Reisebericht: Rundreise Frankreich – Südwest– und Zentralfrankreich

27.06. – 06.07.2010, 10 Tage Rundreise durch Frankreich von der Atlantikküste zu den Vulkanbergen der Auvergne mit Bordeaux – St. Emilion – Bergerac – Perigueux – Sarlat–la–Caneda – Lascaux – Rocamadour – Conques – Millau – Le Puy–en–Velay – Issoire – Clermont Ferrand – Para


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Nach 5 Jahren hat Eberhardt Travel erstmalig wieder Zentralfrankreich im Programm. Die Reise geht nach Aquitanien mit Bordeaux, St.-Emilion und dem Dordogne-Gebiet, führt ind die Cevennen mit dem gewaltigen Viadukt in Millau und der Tarnschlucht und die
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Reisebericht

Genuss pur in Zentralfrankreich   Sonntag, 27.06.2010Wieder einmal geht die Reise in Richtung Paris, am Flughafen Frankfurt und dem neuenICE-Bahnhof vorbei, von dem aus die Innenstadt von Paris in 3:49 Stunden erreichbar ist. Wer mehr Zeit hat, kann die Strecke auch fliegen. In Frankreich künden Schilder wie Spichern Gravelotte Verdun Valmy Chateau-Thierry von jahrhundertelangen blutigen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Deutschland. Über eine weite Strecke begleitet die neue Linie des TGV-POS die Autobahn und auch die im Wechsel fahrende Hochgeschwindigkeitszüge aus beiden Ländern zeigen, dass es in 65 Jahren gelungen ist, die unheilvolle Vergangenheit zu überwinden.In Reims kommt die Autobahn dem Stadtkern sehr nahe und eine der schönsten nordfranzösischen Kathedralen ist für einen Augenblick zu sehen: Krönungskirche der französischen Könige, im 1. Weltkrieg durch deutsche Geschosse völlig zerstört und Zeuge der gemeinsamen Messe von Adenauer und de Gaulle, dem erklärten Willen zur Versöhnung, den die Begegnung von Millionen Menschen zur Wirklichkeit werden ließ. Paris hat eine schöne Umgebung, bei strahlenden Sonnenschein sind die Familien in das Marnetal oder Disney-Land gezogen und ihre Rückkehr lässt uns etwas später als geplant in der Vorstadt Creteil, in einem Novotel an einem See, ankommen.   Montag, 28.06.2010Die nur etwa 20 km von Creteil zum Gare Montparnasse in Paris legt der Bus in 1 Stunden zurück.Nur Motorradfahrer sind schneller, leben aber weit gefährlicher. Für die weitern 600 km braucht der TGV nur die doppelte Zeit. Die Stadt Bordeaux hat gerade ein Weinfest mit 500.000 Besuchern hinter sich gebracht. Nachdem die Stadt jahrelang eine Riesenbaustelle war, glänzt sie jetzt mit ihren gereinigten Fassaden. Selbst die Straßenbahnen klappen aus Achtung vor den Gebäuden aus der Zeit Louis XV ihre Stromabnehmer ein und schalten auf Stromspeisung aus der Mittelschiene um.Es ist heiß, man möchte am liebsten baden gehen. Geht aber nicht. Nur der maskierten Lüge, der spitzohrigen Unwissenheit und dem Laster am Denkmal der Girondisten scheint es hier (und natürlich nur hier und nirgendwo sonst ) sehr gut zu gehen.
 
Und wieder empfängt uns ein Novotel an einem See. Dienstag, 29.06.2010Die erste Etappe ist St. Emilion, einer der bekanntesten Weinorte des Bordelais und mit seiner Umgebung UNESCO-Weltkulturerbe, 2000 jährige Weinkultur. Die hellgelben Hauswände  aus Kalkstein erfahren durch ihren Blumenschmuck eine Aufwertung voller Romantik.Ich hole den Bund mit dem goldenen und den silbernen Schlüsseln und wir steigen in die unterirdischen Gewölbe hinab. Fotografieren verboten, aber hier hat sicher der Apparat frevelhafterweise von allein ausgelöst. Soll doch jeder sehen, dass mit viel Stahl die größte unterirdische Felsenkirche Frankreich vor dem Einsturz bewahrt wurde. In Bergerac trifft man natürlich auf den berühmten Savinien de Cyrano de Bergerac.Zwar der Mann er nie hier und sein bester Darsteller Gerard Depardieu - hat eine große Knollennase aber das reichte für einen Oscar für den großen Gerard. Bei einen kleinen Bummel lernen wir den idyllischen Ort kennen.Dann entspannten wir uns erst einmal bei einer Fahrt auf der Dordogne auf einer Gabare, die früher Wein, Tabak und Steine, heute aber edlere Fracht beförderte. Périgueux war dann er Abschluss: eine malerische Renaissance-Stadt (die römischen Überreste mussten wir leider links liegen lassen) mit der gewaltigen Kirche St.-Front, die zwar nach der Rekonstruktion Paul  Abadies stark verändert war, aber immerhin hat er hier geübt, um später die leuchtend weiße Sacre Coeur in Paris zur Freude der Gläubigen und Touristenscharen auf den Montmartehügel in Paris zu setzenIn einer Gasse finde ich den richtigen Klingelknopf und eine Pforte ward aufgetan, um ein herrliches Renaissancetreppenhaus besichtigen zu können. Auch diese Stadt verlassen wir nur ungern, wir wären gern noch etwas länger durch die schattigen Gassen gestreift aber das Abendbrot erwartet uns im Kyriad-Hotel des Nachbarortes Tréllisac. Mittwoch, 30.06.2010Auf der Fahrt nach Lascaux überraschte uns Montignac mit einem Meer aus Papierblüten.Lascaux II beeindruckte alle. Schnell vergaß ich, dass das gar nicht die Höhle war, in der Steinzeitmenschen vor 17.000 Jahren Stiere, Pferde und andere Tiere in realistischer Darstellung schufen, gemalt auf Holzgerüsten mit Erdfarben beim Schein von Fettlampen. Die Verantwortung vor der Nachwelt zwang dazu, die Originalhöhle zu schließen und eine genaue Kopie in Beton nachzubilden und durch eine Künstlerin in jahrelanger Arbeit millimetergetreu ausmalen zu lassen.Durch Zufall hatte ich am Vortag erfahren, dass unser Ziel La Roque-Gageac gesperrt war, weil ein 320 t schwerer Felsbrocken über dem Dorf vor dem Absturz gesichert werden musste. Was haben wir also verpasst? Ein pittoreskes Dorf, Höhlenwohnungen und eine Burg.Ich habe die Route geändert und schon hatten wir mit St.-Léon-sur-Vézère das pittoreske Dorf mit einer romanischen Kirche, mit Roque St. Christophe die Höhlenwohnungen        und mit Beynac-Casteac eine hoch über der Dordogne gelegene Burg. Wenn auch Fotos einer Tafel der Vorbesitzer verboten waren (mittelalterlicher Datenschutz für Richard Löwenherz und Co.), so half durch ein Griff in das Archiv Zu Sarlat, Filmkulisse für über 30 Filme kann ich nur sagen: André Malreaux, Schriftsteller und Kulturminister, Retter historischere Bauten wie Prosper Merimée, sein Vorgänger im 19.Jhdt., hatte recht, diesen Ort komplett als einen der ersten 4 Orte Frankreichs unter Denkmalsschutz zu stellen. Ein Traum in gelbem Sandstein und Blumen. Donnerstag, 01.07.2010Der Bus fährt weiter in die Region Midi-Pyrenées. Durch den Südwesten Frankreichs ziehen sich mehrere Jakobspilgerwege mit dem Ziel St. Jean-Pied-de-Port am Fuße der Pyrenäen, um sich dort zu vereinen und über die Pyrenäen in das Tal von Roncesvalles (wo der tapfere Roland starb) zu führen. Der Weg nach Santiago di Compostela ist dann noch weit. Und doch hat der heilige Amadour, ein Eremit, der 1166 unverwest aufgefunden wurde und viele Wunder bewirkte, die Pilger zu einem Abstecher von ihrer Route bewogen.Und da hängt es ja auch, das Schwert Durendal, das der sterbende Roland mit letzte Kraft hierher geschleudert hat. Auch ein Wunder. Die Diebstahlsicherung kam gleich mit. Direkt am Jakobswegweg von Le Puy-en-Velay liegt Conques, mit einer typischen romanischen Wallfahrtskirche. Die Pilger konnten sich am berühmten Tympanon davon überzeugen, welche der beiden Möglichkeiten ihnen einst geboten wird, wenn der heilige Michael die Seelen abwägt. Am Abend erreichen wir Millau, ein Ort in den Cevennen, der durch seine riesige Autobahnbrücke mit 2,5 km Länge nun bekannte ist als durch seine Töpferware aus römischer Zeit oder der Herstellung von Glacéhandschuhen. Vorsichtshalber schauen wir die Brücke uns erst einmal von unten an. Dann ging es hinab in die Tarnschlucht. Bis zu 500 m tief hat sich der Fluss in das Kalksteinplateau hineingefräst, immer wieder seine Richtung wechselnd und meist aus Karstquellen gespeist. Ständig wechselt das Panaroma, eine Sinfonie in Fels und Wald, selten unterbrochen von kleinen Dörfern. Natur pur.Ein mächtiger Felsbrocken hoch über uns blieb fest eingeklemmt und der Bus passt gerade durch einige Felsentore durch.                                Und in Ste.-Enemie empfängt uns ein Bergdorf mit steilen Berggassen und Blumenschmuck.        Eine zweite Schlucht wird noch durchfahren, die Gorge de la Jonte, dann geht es zurück nach Millau zurück. Sonnabend, 03.07.2010Die Auvergne hat so viele Schönheiten zu bieten, vieles können wir nicht besuchen und manches kommt einfach zu kurz. So wären wir alle länger in Le Puy-en-Velay geblieben - aber der Zeitplan lässt sich nicht überlisten. Zu einer guten Reise gehört auch etwas Wehmut über verpasste Gelegenheiten, die aber auch den Anlass schafft, wieder einmal hierher zurückzukehren. So schön, sagten einige Gäste, habe ich mir die Auvergne nicht vorgestellt.                  Aber wir wollten ja auch noch die romanische Kirche von Issoire sehen, ihre Kapitelle bewundern.Und natürlich auch die Braut. Sollten wir Clermont-Ferrand nur als Schlafplatz kennen lernen? Auch für eine kurze Führung durch die Stadt blieb noch Zeit. Ach, da war ja noch die Fußballweltmeisterschaft. Damals waren alle in Hochstimmung und über mein Handy liefen während des gemeinsamen Stadtbummels die Ergebnisse für alle ein, nicht ganz billig, denn es gab 4 Tore für Deutschland. Sonntag 04.07.2010Heute haben wir die Auvergne richtig genossen. Zuerst zeigte uns das Vulkania-Museum 
Mit allen Mitteln, die die modernen Technik zur Verfügung steht, wie die verschiedenen Landschaftsformen der Auvergne entstanden. Wir stiegen in den Krater hinab und erfuhren mit dem ganzen Körper die Wirkung von Erdbeben, tauchten mit der 3-D-Brille in die computersimulierte vergangene Welt ein und entdeckten einen Vorführraum nach den anderen.
Und wieder steht in Orcival.eine reizende romanische Kirche am Weg.Die Straße zum Puy du Dome ist gesperrt, aber wir kamen am Puy de Sancy, dem höchsten Berg Zentralfrankreichs mit der Seilbahn noch höher hinaus. Auch die weitere Fahrt zeigte die ganze Schönheit der Auvergne, eine unverbrauchte Landschaft ohne Fabrikschornsteine und Touristenströme. Montag, 05.07.2010
Es geht nach Burgund. Noch einmal besuchen wir in Paray-le Monial eine romanische Wallfahrtskirche, erst vor 5 Jahren renoviert und für viele die schönste von allen.
Für Cluny und Macon waren nur Stippvisiten möglich. Man muss einfach wieder einmal für längere Zeit in das Burgund reisen.
Dann gab es noch zwei Höhepunkt: eine Verkostung von Weinen aus der Bourgogne in den Kellerräumen des Weingutes Reine Pédauque. Den Abend schloss ein Besuch im Krankenhaus ab, dem Hotel Dieu, allerdings nicht wegen des Weines. Der war sehr gut gewesen.
Ein Krankenhaus im Zustand des 15.Jahrhunderts, die Stiftung eines Kanzlers des burgundischen Herzogs und seiner Frau, ein Garantieschein für das Seelenheil.Auch den Armen ging es gut, den Reichen etwas besser (damals gab es wohl eine Zweiklassenmedizin). Aber die Armen sahen am Sonntag durch die geöffnete Tür einen Schatz von unschätzbaren Wert: den Weltgerichtsaltar von Rogier van der Weyden. Und sollte die Medizin aus der gut ausgestatten Apotheke nicht geholfen haben, so vielleicht der Glaube. Dienstag, 06.07.2010
Die Rückfahrt nach Deutschland mit einer Fülle von Eindrücken im Kopf, auf Speichern der Fotoapparate und Videogeräte und vielen Notizen. Es wird viel Zeit brauchen, bis alles geordnet ist, dem Freundeskreis die Eindrücke vermittelt sind, und dann vielleicht schon neue Pläne geschmiedet werden.
Was bleibt am Schluss zu sagen. Es war eine sehr schöne Reise, die harmonisch verlief und
viele wundervolle Werke der Natur und der Kunst zeigte. Mag sein, das einmal das eine oder andere vielleicht noch anders hätte ausgestaltet werden können - aber etwas ist immer" sagt Tucholsky.
Ich möchte Ihnen allen nochmals danken, dass sie unserem Unternehmen ihr Vertrauen ausgesprochen haben, denn Sie, unsere Gäste, sind es, denen wir in erster Linie unsere erfolgreiche Laufbahn als Reiseunternehmen über 20 Jahre verdanken.
Ich wünsche Ihnen alle Gute und vielleicht ein Wiedersehen in Frankreich, dem Land, von dem Ulrich Wickert sagt: Frankreich lieben heißt, für etwas zu schwärmen, dass so zu sein scheint, wie das Glück, von dem man träumt."

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Kommentare zum Reisebericht

hallo opa, du bist klasse.

Philipp Karnath
11.02.2010

Ein Highlight jagt ja das nächste bei dieser Reise - tolles Programm! Und wer mal die Hände der Christus-Statue sehen möchte, sollte selbst diese Reise machen! :-)

Astrid Kunath
18.02.2010

Ein guter Bericht. Schön auch, dass Sie ehrlich waren und das wenige Negative aufgezeigt werden. Ich bin schon aufgeregt, wie unsere Reise im April wird. Ihnen noch viel Spaß mit Ihren weiteren Reisen.

Uta Urban
21.02.2010

Sehr stimmungsvoll und informativ. Ich plane gerade eine Reise in diese für mich bis dato unbekannte Region Frankreich. Ich bin auch Hobby-Reiseleiter und von Frankreich, speziell Paris begeistert

Gerd B.
11.02.2011