Reisebericht: Asien–Rundreise Vietnam und Kambodscha – Schätze Südostasiens

17.02. – 08.03.2019, 20 Tage Rundreise Südostasien: Hanoi – Ha Long–Bucht – Mai Chau – Hue – Wolkenpas – Hoi An – Saigon / Ho–Chi–Minh–Stadt – Mekong Delta – Phnom Penh – Siem Reap – Angkor Wat – Tonle Sap–See


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Land der Mopeds, der Tempel und der Lotusblumen. Ist das alles, was wir in Vietnam und Kambodscha sehen werden? Wir machen uns selbst ein Bild und reisen von Nord nach Süd durch beide Länder, um selbst unsere eigene Geschichte zu erzählen.
Ein Reisebericht von
Ngoc Anh Nguyen

1./2. Tag: Xin chao Vietnam!

Die Abenteuerlust und das Fernweh rufen uns nach Vietnam und Kambodscha. Hier heißt es endlich nicht mehr frieren!??
Reiseleiter Dung, der Mutige, nimmt uns mit einem herzlichen Xin Chao in Empfang.
Anh und das Team in Vietnam sind stolz, dass die Eberhardt-Gruppe ihre Heimat, das Land der Kegelhüte und der Mopeds, bereisen. Ein Land, das wir in unseren Gedanken vor allem mit freundlichen Menschen, grünen Reisterrassen, Schlangenschnaps aber auch mit dem Vietnamkrieg verbinden. Die nächsten zwei Wochen wollen wir uns ein eigenes Bild machen.
Im Hotel gibt es Zeit, sich vom langen Flug zu erholen. Dann wird schnell Geld getauscht. Für wenige Euros erhalten wir bereits mehrere Hunderttausend und Millionen Vietnamesische Dong. Wow! So ist also das Gefühl, einmal im Leben Millionär zu sein!
Zunächst drehen wir eine Runde um den Hoan Kiem-See, dem See des zurückgegebenen Schwertes. Einst schenkte der Himmel dem vietnamesischen König ein Schwert, um die chinesischen Feinde zu bekämpfen. Als der Kampf gewonnen war und wieder Frieden eingekehrt ist, erschien eine Riesenschildkröte und nahm das Schwert zurück. Auf einer Insel befindet sich der Jadeberg-Pagode, der über die rote Holzbrücke der aufgehenden Sonne erreichbar ist.
Genau wie die Mönche in der Pagode nehmen wir ein leichtes Abendessen ein. Mit frischen Säften oder ausnahmsweise mal alkoholfreiem Bier genießen wir ein überaus vielfältiges veganes Dinner. Gut gelaunt und doch erschöpft, kehren wir ins Hotel zurück und träumen den nächsten Abenteuern entgegen.

3. Tag: Buntes Treiben in Hanoi

Wir treffen unseren Reiseleiter Dung, der Mutige, zur Stadtrundfahrt durch Hanoi. Mit dem Bus fahren durch das edle französische Viertel und beobachten das aufregende Treiben. Bereits zum Morgenanbruch geht es in der Hauptstadt so richtig ab. Millionen Mopeds fahren Mal gemeinsam in einer Traube wie eine Ameisenarmee und das andere Mal kreuz und quer durcheinander. Hier müssen doch ständig Unfälle passieren, denken wir uns. Doch das Chaos hat sonderbarerweise seine Logik und scheint zu funktionieren.Wie jeder Vietnamese weisen wir Onkel Ho die Ehre und halten als erstes am Mausoleum von Ho Chi Minh. Onkel Ho, wie Einheimische ihn nennen, wird vom ganzen vietnamesischen Volk hoch geachtet und geliebt... er habe geweint angesichts der Armut im Land und habe die Freiheit und Einigkeit gebracht. So thront auch der Schriftzug: Nichts ist wertvoller als die Freiheit über seine Grabstätte. Onkel Ho wurde 1890 als Nguyen Sing Cung geboren. Er reiste viel auf der Welt, unter anderem auch nach Frankreich, England, USA, Sowjetunion und China. In Frankreich trat er 1920 der Kommunistischen Partei bei. In Moskau und Goangzhou bildete er sich fort, wo er mit weiteren Vietnamesen die Gründung der Kommunistischen Partei Vietnams organisierte. Im Jahre 1941 wurde er zum Anführer und zur Symbolfigur der vietnamesischen Unabhängigkeitsbewegung. Von 1955 bis zu seinem Tod im Jahr 1969 war er Präsident von Vietnam. Im Laufe seines Lebens nahm er viele Aliasse an. Ho Chi Minh bedeutet Derjenige, welcher die Erleuchtung bringt. Im Mausoleum herrscht strenge Sicherheitskontrolle und absolutes Fotoverbot. Im Entenmarsch dürfen wir sein balsamierten Leichnam anschauen und ihn im Herzen grüßen.Nun geht es am Präsidentenpalast vorbei, in dem noch heute Staatsgäste empfangen werden. Schließlich gelangen wir zum alten Wohnhaus des legendären Politikers. Es gibt ein schönes gelbes Gebäude mit Schlafzimmer, Wohn- und Arbeitszimmer sowie getrenntes Esszimmer. Doch wir sehen, dass er gern einfach und bescheiden lebte, die Ruhe und die Natur liebte. So bevorzugte er das Holzpfahlhaus, wie er es bei den ethnischen Minderheiten in den Bergen kennenlernte.Zu Fuß spazieren wir bis zur Ein-Säulen-Pagode. Dung beschreibt uns, dass die Ein-Pfahl-Pagode, wie sie auch genannt wird, die Form einer Lotusblume gebaut ist. Die Lotusblume ist das Leitsymbol im Buddhismus. Der Legende nach erschien dem kinderlosen König Ly Thai To im Traum eine auf einer Lotusblüte sitzende Göttin und überreichte ihm einen Sohn. Als er kurzer Zeit später tatsächlich Vater wurde, ließ er diese Pagode aus Dank erbauen. Die Lotusblume ist eine wunderbare Blume, die in Seen und feuchten Moorgebieten wächst. Obwohl sie aus dem dunklen Moor kommt, sind ihre Blätter und Blüten stets rein und wunderschön.Von der Pagode geht es hinüber zum Tempel der Literatur, welcher zu Ehren von Konfuzius errichtet wurde. Dieses konfuzianische Hauptheiligtum war die erste Universität von Vietnam. Vor fast 1000 Jahren (1070) ließ Kaiser Ly Thanh Tong diese Van Mieu-Pagode erbauen. In der Ly-Dynastie begann die konfuzianische Glaubenslehre den Buddhismus zu verdrängen und Van Mieu entwickelte sich zum intellektuellen und spirituellen Zentrum des Königreiches. Wir finden 82 verbliebene Steinstehlen, getragen auf den Panzern von steinernen Riesenschildkröten. Schildkröten symbolisieren ein langes Leben. Auf den Steintafeln sind die Examina, die Namen der 1036 erfolgreichen Absolventen sowie deren Lebenslauf eingemeißelt. Es ist nicht verwunderlich, dass dieser Platz ein würdiger Ort ist, den man zu besonderen Anlässen aufsucht. Und so werden wir Zeugen eines farbenfrohen Ereignisses: Absolventen feiern ihren Abschlusses ihrer Ausbildung, in der festlichen Kleidung, die Mädchen im „Áo dài" (langes Oberteil). Gegenseitiges fotografisches Festhalten ist im Gange.Inzwischen knurrt uns der Magen. Die kleine Garküche gegenüber vom Tempel ist leider geschlossen, denn die Familien feiern bis heute noch das Tet-Fest. Dies ist das größte und wichtigste Familienfest des Jahres, wie Weihnachten in Europa. Also empfiehlt uns Dung ein Stübchen in der Altstadt. Unser landestypisches Mittagessen heißt „Bun Cha" - Reisnudeln mit gegrilltem Fleisch vom Kohlegrill und Frühlingsrollen. Was darf nicht fehlen? - Die Fischsoße natürlich. Wie die Einheimischen sitzen wir auf den kleinen Plastikhockern und schlürfen unsere Nudeln.Familie Nguyen ist schon ganz aufgeregt und erwartet unsere Gruppe zum Tee. Opa Nguyen stellt voller Stolz seine Werkstatt/Wohnstube und den Familienaltar vor. Der Ahnenkult ist eines der Mittelpunkte im vietnamesischen Alltag. Erinnere dich stets an die Quelle, von der das Wasser stammt, heißt sein Motto.Anschließend setzen wir das Abenteuer mit der Rikscha fort. Wir sind mittendrin im Trubel der Altstadtgassen: Verkehr, der auf den ersten Blick chaotisch und regellos erscheint, das Leben spielt sich links und rechts auf der Straße im Freien ab: Garküchen, Frisör, Handel oder sogar Fintessstudios... Das Staunen hört nicht auf. Mopeds über Mopeds, ganze Familien finden darauf Platz und Transportvarianten von schier ungeheurer Kreativität... Kreativ sind auch die Puppenspieler im Wasserpuppentheater. Eine imposante Darbietung; schwere Holzpuppen zeigen uns Episoden aus dem bäuerlichen Leben und der Sagen- und Geschichtenwelt Vietnams. Das Rätsel: wie funktioniert das? - Die Künstler unsichtbar, bewegen die Puppen und stehen dabei hüfttief im Wasser. Nachdem die Kulisse und damit das Geheimnis gelüftet ist, spenden wir reichlich Beifall.Den Abend schließen wir ab mit einem leckeren Dinner mit DER vietnamesischen Nudelsuppe Pho sowie dem besagten Gericht Cha Ca La Vong (Schlangenkopffisch). Letzteres Gericht wurde von einer amerikanischen Zeitschrift in die Liste 1.000 Dinge, die man vor dem Tod erlebt haben sollte, aufgenommen.

4. Tag: Weltwunder Halong–Bucht

Die nächste Destination ist eine der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten Vietnams, die Halong Bucht - eine bizarre Welt aus 1969 emporragenden Karstfelsen. An einer Werkstatt bestaunen wir die Geduld und Geschicklichkeit der fleißigen Sticker, Näher und Lackierer. Diese Produkte werden von Familien fertiggestellt, die vom Entlaubungsmittel Agent Orange betroffen sind. 65 % des Umsatzes geht dann an die Familie des fleißigen Produzenten. - Ein tolles Projekt!Nach und nach verlassen wir die bewohnten Städte und sehen die ersten deutlichen Karstberge links und rechts. Wir sind schon sehr gespannt, diese aus der Nähe zu sehen. Gegen Mittag erreichen wir den Hafen von Tuan Chau und gehen an Bord unserer Dschunke. Oh, unsere Kreuzfahrt auf der atemberaubenden Landschaft kann beginnen! Schon bei einem leckeren Mittagsbuffet mit Fisch und Meeresfrüchten sind wir alle beeindruckt, natürlich auch von der malerischen Wasserlandschaft. Zahlreiche Karstfelsen mit unterschiedlichen Formen wie Riese, Papagei und Schildkröte ragen aus dem Wasser hervor. In der Gegend der Halong-Bucht gab es anfangs nur drei Metallschiffe vom Staat. Inzwischen fahren bereits ca. 400 Schiffe, fast alle werden privat finanziert. Von 1965 bis 1973 Kriegsschauplatz, ist sie heute Touristenmagnet Nummer Eins und gehört seit 2011 zu einem der neuen Sieben Naturweltwunder.Am Nachmittag bietet sich die Möglichkeit, das schwimmende Dorf Cua Van per Bambusboot zu erkunden. Danach können wir selbst an einer anderen Stelle in das kühle Wasser der Bucht hinabtauchen. Es fühlt sich fast wie die Ostsee an, nur ist es hier weniger salzig.Zurück an Bord werden wir in die Grundlagen der vietnamesischen Kochkunst eingeführt. Alle dürfen dabei mitmachen, Frühlingsrollen um die Wette rollen oder zumindest zum Schluss naschen. Unsere Crew richtet zwischenzeitlich ein delikates Abendessen mit weiteren tollen Meeresfrüchten her. Willi angelt sich sogar selbst den Tintenfisch zum Abendessen, bravo!

5. Tag: Schwesterherz in Ninh Binh

Der Morgen auf See setzt das Schauspiel der Natur fort. Zum Tagesbeginn gießen die angenehme Ruhe und den frisch gebrühten Kaffee. Jetzt gibt es die Möglichkeit, die große Tropfsteinhöhle Tien Ong (Guter Großvatergeist) zu besuchen. Sie ist wahrscheinlich ein Wunderwerk von Skulpturen in Form von Tropfsteingebilden und Auswaschungen, welches die Natur über Zeiträume von Jahrhunderten erschaffen hat. Vorhang auf für Mutter Natur! Erstaunlich, dass die Staltagmiten und Stalagtiten alle 7 - 10 Jahren nur ca. einen Millimeter wachsen.
Zurück an Bord schlemmen wir vom köstlichen Brunchbuffet, während unser Schiff geradewegs auf den Hafen zusteuert. Vorbei an den „sich küssenden Felsen" verabschieden wir uns von dieser tollen Naturkulisse.Durch das Delta des Roten Flusses kommen wir am Nachmittag zur Trockenen Halong-Bucht in Ninh Binh an. In dem Naturschutzgebiet Van Long werden wir mit traditionellen Sampan-Booten gestakt. Sampan bedeutet drei zusammengebundene Holzplatten... eine leicht wackelige Angelegenheit, doch alles hält. Wir durchqueren sogar eine Höhle im Wasser. Nachher entspannen wir in der schönen Resort Anlage Emeralda in Ninh Binh. Den verschiedenen Pools haben wir in Lichtgeschwindigkeit erobert und probieren am Abend die lokale Spezialität: in Reispapier gewickeltes Ziegenfleisch. Guten Appetit!

6. Tag: Idylle in Mai Chau

Heute wollen wir die Berge Vietnams erobern und eine vierstündige Fahrt steht uns bevor. Langweilig wird es unterwegs keinesfalls. Die waghalsigsten Beladungskünste bringen uns zum Staunen: dutzende Eierpaletten, Schweine und sogar Meter lange Schläuche werden auf winzigen Mopeds oder steilhohen LKWs transportiert. Herrlich! Nach und nach verändert sich die Landschaft: Die Häuser werden seltener, wir sehen Reisfelder, auf denen viele Gräber quer durcheinander stehen und langsam sind auch schon die ersten grünen Berge zu sichten. An einem Straßenrestaurant halten wir für eine Kaffee- und Toilettenpause und staunen nicht schlecht über selbst gebrannte Schnäpse mit eingelegten Ming Aralia-Wurzeln. Alles steigert wohl die Potenz der Männer...Schließlich geht es bergauf in die Provinz Hoa Binh auf ca. 1.200 Meter Höhe. Oben auf dem Pass legen wir eine Rast mit Blick auf das Tal von Mai Chau. In der Provinz leben etwa 1 Millionen Einwohner. Die Menschen hier sind sehr arm, sie leben nur von ihren selbst angebauten Erzeugnissen, Fischfang, Jagen und Sammeln oder leider auch vom illegalen Drogenanbau. Tourismus gibt es erst seit wenigen Jahren, denn wer außer uns verläuft sich schon hierher?Unter einem Pfahlhaus nehmen wir bei einer Familie der Thai-Minderheit das Mittagessen ein. Wow, es schmeckt hervorragend! Obwohl es nur ein einfaches Bauernessen sei, schmeckt es uns fast besser als im Restaurant. Gemütlich schlendern wir durch das Dorf entlang der Reisfelder. Ui, die friedliche Stille tut unserer Seele gut, doch langsam tuen uns die Füße weh. Also erobern wir in Lichtgeschwindigkeit den Pool und genießen einen herrlichen Ausblick auf die goldenen Reisfelder vom Balkon aus. Die Minderheit Thai lebt seit mehr als 2.000 Jahren in Vietnam und haben sich vor allem in den Bergen angesiedelt. Man unterscheidet die Schwarzen und die Weißen Thais, ursprünglich ist die Trennung auf die dementsprechende farbige Kleidung der Frauen zurückzuführen. Allerdings tragen die Weißen Thais auch heutzutage schwarze oder indigoblaue Trachten mit weißen Schärpen. Sie sind größtenteils in der Region von Mai Chau zu finden. Zum Abschluss zeigen uns die Thai-Tänzer beschwingt ihren Bambusstangen-Tanz mit Reisschnaps vom Bambusrohr.

