Reisebericht: Rundreise Vietnam und Kambodscha – Naturschätze und Aktivtouren

29.03. – 12.04.2015, 16 Tage Südostasien in kleiner Reisegruppe mit leichten Wanderungen und Radtouren – Hanoi – Mai Chau – Lung Van – Pu Luong–Reservat – Uoi Dorf – Dorf Lan – Ninh Binh – trockene Ha Long–Bucht – Ha Long–Bucht – Saigon (Ho–Chi–Minh–Stadt) – Mekong–Delta – C


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Da sind wir nun, im Land der Kegelhüte und der Mopeds. Ein Land, das wir in unserer Fantasie vor allem mit grünen Reisterrassen, gastfreundliche Menschen, duftende Garküchen idyllische Wasserlandschaften aber auch mit dem Vietnamkrieg verbinden.
Auf unserer Reise wollen wir uns dem fröhlichen vietnamesischen Volk annähern und die wirklichen vietnamesischen Lebensweisen erleben, wo Vietnam noch Vietnam ist. Von Nord nach Süd reisen wir durch die unberührte Natur, wo sich sonst kaum ein Tourist verirrt und machen uns ein vollständiges Bild vom „Land des aufsteigenden Drachens" oder von den „Preußen Asiens".
Ein Reisebericht von
Ngoc Anh Nguyen

1. & 2. Tag: Tschüss Deutschland und Xin Chao Vietnam!

Sehnsüchtig haben wir seit langem darauf gewartet, diesen gemeinsamen Traum anzutreten. Am Samstag, den 30.03.2015, ist es endlich soweit. Wir fahren mit einem Transfer, mit der Bahn oder dem eigenen Pkw nach Frankfurt am Main. Hier treffen sich die gesamte Reisegruppe von elf Gästen und ich. Nach einigen Verzögerungen bei den Check-in-Formalitäten hebt unser Flieger mit einer kleinen Verspätung nach Hanoi ab. Mit einem Direktflug erreichen wir vietnamesischen Boden ca. 11,5 Stunden später. Ein warm-feuchter Frühlingsmorgen heißt uns herzlich Willkommen. Unser Reiseleiter Khoi erwartet uns voller Freude und begleitet uns ins Hotel. Wir dürfen nach und nach vorzeitig einchecken und uns für die Stadtbesichtigung am Nachmittag frisch machen. Nach einer kurzen Erfrischungspause können wir es kaum erwarten, die Hauptstadt Vietnams zu erobern. Die kleine Metropole Hanoi, ehemals Thang Long (zu Deutsch "Aufsteigender Drache") genannt, hebt sich durch das Bewahren von Tradition von anderen asiatischen Metropolen ab. Bei einem Spaziergang durch die „36-Gassen" gehen wir zuerst Geld umtauschen. Wir erhalten für wenige Euro bereits mehrere Hunderttausend und Millionen Vietnamesisch Dong. Wow! So ist also das Gefühl, einmal im Leben Millionär zu sein!
Anschließend passieren wir die schöne französische Kirche in Hanoi und besuchen eine winzige Wohnung, in der ein Künstler Dong-Ho-Bilder herstellt. Es sind Bilder in Holzschnittkunst, die Wünsche und Glückwünsche darstellen und dienen gern als Geschenk zum Tet-Fest. Das Papier wird handlich aus Maulbeerbaumrinde, Klebreis und Perlmutt hergestellt. Ebenso aus natürlichen Stoffen gewinnt man die Farbe für den Druck. Inzwischen knurren bei den ersten der Magen, die anderen haben Hunger auf Bier. Also organisiere ich ein schnelles, einfaches und leckeres aber vor allem auch landestypisches Mittagessen. Es gibt „Bun Cha" - Reisnudeln mit frisch auf Kohle gegrilltem Fleisch und Fischsoße. Wie die Einheimischen nehmen wir auf den kleinen Hockern Platz und schlürfen unsere Nudeln, genießen Hanoi-Bier oder einen vietnamesischen Kaffee mit süßer Kondensmilch.
Nun erfreuen wir uns an einer Rikschafahrt. Auf dieser bekommen wir das alltägliche Leben hautnah zu spüren. Wir sind mittendrin und setzen uns in unsere eigene Fahrradrikscha. Unsere netten Fahrer führen uns mitten durch den Trubel der Altstadtstraßen und wir staunen: Verkehr, der auf den ersten Blick chaotisch und regellos erscheint; das Leben spielt sich links und rechts der Straßen im Freien ab: Garküchen, Frisör, Barbier, Handel, sogar Fitnessstudios... Und Mopeds über Mopeds, ganze Familien finden darauf Platz und Transportvarianten von schier ungeheurer Kreativität. ..wenn das alles Autos wären, die hier verkehren würden... nicht auszudenken! Ein Wunder, dass es doch alles funktioniert in dieser Viermillionenstadt, in der mindestens zwei Millionen Mopeds angemeldet sind. Und „Kabelbäume" im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum zu glauben, dass Strom-und Telefonbedienstete in dem Gewirr der Strippen durchblicken... Aber Anh meint, all das soll später auch in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten oder im Guiness Buch der Rekorde aufgenommen werden. Die Rikschafahrt endet bei der Familie von Anh. Mit originalem vietnamesischen Grüntee, kandierte Lotuskerne und "Banh Com" (süßes Gebäck aus noch nicht reifem Reis gefüllt mit grünen Bohnen) erwartet uns schon meine Verwandtschaft. Stolz präsentieren wir die kleine Holzwerkstatt, in der wir eigenhändig Möbel herstellen.
Das Abendessen nehmen wir in einem lokalen Restaurant in der Nähe des Hotels ein, bei dem mein Cousin uns Gesellschaft leistet. Er hat seit einem Jahr angefangen, Deutsch im Goethe-Institut zu lernen und freut sich, mit echten Deutschen in Kontakt zu kommen und seine Kenntnisse auf die Probe zu stellen.
Langsam machen sich der Langstreckenflug und die Zeitverschiebung von sieben Stunden spürbar. Also heißt es nach dem Abendessen nun: Gute Nacht! - Xin Chao!

3. Tag: Besichtigungen in Hanoi

Unsere Stadtbesichtigung beginnt mit dem Mausoleum von Ho Chi Minh auf dem Ba Dinh-Platz. Onkel Ho, wie die Vietnamesen ihn nennen, wird vom ganzen vietnamesischen Volk hoch geachtet und geliebt... er habe geweint angesichts der Armut im Land und habe die Freiheit und Einigkeit gebracht. Im Ho-Chi-Minh-Museum erzählt uns Khoi viel über das Leben von dem Nationalhelden. Onkel Ho wurde 1890 als Nguyen Sing Cung geboren. Er reiste viel auf der Welt, unter anderem auch nach Frankreich, England, USA, Sowjetunion und China. In Frankreich trat er 1920 der Kommunistischen Partei bei. Er bildete sich fort in Moskau und Guangzhou fort, wo er mit weiteren Vietnamesen die Gründung der Kommunistischen Partei Vietnams organisierte. Im Jahre 1941 wurde er zum Anführer und zur Symbolfigur der vietnamesischen Unabhängigkeitsbewegung. Von 1955 bis zu seinem Tod im Jahr 1969 war er Präsident von Vietnam. Im Laufe seines Lebens nahm er viele Aliasse an. Ho Chi Minh bedeutet "erleuchtender Wille". Vorbei am ehemaligen Präsidentenpalast, in dem noch heute Staatsgäste empfangen werden, gelangen wir zum Wohnhaus des legendären Politikers. Wir sehen, dass er gern einfach und bescheiden lebte, die Ruhe und die Natur liebte.
Zu Fuß spazieren wir bis zur Ein-Säulen-Pagode (auch Ein-Pfahl-Pagode bezeichnet). Khoi erklärt uns, dass die Ein-Pfahl-Pagode, wie sie auch genannt wird, die Form einer Lotusblume darstellt. Sie ist das Symbol für den Buddhismus sowie das Symbol für Vietnam. Der Legende nach erschien dem kinderlosen König Lý Thái Tong im Traum eine auf einer Lotusblüte sitzende Göttin und überreichte ihm einen Sohn. Als er kurze Zeit später tatsächlich Vater wurde, ließ er diese Pagode aus Dank in Form einer Lotusblüte erbauen. Die Lotusblüte ist eine wunderbare Blume, die in Seen und feuchten Moorgebieten lebt. Obwohl sie aus den Mooren kommt, sind ihre Blätter und Blüten stets rein und wunderschön.Auch der Tempel der Literatur, welcher das konfuzianische Hauptheiligtum und die erste Universität von Vietnam is, t gehört mit auf unser Reiseprogramm. Vor fast 1000 Jahren (1070) ließ Kaiser Ly Thanh Tong diese Van Mieu-Pagode erbauen. In der Ly-Dynastie begann die konfuzianische Glaubenslehre den Buddhismus zu verdrängen und Van Mieu entwickelte sich zum intellektuellen und spirituellen Zentrum des Königreiches. Im Stehlenhof finden wir die 82 verbliebenen Steinstehlen, getragen auf den Panzern von steinernen Riesenschildkröten. Schildkröten symbolisieren ein langes Leben. Auf den Steintafeln sind die Examina, die Namen der 1036 erfolgreichen Absolventen und deren Lebenslauf eingemeißelt. Es ist nicht verwunderlich, dass dieser Platz ein würdiger Ort ist, den man zu besonderen Anlässen aufsucht. Und so werden wir Zeugen eines farbenfrohen Ereignisses: Absolventen feiern ihren Abschlusses ihrer Ausbildung, in der festlichen Kleidung, die Mädchen im „Áo dài" (langes Oberteil). Gegenseitiges fotografisches Festhalten ist im Gange.
Nach dem eindrucksvollen Vormittag legen wir eine Pause zum Mittagessen ein. Ich organisierte bereits in Deutschland einen Besuch des KOTO-Restaurants. KOTO sind die Anfangsbuchstaben des Mottos "Know one, teach one." und bedeutet, dass man all sein Wissen weitergibt, um andere zu unterstützen. Vor 12 Jahren gründete der in Australien lebende Vietnamese Jimmy Pham dieses Non-Profit-Restaurant und nahm Straßenkinder als Mitarbeiter bei sich auf. Um ihnen aber auch dem Restaurant langfristig eine Zukunft zu ermöglichen, stellte er sie nicht nur als Mitarbeiter ein, sondern bildete sie aus, errichtete eine Schule und Ausbildungsstätte für diese Jugendliche. Heute ist dieses Projekt inzwischen sehr erfolgreich geworden, wie uns die Mitarbeiterin des Hauses verriet, und viele ehemalige Mitarbeiter fanden nach den zwei Ausbidlungsjahren gute Arbeitsstellen in Hotels, Restaurants sowohl in Vietnam als auch im Ausland wie Australien oder sogar Dubai. Wir waren erfreut, dass nicht nur große Namen wie Bill Clinton, sondern auch wir mit Eberhardt TRAVEL diese großartige Idee mit unserem Besuch unterstützen konnten.
Weiter geht es zum ältesten Heiligtum von Hanoi. Die Tran Quoc-Pagode liegt auf einer kleinen Insel auf dem West-See, der größte von zwanzig Seen der Stadt. Es wird angenommen, dass diese Pagode bereits im 6. Jahrhundert errichtete wurde. Am Eingang wird auf einer steinernen Platte festgehalten, dass sie im frühen 17. Jahrhundert vom Roten Fluss hierher verlegt wurde.
Der nächste Höhepunkt und eine imposante Darbietung erwarten uns am Abend: schwere Holzpuppen zeigen uns Episoden aus dem bäuerlichen Leben und der Sagen- und Geschichtenwelt Vietnams, umrahmt von Live-Musik traditioneller Instrumente und vietnamesischem Gesang. Obwohl die Gäste die Sprache nicht verstehen, können sie gut den kleinen Geschichten über das Alltagsleben am Fluss durch die spielerische Leistung der Puppenspieler folgen. Diese Art der Unterhaltung haben sich die Bauern damals auf den Reisfeldern in der Regenzeit ausgedacht, wenn die Felder überschwemmt waren und kaum andere Aktivitäten möglich waren. Das Rätsel: wie funktioniert das - die Künstler unsichtbar, bewegen die Puppen und stehen dabei hüfttief im Wasser? Nachdem die Kulisse und damit das Geheimnis gelüftet ist, spenden wir reichlich Beifall. Einfach, humorvoll und sehr originell - das war ein großartiges Erlebnis für uns! Danach begleiten meine Großeltern mütterlicherseits unsere Gäste zum Abendessen. Sie leben in der Altstadt von Hanoi und führen uns durch die quirligen Straßen bis zum Restaurant, wo wir zu Abend essen. Es gibt eine uralte Spezialität Hanois: „Cha Ca La Vong" (Zu Deutsch Fischpastete). Diese Speise zählt sogar zu einen der tausend Dinge, die man noch vor dem Tod erleben sollte. Der einzige Haken an der Sache war, dass wir die Fischpastete und das Gemüse selbst auf dem Tisch garen sollen. Glücklicherweise sind meine Großeltern vertraut mit dem Gericht und können uns zeigen, wie alles zuzubereiten und auch zu essen ist. Unsere Gäste finden es sehr amüsant und vor allem lecker!

4. Tag: Bergwelt um Mai Chau

Ein aufregender Tag steht uns bevor. Zunächst schlängelt sich unser Fahrer durch die geschäftigen Straßen aus Hanoi heraus vorbei an frühstückenden Vietnamesen, die ihre Nudelsuppe auf dem Gehweg schlürfen. Auch die waghalsigsten Beladungskünste bringen uns zum Staunen: dutzende Eierpaletten, Schweine und sogar Meter lange Schläuche werden auf winzigen Mopeds transportiert. Herrlich! Nun fahren in Richtung Nordwesten in die Bergwelt Vietnams. Nach einer ganzen Weile verrät uns Khoi, dass wir den Bezirk Hanois immer noch nicht verlassen haben. Erstaunt sind wir, wie groß die Fläche ist. Khoi erklärt, wie man eine Stadt von einem Dorf unterscheidet. In einer Stadt darf auf keinen Fall ein Stundenhotel fehlen und klärt uns auf, wie solch ein Stundenhotel funktioniert. Nach und nach verändert sich die Landschaft: Die Häuser werden seltener, wir sehen Reisfelder, auf denen viele Gräber quer durcheinander stehen und langsam sind auch schon die ersten grünen Berge zu sichten. An einem Straßenrestaurant halten wir für eine Kaffee- und Toilettenpause und staunen nicht schlecht über selbst gebrannte Schnäpse mit eingelegten Echsen. Voller Erwartung erreichen wir den ersten Ort Mai Chau. Wir steigen aus dem Bus aus und fragen uns, ob wir tatsächlich schon in der Bergregion angekommen sind, denn die Luft ist immer noch heiß und feucht. Das GPS von Khoi besagt, dass wir uns auf einer Höhe von ganzen 300 Metern. Alle Augen richten sich auf Anh und ich weiß, was in Ihren Köpfen vor sich geht. Anh hatte versprochen, dass es angenehm frisch wird, sobald wir die Berge erreichen...
Die Minderheit Thai lebt seit mehr als 2.000 Jahren in Vietnam und haben sich vor allem in den Bergen angesiedelt. Man unterscheidet die Schwarzen und die Weißen Thais, ursprünglich ist die Trennung auf die dementsprechende farbige Kleidung der Frauen zurückzuführen. Allerdings tragen die Weißen Thais auch heutzutage schwarze oder indigoblaue Trachten mit weißen Schärpen. Sie sind größtenteils in der Region von Mai Chau und Pu Luong zu finden. Von Khoi erfahren wir auch die interessante Tradition, dass unverheiratete Mädchen die Haare meist offen tragen. Die Schwiegertochter erhält von der Schwiegermutter zur Hochzeit als Geschenk und Ehrung der Schwiegermutter eine Strähne (meist eine graue Haarsträhne), die sie jeden Tag bei Zusammenbinden ihrer Haare dran klemmt. Wir spazieren nach einem leckeren Mittagessen bei einer Familie durch das Dorf und bewundern die Kunst des Webens und Strickens der Einheimischen. Anschließend geht kurz mit dem Bus weiter zum Anfangspunkt unserer 2-Tages-Wanderung. Alle schnappen sich ihren Übernachtungsrucksack und marschieren los. Es geht durch Wälder und kleine Dörfer, die von Minderheiten bewohnt werden. Typisch sind die Stelzenhäuser aus Holz, Bambus und Palmenblättern. Hin und wieder begegnet uns ein Moped, Autos gibt es hier kaum. Am späten Nachmittag erreichen wir das Dorf Ban Hang. Wir sind zu Gast einer Thai-Familie und werden diese Nacht in einem solchen Pfahlhaus verbringen. Über eine Holztreppe gelangt man von beiden entgegengesetzten Seiten in den oberen Teil des Hauses, dessen Fußboden mit Bambusmatten ausgelegt ist. Gleich nebenan, durch eine kleine Bambustür getrennt, kochen unsere mitgebrachten Köche aus Mai Chau zusammen mit der Familie unser Abendessen. Nachdem sich alle geduscht haben, werden wir im Freien unter unserem Schlaflager zu Tisch gebeten, wo wir das liebevoll zubereitete Menü genießen. Anh und Khoi haben noch weitere Überraschungen für die Gäste. Beim Reisen soll man mit allen Sinnen die Gegebenheiten wahrnehmen. Also bringt Anh eine Flasche „Lila-Schnaps" - besonderer Reisschnaps aus dunklem Klebreis (leicht süß, fast wie ein Likör) zum Vorschein. Auch Khoi hat bei der Familie einen besonderen Schnaps bestellt - ebenfalls Reisschnaps aus einer anderen Reissorte. Diesen Schanps Rieu Can gibt es nur hier in dieser Bergregion. Schmale Bambusstangen in eine Karaffe gespickt machen das Kosten für alle möglich. Chuc Xuc Khoe - Zum Wohl!

4. Wanderungen im Pu Luong–Nationalreservat

Das Schlafen auf den dünnen Matrazen und ungewöhnliche Geräuschkulisse von lautem Zirpen, vietnamesischer Schlafmusik sowie bellende Hunde und gelegentlicher Schnarcheinlagen ließ diese Nacht nicht sehr ergiebig werden. Bereits vor Sonnenaufgang hören wir, wie aktiv unsere Nachbarn sind, die zum Todestag ihres Familienangehörigen ein Schwein schlachten... Das ist schon eine unvergessliche Erfahrung.
Nach einer kleinen Morgentoilette begeben wir uns gut gelaunt, trotz aller nächtlichen Strapazen, zum Frühstück. Wir packen unsere Habseligkeiten wieder ein und nehmen die Tageswanderung in Angriff. Zu erst durch den Wald und später vorbei an satt grünen Reisterrassen passieren wir hin und wieder kleine Flussläufe und kleine Dörfer. Die Aussichten auf die sanften Hügeln sind herrlich schön. Doch nicht nur die idyllische Landschaft und angenehme Ruhe begleiten uns auf der Wanderung, sondern auch das Lächeln freundlicher Bauern und neugierige Kinderaugen. Viele Gäste haben auch kleine Geschenke für die Kinder mit: Gummibärchen, Stifte, Malbücher, Seife und Kostmetiks. Manche Kinder haben in ihrem ganzen Leben noch nie Gummibärchen gesehen und lassen sich erst von uns einweisen, dass man diese essen kann. Ein glückliches Lächeln im Gesicht verrät uns, dass es zu schmecken scheint. Nun ist es Mittag und die Sonne strahlt erbarmungslos auf uns herab. Als wir eine Asphaltstraße erreichen, versucht uns der lokale Wanderführer bis zur Mittagsraststätte zu bringen. Doch wir sind sehr erschöpft, sodass Anh den Bus rufen lässt. Der Chauffeur Duc (bedeutet Deutschland oder Moral) ist freundlich und holt uns ab, damit wir nicht weiter auf der Straße laufen müssen. Wir fahren zu einem anderen Pfahlhaus, bei dem wir wie die Einwohner auf dem Fußboden im Schneidersitz speisen und tanken Kraft mit einem kurzen Nickerchen. Gut erholt bringt uns der Bus zum Übernachtungsort. Eigentlich sollten wir heute bei einer Muong-Familie im Dorf Kho Muong übernachten. Doch die Mutter des Hausbesitzers ist schwer krank, sodass wir unsere Unterkunftsmöglichkeit umorganisieren müssen. Dafür sind wir nun zu Gast bei dem Stellverstretenden Vorsitzenden für Wirtschaft der Kommune Thanh Son, Ba Thuoc. Von dessen Haus aus hat man ein grandioses Panorama auf die umliegenden Berge, immerhin befinden wir uns auf eine Höhe von ca. 450 Metern. Man merkt sofort, wie angenehm kühler es ist.
Wir unternehmen am Nachmittag noch eine kleine Wanderung von weiteren vier Kilometern zum Dorf Kho Muong, wo wir eigentlich übernachten sollten. Bergab steigen wir in das Tal hinunter bis wir das charmante Dorf erreichen. Ein Dorfbewohner lädt uns zum Tee ein und erzählt uns ein wenig über das Leben im Dorf. Sehr ruhig ist es hier, denn hier gibt es keine ausgebauten Straßen, sodass kein einziges Auto diesen Ort je erreichen könnte. Bald geht die Sonne unter und Anh hat schon Mopedtaxis für die Gäste organisiert. Ein Fahrer hat seine ganzen Freunde zusammen getrommelt, die ein Moped besitzen und sie dazu überredet, uns wieder zurück zu unserem Gastgeber für die Nacht zu bringen. Steil bergauf hoppeln wir auf den Rücksitzen der Fahrer und verstehen nun, warum das Gefährt auf Vietnamesisch im Wahrsten Sinne des Wortes Fahrzeug zum Umarmen heißt. Oben im Haus hat man unser Schaflager bereits liebevoll vorbereitet, mit bunten Matten und Moskitonetzen arrangiert. Nach dem schmackhaften Abendessen singt uns der Hausbesitzer und unser Koch einige vietnamesische Lieder vor. Unter anderem auch einige Trinklieder. Er besteht darauf, dass alle mitmachen und mittrinken vom selbstgebrannten Reisschnaps. Gefolgt von einigen Schlucken echten Schlangenschnaps kündigt sich ein feuchtfröhlicher Abend an.

6. Pu Luong – Trockene Halong–Bucht in Ninh Binh

Bei strahlendem Sonnenschein starten wir in einen spannenden Tag. Zum letzten Mal wandern wir entlang der herrlich leuchtenden Reisterrassen, die in unterschiedlichen Grüntönen schimmern. Die letzten Geschenke werden an die Dorfbewohner verteilt. Die Menschen hier sind sehr arm, sie leben nur von ihren selbst angebauten Erzeugnissen oder Fischfang, Jagen und Sammeln. Tourismus gibt es kaum, denn wer außer uns verläuft sich schon hierher? In den letzten zwei Tagen sind wir nur einer weiteren Gruppe von europäischen Studenten begegnet, aber wir haben die anderen Langnasen auch nicht vermisst. Es ist eine wundervolle Erfahrung, so nahe bei den Einheimischen zu sein und sie von ihrer natürlichen, echten Seite kennenzulernen. Im Nachhinein sind wir sogar überzeugt, dass diese Zeit bei den ethnischen Minderheiten die schönste unserer Reise ist, und sich alle Mühe während der Wanderung oder die nächtlichen Strapazen lohnen.
Wir wollen unsere Reise dennoch fortsetzen und begeben uns nach Ninh Binh in das Schutzgebiet von Van Long. Auf einer Bootsfahrt in traditionellen Holzbooten erkunden wir die trockene Halong-Bucht, ein angelegtes Wetland mit tausenden Kalkfelsen und zahlreichen Höhlen. Wir versuchen sogar in eine hineinzufahren, aber aufgrund des Niedrigwassers ist es uns nur möglich, kurz mit den Booten hinein zu gleiten. Aussicht nach den auf den Felsen lebenden Languren halten wir während der ganzen Fahrt, doch leider lässt sich kein Äffchen blicken. (Charakteristisch ist der im Vergleich zum Körper längere Schwanz.) Nichtsdestotrotz ist ein wunderschönes Erlebnis in dieser reizvollen und wenig touristischen Landschaft.
Um sich wirklich gut von den letzten Wandertagen zu erholen, genießen wir das Upgrade von Eberhardt TRAVEL. Wir dürfen im großartigen 5-Sterne-Emeralda Ninh Binh Resort übernachten und erholen uns im Pool direkt vor unseren Villen, umgeben von einer zauberhaften Gartenanlage.

7. Naturweltwunder Ha Long–Bucht

Nach dem Frühstück heißt es Standortwechsel; Koffer identifizieren und verladen. Ca. 200 km trennen uns von unserem Tagesziel Ha Long, die bizarre Welt aus 1969 emporragenden Karstfelsen. Wir gewöhnen uns schnell an den Umstand, dass es auf vietnamesischen Straßen nicht so schnell vorwärts geht, wie in Europa. Wir überqueren die neue Brücke über den roten Fluss und kommen zunächst schnell voran, bevor einige Baustellen die Fahrt verlangsamen. Dennoch wird die Fahrt nicht langweilig. Wir beobachten den regen Verkehr, viele Szenerien, die uns das tägliche Leben auf eigene Art und Weise näher bringen. Gegen Mittag erreichen wir den Hafen von Ha Long und setzen, einheitlich in Orange (Schwimmwesten) gekleidet, mit dem Tender zu unserer Dschunke "Oriental Sails" über. Nun kann unsere Kreuzfahrt auf der atemberaubenden Landschaft beginnen.
In der Gegend der Halong-Bucht gab es anfangs nur drei Metallschiffe vom Staat. Heute ist die Zahl der fahrenden Schiffe bereits auf ca. 400 Schiffe gestiegen, fast alle werden privat finanziert. Von 1965 bis 1973 Kriegsschauplatz, ist sie heute Touristenmagnet Nummer Eins und gehört seit dem 11.11.2011 zu einem der neuen Sieben Naturweltwunder. Nun kann unsere Kreuzfahrt in der atemberaubenden Landschaft beginnen. Schon beim leckeren Fischessen im Panoramarestaurant sind wir alle beeindruckt von der romantischen Wasserlandschaft, zahlreiche Felsen mit unterschiedlichen Formen wie Schildkröten und Riesen ragen aus dem Wasser hervor. Das Schiff gleitet sanft über das Wasser, während wir die zauberhafte Atmosphäre und die frischen Meeresfrüchte genießen.Am Nachmittag bietet sich die Möglichkeit, die große Tropfsteinhöhle Sung Sot (zu Deutsch Überraschungshöhle) zu besuchen. Sie ist wahrlich ein Wunderwerk von Skulpturen in Form von Tropfsteingebilden und Auswaschungen, welches die Natur über Zeiträume von Jahrhunderten erschaffen hat. Das Naturschauspiel geht weiter: Vorhang für Mutternatur! Mit kleinen Canoes paddeln wir durch eine niedrige Einfahrt, ein nur kleiner Durchbruch in der umschließenden Felswand, in die malerische Luon-Lagune. Natur pur mit grünbewachsenen Felsen, fremdartigen Geräuschen und putzigen Äffchen, die keine Scheu zeigen und sich begierig auf die von Gästen mitgebrachten Bananen zu stürzen. Aus Anerkennung werden sie dafür auch x-fach fotografiert.
Zurück an Bord unserer Dschunke werden wir in die Grundlagen der vietnamesischen Kochkunst eingeführt. Alle dürfen dabei mitmachen und fleißig Sommerrollen rollen. Daumen hoch!
Den Abend lassen wir beim schönen Abendessen, einige lauschen beim Karaoke zu, andere fischen Tintenfische oder lassen den Tag einfach gemütlich auf dem Sonnendeck ausklingen.

8. Tag: Naturweltwunder Halong–Bucht

Die Anker sind gelichtet, wir kreuzen schon in der Bucht. Unser heutiger Morgen auf See beginnt weiter mit dem Schauspiel der Natur. Zum Sonnenaufgang begrüßen wir den neuen Tag mit sanften Bewegungen der Tai Chi-Lehre und genießen die angenehme Ruhe. Gemütlich starten auch die restlichen Gäste mit einem stärkenden Frühstück in den Tag.
Jetzt geht es wieder für einen Ausflug an Land. Die Ti Top-Insel hat die Form eines Halbmondes; der Sandstrand war einer der Lieblingsorte Onkel Ho´s. Er traf sich dort 1962 mit dem sowjetischen Kosmonauten German Titow; seitdem trägt die Insel dessen Namen. Entscheidungen sind zu treffen: an prominenter Stelle ein Bad nehmen oder/und ca. 450 Stufen aufwärts zum Aussichtspunkt überwinden. Beides hat was. Die größere Anstrengung wird mit einem sagenhaften Panoramablick über die Ha-Long-Bucht belohnt. Die hoch aufragenden Karstinseln sowie die vielen Boote setzen ihre drachenförmigen Segeln bilden im Morgenlichte eine fantastische Kulisse. Wer mag, kann auch ein erfrischendes Bad im Salzwasser nehmen. Hier gibt es einen kleinen künstlich angelegten Sandstrand, der zum Planschen im angenehm kühlen Wasser (für Anh jedoch viel zu kalt bei ca. 20-23 Grad Wassertemperatur) ein.
Unsere Crew hat zwischenzeitlich ein toller Brunch hergerichtet und wir haben nun Zeit zum Schlemmen und Schauen, unsere Kreuzfahrt führt zurück zum Ausgangspunkt und wir müssen uns schon von dieser schönen Kulisse verabschieden. Wir besuchen einen alten Friedhof, wo uns Khoi über die Bestattungsrituale aufklärt. Unterwegs haben wir schon oft kleine Bauten inmitten der Reisfelder gesehen; wir erfahren: in diesen Grabstätten auf diese Weise Angehörigen die letzte Ruhe zu gönnen, war bisher auf dem Land der Normalfall, jedoch ist es nunmehr verboten. Jetzt werden die Grabstätten auf Friedhöfen in Eigenregie errichtet und gepflegt. Eine Verwaltung, die das Umfeld und die Infrastruktur betreut, ist noch im Entwickeln begriffen.
Wir verabschieden uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge von unserem herzallerliebsten Reiseleiter Khoi. In der vergangen Woche ist er uns mit seinen Witzen über die Stundehotels und seiner Genauigkeit was Zahlen und Statistik angeht, doch sehr ans Herz gewachsen. Dennoch freuen wir uns auf die nächsten großartigen Erlebnisse und sind gespannt, was Vietnam noch zu bieten hat. Nach einem kurzen Flug von ca. einer Stunde erreichen wir Hue am Abend. Unser Bus warte bereits am Ausgang, um uns in das Hotel in Hue zu bringen.

