Reisebericht: Singlereise Vietnam und Kambodscha

10.03. – 25.03.2018, 16 Tage Rundreise Asien für Singles und Alleinreisende: Hanoi – Mai Chau – Van Long – Halong–Bucht – Hoi An – Saigon – Mekong–Delta – Siem Reap – Tonle–Sap–See – Angkor


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Eine tolle Kombination aus Natur zwischen Reisterrassen, Kultur aus Kaisers Zeiten und Abenteuer auf einer Vespa zwischen 6 Millionen Mopeds. Kommen Sie mit auf einer Reise voller Vielfalt!
Ein Reisebericht von
Ngoc Anh Nguyen

1.Tag: Flug nach Hanoi

Hurra, unser Asientraum beginnt! Die Vorfreude war groß, als wir uns nach und nach alle am Flughafen Frankfurt treffen. Wer gehört wohl zur Gruppe? Wie viele Frauen und Männer nehmen wir mit? Eine kleine Liste hilft uns beim Erraten der zugehörigen Namen. Um auch die Wartezeit in Bangkok angenehmer zu gestalten, trinken wir derweil einen Kaffee, gönnen uns ein Stück Kuchen oder noch besser eine saftig-süße Mango, Süßes macht ja bekanntlich glücklich.

2. Tag: Xin chao Hanoi!

Im warmen Hanoi angekommen, begegnen wir bereits die entspannte Arbeitsweise der Vietnamesen. In Vietnam gibt es die Gummizeit, jeder dehnt sich die Zeit so lang, wie er sie braucht. Kurz gesagt: Nur kein Stress! Nach einer gefühlten Ewigkeit scheint sich die Schlange vor uns zu bewegen und endlich erhalten wir unseren langersehnten Einreisetempel. Reiseleiter Si Anh begrüßt uns mit einem herzlichen Xin Chao. 
Da sind wir nun im Land der Kegelhüte und der Mopeds. Ein Land, das wir in unseren Gedanken vor allem mit freundlichen Menschen, grünen Reisterrassen, Schlangenschnaps aber auch mit dem Vietnamkrieg verbinden. Die nächsten zwei Wochen wollen wir uns ein eigenes Bild machen. Wir fangen an mit Plastikstühlchen an brodelnden Garküchen, wo wir die berühmte Pho-Nudelsuppe schlürfen. Unsere Gruppe von sechszehn Personen passt gerade mal so in das Stübchen plus Tische auf dem Fußgängerweg rein. Man isst aber so gut wie man eng sitz... 

3. Tag: Ein mal rund um und durch Hanoi

Am Morgen wird schnell Geld getauscht. Für wenige Euros erhalten wir bereits mehrere Hunderttausend und Millionen Vietnamesische Dong. Wow! So ist also das Gefühl, einmal im Leben Millionär zu sein!
Reiseleiter Si Anh und Chauffeur Hung, der Held, begleiten uns auf Erkundungstour durch die Hauptstadt Hanoi. Bereits zum Morgenanbruch geht es in der Stadt so richtig ab. Millionen Mopeds fahren Mal gemeinsam in einer Traube wie ein großer Fischschwarm und das andere Mal kreuz und quer durcheinander. Hier müssen doch ständig Unfälle passieren, denken wir uns. Doch das Chaos hat sonderbarerweise seine Logik und es funktioniert. Unsere erste Destination ist ein Muss für jeden Vietnambesuch: Das Mausoleum von Ho Chi Minh. Onkel Ho, wie die Vietnamesen ihn nennen, wird vom ganzen vietnamesischen Volk hoch geachtet und geliebt... er habe geweint angesichts der Armut im Land und habe die Freiheit und Einigkeit gebracht. Onkel Ho wurde 1890 als Nguyen Sing Cung geboren. Er reiste viel auf der Welt, unter anderem auch nach Frankreich, England, USA, Sowjetunion und China. In Frankreich trat er 1920 der Kommunistischen Partei bei. In Moskau und Goangzhou bildete er sich fort, wo er mit weiteren Vietnamesen die Gründung der Kommunistischen Partei Vietnams organisierte. Im Jahre 1941 wurde er zum Anführer und zur Symbolfigur der vietnamesischen Unabhängigkeitsbewegung. Von 1955 bis zu seinem Tod im Jahr 1969 war er Präsident von Vietnam. Im Laufe seines Lebens nahm er viele Aliasse an. Ho Chi Minh bedeutet Derjenige, welcher die Erleuchtung bringt. Vorbei am ehemaligen Präsidentenpalast, in dem noch heute Staatsgäste empfangen werden, gelangen wir zum Wohnhaus des legendären Politikers. Wir sehen, dass er gern einfach und bescheiden lebte, die Ruhe und die Natur liebte. Zu Fuß spazieren wir bis zur Ein-Säulen-Pagode. Si Anh beschreibt uns, dass die Ein-Pfahl-Pagode, wie sie auch genannt wird, die Form einer Lotusblume gebaut ist. Die Lotusblume ist das Symbol für den Buddhismus sowie das Symbol für Vietnam. Der Legende nach erschien dem kinderlosen König Ly Thai To im Traum eine auf einer Lotusblüte sitzende Göttin und überreichte ihm einen Sohn. Als er kurzer Zeit später tatsächlich Vater wurde, ließ er diese Pagode aus Dank erbauen. Die Lotusblume ist eine wunderbare Blume, die in Seen und feuchten Moorgebieten wächst. Obwohl sie aus dem dunklen Moor kommt, sind ihre Blätter und Blüten stets rein und wunderschön.
Von der Pagode geht es hinüber zum Tempel der Literatur, welcher zu Ehren von Konfuzius errichtet wurde. Dieses konfuzianische Hauptheiligtum war die erste Universität von Vietnam. Vor fast 1000 Jahren (1070) ließ Kaiser Ly Thanh Tong diese Van Mieu-Pagode erbauen. In der Ly-Dynastie begann die konfuzianische Glaubenslehre den Buddhismus zu verdrängen und Van Mieu entwickelte sich zum intellektuellen und spirituellen Zentrum des Königreiches. Wir finden 82 verbliebene Steinstehlen, getragen auf den Panzern von steinernen Riesenschildkröten. Schildkröten symbolisieren ein langes Leben. Auf den Steintafeln sind die Examina, die Namen der 1036 erfolgreichen Absolventen sowie deren Lebenslauf eingemeißelt. Es ist nicht verwunderlich, dass dieser Platz ein würdiger Ort ist, den man zu besonderen Anlässen aufsucht. Und so werden wir Zeugen eines farbenfrohen Ereignisses: Absolventen feiern ihren Abschlusses ihrer Ausbildung, in der festlichen Kleidung, die Mädchen im „Áo dài" (langes Oberteil). Gegenseitiges fotografisches Festhalten ist im Gange.
Inzwischen knurrt bei den einen der Magen, die anderen haben Hunger auf Bier. Gleich gegenüber besuchenw ir das Restaurant KOTO, eine Art Kochschule für Straßenkinder. KOTO sind die Anfangsbuchstaben des Mottos "Know one, teach one." und bedeutet, dass man all sein Wissen weitergibt, um andere zu unterstützen. Vor 15 Jahren gründete der in Australien lebende Vietnamese Jimmy Pham dieses Non-Profit-Restaurant und nahm Straßenkinder als Mitarbeiter bei sich auf. Um ihnen aber auch dem Restaurant langfristig eine Zukunft zu ermöglichen, stellte er sie nicht nur als Mitarbeiter ein, sondern bildete sie aus, errichtete eine Schule und Ausbildungsstätte für diese Jugendliche. Heute ist dieses Projekt inzwischen sehr erfolgreich geworden, wie uns die Mitarbeiterin des Hauses verriet, und viele ehemalige Mitarbeiter fanden nach den zwei Ausbidlungsjahren gute Arbeitsstellen in Hotels, Restaurants sowohl in Vietnam als auch im Ausland wie Australien oder sogar Dubai. Wir waren erfreut, dass nicht nur große Namen wie Barack Obama, sondern auch wir mit Eberhardt TRAVEL diese großartige Idee mit unserem Besuch unterstützen konnten.
Nach der Erholungspause führt uns Si Anh durch das Frauenmuseum. Mit Staunen und Respekt lernen wir die Rolle der vietnamesischen Frau in der Familie, in der Gesellschaft sowie zu Kriegszeiten kennen. Auch die unterschiedlichen Erwartungen bei den 54 Ethnien werden anschaulich dargestellt. Viele Mädchen heiraten schon mit jungen Jahren von 14 und müssen zur Hochzeit eigenhändig ihre Brautkleider oder Zelte für die Hochzeitsnacht nähen. Haben Sie von der nächsten Tradition gehört? Unverheiratete Mädchen die Haare meist offen tragen. Die Schwiegertochter erhält von der Schwiegermutter zur Hochzeit als Geschenk und Ehrung der Schwiegermutter eine Strähne (meist eine graue Haarsträhne), die sie jeden Tag beim Zusammenbinden ihrer Haare dran klemmt. Was es nicht alles gibt.
Nun setzen wir das Abenteuer mit der Rikscha fort. Wir sind mittendrin im Trubel der Altstadtgassen: Verkehr, der auf den ersten Blick chaotisch und regellos erscheint, das Leben spielt sich links und rechts auf der Straße im Freien ab: Garküchen, Frisör, Handel oder sogar Fintessstudios... Das Staunen hört nicht auf. Mopeds über Mopeds, ganze Familien finden darauf Platz und Transportvarianten von schier ungeheurer Kreativität... Nun lehnen wir uns zurück im Wasserpuppentheater. Eine imposante Darbietung; schwere Holzpuppen zeigen uns Episoden aus dem bäuerlichen Leben und der Sagen- und Geschichtenwelt Vietnams. Das Rätsel: wie funktioniert das - die Künstler unsichtbar, bewegen die Puppen und stehen dabei hüfttief im Wasser? Nachdem die Kulisse und damit das Geheimnis gelüftet ist, spenden wir reichlich Beifall.

Tag 4: Naturweltwunder Halong–Bucht

Es geht nun zu einer der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten Vietnams, der Halong Bucht - die bizarre Welt aus 1969 emporragenden Karstfelsen. Heute ist auch Angela wieder fit und voll dabei. An einer Werkstatt bestaunen wir die Geduld und Geschicklichkeit der fleißigen Sticker, Näher und Lackierer. Diese Produkte werden von Familien fertiggestellt, die vom Entlaubungsmittel Agent Orange betroffen sind. 70 % des Umsatzes geht dann an die Familie des fleißigen Produzenten. - Ein tolles Projekt!
Nach und nach verlassen wir die bewohnten Städte und sehen die ersten deutlichen Karstberge links und rechts. Wir sind schon sehr gespannt, diese aus der Nähe zu sehen. Gegen Mittag erreichen wir den Hafen von Tuan Chau und gehen an Bord unserer Dschunke. Oh, unsere Kreuzfahrt auf der atemberaubenden Landschaft kann beginnen! Schon bei einem leckeren Mittagsessen mit Fisch und Meeresfrüchten sind wir alle beeindruckt von der malerischen Wasserlandschaft, zahlreiche Karstfelsen mit unterschiedlichen Formen wie Riesen, Papagei und Schildkröten ragen aus dem Wasser hervor. In der Gegend der Halong-Bucht gab es anfangs nur drei Metallschiffe vom Staat. Inzwischen fahren bereits ca. 400 Schiffe, fast alle werden privat finanziert. Von 1965 bis 1973 Kriegsschauplatz, ist sie heute Touristenmagnet Nummer Eins und gehört seit 2011 zu einem der neuen Sieben Naturweltwunder. 
Am Nachmittag bietet sich die Möglichkeit, eine Lagune per Kajak zu erkunden oder sich mit einem Bambusboot staken zu lassen. Die mutigen Sportler unter uns werden belohnt mit einem schönen Erlebnis, sofern Sie es einigermaßen trocken überstanden haben. Die Genießer unter uns mussten sich erst gegen die Invasion der orangenen Vesten verteidigen. Aber unsere Gruppe bleibt standhaft und hartnäckig, wir lassen uns nicht nicht einmal mit vietnamesischem Gebrüll aus dem Boot verjagen... hi, hi! So dürfen wir schließlich die wohltuende Ruhe in der Lagune genießen. 
Entscheidungen sind zu treffen: an prominenter Stelle ein Bad nehmen oder/und zahlreiche Stufen aufwärts zum Aussichtspunkt überwinden. Beides hat was. Auf der halbmondförmigen Titow-Insel legen wir einen Badestopp ein. Der Sandstrand war einer der Lieblingsorte von Onkel Ho. Er traf sich dort 1962 mit dem sowjetischen Kosmonauten German Titow; seitdem trägt die Insel dessen Namen. Wer an dieser prominenten Stelle nicht in das gefühlte 16 Grad Wasser steigen möchte, überwindet ca. 450 Stufen und viel Widerstand durch Gegen- bzw. Vor- & Rückverkehr aufwärts zum Aussichtspunkt. Die Anstrengung wird mit einem sagenhaften 360-Grad-Panoramablick über die Halong-Bucht belohnt. 
Zurück an Bord werden wir in die Grundlagen der vietnamesischen Kochkunst eingeführt. Alle dürfen dabei mitmachen, Frühlingsrollen um die Wette rollen oder zumindest zum Schluss naschen. Unsere Crew richtet zwischenzeitlich ein delikates Abendessen mit weiteren tollen Meeresfrüchten her. Den Abend lassen wir gemütlich mit einem Cocktail und Reisschnaps aus der Kokosnuss ausklingen. Wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss ge...? :) 