7. Tag: Abschluss im Norden

Ausschlafen, genüsslich frühstücken - oh, so könnte jeder Tag beginnen. Auf dem Weg zum Flughafen sehen wir oft kleine Bauten inmitten der Reisfelder gesehen; wir erfahren: in diesen Grabstätten auf diese Weise Angehörigen die letzte Ruhe zu gönnen, war bisher auf dem Land der Normalfall, jedoch ist es nunmehr verboten. Jetzt werden die Grabstätten auf Friedhöfen in Eigenregie errichtet und gepflegt. Eine Verwaltung, die das Umfeld und die Infrastruktur betreut, ist noch im Entwickeln begriffen.In einem Orangengarten legen wir die Mittagspause ein. Anh hat zuvor gegrillten Lila-Klebreis im Bambusrohr mit Erdnüssen und Salz mit, ein paar gekochte Enteneier und kleine Landgurken vom Bauern gekauft. Alles ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber eine Probe wert.Am Flughafen Hanoi verabschieden wir uns von unserem Reiseteam im Norden und freuen uns auf neue Abenteuer in Zentralvietnam. Am Abend erreichen wir das beliebte Städtchen Hoi An. Schnell wird uns klar, warum das so ist. Kleine Häuser mit moosbewachsenen Dachziegeln, unzählige bunte Lampions aus Seide und ein Flair wie um 1800.

8. Tag: Romantisches Hoi An

Reiseleiter Ngoci begrüßt uns zum Spaziergang durch Hoi An. Dieses Städtchen war der Treffpunkt ausländischer Händler, die zwischen dem Nordost und Südostmonsun in dem Hafen blieben, bevor sie in ihre Heimatländer zurückkehrten. Gehandelt wurde mit Porzellan, Medizin aus Japan und China sowie Uhren und Waffen aus Europa. Die Blütezeit feierte Hoi An zwischen dem 15. - 18. Jahrhundert. Als das US-Handelsembargo gesetzt wurde, wurde der Handelshafen komplett eingestellt. Später im 20. Jahrhundert wurde dieser von der neuen Stadt Danang abgelöst. Inzwischen ist das Haupteinkommen der Einwohner der Tourismus. Die Altstadt wurde glücklicherweise nie vom Krieg zerstört, weswegen es von der UNESCO zur Weltkulturerbe ernannt wurde.Wir bewundern ein Hochzeitspaar vor der Japanischen Brücke. Das Paar ist allerdings noch nicht verheiratet verrät Ngoci. Sie machen schon vorher hübsche Paarfotos, um sie auf der Hochzeitsfeier den anderen 600 geladenen Gästen präsentieren zu können. Dadurch wird auch sicher gestellt, dass die Gäste auf der richtigen Feier erscheinen, wenn mehrere gleichzeitig stattfinden sollten, ha, ha...Im über 128 Jahre alten Haus von Herrn Duc An gehen wir in das Wohnzimmer. Die Apotheke und der Hausaltar im Wohnzimmer stehen nach der Überschwemmung im vergangenen November wieder im Trockenen. Aber der Hausbesitzer kennt es schon, das passiert jedes Jahr und man stellt an den Tagen alle Möbel so hoch wie möglich, der Rest ist fast Routine. Der für Hoi An typische Innenhof inmitten des Hauses versorgt die Räumlichkeiten mit Licht und frischer Luft. Der Hausbesitzer zeigt mir das Bild von seinem Opa mit dem Präsidenten Ho Chi Minh und General Vo Nguyen Giap aus dem Jahre 1927, als sie hier in dem Haus die Kommunistische Partei Vietnams gründeten.Nächster Stopp: Versammlungshalle der Chinesen aus Kanton. Ursprünglich diente diese Anlage als Treffpunkt der eingewanderten Chinesen und manchmal auch als religiöses Zentrum zur Verehrung der Meeresgöttin. Im Inneren steigt uns sofort Weihrauchduft in die Nasen. Viele Räucherspiralen mit Wunschzetteln hängen an der Decke der Pagode. Man glaubt, dass der Weihrauch die Wünsche hinauf zur Himmelsgöttin trägt und so in Erfüllung gehen.Die Stadt Hoi An ist landesweit bekannt für die Weberei und Schneiderei. Manch einer aus der Gruppe lässt sich in Windeseile Kleider, Jacken und Hosen nähen, die wie angegossen sitzen. Oh ja, all die Kurven und Ecken werden gut betont. *Zwinker* Wir gönnen uns auf einer Minikreuzfahrt entlang der Kanäle mit Wasserpalmen und Eisvögel eine Pause, schlendern nachher heiter durch die bunten Gässchen oder testen den einladenden Hotelpool und tuen einfach einmal nur die Füße hochlegen.

9. Tag: Über den Wolken–Wasserpass

Auf der Nationalstraße 1 fahren wir in Richtung Norden. Unser Chauffeur schlängelt durch die Stadt Danang, sodass wir die Drachenbrücke sehen können, die an Wochenende sogar Feuer spucken kann. Da Nang ist die viertgrößte Stadt Vietnams und durch seinen Naturhafen zum Pazifischen Ozean auch eine wichtige Handelsstadt. Außerdem ist sie die Stadt des Marmors. Früher baute man zahlreiches Marmorgestein von den sogenannten Fünf-Marmorbergen. Inzwischen sind die Vorräte ausgeschöpft und diese Berge wurden heilig erklärt. Das Handwerk des Steinmetzes bleibt hingegen bestehen und lässt uns riesige feingearbeitet Steinfiguren bewundern.Der Wasser-Wolkenpass Hai Van bildet die natürliche Grenze und Wetterscheide zwischen Nord- und Süd-Vietnam. Er ist etwa 20 Kilometer lang und erreicht 496 Meter Höhe. Auf der Passhöhe angekommen, gestehen wir, dass Pass seinen Namen alle Ehre macht. Auch auf der anderen Seite des Passes bleiben die Wolken hängen. Die Wellen sind recht hoch, die Unterströmung ist extrem stark, sodass wir leider nicht am feinen Sandstrand baden können. Also stellen wir nur unsere Füße in die sogenannte Ostsee und brechen wir auf in die Kaiserstadt Hue.

