Reisebericht: Asien–Rundreise Vietnam und Kambodscha – Schätze Südostasiens

05.11. – 26.11.2011, 20 Tage Rundreise Südostasien: Hanoi – Ha Long–Bucht – Mai Chau – Hue – Wolkenpas – Hoi An – Saigon / Ho–Chi–Minh–Stadt – Mekong Delta – Phnom Penh – Siem Reap – Angkor Wat – Tonle Sap–See


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Xin Chao Indochina – Inbegriff französischer Kolonialgeschichte, Schauplatz eines furchtbaren Krieges und damals wie heute Sinnbild einzigartiger Landschaften und beeindruckender Kulturdenkmäler
Ein Reisebericht von
Ralf Mehnert
Ralf Mehnert

Reisebericht

05.11.11 Anreise
Xin Chao Indochina - Inbegriff französischer Kolonialgeschichte, Schauplatz eines furchtbaren Krieges und damals wie heute Sinnbild einzigartiger Landschaften und beeindruckender Kulturdenkmäler, gepaart mit einem freundlichen Lächeln, was den Menschen in Südostasien inne zu wohnen scheint, so hieß das Ziel unserer dreiwöchigen Reise. Die bizarre Landschaft der Halong-Bucht, das immerwährende, für europäische Verhältnisse unvorstellbare Dauerchaos des Verkehrs in Hanoi und Saigon, das Delta des Mekong, der Königspalast in Phnom Penh oder die spektakulären Tempelanlagen in Angkor sind dabei nur einige der Höhepunkte auf unserem Weg durch Vietnam und Kambodscha.
Wie die meisten Eberhardt-Reisen begann alles mit dem Haustürtransfer, einem kleinen Willkommenssnack am jeweiligen Flughafen und dem Zusammentreffen der gesamten Reisegruppe am Frankfurter Flughafen. Voller Vorfreude auf den gewöhnlich guten Service während des Fluges mit Thai Airways standen wir mit weiteren dreihundert Fluggästen zum Boarding bereit, als uns die Mitteilung erreichte, dass sich unser Abflug Aufgrund eines technischen Problems verschieben würde. Kurzes Erschrecken, dann warteten alle geduldig auf das Zeichen zum Einsteigen. Stattdessen wurde der Flug ein weiteres Mal verschoben und jetzt machte sich der erste, aber gleichsam ernste Unmut unter den über 300 Fluggästen breit. Uns schwante schon nichts Gutes, gab es doch seit einiger Zeit ein Nachtflugverbot vom Frankfurter Flughafen. Und das war zum Greifen nahe. Kaum gedacht kam auch schon die offizielle Bestätigung von Thai Airways, dass unser Flug aus technischen Gründen gestrichen wurde und erst am morgigen Tag um 12.00 Uhr stattfinden sollte. Daraufhin setzte natürlich ein unglaublicher Tumult ein, hatten doch die meisten der Gäste Anschlussflüge zu erreichen. Doch es half natürlich alles nichts, wir kamen an diesem Abend nicht mehr vom Frankfurter Flughafen weg. Wir wurden für die Nacht im Sheraton-Hotel einquartiert, was trotz der Menschenmengen geordnet und rücksichtsvoll vonstatten ging. Wir steckten ja alle in der gleichen misslichen Lage fest, dass schien eine Art Solidargemeinschaft zu formen.
 
06.11.11 Frankfurt-Bangkok
Nach dem Frühstück im Hotel begaben wir uns alle wieder zum Abfluggate in den Flughafen, in der stillen Hoffnung, heute um 12.00 Uhr tatsächlich unseren Flug antreten zu können. Leider wurde auch diese Zeit zweimal revidiert, bevor wir dann um 13.30 Uhr tatsächlich „Ready for Take Off“ waren. Nach einem ereignislosem Flug, der nur die spannende Frage aufwarf, wie und vor allem wann es am Zwischenziel in Bangkok denn weiter nach Hanoi gehen sollte, landeten wir müde, aber wohlbehalten um 05.10 Uhr in der von der Flutkatastrophe arg gebeutelten thailändischen Hauptstadt.
 
07.11.11 Bangkok-Hanoi
Wohlwissend, dass sich mit uns weitere dreihundert Passagiere an den Transfer- und Transit-Countern drängeln werden, um einen einigermaßen zeitnahen Anschlussflug zu erhalten, begaben wir uns auf dem schnellsten Weg zum Transit-Counter der Thai, wo uns ein Weiterflug um 17.35 Uhr angeboten wurde, was weitere 12 Stunden Wartezeit bedeutet hätte. Völlig unmöglich! Nachdem wir die freundliche Dame von Thai-Airways auf die in Kürze startende 07.50 Uhr Maschine hingewiesen hatten, stellte sie ohne Diskussionen die entsprechenden Bordkarten aus, was für uns insofern eine große Erleichterung bedeutete, da wir nun noch den größten Teil unseres Programmes in Hanoi an diesem Tage absolvieren konnten. Nach der Landung und einer kurzen Passkontrolle fiel uns ein weiterer Stein vom Herzen, denn auch unsere Koffer hatten, trotz diverser Umsortierungen auf dem langen Weg von Deutschland nach Vietnam, den Flieger an der richtigen Stelle verlassen. Unser vietnamesischer Reiseleiter, Herr Ot, erwartete uns schon am Ausgang und begrüßte uns herzlich nach durchstandener Odyssee. Wir fuhren anschließend zu unserem Hotel im Zentrum von Hanoi, um uns wenigstens etwas frisch zu machen von den Anstrengungen der letzten 24 Stunden, bevor wir mit unseren Erkundungen der vietnamesischen Hauptstadt begannen. Nachdem wir zwei weitere Mitglieder unserer kleinen Gruppe begrüßt hatten, die schon gestern aus Myanmar kommend in Hanoi gelandet waren, stürzten wir uns in das Getümmel und Gewimmel der 6-Millionen-Metropole am Roten Fluss. Die ersten Stationen unserer Besichtigungstour waren das Ho-Chi-Minh-Mausoleum und die berühmte Ein-Säulen-Pagode aus dem 11. Jahrhundert, eines der Wahrzeichen Hanois. Leider konnten wir das Wohnhaus des vietnamesischen Staatsgründers und den ehemaligen Präsidentenpalast nicht besuchen, da diese wegen einer Staatsdelegation für die Öffentlichkeit nicht zugänglich waren.


Deshalb fuhren wir weiter zum konfuzianischen Literaturtempel Van Mieu, in dem zu früheren Zeiten die Staatsbeamten ausgebildet wurden. Am Westsee besichtigten wir anschließend Tran Quoc, Hanois älteste Pagode, bevor wir uns in das chaotisch-lärmende, alle fünf Sinne betäubende, den meisten Regeln widersprechende und doch am Ende gut funktionierende Gewühl der Altstadtgassen wagten. Für alle asiatischen „Ersttäter“ der Kulturschock schlechthin, für Kenner und Liebhaber der pulsierende Atem einer völlig anders strukturierten Lebensweise. Dem scheinbaren Chaos entronnen, genossen wir den Besuch des friedlich im Hoan-Kiem-See gelegenen Jadeberg-Tempels, bevor es uns wieder auf die Straßen des Mopedmolochs Hanoi verschlug, um zu einer Aufführung des berühmten Wasserpuppen-Theaters zu fahren. Inmitten des Großstadtdschungels erwartete uns fast eine Oase der Ruhe, eingerahmt von der wunderbaren Kunst und Musik der Puppenspieler. Ein schönes, achtgängiges Abendessen in einem kleinen Gartenrestaurant rundete unseren ersten Tag auf vietnamesischen Boden ab, bevor wir alle ziemlich müde und voller neuer Eindrücke ins Bett gingen.
 
 
08.11.11 Hanoi-Halong Bucht
Ausgeschlafen und ausgeruht hieß es heute schon wieder Abschied nehmen von der Wiege der vietnamesischen Kultur und wir verließen Hanoi ostwärts in Richtung Halong-Bucht. Vorbei an Reisefeldern, kleinen Dörfern und ehemaligen Kohlerevieren erreichten wir gegen Mittag Halong-City, um hier an Bord einer Dschunke zu gehen. Das aus asiatischem „Aroma Wood“ gebaute, 42 Meter lange und 3 Decks hohe, wunderschöne Schiff hatte Platz für 42 Gäste, welche in komfortablen Kabinen mit Dusche/WC und Klimaanlage untergebracht wurden. Die nächsten 24 Stunden war dies unser Zuhause und wir sollten schöne Stunden an Bord verleben. Wir wurden mit fangfrischen Meeresfrüchten und allerlei Spezialitäten verwöhnt und glitten dabei mit unserer Dschunke durch das Labyrinth der mehr als 2000 Karstfelsen in der Halong-Bucht.


