicht wolkigem Wetter hatten wir dennoch eine phantastische Aussicht über das Yosemite Valley, tausend Meter unter uns, und hinüber zum Half Dome, einem der bedeutendsten Kletterdome des Nationalparks. Auf dem Four Miles Trail (eigentlich sind es 4,6 Meilen) stiegen wir auf meist angenehm begehbaren Serpentinen nun tausend Meter hinab, immer wieder schöne Aussichten, so auch auf die steile Wand des El Capitan, genießend. Im Valley am Merced-Fluss angekommen, war noch gut Zeit in Ruhe in den Fluss zu schauen und Bergspiegelungen zu beobachten, einen Kaffee zu trinken oder zum unteren Wasserfall zu bummeln. Wie üblich im Herbst ist dieser aber eher eine leicht feuchte Wand und hat mit einem Wasserfall wenig gemein. Wer suchte, fad im Umfeld dann noch einige Sequoias.
Auf der Rückfahrt zum Hotel durch das Yosemite Valley nach EL Portal waren wohl all unsere Gedanken bei den nun vergangenen tollen Naturerlebnissen auf unseren Wanderungen - morgen dann wieder Lichtermeer und Downtown.
(Wanderungen gesamt: 8 km, 1000 Meter Abstieg)

15.10.2015 San Francisco

Ein für Mitte Oktober nicht erwarteter milder Bergmorgen begleitete unseren Start aus EL Portal Richtung San Francisco. Mit Pausen in Merceg und vor Castro benötigten wir fünf Stunden bis wir des Heiligen Franziskus Stadt am Pazifik erreichten. Hinter Oakland überquerten wir auf der gewaltigen Brücke die Bay und fuhren geradewegs in die Downtown von San Francisco, die sich uns nun nicht gerade sonnig aber auch nicht in dickem Nebel präsentierte - ausreichend für ein erstes Kennenlernen der Stadt. Den Nachmittag nutzen wir zu einer Stadtrundfahrt mit Anira, unserer lokalen Stadtführerin mit indischen und amerikanischen Wurzeln und einem von Militärdienst und ein wenig flower-power geprägtem Erfahrungshintergrund. Die vierstündige Busrundfahrt in San Francisco sollte insbesondere Anregungen für den kommenden Tag zur Eigenplanung vermitteln: das Cable-Car-Museum, Golden Gate Park, der Stadtteil Castro, Stadtviertel mit viktorianischer Wohnbebauung, den Telegrafenberg, Chinatown, das Finanzviertel und Fisherman´s Wharf, die Columbus- oder Californiastreet vielleicht auch eine Hafenrundfahrt oder Überfahrt nach Alcatraz. Über die Golden Gate Brücke liefen wir von West nach Ost und hatten so immer die Skyline von San Francisco zur Linken. Zum Abschluss der Tour fuhren wir auf die Twin Peaks und schauten auf San Franzisko, Oakland, die Bay und die ganze phantastische Landschaft am Pazifik. Zum Abendessen fuhren wir nach Chinatown zum Oriental Pearl Restaurant. Dann war es Zeit unserem Fahrer David Danke zu sagen - den kommenden Tag erkundeten wir individuell.
(Stadtwanderung 3 km)

16.10.2015 San Franzisco individuell

Die Stadtrundfahrt hatte auf zahlreiche Höhepunkte der Stadt orientiert und so alle Gäste inspiriert, den Tag in San Franzisco selbst zu gestalten. Unser Hotel Holliday Inn Fishermans Warf ist so zentral gelegen, das sowohl die Piers als auch die Market Street, das Finanzzentrum oder auch das capitolähnliche Rathaus und das Gebäude, in dem 1945 die UN gegründet, gut zu Fuß zu erreichen sind. Und schließlich kann man auch mit der Straßenbahn Linie F fast vom Hotel aus in dreißig Minuten eine gute Tour machen; natürlich auch mit dem Cable Car fahren. Das gerade Straßennetz San Franciscos und die Umgrenzung der Halbinsel Ozean und Bay trägt dazu bei, dass sich bei den Erkundungen keiner verlaufen kann.
Ein warmer und sonniger Tag ermöglichte für jeden das Passende.
Übrigens, Schildererlebnis am Tag: Was schreibt ein Ladenbesitzer in Deutschland an die Tür: „Verzehr von Eis und Getränken im Geschäft verboten!" Was schreibt der hiesige „Genießen Sie bitte Ihre Eis außerhalb!"
Am Abend trafen wir uns dann zum Abschiedsessen im Hana Zen - Restaurant auf Pier 39, direkt hinter den bekannten Stegen mit Seehunden.

17./18.10.2015 Heimflug

Am Vormittag war noch Zeit für einen Abschiedsbummel zum Beispiel zu Fishermans Wharf. Als wir am Flughafen durch check in und Sicherheitskontrolle hindurch waren sahen wir bereits unseren bereitgestellten A 380. Einige Minuten nach der Planzeit hob der Riesenvogel ab und brachte uns nach über zehn Stunden Flugzeit nach Frankfurt, wo sich die Gruppe in die Leipziger und Dresdner Weiterflieger aufteilte ... und jeder seinen Erinnerungen an fast 95 Wanderkilometer in sechs US-Nationalparks, zehn Kilometer Stadtwanderung und mehr als 2600 Meilen Busfahrt im Wilden Westen nachgehen konnte.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht