Reisebericht: Rundreise Usbekistan – Entdeckungen entlang der Seidenstraße

21.09. – 30.09.2018, 10 Tage Rundreise in Zentralasien mit Taschkent – Chiwa – Buchara – Shahrisabz – Samarkand


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Eine Reise nach Usbekistan, Zentralasien. Was erwartet uns - ein Märchen aus 1001 Nacht, Wüste und Stätten der Vergangenheit, große Historie, fremde Kulturen und Religionen, freundliche Menschen - wir werden es erfahren und brechen auf in eine andere Welt
Ein Reisebericht von
Prof. Dr. Magda-Viola Hanke

1. Tag: Anreise nach Taschkent

Unsere Reisegruppe war recht klein, fast familiär, eine freundliche Atmosphäre und Gäste voller Fragen und Interesse an einem Land, das uns kulturell sehr fern ist. Zunächst flogen wir von Berlin-Tegel nach Istanbul und später weiter nach Taschkent mit Turkish Airlines. Insgesamt fast 7 Stunden Flug mit Unterbrechung, Wartezeit und zum Schluss - die Uhren drei Stunden vorstellen, wir sind schließlich der Sonne entgegengeflogen.

2.Tag: Taschkent, die Hauptstadt Usbekistan erwartete uns

Der Anblick am frühen Morgen in Taschkent war wunderbar, die Sonne ging auf und es war angenehm warm. Am Flughafen begrüßte uns Diyor, unser örtlicher Reiseleiter, jung und exzellent deutsch sprechend. Wir fuhren gemeinsam in einem kleinen Bus zum Hotel City Palace im Zentrum von Taschkent. Der Tag hatte gerade angefangen und wir wollten ihn nutzen, wir waren neugierig auf dieses Land. Zunächst bekamen wir jedoch im Hotel noch ein reichhaltiges Frühstück. Dann wurde das Programm ein wenig vorverlegt und wir starteten als bald mit der Stadtbesichtigung, nach einer kleinen Rundfahrt ging es weiter zu Fuß. Was haben wir gesehen? Eine moderne Hauptstadt zwischen Europa und Orient und eine Menge an Bauwerken moderner wie auch vergangener Kulturen, zum Schluss hatten wir große Probleme die vielen Informationen zu ordnen. Daher hier nochmal ein kleiner Überblick: Der Rundgang begann mit dem Hast-Imam-Komplex, dem religiösen Zentrum von Taschkent an einem parkartigen Platz. Beherrscht wird der Platz von der Barak-Khan-Medrese auf der einen Seite und der von zwei Minaretten flankierten Hasrati-Imam-Moschee auf der anderen Seite. Wir besichtigten zunächst die Hasrati-Imam-Moschee. Es ist die größte Moschee Taschkents und eine aktive Freitagsmoschee. Wir besichtigten den Innenhof und die Gebetshalle und zogen zum ersten Mal die Schuhe aus. Zum Komplex gehören noch die Muji-Mubarak-Medrese und die Tillya-Scheich-Moschee. In der Muji-Mubarak-Medrese befindet sich ein Ausstellungsraum, wo wir uns den berühmten Osman-Koran ansahen. Osman war eine Schwiegersohn des Propheten Mohammed und stellte erstmalig eine gültige Version des Korans zusammen. Wir gingen weiter zum Kaffal-Schaschi-Mausoleum, wo der Heilige Imam seine Grabstätte hat und das ebenfalls zum Komplex gehört. Sein Grab ist eine Pilgerziel für die muslimischen Gläubigen. Unweit davon befindet sich das Islamische Institut Imam Buchari. Diyor erzählte uns von dieser muslimischen Hochschule und ihren Studenten. Weiter führte uns der Weg entlang der Händler und Kunsthandwerkerstraße zum Tschorsu-Basar, dem größten Basar der Stadt. An der Kunsthandwerkerstraße erklärte uns Diyor die Funktionsweise der Kinderwiegen, die man hier erwerben konnte und der kleinen Holzstäbchen, die auch dazu gehören. Der Basar hat zunächst ein überkuppeltes Eingangsgebäude, von dem dann die unterschiedlichsten Einkaufspassagen abgehen. Wir beobachteten das bunte Treiben von der ersten Etage aus und mischten uns dann selbst unter die Menschen, um die verschiedenen Waren von Nahem zu betrachten und die vielfältigen Düfte aufzusaugen, Fleisch, Obst, Gemüse, Gewürze, Trockenfrüchte, Milchprodukte und zum Schluss - das frisch gebackene Brot. Hier lernten wir die Bäcker, die das Brot zu runden Teiglingen formen und dann in einem Lehmofen am offenen Feuer backen, kennen. Anschließend besichtigten wir die Kukeldasch-Medresse und die Hodscha-Achrar-Moschee und bummelten die Fußgängerzone entlang, wo die verschiedenen Kunsthandwerker ihre Waren anboten. Schon recht müde auf den Beinen fuhren wir dann noch ein paar Stationen mit der Metro, der einzigen U-Bahn Mittelasiens. Den langen Tag beendeten wir im Hof bei einer Familie am Rande der Stadt. Hier gab es landestypische Speisen, mehrere Salate und Vorspeisen, viel Fleisch und Tee, angerichtet auf farbenfrohen Tischen und Tellern. Hier machten wir erstmals Bekanntschaft mit den merkwürdigen Tischen. Auf einer Holzplattform, dem Taptschan, steht ein niedriger Tisch, Dasturchon genannt. Man zieht die Schuhe aus und setzt sich auf die mit Polstern und Kissen ausgelegte Holzplattform. Leider hatten wir große Problem die Sitzposition der Usbeken einzunehmen. Irgendwie waren unsere Beine dafür zu ungelenk. Es war ein wunderbarer Abend und ein langer Tag und wir waren neugierig auf die kommenden Tage.