Welch spektakuläre Anblicke boten sich uns! Nicht zu Unrecht wurde dieses traumhafte Fleckchen in das UNESCO Weltnaturerbe aufgenommen. Malerische Felskegel und Gesteinsformationen ragten wie graugrüne Tupfen aus dem blauen Wasser, auf dessen Oberfläche sich Dschunken, Händlerboote und schwimmende Dörfer ein Stelldichein gaben. Dass der Tourismus Fluch und Segen zugleich bedeuten, erfuhren wir beim Besuch der Sung Sot Grotte, einer Tropfsteinhöhle, an deren Eingang sich mit uns der halbe Rest der Welt um ein Weiterkommen bemühte. Wie im All gilt auch hier: Wir sind nicht allein! Nach überstandener Grottenschubserei fuhren wir zur Titow-Insel (benannt nach einem russischen Kosmonauten), um an einem kleinen Sandstrand die müden Füße ins Wasser zu stecken oder knapp 400 Stufen auf den höchsten Punkt der Insel zu klettern, dabei den fantastischen Ausblick auf die umliegende Inselwelt zu genießen. Zurück auf dem Schiff labten wir uns an einem sechsgängigen Menü, welches wieder schmackhafte Lebewesen aus dem uns umgebenden Gewässer zum kulinarischen Inhalt hatte. Satt und zufrieden enterten wir das Oberdeck und genossen mit Blick auf die Sterne eine laue Nacht im Südchinesischen Meer, beleuchtet von hunderten kleinen Lichtern der mit uns vor Anker liegenden Dschunken. Ein Augenblick zum Innehalten, den jetzt und hier gilt: das Leben ist schön. Und wenn das Ganze noch mit schöngeistigen Getränken, hier in Form von Reisschnaps vom vietnamesischen Bauern unterlegt werden kann, sind die kleinen und großen Sorgen der Welt für einen Augenblick vergessen.
 
 
09.11.11 Halong-Hanoi
Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht an Bord (die Geräusche auf hölzernen Schiffen können des Öfteren zum plötzlichen Erwachen beitragen) nahmen wir relativ zeitig am Morgen einen Kaffee oder Tee zu uns und freuten uns über den strahlend blauen Himmel über der Halong-Bucht. Währenddessen nahm unser Schiff wieder Fahrt auf und brachte uns in die Nähe einer Felslagune. Nach dem Umstieg von unserer Dschunke in kleine Ruderboote für jeweils 10 bis 14 Personen erkundeten wir bei einer kleinen Rundfahrt diese Laune der Natur, bevor wir wieder an Bord unserer Dschunke gingen und auf dem Sonnendeck relaxten oder angeregte Gespräche über


die Schönheit der Umgebung führten. Zum Abschluss unserer Schiffstour wurde uns ein schmackhaftes Brunch-Buffet dargeboten, währenddessen wir in den Hafen von Halong-City zurückfuhren und die Eindrücke der letzten 24 Stunden an Bord nochmals Revue passieren ließen. Nach dem Ausschiffen verließen wir den Golf von Tonkin und fuhren mit unserem Bus zurück nach Hanoi. Unterwegs stoppten wir an einem Obststand, um Frische Maracuja und Babyananas zu kosten. Bei einem Rundgang durch ein Dorf bekamen wir unverfälschte Eindrücke vom Alltag und den Lebensumständen der einfachen vietnamesischen Bauernfamilien und probierten an kleinen Ständen Zuckerrohrsaft, Guaven und Mandarinen. Zurück in der nordvietnamesischen Metropole bezogen wir unsere Zimmer im 5-Sterne-Hotel Nikko Hanoi und bereiteten uns für das Abendessen vor, welches wir Restaurant Toto gegenüber dem Literaturtempel einnahmen. Als Hilfs- und Ausbildungsprojekt für vietnamesische Straßenkinder ins Leben gerufen, werden hier in einem schönen, modernen Ambiente schmackhafte asiatische Speisen serviert. Nach der Rückkehr ins Hotel gingen wir ziemlich schnell schlafen, denn Morgen stand ein langer Tag auf dem Programm.  
 
 
10.11.11 Hanoi-Hue
Sehr, sehr zeitig am Morgen machten wir uns auf den Weg nach Süden, nach Hue in Zentralvietnam. Da unser Flieger schon um 06.10 Uhr von Hanoi aus starten sollte, begann für uns der heutige Tag bereits um 03.00 Uhr. Einmal durch fast stille, noch weitgehend menschenleere Straßen zu fahren, in einer sonst quirligen 6-Millionen-Metropole, hatte etwas Düsteres, Unwirkliches an sich. Aber auf unserem Weg zum Airport sahen wir auch die ersten Anzeichen des Erwachens einer Großstadt. Unser Flug nach Hue verlief ohne Probleme und wir landeten pünktlich um 07.15 Uhr in der alten Kaiserstadt. Hier hatte es in den letzten Tagen wie fast überall in Zentralvietnam ungewöhnlich hohe Niederschläge gegeben, weshalb es an vielen Stellen „Land unter“ hieß und wir schon befürchten mussten, die Bootsfahrt auf dem Parfümfluss nicht durchführen zu können. Doch soweit war es noch nicht. Obwohl uns die einstige Hauptstadt des vietnamesischen Reiches mit Regen empfing, gingen wir nach einer Tasse Kaffee oder Tee in einem kleinen Cafe am Flussufer zur Besichtigung der Zitadelle und der darin eingebetteten


„Verbotenen Stadt“ über. Durch das Mittagstor gelangten wir über die Brücke des Goldenen Wassers in die Halle der Höchsten Harmonie, wo man sich mit ein wenig Fantasie noch immer den kaiserlichen Hofstaat vorstellen kann. Während der Tet-Offensive 1968 zerstört, wird heute innerhalb der Kaiserstadt an vielen Stellen restauriert und wieder aufgebaut. Trotzdem  ist von der einstigen Pracht, nach dem Vorbild Pekings geplant und errichtet, heute nicht mehr viel zu sehen. Von den einstmals über 300 Gebäuden kann man heute kaum mehr als 80 noch als solche erkennen. Seit 1993 gehört die Kaiserstadt offiziell zum UNESCO Weltkulturerbe. Wir setzen unseren Rundgang innerhalb Ihrer Mauern fort und besichtigen den Pavillon der berühmten Seelen und die neun Bronzeurnen der Kaiser der Nguyen-Dynastie. Nach diesem beeindruckenden Blick in die Vergangenheit ging es weiter in das Hier und Heute von Hue, welches wir am Besten bei einem Besuch des zentralen Dong-Ba-Marktes erlebten. Etwas müde nach dem umfangreichen Besichtigungsprogramm bezogen wir unsere Zimmer im schönen Vier-Sterne-Hotel Huong Giang, wo ein wenig Ruhe nach dem zeitigen Tagesanbruch auf dem Programm stand. Am frühen Abend ließen wir uns mit der Fahrradrikscha durch die Rush Hour von Hue zum Abendessen innerhalb der Mauern der Kaiserstadt fahren. Welch Erlebnis, auf einer Höhe mit tausenden knatternden Mopeds und Autos durch das Verkehrsgetümmel zu fahren oder im Abgasnebel an der Kreuzung auf Grün zu warten. Ein schweres Los, sowohl für den Fahrer als auch für den Fahrgast. Im schön gelegenen Restaurant „Y Thao Garden“ wurden wir bei traditioneller Musik und Gesang mit einem Acht-Gänge-Menü bewirtet, welches auch die Spezialität von Hue beinhaltete, Banh Khoai, kleine Pfannkuchen, gefüllt mit einer Masse aus Shrimps, Schweinefleisch und Bohnensprossen, welche hervorragend geschmeckt haben.
 
 
11.11.11 Hue-Hoi An
Nach einem hervorragenden Frühstück im Hotel hieß es schon wieder Koffer packen und Abschied nehmen. Doch bevor wir Hue endgültig in Richtung Süden verließen, standen noch einige Besichtigungen auf dem Programm. Entgegen unseren bisherigen Befürchtungen konnten wir trotz Hochwassers an Bord eines der berühmten Drachenboote gehen und auf dem Parfümfluss zur ältesten Pagode Hues, zur Thien-Mu, fahren. Allenthalben begegneten uns auf dem Fluss der Wohlgerüche diese bunten Drachenboote, die majestätisch auf dem Strom dahinglitten. Schon von weitem konnten wir den siebenstöckigen Turm der Thien-Mu-Pagode erblicken, der auf einer Anhöhe über dem Fluss steht. Wir besuchten das 1601 errichtete buddhistische Heiligtum, welches sehr gut erhalten ist und auch heute noch Mönche ausbildet und beherbergt.


Anschließend ging die Fahrt weiter zu den Grabanlagen der Nguyen-Kaiser, speziell zum Grab von Tu Duc und Khai Dinh. Die Kaisergräber sind neben der Kaiserstadt die Hauptattraktionen von Hue. Wie die ägyptischen Pyramiden wurden sie schon zu Lebzeiten der jeweiligen Kaiser nach deren Vorgaben erbaut und zeigen Einblicke in die damalige Zeit und in die architektonischen Vorlieben der Erbauer. Um die Mittagszeit machten wir uns auf den Weg in Richtung Wolkenpass, den wir nach einer schönen Mittagspause im Thanh Tam Resort am feinsandigen Meeresstrand gegen 15.00 Uhr erreichten. An der Klimascheide zwischen Nord- und Südvietnam machten wir einen weiteren kleinen Stopp, bevor wir über Da Nang in das malerische und manchmal verträumt wirkenden Städtchen Hoi An fuhren. Nach dem Einchecken im Hotel fuhren wir zu dem etwas außerhalb des Stadtzentrums gelegenen Restaurant Fullmoon Towns - und gelangten in eine wunderschöne, weitläufige und üppig grüne Anlage direkt am Fluss, wo wir ein leckeres Dinner zu uns nahmen und bei vietnamesischem Wein und Bier die entspannte Atmosphäre auf uns wirken ließen.
 
 
12.11.11 Hoi An
Heute lag ein etwas ruhigerer Tag ohne Ortsveränderung vor uns, was uns allen auch mal gut tat. Nach einem ausgiebigen Frühstück begaben wir uns bei schönstem Sonnenschein zu Fuß in die historische Altstadt von Hoi An, welche ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Die Jahrhunderte alte Hafenstadt gefällt durch pittoreske, enge Gässchen mit kleinen, geduckten Häusern, an denen der Zahn der Zeit merklich und sichtbar nagt, die jedoch in ihrer architektonischen Gesamtheit das steinerne Bild eines ehemals chinesisch geprägten Handelszentrums wiederspiegelt. Wir schlendern durch die malerischen Gassen, vorbei an kleinen Handwerksläden voller Schuhe, Taschen, Holzwaren, Kleidern, Bildern und vielen Dingen mehr. Auch sieht man überall Lampions an und vor den Läden hängen, die am Abend die Altstadtgassen in ein warmes Licht tauchen und eine anheimelnde Atmosphäre schaffen. Wir besuchen den Zentral-Markt und schieben uns durch das Gewirr der Marktstände, vorbei an Fisch, Fleisch,


Gemüse, Kräutern und allerlei weiteren Dingen, die man im und zum Leben so braucht. Die ungewohnten Düfte aus den Garküchen stehen im Widerstreit mit den für unsere europäischen Nasen eher schwierigen, durchdringenden Gerüchen der Fischstände, die etwas nasale Gleichgültigkeit und Abhärtung von uns verlangen. Wir ziehen uns zurück und besichtigen die Versammlungshalle der Chinesen aus Fujian, die ihren Ursprung im 17. Jahrhundert haben soll und einst der größten und einflussreichsten Gruppe chinesischer Bürger in Hoi An gehörte. Im Anschluss betreten wir eines der ältesten Häuser der Stadt, welches mittlerweile in der achten Generation bewohnt wird und einen charakteristischen Einblick in die Wohnkultur des alten Hoi An bietet. Weiter führt uns unser Weg zur japanischen Brücke, welche einst das chinesische mit dem japanischen Stadtviertel verband und heute wichtigstes Fotomotiv bei allen Hoi An-Besuchern ist. Nachdem wir eine Manufaktur für Seidenstickereien besucht haben, begaben wir uns zum kleinen Hafen, um an Bord eines abenteuerlichen Holzbootes den Thu Bon Fluss entlang zum Töpferdorf Thanh Ha zu fahren. Wir bekamen ein paar Einblicke in die mittelalterlich anmutende, weil mit einfachsten Mitteln produzierte Handwerkskunst. Zurück in Hoi An nutzten wir den Nachmittag für einen Bummel durch die Gassen der Altstadt oder für ein erfrischendes Bad im Hotel-Pool. Unser heutiges Abendessen nahmen wir in einem schönen Restaurant am Rande der Stadt, gelegen inmitten eines von zahlreichen bunten Seidenlampions beleuchteten tropischen Gartens ein. Den Abschluss unseres Tages bildete ein kleiner Bummel durch die schön illuminierte Altstadt bzw. ein erfrischender Drink an der hoteleigenen Poolbar.                           
 
 
13.11.11 Hoi An-Nha Trang
Und weiter ging unsere Tour Richtung Süden. Nach einem kräftigen Frühstück bestiegen wir unseren Bus, der uns die knapp dreißig Kilometer zum Flughafen nach Da Nang brachte. Hier gingen wir an Bord einer zweimotorigen ATR 72, welche wir nach einem etwas mehr als einstündigen Flug am Flughafen Nha Trang wieder verließen. Dieses Seebad ist eines der ältesten und schönsten an der langen vietnamesischen Küsten, wovon auch die ununterbrochene Bautätigkeit zeugt, die ich seit meinem ersten Besuch in dieser Stadt kennengelernt habe. Gegenüber der wunderschönen Uferpromenade entstehen seit mehreren Jahren etliche Hotelneubauten, die das Antlitz dieses Badeortes grundlegend verändern werden. Wie ich schon in der Vergangenheit geschrieben habe, erinnert mich die Szenerie mit den Hotels, Kneipen, Bars und Stränden immer mehr an die Urbanisationen unserer europäischen Mittelmeerbadeorte und Nha Trang entwickelt sich dabei so langsam zum Palma Südostasiens. Im positiven wie auch negativen Sinne. Nach dem Bezug unserer Zimmer im wunderschönen Michelia-Hotel fuhren wir zum Mittagessen ins Pho Bien, einem Freilichtrestaurant einfacher Prägung, um eine Kleinigkeit vor unserem Besichtigungsprogramm hier in Nha Trang zu essen. Die Essenbestellung und Lieferung ging mehr als unkonventionell vonstatten, was sich auch in der fehlenden Logik der Speisenfolge


niederschlug. Ein und dasselbe (einfache) Gericht, z.B. Tomatensuppe, wurde im zeitlichen Abstand von dreißig Minuten gebracht. Aber das Personal war engagiert (zum Teil kümmerten sich bis zu acht Mitarbeiter gleichzeitig und völlig durcheinander um uns) und wir hatten trotzdem unseren Spaß dabei. Einigermaßen gestärkt begannen wir unsere Besichtigung bei den mehr als 1000 Jahre alten Türmen von Po Nagar, der Muttergöttin der Cham. Auf einem Hügel nördlich des Zentrums stehend, sind von den ehemals acht Türmen nur noch vier erhalten. Auf dem Hügel führte eine Folkloregruppe der einheimischen Cham-Minderheit traditionelle Tänze auf. Anschließend ging die Fahrt weiter zur Long Son Pagode und der weißen Buddha-Statue, die auf einem Lotosthron sitzend die Stadt weithin sichtbar überragt. Klettert man die 140 Stufen von der Pagode zu dem weißen Buddha empor, kann man einen tollen Ausblick genießen. Zum Abschluss führte uns unser Weg zum zentralen Dam Markt, wie in jeder größeren vietnamesischen Stadt Mittelpunkt einheimischer Aktivitäten und die gleichen Produkte offerierend, wie wir sie in jeder Stadt bisher gesehen haben. Was daran liegt, dass es größtenteils Dinge des täglichen Lebens und benötigte Frischwaren, wie Fisch, Fleisch und Gemüse, sind. Den heutigen Abschluss bildete ein Abendessen im Gia-Restaurant, welches überwiegend aus Meeresfrüchten bestand und in seiner Zubereitung, unter anderem Meeresfrüchtesalat und überbackene Jakobsmuscheln, sehr delikat und schmackhaft war. Aufgrund der vorgerückten Stunde und des einsetzenden leichten Regens konnten wir leider kein Bad im Meer nehmen, so dass uns nur der Blick entlang des sechs Kilometer langen, feinsandigen Strandes als Alternative blieb.
 
 
14.11.11 Nha Trang-Da Lat
Abschied nehmen ist nie ganz einfach, aber Nha Trang schon wieder verlassen zu müssen, insbesondere ohne einmal im Wasser gewesen zu sein, schmerzt ganz besonders. Viele hätten sich gern noch ein paar Stunden an den wunderschönen Strand gelegt oder wären mit einem der vielen kleinen Boote zu den vorgelagerten Inseln gefahren, um zu baden, tauchen oder einfach nur zu relaxen. Aber wir hatten ja auch für den heutigen Tag ein Ziel vor den Augen, und das hieß Da Lat, 1500 Meter hoch im Zentralen Bergland gelegen und schon zu Kaiser Bao Dais Zeiten als Erholungsort berühmt. Wir fuhren die 140 Kilometer von der Küste hinauf auf die Hochebene in reichlich fünf Stunden und genossen dabei den Blick auf die umliegenden Gemüsefelder und Obstplantagen genauso wie auf die teilweise üppig grüne Landschaft der Gebirgsausläufer. An einigen Stellen verrieten riesige Gewächshaussiedlungen den stattfindenden Umbruch in der Landwirtschaft, an anderer Stelle durchquerten wir Minderheitendörfer, die noch wie vor etlichen Jahrzehnten ihrem Handwerk nachgingen. Wir kosteten den unglaublich starken aber ebenso


wunderbar aromatischen Kaffee in einem kleinen Bistro an einer Hochlandplantage und stoppten an der einen oder anderen Stelle, um von da aus einen Blick in das unter uns liegende Gebirgsvorland zu werfen. Wir ließen die dreißig Grad heiße und feuchte Wärme der Küstenregion hinter uns und kletterten mit jedem Straßenmeter weiter in die für uns Europäer so erträgliche gemäßigte Klimazone mit Werten von 20 Grad und des Nächtens auch darunter. Da wir uns Da Lat erst am nächsten Tag von seiner touristischen Seite her nähern wollten, beschränkten wir uns an diesem Tag auf den Bezug unserer Hotelzimmer im Herzen der „Stadt des ewigen Frühlings“ und auf eine kleinen Spaziergang in die Umgebung unseres Hotels. Selbstverständlich darf auch in Da Lat das obligate Abendessen nicht fehlen, welches wir hoch über dem kleinen städtischen See in einem netten Restaurant eingenommen haben. Suppe Rosaviolett, Shrimps im Teigmantel, Rindfleisch (am Tisch gebraten), Chicken und Pommes a’la ordinär, Banane flambiert - es war wie immer ein buntes Potpourri an asiatisch zubereiteten Speisen mit unterschiedlich hohen Herausforderungen an unser Geschmackszentrum. Der anschließende Bummel über den Markt und durch die belebten Straßen zurück zum Hotel war der sportliche Abschluss eines Tages ohne wirkliche Anstrengungen. Aber dafür hat man ja auch einen Namen erfunden - Urlaub. Und es wurde kühl am Abend in den Bergen von Da Lat….
 
 
15.11.11 Da Lat
Heute stand ein ganz entspannter Tag auf dem Programm, bewegten wir uns doch hauptsächlich in und um Da Lat herum. Nach einem ausgiebigem Frühstück machten wir uns bei schönstem Sonnenschein und 26 Grad Wärme auf den Weg zum Bahnhof von Da Lat, um hier eine nostalgische Zugfahrt auf ein paar Kilometern noch nicht stillgelegter  Gleise in das kleine Örtchen Trai Mat zu erleben. Der ganze Zug bestand aus zwei historischen Wagen und einer Diesellokomotive. Die Fahrt führte durch die schöne Berglandschaft um Da Lat, gesäumt von Obst- und Gemüseplantagen, Terrassenfeldern und vor allem von Gewächshaussiedlungen. Nach halbstündiger Fahrt in Trai Mat angekommen, stiegen wir uns und spazierten zur Linh-Phuoc-Pagode (Pagode des Heiligen Glücks). Unterwegs kauften wir an einem Obststand Drachenaugen-Früchte, die zwar Aufgrund eines großen, mittig sitzenden Kerns wenig Fruchtfleisch hatten, aber sehr lecker schmeckten. Nach der Besichtigung der farbenprächtigen Pagode und der Besteigung des danebenliegenden, fast dreißig Meter hohen Turms schauten wir den Handwerkern bei Ihrer Arbeit zu. Holzbildhauer schufen mit Kettensägen, Elektrohobel und Schleifmaschinen Kunstwerke aus riesigen Wurzeln, bildeten daraus Buddhastatuen oder Drachenskulpturen. Andere Handwerker


verzierten den Pagodenturm mit tausenden kleinen Keramiksteinchen, die aus buntem Porzellan durch schnödes zerdeppern gewonnen wurden. Und der ganze Schaffensprozess ging ohne Vorlage oder Zeichnung vonstatten, einzig Augenmaß und künstlerische Begabung waren vonnöten. Anschließend fuhren wir mit unserem Bus zum ehemaligen Sommerpalast des letzten vietnamesischen Kaisers, Bao Dai, der auf einer Anhöhe über der Stadt im Bauhaus bzw. Art-Deco-Stil beheimatet. Das eher funktional daherkommende Gebäude aus den dreißiger Jahren liegt in einer weitläufigen Gartenanalage und wirkt trotz oder gerade wegen der Schnörkellosigkeit seiner Inneneinrichtung zeitlos modern. Nach dem Besuch der ehemals kaiserlichen Gemächer wendeten wir uns nun einem ganz anders gearteten Gebäude zu, dem sogenannten Crazy House, dem verrückten Haus, gestaltet von der vietnamesischen Präsidententochter und Architektin Hang Nga. Das Gebäude wurde als Phantasieobjekt ohne Ecken und Kanten aus Beton gestaltet und ist ein steingewordener Kindheitstraum, ein willkürliches ineinander übergehen bunter Wohnhöhlen, verbunden durch abenteuerlich geschwungene Treppen und Pfade in lichten Höhen, ein wenig wie Hundertwasser unter dem Einfluss von Rauschmitteln. Nach einem kleinen Mittagessen ging es zur letzten Station unserer heutigen Tour, dem Botanischen Garten von Da Lat. Inmitten einer großen, gepflegten Anlage können wir viele einheimische Pflanzen und Bäume in voller Blüte bewundern und am schön angelegten See auch ein wenig die Seele baumeln lassen. Der Heimweg führt uns nochmal am großen Markt von Da Lat vorbei. Unser heutiges Abendessen genossen wir im „Art Cafe“, ein kleines, gemütliches Restaurant, betrieben von einem Künstler, der mit seinen „Fingern“ malt und der uns an seiner Kunst vor dem Dessert teilhaben lies, indem er von jedem die Initialen zu Papier brachte und uns dies zum Geschenk machte. Das Essen war auch sehr gut und lecker, in einer etwas anderen geschmacklichen Zusammenstellung als an den vorhergehenden Abenden, was zur Abwechslung beigetragen hat.
 
 
16.11.11 Da Lat-Saigon
Leider mussten wir heute das angenehme Klima des vietnamesischen Hochlandes schon wieder verlassen und uns von dem schönen Örtchen Da Lat verabschieden. Unser nächstes Ziel auf unserer Reise gen Süden war die größte Stadt Vietnams und Boomtown am Saigon-River, Ho-Chi-Minh-Stadt. Auf dem Weg dahin lagen noch 320 Kilometer vor uns, knapp 10 Stunden Busfahrt also über mehr oder wenig gut ausgebaute Straßen. Unweit von Da Lat machten wir unseren ersten Stopp am Prenn-Wasserfall, für sich genommen ziemlich unspektakulär, deshalb wurde drum herum ein kleiner Freizeitpark in einer schönen Gartenanlage gestaltet. Als wir den Park betraten, waren wir fast die ersten Gäste und konnten die einheimischen Dienstleister bei ihren Vorbereitungen auf das Tagesgeschäft beobachten. Wer wollte, konnte gegen einen kleinen Obolus auch einen kurzen Ausritt auf einem Elefanten oder Strauß unternehmen. Nach ein, zwei Tässchen Lotus- oder Jasmintee bestiegen wir wieder unseren Bus und weiter ging die Fahrt ins Tiefland Richtung Saigon. Unterwegs wechselten sich Reis- und Gemüsefelder mit dichtem, grünen Dschungel ab, wir passierten kleine, ärmliche Ortschaften der ansässigen Minderheiten und stoppten hin und wieder für ein interessantes Foto. Wir schauten uns an, wie die hiesigen Bauern Reis und Kaffee zur Trocknung auslegten und fuhren an großen Teeplantagen vorbei. Im schönem “Cafe Tram Anh“ in Bao Loc verkosteten wir den starken, einheimischen Kaffee und verschiedene Teesorten. Wer wollte, konnte anschließend seine favorisierte Mischung auch käuflich erwerben. Der für uns Europäer eher ungewöhnlich gefilterte, teilweise auch kalt getrunkene Kaffee ist am


ehesten von der Menge und Stärke her mit einem Espresso vergleichbar, wird jedoch überwiegend mit dicker, süßer Kondensmilch getrunken. Sehr lecker, muss man probiert haben. Darüber hinaus ist Vietnam mittlerweile der zweitgrößte Kaffee- und Teeproduzent der Welt, was den Schluss zulässt, dass auch in unserem morgendlichen Frühstückskaffee die eine oder andere Bohne von hiesigen Kaffeesträuchern dabei ist. Unsere Mittagspause legten wir in einem einfachen Restaurant an einem kleinen Fluss ein, wo die Karte, sehr zur Freude einiger Reisegäste, auch Pommes führte, welche unerwartet gut schmeckten. Anschließend setzten wir unsere Fahrt fort und legten Meile um Meile der „Schnellstraße“ zwischen Da Lat und unserem Ziel zurück, unterbrochen nur durch kurze Pausen und Fotostopps, um z.B. einmal Pfefferbäume am Wegesrand zu fotografieren. Je mehr wir uns der Metropole Saigon näherten, umso dichter wurde der Verkehr und umso stärker nahm die Bebauung an der Hauptstraße zu. In der Folge verschwanden die am Wegesrand liegenden Felder fast vollständig und machten einer ununterbrochenen Kette von Häusern, Geschäften und riesigen Reklamewänden Platz. Das Verkehrsaufkommen war so hoch, dass wir teilweise nur noch im Schritttempo und nur unter Zuhilfenahme der Hupe vorwärts kamen. Wie schon in Hanoi staunt der Betrachter und wundert sich, dass trotz vermeintlichem Chaos alles friedfertig abläuft und keine Unfälle zu sehen sind. Unser § 1 der Straßenverkehrsordnung ist hier die (Über)Lebensgrundlage und wahrscheinlich auch die einzige Regel im täglichen Verkehrsgeschehen. Nach über zehnstündiger Fahrt erreichten wir unser schönes Hotel im Herzen Saigons, unweit des Flusses und der Downtown gelegen und damit ideal geeignet, um die Stadt zu Fuß zu erkunden. Smog, Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit machen dieses Unterfangen aber zu einem Härtetest, weshalb wir zum Abendessen auch mit dem Bus fuhren. Das Restaurant Batalis liegt in einem Museumskomplex und empfing uns mit Livemusik und angenehm klimatisierten Räumen. Shrimps im Sesammantel, Chicken/Gemüsesalat mit Lemongrass, Schweinerippchen auf königliche Art, Rice Pancakes im Lotosblatt, Rindfleisch mit Sesam und Nüssen und zum Dessert eine Kugel Eis mit Frozen Fruits waren die Gerichte des Abends.
 
 
17.11.11 Saigon-Cu Chi Tunnel
Nachdem wir uns am sehr reichhaltigen und leckeren Frühstücksbuffet gestärkt hatten, begannen wir mit unserer Stadtrundfahrt in Saigon. Unser erster Besichtigungspunkt an diesem Morgen war der ehemalige Präsidentenpalast, der am 30.04.1975 von den Nordvietnamesischen Streitkräften und ihrer südvietnamesischen Verbündeten eingenommen wurde und damit praktisch das Ende des Vietnamkrieges einherging. Anschließend besichtigten wir die Kathedrale Notre Dame und das architektonisch wunderschöne Hauptpostamt von Saigon. Bevor wir in den chinesischen Stadtteil Cho Lon weiterfuhren, besuchten wir das Kriegsmuseum, welches sich mit erschütternden Bildern, Fakten und zahlreichem Kriegsgerät mit den Gräuel des Vietnamkrieges auseinandersetzt. In Cho Lon angekommen, besichtigten wir zuerst den Thien Hau Tempel, bevor es auf dem größten Markt in Chinatown, dem Ben Than Markt, so manches zu entdecken, erfühlen und beschnuppern gab. Eine für uns Europäer fast unerträgliche Hitze, 35 Grad bei fast 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, machten jede weitere Aktivität zur Tortur, so das wir nach dem Mittag im gut klimatisierten


Reisebus nach Cu Chi, zur Besichtigung des berühmten Tunnelsystems, gefahren sind. Nach anderthalbstündiger Fahrtzeit erreichten wir das ca. 70 Kilometer vor den Toren Saigons gelegene ehemalige Partisanengebiet, welches ähnlich wie der Ho-Chi-Minh-Pfad an der Grenze zu Kambodscha und Laos, zu Kriegszeiten ein Symbol des Wiederstandes und Durchhaltevermögens eines ganzen Volkes wurde. Wir erfuhren alles Wissenswerte zu dem über 200 Kilometer langen und sich über drei Stockwerke hinziehenden Tunnelsystem, welches bereits während der französischen Herrschaft gegen Ende der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts entstanden ist. Um ein klein wenig die Bedingungen nachempfinden zu können, unter denen die Bewohner zur damaligen Zeit dieses System genutzt hatten, wurde ganz kurze Abschnitte etwas erweitert und für Besucher zugänglich gemacht. Selbst dieser beinahe komfortable Teil kann bei manchen Klaustrophobie auslösen und die tatsächlichen Verhältnisse waren noch viel beengter und bedrückender. Nach dieser Reise in die Vergangenheit ging es zurück in die vietnamesische Zukunft. Zurück im Hotel erfrischten wir uns kurz von der Hitze des Tages und fuhren dann ins „Maxim`s Nam An Vietnamese Restaurant“, einem sehr schönem Lokal in der Nähe des Saigon-River. Das stilvolle Ambiente umrahmte ein schmackhaftes Abendessen, welches zwischendurch immer wieder durch musikalische Darbietungen auf der Bühne kurzweilig begleitet wurde. Da unser Hotel nicht weit entfernt lag, nutzten wir den lauen Abend, um zu Fuß zum Hotel zurück zugehen und uns von dem Flair der auch jetzt noch pulsierenden, lärmenden und lebenden Acht Millionen Metropole einfangen zu lassen.
 
 
18.11.11 Saigon-My Tho-Can Tho
Ein Tag, zwei Nächte, mehr Zeit blieb uns leider in dieser faszinierenden Stadt am Saigon-River nicht für Erkundungen, denn unsere Reise ging weiter in die Reiskammer Vietnams, in das Herz und die Lebensader einer ganzen Region, ins Mekong-Delta. Unser heutiges Programm bestand zu einem Großteil aus Bootsfahrten im Delta, deshalb führte uns unser Weg nach My Tho, dem Zentrum solcherart Touristenaktivitäten. Dort angekommen, gingen wir mit einer freundlichen vietnamesischen Führerin an Bord eines Sampans, eines langen und schmalen Holzbootes mit Platz für ca. 40 Passagiere. Zur Begrüßung bekommen wir alle Kokosnussmilch in der Frucht. Während wir diese Erfrischung genießen, gleiten wir auf den braunen Wassern des Mekong an Fischfarmen, Mangroven und von Kokospalmen gesäumten Ufern vorbei hin zur kleinen Insel Quo Son, wo wir anlegen und aussteigen. Wir verkosten bei einem Imker grünen Tee mit Honig und Limette und können verschiedene Produkte auch kaufen (Gelee Royal), danach fahren wir mit kleinen Eselkarren durch ein Dorf, sehr zum Leid der Esel, aber zum Spaß der Bewohner. Im Anschluss daran gab es Ananas, Pomelo, Papaya, Mango und Brotfrucht mit folkloristischer Untermalung zu essen, bevor es mit kleineren Booten für jeweils vier Personen auf einem Mekong-Seitenarm


zurück zu unserem großen Boot geht. Das Ufer wird von Wasserpalmen und Mangroven gesäumt und man wähnt sich fernab jeglicher Zivilisation, dabei findet unweit von uns der tägliche Kampf für ein einfaches, bescheidenes Leben statt. Mit unserem großen Boot gelangen wir zu einer weiteren Insel, wo wir eine Kokos-Bonbon-Herstellung besichtigen, Kokosschnaps, Ingwer- und Stinkfruchtbonbons probieren. Das anschließende Mittagessen bei einer Bauernfamilie ist ein einfaches, aber authentisches Mahl und beinhaltet unter anderem neben dem schmackhaften Elefantenohrfisch auch Riesengarnelen, Gemüsesuppe, Rind-, Schwein- und Hühnchenfleisch sowie den obligaten Reis. Geschmeckt hat es allen sehr gut. Sehr Sehens- aber nicht Nutzenswert war die Toilette auf diesem Hof. Ein Betonpfeiler ragte ca. zwei Meter über ein großes Wasserloch hinaus, am Ende befand sich eine viereckige Öffnung im Beton, umschlossen von einer 50 cm hohen Kiste, in die man sich hinein hocken und seinem Bedürfnis nachkommen konnte. Selbstverständlich guckte dabei der gesamte Oberkörper aus der Kiste, was dem ganzen Prozedere eine besonders lustige Note verlieh und Gespräche mit zufällig anwesenden Personen möglich machte. Ein außen angebrachter Drahtkorb enthielt das Papier, ob gebraucht oder ungebraucht wurde von uns nicht eruiert. Fertig. Einfach, urban und rein biologisch. Es gibt nur eine Variante dieser Toilette, die noch einfacher ist: ins Gebüsch hocken ohne Kiste… Nachdem wir alle wieder gut mit unserem Boot in My Tho angelandet waren, ging es mit dem Bus weiter nach Can Tho, unserem heutigen Übernachtungsziel. Nach einer kurzen Erholungspause im Hotel trafen wir uns alle zu einem kulinarischen Festessen der etwas anderen Art in einem Lokal an der Uferstraße, wollten wir doch heute mal Schlange, Frosch oder Feldmaus probieren. Zur Schlange hat es dann den Meisten am Mut gefehlt, dafür hat ein Großteil unserer Gruppe Frosch und Feldmaus probiert und einhellig beides für gut und lecker befunden. Das ungewohnte Essen haben wir mit ein, zwei guten Gläschen Wein begossen und konnten als Fazit eine unbedingte Weiterempfehlung aussprechen.
 
 
19.11.11 Can Tho-Chau Doc
Heute hieß es wieder etwas zeitiger Aufstehen, wollten wir doch gleich am Morgen zu den berühmten „Schwimmenden Märkten“ von Can Tho. Nach einem reichhaltigen Frühstück checkten wir aus unserem Hotel aus und begaben uns zur Anlegestelle der örtlichen „Schnellbootarmada“. Ein Schiff war schnell geentert und wir nahmen Kurs auf den Höhepunkt des noch jungen Tages. Mit uns durchpflügten weitere Bötchen das lehmig-braune Wasser und beinahe alle hatten das gleiche Ziel. Die „schwimmenden Märkte“ sind eine lockere Ansammlung von Booten aller Größen, die ihre Produkte an langen Stangen hängend kund tun und vom Boot aus verkaufen. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Nahrungsmittel, Obst, Gemüse und ein paar wenige fliegende „Supermärkte en Miniatur“. Wir schlängelten uns durch das bunte Treiben und machten an einem Ananaskahn längsseits fest, um von den leckeren Früchten zu kosten. Nach weiteren


interessanten Beobachtungen hieß es „Volle Kraft voraus“ und wir verließen das Gewimmel der Händler und Käufer auf dem Wasser. Wir legten einen weiteren Stopp an einem „Straßenmarkt“ ein, um hier die gestern im Restaurant gegessenen Feldmäuse vor dem Garprozess zu bewundern. Nach soviel frühmorgendlichem Markttreiben ging es zurück zu unserer Anlegestelle in Can Tho. Von hier aus begann die letzte Fahrt auf vietnamesischen Straßen, welche uns nach Chau Doc führte, an die kambodschanische Grenze. Das Geschehen links und rechts der Straße bot relativ wenig Abwechslung, die wir dafür umso mehr in den Pausen genossen. Wir stoppten unter anderem an einem Hängematten-Cafe, was sehr lustig und darüber hinaus auch entspannend war. Zur Vervollständigung unserer kulinarischen Erlebnisse gab es für einige interessierte Gäste zur heutigen Mittagspause Hund zu essen. Gekocht, gebraten oder zur Wurst verarbeitet hat er nicht mal schlecht geschmeckt, wenn man erst einmal seine Vorurteile und Befindlichkeiten gegenüber dieser für Europäer unüblichen Speise überwunden hat. Derartig „gestärkt“ setzten wir unsere Fahrt nach Chau Doc fort und erreichten am frühen Nachmittag unser Hotel. Da uns noch Zeit bis zum Abendessen blieb und das Örtchen nicht wirklich viel sehenswertes zu bieten hat, unternahmen wir eine zusätzliche Bootsfahrt auf dem Mekong. Wir besichtigten eine Pangasius-Zucht bei einer schwimmenden Fischfarm und ein Cham-Dorf der einheimischen Minderheiten, welches über einen wackligen, sehr abenteuerlichen Bootssteg erreichbar war. Im Hotelrestaurant genossen wir dann noch ein letztes Abendessen in Vietnam, bevor sich jeder auf den morgigen Tag und unseren Grenzübertritt nach Kambodscha vorbereitete.
 
 
20.11.11 Chau Doc-Grenze Kambodscha-Phnom Penh
Good Morning Vietnam - und Auf Wiedersehen! Sehr zeitig am Morgen rief uns der Wecker aus den Betten, denn heute hieß es endgültig Abschied nehmen von Vietnam, einem Land, was uns in den letzten zwei Wochen gastfreundlich und offenherzig aufgenommen hatte. Wir hatten hier viele schöne Erlebnisse und wunderbare Begegnungen, haben Neues entstehen und Altes vergehen sehen und haben uns dabei immer Willkommen gefühlt. Und trotz der riesigen sozialen Unterschiede und Probleme hatten die Menschen, denen wir begegneten, meistens ein Lächeln im Gesicht und den unverkennbaren Drang, ein selbstbestimmtes und zufriedenes Leben zu führen. Unser Bus brachte uns noch die paar Meter zur Schnellbootanlegestelle, wo wir uns von unserem kompetenten, liebenswerten und sympathischen Reiseleiter Ot verabschiedeten, der uns vierzehn Tage lang in die Essenswerten Geheimnisse der vietnamesischen Küche eingeweiht und jedesmal mit den Worten „…schmeckt wuuunderbar…“ die Scheu vor dem Neuen genommen hatte. Ob Frosch, Maus oder Hund, nach seiner Meinung gehört alles in den Mund. Nach der Verladung unserer Koffer und dem Zustieg aller Gäste legen wir mit drei Mann Besatzung und 23 Passagieren an Bord Richtung Grenze ab. Mit knapp dreißig Kilometer pro Stunden huschten wir über die schmutzigen Fluten des Mekong, bis… bereits nach 30 Minuten das erste Mal der Motor erstarb. Rrrrar. Was jetzt? Unser Kapitän wusste sich Rat und hatte auch schnell das Problem lokalisiert. Es war der Dieselfilter, welcher wohl neben Diesel auch Luft zog. Fünf Minuten entlüften und


weiter ging die wilde Fahrt. Bis zum nächsten Absterben der Maschine. Bis zur vietnamesischen Grenze vollzog sich das ganze vier Mal, so dass uns ein Bootwechsel an der Grenze avisiert wurde. Nach Vollzug der Grenzformalitäten stand natürlich kein neues Boot da, denn der Kapitän hatte zwischenzeitlich mit einer vielköpfigen vietnamesischen Ingenieursanwärter-Crew das Problem in den Griff bekommen. Wurde uns von allen Seiten beteuert und ungefähr fünf Mal geschworen. Nun gut, es ist ja nur der Mekong und nicht der Stille Ozean. Wird schon gut gehen. Wir also wieder aufs Schiff und ab durch die Mitte zur kambodschanischen Grenze. Ohne Ausfall! Hut ab, dann hatten sie ja doch nicht übertrieben. Nach dem Grenzprozedere, welches ohne Probleme verlief, schnurrten wir also wieder mit vollem Speed in Richtung Phnom Penh. 80 Kilometer lagen vor uns, mit Dampf aus allen Kesseln in ca. drei Stunden zu schaffen. Wir saßen auf dem Unter- oder Oberdeck und waren so schnell unterwegs, dass wir wahrscheinlich sogar Wasserski hätten fahren können, wenn der Mekong nicht eine so schlammige Brühe gewesen wäre. Bis zum …. Rrrrar. Da war es wieder. Das Maschinenproblem. Alles erstarrte und die Gespräche erstarben. Was jetzt? Evakuieren? Frauen, Kinder und Gäste ohne Nachlassregelung zuerst? Oder vielleicht erst alle Touristen mit Stoffkoffern, Hartschale schwimmt länger? Oder doch lieber Ruhe bewahren…? Fragen über Fragen. Wir haben uns dann für letzteres entscheiden, da der Mekong hier 1,5 Kilometer breit war und Rettungsboote nicht in Sicht. Dem Kapitän war das ganze natürlich sichtlich peinlich, er löste das Problem aber auf die bisherige Art und Weise. Was soll ich sagen? Die Geschichte ist relativ schnell zu Ende erzählt. Das satte Motorbrummen erstarb noch weitere 11 Mal, wir gewöhnten uns auch ganz gut daran, nur die Durchschnittsgeschwindigkeit sank auf ganze zehn Kilometer pro Stunde, was für Wasserski dann eindeutig zu langsam war. Dafür sangen manche sogar „…eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön….“ bis circa fünf Kilometer vor Phnom Penh der „Ofen“ endgültig aus war. Man kabelte um Hilfe, welche uns dann dreißig Minuten später zuteil wurde. Ein weiteres Boot ging längsseits und übernahm unsere Koffer und uns. Wir erreichten Phnom Penh gegen 14.00 Uhr und waren immer noch guter Stimmung, obwohl das Schnellboot am Ende nur noch ein Tretboot war. Aber naja, keiner musste leiden, wir hatten Zeit und Essen und Getränke gab es auch. Man lernt auf Reisen, sich manchmal in das Unvermeidliche einer Situation zu fügen und diese mit Ruhe und Geduld zu meistern. Wir wurden am Pier in der kambodschanischen Hauptstadt schon von unserem einheimischen Reiseleiter Chan Thou erwartet, der uns in unser schönes Hotel ins Zentrum der Stadt begleitete. Alle nutzen die Annehmlichkeiten unseres neuen Zuhauses, um auszuspannen oder ein, zwei Runden im Pool zu schwimmen. Das Abendessen nahmen wir in einem Restaurant mit einheimischen Khmer-Spezialitäten ein, welche allen sehr gut mundeten. So verging ein weiterer Tag auf unserem Weg durch Indochina, nicht ohne Ecken und Kanten, aber mit jeder Menge neuer Erfahrungen.
 