9. Tag: Erhabene Königsstadt Hue

Das perfekte Wetter für eine Stadtrundfahrt erwartet uns heute Morgen! Ein neuer Reiseleiter begrüßt uns: Herr Do kümmert sich professionell um alles; Ausbildung im Schleifmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt.Unsere Erkundungsfahrt der ehemaligen Königsstadt beginnt mit der Besichtigung der Thien Mu-Pagode aus dem Jahr 1601, das Gebäude in Gestalt eines überdimensionalen Kegelhutes annimmt. Die prächtige Pagode besteht aus sieben Etagen mit einer goldenen Buddhastatue auf der obersten Etage. Im Haupttempel sind drei Buddhafiguren zu finden, die für Wissen, Weisheit und Glück stehen. Fasziniert sind wir ebenfalls von der ca. 2 Tonnen schweren Bronzeglocke, deren Klang über 10 km weit zu hören sein soll. Die grimmig schauenden Wächter am Eingang bereiten uns keine Angst und so betreten wir die gepflegte Anlage mit anhängendem aktivem Kloster. Do führt uns weiter zum Bereich der Ausbildung angehender buddhistischer Mönche, kleine junge Schüler kreuzen unseren Weg in typischer grauer Kleidung mit dem markanten Haarschnitt. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt wird er an die Lebensweise der Mönche herangeführt, dann wird er sich entscheiden; weiter als Mönch, dann äußerlich erkennbar i.d.R. durch eine Kurzhaarfrisur bzw. kahl rasiert. Mittlerweile spüren wir die für uns ungewöhnlichen Temperaturen und enorme Luftfeuchtigkeit und gehen alles langsamer an.
Nächster Attraktionspunkt ist der Königspalast. Vor dem Palast steht der Flaggenturm mit der Königsflagge, die auf drei Stufen steht. Die Stufen symbolisieren die drei wichtigen Bedingungen für ein König: Volk, Erde und Himmel. Hue erlebte eine der blutigsten und längsten Schlachten im letzten Vietnamkrieg, der kaum vorstellbar aber bekanntermaßen länger als der 2. Weltkrieg andauerte. Wenigstens aufgrund des religiösen und kulturhistorischen Status verbot es sich für die Amerikaner, die Stadt zu bombardierenden, so wurde im Häuserkampf vorgegangen. Die Zitadelle konnte jedoch nicht eingenommen werden; nun setzten sie doch gezielte Bomben-und Napalm-Abwürfe gegen Zitadelle und Kaiserpalast ein. Wir sehen nicht nur in den Ausmaßen überwältigende Anlagen, wir sind Zeugen des im Gang befindlichen und noch lang währenden Prozesses des Wiederaufbaus und der Restauration, mit staunenswerten Resultaten... In den Anlagen des Palastes zeigt er uns die Charakteristiken des Baustils, die sich größtenteils an die Feng-Shui-Prinzipien richten.
Wir sind sehr gefordert von der Hitze und legen daher eine kleine Mittagspause ein. ImY Thao-Garten genießen wir wundervoll dekorierte Speisen von Gemüse über Fleisch bis hin zu Fisch und Riesengarnelen. Kleine Süßigkeiten aus grünen Bohnen in Form von Früchtchen erinnern an Marzipan - wir sind gesättigt, gestärkt und glücklich. Es kann also mit den nächsten Besichtigungen weitergehen. Kraft ist nun wirklich nötig, um die zahlreichen Stufen der nächsten Sehenswürdigkeit zu erklimmen: das Mausoleum von Khai Dinh. Kaiser Khai Dinh war der vorletzte König, der zwölfte, der Nguyen Dynastie. Er lebte von 1884 bis 1925. Sein Grab ist in einem anderen architektonischen Stil als der von allen anderen Königen gebaut. Es ist mit wunderschönen, bunten Kermaikscheiben geschmückt und wirkte trotzdem keineswegs kitschig sondern sehr anmutig. Ganze elf Jahre hat der Bau für diesen Prunk gedauert.
Obwohl der Tag sich bis hierher bereits gelohnt hat, freuen wir uns trotzdem auf unseren nächsten Programmpunkt. Zum Abendessen im Antiken Restaurant dürfen wir die Trachten der ehemaligen Könige und Mandarinen tragen. Es gibt dazu nicht nur ein delikates Zehn-Gänge-Menü, sondern wir erleben gleichzeitig eine grandiose Vorführung der traditionellen Hofmusik. Umrahmt von traditioneller Musik, Gesang, Klang lassen wir uns verwöhnen und zudem ist es ein optischer Genuss. Die Speisen sind figürliche Kunstwerke von Phönixen, Drachen, Pagoden, Pfauen, aufwendig geschnitze Blumen und vieles mehr, die Fotografen ringen um die optimale Erfassung der Objekte. Alle sind begeistert von der gelungenen Aufführung.

10. Tag: Über den Wolkenpass nach Hoi An

Auf unserer Agenda steht für heute die Hafenstadt Hoi An. Auf der Nationalstraße 1 fahren wir in Richtung Süden. Der Wolkenpass, Da Nang und die mittelalterliche Stadt Hoi An sind die Etappen. Der Wasser-Wolkenpass Hai Van bildet die natürliche Grenze und Wetterscheide zwischen Nord- und Süd-Vietnam. Er ist etwa 20 Kilometer lang und erreicht 496 Meter Höhe. Auf der Passhöhe angekommen, gibt es natürlich einen Halt für dies und jenes. Foto, Vietnamesischer Allzweckbalsam, Eukalyptusöl, Perlenschmuck...
Wir kommen wieder in die Ebene und erreichen Da Nang. Wie umgewandelt erscheint uns hier die Gegend: die Küste, gepflegte Straßen und Promenaden mit verzierten Bäumchen am Straßenrand. Da Nang ist die viertgrößte Stadt Vietnams und durch seinen Naturhafen zum Pazifischen Ozean auch eine wichtige Handelsstadt. Am schönen Lang Co Strand pausieren wir zur Abenddämmerung und lassen unsere Füße noch kurz das Wasser den feinen Sand sowie das warme Südchinesischen Meeres spüren, bevor die Sonne im Horizont verschwindet. Baden dürfen wir aufgrund des heute starken Windes und der späten Uhrzeit nicht. Schade... Am Abend erreichen wir Hoi An.

11. Tag: Verträumtes Hoi An

Wir müssen nicht ganz so früh aufstehen; das Frühstücksbuffet ist vom Feinsten und es gibt wieder Nudelsuppe.Hoi An wurde im 4. Jahrhundert von den Cham als Hafenstadt am Südchinesischen Meer gegründet. Allerdings haben wir gelernt, dass wir nicht (mehr) in China sind. Obwohl offiziell in allen aktuellen europäischen Karten (und sogar auf dem Smartphone-Navi so bezeichnet) ist es hier nicht das Südchinesische Meer, sondern das Ost-Meer. Und richtig: auf der original vietnamesischen Karte steht „Bien Ðông" und das heißt übersetzt „Ost-Meer".Die gesamte Altstadt gehört inzwischen zum Weltkulturerbe. Sofort zieht uns das liebliche, bunte Städtchen in seinen Bann. Da Hoi An berühmt für seine fleißigen und tapferen Schneider ist, führt uns Do in eine Schneiderei. Wer will, lässt sich etwas empfehlen, sucht sich ein Muster aus dem Katalog und schon nimmt zügig eine Mitarbeiterin die Maße auf. Bis Nachmittag um 16 Uhr soll alles zur Abholung fertig sein. Einige wagen es und lassen sich maßgeschneidert Hemden, Hosen und Kleider anfertigen. Wir schlendern weiter zu einem der ältesten Häuser von Hoi An, dem Handelshaus Tan Ky. Hier bestaunen wir die kunstvollen Holzgebälke im Inneren. Gleichzeitig erfahren wir, wie sich die Einwohner der Stadt gegen das ständige Hochwasser versuchen zu schützen.
Unser Weg führt uns weiter in die innere Altstadt zur Versammlungshalle der Chinesen von Fujian. Im Inneren steigt uns sofort Weihrauchduft in die Nasen. Viele Räucherspiralen mit Wunschzetteln hängen an der Decke der Pagode. Man glaubt, dass der Weihrauch die Wünsche hinauf zur Himmelsgöttin trägt und so in Erfüllung gehen. Herr Do führt uns durch malerische Straßen und Gassen Hoi Ans zum Museum für Geschichte und Kultur. Er erklärt uns traditionelle Gewerke wie den Fischfang, die Reisverarbeitung, die filigrane Seidenstickerei und - weberei sowie die Bastmattenherstellung. Fast alle Fertigungsschritte erfolgen heute noch per Hand.
Später spazieren wir zur Japanischen Brücke, die damals das japanische und chinesische Viertel trennte. Der Legende nach baute man die Brücke, als Japan mehrfach von verheerenden Erdbeben heimgesucht wurde, für die man ein Ungeheuer verantwortlich machte. Man glaubte, dass dessen Kopf in Indien, dessen Schwanz in Japan und dessen Herz in Hoi An lag. Mit dem Bau einer Brücke bezweckte man, dass sich Steinpfeiler wie ein "Schwert" in das Herz rammen sollten und so das Ungeheuer bezwingen.
Am Nachmittag genießen wir die freie Zeit. Ob man am Fluss entlang schlendert, nach Souvenirs Ausschau hält, einen Kaffee schlürft oder den Markt besucht, hier es ist für jeden was dabei! Einige von unserer Gruppe konnten sogar schon ihre bestellten Schneiderwaren abholen. Bei anderen brauchen die Mitarbeiter doch länger als geplant und reichen diese erst am späten Abend im Restaurant und später im Hotel ein. Was für eine Aufregung, aber es klappt doch noch rechtzeitig. Spätestens jetzt merken wir: Willkommen in Vietnam! Als wir am Abend gemütlich durch die Straßen spazieren, verbreiten die bunten Lampions eine fantastische Atmosphäre.