10. Tag: Auf den Spuren der Kaiser

Der Tag widmet sich ganz der Geschichte, Kultur und Architektur, wovon die ehemalige Hauptstadt Hue einiges zu bieten hat.
Wir beginnen mit dem ersten Wahrzeichen: die Thien Mu-Pagode. Hier erfahren wir, dass der Lachende Buddha der Buddha der Zukunft ist. Er hat nur große Ohren und einen dicken Bauch, weil der die Hilferufe der Menschen hört und die Sünde der Menschen isst, um sie auf dem rechten Weg zur Erleuchtung auf Erden zu begleiten. Dann lauschen wir der Geschichte vom letzten König Diem sowie von dem legendären Mönch Thich Quang Duc, der 1963 mit diesem Auto nach Saigon fuhr und sich dort öffentlich selbst verbrannte. Er protestierte damit gegen die Verfolgung der Buddhisten und fand, trauriger Weise, auch einige Nachfolger, die seinem Beispiel folgten. Zum Glück ist das alles lange her und die vietnamesische Bevölkerung darf ihre Religion frei ausüben, egal welche sie annehmen oder ob sie atheistisch bleiben mag.Unterwegs kauft uns Ngoci ein paar interessante Früchte zur Kostprobe: die Longan-Frucht, die wie Drachenaugen aussieht und die leckere rote Ramputan-Frucht.Die beeindruckende Zitadelle prägt noch heute maßgeblich das Stadtbild. Vor noch nicht allzu langer Zeit herrschten in diesem riesigen Areal mächtige Kaiser der Nguyen-Dynastie. Mit dem Bau der Zitadelle 1802, veranlasst von Kaiser Gia Long, begannen die glorreichen Tage von Hue. Vor dem Palast steht der Flaggenturm mit der Königsflagge, die auf drei Stufen steht. Die Stufen symbolisieren die drei wichtigen Bedingungen für ein König: Volk, Erde und Himmel. Hue erlebte eine der blutigsten und längsten Schlachten im letzten Vietnamkrieg, der kaum vorstellbar, aber bekanntermaßen länger als der 2. Weltkrieg andauerte. Wenigstens aufgrund des religiösen und kulturhistorischen Status verbot es sich für die Amerikaner, die Stadt zu bombardierenden, so wurde im Häuserkampf vorgegangen. Die Zitadelle konnte jedoch nicht eingenommen werden; daher setzten sie doch gezielte Bomben-und Napalm-Abwürfe gegen Zitadelle und Kaiserpalast ein. Wir sehen nicht nur in den Ausmaßen überwältigende Anlagen, wir sind Zeugen des sich im Gang befindlichen und noch lang währenden Prozesses des Wiederaufbaus und der Restauration, mit staunenswerten Resultaten... Damals war das Innere von einer lilanen Mauer umringt, die heute leider nicht mehr steht. Aber der Name Purpurne Verbotene Stadt ist ihr erhalten geblieben. Anders als in China ist der vietnamesische Kaiserpalast kleiner, dafür grün bepflanzt, er besitzt eine Halle der Ahnenverehrung und eine Pagode. In den Anlagen des Palastes zeigt Reiseleiter Ngoci uns die Charakteristiken des Baustils, die sich größtenteils an die Feng-Shui-Prinzipien richten. Beispielsweise kommt ein Drache selten allein, sondern immer mit einer Wolke und hinter jedem Eingang gibt es eine Stufe oder besser noch eine Geistermauer. Geister sind nach vietnamesischer Vorstellung dumm und können sich nur geradeaus auf einer Ebene bewegen. Na, wenn all das keine bösen Geister fern hält... Oder im vietnamesischen Zuhause werden die in Deutschland genannten Hausdrachen hier Hauslöwinnen bezeichnet. Ngoci weiht uns in die interessanten Geschichten des Kaiserlebens ein. Es gibt viel zu hören, was kaum in einer schriftlichen Lektüre nachzulesen ist. Am besten merken wir uns, dass niemand den Kaiser ins Gesicht blicken durfte, ihn auch besser nicht verärgern sollte und dass seine Konkubinen nackt in Teppichen eingerollt wurden, um keine Waffen verstecken zu können. Ansonsten würden drei Generationen des Schuldigen geköpft werden. Zack, zack, ab!Wir machen nochmal einen Zeitsprung nach vorn und begeben uns in die Zeit des vorletzten Königs. 143 Jahre lang regierten dreizehn Kaiser der Nguyen-Dynastie in Hue, umgeben von einem feudalistischen Hofstaat chinesischer Prägung, zuerst in glanzvoller Pracht, dann in Dekadenz und letztendlich in Unterwerfung unter die Kolonialmacht Frankreichs. Khai Dinh war der zwölfte und vorletzte Kaiser, dessen Grabanlage wir uns genauer ansehen wollen. Wo die Trauer lächelt, und die Freude weint - Treffender kann man die Stimmung dieser Orte kaum wiedergeben. Die großzügig angelegte Anlage in einem Park repräsentiert einen völlig anderen Baustil als der Kaiserpalast. Sehr groß und prunkvoll wurde sie auf einem Berg errichtet. Wir steigen zahlreiche Stufen hinauf, um ein originalgetreues Abbild aus Gold von ihm zu sehen, dem vorletzten Nguyen-Kaiser, der nur noch eine Marionette der Franzosen war. Unverkennbar ist das Zusammenspiel aus japanischen, chinesischen und europäischen Einflüssen der grandiosen Anlage, welche über 10 Jahr lang gebaut wurde.Nach so viel Geschichte haben wir uns heute einen schönen Abend verdient. Wir gönnen uns eine befreiende Massage, denn die Pflege des Körpers und der Seele darf nicht zu kurz kommen. Unser kaiserliches Abendessen wird mit folkloristischer Livemusik untermalt und wir lernen traditionelle Instrumente kennen 36-Saiten Tam Thap Luc, zwei Teetassen sowie das berühmte Instrument Dan Bau mit nur einer Saite. Zugabe!

11. Tag: Kosmopolitisches Saigon

Ein letzter Inlandsflug bringt uns in kürzester Zeit in die junge Stadt Saigon. Die Metropole Saigon mit ca. 10 Millionen Einwohnern trägt seit 1976 offiziell den Namen Ho-Chi-Minh-Stadt. Trotzdem ist der Name Saigon bis heute noch in aller Munde, schließlich hieß sie über 300 Jahre lang so. Die größte Stadt Vietnams mit zehn Millionen Einwohnern, davon ca. 500.000 Chinesen, ist die erste Stadt in Vietnam, in der eine U-Bahn gebaut wird. 2018 soll sie fertig sein, zuerst entsteht eine Nord-Süd-Verbindung und später eine Ost-West. Wir sind gespannt.Dieses Mal empfängt uns eine Dame mit Herzlichkeit und begleitet uns ins Zentrum. Huong zeigt uns den trubelhaften Cho Lon-Großmarkt im chinesischen Viertel. In einer traditionellen Apotheke schnuppern wir an getrockneten Früchten, Kräutern und Wurzeln. Auch lassen wir uns die herrlichen Kolonialbauten aus französicher Zeit nicht entgehen. Wir bestaunen die berühmte Kathedrale Notre Dame aus dem Jahre 1880, Saigons erste Kirche, sowie das Hauptpostamt. Hier tobt das Leben. Es gibt viele Telefonzellen und Schalter, an denen die Vietnamesen ihre Behördengänge erledigen können, außerdem einen großen Bereich mit Souvenirs, wo wir wiederum fündig werden.Ein abendlicher Spaziergang führt uns durch die belebten Straßen zur Nationaloper und zum Rathaus, die herrlich beleuchtet sind. Auf einer Dachterrasse bekommen wir den Lichterglanz der Stadt in voller Pracht zu bewundern und lernen im Grillrestaurant dabei die vietnamesische Jugend kennen. Das am Tisch selbstgezapfte Tigerbier bereitet auch bei uns große Freude. Auch ohne Alkohol kommt man mit frischem Smoothie oder erfrischendem Lemon-Soda auf seine Kosten.

12. Tag: Saftiggrünes Mekong–Delta

Wir beginnen den Tag mit einer guten Tat: dem Ehren von Buddha in der Pagode der 1.000 Buddhas. Huong erzählt uns die Geschichte vom Elefanten und dem Tiger. Der Elefant symbolisiert die Tugend und das Wissen, während der Tiger für die Kraft steht und der Mensch mit Weisheit stärker als ein Tiger sein kann.Raus aus dem Großstadttrubel und ab in die idyllische Natur! Per VIP-Holzboot schippern wir auf dem Mekong. Vom Himalaya kommt er, der Mekong und hier breitet er sich als Deltalandschaft ins Meer aus. Wir legen wieder an, die Frauen leisten nicht nur Kraftarbeit, sondern außerordentliches Geschick im Steuern, vor allem in den engen Stellen beim Begegnen. Wussten Sie, dass wir hier auf einem Teil des Ho Chi Minh-Pfades fahren, wo damals Waffen und Nahrung für die Viet Cong transportiert wurden?Wir halten in einem kleinen Dorf und bummeln zu einer Familienfabrik. Was die Dörfer mit den Städten gemein haben sind definitiv Handy, Fernseher und Mopeds. Drei weitere Sachen gibt es aber im Mekong-Delta besonders viel: Kokosnüsse und Honig; beides, Honig und Kokos sowie Reis, sind Grundlage für die Bonbonherstellung, die wir gleich beobachten können. Alles ist Handarbeit. Es wird geknetet, gerollt, geschnitten aufgereiht und akribisch einzeln eingewickelt. Die Außenhülle mit lackiertem Bonbonpapier, die innere aber kann man mitessen, sie zergeht im Munde. Der Popreis oder das gegrillte Reispapier haben uns ziemlich gut geschmeckt *schwärm*.
Die Wasserlandschaft wird immer enger, der tropische Wald scheint über uns zuzuwachsen bis wir den Umstieg in die Sampas meistern. Das sind kleine Boote, die von Frauen durch die Fließe gestakt werden, wie im Spreewald, nur komplett anders! Mangroven, Palmen... Unterschiedliche Wasserstände formen aus dem lehmhaltigen Boden bizarre Uferzonen, ausgespülte Wurzeln.
Im Garten eines Bauern sehen wir eine schwere Frucht mit den Stacheln, die an den Baumstämmen herunterhängt und an eine Waffe erinnert. Dies ist die Jackfrucht. Aus dem Holz der Pflanze werden die Wasserpuppen geschnitzt. Innen duftet sie sehr aromatisch nach Ananas, Apfel und Banane. - Eine wirklich exotische Mischung!
Zum Mittag besuchen wir ein kleines Gartenrestaurant. Sie haben eine Spezialität für uns angekündigt: Elefantenohrfisch - Überraschend lecker und gar nicht fischig!Während wir abends am Fluss die frische Brise genießen, muss Dagmar eine Begegnung mit dem vietnamesischen Krankenhaus machen. Es ist hier alles anders als in Deutschland, die Blutdruckmessung übt die Schwester eben nur bei liegenden Patienten. Wider erwartend ist auch die ärztliche Untersuchung schon nach wenigen Minuten fertig, Diagnose ist gestellt und eine Liste Medikamente sind ebenfalls inbegriffen. Spottbillig die Behandlung, der Arzt macht es sogar kostenfrei und fast genauso günstig sind die Medikamente zu haben.

13. Tag: Buntes Markttreiben und friedliche Mangroven

In Can Tho dürfen wir am nächsten Morgen selbstverständlich die Faszination des "Schwimmenden Marktes" nicht verpassen. Heute wird mal nicht ausgeschlafen, denn reges Markttreiben ist auf dem Cai Rang-Markt, dem größten schwimmenden Markt im Mekong-Delta, zu beobachten. Dichtes Gewusel von kleinen Booten bis zu großen Schiffen, die alle voll beladen mit den unterschiedlichsten Lebensmitteln sind, bilden die interessante Kulisse. Berge an Obst und Gemüse transportieren die Händler auf ihren Holzbooten. Auch "wandelnde" Heißküchen gab es hier und da auf dem Wasser, selbst die Haare kann man sich hier schneiden lassen. Eine herrliche Szenerie! Nach der Bootsfahrt gehen wir am Markt An Binh, zu Deutsch Frieden, vorbei. Die Fischabteilung ist ein äußerstes Spektakel, denn fast alles lebt noch! Aber es gibt auch getrocknete Meeresfrüchte wie Seepferdchen bis hin zu getrockneten Eidechsen und gleich nebenan Kaffee... Unser Lebensmittel Horizont hat sich während der Reise definitiv erweitert...Schließlich geht es weiter nach Chau Doc an die Grenze zu Kambodscha. Bevor wir aber hier ankommen, halten wir noch für eine Kaffeepause auf der Strecke. Hier gibt es auch eine kleine Krokodilfarm, die wir besichtigen. Beim Geist des Reichtums (einer vietnamesischen Raststätte) stärken wir uns mit Nudelsuppe, Bratnudeln sowie decken uns mit reichlich Keksen und Nüssen ein. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Eukalyptus-Mangrovenlandschaft von Tra Su. Mit einem kleinen Holzboot gleiten wir ruhig entlang einer idyllischen Landschaft von Lotus über zu einem dichten Bett aus grünen Wasserhyazinthen und Eukalyptuswald. Links und rechts singen die Vögel, klappern die Störche auf ihren Nestern in den Baumkronen und manchmal laufen die kleinen gefiederten Geschöpfe wortwörtlich auf dem Wasser bzw. dem Hyazinthenbeet. Leider ist der Wasserstand sehr niedrig geworden, dabei ist es erst der Beginn der Trockenzeit. Aber die letzte Regenzeit hat wenig Wasser gebracht, sagt uns der Bootsfahrer. Viele Bäume stehen schon im Trockenen und drohen abzusterben. Wenn es so weiter geht, dann muss Wasser von naheliegenden Stauseen abgelassen werden.In Chau Doc beziehen wir unser vietnamesisches Hotel. Es läuft wirklich sehr vietnamesisch ab, alles ein bisschen kleiner, langsamer und chaotischer - doch es läuft und die Zimmer sind zwar einfach, aber sauber für uns bereitgestellt. Im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung sind unsere Ikea-ähnlichen Zimmer doch ein Luxus. Müde vom langen und erlebnisreichen Tag kuscheln wir uns in unsere Nester.

14. Tag: Willkommen in Kambodscha!

Zur Herrgottes Frühe heißt es Standortwechsel; Koffer identifizieren und verladen. Wir düsen mit dem Schnellboot auf dem großen Mekong, Mutter aller Flüsse. Ca. 140 km Wasserweg trennen uns von der kambodschanischen Hauptstadt. Bei unserem ersten Stopp erreichen wir die vietnamesische Grenze und steigen hier kurz aus, um unsere Ausreisestempel einzuholen. Ganz bequem erledigt die junge Bootsreiseleiterin alle Papiere für uns. Kurze Zeit später erreichen wir die kambodschanische Grenze. Nach kurzem Plausch mit den Grenzbeamten bei der Passkontrolle bekommen wir den Einreisestempel und merken, dass der Grenzübertritt hier gar nicht so streng ist. Bei manchen darf die Gesichtskontrolle fehlen. Es gibt keine Gepäckskontrolle, keine Flüssigkeitenvorgaben, nada...Tja, willkommen in Kambodscha, dem Land der Lotusblüten! Die Landschaft ist nun weniger dicht besiedelt. Hin und wieder sieht man am Ufer Bauern und Kinder im Wasser baden. Bald kommt die Silhouette der kambodschanischen Hauptstadt in Sicht und am Ufer erwartet uns schon unser neuer Reiseleiter Wat, wie Angkor Wat.Der restliche Tag steht uns heute zur freien Verfügung und so nutzen viele von uns die Möglichkeit ein Stück Törtchen zu naschen, am Swimmingpool zu entspannen und auf eigene Faust bereits die Stadt zu erkunden. So ein bisschen Entspannung tut uns nach den doch anstrengenden Tagen sichtlich gut. Wissbegierige kommen dennoch auf ihre Kosten, denn Wat führt uns durch das berüchtigte Völkermordgefängnis Tuol Sleng, wo die für uns nicht vorstellbare Schreckensherrschaft der roten Khmer sehr bildlich dokumentiert ist. Vorher war es eine höhere Schule, bis es Diktator Pol Pot in seinem Wahn zur Folterkammer ausbaute. Wat hat die Schreckensherrschaft der Roten Khmer selbst erlebt: schwerste Kinderzwangsarbeit getrennt von seinen Eltern leisten müssen und viele Verwandte verloren. Drei Jahre, acht Monate und 20 Tage, eine Zeitspanne, die jedes Kind in Kambodscha auswendig kennt, versuchte Pol Pot aus Kambodscha eine große kommunistische Agrargenossenschaft zu machen. Er wollte in den Augen der Bewohner als großer Gott und Vater stehen. Die gesamten Städte wurden evakuiert und aufs Land gebracht. In diesem ehemaligen Gefängnis wurden zwischen 1976 und 1979 über 17.000 Andersdenkende Mönche und die Intelligenz gefangengenommen, gefoltert, gedemütigt und anschließend zur Hinrichtung auf die Killing Fields gebracht. Ein Viertel der damaligen Bevölkerung, über drei Millionen Menschen, verloren in diesem schrecklichen Kapitel ihr Leben. Erst 1979 kamen vietnamesische Truppen ins Land. Die Roten Khmer flüchteten in den Dschungel und lieferten der Regierung sowie den Vietnamesen einen blutigen Guerillakampf, der sogar 15 Jahre andauerte. Wir sind tief bewegt und seine authentischen Erzählungen während der Besichtigung gingen uns sehr unter die Haut. Was da, Ende der 70er Jahre, keine 15 Jahre vor dem Mauerfall unter dem Deckmantel "Kommunismus" geschah, ist schwer begreifbar. Heutzutage sieht man auf den ersten Blick kaum noch Spuren dieser dunklen Vergangenheit. Die Menschen sind tüchtig, an jeder zweiten Ecke wird fleißig gebaut und die breiten Alleen werden voller Stolz mit bunten Lichtern behangen. Alle blicken nach vorn und erfreuen sich über die rasante, positive Entwicklung ihrer Heimat.

15. Tag: Glanzseiten von Phnom Penh

Ein neuer Tag beginnt, für uns mit dem Königspalast. Wir sehen pagodenartige Dächer und verschnörkelte Giebel. Bevor wir jedoch die einzelnen Gebäude besichtigen, finden wir uns unter einem Kanonenkugelbaum wieder. Dieser hat schöne Blüten und Früchte, die, wenn sie herunterfallen eine einschlagende Wirkung für schwangere Frauen haben.
Die hervorragend angelegte Palastanlage existiert seit 1886 an dieser Stelle, wurde zuerst aus Holz und später aus Stein gebaut. Das der königliche Palast an dieser Stelle gebaut wurde kommt nicht von ungefähr, er liegt genau an der Stelle wo der Tonle Sap Fluss in den Mekong mündet. Zunächst bewundern wir den "Kanonenkugelbaum" am Eingang und später den Thronsaal, wo 2004 König Sihamoni, der Sohn des verehrten, 2012 verstorbenen "Gottkönig" Sihanouk gekrönt wurde. Der neue König feiert nun sein 10-jähriges Jubiläum als König, doch er ist längst nicht so verehrt wie sein Vater. Er hat nichts zu sagen, die politischen Geschäfte führen andere. Er widmet sich eher der Kunst, denn er studierte Tanz in der damaligen Tschechoslowakei, wo er über 10 Jahre verbrachte. Man munkelt sogar, dass er mit einer hübschen Tschechin ein Kind hat. Weiter führt uns der Rundgang zur Silberpagode. Auf dem Fußboden liegen 5.329 in Frankreich gefertigte Bodenfließen aus Silber, zu einem Gewicht von je 1,125 kg, also insgesamt knapp 6000 kg Silber. Einen Teil davon kann man sehen, aber der größte Teil ist, zum Schutz, mit Teppichen ausgelegt. Im Inneren ist auf einem Altar eine grüne Buddhafigur zu sehen und davor steht in einer Glasvitrine eine Buddhafigur aus Purem Gold mit über 2.000 Edelsteinen (meist 25 Karat) verziert - beeindruckend!Nicht weit entfernt vom Palast befindet sich das Nationalmuseum. Das Haus ist ein dunkelrotes Gebäude in Khmer-Architektur. Wie in jedem Museum gibt es antike Gebrauchs- und Kunstgegenstände zu sehen. Viele Gold- und Silberarbeiten wurden während der Pol Pot Zeit gestohlen. Zum Glück wussten die ungebildeten Soldaten der Roten Khmer nichts vom Wert der Skulpturen, so dass diese erhalten blieben. Die Räume sind in verschiedene Epochen unterteilt. Besonders interessiert uns natürlich Angkor-Zeit, da uns der Besuch von Angkor als Höhepunkt am Ende unserer Reise noch bevor steht. Ausgestellt werden hier ca. 5000 Exponate, das Museum ist weltweit führend in der Sammlung von Khmerkunst. Die Khmer sind der Volksstamm der mit 90% in diesem Land die Stammbevölkerung stellt. Wir beäugeln die Ausstellungstücke aus den verschiedenen Epochen, vor allem sind es hinduistische Götter und Buddhafiguren.Nun steht noch der Besuch des Wat Phnom Penh auf unserem Plan, dem Hauptheilgtum der Stadt. Die Entstehung der Pagode ist eng mit der Gründungslegende der Stadt verbunden, als die Dame Penh in einem Baustamm Buddhastatuen fand. Auf dem Hügel ließ man diese Pagode errichten. Nach der Besichtigungstour bei Sonnenschein und hitzigen Temperaturen sind wir pflastermüde und durstig. Auf dem Zentralmarkt suchen wir vergebens nach der Stinkfrucht, um den Mythen der Frucht zu ergründen. So erholen wir uns eben im Hotel. Für manch einige heißt es aber weniger Erholung, sondern eher Untersuchung im kambodschanischen Restaurant. Dieses Mal dauert es wesentlich länger als in Vietnam. Die Patientinnen werden genauer untersucht und mit zahlreichen Medikamenten ausgestattet.
Als Belohnung für die Tapferkeit erholen wir uns im Titanic-Restaurant bei Angkor-Bier und der frischen Windbrise am Fluss.

16 Tag: Kambodscha authentisch und hautnah!

Heute verlassen wir die Hauptstadt Kambodschas.
Leider müssen uns aber Dagmar und Ulrich auch verlassen, denn die Gesundheit geht vor. Wir wünschen Ihnen alles liebe und schnelle Genesung!Unser Fahrer Thera und neuer Guide Minh Thol begrüßen uns am Morgen. Über 300 km liegen vor uns, wir fahren durch das Landesinnere und doch wird uns nicht langweilig. Unterwegs wird die Straße von Reisfeldern und mit Lotusblüten übersäten Teichen geprägt. Während der Busfahrt erzählt uns Minh Tol viel Interessantes und Wissenswertes über Land und Leute. So erfahren wir, dass von den etwa 30 Mio. Einwohnern über die Hälfte Frauen sind, 79% als Bauern arbeiten und das Land generell ein sehr junges Volk besitzt. Die Schulpflicht beträgt neun Jahre, allerdings gehen 11% der Kinder nicht zur Schule, da es in ihren Dörfern keine Schule gibt und die nächste sehr weit weg ist. In einer Klasse lernen bis zu 60 Kinder. Natürlich kann man die Schule auch bis zum Abitur besuchen und danach auf einer der 43 Universitäten im Land studieren. 23% der Bevölkerung sind Studenten. Zum studieren ist allerdings auch Geld notwendig, pro Jahr etwa 5.000 USD. Zwei mal im Jahr wird Reis geerntet, der meiste Reis wird exportiert, Hauptabnehmer sind Vietnam und Europa, hier wiederum Deutschland. Für die Einheimischen kostet ein Kilogramm Reis je nach Qualität 800 bis 1.300 Riel. 4400 Riel entsprechen einem US-Dollar.Wir fahren lange Zeit durch rotes Land. Bei Skone besuchen wir den bekannten Spinnenmarkt, wo diverse frittierte oder gebratene Krabbeltiere feil geboten bekommen. Haben wir uns doch im Gruselkabinett verirrt, fragt Silvia? *Zwinker* Kalte Schauer laufen uns beim Anblick der gehäuften Kakerlaken, Grillen und in Öl gebratenen Spinnen über den Rücken. Ungewöhnlich für unsere Augen und noch ungewöhnlicher für unsere Gaumen. Doch die Neugier war stärker! Mutig, mutig: einige Gäste lassen sich von einer lebendigen Spinne bekrabbeln und andere probieren krosse Spinnenbeine. Horror! Obwohl? Die schmecken gar nicht mal so schlecht. Selbst Gisela kann es bestätigen. Weniger gruselig sind die super saure Bonbon-Früchte sowie die klebrige Tamarinde, die von außen kleinen Würstchen ähnelt , aber tatsächlich leicht nach Pflaumenmus schmecken.Am Steinmetzdorf zeigt uns eine Familie ihre filigranen Handarbeiten. Es sind teils riesige Buddhafiguren, die leider nicht mehr in mein Handgepäck passen. Kleine Apsara-Figuren allerdings sind doch ein schönes Mitbringsel. Nun müssen wir aber weiter, denn die Grundschulkinder warten auf uns.Am Schultor der Phom Chhuk Grundschule stehen sie schon in der Schlange bereit, voller Erwartung. Viele sind es gar nicht gewohnt, europäische Besucher zu bekommen. Wir gehen durch zum kleinen Schulgebäude und sind gerührt von ihrer herzlichen Begrüßung. Neugierig betrachten wir einander, vor lauter Aufregung bekommen wir Gäsehaut, uns kullern sogar die Tränen. Schnell kommen wir durch Reiseleiter Tol mit ihnen ins Gespräch. Alle sind herzlich und offen, manche Kinder aber sehr schüchtern. Einige unter ihnen möchten Arzt werden, ein paar andere Lehrer und auch Fußballer zählen zu ihren Berufswünschen. Doch Ronaldo kennt noch keiner... he, he! Wir verteilen unsere Geschenke: Federmappe, Lineal, Anspitzer, Bleistifte, Radierer, einen Satz neuer Schreibhefte, Gummibärchen und Milch. Ups, heute sind irgendwie mehr Kinder anwesend als sonst. Also hilft Hans mit ein paar Tictacs aus. Die Schule hat 205 Schüler und Schülerinnen. Da sie aber nur drei Klassenräume verfügt, geht die Hälfte von ihnen vormittags zum Unterricht und die andere Hälfte kommt zum Nachmittag. So sitzen in jeder Klasse etwa 40 - 50 Schüler im Unterricht. Uns zu ehren erscheinen heute alle Schüler plus einige ihrer kleinen Geschwister. Zuhause passt niemand auf sie auf, denn die Eltern sind auf den Feldern arbeiten. So nehmen sie die kleinen Geschwister mit, die so gleich etwas lernen können. Als kleine Aufmerksamkeit und Erinnerung an die deutsche Eberhardt-Gruppe stimmen wir für die drei Klassen ein Lied: Horch wer kommt von draußen rein,...Vor Siem Reap grüßt uns Angkor mit der 700 Jahre alten Nagabrücke, die heute noch für Zweiräder und Fußgänger nutzbar ist. Ihre Geländer bestehen aus riesigen steinernen Nagas, den siebenköpfigen Kobras, die Buddha einst beim vor Störungen beim Erreichen der Erleuchtung schützten.

17. Tag: Im Reich der Khmer

Wir fiebern unsere Entdeckungstour durch das vergangene Imperium der Khmer und der weltgrößten Tempelanlage entgegen. Immerhin kommen jährlich 4,2 Millionen Touristen, um sich das Erbe des Khmer-Volkes anzusehen. Das Wort "Angkor" bedeutet in der Sprache Khmer wörtlich übersetzt "Stadt". Der Komplex ist zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert entstanden, als die Religion das Zentrum des mächtigen Khmer-Reiches war. Die religiösen Wurzeln liegen im Hinduismus, weshalb viele Großreliefs in den Haupttempeln Szenen aus der hinduistischen Mythologie zeigen. Auf einer Gesamtfläche von mehr als 200 km² wurden nacheinander mehrere Hauptstädte und in deren Zentrum jeweils ein großer Haupttempel errichtet. Bis heute wurden bereits mehr als 1000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Größe entdeckt. Es gibt Vermutungen, dass im Großraum von Angkor am Höhepunkt des historischen Königreiches bis zu einer Million Menschen auf etwa 1000 km² gelebt haben könnten. Das sind im Moment noch unvorstellbare Dimensionen, am Ende unserer Reise werden wir eine kleine Idee haben von dem, was sich an monumentalen Bauwerken befindet und befunden haben könnte.Angkor erfasst ein riesiges Areal von über 350 Tempeln, die wir leider nicht alle besichtigen konnten. Die aufgeteilten Tempelbezirke aus verschiedenen Jahrhunderten waren gleichzeitig Städte/Reiche und Tempel die zentralen Mittelpunkte. Der unter König Suryavarmann II. erbaute Tempel Angkor Wat, das größte Sakralbauwerk der Welt, hat als einziger viele Jahrhunderte als buddhistisches Kloster und Heiligtum überdauert. Da es sich hier um eine weltberühmte UNESCO-Kulturerbestätte handelt, sind wir nicht die einzigen Besucher. Ca. 6.000 Menschen besuchen jeden Tag das Herz des Khmer-Reiches, doch Thol kennt Geheimrouten, die uns gegen den Strom führen. Er ist ein wahrer Experte in Sachen Khmer Kultur und kennt fast jeden Stein, jedes Relief und die besondere Bedeutung der Lotusblume. Die Themen sind Kriege und Geschichten aus den Hindu-Epen Ramayana und Mahabharata. Letzteres beschreibt einen blutigen Bruderkrieg um Macht und Einfluss. Das Ramayana berichtet über das Leben Ramas, dessen Frau vom Dämonenfürsten Ravana entführt wird. Mit Hilfe des Affenkönigs Hanuman rettet Rama seine Frau Sita und besiegt Ravana. Auszüge von diesen Szenen erleben wir bald beim Abendessen mit Apsara-Tanzvorführung. Was wir aber erst morgen sehen werden ist die dritte Ebene. Da heute ein buddhistischer Feiertag ist, der sich nach dem Mondkalender richtet, wird diese Ebene für Besucher gesperrt. So kehren wir zu einer Verschnaufpause mit Nudelsuppe, Bratnudeln und Bier ein.Mit dem kleinen Bus gelangen wir nach Angkor Thom, die große Hauptstadt, gebaut um 1200, durch das südliche Stadtor. Die Brücke, welche zur Stadt führt, wird von Steinfiguren flankiert. 54 Götter auf der einen und 54 Dämonen auf der anderen Seite tragen jeweils eine riesige Schlange - die Naga. Angkor Thom war eine befestigte Stadt, in der Priester, Beamte und Militärs wohnten. Im Zentrum befindet sich der Bayon, der Haupttempel der Anlage. Von ursprünglich 49 Türmen sind heute noch 37 Türme erhalten geblieben. 200 Gesichter schauen in die vier Himmelsrichtungen oder man könnte auch sagen, in unserer Richtung, egal wohin wir gehen. Dieser Ort mit den imposanten Gesichtsertürmen ist schon sehr mysteriös und faszinierend zugleich! Auch hier passieren wir ein Gewirr von Galerien, ein Chaos von dunklen verwinkelten Räumen und natürlich traumhaft schöne Flachreliefs. Thol teilt uns mit viel Enthusiasmus sein großes Fachwissen und erklärt uns die opulenten Reliefs. "Die wahre Schönheit liegt in den Details.", so unser Reiseleiter. Er erzählt uns von der Legende des Quirlen des Milchmeeres und erklärt das architektonische Prinzip der Turmbauten, das sich die Lotusblüte als Vorbild nahm und auch die immer wiederkehrenden Motive in den Wandverzierungen. Es gibt fast keinen Stein in der Gallerie, der nicht mit Verzierungen versehen ist. Immer wiederkehrendes Motiv sind auch Apsara-Tänzerinnen, sowie Statuen von Vishnu und Shiva. Nach unseren Tagen in Angkor werden wir wahrscheinlich zwei Worte nie vergessen: Apsara, Vishnu, Shiva und Lotusblüte.Pfahlbauten säumen den weiteren Weg. Die alten Häuser sind noch ohne einen Nagel gebaut, nur mit Holzsplinten. Diese traditionelle Architektur ist in Kambodscha weit verbreitet. Wegen Hochwasser, den hohen Temperaturen und Tieren wird auf Stelzen gebaut. In den Häusern gibt es meist nur einen Raum, manchmal ist ein extra Zimmer für die Mädchen da, aber meist wird der Raum nur durch Vorhänge getrennt. Kühe schlafen im Schatten, Frauen und Männer liegen in Hängematten und dösen vor sich hin, Teestuben und Händler warten mehr oder weniger auf Kunden - kambodschanischer Alltag eben.