3. Tag: Märchenhaftes Chiwa – das Freilichtmuseum

Am nächsten Tag mussten wir erneut früh aus dem Bett. Das Flugzeug nach Urgentsch mit Uzbekistan Airways wartete nicht. Wir kamen schon am frühen Vormittag in Chiwa an und fuhren zum Hotel Malika Khiva, einem kleinen Hotel mitten in der Altstadt, auch Itschan Kala genannt, landestypisch eingerichtet und mit einem recht schönen Innenhof. Bis zum Mittag hatten wir Freizeit und fanden unter schattigen Bäumen direkt beim Hotel ein Plätzchen, um alle in gemütlicher Runde, die Ruhe und das orientalische Ambiente zu genießen. Am Nachmittag dann der Stadtrundgang. Ein paar Meter und wir tauchten ein in eine andere Welt. Die ummauerte Altstadt ist in den ersten Jahrhunderten nach Christi entstanden, genau weiß man es nicht. Die Stadt liegt im Schwemmland des Flusses Amudarya, mitten in der Wüste und mit einem Brunnen, der Süßwasser spendet, was sicherlich die Menschen zur Ansiedlung bewegte. Chiwa war Hauptstadt des Khanats Choresmien. Wir hatten ein Freilichtmuseum vor uns und es fiel schwer, die Menge an Architekturschönheiten vergangener Zeiten in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Hier eine kurze Zusammenfassung: Unser Rundgang begann auf der Hauptstraße vom Westtor zum Osttor mit den vielen Händlern, wo wir uns auch an den warmen Pelz- und Schaffellmützen erfreuten. Bei über 30°C schon recht schwierig zu probieren. Dann gingen wir vorbei an den Kamelen zur Mohammed-Rahim-Khan-Medrese, wo wir uns die Traditionen der Seiltänzer aus der Familie Darbozchi ansehen konnten. Das jüngste Familienmitglied war auch dabei. Anschließend gingen wir zum Westtor der Stadtmauer der Altstadt Itschan Kala, die fast vollständig erhalten ist und ein gewaltiges Bauwerk darstellt. Dyior erzählte uns von der Seidenstraße und wir staunten über die Menschen, die sich auf diesen Handelswegen durch riesige Landschaften bewegt hatten und vielen Gefahren ausgesetzt waren. Unmittelbar am Westtor liegt die Amin-Khan-Medrese (erbaut Mitte des 19.Jh.) mit dem kurzen Minarett, Kalta Minor. Im Innenhof der Medrese ist heute ein Hotel untergebracht. Wir nutzten die Möglichkeit für eine kurze Pause und um die Schönheit und Ruhe dieses Ortes zu genießen. Dann gingen wir zur anderen Seite der Straße, um die Zitadelle Kunja Ark zu besichtigen. Zurückgehend auf Reste aus dem 5. Jh. wurde dieses Bauwerk im 19. Jh. errichtet und diente als Wohnsitz der Khane von Chiwa. Vom Eingang aus kommt man über einen großen Hof mit Freilichtbühne zum Thronsaal. Dieser Thronsaal bestand aus einem kleinen Innenhof, einer runden Plattform, auf der im Winter die Jurte stand, und einem Aiwan, wo der Khan Audienz hielt. Bei all diesen Bauten beeindruckten uns stets die so kunstvollen Dekorationen an den Gebäuden und Minaretten, reich verziert mit Majolikafliesen in den Farben Türkis, Blau und Weiß sowie die Holzsäulen, reich verziert mit Schnitzereien und die Bemalungen an den Wänden und Decken. Welch eine Pracht. Von der Zitadelle führt uns der Weg zur Dschuma-Moschee mit den 213 geschnitzten Säulen, die teilweise auf das 10. Jh. zurückgehen. Licht gelangt nur durch zwei Öffnungen in der Decke. Schließlich besichtigten wir noch den Tasch-Hauli-Palast aus dem 19. Jh. Hier gab es einen Repräsentationshof, den Gerichtshof und den Harem zu besichtigen. Mit Fragen löcherten wir Diyor, um aus dem Leben des Khans, seines Gefolges und seines Harems noch mehr zu erfahren. Den Abschluss unseres Rundgangs bildete das Pachlawan-Machmud-Mausoleum, welches das Grab von Chiwas Schutzheiligem Pachlawan Machmud (1247-1326) beherbergt, der ein ungemein starker Ringkämpfer war. Den Tag, der so voller Eindrücke gebracht hatte, beendeten wir im orientalischen Restaurant Zerafshan unter freiem Himmel. Irgendwie waren wir verzaubert und in unserer Phantasie waren da die endlosen Karawanen auf der Seidenstraße, die jahrelang unterwegs und so voller Vorfreude auf eine kurze Erholung waren, wenn sie die Minarette von Chiwa in der Wüste sahen, die nicht nur religiösen Zwecken dienten, sondern vor allem auch Leuchttürme waren. Waren werden in den Straßen noch heute angeboten und es fiel schwer, eine kleine Auswahl als Mitbringsel zu finden, zu verlockend sind die Kunstwerke, die Farben und Miniaturen.