 
21.11.11 Phnom Penh
Wir waren schon ganz gespannt auf die kambodschanische Hauptstadt und ihre Sehenswürdigkeiten. Da auch heute wieder ein sehr heißer Tag werden würde, machten wir uns schon am frühen Morgen auf unsere Tour durch die unter Pol Pot einstmals fast entvölkerte Stadt. Unser erster Stopp galt dem 1958 errichteten Unabhängigkeitsdenkmal am Sihanouk-Boulevard. Danach ging es weiter zum Areal des Königspalastes, welcher schon von weitem durch die sehr schöne Khmer-Architektur sichtbar ist. Verschiedene Teile der Palastanlagen sind für Besucher zugänglich, unter anderem der 100 Meter lange und 30 Meter breite Thronsaal, die königliche Schatzkammer sowie die bekannte Silberpagode und umliegende Gebäude. Der Palast, welcher in seinen Ursprüngen aus dem Jahre 1813 stammt, ist in seiner architektonischen Darstellung ein wahres Kleinod und absolut sehenswert. Er dient seit 1939 wieder als Residenz des kambodschanischen Königs. Die anschließende Besichtigung des Nationalmuseums, welches 1917


eröffnet wurde und über 5000 Ausstellungsstücke aus der Angkor/ Khmer-Zeit beherbergt, gibt uns einen guten Überblick über die religiösen und kulturellen Einflüsse der einzelnen Epochen. Weiter geht unsere Tour durch das moderne Phnom Penh, vorbei an im Bau befindlichen Hochhäusern, Schulen, Universitäten, Ministerien und breiten Boulevards. Uns erstaunt, dass wir eine relativ gepflegte Innenstadt mit breiten, guten Straßen und jede Menge großer Autos zu Gesicht bekommen, ist doch Kambodscha im Vergleich mit Vietnam ein weitaus ärmeres Land. Doch innerhalb der Grenzen der Hauptstadt ist davon gar nichts zu spüren. Sicherlich ist Phnom Penh lange nicht so prosperierend wie Shanghai, Saigon oder Bangkok, dafür ist es hier ein ganz klein wenig sauberer, ein bisschen weniger lärmend und fast „unchaotisch“. Aber es ist und bleibt natürlich eine südostasiatische Großstadt, mit allen Problemen, die man in einer solchen Stadt sucht und am Ende auch findet. Unsere letzte Besichtigung für diesen Vormittag gilt dem Wat Phnom Penh, einer Pagode inmitten einer Parkanlage, welche im Jahre 1372 durch Frau Penh, der Namensgeberin der Stadt, zu Ehren vierer von ihr gefundener Buddha-Statuen an dieser Stelle gegründet wurde. Nach der Besichtigung der Pagode und der Stupa fuhren wir nach einem kleinen Mittagessen zu unserem Hotel zurück, da es mittlerweile so heiß war, dass allen nach einer Abkühlung im Pool oder einfach nur nach Schatten zumute war. Am frühen Abend trafen wir uns alle wieder und gemeinsam machten wir uns zu einer weiteren Bootstour auf den Weg, dieses Mal zu einer Lichterfahrt auf dem Tonle-Sap-Fluss im Licht der letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Wir waren die einzigen Gäste an Bord und genossen bei kalten Getränken und angenehmen Temperaturen um die 25 Grad den rotgetönten Himmel über dem Königspalast und die sich stetig ändernden Farben der kambodschanischen Hauptstadt. Nach einer Stunde Fahrt entlang der Uferpromenaden hatte sich Dunkelheit über die Stadt gelegt und das farbige Lichtspiel der Nacht begann in allen Schattierungen. Wir gingen augenseitig satt und zufrieden an Land und begaben uns zu einem Lokal in Hafennähe, um auch bauchseitig die innere Harmonie herzustellen. Begleitet von Live-Musik bekamen wir ein vorzügliches Abendessen kredenzte, welches geschmacklich bisher ganz oben auf der kulinarischen Richter-Skala anzusiedeln war.       
 
 
22.11.11 Phnom Penh-Siem Reap
Heute wartete eine weitere Prüfung auf uns, die 320 Kilometer lange Strecke zwischen Phnom Penh und Siem Reap. Was zu Hause vergleichsweise als Katzensprung durchgehen könnte, ist in Kambodscha trotz einer bestehenden Schnellstraßenverbindung eine etwas langwierigere Sache, da die Oberflächenbeschaffenheit einen zügigen Fahrstil nur selten unterstützt. Erschwerend kamen noch die Schäden aus den Überschwemmungen des Mekong und Tonle Sap der letzten Wochen hinzu, so dass an manchen Stellen nur noch eine Schotterpiste durch überflutete Reisefelder führte. Großer Vorteil ist dafür, dass es relativ wenig Verkehrsaufkommen gibt und man nur auf Mopeds, Ochsenkarren und die Straßenränder bevölkernde Menschen und Tiere achten muss. Was generell mit einer guten, lauten Hupe zu bewerkstelligen war. Nachdem wir uns früh an einer Bäckerei mit dem Nötigsten versorgt hatten, machten wir einen ersten, kurzen Stopp an einer Raststätte mit einheimischen Spezereien. Gegrillte Spinnen, Heuschrecken,


Frösche und kleine Vögel können hier neben Obst und Getränken käuflich erworben werden. Da wir ja schon Erfahrungen mit exotischem Essen gesammelt hatten, nahmen wir das Angebot unseres Reiseleiters Chan Thou zwar zögerlich, dann aber doch mit großer Neugier an und kosteten seine mitgebrachten Spinnen. Diese waren etwa Vogelspinnengroß, gegrillt, unbehaart und sahen eigentlich nicht sehr appetitlich aus, schmeckten dafür wider Erwarten aber ganz gut. Zur Sicherheit haben wir, wie in allen Fällen vorher, einen Reisschnaps zum desinfizieren und akklimatisieren nachgeschüttet. Und siehe da, unsere Körper haben die uns fremde Speise nicht abgestoßen. Weiter ging die Fahrt entlang des Tonle Sap. Wir fotografierten Wasserbüffel, Lotosfelder, Steinmetzarbeiten in einem Khmer-Dorf sowie andere Dorfbewohner beim Fang von Aalfischen bzw. bei der Reisernte. Am Nachmittag besichtigten wir die aus dem 11. Jahrhundert stammende Naga-Brücke in Kompong Kdei, bevor wir uns bei Kompong Khleang in ein Boot begaben und schöne schwimmende Dörfer auf dem Tonle Sap besuchten, Sonnenuntergang inbegriffen. Am Abend erreichen wir unser Hotel in Siem Reap, müde, geschafft, aber auch mit einigen tollen Bildern im Kopf und auf unseren Speicherkarten.
 