12. Tag: Kosmopolitsche Weltstadt Saigon.

Der Wecker klingelt bereits in den frühen Morgenstunden. Nach dem zeitigen Frühstück fahren wir zurück nach Da Nang zum Flughafen. Herzlich verabschieden wir uns vom Reiseleiter Do und der Flieger startet pünktlich. Nach ca. einer Stunde erreichen wir Saigon. Die Metropole Saigon mit ca. 10 Millionen Einwohnern trägt seit 1976 offiziell den Namen Ho-Chi-Minh-Stadt. Trotzdem ist der Name Saigon bis heute noch in aller Munde. Der Tag ist etwas kompakt und wir beginnen gleich mit der Stadbesichtigung mit einer amüsanten Fahrt durch die großen und dennoch mit Mopeds vollgefüllten Straßen. Wir haben uns ohnehin an das etwas andere Verkehrsgeschehen gewöhnt, man arrangiert sich, ohne auf sein Recht zu bestehen; das allgegenwärtige Hupen ist keine Nötigung, sondern nur Warnung „Achtung, ich komme". Kleine Kinder dürfen diese Aufgabe von Mutti oder Vati während der Mitfahrt auf dem Moped übernehmen und haben eine helle Freude dabei. Es gibt keine bösen Minen, alles ist im Fluss.
Zuerst besuchen wir das chinesische Viertel und dessen Großen Mark „Cho Lon". Unsere Reisegäste empfinden den Besuch Großen Marktes ebenfalls großartig. Die vielen frischen Blumen, Obst- und Gemüsesorten, unendlich exotische Gewürze - alle vermischten Grüche steigen in unsere Nasen - Textilien, Töpfe, Pfannen und jeglichen „Schnick Schnack" präsentieren sich in farbenfroher Pracht. Hier findet man alles, was man sich nur vorstellen kann. Was für die Vietnamesen ein normaler Alltagstrubel ist, war für uns ein besonderes Erlebnis.
Danach besuchen wir die älteste Pagode Saigons, der Giac Lam-Pagode. Den Wiedervereinigungspalast können wir heute leider nicht besichtigen. Die Straße dahin ist gesperrt, denn die Stadt wird gerade geschmückt und man bereitet sich auf den großen Nationalfeiertag vor: den 30.04. Am selbigen Tag im Jahre 1975 rollten die Viet Cong mit zwei Panzern auf das Grundstück des damaligen Präsidentenpalastes und riefen den südvietnamesischen Präsidenen Diem auf, zu kapitulieren. Seit dem feiern die Vietnamesen diesen Tag als den Tag der Wiedervereinigung zwischen Nord- und Südvietnam. Genau 40 Jahre ist es inzwischen her und große Lichterketten sowie Plakate hängen an den Straßen aber auch große Bühnen für Gesang und Tanz an diesem Tag werden aufgestellt.
Wir checken am Abend im Hotel ein und gehen anschließend gemeinsam zum Abendessen. Es erwartet uns das nächste landestypsische Essen auf uns im Barbecue Garden. Wie der Name schon verrät, wird hier das Meiste an Essen gegrillt. So setzen wir uns an Tischen mit Heizplatten in der Mitte. Es gibt wieder eine üppige Auswahl an Speisen in Hülle und Fülle von Hähnchen, Schwein, Rind, Riesengarnelen über Tintenfisch bis hin zum Feuertopf mit Meeresfrüchten aus Muscheln, Fisch und reichlich an Gemüse. Wer heute nicht satt wird, dem gebe ich noch eine Runde Nudelsuppe aus!
Zum Verdauen, als Betthüpfer und Abschluss unseres letzten gemeinsamen Abends gibt Anh noch eine Runde Hanoi-Vodka aus. Prost oder Chuc Suc Khoe! (Kürzer geht auch Mot, Hai, Ba - Jo!)

13. Tag: Bilderbuch Vietnam – Idyllisches Mekong–Delta

Noch ein Mal das perfekte Sonnen-Wetter für einen Ausflug in das Mekong-Delta erwartet uns heute. Per Bus geht es nach Cai Be, wo sich der Mekong schon in etliche Hauptarme aufgespalten hat. Wir wechseln das Verkehrsmittel und fahren nun tatsächlich mit dem Boot über den Mekong. Über den ersten schwimmenden Markt erreichen wir eine Anlegestelle. Toan zeigt uns Kokosnüsse und Honig; beides, Honig und Kokos sowie Reis, sind Grundlage für die Bonbonherstellung, die wir gleich beobachten können. Alles Handarbeit, nur die Rührmaschine ersetzt das Manuelle. Es wird geknetet, gerollt, geschnitten aufgereiht und akribisch einzeln eingewickelt. Die Außenhülle mit lackiertem Bonbonpapier, die innere aber kann man mit essen, sie zergeht im Munde; Reismehlpapier,verschiedene Geschmacksrichtungen... Der Popreis oder das gegrillte Reispapier haben uns auch ziemlich gut geschmeckt *schwärm*
Es geht zurück auf das Boot. Oh, es gibt etwas Neues zu probieren. Unser Mekong-Führer bereitet Kokosnüsse vor, wir schlürfen die Milch und löffeln danach das weiche Fruchtfleisch - lecker! Die Wasserlandschaft wird immer enger, der tropische Wald scheint über uns zuzuwachsen. bis wir den Umstieg in die Sampas meistern. Das sind kleine Boote, die von Frauen durch die Fließe gestakt werden, wie im Spreewald, nur VÖLLIG ANDERS! Mangroven, Palmen... Unterschiedliche Wasserstände formen aus dem lehmhaltigen Boden bizarre Uferzonen, ausgespülte Wurzeln. Vom Himalaya kommt er, der Mekong und hier breitet er sich als Deltalandschaft ins Meer aus. Wir legen wieder an, die Frauen leisten nicht nur Kraftarbeit, sondern außerordentliches Geschick im Steuern, vor allem in den engen Stellen beim Begegnen. Von den Sampas steigen wir um und fahren ein Stück auf dem lebenden Fluss, denn viele Fischer wohnen in ihren Booten oder auf ihren schwimmenden Lager- und Verarbeitungseinrichtungen. Wir spazieren wieder und besuchen eine Familie, die in einem alten Mandarinenhaus wohnt. Sie hat in ihrem Garten eine Spezialität für uns angekündigt: Elefantenohrfisch!
Zurück in Saigon verabschieden wir uns von unserem Reiseleiter Luan, denn am nächsten Tag starten die einen nach Ho Tram oder Phan Thiet zu ihrer Badeverlängerung an den schönen Stränden. Vier unser Gäste fliegen bereits heute Abend gen Heimat. Auch von ihnen verabschieden wir uns schweren Herzens. Wir sind neidisch auf diejenigen, die die nächsten Tag weiterhin die Sonne, Wärme und das Meer genießen dürfen... Denn in Deutschland ist grau-regnerisches Wetter angesagt und vor allem mit 10 - 15 Grad weniger...
Auf dieser Reise erlebten die Reisegäste nicht nur einen schönen Urlaub, sondern auch hautnah die touristischen aber vor allem auch die NICHT touristischen Höhpunkte des Landes sowie den normalen Alltag der Vietnamesen. Jeder Tag unterschied sich vom anderen und war ein Höhepunkt für sich. Eine wunderschöne, unglaublich erlebnisreiche und vielseitige Reise geht zu Ende, von deren Erinnerungen wir noch lange zehren werden. Ich danke Ihnen allen für die wunderbare Zeit, die wir gemeinsam verbringen durften. Es hat mir wir sehr viel Spaß gemacht, Ihnen geliebtes Vietnam zu zeigen und auch für mich neue Orte der Heimat zu entdecken. Ich würde mich freuen, mit einen oder anderen noch einmal bei einer gemeinsamen Reise die Welt zu erkunden! Alles Gute und bleiben Sie gesund!
Ihre Ngoc Anh Nguyen

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