4. Tag: Durch die Wüste Kizilkum, eine Fahrt durchs Nichts nach Buchara

Am nächsten Tag ging es schon weiter. Dabei waren die Stunden ganz früh am kühlen Morgen, wenn das Leben noch nicht erwacht war, so beglückend und wir bedauerten, nicht länger bleiben zu können. Wir fuhren mit dem Bus durch die riesige Kizilkum-Wüste nach Buchara, vorbei an Halbwüsten- und Steppenlandschaften, entlang des Flusses Amudarya, auf autobahnähnlichen Straßen, durch Straßenbaustellen und auf Holperwegen. Zunächst jedoch interessierte uns die Baumwolle, denn unseren Weg säumten endlose Baumwollfelder, auf denen die Frauen ganztägig in gebückter Haltung die Baumwolle pflückten. Bei einem Stopp am Feld begrüßten uns die Frauen recht freundlich und in ihren Gesichtern konnten wir die schwere Arbeit ablesen. In unseren Gesprächen wollten wir alle Fragen los werden zum Anbau, zur Ernte und wie das so in früheren Zeiten war. Am Mittag hielten wir in einem Teehaus am Wegesrand und hatten eine kleine Mahlzeit mit Suppe, Fladenbrot und Schaschlik. Die Spatzen waren unsere Gäste und hatten auch genug zu picken. Am Abend erreichten wir unser Ziel, die Oase Buchara. Das Hotel Lyabi Haus befand sich genau in der Altstadt und wir konnten am Abend schon mal kurz das Treiben in der Fußgängerzone beobachten. Das Hotel war wunderbar, mit einem Innenhof, einem Aiwan und prachtvoll verzierten Wänden und Decken. Das Abendessen hatten wir dann in einer ganz bezaubernden Gaststätte, wo wir auf der Dachterrasse saßen und uns so mitten im Orient fühlten, irgendwie auch angekommen in dieser anderen Welt.