 
23.11.11 Roluos Gruppe-Preah Ko, Bakong, Lolei-Banteay Srei
Nachdem wir uns ausgeschlafen hatten, stand heute der erste Tag unseres Angkor-Programmes auf dem Plan. Zu allererst fährt man zum Haupteingang der Anlage, um dort ein personalisiertes, weil mit dem Inhaberfoto versehenes Eintrittsticket zu bekommen. Derartig vorbereitet, hat man nun Zugang zu fast allen Tempelanlagen im Angkor-Areal. Natürlich immer mit Gesichtskontrolle. Soviel Ordnung muss sein. Bevor wir uns am morgigen Tag mit den vermeintlichen Hauptattraktionen Angkor Wat und Ta Prohm beschäftigen, statteten wir jetzt der alten Hauptstadt von Angkor, der Roluos Gruppe, einen Besuch ab. Wir hielten zuerst am Tempel Preah Ko, der 880 als erster Tempel der Roluos Gruppe fertiggestellt wurde und Shiva und Parvati


gewidmet war. Eine dem Tempel gegenüberliegende Steinmetzschule für Kinder erregte unsere Aufmerksamkeit und wir erfuhren mehr über die Hintergründe und die Dauer ihrer Ausbildung. Nächster in der Reihe der Roluos-Tempel war Bakong, im 9. Jahrhundert fertiggebauter Staatstempel, welcher den Berg Meru darstellt und außen komplett mit Sandstein verkleidet war. Dritter im Bunde und nächstes Ziel unserer Tempeltour war der 893 von Yasovarman 1. eingeweihte Lolei-Tempel, der ursprünglich inmitten einer Teichanlage stand und heute in einer Wat-Anlage integriert ist.  Eine kurze Mittagspause im Schatten von Angkor Wat frischt unsere Kräfte wieder auf und hält die Mittagshitze von unseren Körpern fern. Krönender Abschluss des heutigen Tempeltages ist die Anlage von Banteay Srei, der Zitadelle der Frauen. Dieser im 10. Jahrhundert errichtete Hindu-Tempel gilt als einer der schönsten und feinst-dekorierten Tempel von Angkor. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts fanden hier Restaurationsarbeiten statt, was der Anlage sichtlich gut getan hat. Nach soviel alten Steinen haben wir uns noch die Herstellung von Palmzucker angesehen, bevor es ins Hotel zurück ging. Am Abend genossen wir bei einer fantastischen Apsara-Tanzvorführung ein schönes Dinner-Buffet, bevor ein weiterer Tag unserer Indochina-Rundreise zu Ende ging.
 
 
24.11.11 Angkor Wat-Angkor Thom
Der beginnende Tag versprach ganz heiße Temperaturen und sehr viel Kultur, von den Sehenswürdigkeiten im Angkor-Areal standen heute die eigentlichen Höhepunkte auf dem Programm. Aber wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Oder treffender gesagt, eben gerade nicht. Das machte unsere Besichtigung der weltgrößten Tempelanlage zu einer echten Herausforderungen für Körper, Geist und Seele. Doch der Reihe nach. Wir begannen unsere Tour beim Tempel von Angkor Wat, dem Sinnbild und Cover-Motiv schlechthin, wenn es um diese tausend Jahre alte Tempelstätte mitten im Dschungel geht. Unser Reiseleiter Min Thol erklärte mit Hingabe und großen Fachwissen die einzelnen Reliefs, Figuren und Lotosornamente der ersten und zweiten Ebene. Wir erfuhren, woher die Buddha- und die Affengalerie ihre Namen haben. Darüber hinaus kann man seit knapp zwei Jahren auch wieder auf die dritte Ebene von Angkor hinauf, was allerdings Schwindelfreiheit und eine gute Konstitution voraussetzt, ist doch der Aufstieg über eine unglaublich steile Treppe zu bewerkstelligen. Und da es sich bei den Tempeln von Angkor um UNESCO-Weltkulturerbe handelt, ist man selbstverständlich auch nicht allein. Mit uns wogte, schob und gestikulierte eine enorme Menschenmenge, in allen Sprachen plappernd, durch die beeindruckende Anlage. Bis zu sechstausend Menschen besuchen jeden Tag das Herz des


ehemals mächtigen Khmer-Reiches, was an manchen Stellen zu unangenehmen Warteschlangen führt. So auch beim Aufstieg in die dritte Ebene. Und da das mächtige Bauwerk leider nicht an allen Ecken und Ende vor der unbarmherzig brennenden Sonne schützt, wurde uns echtes Durchhaltevermögen und Standfestigkeit abverlangt. Lohn der Mühe war dafür der faszinierende Blick aus über fünfzig Meter Höhe auf die Ebene von Angkor. Trotz 35 Grad Hitze setzten wir tapfer unsere Fahrt durch die Tempelanlagen fort. Wir betraten den Komplex von Angkor Thom durch das Südtor und besichtigten den Bayon-Tempel, der sich in drei Ebenen achtundfünfzig Meter hoch über dem Erdboden erhebt. Von den ehemals neunundvierzig Türmen sind heute noch siebenunddreißig weitestgehend erhalten. Am markantesten sind die Prasate mit den Gesichtern von Lokeshvara, die in die vier Himmelsrichtungen schauen. Ein kurzer Spaziergang zur Elefantenterrasse und zur Terrasse des Lepra-Königs beschließt das vormittägliche Programm. Wir suchen Schatten in einem Freiluftrestaurant und lassen uns erst einmal kalte Getränke und eine Kleinigkeit zu Essen schmecken. Gut gestärkt und etwas erholt geht es zum letzten Tempel des heutigen Tages, den aus Kino und Werbung weltweit bekannten „Dschungeltempel“ Ta Prohm. Hier, wo sich die Baumriesen ihr natürliches Umfeld langsam zurückerobern und dabei durch den weichen Sandstein stoßen, kann man beeindruckende Bilder von den unfreiwilligen Symbiosen von Bäumen und Gebäuden fotografieren. Die Urgewalt des Dschungels, die alles verändernde Kraft der Natur gegenüber der Vergänglichkeit menschlicher Baukunst kommt nirgendwo so deutlich zum Ausdruck wie in dieser Anlage. Noch tief beeindruckt und fasziniert von diesen Bildern treten wir unsere Rückfahrt zum Hotel an. Obwohl alle ein wenig von der Hitze und der Weitläufigkeit der Anlagen geschafft sind, möchte niemand diese Erfahrungen und Erlebnisse missen. Und nach einer kalten Dusche und einem angenehmen Abendessen im Hotel reicht bei allen noch die Kraft, um bei einem Gläschen an der Lobby-Bar in Erinnerungen an die hinter uns liegenden Tage zu schwelgen und lustige Anekdoten nochmals Revue passieren zu lassen.
 
 
25./26.11.11 Dörferfahrt-Heimreise
An unserem letzten Tag in Kambodscha gehen wir unsere Aktivitäten langsam an. Da unser Flieger von Siem-Reap über Bangkok nach Deutschland erst am Abend geht, teilen wir uns den Tag in einen Entspannungs- und einen Besichtigungsteil ein. Am Vormittag hatten alle nochmal die Gelegenheit, sich der Hitze im kühlen Wasser des Hotelpools zu entziehen. Nachdem wir am Mittag aus unseren Zimmern ausgecheckt hatten, begaben wir uns ein letztes Mal auf eine Entdeckungsreise abseits der Touristenpfade und besuchten ein einheimisches Dorf in der Nähe


von Siem Reap. Unser Reiseleiter Min Thol erklärte uns dabei die verschiedenen Baustile der Häuser und Pagoden anhand von Zeichnungen, wir bekommen Infos zur vielfältigen Nutzung von Wasserhyazinthen, u.a. zur Seilproduktion, als Wasserfilter und für medizinische Belange und erfahren, das man aus den Samen des Kapokbaumes Seife herstellen kann. Wir treffen Dorfbewohner und bekommen einen unmittelbaren Eindruck von den teilweise sehr schwierigen Lebensumständen, mit denen sich die überwiegend arme Landbevölkerung auseinandersetzen muss. Aber wir sehen trotz allem auch Hoffnung, Lebenslust und den Willen, dieses Leben gut zu meistern. Mit diesen Eindrücken fahren wir zurück in die Stadt und bereiten uns auf unseren bevorstehenden Abflug vor. Ein stärkendes, spätes Mittagessen, ein paar Gespräche über die Erlebnisse der vergangenen Wochen und schon war die Zeit herum und unser Bus brachte uns zum Flughafen. Entgegen unserem verpatzten Hinflug funktionierte dieses Mal alles einwandfrei und wir landeten pünktlich, aber etwas müde am frühen Samstagmorgen wieder in der Heimat. Damit ging eine erlebnisreiche, wunderschöne Reise durch zwei faszinierende Länder der Indochinesischen Halbinsel zu Ende.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

-toll -flott -fleißig -Ablauf wieder gegenwärtig geworden -herrliche Fotos -herzliche Grüße

Stubenrauch
29.11.2011