18. Tag: Von Mensch und Natur

Der beliebteste aller Tempel heißt Ta Prohm, zu Deutsch Freundlicher Großvater-Tempel. Selbst Angelina Jolie war hier und drehte Szenen aus dem Film Tomb Raider. Die Tempelanlage war vom Dschungel völlig überwuchert und wurde so erst ca. 600 Jahre nach ihrer Entstehung von Europäern entdeckt. Überdimensionale Baumwurzeln verschlingen sich mit den wuchtigen Steinmauern und halten diese fest umschlungen, damit sie nicht auseinanderfallen. Einfach beeindruckend, unsere Fotoapparate klickten im Dauertakt. Im Sekundentakt strömten dann auch die Touristen in die Anlage. Ab und zu müssen schmunzeln wir über unsere koreanischen Freunde, die stundenlang nach der perfekten Pose suchen können.Errichtet wurde Ta Prohm vom späten 12. bis hinein ins 13. Jahrhundert. Majestätisch stehen die Bäume über den Ruinen, haben sie sich einverleibt. Über den Mauern der wuchtigen Reste des Tempels schlingen sich die Wurzeln noch riesigerer Bäume wie Schlangen bis zum Boden hinab und bilden ein irreales Bild. Die Natur holt sich mit brachialer Gewalt das zurück, was ihr einst genommen wurde: Lebensraum der Urgewächse. Sie gestaltet das von Menschen Geschaffene und Verbliebene um, nach Lust und Laune. Der Mensch lässt gewähren oder greift ein. Was hier richtig ist, vermag keiner der Betrachter zu entscheiden. Dieser Anblick hat etwas von Einmaligkeit. Dazu Tols Ausführungen und Erklärungen, die uns begeistern, trotz steigender Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Wir sehen Konservierungsmaßnahmen im inneren Bereich des Tempels, dort wo die Riesen noch nicht wirksam wurden. Und richtig: der Entschluss der Verantwortlichen lautet: der Tempel ist aufgegeben; er ist, so wie er ist, Besuchermagnet und wird es bleiben, die Vegetation und die herabgefallenen Mauersteine werden nur soweit entfernt und gesichert, dass es Besuchern möglich ist, die Anlage zu begehen. Besonders eindrucksvoll sind eben die Würgefeigen, riesigen Fikus und die noch größeren "Tetrameles nudiflora", deren Wurzeln sichtlich ganze Gebäude überwachsen und mehrere 10m hoch aufragen können. Das Holz ist weich und die Blätter leicht flaumig. Ein deutscher Name für das Gewächs aus der Ordnung der Kürbisartigen ist unbekannt, allerdings gibt es Trivialnamen in den Verbreitungsgebieten. Die indische Entsprechung lautet Thitpok, das klingt am bekanntesten, einigen wir uns darauf. Wenn man leise ist, hört man ein tolles Konzert der Zikaden.Vom Dschungeltempel kehren wir zur Elefantenterrasse zurück, die ihren Namen durch die Reliefdarstellung von Elefanten bekommen hat. Sie hat eine Länge von 300 Metern, hier nahm der Herrscher früher Paraden ab. San führt uns zu kleineren Tempeln und dem Königspalast, von dem leider nur noch Ruinen vorhanden sind. Die Könige und Mönche haben damals nie in den Tempeln gelebt, sondern in Holzkonstruktionen außerhalb der Tempel.Das fremde asiatische Essen und die heißen Temperaturen belasten manch einen mehr als den anderen. So kommt es dazu, dass wir die Gruppe splitten müssen. Während die eine Gruppe sich im Café von der Hitze erholt, lässt Thol die andere Gruppe noch weitere Höhen im wahrsten Sinne des Wortes erklimmen, hinauf auf im Tempel Angkor Wat. Die dritte Ebene zu erreichen, ist nicht ganz einfach: Trotz der vorhergesagten heißen Tropentemperaturen war es Pflicht, Knie-und schulterbedeckte Kleidung zu tragen und es war eine recht steile Treppe zu erklimmen - doch die ganze Mühe lohnt sich! Aus über fünfzig Meter Höhe bieten sich fantastische Ausblicke auf die Angkor-Anlage. Die Meditationsräume hier oben sind allerdings nicht mehr so dicht verziert wie in den Gallerien im unteren Bereich. Ui, das war jetzt ein Marathon! Dennoch fasziniert und tief beeindruckt von den großartigen Meisterwerken kehren wir zu unserem Bus zurück.Eigentlich wünschten wir uns eine kurze Ruhephase zum Mittagessen im Schmetterlingsgarten, doch unwissend begeben wir uns direkt neben dem Festzelt für das Dorffest, seit heute stattfindet. Kinder tanzen zur schrill lauten Musik, für unsere Ohren klingt sie allerdings weniger wie Festmusik... Ohren zu und durch!Fast 30 Kilometer entfernt steht ein architektonisches Kleinod namens Banteay Srei, auch Frauentempel genannt. Er ist zwar einer der kleinsten auf dem Gebiet von Angkor, aber der am reichsten verzierte Tempel. Kein Wunder also, dass Archäologen dieses aus der Mitte des 10. Jh. Bauwerk auch als ein Juwel unter den Tempeln betrachtet. Minh Tol versteht es wieder hervorragend, uns die filigranen Ornamente und Relief im rosa schimmernden Gestein zu erklären. Wir haben ausreichend Zeit, alles genauestens zu betrachten und die mit filigraner Geschicklichkeit sowie Liebe zum Detail errichtete Anlage auf uns wirken zu lassen.Auf unserem Rückweg besuchen wir noch ein kleines Dorf, dessen Bewohner sich mit der Herstellung von Palmzucker ihren Lebensunterhalt verdienten. Vietnam war das Land er Kokospalmen, während Kambodscha das Land der Zuckerplamen ist. Auch hier ist Tol mit mit vollem Körpereinsatz dabei, um uns die Gewinnung vom kostbaren Palmzucker zu demonstrieren. Er hat diese Tätigkeit selbst schon fünf Jahre ausgeübt. Es ist eine knochenharte Arbeit, sagt er. Hut ab, sagen wir! Die letzten Gastgeschenke wie Stifte und Malhefte verteilen wir an die hier ansässigen Familien. Manche Kinder lernen zum ersten Mal kennen, dass deutsche Gummibärchen eine leckere Nascherei sind. Zuerst ein Zucken im Gesicht als Zeichen, dass es sauer schmeckt, doch dann ein Grinsen auf den Lippen, dass sich die Geschmacksnerven doch schnell daran gewöhnen könnten... hi, hi...

19./20. Tag: Tonle Sap–See & Heimreise

Wieder einmal lernen wir das spezielle Leben in Kambodscha kennen. Diesmal das auf dem See Tonle Sap. Er ist Rückhalte- bzw. Sammelbecken für den Mekong und gehört zu den fischreichsten Gewässern der Erde. Kontrastreich zum blauen Himmel zeigt er braunes Wasser, vom mitgeschwommenen Schlamm auf der weiten Reise seit dem tibetischen Hochland, wo sich seine Quelle befindet. Er ist der größte südostasiatische Binnensee mit einer einzigartigen Bedeutung für die ganze Region mit einem ebenfalls einzigartigem Hydro- und Öksystem, einer äußerst vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt, die noch immer nicht vollständig erforscht ist. Wirtschaftlich bietet er die Lebensgrundlage der hier ansässigen Menschen. Aber warum gehen manch Einheimische wenig sorgsam damit um und schmeißen ihren Müll direkt ins Wasser hinein. All das hier umfassend abzuhandeln, sprengt den Rahmen eines Reiseberichtes; wir haben einen winzigen Teil optisch und mental erfasst, für den Einen oder Anderen Anreiz, sich tiefgründiger mit ihm zu beschäftigen. Die Menschen haben sich dem Leben auf dem See angepasst. Ihre Wohnungen, Kirchen und Schulen, ihre Tankstellen und Supermärkte befinden sich alle auf schwimmenden Hausbooten oder stehen am Ufer auf hohen Stelzen. Krokodile soll es hier auch geben, an uns vorbei geschwommen ist aber keines. Unser Boot aber scheint Probleme mit dem Motor zu haben und macht extrem laute Geräusch, als würde es dahin düsen. In der Tat aber werden wir von zahlreichen kleinen Booten überholt. Naja, willkommen in Kambodscha! Habe ich das etwa schon einmal gesagt?Pünktlich kehren wir im Hotel zurück, verabschieden uns schon von Sven & Silver sowie Angelika & Anne, die mit Vietnam Airlines nach Frankfurt kehren. Da noch etwas Freizeit bleibt, versuchen Anh und Minh Thol doch noch die sagenhafte Durian aufzutreiben. Deutlich gefährlicher als die Jackfrucht mit spitzen Stacheln ist sie, die Königin aller Früchte. Die Deutschen nutzen eher den Namen Stinkfrucht. Ungeöffnet geht ein intensiver, unangenehmer Geruch hervor, der an verfaulte Eier erinnert, von ihr aus. Jedoch schmeckt sie ganz besonders, ganz nach seinem eigenen persönlichen empfinden. Das Hotelpersonal geht schon in Deckung, als sie sieht, was wir vor dem Eingangstor vorhaben. Überrascht sind wir jedoch, dass sie überhaupt nicht unangenehm riecht und dazu auch noch recht gut schmeckt. Ha, so werden wir unsere eigene Geschichte über Vietnam und Kambodscha erzählen können, wenn wir morgen wieder zurück in der Heimat sein werden.In Singapur erhalten wir von der Fluggesellschaft einen Voucher, um die Lounge mit kleinen Snacks und Getränken nutzen zu können. Doris feiert sogar ihren Geburtstag in der Luft zusammen mit der Singapur Airlines-Crew. Am Ende kommen alle sicher und vollgepackt mit Erlebnissen und Reisefotos nach Hause.
Danke!
Liebe Reisegäste, tausend Dank für die schöne gemeinsame Zeit, in der wir viel erlebten, lachten und manchmal mit der Sonne ringten. Jeder Tag unterschied sich vom anderen und war ein Höhepunkt für sich. Es hat mir wir sehr viel Spaß gemacht, Ihnen mein geliebtes Vietnam sowie Kambodscha zu zeigen. Bitte empfehlen Sie Vietnam ggf. auch Kambodscha als Reiseziel weiter, wenn es Ihnen gefallen hat. Die Menschen freuen sich über jeden Gast und vor allem über sein/ihr Lächeln. Mit einem Lächeln verabschiede ich mich für heute und schaue einem Wiedersehen entgegen!
Ihre Anh

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