5. Tag: Besichtigung von Buchara, der heiligen Stadt

Ein neuer Tag, eine neue wundervolle orientalische Stadt, Buchara stand auf dem Programm. Wir begannen die Besichtigungen mit dem Samaniden-Mausoleum. Die Samaniden war die erste nichtarabische Herrscherdynastie nach der Eroberung durch die Araber im 1. Jh. Das Mausoleum ist eines der wenigen noch erhalten Baudenkmäler, die Dschingis Khan und seine Horde nicht verwüsteten. Wir staunten über den außergewöhnlich schönen Ziegelbau, wo die Ziegel untereinander versetzt sind und sich dadurch wunderschöne Muster ergeben. Nicht weit vom Samaniden-Mausoleum befindet sich die Hiobsquelle (Chashma Ayub), wo der biblische Hiob auf Gottes Geheiß seinen Stab in die Erde gestoßen haben soll, worauf Wasser sprudelte. In einem kleinen Museum wird über Wasserquellen und Verteilung des Wassers in der Wüste berichtet. Und dann wurde uns ganz klar, wie wichtig das Süßwasser für die Menschen hier und wohl auch in unserer Zukunft sein kann. Von der Hiobsquelle gingen wir weiter über den Basar mit all den Köstlichkeiten zur Bolo-Chaus-Moschee, die aus der Moschee, dem Minarett und einem Wasserbecken besteht. Ein echter Blickfang ist der hohe und reich verzierte Aiwan der Sommermoschee mit den Holzschnitzarbeiten, den Holzsäulen und der reichen Malerei. Anschließend führte uns der Weg hinauf zur Zitadelle (Ark) auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel, vor dem sich der Registan-Platz befindet. Die Zitadelle war bis in das 20. Jh. Regierungssitz des Herrschers von Buchara, so auch des letzte Emirs, bevor Usbekistan zur Sowjetunion kam. Die Zitadelle stellt ein mächtiges Bauwerk dar. Wir besichtigten im Innenhof die Freitagsmoschee, den Hof und die Gebäude des Premierministers, den Thronhof, die Stallungen und die Museen für Geschichte der Oase und des Khanats. Am Nachmittag dann widmeten wir uns dem Kalon-Komplex und sahen das bekannteste Wahrzeichen von Buchara, das Kalon-Minarett. Mit ca. 46 m ist es das höchste Minarett Zentralasiens, fertig gestellt im Jahr 1127. Selbst Dschingis Kahn hat es nicht zerstört. Zum Minarett gehört die Kalon-Moschee aus dem 16. Jh., es ist eine Vier-Aiwan-Anlage mit großem Innenhof und umlaufender überkuppelter Galerie. Es gehört auch die Mir-Arab-Medrese zum Ensemble, die noch heute eine Lehranstalt ist. Auf dem Rückweg zu unserem Hotel gingen wir durch die vielen Handelshöfe der Stadt - den Schmuckmarkt, den Basar der Geldwechsler, den Basar der Mützenverkäufer und der Juweliere. Hier werden Souvenirs verkauft, aber wir fühlten uns auch wie die ehemaligen Händler an der Seidenstraße und das übliche Handeln ging schon bald von ganz allein, besonders bei den Keramikverkäufern mit den wunderschönen farbigen Teeschalen. Zum Abendessen waren wir dann in der Nadir-Divan-Beg-Medrese, einer ehemaligen Karawanserei. Hier gab es Souvenirgeschäfte und eine Modenschau mit viel Folklore.