Tag 5: Von der nassen zur trockenen Halong–Bucht

Der Morgen auf See setzt das Schauspiel der Natur fort. Zum Sonnenaufgang begrüßen wir den neuen Tag, gießen die angenehme Ruhe und den frisch gebrühten Kaffee. Jetzt gibt es die Möglichkeit, die große Tropfsteinhöhle Sung Sot (zu Deutsch Überraschungshöhle) zu besuchen. Sie ist wahrscheinlich ein Wunderwerk von Skulpturen in Form von Tropfsteingebilden und Auswaschungen, welches die Natur über Zeiträume von Jahrhunderten erschaffen hat. Vorhang auf für Mutter Natur! Erstaunlich, dass die Staltagmiten und Stalagtiten alle 7 - 10 Jahren nur ca. einen Millimeter wachsen.
Zurück an Bord schlemmen wir vom köstlichen Brunchbuffet, während unser Schiff geradewegs auf den Hafen zusteuert. Die hochaufragenden Karstinseln sowie die drachenförmigen Segeln der Dschunken bilden eine fantastische Kulisse. 
In einer Werkstatt auf der Route bekommen wir vorgeführt, wie Muscheln in Vietnam gezüchtet werden und welche Tricks es gibt, um echte Perlen von unechten zu unterscheiden.
Im Gebiet der trockenen Halong-Bucht gilt Bergziege als kulinarische Spezialität. Wir probieren es auf asiatischer Art mit Händen, Reispapier und grünen Bananen sowie Sesamsoße - nicht schlecht! :D

Tag 6: Anhi, deine Welt sind die Berge, la la la...

Bevor wir die Berge Nordvietnams erobern, beginnen wir den Tag entspannt im Naturschutzgebiet Van Long auf traditionellen Sampan-Booten. Wir durchqueren eine Höhle und entdecken sogar die seltenen Delacour-Languren mit den weißen Hosen, oder sind es doch Windeln?
Unterwegs wird es definitiv nicht langweilig. Die waghalsigsten Beladungskünste bringen uns zum Staunen: dutzende Eierpaletten, Schweine und sogar Meter lange Schläuche werden auf winzigen Mopeds oder steilhohen LKWs transportiert. Herrlich! Nach und nach verändert sich die Landschaft: Die Häuser werden seltener, wir sehen Reisfelder, auf denen viele Gräber quer durcheinander stehen und langsam sind auch schon die ersten grünen Berge zu sichten. An einem Straßenrestaurant halten wir für eine Kaffee- und Toilettenpause und staunen nicht schlecht über selbst gebrannte Schnäpse mit eingelegten Schlangen, Echsen sowie Ming Aralia-Wurzeln. Alles steigert wohl die Potenz der Männer.
Nun geht es bergauf in die Provinz Hoa Binh auf ca. 1.200 Meter Höhe. Oben auf dem Pass legen wir eine Rast mit Blick auf das Tal von Mai Chau. In der Provinz leben etwa 1 Millionen Einwohner. Die Menschen hier sind sehr arm, sie leben nur von ihren selbst angebauten Erzeugnissen, Fischfang, Jagen und Sammeln oder leider auch vom illegalen Drogenanbau. Tourismus gibt es erst seit zwei/drei Jahren, denn wer außer uns verläuft sich schon hierher? 
In der schönen Hach, die friedliche Stille tut unserer Seele gut. Wir erobern in Lichtgeschwindigkeit den Pool in der schönen Mai Chau Lodge. Anschließend schwingen wir uns auf die Hollandfahrräder und radeln ein gemütliche Runde durch die Dörfer mit prachtvollen Blumengärten, grünen Reisfeldern und dem Wegbegleiter Eberhardt, ein Schäferhund. 
Die Minderheit Thai lebt seit mehr als 2.000 Jahren in Vietnam und haben sich vor allem in den Bergen angesiedelt. Man unterscheidet die Schwarzen und die Weißen Thais, ursprünglich ist die Trennung auf die dementsprechende farbige Kleidung der Frauen zurückzuführen. Allerdings tragen die Weißen Thais auch heutzutage schwarze oder indigoblaue Trachten mit weißen Schärpen. Sie sind größtenteils in der Region von Mai Chau zu finden. Wir genießen den Abend bei leckerem Essen, einer bunten Tanzvorstellung der ethnischen Minderheiten und Reisschnaps vom Bambusrohr. Es wird nicht nur ein schöner Tagesausklang gefeiert, sondern auch Carolas Geburtstag. So gibt es Schokoladenkuchen nach vietnamesisch-französicher Art und noch einen Drink bevor wir uns schließlich erschöpft in unsere kleinen Nester kuscheln.

Tag 7: Reisterrassen und Pfahlhäuser

Ein neuer Tag voller Farben, Gerüche und Gefühle erwartet uns. Gemeinsam fahren wir zum Ausgangspunkt unserer Wanderung im Dorf Mai Hich. Walter und Helga spazieren in der Gegend und wollen uns wie beim Hasen und dem Igel schon am Ziel erwarten *Zwinker*
Sind erst einmal die Riesen-Mandarinen und Ananas eingesteckt, wandern wir entlang von Wasserläufen durch Reisfelder und kleine Dörfer. In dieser herrlichen Umgebung gibt es keinerlei Autos und Hektik. Die Bauern sind fleißig, der Reis ist bereits gesetzt und schon 20 Tage alt. Jetzt heißt es, Unkraut entfernen und den Boden lockern, damit demnächst gedüngert werden kann. Hier und da grüßen sie uns mit neugierigen lächelnden Gesichtern. Aufregend überwinden wir ein paar Hängebrücken - das Gleichgewicht nicht verlieren und möglichst keine Höhenangst haben! Dann werden wir mit schönen Ausblicken von leuchtend grünen Reisterrassen belohnt. Gegen Mittag tuen uns schon die Füße weh... Aufgrund der hervorlugenden Sonne gibt es kaum ein schattiges Plätzschen, um mal eine Rast einzulegen, also ziehen wir es durch bis zum Etappenziel: dem Pfahlhaus einer Thai-Familie im Dorf Ban Buoc. 
Die vietnamesischen zehn Wanderkilometer haben uns einen riesen Apetit bereitet und so erfreuen wir uns an dem Mittagessen der Familie mit Fisch aus den nahen Gewässern, Ei, am Feuer gegrilltes Fleisch und Gemüse aus dem Garten. Die Oma des Hauses gibt uns eine kleine Darbietung, wie sie schon zu Kindeszeiten am Webstuhl die Tücher und Gewänder webte. 
Da wir noch einige Naschereien und Stifte sowie Malhefte für die Einheimischen im Rucksack haben, beschließen wir kurz am Kindergarten vorbeizufahren. Um die Kinder nicht aus ihrem Schlaf zu wecken, spielen wir Nikolausfrauen und legen die Geschenke in ihre Pantoffelchen. Die Erzieherinnen werden sich bestimmt auch über deutsche Kosmetik in ihren Schuhen freuen. Leise entfernen wir uns vom Kindergarten... schon schaut ein Köpfchen heraus, dann zwei, dann drei, dann rennen die Kleinen mit verschlafenen Augen zu ihren Schühchen und können die Überraschung kaum fassen. Das Teilen mit den Dorfkindern zaubert ihnen ein breites Grinsen auf den Gesichtern, deren Lachen ist so betörend, dass unsere Herzen aufgehen. Ach, wie niedlich! Inzwischen kommt auch Walter von seinem Mopedtaxi-Abenteuer zur Gruppe und wir legen am Nachmittag noch ein bisschen die Füße hoch. Wer mag, dreht noch eine kleine Runde durch die Dörfer mit dem Elektrofahrzeug oder dem Fahrrad. Einige schließen sich Anh an und kosten im Dorf im Bambusrohr gegrillten Klebreis in lila und schwarzer Farbe, dazu Erdnüsse.  Yummy! 

Tag 8: Flug nach Hue

Am Flughafen verabschieden wir uns von Si Anh, Chauffeur und Beifahrer zum Abflug nach Hue. Heiter lassen wir uns eine kräftige Pho-Nudelsuppe schmecken oder die Glieder auf dem Massagestuhl massieren. 
Reiseleiter Chien empfängt uns fröhlich in der Königsstadt Hue und lässt die Koffer verladen. Er hat einen Tipp für uns: In der Fußgängezone gibt es ein Restarant mit Terrasse, sodass man einen schönen Überblick über das Gewimmel der jungen Vietnamesen hat. Helga und Walter buchen für sich eine Extra-Rikschatour durch die romantisch beleuchtete Stadt Hue. Im Hot Tuna lassen wir uns Hackfleisch an der Zitronengrasstange, Crepes mit Sprossen und Garnelen, flambierte Ananas oder auch einfach nur Spaghetti Bolognese schmecken. Zum Spülen bestellen wir einen vietnamesischen Rum aus braunem Zuckerrohr - alles zündet ordentlich in der Kehle und wir üben im Chor: Mot, hai, ba - jooo!

Tag 9: Kaiserliches Hue

Der Tag widmet sich ganz der Geschichte, Kultur und Architektur, wovon die ehemalige Hauptstadt Hue einiges zu bieten hat. Die beeindruckende Zitadelle prägt noch heute maßgeblich das Stadtbild. Vor noch nicht allzu langer Zeit herrschten in diesem riesigen Areal mächtige Kaiser der Nguyen-Dynastie. Mit dem Bau der Zitadelle 1802, veranlasst von Kaiser Gia Long, begannen die glorreichen Tage von Hue. Vor dem Palast steht der Flaggenturm mit der Königsflagge, die auf drei Stufen steht. Die Stufen symbolisieren die drei wichtigen Bedingungen für ein König: Volk, Erde und Himmel. Hue erlebte eine der blutigsten und längsten Schlachten im letzten Vietnamkrieg, der kaum vorstellbar aber bekanntermaßen länger als der 2. Weltkrieg andauerte. Wenigstens aufgrund des religiösen und kulturhistorischen Status verbot es sich für die Amerikaner, die Stadt zu bombardierenden, so wurde im Häuserkampf vorgegangen. Die Zitadelle konnte jedoch nicht eingenommen werden; nun setzten sie doch gezielte Bomben-und Napalm-Abwürfe gegen Zitadelle und Kaiserpalast ein. Wir sehen nicht nur in den Ausmaßen überwältigende Anlagen, wir sind Zeugen des im Gang befindlichen und noch lang währenden Prozesses des Wiederaufbaus und der Restauration, mit staunenswerten Resultaten... Damals war das innere von einer lilanen Mauer umringt, die heute leider nicht mehr steht. Aber der Name Purpurne Verbotene Stadt ist ihr erhalten geblieben. Anders als in China ist der vietnamesische Kaiserpalast kleiner, dafür grün bepflanzt, er besitzt eine Halle der Ahnenverehrung und eine Pagode. In den Anlagen des Palastes zeigt Chien uns die Charakteristiken des Baustils, die sich größtenteils an die Feng-Shui-Prinzipien richten. Beispielsweise kommt ein Drache selten allein, sondern immer mit einer Wolke und hinter jedem Eingang gibt es eine Stufe oder besser noch eine Geistermauer. Geister sind nach vietnamesischer Vorstellung dumm und können sich nur geradeaus auf einer Ebene bewegen. Na, wenn all das keine bösen Geister fern hält... Oder im vietnamesischen Zuhause werden die in Deutschland genannten Hausdrachen hier Hauslöwinnen bezeichnet. Chien weiht uns in die interessanten Geschichten des Kaiserlebens ein. Es gibt viel zu hören, was kaum in einer schriftlichen Lektüre nachzulesen ist. Am besten merken wir uns, dass niemand den Kaiser ins Gesicht blicken durfte, ihn auch besser nicht verägern sollte und seine Konkubinen nackt in Teppichen eingerollt wurden um keine Waffen verstecken zu können, sonst würden drei Generationen des Schuldigen geköpft werden. Zack, zack, zack! 
Wir machen nochmal einen Zeitsprung nach vorn und begeben uns in die Zeit des vorletzten Königs. 143 Jahre lang regierten dreizehn Kaiser der Nguyen-Dynastie in Hue, umgeben von einem feudalistischen Hofstaat chinesischer Prägung, zuerst in glanzvoller Pracht, dann in Dekadenz und letztendlich in Unterwerfung unter die Kolonialmacht Frankreichs. Khai Dinh war der zwölfte und vorletzte Kaiser, dessen Grabanlage wir uns genauer ansehen wollen. Wo die Trauer lächelt, und die Freude weint - Treffender kann man die Stimmung dieser Orte kaum wiedergeben. Die großzügig angelegte Anlage in einem Park repräsentiert einen völlig anderen Baustil als der Kaiserpalast. Sehr groß und prunkvoll wurde sie auf einem Berg errichtet. Wir steigen zahlreiche Stufen hinauf, um ein originalgetreues Abbild aus Gold von ihm zu sehen, dem vorletzten Nguyen-Kaiser, der nur noch eine Marionette der Franzosen war. Unverkennbar ist das Zusammenspiel aus japanischen, chinesischen und europäischen Einflüssen der grandiosen Anlage, welche über 10 Jahr lang gebaut wurde.
Im Auto erzählt uns Chien noch die kurze Geschichte vom letzten König Diem sowie von dem legendären Mönch Thich Quang Duc, der 1963 mit diesem Auto nach Saigon fuhr und sich dort öffentlich selbst verbrannte. Er protestierte damit gegen die Verfolgung der Buddhisten und fand, trauriger Weise, auch einige Nachfolger, die seinem Beispiel folgten. Zum Glück ist das alles lange her und die vietnamesische Bevölkerung darf ihre Religion frei ausüben, egal welche sie annehmen oder ob sie atheistisch bleiben mag.
Nach so viel Geschichte haben wir uns heute einen schönen Abend verdient. Wir gönnen uns eine befreiende Massage, denn die Pflege des Körpers und der Seele darf nicht zu kurz kommen. Danach entscheidet das Los, dass Andrea unsere Königin des Abends ins und wir kühren Jürgen als König. Wenn das Volk gemeinsam ruft, hat auch der König keine Chance, he, he, he... Wir anderen dürfen als gutaussehende Mandarinen zum Gruppen-Fotoshooting erscheinen. Unser kaiserliches Abendessen wird mit folkloristischer Livemusik untermalt und wir lernen traditionelle Instrumente kennen 16-Saiten Dan Tranh, zwei Teetassen sowie das berühmte Instrument Dan Bau mit nur einer Saite.

Tag 10: Bach Ma–Nationalpark & Wolkenpass

Auf der Nationalstraße 1 fahren wir in Richtung Süden. Der Bach Ma-Nationalpark, der Wolkenpass und die mittelalterliche Stadt Hoi An sind die Etappen.
Unterwegs begegnen wir sogar den "Wiedervereinigungszug", der sechs Mal am Tag von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt fährt. Was ein Flugzeug innerhalb von zwei Stunden schafft, bekommt der Zug auf der Schmalspurbahn nur in mindestens 33 Stunden hin. Naja, immerhin ist man da noch schneller als mit dem Auto.
Wir benötigen ein paar Handtücher, denn wir wollen oben im Park in kleinen Seen baden. So spazieren wir durch einen lokalen Markt mit super frischen Produkten. Frischer geht es fast kaum, denn es gibt lebende Hühner, Enten, Frösche, aus dem Garten gepflücktes Gemüse und schwimmende Fische. Das Obst macht uns mehr an, sodass Anh saftig süße Longang (Drachenaugenfrucht) für die Gäste einkauft. Am Fuße des Berges am Bach Ma-Nationalpark steigen wir in zwei Kleinbusse um. Sie huckeln die schmalen Straßen den Berg hinauf und schnell verstehen wir, warum wir unseren Reisebus schonen sollten. Oben haben traumhafte Ausblicke auf die sich weit erstreckende Dschungellandschaft. Förster Cam lebt schon viele Jahrzehnte mit dem Wald und erklärt uns viel Interessantes über Heilpflanzen. Juliane sagt, hier bräuchte man gar keine Apotheke mehr, denn alles gibt uns der Wald. Dem Rhododren-Pfad folgen wir bis zur obersten Stelle eines Flusses, wo wir unseren Mut  beweisen und von Stein zu Stein bis zum Wasserfall zu hopsen. Nichts ahnend feiern unseren Erfolg und genießen die Aussicht. Plötzlich sitzt ein kleiner Affe zu unseren Füßen und lässt sich ungestört fotografieren. Ein Mal eine Banane ausgepackt, lässt er sich nicht mehr abwimmeln, nascht gern von unseren Reiswaffeln und Drachenaugenfrüchten. 
Der Wasser-Wolkenpass Hai Van bildet die natürliche Grenze und Wetterscheide zwischen Nord- und Süd-Vietnam. Er ist etwa 20 Kilometer lang und erreicht 496 Meter Höhe. Auf der Passhöhe angekommen, gestehen wir, dass Pass seinen Namen alle Ehre macht.  Nur mit sehr guten Kameras ist die Silhoutte der Skyline von Danang zu fotografieren. Unser Chauffeur schlängelt durch die Stadt Danang, sodass wir die Drachenbrücke sehen können, die an Wochenende sogar Feuer spucken kann.Da Nang ist die viertgrößte Stadt Vietnams und durch seinen Naturhafen zum Pazifischen Ozean auch eine wichtige Handelsstadt. 
Am Abend erreichen wir das beliebte Städtchen Hoi An. Schnell wird uns klar, warum das so ist. Kleine Häuser mit moosbewachsenen Dachziegeln, unzählige bunte Lampions aus Seide und ein Flair wie um 1800.  

Tag 11: Buntes Hoi An

Zur Abwechslung zeigt sich am Morgen die Sonne. Wir bewundern ein Hochzeitspaar vor der Japanischen Brücke. Das Paar ist allerdings noch nicht verheiratet verrät Anh. Sie machen zu erst die schöne Paarfotos schon vorher, um sie auf der Hochzeitsfeier den anderen 600 geladenen Gästen präsentieren zu können. Dadurch wird auch sicher gestellt, dass die Gäste auf der richtigen Feier erscheinen, wenn mehrere gleichzeitig stattfinden sollten, ha, ha...
Im über 128 Jahre alten Haus von Herrn Duc An gehen wir in das Wohnzimmer. Die Apotheke und der Hausaltar im Wohnzimmer stehen nach der Überschwemmung im vergangenen November wieder im Trockenen. Aber der Hausbesitzer kennt es schon, das passiert jedes Jahr und man stellt an den Tagen alle Möbel so hoch wie möglich, der Rest ist fast Routine. Der für Hoi An typische Innenhof inmitten des Hauses versorgt die Räumlichkeiten mit Licht und frischer Luft.  Der Hausbesitzer zeigt mir das Bild von seinem Opa mit dem Präsidenten Ho Chi Minh und General Vo Nguyen Giap aus dem Jahre 1927, als sie hier in dem Haus die Kommunistische Partei Vietnams gründeten.
Nächster Stopp: Versammlungshalle der Chinesen aus Kanton. Ursprünglich diente diese Anlage als Treffpunkt der eingewanderten Chinesen und manchmal auch als religiöses Zentrum zur Verehrung der Meeresgöttin. Im Inneren steigt uns sofort Weihrauchduft in die Nasen. Viele Räucherspiralen mit Wunschzetteln hängen an der Decke der Pagode. Man glaubt, dass der Weihrauch die Wünsche hinauf zur Himmelsgöttin trägt und so in Erfüllung gehen.
Die Stadt Hoi An ist landesweit bekannt für die Weberei und Schneiderei. Manch einer aus der Gruppe lässt sich in Windeseile Hosen nähen, die wie angegossen sitzen. Oh ja, all die Kurven und Ecken werden gut betont. *Zwinker* Wir gönnen uns eine Pause, um heiter durch die bunten Gässchen zu schlendern, den einladenden Hotelpool zu testen oder einfach einmal die Füße hochzulegen.

Tag 12: Idyllisches Dorfleben mit Kochkurs und Strandtag

Am Freizeittag lassen wir es uns so richtig gut gehen. Ausgeschlafen, in aller Ruhe gefrühstückt genießen wir die Ruhepause nach den zahlreichen Erlebnissen. Bei Sonnenschein und angenehmen 25 Grad fahren viele mit dem Fahrrad zum Strand. Manch einer muss doch auf Taxi umsteigen, wenn die Hollandfahrräder nicht mehr wollen. Bei schönem Meeresrauschen lassen wir die Seele baumeln und entspannen am feinen Sandstrand. Viele von uns sind dennoch fleißig. Nach dem radeln durch den Verkehrswirrwarr gelangen wir zu einem Gemüsegarten. Bauer Chuong stellt uns mit Stolz den organischen Garten vor,  in dem 10 Familien zusammen arbeiten. Ein paar Tomaten werden vernascht und Sojabohnenwasser getrunken, aber auch Wissenswertes für unseren eigenen Strebergarten nehmen wir sogar mit. Die Bienchen und Ameisen unter uns setzen Kegelhut auf, packen Schaufel an oder setzen Setzlinge ins Gemüsebeet.
Nun haben wir genug geackert. Wir steigen über eine Bambus-Affenhängebrücke in kleine runde Boote. Auf dem Coco-Fluss paddeln wir entlang Wasserpalmen und einem kleinen Entenschwarm zum Restaurant. Das paddeln mit den runden Booten ist zu zwei nicht schwer, allein aber um so schwieriger, sich nicht nur im Kreis zu drehen. Wissen Sie noch, warum es runde Boote in Vietnam gibt? 
Unser Restaurant steht mitten auf grünen Reisfeldern, abseits jeglichem Städtelärm. Ach wie wundervoll! Gut gelaunt stellt uns der Chefkoch Moringa-Salat sowie gefüllte Auberginen a la tempura vor. Wir schnippeln fleissig mit, rollen Tomatenrosen und schauen der neuen Auszubildenden beim Schnitzen von Blümchen aus Karotte über die Schulter. Jürgen kribbelt es under den Fingern und probiert es ebenfalls. Beifall für sein Schaffen! 
Wer noch nicht am Strand war, der begibt sich am Abend ans Meer. Bei Meeresrauschen, was ab und zu mit schiefer Karaokemusik übertönt wird, schlemmen wir frisch gefangenen Mahi Mai-Fisch, leckere Chickenburger, gebratene Nudeln oder auch Thunfisch. Damit wir doch etwas mehr vom Meer haben, kuscheln wir uns in eine Strandbude und schlürfen einen Cocktail, während vor uns das Meer tobt. Pröstle! 

Tag 13: Turbulentes Saigon

Ausgeschlafen und gut gefrühstückt fliegen wir nach Saigon. Die Metropole Saigon mit ca. 10 Millionen Einwohnern trägt seit 1976 offiziell den Namen Ho-Chi-Minh-Stadt. Trotzdem ist der Name Saigon bis heute noch in aller Munde. Die größte Stadt Vietnams mit zehn Millionen Einwohnern, davon ca. 500.000 Chinesen, ist die erste Stadt in Vietnam, in der eine U-Bahn gebaut wird. Im Laufe diesen Jahres soll die erste Strecke eingeweiht werden, zuerst entsteht eine Nord-Süd-Verbindung und später eine Ost-West. Wir sind gespannt.
Unsere junge Reiseleiterin Huong empfängt uns mit Herzlichkeit und begleitet uns ins Zentrum. An einer berühmten Kaffeerösterei verkosten wir Arabikakaffee nach Vietnam-Art und decken uns ordentlich mit frischen Bohnen ein. Hui, was für das verschlafene Personal plötzlich mit uns macht. 
Auch lassen wir uns die herrlichen Kolonialbauten aus französischer Zeit nicht entgehen. Wir bestaunen die berühmte Kathedrale Notre Dame sowie das Hauptpostamt. Hier tobt das Leben. Es gibt viele Telefonzellen und Schalter, an denen die Vietnamesen ihre Behördengänge erledigen können, außerdem einen großen Bereich mit Souvenirs, wo wir wiederum fündig werden. Vor den Gebäuden finden Fotoshootings für Hochzeiten und Verlobungen statt. Alle zücken den Fotoapparat, um die schöne posierende Braut auf dem Bild festzuhalten. Die Kehrseite ist, dass wir dafür den Verlust eines Reiseteilnehmers machen. Huong führt die Gruppe voran zur Oper und zum Rathausplatz. In der Zwischenzeit kehrt Stephan doch zur Gruppe zurück, denn er möchte die nächsten Abenteuer nicht verpassen. 
Wir wechseln zu Abwechslung das Fortbewegungsmittel. Eins, zwei und hops nehmen wir auf dem Rücksitz einer Vespa Platz. Zu erst geht uns der Gedanke durch den Kopf: Albtraum oder Vergnügen? Doch gleich werden wir es erfahren... Jeder von uns wird von einem gutaussehenden Chauffeur oder einer hübschen Chauffeuse gefahren. Das Abenteuer Mopedfahren kann beginnen. Amüsant geht es kurz zur Zoom Bar. Mit Bier und Cocktail stoßen wir auf einen fantastischen Abend an. 
Auf dem Roller durch die Stadt zu fahren wirkt von außen viel hektischer als es eigentlich ist. Und so sitzen wir bequem, wie auf einem Sofa hinter unserem Chauffeur, schießen hunderte Bilder und genießen in vollen Zügen dieses außergewöhnliche Flair! Das Schöne bei dieser Tour ist, dass wir die Möglichkeit haben, diverse Insider der Stadt auf eine spektakuläre Art und Weise kennenzulernen. Die einzelnen Stopps repräsentieren alle ein unterschiedliches Bild des Saigoner Nachtlebens. Es wird zwar am Tisch und auf Stühlen gespeist, doch direkt neben der Straße in einem kleinen Lokal, das sich auf Meeresfrüchte spezialisiert. Auf unserer Speisekarte stehen unter anderem Krabben, Muscheln und Frosch - alles sehr frisch und würzig zubereitet.
Wir düsen wieder auf unseren Vespas durch die Nacht und bewundern unterwegs die wundervoll beleuchtete City mit ihren beeindruckenden Wolkenkratzern. Für einen Moment vergessen wir, dass wir in Vietnam sind, bis uns das Hupen des nebenfahrenden Mopeds wieder zurück holt. Naja, wir haben uns ohnehin an das etwas andere Verkehrsgeschehen gewöhnt, das allgegenwärtige Hupen ist keine Nötigung, sondern nur Warnung „Achtung, ich komme" und man arrangiert sich, ohne auf sein Recht zu bestehen. Kleine Kinder dürfen diese Aufgabe von Mutti oder Vati während der Mitfahrt auf dem Moped übernehmen und haben eine helle Freude dabei. Es gibt keine bösen Minen, alles ist im Fluss. Oh man, das Gefühl auf dieser Vespa ist etwas ganz Besonderes - man fühlt sich frei, heiter und wild!
Schnell kommen wir zur Spezialität von Saigon an: Banh Xeo - Crepes aus Reismehl mit Sprossen, Garnelen sowie Schweinefleisch. Die Riesen-Crepes werden aber nicht so einfach gegessen, sondern vorher liebevoll mit frischen Kräutern in Reispapier gewickelt und mit der Hand genascht. 
Mit Vergnügen steigen wir wieder auf die Vespas, um nun zum Dessert zu kommen. Auf der Fahrt erzählt mir mein Chauffeur, dass alle Vespas aus Italien kommen und einige sogar original aus 1975 stammen. Dann fahren wir plötzlich von der Hauptstraße ab und landen in einer dunklen Ecke. Unsere Reisegäste schauen Anh skeptisch an... Wir gehen durch einen leeren Markt, steigen schmale Treppen hinauf und lugen durch eine Tür. Hinter ihr befindet sich eine kleine Bar, in dem Musiker auf einer Violine, einem Klavier und einer Gitarre spielen. Dazu singen vietnamesische Jugendliche internatione Pop-Lieder. Zum Dessert dürfen wir uns Eis und Kaffee wünschen.
Der Tag ist noch längst nicht vorbei, die Nacht ist jung. Wir kehren bei einer Nachtbar ein. Bei einem Absacker und rockiger Live-Musik stoßen wir auf unser Überleben sowie das besondere Erlebnis Vespafahren in Saigon an. Chears! 

Tag 14: Friedliches Mekong–Delta

Raus aus dem Großstadttrubel und ab in die idyllische Natur! Per VIP-Holzboot schippern wir
auf dem Mekong. Die Wasserlandschaft wird immer enger, der tropische Wald scheint über uns zuzuwachsen bis wir den Umstieg in die Sampas meistern. Das sind kleine Boote, die von Frauen durch die Fließe gestakt werden, wie im Spreewald, nur komplett anders! Mangroven, Palmen... Unterschiedliche Wasserstände formen aus dem lehmhaltigen Boden bizarre Uferzonen, ausgespülte Wurzeln. Vom Himalaya kommt er, der Mekong und hier breitet er sich als Deltalandschaft ins Meer aus. Wir legen wieder an, die Frauen leisten nicht nur Kraftarbeit, sondern außerordentliches Geschick im Steuern, vor allem in den engen Stellen beim Begegnen. Vorbei am schwimmenden Markt verhandelt Anh um Kokosnüsse für die Gruppe.
Bei einem Bauern probieren wir die hier angebauten exotischen Früchte wie Guave, süße Ananas und vieles mehr. Die schwere Frucht mit den Stacheln, die an dem Baumstämmen herunterhängt und an eine Waffe erinnert, ist die Jackfrucht. Aus dem Holz der Pflanze werden die Wasserpuppen geschnitzt. Innen duftet sie sehr aromatisch nach Ananas, Apfel und Banane. - Eine wirklich exotische Mischung! Deutlich gefährlicher mit spitzen Stacheln ist ihre Schwester, die Druian. Sie ist die Königin aller Früchte, sagen die Vietnamesen. Die Deutschen nutzen eher den Namen Stinkfrucht. Ungeöffnet geht ein intensiver, unangenehmer Geruch hervor, der an verfaulte Eier erinnert, von ihr aus. Jedoch schmeckt sie ganz besonders, ganz nach seinem eigenen persönlichen empfinden. Was uns allen aber auch besonders gut schmeckt, sind die Kokosnüsse aus dem Mekong-Delta.
Zum Mittag besuchen wir ein kleines Gartenrestaurant. Sie haben eine Spezialität für uns angekündigt: Elefantenohrfisch! Unterwegs begegnet Anh ein paar Schülerinnen, welche Anh gleich zur Gruppe lockt. Sie sind schüchtern, aber mit Anhs musikalischer Ermutigung singen sie uns auch ein Ständchen über die Rolle der Mutter vor. Die Bemühungen werden von uns mit Gummibärchen und Stiften belohnt. So leicht geht es, Kinder glücklich zu machen. 
Letzter Stopp ist bei einer Familienfabrik: Kokosnüsse sowie Reis, sind Grundlage für die Bonbonherstellung, die wir gleich beobachten können. Alles ist Handarbeit. Es wird geknetet, gerollt, geschnitten aufgereiht und akribisch einzeln eingewickelt. Die Außenhülle mit lackiertem Bonbonpapier, die innere aber kann man mit essen, sie zergeht im Munde. Der Popreis oder das gegrillte Reispapier haben uns ziemlich gut geschmeckt *schwärm*. Es geht zurück auf das Boot.
Ein abendlicher Spaziergang durch Saigon führt uns durch die belebten Straßen zu einem Grillrestaurant. Auf einer Dachterrasse bekommen wir den Lichterglanz der Stadt in voller Pracht zu bewundern. Geduldig lassen wir unser Essen auf dem Grill garen und verputzen in der Zwischenzeit einen Feuertopf aus Passionsfruchtsud sowie den Passionsfruchtcreme-Kuchen zu Julianes Geburtstag. Lecker, mit Mango!