6. Tag: Ausflug in die Umgebung von Buchara

Auf unserem Programm stand eine Besichtigung von Sehenswürdigkeiten außerhalb von Buchara. Zunächst fuhren wir zum Nakschbandi-Mausoleum, östlich der Stadt im Vorort Kagan. Es ist ein Mausoleum für Bucharas Stadtheiligen Bahauddin Nakschband, einen islamischen Führer und Gründer eines Ordens. Man gelang zunächst in einen großen Innenhof der Sommermoschee mit Wasserbecken und umlaufenden Kolonnaden. Es stockte uns irgendwie der Atem, als wir die wunderschönen, sich nicht wiederholenden Deckenverzierungen bewundern konnten. Im Innenhof steht ein sehr alter großer Maulbeerbaum und hier erfuhren wir auch mehr über denn „Fahnenmast" mit dem Rosshaarwimpel. Zum Mausoleum gehören auch eine Wintermoschee und ein kleines Minarett sowie ein wunderschöner Garten. Noch heute kommen viele Pilger an diesen Ort und auch hochrangige Staatsgäste. Wir besuchten anschließend den Sommerpalast Sitorai Mohi Xosa des letzten Emirs, wenige Kilometer außerhalb der Stadt. Hier konnten wir ein wenig vom Leben des Emirs und seiner Flucht in das Exil erfahren und einige Gebäude besichtigen. Im Dorf Sumitan besuchten wir die große Nekropole Tschor Bakr (vier Nachkommen des Propheten, die Ende des 10. Jh. hier ihre letzte Ruhestätte fanden). Die Gräberstätte entwickelte sich zum Wallfahrtsort und immer mehr Gläubige wollten hier in der Nähe der Heiligen beerdigt werden. Das Ensemble besteht aus Chanaka, Moschee und Medrese und vielen Grablegungen. Es ist ein geheimnisvoller Ort, ein Ort zum Innehalten unter den großen Bäumen und wir nutzten den Moment der Stille. Mittags kehrten wir nach Buchara zurück, fanden eine Medrese mit einem wunderschönen Innenhof und konnten zum ersten Mal bei dieser Reise den usbekischen Plov, das Nationalgericht, das bei allen wichtigen Angelegenheiten eine Rolle spielt, probieren. Am Nachmittag besuchten wir noch die Synagoge der Juden im Jüdischen Viertel von Buchara. Und das Abendessen genossen wir in einem Innenhof bei einer usbekischen Großfamilie, 17 Personen aus drei Generationen in einem Haus und alles wird gemeinsam gemacht, kochen, die Mahlzeiten einnehmen, Freude und Leid teilen. Wir waren schon beeindruckt von dieser Lebensform, bei uns schier undenkbar. Ein wunderbarer, erlebnisreicher Tag ging am späten Abend zu Ende.

7. Tag: Von Buchara über Shahrisabz nach Samarkand

Am nächsten Tag ging unsere Fahrt weiter über Sharisabz, wo wir eigentlich nur kurz anhielten, nach Samarkand. Bevor wir Buchara verließen, hatten wir noch die Medrese Tschor Minor besucht (vier Minarette, die auf die vier Töchter eines Kalifs aus Turkmenistan hinweisen). Sharisabz ist von Samarkand durch steile Berge getrennt und liegt in einer Ebene. Unter den Timuriden war es eine bedeutende Stadt, denn es ist die Geburtsstadt von Amir Timur. Amir Timur ließ später an diesem Ort einen riesigen Palast erbauen. Die Altstadt besteht inzwischen nur noch aus einer großen Parkanlage mit Springbrunnen und Fußgängerpromenaden und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten aus der Zeit Amir Timurs - Ak Sarai (das Weiße Schloss), Daras Saodat und Darat Tilowat. Unser Weg führte zunächst zum Darat-Tilawat-Komplex mit der Kok-Gumbas-Moschee und dann zum Komplex Daras Saodat, den Resten der Mausoleen, die Amir Timur für seinen Vater, seinen ältesten Sohn Dschahangir und wohl auch für sich selbst errichten ließ. Von Ak Sarai (der Bau wurde am Ende des 14. Jh. begonnen) sind nur noch Teile des Portals erhalten und man kann sich nur vage den Prachtbau vorstellen und den Größenwahn, der diesen Herrscher erfasst haben muss. Weiter ging unsere Fahrt durch bergisches Gelände, vorbei an lehmhaltigen Böden ohne Grün - eine ärmliche Gegend, wo sicher nur Ziegen und Schafe noch etwas Verwertbares finden. Auf unserer Reise hielten wir an einem Bauernhof. Der männliche Vorstand der Großfamilie (11 Kinder, 41 Enkel) begrüßte uns ganz freundlich und lud zum Tee. Wir durften auch die Gebäude besichtigen, sahen den jungen Frauen an den Webstühlen zu und erfuhren aus dem Leben dieser Menschen. Und die besondere Erkenntnis war dann der Kinderwiege gewidmet, die uns die Hausfrau im Detail erklärte. Schon bald führte uns der Weg weiter nach Samarkand. Für die Übernachtung stand das Hotel Samarkand City bereit. Wir waren müde von der langen Fahrt und hatten dann doch noch ein recht schönes Abendessen im Restaurant Platan.

8. Tag: Samarkand – ein Märchen aus 1001 Nacht

Es stand das Highlight auf dem Programm, Besuch des Registan-Platzes. Aber vorher besichtigten wir das Gur-Emir-Mausoleum, auch bezeichnet als Amir-Timur-Mausoleum. Die Anlage ist beeindruckend. Im Innenraum sind die Gräber von Amir Timur, von seinem geistigen Führer, Scheich Baraka, und weiterer männlicher Nachkommen aus der Familie von Amir Timur. Besonders gefiel uns die prächtige Kuppel des Gebäudes. Sie gleicht dem Himmelsgewölbe mit leuchtend blauen Fliesen und sie ist doppelschalig. Dann der Registan-Platz, der Sandige Platz, wo man einfach gewesen sein muss. Wie auf einem Tablett lag er von uns mit seinen drei Medresen - Ulugbek-Medrese, Schirdor-Medrese, Tillya-Kari-Medrese. Alle drei unterschiedlich alt, alle drei prächtig verziert. Wir konnten uns für keine entscheiden und besichtigten sie alle drei. Die Minarette und auch die Wände stehen etwas schief, es ist keine Täuschung, sondern der sandige Untergrund des Platzes, der den festen Stand verhindert. Lange blieben wir an diesem Ort wegen seiner Schönheit, es war schwer sich zu trennen. Gleich hinter dem Platz liegt die Fußgängerpassage Taschkent Straße, die wir weitergingen zum Basar und zur Bibi-Chanum-Moschee. Es sollte die prächtigste Freitagsmoschee werden, die sich Amir Timur nach seinem Indienfeldzeug gewünscht hatte und die er seiner Hauptfrau Saray Mulk Chanum, einer direkten Nachfahrin von Dschingis Khan widmete. Sie hatte ihm die Verbindung zum mongolischen Adel ermöglicht. Auch dieses Bauprojekt war überdimensioniert und tatsächlich wurden die Gebäude mehrfach restauriert. Am Nachmittag dann fuhren wir in das Atelier von Valentina Romanenko. Sie ist weltbekannt und stellt aus Seide und Baumwolle Bekleidung her, die mit Naturfarben handbemalt ist. In einer kleinen Modenschau wurde uns die usbekische Folklore in moderner Form nahegebracht. Wir fühlten und wie bei den Tänzerinnen im Harem. Es war wunderschön - welche Farbenpracht. Anschließend ging es zu einer Weinkellerei, wo wir einer Verkostung von Süßweinen, Brandy und Kräuterlikör erlebten. Na wenn da nicht die Wärme des Abends zuschlägt. Aber nein, es ging alles gut. Das Abendessen fand dann in einem Restaurant mit Tanzmusik statt. Für uns war es erneut ein Aha-Erlebnis, wie die Großfamilien ihren Abend feiern. Da waren die Babys, Kleinkinder und Großeltern dabei, da tanzten die Frauen (die Männer essen lieber) und die Lebenslust steckte an. Da wären wir gern noch geblieben.