Tag 15/16: Cu Chi & Heimflug

Zugunsten unserer Freizeit lassen wir den Besuch des ehemaligen Präsidentenpalastes aus, denn bis auf die Arbeits und Speiseräume gibt es keine Besonderheiten zu sehen. Durch die Tore des Palastes sind am 30. April 1975 nordvietnamesische Panzer gedrungen und riefen den südvietnamesischen Präsidenen Diem auf, zu kapitulieren. Seit dem feiern die Vietnamesen diesen Tag als den Tag der Wiedervereinigung zwischen Nord- und Südvietnam.
Bei strahlendem Sonnenschein starten wir in den letzten Tag. Stephan geht bereits am Morgen getrennte Wege und macht sich auf zum neuen Abenteuer Kambodscha.
Wir anderen hingegen begeben uns auf die Spuren der Partisanen nach Cu Chi. Dort haben die Vietnamesen die Militärmacht der USA im wahrsten Sinne des Wortes untergraben: Ihr verzweigtes Tunnelsystem, einst Trutzburg der kommunistischen Vietcong im "anti-imperialistischen" Krieg, gehört zweifelsohne zu den spektakulärsten und interessantesten Zielen rund um Saigon. Seit den 30er Jahren von Guerillas angelegt und ständig erweitert, existiert hier ein Tunnelsystem von über 250 km Länge, das in den 60er Jahren Partisanen aber auch der Bevölkerung Schutz vor den Bomben der US-Army bot und gleichzeitig Versorgungsweg für den Vietkong war. Ein lokaler Führer bringt uns entlang der Wege durch den Wald und zeigt uns das System. Wir erfahren alles Wissenswerte über den Bau, die Systematik und die Realität, die hier herrschte. Der eine oder andere von uns lässt es sich nicht nehmen, um zu versuchen, in die schmalen Tunnel selbst einmal hineinzuklettern. - Oder besser zu kriechen? Mit einem gewissen Körpergewicht ist die Wahrscheinlichkeit doch höher als gedacht, um wieder aus diesem kleinen Loch heraus zu gelangen bzw. geht es schnell hinein, aber schwer wieder heraus. Das müssen wir wohl am eigenen Leib erfahren. Neben den vielen Tunnelsystemen staunen wir aber in jedem Fall auch über die Fallen, die sich die Vietnamesen einfallen ließen sowie über Bombenkrater und Panzer. Etwas getrübt, aber doch froh, nicht Teil dieses Ganzen gewesen sein zu müssen, kehren wir nach Saigon zurück. 
Inzwischen haben wir uns an den Umstand gewöhnt, dass es auf den vietnamesischen Straßen nicht so schnell vorwärts geht wie in Europa, hier und da gibt es mehr Mopeds sowie hin und wieder ein paar Schlaglöcher. Dennoch wird die Fahrt nicht langweilig. Wir beobachten den regen Verkehr, viele Szenerien, die uns das tägliche Leben auf eigene Art und Weise näher bringen. Mehrmals überholen wir ein Moped mit Ananaskörben und kurz vor dem Foto schleicht sich doch tatsächlich ein LKW oder Haus oder Palme dazwischen... grrrr... jetzt haben wirs! 
Die Zeit vergeht schneller als wir es wahr haben wollen und schon steht der Rückflug vor der Tür. Unser Held, der Chauffeur Dung, bringt uns vorbildlich zum Flughafen. Mit Thai Airways feiern wir Angelas Geburstag und fliegen entspannt nach Deutschland zurück. Ganz entspannt wird auch unser Gepäck behandelt... 

Danke!

Liebe Reisegäste, tausend Dank für die schöne gemeinsame Zeit, in der wir viel erlebten, lachten und manchmal ringten, aber uns alle respektierten. Jeder Tag unterschied sich vom anderen und war ein Höhepunkt für sich. Es hat mir wir sehr viel Spaß gemacht, Ihnen mein geliebtes Vietnam zu zeigen und auch für mich neue Orte der Heimat zu entdecken. Bitte empfehlen Sie Vietnam ggf. auch Kambodscha als Reiseziel weiter, wenn es Ihnen gefallen hat. Die Menschen freuen sich über jeden Gast und vor allem über sein/ihr Lächeln. Mit einem Lächeln verabschiede ich mich für heute und schaue einem Wiedersehen entgegen! 
Ihre Anh

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Das war für mich eine sehr schöne Erlebnisreise.Besonderen Dank gilt unserer Reiseleiterin Anh, die es durch ihre professionelle und liebenswerte Art verstand, uns ihr Heimatland Vietnam zu zeigen.Wir waren eine tolle Truppe und hatten Viel Spaß.
Alles gute weiterhin , Juritta.

Juritta Leßmann
24.04.2018

Liebe Juritta, lieben Dank für das Lob! Es freut mich wahnsinnig, dass Sie tolle Erinnerungen aus meiner Heimat mitnehmen konnten und auch nach vielen Wochen noch von unserer Reise schwärmen! Alles Liebe, Anh

Nguyen Ngoc Anh 24.04.2018

Ich kann mich hier nur mit meiner Meinung anschließen. Einfach super alles. Die Erinnerung bleibt noch lange.

Michaela Hartmann 07.05.2018

Danke sehr liebe Michaela! Alles liebe und Gute für Sie!

Nguyen Ngoc Anh 11.05.2018