9. Tag: Zugfahrt von Samarkand nach Taschkent

Es war unser letzter Tag in diesem schönen, so farbenfreudigen Land angebrochen. Wir fuhren hinaus aus der Stadt Samarkand. Zunächst führte uns der Weg zu einer neu erbauten Moschee, wo selbst am Sonnabend eifrig gebaut wird. Unsere kurze Besichtigung führte teilweise über die Baustelle, aber dennoch - man gewinnt einen Eindruck von einer modernen Moschee, die doch in ihrer Schönheit die alten Moscheen nicht erreichen kann. Weiter ging es zur kleinen Fabrik für Seidenpapierherstellung, Koghos Fabrika. Hier konnten wir den ganzen Prozess der Papierherstellung aus der Rinde des Maulbeerbaums nachverfolgen, alles mühevolle Handarbeit. Der nächste Höhepunkt unserer Besichtigungstour war der Hügel am Stadtrand, auf dem ursprünglich das Observatorium von Mirza Ulugbek stand. Leider sind nur noch die unterirdischen Reste des Sextanten mit einem ursprünglichen Durchmesser von etwa 40 m vorhanden, die uns in Erstaunen über die Technik jener Zeit versetzen. Hier gibt es auch ein kleines Museum, in dem uns eine Menge Informationen über Amir Timur und seinen Enkel, den Astronomen Ulugbek, und die astronomischen Apparate und Berechnungen jener Zeit nahegebracht wurden. Vom Hügel aus hat man eine wunderbare Aussicht auf die Umgebung und in der Ferne sahen wir die Sehenswürdigkeiten in Samarkand, die wir am Vortag besichtigt haben. An diesen Ort kommen auch viele Hochzeitspaare. Heiraten ist für die Usbeken wohl ein überaus wichtiges Ereignis von hohem Stellenwert. Irgendwie kamen wir wieder auf das Thema Plov zu sprechen und Diyor meint, dass man unbedingt Samarkander Plov probiert haben muss. Also nahmen wir das Mittagessen bei einem richtigen Plov-Koch ein, gerade noch rechtzeitig, denn 13 Uhr wird das kleine Restaurant wieder geschlossen. Plov gibt es nur mittags und er hat wunderbar geschmeckt. Ein besonderes Erlebnis, wir wollen es wohl auch zu Hause probieren.
Am Nachmittag dann fuhren wir in zum Shahi Zinda Ensemble, das von Ulugbek im Auftrag von seinem Sohn Abdulaziz in den Jahren 1434-35 erbaut worden ist. Es ist eine Gräberstraße und eine der bekanntesten Nekropolen in Zentralasien. 40 Stufen sind es bis zur ersten Plattform, gerade so viel wie der Ramadan Tage hat. Schon bald hieß es nach Samarkand zurückzukehren. Bevor wir uns zum Bahnhof begaben, nahmen wir noch einen Kaffee zur Entspannung in einem kleinen Café. Dann hieß es Abschied nehmen von Samarkand und von unserem Busfahrer, der einige Tage mit uns verbracht hat. Mit dem Zug Afrosiab fuhren wir der Hauptstadt entgegen. Ein bequemer Schnellzug mit den technischen Möglichkeiten unserer Zeit, ein kleiner Snack vom freundlichen Personal ist auch inbegriffen, vor allem pünktlich und sauber ist der Zug, wo finden wir das schon zu Hause. Angekommen in Taschkent gingen wir zum Abendessen in das Restaurant Piligrim und checkten noch kurz in unserem Taschkenter Hotel ein, wenn auch nur für eine Stunde. Zumindest konnten wir uns kleidungsmäßig auf den Herbst zu Hause einstellen.

10.Tag: Abschied von Usbekistan

Jede Reise geht einmal zu Ende. Wir verabschiedeten uns von Diyor und bedankten uns für die gemeinsame Zeit und das Wissen, dass wir vermittelt bekommen hatten. Wir verließen Usbekistan am sehr frühen Morgen. Noch lange werden wir an dieses Märchen in Türkis, Blau, Grün, Gelb und Weiß denken, an ein Land voller historischer Schönheit auf dem Wege in eine neue Zeit, an freundliche und lebensfrohe Menschen in einer festen und lebendigen Gemeinschaft. Unser Weg führte über Istanbul nach Berlin. Müde und doch voller Eindrücke, mit vielen kleinen Mitbringsel, die man einfach nicht übersehen und an denen man schon gar nicht vorbeikommen konnte, kehrten wir nach Hause zurück.


Liebe Reisegäste,

wir haben gemeinsam Usbekistan kennengelernt, wenn auch nur ein kleines Stück davon. Wir haben eine Menge prächtiger Orte und Baudenkmäler besucht und versucht, die historischen Zusammenhänge und die kulturellen Ereignisse, die uns bislang doch so fremd waren, zu verstehen. Leider sind die Tage viel zu schnell vergangen. Ich hoffe, Sie sind alle gut zu Hause angekommen und konnten diese Erlebnisse und Erkenntnisse in ihrem Herzen mitnehmen. Ihnen wünsche ich alles Gute, vor allem Gesundheit und noch viele Reiseerlebnisse. Ich möchte mich bei Ihnen herzlichst für diese kurze gemeinsame Lebenszeit bedanken. Vielleicht sehen wir uns mal wieder, es würde mich freuen.
Ihre Reisebegleitung
Viola Hanke

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